Kapitel 11: Dracos Fehler
Ganz dolles Danke an:
Yuy: Ja und, ich freue mich über jedes Review. Habe das Gefühl, eh schon nur so wenige zu bekommen. #schnief#
Deedochan: Na ja, es läuft doch etwas anders ab #lach#. Aber fast richtig. Na ja, das zehnte Chap habe ich schon gestern hochgeladen, aber irgendwie ist es noch immer nicht da, komisch.
Gugi: Ja, das mit dem Sternbild fand ich selbst süß. #grins# Aber Dracos Antwort darauf war ja mal wieder logisch, was? In diesem Chap geht's endlich richtig los und es passiert das, was ich dir schon mal während der Planung erzählt habe. Aber alles etwas anders.
DANKE AN ALLE. ICH FREUE MICH JA ÜBER JEDES REVIEW!!!
Warning: Ich warne hiermit vor, dass das folgende Kapitel miese Gewalt und Rape enthält. Wer mit so etwas nicht umgehen kann, sollte ab hier also wirklich nicht weiter lesen.
Deshalb folgendes Rating für dieses Kapitel: R (und selbst dann solltet ihr noch damit umgehen können, ich will nämlich keine Psyche verletzten oder irritieren #ängstlich schau#)
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Draco war selbst nicht glücklich mit seinem Verhalten, doch wusste er keine andere Lösung. Es existierten einfach nicht die richtigen Umstände für Küsse und Zärtlichkeiten und vor allem nicht mit Harry Potter.
Er bewegte sich noch immer in Richtung des Quidditchfelds, hatte seinen Besen fest umgriffen und seine Augen aufgrund der hellen Sonne leicht zusammen gekniffen. Ihm war tief im Inneren klar, das sein Verhalten nicht zu den besten gehörte und in ihm war etwas, das nur bestätigte, dass der Kuss nicht richtig gewesen war, doch wollte er darüber vorerst nicht nachdenken, es lieber noch eine Weile verdrängen.
Er blieb nahe dem Stadion stehen, schwang sein rechtes Bein über den dunkelbraunen, fast schwarzen Besen, dachte bei der Farbe kurz an Fabula, die Harry ihm mitgebracht und die er noch immer nicht bezahlt hatte, schüttelte dann aber den Kopf und wollte sich gerade vom Boden abstoßen, als er jedoch tatsächlich einen Eulenschrei hörte.
Er glaubte, verrückt zu werden und sich das flatternde Geräusch einzubilden, doch als er mit noch weiter verengten Augen in Richtung blauen Himmel blickte, flog tatsächlich eine braunfarbene Eule in seine Richtung. Draco wollte eigentlich über diesen Gedankenzufall schmunzeln, doch machte sich viel mehr ein mulmiges Angstgefühl in ihm breit. Er ließ wieder von seinem Besen ab, legte ihn fast behutsam ins grüne Gras und streckte seinen Arm als Landeplatz für die kleine Eule aus.
Diese landete direkt auf seinem Unterarm und schuhute leise. Draco wollte etwas sagen, die Eule streicheln, doch sein Herz pochte zu schnell, sein Atem ging zu stockend und seine Hände zitterten zu sehr. Er atmete tief durch, bevor seine linke Hand ausstreckte und das kleine Stück Pergament, auf dem sein Name geschrieben war, von dem grauen Füßchen band.
Die Eule schuhute erneut, ließ dann aber von Draco ab und flatterte und ließ sich dafür auf dem Besenstil des Slytherins nieder.
Draco merkte, wie stark er schlucken musste, bevor er den Brief langsam entfaltete, ihn aufklappte, noch einmal die Augen zusammen kniff, sie schließlich wieder öffnete und statt auf den Anfang des Briefes zu sehen auf dessen Absender blickte. Und genau in diesem Augenblick dachte er, dass sein Herz stehen bleiben würde, seine Glieder wurden lahm und er musste sich stark zusammen reißen, um sich zum Lesen des Inhaltes zu bewegen.
Schließlich biss er sich stark auf die Unterlippe und begann die tintenverschmierten Zeilen zitternd zu lesen.
Noch heute Abend, in der einundvierzigsten. Nokturngasse. Wie du siehst, bin ich fähig Eulen nach Hogwarts zu senden. Falls ich dich nach spätestens einundzwanzig Uhr nicht in der Seitengasse auffinde oder du Potter nicht dabei haben wirst, wirst du erleben, zu was ich sonst noch allem fähig bin. Vergiss nicht unser letztes Treffen, Redger.
