Nicht böse sein, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte in letzter Zeit sehr viel zu tun und irgendjemand hat meinen PC mit einem Viren-Fluch lahmgelegt - wenn ich den erwische ...

Da es auch jetzt sehr spät ist nur noch schnell meinen herzlichsten Dank an Persephone Lupin, Noel McKey, Angel1291, Mina, Wetterwachs, Sveni und G-T!! Beim nächsten Mal geh ich bestimmt wieder auf eure lieben reviews ein, doch erst mal das nächste Kap ...

14. Kapitel: Die dunkle Kammer

Den Zauberstab wie einen Degen nach vorne gerichtet, jeden Muskel angespannt, trat Ron über die Schwelle. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, denn auch draußen hatte es zu dämmern begonnen. Wie ein Kirchenschiff streckte sich die Eingangshalle vor ihm aus. Und rief eine ebensolche Ehrfurcht hervor. An der Wand am anderen Ende schickte eine einzelne Fackel zuckende Lichtreflexe über den Stein. Ein eindeutiges Anzeichen für die Anwesenheit anderer Individuen.

Ron verzichtete auf weiteres Licht aus seinem Zauberstab und tastete sich im Halbdunkel vorsichtig auf die rückwärtige Wand zu, in deren Mitte eine hohe Tür den Zutritt auf die dahinter liegenden Räume versperrte. Er drückte sich eng an dem feuchtkalten Stein entlang. Zwei oder dreimal durchbrach eine Öffnung die eintönige Gleichmäßigkeit der Mauern und gab eine dunkle Ahnung von weiteren Gängen frei. Doch Ron huschte vorüber, ebenso an dem breiten Treppenaufgang zu seiner Rechten oder den wuchtigen Säulen, die sich in der Schwärze über ihm verloren. Sie waren von seltsamen Verzierungen umwunden und im Vorbeigehen erkannte Ron, dass sie Schlangen darstellten, denen der flackernde Feuerschein eine groteske Lebendigkeit verlieh.

Er hielt auf die hohe schmale Tür zu. Er ahnte, was sich dahinter verbarg.

Doch als er sie vorsichtig, wie in Zeitlupe, öffnete, konnte er einen erstickten Überraschungsschrei nicht unterdrücken.

Denn dort, wo sich früher einmal unzählige Buchrücken aneinander gereiht hatten, war nur noch der nackte, rußgeschwärzte Stein zu sehen. Ein Leichentuch aus Staub und Asche bedeckte die verschmorten Überreste der Bücher und Pergamentrollen in der einstigen Bibliothek. Grabsteinen gleich, ragten die verkohlten Holzstümpfe der Vitrinen und Schränke in die dunkle Kälte. Durch die zerborstenen Fenster zog ein stetiger kalter Hauch.

In der Mitte war ein Feuerhaken wie ein Mahnmal in etwas gespießt, das wohl einmal ein imposanter Schreibtisch gewesen war.

Ron presste sich heftig atmend an die Wand in seinem Rücken. Sein Blick flackerte ebenso wie die auch hier zittrig tanzende Fackel zu seiner Linken.

Dann rührte sich etwas in ihm, erwachte aus seiner Starre ...

Erinnerungen hechteten durch seinen Kopf - er sah zwei Männer voreinander stehen, beide dunkelhaarig und hakennasig, sie verbreiteten eine Aura von Zorn und Hass. Sie nahm einem den Atem, wie die Hitze der züngelnden Flammen um sie herum.

„WAS HAST DU GETAN, DU WAHNSINNIGER?" schrie der ältere der beiden, während er gleichzeitig den Zauberstab hektisch über die lodernden Wellen schwang.

Der andere lächelte starr. Ron konnte eine unglaubliche Befriedigung tief in sich fühlen: Severus genoss seinen Triumph ...

Er hatte es getan ... er hatte seine Rache bekommen ... niemand würde ihn jemals wieder unterdrücken!

Rache ist nicht nur süß – sie wärmt auch, wie das Feuer. Endlich, nach so vielen Jahren fühlte er eine Leben spendende Wärme in seinem Körper. Endlich erwachte er aus einem nie enden wollenden Alptraum aus Hilflosigkeit, Einsamkeit und Schikane. Er fühlte sich stark. Beinahe allmächtig. Immer hatten die dunklen Kräfte in ihm geschlummert und Voldemort hatte sie schließlich frei gesetzt ...

„Ich hab nur die Kälte vertrieben ... ", antwortete er leise, beinahe sanft.

„DAS WIRST DU BÜßEN!" brüllte sein Vater zurück, doch war er gezwungen, seine unbändige Wut auf das Feuer zu konzentrieren und er fuhr fort, unablässig Flüche in die Flammen zu schleudern, wobei seine Augen ebenso brannten wie die kostbaren, unersetzlichen Niederschriften.

