---------
Klick. Morgane hatte noch nie so ein lautes Geräusch gehört. Sie hoffte nur das niemand es gehört hatte.
Mit erhobenen Zauberstab ging sie auf die Tür zu. Sie spürte die Kälte näher herankommen. Hoffnungslosigkeit umklammerte sie in ihrem totengleichen Griff. Die hand mit dem Stab sank nach unten. Warum sollte sie kämpfen, wenn es für sie keinen Weg von der Insel gab. Wie sollte sie hier fortkommen?
‚Dementoren.. Morgane.. reiß dich zusammen, dass sind nur die Dementoren, wehr sich dagegen', rief sie sich selbst Mut zu. Doch es fiel ihr immer schwerer den Arm zu haben und die Zellentür zu öffnen.
„Expecto Patronum", murmelte sie immer wieder vor sich her, als liefe sie Gefahr diese lebenswichtigen Worte zu vergessen. „Expecto Patronum."
Langsam zog sie die Tür ihrer Zelle auf und trat auf den Gang, welcher noch Kälter zu sein schien als die kleine Zelle. Wachsam sah sie sich um. Sie spürte sie, aber sie sah keinen. Wo waren die Dementoren.
Als hätte er die Frage gehört glitt einer von ihnen auf Morgane zu. Ihr Atem stockte, gefror in der eisigen Luft. Doch ihre Hand hob sich wie von selbst. Die Spitze des Zauberstabes auf den Dementor deutend.
„Ex... expecto Patronum", stammelte sie und erreichte nur ein paar wenige Funken. Die den Dementor nur ein paar Sekunde innehielten.
‚Du wirst die Sonne wieder sehen wenn du hier rausbist. Du siehst Keevon wieder'
Ihre schmale Gestalt straffte sich, versuchte diesen Gedanken zu halten, ihn auszuweiten. Doch der näherrückende Dementor wollte ihr dies nicht erleichtern.
„EXPECTO PATRONUM"Diesmal schrie sie den Spruch geradezu heraus, als würde dies die Wirkung verstärken. Es schien zu wirken. Etwas schien sich zu festigen, ein Tier, eher ein Fabelwesen, klein aber wendig, zierlich und doch schwer zu besiegen. Ohne scheu flog es wie die Kugel einer Pistole auf den Dementor zu. Ließ ihn zurückweichen und verschaffte Morgane die Atempause die sie brauchte.
Noch war kein weiterer Dementor zu sehen, aber sie wusste das ihr Glück nicht lange anhalten würde und was sollte eine Fee schon viel gegen Dementoren ausrichten. Sie meinte sich wage daran zu erinnern, dass der Ausgang in die entgegengesetzte Richtung dessen lag, wo der Dementor hingeflüchtet war.
‚Also nichts wie raus hier, Morgane' Doch wieder zögerte sie. Was wenn noch mehr von ihren Leuten hier wären. Sie konnte sie kaum hier lassen.
‚Sicher kannst du sie hier lassen, sie würden dich auch zurücklassen', mischte sich ihre innere Stimme wieder ein, doch Morgane schüttelte den Kopf. Wenn sie so feige war ihre Kollegen im Stich zu lassen, war sie zum Auror wahrlich nicht geeignet.
---------
Sie hatte am Ende des Flurs begonnen zu suchen, dort wo der Dementor verschwunden war. Dort wo er auch wieder auftauchen würde, wenn er wiederkam. Doch die ersten 5 Zellen waren leer.
Was hatten sie doch gleich gesagt, sie wäre die Letzte gewesen, die sie gefangen hätten. Dann müsste ihre Zelle auch die Letzte gewesen sein, die man besetzt hatte. Und was wäre, wenn man sie in andere Zellentrakte gesteckt hatte? Darüber wollte sie gar nicht nachdenken.
Weiterhin sah sie in jeder Zelle nach bis sie zurück zu ihrer eigenen kam, welche im letzten drittel des hinteren Flures lag. Es lagen noch genug Zellen vor ihr, also kein Grund die Hoffnung aufzugeben.
Aber was wäre wenn sie die Einzige war die überlebt hatte. Nur warum sollte man die jenige die sich am meisten wehrte am Leben lassen und die anderen nicht, umgekehrt wäre es logischer.
„Hör auf zu denken, such lieber", weiß sie sich leise zurecht, was in der Stille genauso gut ein Schrei hätte sein können.
Sie öffnete die nächste Zelle mit Hilfe ihres Zauberstabes ohne noch wirklich daran zu glauben jemanden zu finden. Sie zog die Tür auf. Ihre Atme stockte, als sie endlich das fand wonach sie gesucht hatte.
