Kapitel 5 - Aufbruch (von Vilyana)
Forondirs POV
Leise schlich ich zum Stall. Niemand war da, der mich hören könnte, es war schließlich mitten in der Nacht.
Lange war der Düsterwald meine Heimat gewesen, fast mein ganzes Leben hatte ich hier verbracht. Und jetzt sollte diese Zeit vorbei sein? Ich konnte es selbst noch nicht richtig glauben, doch mein Entschluss stand fest. Schon zu lange hatte ich gewartet - ich hätte schon viel früher gehen sollen, bevor sie sich dazu entschlossen hatte, zu gehen. Ich öffnete die Tür und ging langsam in den Stall. Zum Glück blieben die Pferde ruhig. Ich wollte jetzt niemandem begegnen. Ich wollte bloß weg. „Na, meine Liebe, wie geht's?", begrüßte ich meine Stute Meldis. „Wir müssen jetzt los. Ja, ich weiß, nicht die übliche Zeit für Ausritte, aber wir müssen aufbrechen."
Kurz darauf waren wir auf der Straße, Richtung Osten. Ich hatte noch kein bestimmtes Ziel vor Augen, aber ich würde nach Osten reiten, soviel stand fest. Ich wollte nicht nach Westen. Meine Zeit in Mittelerde war noch nicht vorüber und das einzige, was ich mit dem Westen verband, waren traurige Erinnerungen. Erinnerungen an die, die bereits nach Westen gezogen waren oder es vorhatten und denen ich nicht folgen konnte, noch nicht folgen wollte. Meldis schritt ruhig durch die sternklare Nacht. Sie machte mir keine Probleme, auf sie konnte ich mich verlassen, wo auch immer ich jetzt hinreiten würde. Nicht dass dies immer so gewesen war... Bei diesem Gedanken an vergangene Zeiten musste ich lachen. Ich konnte mich nur zu gut daran erinnern, wie sie früher immer gewesen war, als sie oft durchgegangen war. Aber diese Zeiten waren ja zum Glück vorbei. Na ja, zumindest fast, bis auf wenige Ausnahmen... Doch plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mich jemand verfolgen würde. Ich drehte mich um – niemand. Nur die Dunkelheit lag hinter mir.
„Ich hätte es wissen müssen." Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich weiß nicht, wie ich oft ich diese Stimme schon gehört hatte, doch ich hatte jetzt nicht mit ihm gerechnet. „Arveldir, was machst du denn hier?" „Das gleiche könnte ich dich fragen." „Du hast dich nicht verändert." „Du auch nicht. Und was fällt dir eigentlich ein, mitten in der Nacht zu verschwinden ohne mir ein Wort davon zu sagen?" Seine Stimme klang vorwurfsvoll, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur scherzte. „Ach, und was fällt dir ein, mir nachzuspionieren?" „Mir blieb keine andere Wahl." „Oh, natürlich. Und mir blieb keine andere Wahl, als zu verschwinden." Er wurde ernst. „Aber sag, wo willst du hin?" „Ich weiß es nicht. Weg. Hauptsache weg von hier." „Ich verstehe. Um sie zu vergessen." Ich antwortete nicht. Ich wollte jetzt nicht darüber reden. Er kannte mich lange genug, er würde mich auch so verstehen. „Ja, um sie zu vergessen, bis du sie wieder siehst. Und weil du dich mit dem einfachen Leben im Düsterwald noch nie abfinden konntest und es jetzt nichts mehr gibt, was dich noch dort halten würde. Du wolltest schon immer andere Gegenden von Mittelerde sehen, immer wieder irgendetwas Neues lernen."Er lächelte. „Ich bin sicher, das hast du von deiner Mutter." „Ich weiß es nicht, ich habe sie ja nicht lange gekannt." „Sie war schließlich eine Noldo. Sie hat sogar einmal mit Zwergen gesprochen. Glaubst du, dein Vater wäre so gewesen? Ein einfacher Waldelb? Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber deine Mutter wirst du ja irgendwann wieder sehen, du kannst sie dann ja mal fragen. Du hast doch nicht etwa vor, ewig hier zu bleiben?" „Nein. Aber noch ist die Zeit nicht gekommen." „Wie du meinst, aber ich habe lange genug hier verweilt. – Hast du ihr gesagt, dass du fortgehst?" „Nein. Ich habe mich von ihr verabschiedet, und... na ja..." „Du willst morgen nicht von ihr hier zurückgelassen werden?" „Ja. Ich will nicht hier stehen müssen, sehen wie sie fortreitet und wissen, dass ich sie nicht vergessen, aber an sonst nichts anderes denken kann. Ich will fort von hier."Ich schwieg einen Moment. „Ich muss jetzt wirklich aufbrechen. Leb wohl." „Viel Glück! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Leb wohl!"
Ich hatte noch immer das Gespräch im Kopf, doch ich ritt weiter, ich musste weiter. Ich hatte keine Zeit, um noch länger hier zu verweilen. So ritt ich weiter, hinaus in die Nacht, weiter nach Osten, ohne zu wissen, was der morgige Tag bringen würde...
