Kapitel 8: Gefühlschaos

Harry dagegen sah mich enttäuscht an, ja geradezu traurig! Das muss man sich einmal vorstellen! Für mich sah das im ersten Moment so aus, als ob er mehr für mich empfinden würde, als für ihn gut war, doch dann schien er sich wieder gefangen zu haben und blaffte mich an: „Was sollte das denn?! Bist du völlig übergeschnappt, Malfoy?!"

Ich konnte es nicht fassen! Ich und übergeschnappt?! Dabei war er doch derjenige, der mich geküsst hatte! Als ob das meine Idee gewesen wäre!

„Das musst du gerade sagen, Potter. Wer konnte denn seine Griffel nicht von mir lassen?!"

Das saß. Potters Gesicht nahm einen unnatürlichen Rot-Ton an. Ich konnte mir ein überhebliches Grinsen nicht verkneifen. Diese Runde ging wohl an mich.

Plötzlich erhob er sich und stiefelte zum Balkon hinaus. Ich hörte noch etwas ähnliches wie „Verflucht! Warum muss immer mir so was passieren?! Scheiße!", ehe ich auch langsam aufstand und mich ins Schlafzimmer begab, um auf dem Bett liegend über das Geschehene nachdenken zu können. Wenigstens konnte ein gewisser Schwarzhaariger mich dort nicht ablenken.

Nun denn, ich dachte also nach.

Nur kam dabei nichts neues raus. Einerseits verfluchte ich mich immer noch für mein Handeln, andererseits konnte ich mich aber auch nicht wirklich davon überzeugen, dass ich Ekelgefühl oder derartiges bei dem Kuss empfunden hatte.

Es war einfach so verdammt kompliziert!

Hätte man mich nicht mit Blaise ein Zimmer teilen lassen können? Dann wäre das alles erst gar nicht passiert und ich hätte Potter weiterhin fertig machen können, ohne an etwas anderes als Hass oder dergleichen bei ihm zu denken!

„Verdammte Scheiße!", grummelte ich wütend und prügelte auf das Kissen unter mir ein.

Irgendwann lag ich wieder auf dem Rücken und starrte abwesend an die Decke. Ich weiß nicht, wie lange ich so regungslos dalag, doch irgendwann ging die Tür auf und der Grund meiner schlechten Laune kam hereingeschneit.

„Was willst du, Potter?", fragte ich ärgerlich. Konnte dieser Idiot mich nicht einmal in Ruhe nachdenken lassen?

„Nur was holen...", murmelte er und sah mich nicht ein einziges Mal an.

„Und was, wenn ich fragen darf?"

„Geld", antwortete er knapp und beachtete mich gar nicht weiter. Er ignorierte mich ja fast! Na ja, er redete noch mit mir, wenn auch nur spärlich, aber trotzdem konnte er mir doch auch mal ins Gesicht schauen, wenn er mit mir sprach, oder?!

„Kannst du mich vielleicht mal ansehen, wenn ich mit dir rede?!", fragte ich ärgerlich.

„´Tschuldigung...", murmelte er und hob langsam den Kopf.

Wie in Zeitlupe sah er vom Boden auf und seine smaragdgrünen Augen blitzten mir entgegen.

Was für ein grün! So intensiv hatte ich es noch gar nicht wahrgenommen. Ich spürte, wie es in meiner Magengegend zu kribbeln anfing und drehte meinen Kopf schnellstmöglich wieder der Decke zu.

„Kannst du mich vielleicht mal ansehen, wenn ich mit dir rede?!", äffte er mich daraufhin nach und sofort verschwand dieses merkwürdige Gefühl wieder. Stattdessen wurde ich wieder ein wenig wütend. Keiner wagte es, mich so billig nachzuäffen! Keiner! Es war wie ein ungeschriebenes Gesetz und alle kannten es. Mit eben mit einer Ausnahme.

„Hast du nichts Besseres zu tun, als mich nachzumachen, du Möchtegernheld?!", blaffte ich ihn an.

„Nein. Im Moment nicht", grinste er mich an.

Wütend krallte ich mir ein Kissen und schleuderte es in seine Richtung.

