Kapitel 22 oder ein Fest mit Folgen

Nachdem diese Zeremonie vorüber war, wurde mir klar, warum nur Elben und kein anderes Volk an diesem Fest teilnehmen durfte. Es war zur Wahrung des Bildes, das andere Völker von den Elben hatten. Die sonst so kühlen, eleganten und ernsten Elben zeigten sich mir von einer Seite, die ich nie für möglich gehalten hätte. Und das die restliche Nacht lang und ohne Pause bis zum Nachmittag weiter.

Der Wein floss in Strömen und die sonst so ruhige und leise Musik schlug einen Ton an, den keinen lange auf den Stühlen hielt. Es wurde überall wild und ausgelassen getanzt. Auf der Wiese, auf den Fleets, sogar auf den Tischen. Wobei einige dann leider auch zu Bruch gingen, selbst das stärkste Holz hielt keine 20 Elben aus, die im Gleichschritt tanzten. Und zwischen drin sah ich immer wieder Niniél, die allen versuchte, ihren Tanz beizubringen. Was ihr auch hervorragend gelang. Als der Morgen schon graute, tanzten mindestens 100 Elben über die Wiese, und Haldir, Legolas, Niniél und ich vorne weg. Selbst Celeborn und Galadriel ließen sich dazu hinreißen und waren mit Feuer dabei.

Auch bekam ich des öfteren Salldoth zu fassen und tanzte einige anstrengende Runden mit ihm. Ich wußte nicht, ob es der Alkohol, oder mein Übermut war, der mich ununterbrochen auf Trapp hielt. Ich wurde überhaupt nicht müde und auch Niniél war eine mit der letzten, die am späten Nachmittag noch auf dem letzten heilen Tisch stand und die Beine schwang.

Doch als nur noch wir vier übrig waren, verstummte die Musik und es wurde still in der Stadt. Bis auf Niniél, die ununterbrochen nach mehr Wein forderte. Als Haldir sie endlich überredet hatte, vom Tisch zu kommen, ließen wir uns erschöpft an einem Baumstamm nieder. Doch so ganz wollte sie immer noch nicht Ruhe geben.

„Zeig mir doch bitte noch einmal die Blüte, Melian. Bitte, ich will sie noch mal sehen."

„Oh man, du hast sie doch schon bestimmt zwanzigmal gesehen. Aber bitte, hier hast du sie. Mach sie aber bloß nicht kaputt, hörst du!"

Ich holte die Blüte aus meinem Ausschnitt hervor. Sie hatte dort etwas gelitten, doch woanders hin wollte ich sie nicht legen, weil ich befürchtete, das ich sie verlor.

Niniél hielt sie gegen das Sonnenlicht und betrachtete sie mit halb zugekniffenen Augen.

„Die ist echt schön. Schenkst du sie mir?"

„Bist du des Wahnsinns? Gib sie sofort wieder her!"

Aber wie von einer Tarantel gestochen sprang sie auf und versuchte mit der Blüte in der Hand weg zulaufen. Doch Legolas und Haldir waren schneller und brachten sie nach wenigen Schritten zu fall. Jetzt lag sie kichernd auf dem Boden und gluckste wie ein Fisch, der zu ertrinken drohte. Haldir nahm ihr die Blüte ab und reichte sie mir. Dann schnappte er sich Niniél, schulterte sie und verabschiedete sich von uns.

Ich betrachtete nachdenklich die Blüte in meinen Händen, als Legolas mich plötzlich auf den Arm nahm.

„So, und jetzt werde ich meine Braut ins Bett bringen, wie es die Tradition verlangt."

Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, denn Legolas hatte den Wein auch des öfteren genossen und schwankte beim Gehen enorm. Mit Mühe schaffte er es bis in unser Zimmer. Ziemlich unsanft beförderte er mich aufs Bett und ließ sich gleich daneben aufs Bettlaken fallen.

„Ich bin total ausgelaugt. Ich kann mich kein Stück mehr bewegen."