Draco konnte schon fast sehen, wie das Pergament in seiner zitternden Hand flackerte. Wieso ausgerechnet an diesem Tag, an Harrys Geburtstag? Wieso überhaupt? Warum konnte dieser verfluchte Kerl Drohungen nach Hogwarts schicken, ohne dass es jemand merkte.
Dieser Gedanke machte ihm Angst. Er hatte sich noch gar keinen Plan, keine Ausrede überlegt. Vergewissernd wollte er die Zeilen ein weiteres Mal lesen, doch als er das vergilbte Papier vor seine Augen hielt, waren die Buchstaben schon längst verschwunden.
Draco wollte fluchen, schreien, doch war seine kehle wie zugeschnürt. Er fühlte sich so vor den Kopf gestoßen und merkte in exakt diesem Moment, dass Harry ihm eine ganze Menge mehr bedeutete, als er gedacht hatte.
Denn erst bei diesen ernsten, unumkehrbaren Worten wurde ihm klar, dass er handeln musste, dass ihm keine Wahl blieb. Und eh er wirklich darüber nachgedacht hatte, hatte er Harry nach dem Beenden des Lesens sofort aus seinem Plan gestrichen.
Ihm wurde plötzlich klar, dass er lieber sich selbst als Harry in Gefahr bringen wollte. Er fühlte, dachte, realisierte in den folgenden Minuten so viel, das sein kopf bereits zu pochen anfing und ihm leicht schwindelig wurde. Er blickte auf den Besenstil herab, doch auch die kleine Eule hatte sich in Luft aufgelöst.
Erschrocken wandte er sich um, blickte auf die Turmuhr. Es war gerade einmal kurz nach neun Uhr morgens, doch fühlte er dennoch, wie ihm die Zeit weglief. Wütend und verzweifelt, zerriss er das leere Pergament zwischen seinen Fingern und verfluchte sein verhasstes Leben.
Es war nicht das erste Mal, dass er vor die Wahl gestellt wurde, dass er jemanden töten oder für einen Tod verantwortlich sein sollte. Doch wollte er es lieber für den seinen sein als für die Person mit den weichen Lippen, der braungebrannten Haut, dem liebevollsten Blick, den zerzausten Haaren und den grünen Augen.
Vielleicht war es nur äußerlich bedacht, vielleicht auch nur in diesem Moment überhaupt bedacht, denn eigentlich ließ er derartige Gedanken und Gefühle nicht zu. Es war ja nicht so, dass Harry ihm mehr bedeutete als vielleicht Blaise oder jemand anderes. Doch er bedeutete ihm etwas, auch wenn er dieses Gefühl noch nicht ganz zuordnen konnte.
Fast wie in Zeitlupe hob er den Besen wieder vom Boden auf, vergaß das Fliegen vollkommen und kehrte zum Schloss zurück. Er müsste an diesem Abend gehen. Er wollte niemanden in Gefahr bringen und musste Harry warnen. Doch gleichzeitig wusste er, dass seine sturen Lippen niemals Worte wie diese für ihn formen würden. Er musste dem Gryffindor einen Brief hinterlassen.
Kurz spielte er mit dem Gedanken, Snape oder Dumbledore Bescheid zu sagen, doch würden diese die Sache entweder nicht ernst genug oder eben zu ernst nehmen und ihn nicht gehen lassen und damit würde er mehr riskisieren als mit seinem eigenen Gehen.
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Harry war inzwischen in der Bücherei verschwunden. Er wollte sich mit dem Lesen ablenken. Eigentlich klappte dies immer bei ihm, doch an dem gegenwärtigen Tag war das nicht der Fall. Es kam ihm vor, als müsste er jeden Absatz hundert Mal lesen, um den Inhalt aufzunehmen und sich auf jedes Wort, jeden Buchstaben konzentrieren müssen.
Er hatte bisher nicht die richtigen Worte gefunden, doch gestand er sich zwischen den nach Leder riechenden Bücherregalen ein, dass er verletzt war.
