Kapitel 2

Als Alicia ihren Verlobten das Erste Mal sah stellte sie fest, dass er wirklich gut aussah. Er war seinem Vater verblüffend ähnlich. Er hatte nach seiner Ankunft noch nicht die Möglichkeit gehabt sich umzuziehen und trug deshalb nur ein einfaches, weißes Hemd unter seinem dunklen Umhang. Lorendts Haare waren kürzer als die der meisten Elben. Immer wieder fielen ihm Strähnen ins Gesicht, die er sich energisch hinter die Ohren strich. Er hatte dieselben feinen Gesichtszüge seines Vaters und auch dieselbe vornehme Blässe. Seine Augen allerdings waren größer als die von Legolas und ihre dunkelblaue Farbe verlieh ihnen einen fast kindlichen Ausdruck. Doch in ihnen spiegelten sich keinerlei Gefühle wider, was, wie Alicia vermutete, das Ergebnis einer strengen Erziehung war.

„Alicia? Willst du nicht unsere Gäste begrüßen?"

Die Stimme ihres Vaters riss Alicia aus ihren Gedanken und ihr wurde bewusst, dass sie den Prinzen die letzten Minuten lang angestarrt hatte. Bei der Erkenntnis merkte sie, wie ihr unbewusst die Röte ins Gesicht stieg und sie beeilte sich den Waldelbenkönig zu begrüßen.

Unauffällig musterte Lorendt die Thronerbin. Es war nur zu offensichtlich, dass sich die junge Frau in dem aufwendigen Kleid nicht wohl fühlte. Sonst trug sie keinen Schmuck. Ihre schwarzen, lockigen Haare trug sie in einem Knoten zusammengebunden. Sie war eine hübsche Erscheinung – ohne Zweifel. Alicia hatte die blaugrüne Augenfarbe ihres Vaters und ihr Gesicht erinnerte an das der jugendlichen Arwen. Ein Anblick an den er sich gewöhnen könnte, dachte Lorendt.

Lorendt runzelte die Stirn. Seit sie sich zum Abendessen im großen Saal zusammengesetzt hatten, versuchte Ranwe ihm irgendetwas mitzuteilen. Allerdings saßen sie zu weit auseinander um sich unterhalten zu können. Und obwohl Lorendt seinem Freund auch zugetraut hätte, dass dieser unter normalen Umständen seine Mitteilungen lautstark über den Tisch hinüber verkündet hätte hielt ihn diesmal wohl irgendwas zurück, was ihn aber nicht davon abhielt zu versuchen sich durch Gesten deutlich zu machen. Doch dem Angesprochenen blieb nichts übrig, als mit den Schultern zu zucken und Ranwe fragend anzugucken. Lorendt blickte zu seinem Vater, der sich angeregt mit Aragorn unterhielt. Dann blickte er zu Alicia, die sich auf den Teller vor ihr zu konzentrieren schien. Allerdings wanderte ihr Blick immer wieder wie zufällig zu ihm. Doch sobald sich ihre Blicke trafen wand sich die junge Frau wieder ihrem Teller zu. Er hätte nur allzu gern gewusst, was Ranwe von ihm wollte. Aber das musste wohl bis nach dem Mahl warten.

Kaum hatte König Aragorn die Tafel aufgehoben deutete Ranwe Lorendt ihm zu folgen. Der trottete hinter seinem Freund her und war gespannt, was es nun wieder Wichtiges zu erzählen gab. Im Laufe der Jahre hatte er sich daran gewöhnt das die Sachen, die die meisten Leute interessierten und die Sachen, die Ranwe interessierten zwei völlig unterschiedliche Dinge waren. Als dieser ihm dann aber das Gehörte berichtete, musste er zugeben das sich Ranwes Neugier manchmal auszahlte, auch wenn er anders als sein Freund das ganze aus militärischerem Standort sah und sich überlegte, was Gandalf so aufgeregt hatte. Nicht, dass der alte Zauberer für ein ruhiges Gemüt bekannt war, aber so aufgebracht wie Ranwe ihn beschrieben hatte Lorendt ihn gegenüber dem Elbenfürst Elrond noch nie erlebt. Aber wenn sich etwas Wichtiges ereignet hatte würde er früher oder später sowieso durch seinen Vater davon erfahren. So gingen Ranwe und Lorendt inzwischen durch die Gänge des Schlossparks und Ranwe begann Lorendt nach Alicia auszufragen.