Er stöhnte und fasste sich an den Kopf. Wieder konnte ich mein Lachen nicht unterdrücken und fiel dabei leider auch aus dem Bett. Der harte Aufprall brachte ein wenig Klarheit in meinen Kopf und ich fing an, Legolas die Klamotten aus zuziehen.

„Nana, nicht so voreilig. Ich glaube, das bringe ich jetzt nicht mehr, können wir das nicht auf morgen verschieben?"

„Was du wieder denkst. Ich will nur nicht, das du in den Klamotten schläfst. Für alles andere habe ich auch keine Kraft,…… und auch keine Lust mehr. Ich will nur noch ins Bett und schlafen."

Männer, das war doch mal wieder typisch. Selbst so betrunken, wie wir aber beide waren, dachte er an Bettgeschichten. Mit Mühe gelang es mir, ihn von der Hose zu befreien, ehe er eingeschlafen war. Ich schob seine Beine auf die Matratze und deckte ihn zu. Dann entledigte ich mich meiner Kleider, verkrümelte mich schnellstens unter die Decke und schlief auch sogleich ein.

Oh, wie das hämmerte und pochte in meinem Schädel. So einen heftigen Kater hatte ich noch nie in meinem Leben gehabt. Vorsichtig blinzelnd öffnete ich die Augen. Die Sonne war gerade aufgegangen, doch noch lag die Stille der Nacht auf der Stadt. Ich richtete mich ganz langsam auf und rieb mir die Augen. Meine und Legolas Klamotten lagen noch immer auf dem Boden verstreut. Und am Fußende des Bettes lag Legolas, quer über das gesamte Bett. Wie er da hingekommen war, wollte ich lieber gar nicht erst wissen und bemühte mich, ihn beim Aufstehen nicht zu berühren. Ich ging ins Bad und tauchte meinen Kopf erst einmal in eine Schüssel mit kaltem Wasser. Oh, das tat wirklich gut. Ich hatte zwar immer noch Kopfschmerzen, aber ich konnte wieder klar denken.

„Man, war das eine Party. Die war ja heftiger, als meine zum 18ten Geburtstag."

Von Kopfschmerztabletten hatten die hier sicher noch nie etwas gehört.

Ich zog mich an und ging an die frische Luft.

Die Festwiese war schon wieder leer geräumt und nur einige bunte Bänder und das zertrampelte Gras deutete noch darauf hin, das hier gefeiert wurde. Die wenigen Überreste, die von der Sonnenblütenpflanze noch da waren, lagen verdorrt im Gras.

Ich traf Niniél, die sich einiges an Essen zum Frühstück geholt hatte und wir setzten und an ein stilles Plätzchen unterhalb der Wiese.

„Na, kannst du dich noch daran erinnern, was du alles gemacht hast?"

„Nicht an alles. Wie bin ich eigentlich ins Bett gekommen?"

„Haldir hat dich gebracht. Du wolltest mir meine Blüte klauen und versuchtest, dich aus dem Staub zu machen. Aber du bist nicht weit gekommen, Haldir und Legolas haben sie dir schnell wieder abnehmen können."

„Oh, wirklich? Das tut mir leid. Ich hoffe, ich habe sie nicht kaputt gemacht?"

Ich holte einen kleinen Samtbeutel hervor und zeigte ihn ihr. Ich hatte die Blüte darin verstaut und ihn in meiner Tasche bei mir.

„Weißt du auch nicht mehr, das du bis zum Schluß auf dem Tisch getanzt hast und wie eine Irre nach mehr Wein gerufen hast?"

„WAS? Oh nein, wie peinlich. Hat das Haldir mitbekommen?"

„Ja, natürlich. Wir standen doch die ganze Zeit daneben und haben versucht, dich da runter zu bekommen."

Verlegen strich sie sich über die Stirn.

„Aber sag mal, wo warst du eigentlich kurz nach dem Essen? Ich konnte dich eine ganze Weile nicht finden. Und Haldir übrigens auch nicht. Ward ihr etwas gemeinsam unterwegs?"

Ich sah, das sie überlegte, was sie sagen wollte.

„Jetzt rück schon mit der Sprache raus. Ist da was zwischen euch gelaufen?"

