Kapitel 2 die Unterhose des 18ten Jahrhunderts

Ausgeschlafen streckte ich mich in meinem Bett aus. So gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. „Was für ein Traum, ich und in Mittelerde, ja klar! Und daran ist nur dieses komische Buch schuld." Ich öffnete meine Augen und hielt die Luft an. Oh mein Gott, wo war ich hier??? Ich lag in einem großen Bett, das mit so vielen schönen Verzierungen und Schnitzereien versehen war, das ich gar nicht wusste, wo ich zuerst hinschauen sollte.

Und dann erst das Zimmer. Es war nicht sehr groß, aber mit hoher Decke und vor dem Fußende des Bettes waren drei große Torbögen, die auf einen Balkon hinaus führten. Es gab keine Fenster, aber es hingen seidigschimmernde Vorhänge an den Bögen und auch an den Wänden. Links an der Wand stand ein großer Schrank und daneben ein Schreibtisch mir zwei Stühlen. Auf dem Schreibtisch stand ein großer, ovaler Siegel. Auf der rechten Seiten waren zwei Türen. Die direkt neben meinem Bett führte in ein Bad. Sie stand weit offen und ich konnte einen Waschtisch erkennen.

Die andere Tür öffnete sich und einen Elbin kam herein. „Oh, Ihr seid erwacht. Das wird alle freuen, zu hören, das es Euch wieder gut geht. Lord Elrond wird gleich noch einmal nach Euch sehen. Dann dürft Ihr auch wieder aufstehen. Ich werde schon mal ein Kleid für Euch heraussuchen."

„Wo bin ich? Wer bist du? Was mache ich hier in diesem Bett ?"

„Ihr seid in Bruchtal, Lady Melian. Und ich bin Eure Dienerin, Ilianoth." Sie sah mich mit freundlichen Augen an. „Ihr seid nach Eurem Ausritt bewusstlos von Pferd gestürzt." Das stimmte ja wohl nicht ganz. Immerhin war ich noch allein vom Pferd herunter gekommen.

„Ihr habt zwei ganze Tage geschlafen. Wir machten uns große Sorgen um Euch. Aber Lord Elrond sagte, das Ihr von alldem nur erschöpft ward, und Ruhe brauchtet." Von alldem erschöpft? Häh, was meinte sie damit? Sie kam näher ans Bett und grinste mich verlegen an.

„Prinz Legolas hat sich laufend nach Eurem Befinden erkundigt und ist oft hier gewesen. Er wollte alles genau von mir wissen. Er hat auch einmal an Eurem Bett gesessen und Eure Hand gehalten. Verzeiht mir bitte, ich konnte ihn nicht davon abhalten". Schlagartig durchzuckte etwas meinen Körper und ich fasste mir an die Ohren. „Ach du heilige Maria, sie sind spitz!"

„Wie bitte?" Fragend sah sie mich an. „Oh, äh, ist schon gut, ich hab ja eh nichts mitbekommen, da gibt's auch nichts zu verzeihen." Sie lächelte mich erleichtert an und drehte sich in Richtung Tür. „Ich werde jetzt Lord Elrond über Euer Erwachen informieren."

„Du kommst aber wieder, Ilianoth?" Die konnte mich doch nicht hier so einfach alleine lassen. Ich wusste zwar jetzt das ich in Bruchtal gelandet zu sein schien. Aber die hielten mich hier alle für eine Elbin, damit kam ich nicht so ganz klar. Und was hatte das mit Legolas auf sich? War das etwa wirklich der Legolas? Der aus dem Düsterwald?

„Ich werde Euch natürlich beim Ankleiden behilflich sein. Sobald Lord Elrond Euch untersucht hat, werde ich Euch warmes Wasser bringen, damit Ihr Euch frisch machen könnt". Also, anziehen konnte ich mich wirklich noch allein. Was dachte die den von mir? Und eine Wasserleitung schienen die hier auch nicht zu haben. Na toll, hatten die hier wenigstens ein anständiges Klo? Ich ging lieber mal nachsehen.

Ich wollte gerade aus dem Bett steigen, als die Tür aufging. „Melian, es freut mich, zu hören, das es Euch besser geht." Schnell schlüpfe ich mit meinen nackten Beinen wieder unter die warme Decke.

„Ihr seht erfrischt und gut erholt aus. Es tut mir leid, ich hätte Euch nicht so viel in Anspruch nehmen sollen. Ich habe Euch wohl ein wenig zu viel zu gemutet. Ich werde Euch in den nächsten Tagen mehr Freizeit lassen, wir sind ja recht weit gekommen, da kann eine Pause nicht schaden."

Er lächelte mich freundlich an und legte seine Hand auf meinen Kopf. Ok, das war jetzt also Elrond. Wow, der sah ja echt Klasse aus. So kühl und majestätisch, aber doch freundlich und mir irgendwie sehr vertraut. Ganz so, wie ich ihn mir immer vorgestellt hatte. Und wir hatten also an irgend etwas gearbeitet. Wenn ich jetzt nur noch rausbekommen könnte, was das war.

„Darf ich wieder aufstehen?" Mehr war mir in diesem Moment nicht eingefallen. Ich hätte zwar fragen können, an was wir gearbeitet hatten, aber irgendwie fand ich es besser, nicht gleich mir der Sprache rauszurücken. Die mussten ja nicht gleich alle mitkriegen, das ich nicht die geringste Ahnung hatte, was ich hier machte.

„Aber natürlich. Ich empfehle Euch, nachdem Ihr etwas zu Euch genommen habt, einen Spaziergang zu machen. Aber bitte, reitet nicht gleich wieder, Ihr solltet Euch noch etwas schonen. Ich werde Prinz Legolas rufen lassen, damit er Euch begleiten kann. Das ist Euch doch sicher recht?"