„Und? Habt ihr euch schon unterhalten? Sie ist sehr hübsch, nicht? Weißt du zufällig ob sie Geschwister hat?"

Lorendt rollte innerlich mit den Augen. Nicht nur das Ranwe eigentlich wissen müsste, dass Aragorn und Arwen nur ein Kind hatte, nein, aus ihm hörte man auch unverholendes Interesse.

„Nein, ich hab mich noch nicht mit ihr unterhalten. Sie hat sich damit begnügt mich zu ignorieren und ich denke wir werden noch früh genug die Möglichkeit haben uns kennen zu lernen"

„Das klingt aber nicht sehr begeistert. Vermisst du Gwen doch, Kleiner?"

Lorendt, der fast einen halben kopf größer als Ranwe war zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte den dunkelhaarigen kurz, um zu erfahren, welcher Hinterhalt in dieser Frage steckte. Ranwe jedoch grinste ihn aber nur mit übertriebener kindlicher Unschuld an und zog schließlich seine Augenbrauen fragend hoch. Lorendt seufzte.

„Na ja… schon. Aber nicht so wie du denkst. Ich liebe sie wie eine Schwester."

Nun verschwand jegliche gespielte Kindlichkeit aus Ranwes Blick und er grinste Lorendt nur noch dümmlich an.

„Na dann bin ich ja froh, dass du keine Schwestern hast."

Lorendt ignorierte den letzten Satz und wechselte das Thema.

„Und du? Immer noch dabei Bauernmädchen unglücklich zu machen?"

„Ja, wenn sich nichts Besseres bittet..."

„Du bist unmöglich."

„ich weiß."

Nachdem sie eine Zeit still nebeneinander liefen fing Ranwe das Gespräch wieder auf.

„Wo ist eigentlich dein Zimmer."

„Hm, gute Frage. Ich hatte noch keine Zeit mich darum zu kümmern."

„Gut, dann sollten wir das jetzt mal tun."

Mit diesen Worten gebot er Lorendt ihm ins Schloss zu folgen.

In der Vorhalle des Palastes wurden sie dann aber durch Legolas aufgehalten, der sich auf einmal vor den Beiden aufbaute.

„Wo warst du, Lorendt? Ich hab dich schon gesucht. Aber wenn du dich wieder mit Bauern abgibst, muss ich mich nicht wundern, wenn du dich irgendwo rumtreibst. Komm mit."

Lorendt warf Ranwe einen Hilfesuchenden Blick zu, der Legolas ebenfalls folgte.

Alicia saß an ihrem Fenster und starrte in die immer mehr zunehmende Dunkelheit. Heute Morgen hatte sie das Gleiche getan und doch hatte sich seit dem soviel geändert. Sie hatte sich vorgenommen den Prinz nicht zu mögen. Genauso wie die Anwärter, die ihr Vater ihr schon früher vorgestellt hatte. Doch sie war von der ersten Begegnung zu verwirrt. Er hatte sie so gut wie gar nicht beachtet. Dieser eingebildete Elb, dachte Alicia. Was bildete der sich eigentlich ein?

„Herrin? Euer Vater verlangt nach euch. Es scheint sehr wichtig zu sein!"

Alicia, die es gewohnt war, dass verschiedene Personen einfach ohne zu Klopfen in ihrem Zimmer erschienen, folgte ihrer Zofe seufzend.

Doch in dem großen Raum, zu dem Neadan sie führte erwartete sie nicht nur ihr Vater sondern auch ihr Großvater Elrond, Gandalf, der Elbenkönig Legolas, sein Sohn und Menschen und Hobbits, die Alicia unbekannt waren. Sie saßen in einem Kreis, der Alicia an das Gemälde erinnerte, dass in dem Zimmer ihres Vaters hing und Elronds Rat vor dem Ringkrieg zeigte. Zögernd setzte sie sich auf den Platz neben ihrem Vater, der noch frei war. Unsicher blickte sie in die Runde. Ging es um sie und den Prinzen? Dieser unterhielt sich mit einem jungen Elben, den Alicia nicht kannte.