In der gestrigen Nacht hatte er all seine Hemmungen und Ängste abgelegt. Er hatte einen Jungen geküsst. Vorerst war erschrocken darüber gewesen, hatte aber dennoch nichts bereut. Nur die Tatsache, dass es sich bei dem Jungen um Draco Malfoy handelte, hatte Befürchtungen in ihm geweckt, da er aber trotzdem auf den Kuss eingegangen war, musste er nun mit den Konsequenzen zurecht kommen.
Die Konsequenzen bestanden allerdings nicht nur aus Wut, Verzweiflung und Enttäuschung, sondern hatten sich auch in Harrys Innerem festgesetzt. Er hatte es nach Dracos Veränderung im Tropfenden Kessel nicht einsehen wollen und selbst das Geschehene in der Umkleidekabine hatte er sich mit anderen Dingen erklärt. Doch der Kuss, der seinen siebzehnten Geburtstag eingeleitet hatte, war zu stark gewesen, als dass er sich weiterhin selbst belügen konnte.
Es war als hätte nie Hass zwischen ihm und Draco existiert, zumindest nicht von seiner Seite aus. Er hatte es verdrängt oder einfach nur vergessen wollen. Erst hatte er geglaubt, dass er nur handelte und reagierte, wie er es tat, weil es der erste Junge in seinem Leben war. Der erste, der von seiner sexuellen Vorliebe wusste, der erste, der ihn tatsächlich berühren und küssen wollte. Doch mittlerweile wusste er, dass viel mehr dahinter lag. Er konnte endlich die Blicke und Gefühle der anderen nachvollziehen, die Händchen haltend durchs Schloss spazierten. Er konnte Hermines und Rons Ängste endlich verstehen und nachvollziehen. Es gab keine andere Erklärung mehr. Harry hatte sich verliebt. Schon bei diesem Eingeständnis fing sein Herz schneller zu schlagen an.
Bilder von Draco, wie er ihn vor dem Kuss angesehen hatte, schwirrten durch seinen Kopf, während sich wellenartiges Kribbeln in seiner Magengegend ausbreitete. Und umso größer war die Wut auf Dracos Reaktion.
Selbst wenn der Slytherin auch eine umgekehrte Sexualität hatte, hieß dies noch lange nicht, dass sie beide füreinander bestimmt waren.
Es gab auf der Welt genügend Heteros, die auch nicht gleich zueinander gehörten, nur weil sie nicht auf ihr selbes Geschlecht standen. Zu absurd war dieser Wunschtraum, zu unmöglich.
Doch quälten ihn diese Gedanken, quälten und durchbohrten ihn den ganzen Nachmittag bis zum späten Abend. Die Zeit war wie im Fluge vergangen und er hatte das Lesen in dem ausgewählten Buch eigentlich schon Stunden aufgegeben. Sein Hintern schmerzte von der harten Holzbank und er glaubte, jeden einzelnen Knochen daran spüren zu können.
Er seufzte leise auf, stopfte das Buch dann zurück in eines der vielen Regale, achtete gar nicht auf die alphabetische Unterordnung, erntete dafür allerdings auch einen verärgerten Blick von Madame Pince.
Doch Harry ignorierte diesen nur und trottete über das Parkett entlang zur Ausgangstür. Auch das Mittagessen schien er völlig außer Acht gelassen zu haben. Zwar hatte er ganz und gar keinen Hunger doch spürte er seinen trockenen Mund und wollte deshalb jedenfalls etwas trinken gehen.
Mit müden Schritten, die seine Nachdenklichkeit fast zeigten, stieg er die vielen Steinstufen herab, hörte jeden Widerschall in der Leere und ging Richtung Große Halle. Die Lehrer schienen bereits mit dem Essen fertig zu sein und tranken nur noch etwas, was rotem Wein ähnelte. Sicher war Harry sich allerdings nicht. Er wurde mit einem schlichten Nicken begrüßt, während Snape ihn nur bitter anblickte.
Harry stöhnte erneut auf und trat dann an Dracos und seinen Tisch heran, wunderte sich allerdings, warum der Platz des Blonden so unangetastet wirkte. Vielleicht war Draco ja bereits zum Mittagessen da gewesen und brauchte deshalb kein Abendbrot mehr.
Hungrig füllte Harry sich Rührei mit Speck, Gemüse und Brot und schenkte sich Unmengen von Kürbissaft ein. Erst jetzt merkte er, dass sein Magen sich wirklich bereits zu Wort meldete.