Forondirs POV
Leise schlich ich zum Stall. Niemand war da, der mich hören könnte, es war schließlich mitten in der Nacht.
Lange war der Düsterwald meine Heimat gewesen, fast mein ganzes Leben hatte ich hier verbracht. Und jetzt sollte diese Zeit vorbei sein? Ich konnte es selbst noch nicht richtig glauben, doch mein Entschluss stand fest. Schon zu lange hatte ich gewartet - ich hätte schon viel früher gehen sollen, bevor sie sich dazu entschlossen hatte, zu gehen. Ich öffnete die Tür und ging langsam in den Stall. Zum Glück blieben die Pferde ruhig. Ich wollte jetzt niemandem begegnen. Ich wollte bloß weg. „Na, meine Liebe, wie geht's?", begrüßte ich meine Stute Meldis. „Wir müssen jetzt los. Ja, ich weiß, nicht die übliche Zeit für Ausritte, aber wir müssen aufbrechen."
Kurz darauf waren wir auf der Straße, Richtung Osten. Ich hatte noch kein bestimmtes Ziel vor Augen, aber ich würde nach Osten reiten, soviel stand fest. Ich wollte nicht nach Westen. Meine Zeit in Mittelerde war noch nicht vorüber und das einzige, was ich mit dem Westen verband, waren traurige Erinnerungen. Erinnerungen an die, die bereits nach Westen gezogen waren oder es vorhatten und denen ich nicht folgen konnte, noch nicht folgen wollte. Meldis schritt ruhig durch die sternklare Nacht. Sie machte mir keine Probleme, auf sie konnte ich mich verlassen, wo auch immer ich jetzt hinreiten würde. Nicht dass dies immer so gewesen war... Bei diesem Gedanken an vergangene Zeiten musste ich lachen. Ich konnte mich nur zu gut daran erinnern, wie sie früher immer gewesen war, als sie oft durchgegangen war. Aber diese Zeiten waren ja zum Glück vorbei. Na ja, zumindest fast, bis auf wenige Ausnahmen... Doch plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mich jemand verfolgen würde. Ich drehte mich um – niemand. Nur die Dunkelheit lag hinter mir.
„Ich hätte es wissen müssen." Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich weiß nicht, wie ich oft ich diese Stimme schon gehört hatte, doch ich hatte jetzt nicht mit ihm gerechnet. „Arveldir, was machst du denn hier?" „Das gleiche könnte ich dich fragen." „Du hast dich nicht verändert." „Du auch nicht. Und was fällt dir eigentlich ein, mitten in der Nacht zu verschwinden ohne mir ein Wort davon zu sagen?" Seine Stimme klang vorwurfsvoll, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur scherzte. „Ach, und was fällt dir ein, mir nachzuspionieren?" „Mir blieb keine andere Wahl." „Oh, natürlich. Und mir blieb keine andere Wahl, als zu verschwinden." Er wurde ernst. „Aber sag, wo willst du hin?" „Ich weiß es nicht. Weg. Hauptsache weg von hier." „Ich verstehe. Um sie zu vergessen." Ich antwortete nicht. Ich wollte jetzt nicht darüber reden. Er kannte mich lange genug, er würde mich auch so verstehen. „Ja, um sie zu vergessen, bis du sie wieder siehst. Und weil du dich mit dem einfachen Leben im Düsterwald noch nie abfinden konntest und es jetzt nichts mehr gibt, was dich noch dort halten würde. Du wolltest schon immer andere Gegenden von Mittelerde sehen, immer wieder irgendetwas Neues lernen."Er lächelte. „Ich bin sicher, das hast du von deiner Mutter." „Ich weiß es nicht, ich habe sie ja nicht lange gekannt." „Sie war schließlich eine Noldo. Sie hat sogar einmal mit Zwergen gesprochen. Glaubst du, dein Vater wäre so gewesen? Ein einfacher Waldelb? Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber deine Mutter wirst du ja irgendwann wieder sehen, du kannst sie dann ja mal fragen. Du hast doch nicht etwa vor, ewig hier zu bleiben?" „Nein. Aber noch ist die Zeit nicht gekommen." „Wie du meinst, aber ich habe lange genug hier verweilt. – Hast du ihr gesagt, dass du fortgehst?" „Nein. Ich habe mich von ihr verabschiedet, und... na ja..." „Du willst morgen nicht von ihr hier zurückgelassen werden?" „Ja. Ich will nicht hier stehen müssen, sehen wie sie fortreitet und wissen, dass ich sie nicht vergessen, aber an sonst nichts anderes denken kann. Ich will fort von hier."Ich schwieg einen Moment. „Ich muss jetzt wirklich aufbrechen. Leb wohl." „Viel Glück! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Leb wohl!"
Ich hatte noch immer das Gespräch im Kopf, doch ich ritt weiter, ich musste weiter. Ich hatte keine Zeit, um noch länger hier zu verweilen. So ritt ich weiter, hinaus in die Nacht, weiter nach Osten, ohne zu wissen, was der morgige Tag bringen würde...