Wie? Was? Legolas, mir recht? Dann musste ich den ja wohl wirklich kennen, und wohl auch näher, als es mir im Moment lieb war. „Danke, ich werde mich jetzt etwas frisch machen gehen".

Er nickte freundlich und ging in Richtung Tür. Diese ging im selben Moment auf und Ilianoth kam mit einem großen Krug Wasser herein und verschwand damit im Bad. In der halb geöffneten Zimmertür blieb Elrond stehen und redete mit jemandem.

„Ihr könnt jetzt noch nicht zu ihr. Sie macht sich frisch und muss erst einmal etwas essen. Ich habe ihr gesagt, das Ihr sie auf ihrem Spaziergang begleiten werdet. Sie sollte auf keinen Fall ohne Begleitung sein. Sie scheint mir noch nicht wieder bei vollen Kräften zu sein. Gebt gut acht auf sie, Legolas!"

„Das werde ich. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen!"

„Ja, da bin ich mir sicher, das werdet Ihr." Einen kurzen Moment lang war stille. „ Doch drängt sie nicht. Ich bin mir sicher, das sie Eure Zuneigung erwidert, aber lasst Ihr Zeit. Auch wenn es Euch schwer fällt, Prinz Leoglas!"

Dann gingen sie beide von der Tür weg und ich konnte nur noch kurz ihre Schritte hören. Legolas und ich? Wie sollte das denn funktionieren? Halloooo...., spinnten die? Ich kante den Typen doch gar nicht! Langsam fing es wieder an, sich in meinem Kopf zu drehen.

„Das Bad ist jetzt bereitet. Ich habe Euch Euren Morgenmantel daneben gelegt. Ich werde mich jetzt um Euer Essen kümmern. Danach werde ich Euch beim Ankleiden helfen"

Ein heißes Bad war genau das, was ich jetzt brauchte. Als Ilianoth aus dem Zimmer verschwunden war, huschte ich in das Badezimmer und ließ mich in der Badewanne nieder. Wie hatte Ilianoth diese riesige Wanne mit nur einem Krug Wasser so voll bekommen? Und dann auch noch so schön angenehm warm? Das war echt herrlich.

Wenn ich wieder zuhause war, würde ich mir in meinem Badezimmer auch eine solche Wanne einbauen lassen. Ich musste seufzen. Wieder zu hause. Ich war jetzt scheinbar schon 3 Tage hier und ich wusste noch nicht einmal, wie ich hier hergekommen war. Wie sollte ich denn je wieder nach hause kommen? Sicher vermisste man mich schon...

Als das Wasser langsam kälter wurde, stieg ich aus der Wanne. Ich merkte, das ich eigentlich fast am verhungern war und fragte mich, ob Ilianoth schon mit was zu Essen da war. Ich zog mir den Morgenmantel über und ging wieder in mein Zimmer. Ich sah, wie Ilianoth gerade von einem Tablett einige Teller auf einen Tisch draußen auf den Balkon stellte. Als sie mich erblickte, kam sie sofort freundlich lächelnd auf mich zu.

„Ich habe Euch schon alles bereitgelegt." Sie deutete auf das Bett.

Da lagen doch tatsächlich so eine lange Unterhose und ein Leibchen, was man früher im 18ten oder 19ten Jahrhundert getragen hatte. Das sollte ich anziehen? Daneben lag ein schlichtes blaues Kleid mit weniger Stickerein, als bei dem, was ich zuletzt anhatte. Es hatte lange Ärmel und war vorne, von der Taille an aufwärts, mit vielen Bändern zu schnüren.

Jetzt war ich froh, das Ilianoth mir helfend zur Hand ging, das hätte ich nie allein angezogen und geschnürt bekommen. Sie dirigierte mich noch zu dem Schreibtisch und zog mir einen Stuhl heran. Bereitwillig nahm ich Platz. Sie zog eine Schublade auf und holte einen Kamm und einige kleinere Spangen heraus. Während sie mir das Haar kämmte, betrachtete ich mich im Spiegel.

‚Jetzt sieh dich an, du siehst aus wie eine Elbin, du bist in Bruchtal und du scheinst nicht zu träumen. Was war bloß geschehen? War das wirklich dieses Buch? Und was hatte der alte Mann vom Flohmarkt damit zu tun?' Fragen über Fragen, aber keine Antworten. Ich sah durch den Spiegel in Ilianoths Gesicht. „Wenn ich dir etwas erzähle, dann behältst du das doch für dich, oder?"

„Aber natürlich. Ich bin doch schon seit Eurer Geburt an Eurer Seite, und nie habe ich Euer Vertrauen hintergangen." Sagte sie ein wenig entrüstet. „Ja, und genau das ist es ja." Erschrocken blickte sie hoch und sah mich durch den Spiegel an. „Ich verstehe Euch nicht?"

„Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Alles was ich weiß, ist, das ich mit dem Pferd durch den Wald geritten kam. Alles, was davor war, das weiß ich nicht mehr." Sie sah mich lächelnd an.

„Das kommt alles wieder. Jetzt esst erst einmal etwas und dann lasst Euch von Prinz Legolas durch den Wald führen. Da wird Eure Erinnerung sicher schnell wiederkehren."

Sie legte den Kamm wieder in die Schublade und ging in Richtung Balkon.

Na toll, die glaubte mir noch nicht einmal. Was sollte ich denn jetzt machen, wenn die alles auf den Schwächeanfall schoben? Aber vielleicht hatte sie recht. Ich würde etwas essen und dann sah ich mich hier erst mal in Ruhe um, vielleicht half mir das ja auf die Sprünge. Unweigerlich musste ich an Legolas denken. Ob er wirklich so gut aussah, wie er im Buch beschrieben und im Film gezeigt wurde?