„Majorie"Mit einem Satz war sie in der Zelle. Die junge Hexe sah nicht viel besser aus als sie selbst, auch sie trug nur ein Nachthemd, einen Umhang und Schuhe. Sie schüttelte ihre Mitschülerin hart und bekam sie erst mit ein paar Ohrfeigen dazu sie anzusehen. „Steh auf, hier kannst du nicht bleiben. Hast du deinen Zauberstab."
Die junge Frau sah sie verständnislos an.
„Morgane, was machen wir hier? Wo sind wir?"
„Azkaban und nun such endlich deinen Zauberstab", fuhr sie sie an. Es tat ihr fast leid Majorie so zurecht zuweisen, aber was sollte sie machen. Die Dementoren konnten jeden Moment zurück kommen. „Du muss mir helfen die andere zu befreien."
Majorie nickte schwach und Morgane hoffte wirklich, dass sie ein einfaches Alohomora noch hinbekommen würde.
Nachdem diese auch ihren Zauberstab gefunden hatte, zog Morgane sie aus der Zelle hinaus. Immer noch kein Dementor in Sicht.
‚Das gefällt mir nicht, so lange lassen sie doch bestimmt nicht auf sich warten. So ein lächerlicher Patronus hält sie in ihren eigenen Gefilden kaum lange zurück.'
„Reiß dich zusammen und warn mich wenn ein Dementor kommt", zischte Morgane ihr zu, als Majorie kläglich daran scheiterte die Tür aufzuzaubern. Aber immerhin hatte es Morgane einen Funken Hoffnung zurückgeben jemanden zufinden, etwas desorientiert vielleicht, aber lebendig und wohlauf.
---------
Die nächsten beiden Zellen waren leer, erst in der dritten fand sie wieder einen Zauberer. Zum Glück schien er es besser weggesteckt zu haben als Majorie und merkwürdigerweise trug auch er seinen Zauberstab.
„Einen Fehler glaub ich ja noch, zwei vielleicht auch, aber dreimal hintereinander ist zuviel Zufall."Sie sah sich auf dem Flur um. „Jemand will das wir entkommen."
Morgane wollte sich gerade der nächsten Tür zuwenden, als Majorie anfing wie am Spieß zu schreien. Morgane fuhr herum, den Zauberstab in die Höhe gerissen. Dementoren. Majorie rannte schreiend in die entgegengesetzte Richtung davon, der junge Mann folgte ihr.
„Bleibt hier, ihr wisst nicht was Euch da erwartet", schrie sie ihnen nach, ungläubig hinter den beiden herblickend. Wollten die sich denn umbringen? Zusammen waren ihre Chancen um das hundertfache, wahrscheinlich sogar tausendfache Höher. Stattdessen rannten sie Kopf blind davon und ließen alle anderen im Stich.
Zitternd deutet Morgane ihren Zauberstab wieder auf die Dementoren, zwei waren es diesmal. Eiseskälte umklammerte sie und ein positiver Gedanke viel ihr umso schwerer nachdem sie von den anderen beiden im Stich gelassen worden war. Aber es half nichts, sie musste kämpfen, wenn sie hier bei Verstand wieder rauswollte.
„Expecto Patronum", rief sie. Ihre Stimme klang diesmal zittriger als beim ersten mal, obwohl sie da schwächer gewesen war. Keine Fee erschien dieses mal, der Zauber wurde nicht körperlich, nur Silbriger Nebel hüllte die Dementoren ein. Aber es reichte aus, sie zurückweichen zu lassen und gab Morgane die Chance eine weitere Tür zu öffnen. Ihr Blick fiel nur kurz hinein und auf den Bewohner, der sie erstaunlich wach ansah, im Gegensatz zu den beiden anderen die sie zuvor befreit hatte.
Schnell sah sie wieder zu den Dementoren, es hatte sie nicht lange aufgehalten. Doch der Anblick eines nicht vollkommen um den Verstand gebrachten Zauberers hatte ihr neue Hoffnung gegeben.
„Expecto Patronum", wiederholte sie fester und erzeugte erneut die Fee. Endlich war der Patronus stark genug die Dementoren zurückweichen zu lassen. Sie drehte sich zur Zelle.
„Komm, ich weiß nicht wie lange es sie aufhält", forderte sie ihn barsch auf. „Danke, Morgane."
Dieses Stimme... Morgane blieb stocksteif stehen, die Kälte, die Angst, sogar die Dementoren waren vergessen in diesem Moment. Sie kannte diese Stimme. Sie kannte sie gut, so gut dass...
„Keevon?", keuchte sie und murmelt ein hastiges. „Lumos."
Ihr Zauberstab erhellte einen Teil des Flures und die Zelle und auch die Person die im Schatten gestanden hatte.