Es dauerte eine Weile, bis Aragorn schließlich seine Stimme erhob:

„Da wir nun vollzählig sind, will ich euch über den Grund für diesen Rat aufklären. Nun, ihr habt bestimmt von den verhäuften Orkangriffen in Gondor, aber auch in Rhohan und selbst Düsterwald gehört. Wir haben Grund zu der Annahme, dass es nicht nur einfache Raubüberfälle sind, sondern, dass sie eine Art Plan befolgen. Ich denke Gandalf fährt jetzt fort?"

„Unsere Späher berichteten über zahlreiche Orklager, die sich im Herzen von Mordor bilden. Es sieht ganz so aus als hätten sie einen neuen Führer gefunden."

Augenblicklich kam Unruhe zwischen den Anwesenden auf.

Die Meisten von Ihnen, waren zwar nicht bei dem Ringkrieg dabei gewesen, hatten aber Geschichten über die Schrecken jener Zeiten gehört. Legolas meldete sich zu Wort:

„Aber wie konnte das geschehen? Sauron und Saruman sind tot und Melkors Macht hat seit damals stetig nachgelassen."

„Schhh… das ist kein Grund um kopflos umher zuirren. Ich denke, dass der Feind genau das erreichen will: Verwirrung stiften. Aber diesmal sind wir ihm einen Schritt voraus. Ich selbst habe mich im Feindes Land umgesehen und konnte erfahren, dass Gwathui hinter den Anschlägen steckt."

„Gwathui? Ein Diener des dunklen Herrschers? Aber…sollte er dann nicht zusammen mit Sauron vernichtet worden sein?"

„Nun, offenbar hat Gwathui den Sturz seines Herrn vorausgesehen und hat sich soweit von Sauron gelöst, dass er nicht an dessen Schicksal gebunden war. Nun baut er sich seine eigene Armee auf und da wir uns so lange Zeit in Sicherheit wiegten, dürfte seine Macht ziemlich gewachsen sein. Natürlich hat er noch keine Truppen in dem Ausmaß in dem Sauron sie besaß. Ihm steht auch kein mächtiger Partner zu Seite. Jedenfalls keiner, von dem wir wissen…"

Während der letzten Worte hatten alle stumm Gandalfs Stimme gelauscht. Nun aber meldete sich ein junger Mensch, den man Lorendt als Tarlisin, den Sohn von Faramir und Eowyn vorgestellt hatte, zu Wort.

„Aber was sollen wir jetzt tun? Was schlägst du vor, weißer Zauberer?" „Offenbar hat Gwathui es nicht ganz geschafft sich von dem Schicksal Saurons zu schützen. Nun besitzt er keinen Menschlichen Körper mehr. Er besteht aus ähnlichem Material, aus dem auch die Rüstung Saurons bestand. Allerdings hat er jenen verbessert indem er ihm eine Art Mithril, die man für verloren hielt, hinzuführte."

„Und wenn ihr Führer zerstört worden ist, werden sich auch die Orks wieder zerstreuen?"

„Genauso ist es Tarlisin."

Lorendt runzelte die Stirn. Das klang zu einfach.

„Wenn er aus diesem seltenen Mithril besteht, wird es nicht reichen einen einfachen Assassinen zu schicken um ihn zu töten, oder?"

Der Zauberer seufzte.

„Ganz recht, junger Grünblatt. Wenn es tatsächlich so einfach wäre, hätte ich bereits entsprechendes angeordnet. Nun… meiner Erkenntnisse nach gibt es nur ein Metall, das diese Rüstung durchdringen kann. Ein Schwert aus Ankh. Leider gibt es nur noch eine einzige Waffe aus diesem Metall, es wird von Murkalis, einem Einsiedler, der in Mordor in einer Höhle aufzufinden ist…"

„Ist ja praktisch", flüsterte Ranwe.

„… gehütet. Und nun, er stellt gewisse Bedingungen, damit er uns das Schwert ausliefert."

Lorendt seufzte. Er hatte es ja gewusst.

„Er verlangt, dass die Nachkommen der Ringgefährten das Schwert an sich nehmen und Gwathui töten."

Der Prinz Düsterwalds starrte Gandalf an. Das war nun wirklich zuviel.

„Wir sollen nach Mordor gehen, mitten in das Hauptlager der Feinde, damit ein alter, einsamer Mann die Geschichte nachspielen kann?"

Lorendt hörte seinen Vater hinter sich etwas zischen und er vermutete, dass Legolas mindestens die nächsten vier Tage nicht mehr mit ihm reden würde. Doch als er Gandalf anblickte, sah er, dass dem alten Zauberer ein schelmischer Ausdruck in den Augen lag.