Genüsslich biss er in eines der weißen Toastbrote hinein und wollte gerade zur Gabel greifen, als in jenem Moment eine ihm bekannte, schwarze Eule direkt vor ihm landete und sofort an einem Brötchen pickte.
„Fabula!", strahlte Harry, hoffte auf eine entschuldigende Nachricht Dracos. Er wusste, dass dies ziemlich naiv war, doch konnte er die Hoffnung einfach nicht abstellen.
Er befreite Fabula von einem lang aussehenden Brief, was jedoch schon mehr auf Erklärungen für eine Absage aussah, füllte schnell noch etwas Wasser auf einen Unterteller und stellte ihn Fabula als Trinkgefäß zur Verfügung. Diese bedankte sich mit einem leisen Quieken, pickte aber vorerst weitere Mohnkörner von dem Brötchen.
Harry spürte den Blick der Lehrer auf sich, ließ sich aber nicht aus der Fassung bringen und entfaltete den Brief vorsichtig um sofort neugierig mit dem Lesen beginnen zu können.
Es gibt vielleicht eine Menge, die ich dir lieber hätte erzählen sollen, doch hatte ich meine Gründe dies nicht zu tun. Ich kann nicht sagen, dass mir unser Kuss Leid tut,…
Ein Funken Hoffnung stahl sich in Harrys Augen.
…aber eben so wenig, was ich von alledem halte. Es ist zu schwierig und zu viel ist passiert. Es war einfach eine Reaktion…vielleicht meine übereifrigen Hormone…
Harry musste lächeln, erinnerte sich daran, dass er fast exakt dieselben Worte benutzt hatte, um sein Verhalten in der Umkleidekabine abzustreiten.
…Es ist nicht so, dass sich viel zwischen uns geändert hat. Vielleicht gehen wir erwachsener miteinander um, aber das hat rein gar nichts zu bedeuten.
Der Funken Hoffnung verschwand schlagartig wieder.
Weder hasse noch…mag…ich dich auf irgendeine Art und Weise.
Harry konnte sich fast vorstellen, wie Draco jedes einzelne Wort betonen würde.
Jedenfalls weiß ich nicht, ob ich nach heute Nacht wieder kommen werde.
Harry verstand nicht ganz, las schnell weiter.
Ich hätte dir davon erzählen sollen, aber hätte das alles nur noch komplizierter gemacht. Manchmal glaube ich sogar, dass ich mir wünsche, nicht wieder kommen zu müssen. Ich bin vor eine schreckliche Wahl gestellt worden und habe mich nun mal für mich entschieden.
Was hatten die Worte bloß zu bedeuten. Harry spürte Sorge in sich aufkommen, merkte auch den forschenden Blick Dumbledores auf sich.
Ich kann nicht sagen, ob ich Angst vor dem habe, was mich erwartet. Ich kann nicht sagen, ob ich mich freuen soll, dich vielleicht nie wieder sehen zu müssen.
Ich kann nur sagen, dass du dir um mich garantiert keine Sorgen machen brauchst. Vielleicht lachst du bei diesen Worten, aber ich glaube einfach, dass das Gryffindorsein einen dazu zwingt, sich um alles und jeden zu sorgen.
Das stimmte nicht. Um Snape würde er sich garantiert keine Sorgen machen. Dennoch war er verwirrt und irritiert. Wo war Draco? Was wollte er ihm mit diesem Brief sagen?
Und falls ich wieder komme, steht das Angebot aus der Umkleidekabine noch immer...
D.M.
Vielleicht sollten Harry diese Worte auflockern, zum Lachen bringen, doch war ihm ganz anders zu mute. Ihm wurde schlecht und reflexartig schob er seinen überfüllten Teller zur Seite.
„Harry?", es war die beruhigende Stimme des Direktors.
Wie in Trance und doch gleichzeitig erschrocken wandte Harry sich um und blickte in die scharfsinnigen Augen des Schulleiters.
„Stimmt irgendetwas nicht?", fragte Dumbledore weiter, während Snape misstrauisch zu Harry herüber blickte, sein Kinn mit Daumen und Zeigefinger festhielt.
„Draco ist weg.", er hatte den Vornamen gesagt, doch war es ihm egal. Er klang dabei fast panisch.
„Was meinen Sie mit ‚Er ist weg'?", das war wiederum Snapes raue Stimme.
