Anm: Vielen herzlichen Dank für die Reviews! Es freut mich immer wieder, wenn eine Geschichte gemocht wird. Für ungefähr zehn Kapitel habe ich bereits vorgeschrieben, also wird es bis auf weiteres ein regelmäßiges Update geben können. Hier haben jetzt die Großeltern Dracos ihren ersten Auftritt!

Bereits vor zwei Stunden war die Dunkelheit hereingebrochen. Draco döste vor sich hin. Gelangweilt sah er immer mal wieder aus dem Fenster, doch nichts konnte ihn lange genug fesseln, schon fiel er wieder der Müdigkeit anheim.

Als er jedoch erneut nach draußen sah, konnte er den schlossähnlichen Wohnsitz seiner Großeltern erkennen. Dunkel hoben sich die Türme gegen den Sternenhimmel ab. Der gesamte untere Bereich des Hauses war beleuchtet, darüber nur der linke Flügel. Dort befand sich der große Salon und die Bibliothek, wo die Eltern von Lucius den Abend verbrachten. Da er jedoch zum Abendessen erwartet wurde, würden sie sich bestimmt schon im hinteren Teil des Stockwerkes aufhalten. Der Speisesaal befand sich hier nicht im Erdgeschoss, sondern im ersten. Zwischen diesem und der Bibliothek war die große Treppe mit dem roten Teppich. Von diesem Punkt aus, der sich direkt in der Mitte des Hauses befand, konnte man in alle Bereiche kommen. Unabhängig wo man hinwollte, man musste nur damit rechnen, dass der eine Weg vielleicht länger dauern konnte, als ein anderer.

Die Kutsche hielt vor dem großen, gußeisernen Tor. Dieses hier war ungefähr genauso wie das bei ihm zu Hause. Am oberen Ende in der Mitte der beiden Flügel befand sich je eine Hälfte des Anfangsbuchstaben der Familie Malfoy. Das M, in goldenen Lettern auf grünem Grund war auch über dem Tor zum Wohnsitz der Eltern. Bei Dracos Heim zierte diesen Platz eine Schlange, die sich um ein M wand. Lucius hielt es für notwendig sich ein wenig von seinen Eltern abzuheben. Schließlich war er derjenige Malfoy, der unter seiner Familie bei anderen Zauberern den meisten Einfluss genoß.

Sobald sie das Tor passierten, dauerte es nicht mehr lang, bis sie an dem kleinen See vorbei waren und schließlich vor dem Eingang zum stehen kamen. Aus dem Haus eilten zwei Hauselfen herbei, die ihm eifrig die Tür öffneten.

"Man erwartet sie bereits im Speisesaal.", sagte die Linke, die eine Art Lederfetzen als Lendenschurz benutzte. Die zweite Elfe, deren Kleidung etwas respektabler aussah, begann soeben mit dem Ausladen seines Gepäcks.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen betrat er das Haus. Seine Schritte halten auf dem Marmorboden aus schwarzen und weißen Quadraten. In regelmäßigen Abständen brannten Fackeln an den Wänden, die mit rotem Samt tapeziert waren. Dazwischen hingen Bilder anderer Verwandter, sofern sie von der Familie noch geachtet wurden. Es war nicht sonderlich verwunderlich hier und da mal einen leeren Platz vorzufinden.

Gegen Mitte des Ganges hing auch ein großer schwerer Goldkronleuchter von der Decke. Jede einzelne Kerze war angezündet. Die Helligkeit, die ihn hier überkam, kannte er von zu Hause gar nicht. Sein Elternhaus war mehr düster und kalt gehalten. Einzig und allein die Räume des Salons oder die Bibliothek, wie auch Teile des Arbeitszimmers seines Vaters ließen am Tag mehr Licht in das Haus, als es gewohnt war.

Dann stand er auch schon vor der großen Treppe, die ihn nach oben führte. Bedächtig legte er seine Hand auf das edel gewundene Geländer. Sein Cousin hatte ihn als er fünf war, mal dazu angestiftet hier herunter zu rutschen. Die Tracht Prügel, die er von seinem Großvater dafür bekommen hatte, hatte er seinem Cousin niemals verziehen. Sie waren gleichen Alters und hätten sich eigentlich gut verstehen müssen, doch er meinte jedes Mal etwas besseres zu sein als Draco. Er wusste auch ganz genau, warum. Sollte er doch eines Tages einmal bei ihnen zu Besuch sein, dann würde er noch sein blaues Wunder erleben. Keiner trieb seine Streiche mit Draco Malfoy, auch keiner, der ebenfalls Malfoy hieß. Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde er sich mit seinem unliebsamen Verwandten auseinander setzten. Dann würde sich zeigen, wer von ihnen besser war.