„Oh Nein, Lorendt. Ganz so ist es wohl nicht. Ich denke, dass dir sehr wohl klar ist, dass es um weit mehr geht. Zum Beispiel auch um das Wohl des Volkes der Elben. Bist du bereit dafür nach Mordor zu gehen?"

Lorendt nickte stumm. Er wusste, dass der Zauberer absichtlich an seiner empfindlichsten Stelle gerührt hatte und er ärgerte sich still, dass es ihm auch gelungen war.

Gandalf stand auf und seine Miene war wieder ernst geworden…

„Leider haben wir keine Zeit für lange Reden, denn die neuen Gefährten müssen so schnell wie möglich losreisen. Für Aragorn geht Alicia, seine Tochter mit nach Mordor."

Er deutete auf die Thronerbin, die ihn erwartungsvoll ansah.

„Für Legolas wird sein Sohn Lorendt mitgehen. Boromir, der sein Leben im Ringkrieg lassen musste, wird durch Tarlisin, dem Sohn seines Bruders Faramir vertreten. Gimli schickt uns seinen Neffen Sagnat. Die Hobbits schicken uns Marie, Frodos Nichte, Merrys Sohn Deral und Sams Sohn…ähh… Frodo."

Sofort wandten sich alle Köpfe, zu dem kleinen Hobbit der sich mit riesigen Hobbitaugen ängstlich umguckte. Zwar waren seine Augen braun, aber eine gewisse Ähnlichkeit mit dem echten Frodo war nicht zu leugnen, obwohl sich ja alle Hobbits mehr oder weniger glichen, dachte Lorendt.

Gandalf fuhr fort:

„Leider ist Peregrin Tuk vor seiner Hochzeit verstorben und er hat auch keine lebendigen Verwandten. Deshalb müssen wir schnell einen weiteren Gefährten finden. Vielleicht…"

Rumms.

Erschrocken wirbelten alle Köpfe zu dem am Boden liegenden Ranwe. Dieser lächelte die anderen entschuldigend an und begann sich wider zu erheben, allerdings nicht ohne Staub von seiner Kleidung abzuklopfen.

Obwohl er Gandalfs Ausführungen nicht ganz uninteressant fand, war sein Ungeduld schon immer seine größte Schwäche gewesen und so hatte er es sich nicht nehmen lassen mit seinem Stuhl zu schaukeln.

Ranwe versuchte gewissenhaft sowohl Legolas' als auch Lorendts strafenden Blicken zu ignorieren. Stattdessen setzte er sich wieder auf seinen Stuhl und sah den Zauberer allzu interessiert an.

„Wer bist du, junger Elb?"

„Ranwe mein Name."

Lorendt schloss die Augen und hoffte nur, dass Ranwe es unterließ aufzustehen und Gandalf die Hand zu schütteln.

„Kannst du mit dem Schwert umgehen?"

Stille.

„Nun…ja, ich denke schon das ich das kann. Obwohl ich Dolche vorziehe"

„Und wieso bist du hier?"

„Öhm. Naja ich… ich bin Lorendts Leibwächter."

Gandalf musterte erst Ranwe, der auf den ersten Blick zwar nicht unmuskulös wirkte, aber mit seinem verträumten Gesichtsausdruck nicht wie ein Krieger aussah. Dann schaute er zu Lorendt, der Ranwe geradezu entsetzt anschaute und nicht besonderen Schutz bedürftig schien.

„Hm. Na dann ist es ja fast deine Pflicht deinem Herrn nach Mordor zu folgen."

Lorendt rollte mit den Augen während Ranwe nur zu eifrig nickte. Irgendwie fühlte er sich aber seinem Freund verpflichtet, wenigstens die Blicke von ihm abzuwenden, indem er geschickt das Thema wechselte.

„Ehm, Gandalf? Was ist eigentlich mit dir? Wer wird für dich mit uns gehen?"

„Mach dir da mal keine Sorgen. Murkalis hat ausdrücklich nach den Nachkommen der Gefährten verlangt, die in Lorien eingetroffen sind."


Dann reviewt mal schön..... Dann lade ich auch die nächsten Kapitel hoch.. hab nämlich schon Nr. 3, 4 #hähä#