Sie zögerte und vermied es, mich direkt anzusehen.

„Niniél, erzähl schon."

„Naja, also…. Wir sind zusammen im Pferdestall gewesen. Er hatte gesagt, daß er ein wenig nur mit mir zusammen sein wollte."

„Ja und weiter? Jetzt mach's doch nicht so spannend. Habt ihr ……?"

„Also, zu Anfang haben wir uns nur unterhalten, dann haben wir uns geküsst."

Sie machte schon wieder eine Pause. Das war doch nicht zum aushalten. Auch wenn sie sich noch so verlegen auf die Unterlippe biss, ich wollte endlich wissen, ob da was gelaufen war, zwischen den beiden.

„Niniél, du machst mich wahnsinnig. Wenn du mir nicht sofort erzählst, was gelaufen ist, red ich nie wieder ein Wort mit dir."

„Das tust du ja doch nicht. Na gut, es war… er hat mich… wir haben im Stroh..., naja, du weißt schon. Aber erzähl das bloß keinem. Wenn mein Vater das zu hören bekommt, das ich vor der Ehe mit jemandem so etwas gemacht habe, dann schickt er mich gleich zu den Orks."

„Ach was redest du da. Das würde dein Vater doch nie tun. Aber mach dir keine Sorgen, ich werd niemanden davon erzählen. Ehrenwort. Wie war es denn überhaupt?"

„Bei den Valar, Melian, das war das schönste, aufregenste und intensivste, was ich je erlebt habe. Also, wenn ich gewusst hätte, daß das so umwerfend sein kann, dann …."

„Niniél. Du bist ja schon ganz hibbelig. Krieg dich mal wieder ein, sonst merkt dir noch jemand was an."

„Ja, ich hoffe, das uns keiner gesehen hat. Haldir meinte zwar, das ihn das nicht stören würde, aber für mich wäre das echt nicht so gut. Zu mal ich nur eine Halbelbin bin. Ach, da fällt mir ein, du wolltest doch mit mir zu meiner Tante nach Rohan kommen, oder?"

„Na klar mach ich das. Ich freue mich schon drauf, wann soll's denn losgehen? In zwei Wochen sagtest du neulich?"

„Eigentlich schon. Aber ich habe ganz vergessen, das seit einiger Zeit die Tochter einer Freundin von meiner Tante bei ihr zu Gast ist. Und mein Vater hatte mich vor meinem Aufbruch nach Bruchtal gebeten, einige Zeit früher nach Rohan zu gehen. Damit ich ihr Gesellschaft leisten kann."

„Dann reiten wir mit Haldir und Legolas eben schon in einigen Tagen los. Auf eine Woche mehr oder weniger kommt es dann ja auch nicht an."

„Naja, da gäbe es aber ein Problem. Haldir dürfte nicht mitkommen. Wenn mein Vater sehen würde, das ich mit ihm zusammen bin, dann rastet er sicher aus und wird mir ihn verbieten. Er will nicht, das ich mit einem Elben zusammen bin."

„Aber er hat doch auch eine Elbin geheiratet. Wieso hat er etwas dagegen, wenn jetzt du…."

„Im Dorf meiner Tante hat man was gegen Elben, man mag sie nicht sonderlich. Deshalb ist mein Vater auch zum Volk meiner Mutter gegangen. Oder ehr gesagt, man hat sie beide vertrieben. Das ist zwar schon lange her, aber die Alten vergessen das nicht so schnell, und wenn jetzt wieder ein Elb dort auftauchen würde, könnte das nicht gut enden."

„Ja und was ist mit mir? Ich hab doch auch nicht grad die Gestalt eines Zwerges, oder?"

„Nein, bei dir ist das was anderes. Du bist meine Freundin und wenn nur wir beide kommen, wird uns keiner beachten."

„Also heißt das, das Legolas auch nicht mit soll?"

„Genau."

„Das wird ihm aber nicht sehr gefallen."

„Ach, das kriegen wir schon hin. Hauptsache, wir haben unseren Spaß!"

Sie grinste schelmisch und erzählte mir, was sie noch alles in Rohan machen wollte.