„Das wird dir nichts nützen .... Vater, ... ", er zermalmte das Wort zwischen den Zähnen, bevor er es ausspie, „Diese Flammen wirst du nicht beherrschen! Sie brennen so lange ich es will! Ich habe andere, mächtigere Lehrmeister als dich gefunden!"

„DU ... !"

„Ja, komm nur, ich habe keine Angst mehr!" Und er streckte ihm die weit geöffneten Arme entgegen, um seinen früheren Peiniger willkommen zu heißen, mit einem Lächeln, das aus der Tiefe des Hasses geboren wurde.

Sein Gegenüber erstarrte, die Spitze seines Zauberstabes zielte zwischen die Augen seines Sohnes. Er öffnete den Mund, als das laute Krachen eines zusammenstürzenden Bücherschrankes in seinem Rücken ihn herumfahren ließ.

Noch immer lächelnd bewegte sich Severus, langsam rückwärts gehend, auf den Ausgang zu und nahm das dargebotene Bild in sich auf, ja, brannte es in sein Gedächtnis ein: den Kampf seines Vaters gegen das Feuer, das alles verzehrte, was ihm je etwas bedeutet hatte, seine mittlerweile verzweifelten, ergebnislosen Bemühungen – und seine Hilflosigkeit ....

Ein heißes Glücksgefühl durchströmte Ron, als plötzlich andere Stimmen in sein Bewusstsein drangen. Reale Stimmen. Unvermittelt lösten sich die Bilder in seinem Kopf auf und sein Körper versteifte sich. Suchend sah er sich um. Im hinteren Teil der zur „Leichenhalle" avancierten Bibliothek entdeckte er eine weitere Tür. Mit ein paar schnellen Schritten hatte er sie erreicht und verschwand in der Dunkelheit dahinter. Gerade rechtzeitig, denn im selben Moment betraten zwei Menschen die Bibliothek. Ron hielt sein Ohr an die Tür gepresst und lauschte mit angehaltenem Atem.

„Du hast mir nicht alles erzählt, Lucius!" Ganz klar war der Vorwurf aus Narzissa Malfoys Stimme zu hören. Lucius, der sich nun zu ihr umdrehte, antwortete mit ausgewählter Freundlichkeit:

„Wie kommst du darauf, meine Liebe?"

Narzissa fuchtelte aufgeregt mit den Händen vor seinem Gesicht herum.

„Dauernd verbirgst du die Aufzeichnungen von Snape vor mir, tust so ... so .... geheimnisvoll!"

Lucius verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte sie an.

„Soviel detektivischen Spürsinn hätte ich dir gar nicht zugetraut, Narzissa. Doch sei getrost – du wirst alles erfahren, wenn es so weit ist!"

„Also geht es dir nicht nur um den Trank der Unverwundbarkeit? Und um deine Rache an Snape?"

Lucius schaukelte den Kopf überlegend hin und her. „Hm, sicher geht es mir darum. Doch vielleicht habe ich noch andere Möglichkeiten entdeckt. Doch genug jetzt! Bald geht der Mond auf. Dann wird es Zeit, den Blütensaft aufzufangen. Hier, bring die Tinte nach unten in den Keller! Wir wollen die Reaktionen unseres guten Severus in allen Einzelheiten festhalten ..."

„Lucius ..."

„Schweig jetzt und komm! Es ist bald soweit."

Erleichtert hörte Ron, wie sich die Schritte entfernten. So war Snape tatsächlich in Malfoys Händen. Hoffentlich war er nicht zu spät gekommen! Er legte die Hand um den Türgriff – doch dieser bewegte sich nicht. Heftig begann er zu rütteln. Vergebens. Mit leisem Fluch machte er einen Schritt rückwärts in die vollkommene Dunkelheit und hob den Zauberstab.

„Alohomora!"

Nichts geschah – er war eingeschlossen!

- - -

„Ron ist weg!"

Ohne jede Begrüßung, doch mit hörbarer Verzweiflung stieß Hermine, deren Kopf in den Kaminflammen ohne jede Vorwarnung erschienen war, die Worte hervor.

Harry war aufgrund ihres unerwarteten Auftauchens zusammengefahren und kniete sich nun eilig vor die Flammen seines Kamins.

„Was ist mit Ron?" fragte er sicherheitshalber noch einmal.

„Er ist weg", wiederholte Hermine eine Spur gereizter, doch war sie offenbar den Tränen nahe, denn sie blinzelte mehrmals. „Einfach so, ohne eine Nachricht. Er ist gar nicht erst ins Bett gekommen, er muss schon in der Nacht ... mein Gott, ich weiß nicht ... er hat nicht eine Andeutung gemacht..." Hermines Stimme brach ab und sie musste die Augen senken.