Ein siegessicheres Grinsen erschien auf seinen Lippen und er stieg festen Mutes nach oben. Direkt gegenüber der Treppe waren die Holzflügeltüren bis zum Anschlag geöffnet. Schon von weitem konnte der blonde Slytherin die reich gedeckte Tafel erkennen. Warum alles in diesem Haus rot war, konnte er sich nicht erklären und laut seinem Vater waren solche Fragen auch nicht besonders geschickt, wenn man sie dem hiesigen Hausherrn stellte.

Noch einmal tief durchatmend betrat er den Speisesaal. Am linken Kopfende des Tisches saß sein Großvater. Ein groß gewachsener schlanker Mann, dessen hageres Gesicht genau die arroganten Züge wiedergab, die man auch bei Lucius und Draco finden konnte. Sein ehemals blondes Haar ergraute bereits an den Schläfen und er zog es aus diesem Grund vor, dieses nun kürzer zu tragen. Mit seinen grünen Augen erfasste er seinen Enkel, der da auf ihn zu kam.

"Draco!" empfing er ihn mit offenen Armen und stand auf. "Unser einziger von unseren Enkelkindern, den wir am seltensten zu Gesicht bekommen. Du hast dich sehr verändert, seit wir dich das letzte Mal gesehen haben."

"Guten Abend, Großvater.", sagte er höflich. Ein kurze, nicht zu nahe Umarmung hieß ihn willkommen.

Links von seinem Großvater erhob sich nun eine Frau, ebenfalls schlank und ebenfalls mit einem Gesichtsausdruck von Würde, Eitelkeit und Stolz. Ihr braunes Haar fiel ihr in Locken über den Rücken hinunter. Die Falten um ihre Augen und die Mundpartie ließen ihr ohnehin schon strenges Auftreten noch härter erscheinen. Doch dies trügte. Nicht sie war diejenige von den beiden Personen, vor der man Acht geben musste, sondern er.

Ein Lächeln erschien nun auf ihrem Gesicht. "Wir freuen uns so, dich endlich bei uns zu haben.", sagte sie und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Sie musste sich dazu noch nicht einmal hinunter beugen, denn Draco hatte fast ihre Größe erreicht. Serpentigena war seit jeher eine kleine Frau, mit dünnen Gliedmaßen, die der einer Gazelle glichen. Wenn man ihr strenges Gesicht nicht beachtete, dann würde man nicht davon ausgehen, dass diese zierliche Person eine starke Persönlichkeit war.

"Setz dich, wir wollen endlich anfangen.", sagte Phosphoros, sein Großvater. Er wies ihm den Platz seitlich von seinem.

Während er begrüßt wurde, hatten die Hauselfen eiligst die Speisen aufgetragen. Vor jedem der drei Plätze stand nun ein Teller mit einem gebratenen Hühnchen und entsprechenden Beilagen. Die Becher waren mit Wein gefüllt und ein exotischer Duft, der von der Vorspeise verströmt wurde, die in kleinen Suppentellern, neben dem Hauptgang stand, erfüllte die Luft.

Draco hatte man schon früh beigebracht in Gegenwart seiner Großeltern erst zu sprechen, wenn man das Wort an ihn richtete, sonst hatte er still zu sein. Darum brach auch während des Essens nicht er die Stille. Serpentigena und Phosphoros Malfoy wechselten hier und da kurz ein Wort, aber verharrten anschließend wieder selbst in Stille.

Seine besten Manieren auspackend saß er gerade am Tisch und aß langsam das Abendessen. Anschließend ging es in die Bibliothek, wo noch ein kleiner Nachttrunk genommen wurde. Am Kaminfeuer setzte sich Draco in den mit rotem Samt bespannten Sessel. Auch hier war wieder alles in rot gehalten.

Die beiden älteren Zauberer setzten sich auf das Sofa gegenüber des Kamins. Die Hauselfe, die zuvor Draco die Kutschentür geöffnet hatte, nährte das Feuer, bis es warm vor sich hin prasselte.

"Nun, wie ich hörte bist du recht erfolgreich in der Schule.", begann Phosphoros. Er betrachtete sein Glas, als wäre der Wein darin sehr viel interessanter als die Antwort auf seine eben gestellte Frage.

Draco überlegte. Was sollte er sagen? Wenn er jetzt mit Schlammblut Granger ankam und ihnen sein Leid darüber klagen würde, dass sie in allen Fächern besser war als er, dann konnte er sich die Folgen auch ohne Wahrsagen an den Fingern abzählen. Na gut, alle Fächer nicht. Er entschied sich für das nahe liegende. "Ja, Syltherin hat bis auf eines alle Spiele der Quidditch Schulmeisterschaft gewonnen."

"So?", schürzte Serpentigena die Lippen. "Ist dieser Harry Potter nicht auch in der Mannschaft seines Hauses? Ich meine da mal etwas derartiges im Tagespropheten gelesen zu haben."

"Ja. Er ist Sucher bei Gryffindor.", antwortete Draco matt. An dieses Narbengesicht erinnert zu werden, passte ihm gar nicht.