„Ich weiß es nicht…", Harry fühlte Angst in sich aufkommen, richtete sich so schnell von der Bank auf, dass er dabei fast hinfiel und rannte in Richtung des Lehrertisches. Er streckte den Brief Dumbledore entgegen, erinnerte sich dann aber an die Erwähnung des Kusses und zog das Pergament schlagartig wieder zurück.
Snape betrachtete Harry skeptisch.
„Er hat geschrieben, dass er nicht weiß, ob er heute Nacht wiederkommt, dass er mir davon erzählt haben sollte, es aber nicht konnte und dass…", Harry schnappte erst einmal nach Luft, „…und dass er vor eine Wahl gestellt worden ist und sich für sich selbst entschieden hat."
Dumbledore betrachtete den Gryffindor nachdenklich, schien fast durch ihn hindurchzublicken.
„Redger.", warf Snape plötzlich barsch ein.
Dumbledore nickte nachdenklich: „Hat er denn gar nichts erwähnt?"
Harry schüttelte aufgeregt den Kopf.
„Dann können wir nur warten.", beendete er seinen Gedankenzug.
„Warten? Warten worauf?", Harry wurde lauter und zorniger, „Warten darauf, dass ihm irgendetwas zustößt?"
„Harry, wir können nichts tun.", Dumbledores Stimme klang bestimmt, „Wir haben nicht genügend zeit das Ministerium zu benachrichtigen, außerdem würden sie nichts Bedrohliches darin erkennen. Vergiss nicht, dass Draco nach wie vor ein Malfoy ist."
Vielleicht hatte der Schulleiter Recht, doch wollte Harry das in diesem Moment nicht einsehen und sogar Snape schien sich Sorgen zu machen. Er wirkte wie in Gedanken und Hoffnungen versunken.
Harry wollte zu neuen Worten ansetzten, holte ein paar Mal Luft, schloss den Mund dann jedoch bloß wieder, schüttelte nur den Kopf und verließ die Halle mit lauten Schritten, die im fast leeren Raum ein klares Echo hinterließen.
Er musste an die frische Luft, musste tief durchatmen. Wenn er nur warten konnte, dann wollte er jedenfalls an Draco denken, ihn nicht noch einmal alleine lassen.
oOo0oOo
Draco stand nervös in der Seitengasse, in die Mike ihn verlangt hatte. Die Luft stand feucht in der Luft. Es roch nach Abfall und Moder. Im Sommer waren die Nächte nicht besonders dunkel, doch stahlen die schiefen Häuser, zwischen denen er sich derweil befand sogar dem Mond das Licht.
Auch wenn er nie wirklich dazu stand, wusste er, dass er Angst hatte. Angst vor Mike und dessen Reaktion, weil er Harry nicht dabei hatte. Angst vor neuen Schlägen, Angst davor, umgebracht zu werden. Doch musste er stark bleiben, durfte seine Schwäche auf keinen Fall zeigen.
Jede Sekunde die verging, ließ ihn innerlich mehr zittern, die Angst reifen und als nach unendlicher Zeit tatsächlich zwei Gestalten in die Gasse einbogen und sich ihm näherte, schien die Panik in Draco zu entflammen.
Die Konturen wurden erst langsam schärfer und schließlich erkannte er Mike und einen weiteren Anhänger, den er zuvor noch nicht gesehen hatte.
„Wo ist Potter?", kam ihm die kalte Stimme entgegen und packte ihn augenblicklich am Kragen.
„Ich konnte ihn nicht dazu bewegen mitzukommen. Wir haben Streit.", brachte Draco mutig hervor, wunderte sich, dass seine Stimme nicht einmal annährend so zitterte wie seine kalten Hände.
„Und das soll ich dir abnehmen, hehn?", die dreckigen Zähne Mikes blitzten hervor, während ihm übler Mundgeruch entgegen stieß. Die andere Gestalt verharrte nach wie vor im Hintergrund.
„Das musst du mir glauben.", erwiderte Draco fest, „Meinetwegen…bring mich um, doch dann werde ich ihn dir nie bringen können."
Mike grinste schief, lachte gehässig auf und drehte sich zu seinem Anhänger um, „Hast du das gehört…", erneut lachte er leer auf. Das Lachen schallte in der schmalen Gasse wieder, wurde aber an den dichten Wänden abgeprallt.