„Aber.. was.. machst du hier.. ich.. ich dachte du.. du wärst im Ministerium...", stotterte sie total untypisch.
„Gregorius meinte ich verliere dich, wenn ich nicht zu den Auroren gehe. Und was ich hier mache weiß ich nicht", murmelte er seufzend. „Ich weiß nicht mal genau wo ich bin. Aber Dementoren.. Azkaban oder?"
Morgane fand sich endlich wieder in die Gegenwart gerissen.
„Ja, Azkaban. Und ich weiß nur das wir hier fort müssen, ehe sie zu noch mehr kommen. Aber ich muss erst die anderen befreien."Sie sah ihn an, kühl wie immer. Doch hatte Keevons Anblick an einem Ort wo sie ihn an wenigsten erwartet hatte , ihr den Mut zurückgegeben der ihr vorher gefehlt hatte. „Hilfst du mir?"
Die Frage mochte dumm klingen, aber nachdem was sie mit den beiden anderen erlebt hatte, war sie das ganz und gar nicht. Sie liebte Keevon, aber sie wusste nicht wie er sich in einer solchen Situation verhalten würde. Beide hatten ihre Ausbildung woanders erhalten, keiner wusste wie der andere agierte.
„Sicher helfe ich dir."Sein Blick schweifte über den Gang. „Wo warst du schon?"
Morgane deutet in die Richtung aus der die Dementoren kamen und verschwunden waren. Keevon nickt und ging zur nächsten Zelle, welche wieder leer war.
„Weiter", murmelte Morgane und eine Frage entwich ihr, die sie eigentlich noch gar nicht hatte stellen wollen. „Warum hast du dich nicht selbst befreit?"
Keevon entriegelte die nächste Tür zu einer erneut leeren Zelle ehe er antwortete.
„Weil ich mich fast aufgegeben hatte, ich habe den Dementoren nicht lange wiederstehen können, nachdem sie Stundenlang vor meiner Tür gestanden haben. Erst als ich deine Stimme hörte, hatte ich den Mut mich wiederzufinden", murmelte er leicht beschämt, als wäre es eine Schande nicht stark genug zu sein um allein zu bestehen.
„Ich glaub ich war zu lange ohnmächtig, als das ich so stark aufzugeben bereit war", seufzte sie und ging mit Keevon zusammen die Zellen durch. Aber auch diese waren leer.
„Glaubst du es ist noch jemand hier?"Es klang fast resignierend.
„Wir kontrollieren alle Zellen durch, ich gebe nicht auf."
---------
Sorgfältig kontrollierten sie jede Zelle, doch bis auf zwei ihnen unbekannte fanden sie niemanden mehr. Morgane sah sich unwohl um, sie hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. „Wie viele Zellen noch Keevon?"
„Vielleicht noch sechs oder sieben, wieso fragst du?"
Die beiden anderen sahen sich nervös an, einzig die ruhige Ausstrahlung der anderen hatte sie davor bewahrt in Panik auszubrechen.
„Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Etwas schleicht sich bei mir ein, es wird kälter, fühlst du es?"
Keevon war die ganze Zeit zu geschäftig gewesen, er hatte sich ganz auf Morganes Wachsamkeit verlassen, die ihn nicht im Stich ließ. Auch er spürte die Kälte in sich hoch kriechen.
„Dementoren"
Morgane nickte und umklammerte ihren Zauberstab fester.
„Schnell, durchsuche die letzten Zelle, ich versuche sie solange zurückzuhalten."
Keevon wollte ihr noch sagen das es Wahnsinn sei, aber er wusste das sie recht hatte. Er musste sich beeilen.
„Helft ihr", zischte er den beiden anderen zu, welche absolut unschlüssig herumstanden. Morgane wartete, angespannt, jeden schönen Gedanken sammelnd den sie noch in sich trug, aber es waren nicht mehr allzu viele.
Dann kamen sie. Fünf oder sechs von ihnen kamen den Gang hinunter, langsam, bedrohlich. Um sie herum wurde es dunkel und es war so kalt, dass selbst die Hölle gefrieren würde. „Keevon, mach schneller"Ihre Stimme war kaum lauter als ein Wispern, doch er hörte sie. Die beiden anderen wichen zurück. Wozu hatten die eigentlich ihre Ausbildung gemacht, wenn sie vor ein paar Dementoren die Flucht ergriffen.
„Expecto Patronum"Die Worte kamen leicht über ihre Lippen, doch die Hoffnung die noch dahinter steckte schwand. Ein bisschen silbriger Nebel der eine Wand zwischen ihnen bildete, aber nicht genug um sie lange aufzuhalten. „KEEVON BEEIL DICH."