Wir plauderten den ganzen Vormittag hindurch und wurden einige Zeit später auf hektisches Treiben am Pferdestall aufmerksam.

„Niniél, sieh mal, da sind zwei Reiter gekommen. Die sehen recht fertig aus. Laß uns mal nachsehen gehen, was da los ist."

Wir gingen zum Stall, doch da sagte man uns, das die Botschafter schon oben bei Galadriel, Celeborn und König Thranduil seien. Also machten wir uns auf den Weg zum Palast.

Als wir den Raum betraten, herrschte betretenes Schweigen. Es mußte etwas außerordentlich wichtiges sein, was die Botschafter zu berichten hatten, denn nur Celeborn, Galadriel, Thranduil, Haldir und Legolas waren anwesend. Thranduil wollte uns schon wieder hinausschicken, doch Legolas hielt ihn auf.

„Nein Vater. Sie erfahren es sowieso. Dann können sie es auch jetzt mit anhören. Melian, Niniél, kommt, setzt euch."

Wir sahen uns fragend an, gingen dann zu den uns zugewiesenen Plätzen und setzten uns. Einer der Botschafter begann zu berichten.

„Wir haben erfahren, das es viel mehr sein werden, als erwartet. Wenn wir nicht schnell handeln, dann werden wir ihnen nicht lange Stand halten können. Mein König, Ihr müßt sofort zurück kommen. Wenn wir gleich aufbrechen, dann schaffen wir es noch, bevor sie den Düsterwald erreicht haben."

Niniél warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, wovon da die Rede war. Legolas bemerkte meine Bewegung zu Niniél, und flüsterte mir leise ins Ohr, was geschehen war.

„Ein großes Heer von Orks und Trollen ist gesichtet worden, die auf dem Weg zum Reich meines Vaters sind. Wir müssen zurück und unseren Wald verteidigen."

Celeborn erhob sich und richtete seine Worte an König Thranduil.

„Und Lothlórien wird Euch zur Seite stehen. Die Galadhrim werden mit Euch ziehen. Haldir, schickt nach Euren Männern. Sie sollen sich bereitmachen. Bei Sonnenaufgang werden sie aufbrechen."

Der König bedankte sich bei Celeborn und Galadriel für die Unterstützung und verließ mit ihnen den Raum. Legolas war zusammen mit Haldir gegangen und nur Niniél und ich saßen noch auf unseren Stühlen.

„Melian, hast du das gehört? Wir ziehen in den Krieg. Ist das nicht aufregend?"

„Aufregend? Ich finde das ehr beängstigend. Ich will ja kein Spielverderber sein, aber ich denke nicht, das man uns dabei haben will."

„Ach was, wenn die Krieger von Lórien mitziehen, dann sind wir eh in der Übermacht, und die Orks werden keine Chance gegen uns haben. Oder glaubst du etwa, Haldir und Legolas werden uns nicht mitnehmen?"

„Ja, das glaubt sie!"

Erschrocken sahen wir uns um. Haldir und Legolas betraten den Raum und kamen auf uns zu.

„Ihr beide werdet nicht mit uns kommen. Es ist so schon sehr gefährlich, da werden wir nicht noch auf euch beide achten können."

„Aber Legolas, was soll das denn? Ich habe auf dem Weg hierher genauso gut gekämpft, wie die anderen. Wieso darf ich jetzt nicht mitkommen? Haldir, sag doch auch mal was."

„Was soll ich da noch sagen. Legolas hat Recht. Du kannst nicht mitkommen. Nicht dieses Mal."

Ich wagte gar nicht erst, etwas zu sagen. Da ich nicht kämpfen konnte, wollte ich auch gar nicht mitgehen. Doch der Gedanke, das mein gerade erst geehelichter Mann in den Krieg ziehen würde, ließ mich erschaudern.

„Mach dir keine Sorgen, Liebste. Hier bist du sicher und sobald die Gefahr vorüber ist, werde ich wieder zu dir kommen."

Er nahm mich in den Arm und hielt mich einfach nur. Sicher, ich war hier in Mittelerde, und da waren sie Dinge einfach anders. Anstatt täglich zur Arbeit zu gehen, ging man ab und zu in eine Schlacht.