Nun endlich erkannte Harry den Ernst der Lage. Er hob beschwichtigend die Hand.

„Ganz ruhig, Hermine, ich bin sofort bei dir. Und dann erzählst du mir alles in Ruhe, okay?"

- - -

„Lumos", flüsterte Ron und ein schwaches Licht beleuchtete Bruchteile seiner Umgebung. Er befand sich in einem nicht mehr als acht Fuß breiten, fensterlosen Raum. Mehr eine Zelle. Und da war nichts. Kein Möbelstück, kein Leuchter – nichts bis auf den nackten Stein zu seinen Füßen und um ihn herum. Und diesem Stein entschlüpfte eine kriechende Kälte, die Ron augenblicklich erzittern ließ.

„Oh nein!", flüsterte er beklommen, nichts Gutes ahnend und die Mauern schienen die Worte aufzunehmen und in einem wilden Spiel einander zuzuwerfen, um ihn gleichzeitig zu verhöhnen.

Oh nein .... Oh nein ... Oh nein ... echoten sie zurück.

Und die Wände bekamen Gesichter, verzerrte Abbilder eines hakennasigen Mannes, dessen schwarze Augen sich tief in seinen Schädel bohrten, kaltes Lachen hallte in seinen Ohren wider, hundertfach zischelten die diabolischen Fratzen auf ihn ein.

Hast du Angst? wisperten sie.

Nein, nein, ich habe keine Angst ...

Oh, du hast Angst. Wir riechen deine Angst ...

Rons Zauberstab entglitt seinen kraftlosen Händen und seine Knie gaben nach. Ganz langsam rutschte er an der Tür entlang in die Hocke und presste die Hände auf die Ohren.

„Bitte ... aufhören", krächzte er.

- Dein Flehen nützt dir nichts. Du musst deine Lektionen lernen … -

- Warum hast du die Katze laufen lassen? So muss ich dich stattdessen einsperren. Und soll ich jetzt dir das Fell über die Ohren ziehen? Antworte mir! -

- Oh, sie tat dir Leid? Mitleid ist ein falsches Gefühl, Severus! Schau, ich habe auch kein Mitleid mit dir, obwohl deine Augen darum betteln, dich hier raus zu lassen ... -

- Manchmal bringt die Dunkelheit erstaunliche Klarheit in den Verstand, mein Sohn... -

- Eines Tages wirst du mir für diese Erfahrung dankbar sein. Denn wahre Größe zeigt sich erst in der Überwindung der Angst … -

- Niemand hört dein Jammern, spar dir den Atem … -

Zusammengekauert wie ein Kind hockte Ron in der eisigen Schwärze und hatte jegliche Kontrolle über sich verloren. Die vorhin verspürte warme Welle der Genugtuung und der Stärke war von den Dämonen dieser Kammer aus ihm herausgerissen worden und ließ ihn klein und schwach und ängstlich werden – ein so vertrautes Gefühl!

„Lass mich hier raus ... ", wisperte er und seine Augen wurden feucht, doch die Gespenster der Vergangenheit fuhren fort, ihre gnadenlosen Spiele mit ihm trieben, und so weinte er die Tränen eines anderen ...

- - -

Und während Snapes malträtierte Seele den Körper von Ronald Weasley in ein zusammengekauertes Häufchen Elend verwandelten, litt sein eigener Körper weiterhin unter der wenig pfleglichen Behandlung eines Lucius Malfoy in den Kellergewölben des alten Familiensitzes.

Und während der neue Hausherr mit glitzernden Augen die exakt abgemessene Menge Einhornblut in den dampfenden Kessel tröpfelte,

... während Bellatrix mit neugierigen Fingern die noch geschlossenen Blüten der Mondflammen in dem dickwandigen Glasbehälter streichelte und ihre Schwester mit verschränkten Armen böse Blicke zu ihrem Gatten hinüber schickte, Draco dagegen eher widerwillig die Satyrknochen zu feinem Pulver zerrieb ...

... während Luna die Vorbereitungen für die kommenden Stunden traf, die Vase mit der zauberhaften Mondflammenblume bereitstellte, daneben die Kerze...

.... während Harry die weinende Hermine in die Arme nahm und mit beruhigenden Worten auf sie einredete, aber gleichzeitig Rons starrsinnigen Alleingang verfluchte,

... während Mme Pomfrey ein ernstes Gespräch mit Minerva McGonagall führte und Professor Kernheim zum wiederholten Male uralte wissenschaftliche Studien wälzte

- während all das geschah, verbarg sich der Tag endgültig hinter den mittlerweile schneeverhangenen Schleiern der Abenddämmerung und der Mond schickte sich an, seine runde Blässe der Erde zuzuwenden ...

t.b.c.