„Hättest du trotzdem die Güte, mich mal für ein paar Minuten alleine zu lassen?!"

„Du bist schon seit über zwei Stunden allein. Langsam müsstest du doch über alles nachgedacht haben, meinst du nicht auch?", meinte er belustigt.

„Na und? Von dir muss man sich eben länger als normal erholen!", konterte ich und konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder hinter Potters Stirn arbeiteten. Was gab es denn da so lange zu überlegen? Da gab es doch nichts falsch zu verstehen! Oder...?

„War ich denn so gut, dass..."

„Was?!"

„... dass du erst mal wieder zu Kräften kommen musst?", meinte er und grinste verschmitzt.

Ich dachte, ich werd´ nicht mehr! Woher nahm dieser Kerl auf einmal diesen Mut? Früher wäre er nie im Leben so selbstsicher aufgetreten.

„Wie bitte?! Du spinnst ja total!", brüllte ich und drehte mich demonstrativ auf die Seite, um zu signalisieren, dass diese Konversation für mich beendet war.

„Och Dray, jetzt hör doch auf zu schmollen", sagte er nach einer Weile mit zuckersüßer Stimme. Der konnte wohl echt nicht genug kriegen!

„Ich schmolle nicht! Und. Nenn. Mich. Nicht. Dray!", machte ich ihm unmissverständlich klar.

Er würde mich noch so weit bringen, mich wie ein wildes Tier auf ihn zu stürzen.

Nein! Doch nicht so, ihr Schweine! Ich war wirklich sauer auf ihn!

„Wieso denn nicht, Dray?", fragte er unschuldig

Das war zu viel!

„Jetzt reicht´s!"

Etwas mühsam rappelte ich mich auf und stürzte mich auf Potter, der noch immer vor dem Schrank stand, es aber mindestens vier Meter Abstand zwischen Bett und Schrank waren.

Ich stürzte mich also mit all meinen mobilisierten Kräften auf besagten Gryffindor und fiel prompt mit ihm auf den Boden. Ich griff nach seinen Handgelenken und hielt sie über seinem Kopf mit einer Hand zusammen. Wütend funkelte ich ihn an, wobei Potter die Sache ganz und gar nicht ernst nahm.

„Bist wohl einer von der wilden Sorte, Dray", sagte er dreckig grinsend. Verdammt! Wie sollte ich da nur wieder rauskommen? Der dachte doch jetzt wer weiß was von mir!

„Ach, halt die Klappe!", zischte ich ihm entgegen.

Irgendwie hatte er mich jetzt aus dem Konzept gebracht. Und das mit nur einer lächerlichen Bemerkung.

Eine Weile war es still im Raum. Ich saß immer noch rittlings auf ihm, hatte aber meinen Griff um seine Handgelenke gelockert. Was sich dann als fataler Fehler herausstellte.

Er sah mir fest in die Augen und ich realisierte erst gar nicht, wie er sich aus meinem Griff gelöst hatte. Als ich allerdings spürte, wie er seine Arme um meinen Nacken legte, war es auch schon zu spät.

Ich konnte gar nicht mehr reagieren, so schnell zog er mich zu sich nach unten und küsste mich erst zart, dann immer sicherer. Ich schloss die Augen. Tausende von Gefühlen durchströmten meinen Körper. Als der Kuss jedoch immer leidenschaftlicher wurde, erlangte ich die Kontrolle über mich wieder.

Bestimmend löste ich mich von ihm und sah ihn entsetzt an.

Eine Stimme in mir schrie ‚Wie kannst du nur so blöd sein? Küss ihn endlich wieder! Los, mach schon!'

Doch ein anderer Teil wollte sich so schnell wie möglich von ihm losreißen.

Ehe ich mich für eine Stimme entscheiden konnte, wurde mir diese Entscheidung auch schon abgenommen.

Verlangend presste er seine Lippen auf meine. Ich ließ mich einfach mitreißen von all den schönen Gefühlen, die seine Lippen auf meinen in mir auslösten und fing an, den Kuss zu erwidern.