Niniél versuchte noch eine Weile dagegen zu protestieren, doch am Ende gab sie aber auf. Wir wollten aber morgen bis zum Waldrand mitreiten und dort verabschieden. Da der Anduin zu dieser Zeit nicht viel Wasser führte, konnten sie ihn noch vor dem Schwertel überqueren und mußten nicht bis zur Furt an der alten Waldstraße reiten.

Niniél und ich verbrachten den Rest des Tages im Stall bei unseren Pferden. Legolas und Haldir hatten Besprechungen mit dem König und organisierten den Ritt und den Angriff.

„Niniél, jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Sie haben doch Recht. Was sollten wir schon dagegen tun können."

Sie antwortete nicht, doch ihr Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Sie sah nicht mehr traurig aus, vielmehr wirkte sie, als ob sie etwas aushecken würde.

„Niniél, was hast du vor?"

„Ich habe nicht vor, ihnen hinterher zu reiten, wenn du das denkst. Aber ich habe mir überlegt, wenn unsere Männer nicht da sind, dann können sie uns auch nicht verbieten, alleine nach Rohan zu reiten."

„Das schon, aber du kennst sie doch, sie werden sicher eine Wache anweisen, uns nicht aus den Augen zu lassen."

„Wenn's nur das ist, die hängen wir schon ab. Unsere Pferde sind viel schneller, als die der Galadhrim."

„Ok, das hört sich an, als ob du einen Plan hättest."

Sie grinste mich geheimnisvoll an und versicherte sich, das uns keiner belauschen konnte.

„Pass auf, wir werden es so machen. Wir reiten mit ihnen bis zum Waldrand, verabschieden uns und reiten dann ganz normal wieder zurück. Doch nicht zur Stadt, sondern zum Silberlauf. Wir suchen uns eine Stelle, die wir mit den Pferden überqueren können und machen uns auf dem Weg in Richtung Fangorn. Sobald wir den Limklar überquert haben, sind wir schon im Reich von Rohan. Dann brauchen wir nur noch durch das Ödland und sind schon bei meiner Tante. Wir brauchen sicher nicht viel mehr als eine Woche."

„Ja, und was ist, wenn wir eine Wache aufgebrummt bekommen? Wie werden wir die los? Wir können die ja schlecht einfach wegschicken. Und …."

Sie hob die Hand und fuhr mir ins Wort.

„Mach dir keine Sorgen, das klappt schon alles. Und ehr unsere Liebsten Bescheid wissen, sind wir schon in Rohan. Auch wenn sie schnell unterwegs sind, werden sie sicher auch fünf Tage brauchen, bis sie die Festung des Königs erreichen. Und wenn man ihnen von unserem Verschwinden berichtet hat, brauchen sie auch wieder einige Zeit, um zurück zukommen. Also haben wir genügend Zeit für uns."

„Weiß Haldir eigentlich, das du nach Rohan willst? Und wo deine Tante wohnt?"

„Beides Nein. So sehr ich ihn auch liebe, in meiner alten Heimat möchte ich ihn nicht dabei haben. Die Gründe kennst du ja. Und außerdem werden wir bei meiner Tante viel zu tun haben, da hätte ich wahrscheinlich gar keine Zeit für ihn."

Ich dachte an das, was sie mir heute morgen erzählt hatte. Wenn wir schnell mit der Arbeit für den Winter fertig wurden, dann konnten wir noch mit zur Pferdeschau nach Edoras. Ihre Tante wollte dort ihre Pferde an den König verkaufen. Und zur Zeit des Pferdemarktes sollte in Edoras immer sehr viel los sein. Etwas Abwechslung kam mir eigentlich ganz Recht. Langsam war es mir, als ob ich hier eingesperrt wurde. Dies war die Möglichkeit, dem Käfig zu entfliehen. Meine Bedenken über die Mission und Toral warf ich über Bord.

„Ok, wir machen es. Dann müssen wir aber noch Proviant besorgen."

„Das habe ich schon getan."