Einen Moment herrschte bewegungslose Stille, bis Draco den harten Stoß Mikes Knie in seiner Bauchgegend spürte und sich sofort vorbeugte, um den Schmerz verringern zu können. Er wollte seine Arme schützend vornehmen, doch nickte Mike seinem Komplizen zu. Dieser ergriff unsanft die Hände Dracos und drückte sie brutal gegen die splittrige Wand, so dass Draco schon jetzt die späteren Schürfwunden erahnen konnte, falls er all das überhaupt lebend überstehen würde.
Er drehte den Kopf zur Seite, wollte keine Schläge ins Gesicht bekommen, erinnerte sich an die starken Schmerzen. Als nächstes spürte er eine Hand an seinem Umhang und musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sie ihm seinen Zauberstab abgenommen hatten.
„Wieso bringst du dieses Teil mit, wenn du dich nicht mal damit zu wehren weißt?", der Unbekannte grunzte, während Mike erneut überlegen grinste, Dracos Gesicht näher kam und seine Frage weitaus bedrohlicher wiederholte: „Wo-ist-Potter?"
„Ich sagte doch…", ächzte Draco, „…wir haben uns gestritten und folglich wollte er nicht mitkommen."
„Komisch…irgendwie glaube ich dir nicht.", Mike drückte seine Hand an Dracos Kehle und machte dem Blonden somit das Atmen schwerer.
Draco antwortete nicht. In diesem Moment hätte er das Umbringen vielleicht tatsächlich bevorzugt.
„Was machen wir mit ihm, hehn?", Mike leckte sich über die Lippen, tauschte einen Blick mit seinem Komplizen, nickte ein weiteres Mal und als gäbe es eine stille Kommunikation zwischen den beiden, ließ der Fremde von Dracos Handgelenken ab.
Stattdessen krallte er sich mit seinen dreckigen Händen in Dracos grauen Pullover, riss ihn von der Wand weg und schubste ihn brutal zu Boden. Draco landete auf einem Haufen Glasscherben, spürte, wie sie sich in seinen Rücken bohrten. Vor Schmerz kniff er seine Augen zusammen.
„Zieh ihn aus!", befahl Mike in fester Stimme, fast monoton.
Draco ahnte Schreckliches, wollte sich aufrichten, doch stellte sich sofort Mikes Fuß auf seine Brust und hielt ihn und die geplante Flucht auf.
Der Fremde, der ziemlich verhüllt war und Draco ihn deswegen nur kaum erkennen konnte, machte sich sofort an seiner Hose zu schaffen.
Draco beugte sich, wimmerte, schrie, versuchte um sich zu treten, doch war er nie reichlich mit Muskeln bestückt gewesen und somit war seine Gegenwehr zwecklos.
Er spürte, wie ihm die Hose von den Beinen gerissen wurde, er den eiskalten Asphalt an seinen Beinen spürte. Der Fuß löste sich von seiner Brust, dafür beugte Mike sich herunter, griff erneut in den Stoff des Pullovers, ballte seine den Stoff festhaltenden Hände zu Fäusten und riss so kräftig, dass der Pullover samt Hemd sich in der Mitte teilten und Dracos Brust entblößten.
Mike erblickte die viele Narben: „Sind das Souvenirs vom letzten Mal?", fragte er und grinste grässlich.
Aufgrund Mikes Frages hatte Draco gar nicht mitbekommen, wie der Unbekannte ihm die Boxershorts von den Beinen gezogen hatte. Ausgeliefert und hilflos lag Draco da, bäumte sich, wollte nichts von dem spüren oder sehen, was als nächstes passieren würde.
Schon oft hatte seinem Vater ihm von derartigen Strafen erzählt. Anfangs war er naiv gewesen, hatte sich darüber lustig gemacht, sich die Ausmaße einfach nicht vorstellen können. Doch bereute er jetzt jedes Lachen, kniff seine Augen schon so fest zusammen, dass Tränenflüssigkeit aus ihnen gedrückt wurde.
„Wehr dich nur…so macht's noch mehr Spaß…", diese Worte widerten Draco an, er wollte sie nicht hören, sich die Ohren zuhalten, doch konnte er weder körperlich noch psychisch fliehen.
Fingernägel bohrten sich in die Haut seiner Brust, zogen sich nach unten, hinterließen einen brennenden Schmerz und eine blutverschmierte Spur.
Draco hielt nahezu die Luft an, hatte keine Kraft mehr sich zu wehren, wollte nur, dass alles schnell vorbei gehen würde.