Immer sicherer werdend ließ ich langsam meine Zunge über seine Lippen gleiten. Zögernd gewährte er mir Einlass und als sich unsere Zungen berührten, konnte ich spüren, wie kleine Blitze durch meinen Körper schnellten. Es war einfach unglaublich!

Ich hätte niemals gedacht, dass Potter doch zu etwas zu gebrauchen war, wenn man mal die Sache mit Voldemort außer Acht ließ.

Während ich immer noch über ihm kniete, mich mit dem rechten Ellbogen auf dem Boden abstützte und meine linke Hand in seinen Haaren vergruben hatte, welche doch widererwartend unglaublich weich waren, spürte ich, wie er mit seinen Händen zärtlich meinen Rücken auf und ab fuhr.

Irgendwann jedoch wanderten sie eindeutig tiefer.

Viel zu tief, wusste ich, als er sie in meinen Hosenbund schob.

Ich löste mich erneut von ihm. Verwirrt sah er mich an. Fast zeitgleich rappelten wir uns wieder auf. Na ja, er saß immer noch auf dem Fußboden vor dem Schrank, während ich mich auf dem Fußende des Bettes niedergelassen hatte.

Seine Wangen waren noch immer gerötet, als er nach einigen Momenten des Gedankensammelns flüsterte: „Wow... Unglaublich..."

Ich lächelte ihn kurz an, kam aber schnell wieder zur Besinnung. Warum zum Teufel lächelte ich ihn an?! Das war ja... Bei Merlin! Jetzt wurde ich auch noch romantisch! ... Und... und ... ja was war ich eigentlich?

Verliebt?

Nein! Das konnte nicht sein! Niemals!

Oh Merlin! Ich war tot. Ich war ja so was von tot!

Als ich endlich erkannt hatte, was eben passiert war, wurde ich bestimmt genauso rot, wenn nicht noch einen Ton tiefer, wie Mr Bringen-wir-Draco-mal-eben-um-den-Verstand Potter!

Das war alles so was von peinlich! Normalerweise war einem Malfoy ja nichts in der Welt peinlich, aber das hier war eindeutig eine Ausnahme.

„Und jetzt...?", murmelte er und ich sah ihn grimmig an. Ich hatte einen Entschluss gefasst. So ging es einfach nicht mehr weiter!

„Nichts! Hör zu, Potter. Das eben ist niemals geschehen und es wird sich auch nie mehr wiederholen, verstanden? Es darf einfach nicht sein, verstehst du?!"

„Wa... aber...", stammelte er.

„Diesen Kuss eben hat es niemals gegeben. Haben wir uns verstanden?!", zischte ich wütend. Ich wusste, dass ich ihn dadurch mehr als verletzte, aber es ging nun mal nicht anders.

Jedenfalls dachte ich es bis dato...

Irgendwann am Nachmittag klopfte es plötzlich an der Tür. Da Potter verhindert war, besser gesagt nicht in der Lage war, mit jemandem zu reden, geschweige denn anzugucken, da er die ganze Zeit apathisch am Fenster im Schlafzimmer sitzend vor- und zurückwippte, musste ich eben die Tür öffnen.

„Hey, Draco! Na, schönen Tag gehabt?", begrüßte mich Blaise grinsend und mogelte sich an mir vorbei in unser Wohnzimmer.

Nicht der auch noch!, dachte ich verzweifelt.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass uns ein unangenehmes Gespräch bevorstand.

„Hey, du siehst so unglücklich aus. Ist was passiert?", fragte er und kam auf mich zu, um vor mir stehen zu bleiben und wieder den Psychologen zu spielen.

„Nein. Es ist alles in Ordnung", versuchte ich so neutral wie möglich zu sagen, scheiterte aber kläglich, wie mir bewusst wurde, als Blaise eine noch besorgtere Miene aufsetzte.

„Na komm schon. Erzähl´s mir."

„Es gibt nichts zu erzählen!"

Verstand der denn nicht, dass ich nicht darüber reden wollte?! Na schön, er ist mein bester Freund, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihm von meiner... ja, was eigentlich?... dass ich ihm von meinem kleinen Abenteuer erzählen musste!

Ich habe eben auch meine Geheimnisse!

