Gehetzt wie ein wildes Tier auf der Flucht kam ich mir vor. Ich sah schon den Lichtschein der Fackeln, als ich mit dem Kleid an einem Ast hängen blieb. Ich stolperte und fiel auf den harten Waldboden. Ich schürfte mir die Hände und Knie auf, so das es blutete. Beim Aufstehen zerriss ich mir das Oberkleid. Ich hörte den Karren immer näher kommen. Ich mußte mich beeilen, um nicht von Toral und den beiden Elben gesehen zu werden. Gerade noch rechzeitig schaffte ich es ins Haus zu laufen. In diesem Teil des Hauses war ich noch nie gewesen. Ich rannte orientierungslos durch die Flure und Räume, bis ich schließlich auf Ilianoth stieß. Sie erschrak so sehr als sie mich sah, das sie wie versteinert vor mir stand und kein Ton sagte. Völlig außer Atem konnte auch ich keine klaren Sätze sagen.
„Schnell..., zu Elrond..., ich..., der Händler..."
„Was ist Euch passiert, Ihr seid verletzt."
„Unwichtig, zum Festsaal, zeig mir den Weg, schnell!"
„Ja, natürlich, kommt."
Ich war schon auf dem richtigen Weg gewesen, wir brauchten nur noch durch ein paar Räume und waren schon auf dem Flur angelangt, der zum Saal führte. Auf dem Flur kam uns Niniél entgegen. Wie mir Ilianoth gesagt hatte, waren schon alle auf der Suche nach mir, nachdem ich nicht mehr in den Saal zurückgekehrt war.
„Bei den Valar, was ist den mit dir passiert? Wo warst du, man sucht dich überall."
„Ich weiß. Niniél, wo sind Elrond und Legolas?"
„Sie haben sich gerade auf den Weg zu deinem Zimmer gemacht."
Sofort rannte ich weiter zu meinem Zimmer. Als ich ankam, standen sie beide auf der Terrasse. Legolas war dabei die Terrasse über die kleine Treppe zu verlassen.
„Melian, Liebste, da bist du ja. Wir haben..."
Er stockte und erschrak, als ich auf die Terrasse heraustrat. Ich war es nicht gewohnt, soviel auf einmal zu laufen. Meine Kräfte verließen mich, und ich sank zu Boden. Legolas reagierte schnell und fing mich auf. Ich rang nach Luft, ich mußte mich erst einmal wieder beruhigen.
„Lady Melian, was ist Euch geschehen? Seid Ihr angegriffen worden? Wer hat Euch das angetan?"
Ich schloß kurz die Augen und holte tief Luft.
„Ich bin nicht angegriffen worden. Lord Elrond, der Händler aus meiner Vision, er ist hier. Er ist bei den Stallungen. Die Wachen habe ihm erlaubt, dort sein Nachtlager aufzuschlagen."
In diesem Moment kam auch schon die Wache, um Elrond von dem Gast zu informieren. Sie berichtete, das Toral hinter den Stallungen den Karren abgestellt hatte und sich in einer Box im Stall niederließ. Elrond überlegte kurz, sah zu mir herunter und wandte sich dann wieder an die Wache.
„Ihr werdet ihn bewachen. Ich dulde es nicht, das er sich hier in Bruchtal frei bewegt. Er wird den Stall nicht ohne meine Erlaubnis verlassen. Sollte er sich gegen meine Anordnungen wiedersetzen, ist er sofort festzunehmen."
Die Wache schaute etwas erstaunt, nickte aber dann und verschwand wieder von der Terrasse.
Ich schmiegte mich an Legolas und schloss die Augen. Meine Vision hatte sich bewahrheitet. Er hatte mich gefunden. Aber wie konnte er mich finden. Und warum schon jetzt, in meiner Vision war ich schwanger, als er mir begegnete.
Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und zitterte am ganzen Körper. Meine Knie und Hände bluteten und schmerzten stark. Legolas fasste mir unter die Beine, hob mich hoch und trug mich ins Zimmer. Ilianoth hatte inzwischen eine Schüssel mit klarem Wasser und etwas zum verbinden der Wunden gebracht. Auch Niniél stand zusammen mit Haldir im Zimmer. Er stand hinter ihr und hatte seine Hände auf ihre Schultern gelegt. Besorgnis war in ihren Gesichtern zu sehen. Verängstigt schaute Niniél zu Elrond.
„Was ist mit ihr passiert? Warum ist sie verletzt?"
„Ich werde es euch später erklären. Ihr solltet jetzt gehen, Sie braucht erst einmal Ruhe."
Sie verließen zusammen mit Elrond das Zimmer. Legolas setzte mich behutsam auf dem Bett ab. Mit Ilianoths Hilfe zog ich mir das zerrissene Kleid aus und sie begann, mir die Wunden auszuwaschen. Etwas unbeholfen stand Legolas vor dem Bett und wusste nicht recht, was er tun sollte. Ich war fast unbekleidet, was ihm in diesem Moment nicht sehr angenehm war. Ich sah in seinen Augen, wie er innerlich mit sich kämpfte, nicht loszulaufen und Toral den Orks zum Fraße vorzuwerfen.