"Es ist eine Schande wie oft diese Schule in der Zeitung erwähnt wird. Eine gute Schule ist nur, was keine Schlagzeilen macht. Dieses Hogwarts fällt dabei überhaupt nicht drunter. Erst seit Dumbledore Schulleiter ist, hört man davon immer und immer wieder. Ich verstehe überhaupt nicht, warum Lucius dich nicht auch nach Durmstrang geschickt hat. Wir hätten es viel lieber gesehen wenn alle unsere Enkelkinder an einer Schule zusammen sind.", fuhr Phosphoros fort. "Nehmen wir mal Magnus. Ich glaube, das ist ein guter Vergleich."

Draco stöhnte innerlich auf. Genau mit dem wollte er nicht verglichen werden. Das war sein Cousin, mit dem er eben noch eine ganz bestimmte Rechnung offen hatte.

"Auch er ist in der Mannschaft seiner Schule und die gewinnen immer. Außerdem gibt es von Durmstrang nicht ständig neue Meldungen wie bei euch. Man kann bereits an einer Hand die Tage abzählen, bis erneut etwas im Tagespropheten steht. Meistens dann auch noch zwischen neuen Bestimmungen für den Schutz der Muggel oder spezielle Veranstaltungen nur für Muggelgeborene. Ich bitte euch, wo kommen wir denn hin, wenn wir jedem Schlammblut besondere Vorrechte einräumen? Was ist mit uns Reinblütern? Wir werden am Ende noch verfolgt und unsere Kinder müssen auf solche Schule wie Hogwarts gehen, wo selbst die Lehrer bereits schon eingesperrt werden."

"Professor Snape ist der einzige, der nicht wie die anderen die Schlammblüter bevorzugt.", witterte Draco nun seine Chance. "Darum haben auch alle Angst vor ihm. Kann ich überhaupt nicht verstehen, naja, ich bin ja auch kein Schlammblut."

"Zum Glück nicht, aber ich glaube ich werde dennoch mal mit deinem Vater reden. Vielleicht lässt er sich ja doch umstimmen, dich auf eine andere Schule zu schicken. Du hast an diesem Muggelverseuchten Ort nichts zu suchen. Dieser Potter soll angeblich das Ungeziefer nur so anziehen." Sein Großvater stellte das halbvolle Glas auf den kleinen runden Tisch neben sich.

"Man sieht es doch schon an den Ferien. Die anderen haben noch eine Woche Unterricht und die Schüler aus Hogwarts sitzen bereits wieder bei ihren Eltern zu Hause und arbeiten daran, das Gelernte zu vergessen. Als würdet ihr dort etwas lernen.", stimmte Serpentigena mit ein.

"Genau aus diesem Grund haben wir für unsere Kinder im Sommer Privatlehrer angeheuert, damit genau das nicht passiert. Die dunklen Künste werden mittlerweile gar nicht mehr gelehrt habe ich gehört." Er sah seinen Enkel erwartend an.

"Nur Verteidigung dagegen."

Phosphoros rollte mit den Augen. "Eine Schande! Gut, dann werde ich für dich jemanden suchen. Morgen Mittag wirst du bereits deine erste Lektion erhalten. Zu Zeiten unserer Kinder gab es dieses Fach schon und man hatte damals, als ich noch in Hogwarts war eine Wahlfach, welches die dunklen Künste beinhaltete. Dank meinen Eltern, die mir aber in den Ferien Privatunterricht gaben, war es mir möglich, diese zu perfektionieren." Er seufzte auf. "Ich mag gar nicht daran denken, was aus dieser Familie werden soll. Und wenn ich erst an die Zaubererschaft denke, die so etwas zu lässt. Heutzutage gibt es kaum noch ehrbare Reinblüter. Wir werden es ganz schwer haben, geeignete Ehepartner zu finden."

Ehepartner? War er dafür nicht noch etwas zu jung? Draco dachte gerade darüber nach, ob sein Großvater vielleicht doch schon ziemlich alt geworden war, so dass er nur wirres Zeug redete, als die Hauselfe hereinkam. Diese hatte er heute noch nicht gesehen, aber es war eine von den älteren Dienern, die seit neunzehn Generationen der Familie dienten. "Das Zimmer des jungen Herrn Malfoy ist fertig.", sagte sie, nachdem der Hausherr ihr das Wort gestattet hatte.

"Sehr gut. Dann solltest du dich jetzt lieber hin legen. Ich werde morgen früh mit dir einen kleinen Test machen, was du so alles kannst, damit ich deinem Privatlehrer sagen kann, welche Art von Unterricht geeignet für dich ist.", sagte Phosphoros Malfoy.

"Gute Nacht.", wünschte ihm seine Großmutter als er aus dem Sessel aufstand und der Elfe in sein Zimmer folgte.