Sie zeigte mir zwei Taschen, die sie in der Box ihrer Stute versteckt hatte. Außerdem hatte sie zwei Decken, Wasserflachen und zwei dunkelgrüne Umhänge besorgt.

„Dies sind die Umhänge der Galadhrim. Sie schützen uns vor feindlichen Augen. Die werden uns sicher auch in der Nacht nützlich sein. Und ich habe dir auch einige Waffen besorgt."

Sie reichte mir einen breiten Dolch und ein filigran verziertes Schwert.

„Ich werde die Sachen nachher verstecken gehen. Dann brauchen wir nicht erst wieder in die Stadt, um sie zu holen. Und zieh dir morgen deine bequemsten Reitsachen an. Bring mir auch noch Kleidung zum Wechseln runter, die werde ich mit den Sachen hier verstecken. Scht jetzt, ich glaub, da kommt jemand. Geh gleich jetzt deine Sachen holen, sonst erwischt uns noch jemand."

Ich nickte stumm und ging aus dem Stall zu unserem Haus. Legolas war nirgends zu sehen. Ich packte rasch ein Reitkleid, eine Tunika und einige andere Sachen zusammen. Zusammengerollt ergab die Kleidung nur ein kleines Bündel und Niniél versteckte es in der Box ihrer Stute. Um nicht doch noch verdächtig zu wirken, verbrachte ich den Rest des Tages allein in meinem Zimmer.

Gegen Abend kam Legolas und wir machten es uns auf dem Bett gemütlich.

„Wie geht's dir Liebste?"

„Wie soll's mir schon gehen. Ich finde es nicht gut, das du weggehst, aber da kann ich sowieso nichts gegen tun. Also versuch ich das bestes draus zu machen und denk einfach nicht an morgen."

„Und das werde ich jetzt auch nicht tun. Jetzt gibt es nur dich und mich."

„Was soll das denn heißen?"

Ein verführerisches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Er löschte das Licht, bis auf einige wenige Kerzen, die direkt am Bett standen. Ich hatte mich inzwischen in die Mitte des Bettes gesetzt. Ohne ein Wort zu sagen, doch ein langsames Lied summend, stellte er sich direkt vor das Bett. Und begann… zu strippen!

Ich saß mit offenem Mund da und starrte ihn an. Ich wollte nicht glauben, was ich da sah. Er begann sich im Takt seines Liedes hin und her zuwiegen und machte sich an seiner Tunika zu schaffen. Langsam, Schnalle für Schnalle, öffnete er sie. Mit einen schwungvollem Wurf flog sie in die Zimmerecke. Dann folgten seine Stiefel und er begann gemächlich die Hose auf zu knöpfen. Die ganze Zeit über ließ er mich nicht aus den Augen und beobachtete, wie ich immer hibbeliger auf dem Bett umher rutschte. Es begann zu kribbeln in meinem Bauch und ein mein Verlangen nach ihm wurde immer stärker.

Nachdem er sich demonstrativ langsam seiner Hose entledigt hatte, zog er sich eilig das Hemd über den Kopf und warf es mir zu. Ich vergrub mein Gesicht darin und atmete tief seinen Duft ein.

Wie ein Tiger auf der Pirsch umschlich er das Bett. Ich versuchte mehrmals, ihn zu fassen zu bekommen, doch er wich mir immer wieder aus. Er schien diese Spiel zu lieben, und er wußte genau, das mich das fast zum Wahnsinn trieb. Als es mir zu bunt wurde und ich aus dem Bett steigen wollte, packte er mich und drückte mich in die Kissen.

Die darauf folgende Nacht war das leidenschaftlichste, was ich je erlebt hatte. Seine Hände schienen überall zu sein und er küsste mich an Stellen, von denen ich gar nicht wußte, das ich dort so empfindlich war. Mein Verlangen nach ihm steigerte sich fast ins Unermessliche, bis er mir endlich gab, wonach mein Körper verlangte. Wir liebten uns, bis der gemeinsame Höhepunkt mir die Sinne raubte. Erschöpft, aber glücklich schlief ich in seinen Armen ein.