„Meine Güte, scheinst ja wirklich Probleme zu haben. Aber wenn du nicht darüber reden willst, dann eben nicht...", gab er sich endlich geschlagen und ließ sich auf dem blauen Möbelstück vor dem komischen Glaskasten nieder.

Mir war dieses Teil eben noch nicht geheuer!

Ich setzte mich zu ihm und betrachtete ihn einige Zeit. „Was habt ihr heute so gemacht?", fragte ich ihn dann. Immerhin wollte ich ja wissen, was ich so alles verpasst hatte.

„Och... wir sind planlos durch die Stadt gelaufen, haben uns ein paar Mal verirrt... Das Übliche eben... Und was habt ihr gemacht? Womit habt ihr die Zeit totgeschlagen?"

Das wollte er natürlich wieder wissen!

„Och... Das übliche. Nichts Besonderes...", meinte ich und machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Ah ja... Und was war so nicht besonders?", bohrte er weiter. Was sollte ich denn jetzt bitte sagen?!

„Mit Potter rumge...", fing ich an. Doch brach ich abrupt ab, als ich bemerkte, was ich da gerade im Begriff war zu sagen.

Auf Blaise´ Gesicht machte sich bereits ein belustigtes Grinsen breit. Jetzt saß ich verdammt tief in der Scheiße! Ich überlegte fieberhaft, wie ich mich noch retten konnte. Ich entschied mich, den Satz noch einmal zu überarbeiten, da mir nichts einfiel, womit ich den angefangenen Fetzen beenden hätte können.

„Ich hab mich mal wieder mit Potter gezofft. Mit dem halte ich das echt nicht mehr lange aus."

Blaise sah mich skeptisch an, hatte eine Augenbraue in die Höhe gezogen und meinte dann: „Ja ja, da musst du jetzt wohl die nächsten zwei Wochen durch, Dray. Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen, aber ich befürchte, dass Potter sich ein Zimmer mit Greg nicht unbedingt teilen möchte. Sieht schlecht für dich aus, Dray."

„Scheint so...", meinte ich gespielt traurig.

„Wo ist er eigentlich? Ich meine, er hat ja sozusagen Ausgehverbot, ne?", fragte er und sah sich genauer um.

„Im Schlafzimmer", antwortete ich knapp und hoffte, dass er sich damit begnügen würde.

„Aha."

Dann schwiegen wir uns eine Weile an.

„Steht heute noch was an?", fragte ich, wenn ich auch nur diese unangenehme Stille durchbrechen wollte. Ich mochte es einfach nicht, wenn keiner von uns etwas sagte. Als ob wir uns gestritten hätten oder so...

„Nicht, dass ich wüsste..."

„Hm", machte ich und wir verfielen wieder in gemeinsames Schweigen.

Dann öffnete sich plötzlich die Schlafzimmertür und Potter kam heraus. Wäre er doch nur drinnen geblieben! Er sah furchtbar aus. Wäre ja eigentlich nicht von Bedeutung gewesen, wenn Blaise nur nicht da gewesen wäre.

Natürlich konnte der mal wieder eins und eins zusammenzählen und sah mich leicht strafend an. Ich sah ihn entrüstet an. Als ob ich was mit Potters momentanem Zustand zu tun hätte! Nun gut, hatte ich ja, aber das musste Blaise ja nicht unbedingt wissen.

Zum Glück verschwand der Übeltäter meiner schier ausweglosen Lage sofort in die Küche.

„Du denkst doch jetzt nicht etwa, dass der wegen mir heult, oder?!", flüsterte ich erbost.

„Doch, eigentlich schon. Ich will gar nicht erst wissen, was du mit dem armen Jungen alles angestellt hast", entgegnete er grinsend.

Mit den Augen rollend wandte ich mich wieder von meinem besten Freund ab. Dieser Junge dachte einfach zu viel!

Tbc...


Kommis bitte! Schreibt mir doch mal, ob ich überhaupt noch weiterschreiben soll. Ich denke, es hat nicht wirklich viel Sinn, wenn ich mir die Finger wundtippe und es sowieso keiner ließt.