Der Nebel schwand langsam, noch hielt er die Dementoren auf Abstand, aber wie lange wusste sie nicht.
„Gleich durch", er klang erschöpft, genauso müde wie sie sich fühlte.
Dann war der Nebel entgültig verschwunden und die Dementoren kamen wieder näher heran. Sie hörte Füße davon rennen, weg vor den Dementoren.
„Keevon? Bist du noch da?"Wenn er auch weg war, hätte sie keine Kraft mehr für einen Patronus. Trotzdem hielt sie den Zauberstab erhoben, langsam zurückweichend.
„Hinter dir"Seine Stimme brachte trotz der Kälte, die sie umgab einen leichten Hoffnungsschimmer. „Niemand mehr hier."
„Dann lass uns verschwinden."Die Dementoren rückten immer näher, noch ein letzter vernünftiger Patronus und sie hätten die Chance zu fliehen. „Expecto Patronum"
Wieder gelang ihr kein körperlicher Patronus, nur ein Strahl der durch die Dementoren zuckte. Sie hörte Keevon wie er ebenfalls einen Sprach, doch auch er bewirkte nicht viel mehr.
Rückwärts wichen sie vor den Dementoren zurück, sie aus den Augen zu lassen wäre fatal. „So schnell sind wir nicht ihnen ohne einen vernünftigen Patronus zu entkommen."
Keevons Stimme klang recht hoffnungslos und Morgane nickte. Sie hatten verloren. Endgültig.
---------
„Fällt dir etwas ein", murmelte Morgane leise. Keevon brummte nur. „Was meinst du?"
„Beim nächsten Mal retten wir niemanden mehr, die laufen eh nur weg und lassen uns im Stich", schnaubte er.
Ihren Zauberstab auf die Dementoren gerichtet blieb sie stehen.
„Du glaubst doch wohl selbst nicht was du sagst"Wenn sie sich nicht so trostlos gefühlt hätte, hätte sei beinahe gelacht. Sie standen hier auf verlorenen Posten, vor ihnen fünf Dementoren und waren hier am rumalbern. Es war sowieso schon merkwürdig woher sie die Kraft dazu Namen. Vielleicht so eine Art Aurorenhumor.
„Wir könnten es schaffen..", selbst in ihren Ohren klang es nicht gerade überzeugt. Doch Keevon nickt und trat an ihre Seite.
„Expecto...", begannen beide fast gleichzeitig. Morgane konnte fast spüren wie die Dementoren die verrotteten Finger aus sie legten, doch noch waren sie weit davon entfernt, falls man die wenigen Meter als weit trennte. „Ich kann nicht."
„Reiß dich zusammen, Morgane", zischte Keevon mehr automatisch, er war ebenso bereit aufzugeben.
Sie waren übermüdet, hungrig, seit Stunden dem Einfluss der Dementoren ausgesetzt, jeder einzelne positive Gedanke den sie noch hatten festhalten können schwand langsam aber sicher aus ihrem Griff. Finsternis drohte sie zu umschließen.
Morganes Hand sank langsam, der Einfluss fünf Dementoren war nach all dieser vergeblichen Anstrengung einfach zu stark und Keevon neben ihr schien aus zu resignieren. Bald hätten sie sie, dann wäre es vorbei... Keine Chance... Noch ein Meter... zwei... Gleich...
„EXPECTO PATRONUM", gellte es durch den düsteren Gang und die Dementoren wichen angesichts des starken Patronus zurück. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann waren sie verschwunden.
Morgane sah überrascht zu Keevon hinüber, hatte er noch einen so starken Patronus ausführen können. Doch der schaute genauso verblüfft zurück. Morgane fuhr auf dem Absatz herum und blickte ins Antlitz von drei Menschen, zwei Männern und einer Frau. Sie wirkten ausgeschlafen und waren auch angemessener bekleidet als sie selbst, ihre Zauberstäbe auf den dunklen Gang gerichtet.
„Kommt mit ehe die Dementoren wieder kommen, wir hatten für einen Moment wirklich die Kontrolle über sie verloren"Es war die Frau die gesprochen hatte und sie nun musterte. „Außerdem brauchen sie beide definitiv etwas wärmeres zum Anziehen. Ich denke wir können Azkaban binnen einer halben Stunde verlassen."
Azkaban verlassen? Morgane hatte in ihrem Leben noch keinen besseren Vorschlag gehört. Sie folgte der Frau umgehend, aber nicht ohne sich zu vergewissern, dass Keevon auch mitkam.
Pe: Du findest Morgane sympathisch.... mhm dabei kann die ganz schön eklig werden, wenn sie will. Ok, bisher war sie lieb
Carys: Schnell genug.. nun sind wir schon bei 3 ;)