„Geh nicht zu ihm, Legolas. Er hat mich nicht gesehen, und dich sollte er vorerst auch nicht zu Gesicht bekommen."
Er biss sich auf die Unterlippe und ballte seine Hände.
„Bitte bleib bei mir. Versprich mir, das du nicht zu ihm gehst."
Ilianoth hatte inzwischen die Wunden verbunden und brachte die Schüssel ins Bad. Legolas setzte sich neben mich auf das Bett und nahm mich vorsichtig bei den Händen.
„Ich werde nicht zu ihm gehen, ich verspreche es dir. Ich werde bei dir bleiben und deinen Schlaf bewachen."
Ilianoth verließ schweigend das Zimmer. Legolas stand auf und löschte das Licht der Kerzen. Ich rückte weiter aufs Bett und schlug die Decke zurück.
„Kommst du zu mir?"
Ich legte meine Hand auf die freie Stelle neben mir. Er zog seine Stiefel aus und kam zu mir ins Bett. Ich schmiegte mich an ihn und legte meinen Kopf auf seine Brust. Er deckte mich zu und lehnte sich in die Kissen. Zärtlich strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsst mich auf den Kopf. Und so schlief ich in seinen Armen ein.
Den ersten Teil der Nacht blieb mein Schlaf traumlos. Ich erwachte, als es noch dunkel draußen war. Ich war im Schlaf tiefer gerutscht und lag mit meinem Kopf auf Legolas Bauch. Ich ließ die Augen geschlossen und lauscht seinen gleichmäßigen, tiefen Atemzügen. Er hatte sich, nachdem ich eingeschlafen war, die Tunika ausgezogen. Es war ein wunderbares Gefühl, seine nackte Haut an meinem Gesicht zu spüren, seinen Duft einzuatmen. Ich strich sanft mit den Fingern an seiner Seite entlang bis zum Hosenbund. Er rührte sich nicht, doch an seiner Gänsehaut sah ich, das er auch wach war. Ich hob meinen Kopf und sah zu ihm hoch. Er hatte die Augen geschlossen und den Kopf seitlich an die Kissen gelehnt. Ich stützte mich auf die Ellenbogen und beobachtete, wie sein Oberkörper sich bei jedem Atemzug hob und senkte. Ich mußte lächeln, als ich daran dachte, das ich ihn eigentlich erst ein paar Tage kannte. Aber ich fühlte ein tiefes Gefühl in mir, das mir sagte, das ich mich richtig entschieden hatte. Er war mir so vertraut, als ob ich ihn schon ewig kannte. Ich fuhr mit den Fingern über seine Brust und bedeckte seine Haut zärtlich mit kleinen Küssen. Ich wanderte vom Bauchnabel immer höher. Eine Strähne meiner Haare fiel mir ins Gesicht und strich über seine Brust. Ein kurzer Atemzug schlich sich in seine gleichmäßigen Züge. Der Elb war also nicht nur wach, sondern auch noch kitzelig. Ich robbte noch ein Stück höher, bis ich ganz dicht an seinem Gesicht war. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.
„Wenn du nicht sofort die Augen aufmachst, werde ich mich wieder schlafen legen, und dich nicht küssen."
Mit einem Schlag waren seine Augen offen. Ich kann's nur immer wieder sagen, Männer, berechenbar bis in die Haarspitzen.
„Du hast gar nicht geschlafen."
„Ich habe dir beim schlafen zugesehen, das reicht mir. Wenn du so friedlich daliegst, siehst du wunderschön aus."
„Ach, nur wenn ich schlafe?"
Spielerisch beleidigt drehte ich mich von ihm weg und legte mich mit verschränkten Armen auf den Rücken. Schnell drehte er sich zu mir um und begann, meine Schulter mit zärtlichen Küssen zu bedecken.
„Wie kannst du so etwas auch nur denken. Du bist das wunderschönste Wesen, dem ich je begegnet bin. Als ich dich zum ersten Mal bei meinem Vater sah, wusste ich, das du die sein würdest, der ich mein Herz schenken werde."
Er strich mit den Fingern vorsichtig über meine Lippen. Dann beugte er sich über mich und küsste mich. Seine Lippen waren so zärtlich, das ich zu schmelzen begann. Seine Hand wanderten über meinen Hals, über die Brust und ruhte schließlich an meiner Taille. Diese Berührungen ließen meinen Körper erzittern. Er löste sich von meinen Lippen und sah mir in die Augen.
„Du solltest noch ein wenig schlafen. Es sind noch vier Stunden, bis der Morgen graut."
Eigentlich wollte ich ihn lieber noch weiterküssen, aber er hatte auch recht. Ich merkte, wie müde ich doch noch war.
„Na gut, aber nur, wenn du mir verspricht, das du noch da bist, wenn ich aufwache."
„Dieses Versprechen werde ich dir geben und es nicht brechen."
Er legte sich wieder auf den Rücken. Ich kuschelte mich in seinen Arm und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust. Nachdem ich die Augen geschlossen hatte, schlief ich schnell ein und fing wieder an zu träumen.