Doch als der Fremde seine Handgelenke nun auf den harten Boden drückte und Mike seine Schenkel auseinander drückte und Draco leicht an den Hüften anhob, wurde die Panik umso größer.
Mike schien noch einen kurzen Moment zu zögern oder den Moment der Macht über eine andere Person zu genießen. Und umso größer und heftiger wurde der abrupte Schmerz, als Mike in ihn eindrang ohne nur die geringste Rücksicht zu nehmen. Sofort stieß er brutal zu, krallte sich weiterhin mit den Fingernägeln in die verletzliche Haut. Die Scherben schienen seinen Rücken mit jedem Stoß weiter zu zerschneiden.
Draco
hielt immer wieder die Luft an, drückte die Augen so fest er
konnte zusammen, konnte nicht einmal mehr schlucken oder schreien. Es
tat mehr weh als jeder Fluch, den er bereits in seinem Leben erlebt
hatte.
Immer fester wurden die Stöße, immer härter
und brutaler. Bis er endlich eine klebrige Flüssigkeit an sich
herab fließen spürte. Er wusste nicht, ob es sich nur um
das eine oder zusätzlich um Blut handelte.
Mike löste sich von dem leblosen Körper, zog seine nur am Reißverschluss geöffnete Hose wieder zu und blickte zufrieden an Draco herab: „Gar nicht mal so übel.", er grinste gehässig.
Draco hatte seinen Kopf nach wie vor zur Seite gedreht, die Augen zusammen gekniffen.
„Sieh mich gefälligst an!", schrie Mike.
Draco reagierte nicht, er fühlte sich tot und unlebendig.
„Sieh mich an!", brüllte der Todesesser nun, bückte sich und drehte Dracos Kopf am Kinn so stark zur Seite, dass Draco seine Augen tatsächlich erschrocken öffnete.
Er sah Mikes Antlitz, konnte es nicht unterordnen. Alles schien zu irrational zu sein.
„Du siehst mich wohl ziemlich ungern an, was?", die Worte klangen warnend, Angst einflößend.
Draco antwortete nichts. Es tat ihm weh. Alles tat ihm weh, doch das war nichts im Vergleich zum inneren Schmerz.
„Antworte mir!", Mikes Stimme bebte, drohte zu explodieren.
Keine Reaktion des Slytherins.
„Na, wenn das so ist…", Draco hätte vielleicht jetzt eine Chance zur Gegenwehr gehabt, doch blieb er bloß regungslos liegen.
Er konnte nur im Augenwinkel beobachten, wie Mike seinen Zauberstab hervorkramte, ihn auf Draco gerichtet hielt und zischte: „Dann wirst du dein Augenlicht wohl nicht länger benötigen!"
Draco nahm die Worte auf, verwarf sie jedoch sofort wieder. Es war ihm gleichgültig. Er wusste nicht mehr, ob er sich überhaupt in der Realität befand.
„Ca-ecitas!", Mike sprach es fast gelassen aus
Draco überkam ein stechender Schmerz im Bereich der Augen. Der erste und einzige Laut, der seine Lippen verließ, war ein kläglicher Schmerzensschrei.
Er schlug sich die Hände auf die Augen, wandte sich, nahm nebensächlich auf, wie sich Schritte entfernten.
„Du wirst von mir hören.", sagte Mike noch, bevor die leeren Schritte ganz verhallten.
Draco hatte die Nacktheit, die Scherben unter seinem Rücken fast vergessen. Er drückte sich fest auf die Augen, hoffte den Schmerz somit verdrängen zu können, doch schien er stattdessen ins Unermessliche zu wachsen.
Draco wünschte sich den Tod, eine Ohnmacht, doch nichts schien ihm helfen zu wollen.
Nach einigen Minuten, die wie Stunden vergangen zu sein schienen, klang der starke Schmerz ab.
Draco ließ mit dem Druck seiner Hände nach, entkrampfte sich etwas und nahm die Hände schließlich ganz aus seinem Gesicht.
Was er daraufhin erblickte, war weder der Tod, noch die Dunkelheit der Nacht.
Er hatte seine Augen weit aufgerissen, das spürte er, fühlte sogar noch mit seinen zittrigen Fingern nach. Doch sah er um sich herum nichts als tiefe Schwärze. Die Ursache schien sich wie ein Messer in seinen verstand zu bohren.
Er war blind.
TBC
