So, hier ist das neue kapitel. Es tut mir sehr leid, dass es so lange kein update gab, aber ich hoffe, es wird ab jetzt wieder schneller voran gehen.

Bitte schreibt in Zukunft jedoch ein review, bevor ihr eine Beschwerde anmelden zu habt.

Liebe Grüße,

Kathi

6.Kapitel

Die Räuber (Miriels POV von Kathi)

Zwei Tage waren vergangen, seit ich die Stadt verlassen hatte. Es war Mittag und Nailan trug mich am Anduin entlang gen Süden. Der Himmel, am Morgen noch klar blau, hatte sich mit schwarzen Wolken bezogen und ein scharfer Wind wehte. Wir waren hier in einem Gebiet, das nur selten von Reisenden durchquert wurde und sehr einsam war. Ich bedeutete meinem Pferd langsamer zu gehen. Nailan trug den Kopf hoch, die Nüstern waren gebläht und die Augen aufgerissen. Etwas Gefährliches lag in der Luft. Plötzlich blieb sie stehen. Ich schaute unruhig um mich, konnte jedoch nichts entdecken. „Vielleicht ist sie in einer Erdloch getreten…", dachte ich bei mir und rutschte von ihrem Rücken. „Hooo", sagte ich leise und mit beruhigender Stimme, doch sie wollte nicht still stehen und tänzelt aufgeregt hin und her.

Was nun kam, ging unglaublich schnell. Ein Ratschen ertönte, ein Pfeil schoss aus dem Gebüsch und in die Schulter meines Pferdes. Fünf Orks sprangen aus dem dichten Gebüsch zu beiden Seiten des schmalen, zu gewucherten Weges. Ich zog meinen kleinen Dolch. Ich bin nicht gerade eine gute Kämpferin. Ich versuchte die großen Krieger, die ich bei Kämpfen und Spielen im Düsterwald beobachtet hatte, nachzuahmen und schaffte es, den ersten Ork mit mehr Glück als Verstand zu töten. Zwei machten sich daran, meine Vorräte von meinem und Nailans Rücken zu zerren und verschwanden wieder im Gebüsch. Ich sah nur eine Chance, zu überleben. Ein Ork stand zwischen mir und Nailan, die völlig durchgedreht mit den Hufen um sich schlug. Er drehte sich zu mir um und genau in diesem Augenblick holte ich mit dem Dolch aus und stach ihm in die Kehle. Überraschte röchelte er. Ich ließ den Dolch los, kümmerte sich nicht weiter um ihn und war mit einem Satz auf Nailans Rücken, die überraschte hell aufwieherte und genau so reagierte, wie ich es erhofft hatte: Sie stürmte in Panik davon, trampelte einen Ork noch, der vor sie springen wollte, platt und dann waren wir weg. Ich hörte Schreie und wagte nicht zurück zu schauen. Ich wusste nicht, in welche Richtung Nailan lief, aber ich, eine eher durchschnittliche Reiterin, sah kaum eine Chance darin, sie anzuhalten. Trotzdem redete ich mit beruhigenden Worten- sofern ich das hinbekam, den ich selbst war zerkratzt und mit den Nerven am Ende- auf sie ein und nach vielleicht 10 Minuten wurde sie langsamer und blieb schnaufend stehen. Ich tätschelte ihr den Hals und blickte dann zurück. und um mich. Nach dem Stand der Sonne hatte Nailan mich wieder nach Westen getragen. In weiter Entfernung sah ich die Spitze der Zitadelle. Nailan war sehr schnell gewesen, schneller, als ich es gedacht hatte. Die Orks waren nicht mehr zu sehen, deshalb rutschte ich wieder vorsichtig von ihrem Rücken. Der schwarze Pfeil steckte noch immer in ihrer linken Schulter. Das Fell hatte sich dunkelrot verfärbt und war verkrustet. Ich hatte Angst, dass wenn ich ihr den Pfeil aus der Wunde ziehen würde, sie in Schmerz und Panik davon rennen würde und die Wunde noch größer werden würde und einen Strick hatte ich nicht, da das Gepäck weg war mit allen Vorräten und beinahe aller Ausrüstung. Verzweiflung machte sich breit in mir. Es war dumm gewesen so ganz alleine aufzubrechen. Nur weil Sauron besiegt war, hier das nicht, dass die Wege frei waren von Räubern. Ich konnte nicht kämpfen und nicht jagen, war selbst leicht verletzt (Ich hatte noch Glück gehabt und mir nur einige Kratzer und mehr der weniger tiefe Schnitte zugezogen, die ich mit dem Stoff von meinem Hemd halbwegs verbunden hatte.) und hatte keine Vorräte mehr und mein Pferd war verletzt. Und das nach nur zwei Tagen. Ich blickte auf und sah in der ferne wieder die Spitze der Zitadelle.

„Tja, da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, meine Süße…", murmelte ich. Um sie erst einmal zu schonen, lief ich neben dem Pferd her, erst gegen Abend ritt ich wieder. Doch manchmal stieg ich auch ab, um nach Nailans Schulter zu sehen. Die Wunde hatte sich schwarz verfärbt, du die Befürchtung, dass der Pfeil vergiftet war, verstärkte sich in mir. Ich bekam Angst um meine schöne Stute, die ich noch von meinen Eltern geschenkt bekommen hatte, doch ich traute mich auch nicht, den Pfeil zu ziehen, der ihr nun bei jeder Bewegung Schmerze zu bereiten schien. Ich lief also wieder.

Wir wanderten die Nacht durch und hatten, als der Morgen graute, schon ein gutes Stück zurückgelegt. Minas Tirith näherte sich. Ich hungerte, da ich keine Vorräte mehr hatte und Nailan, lies ich zwar immer mal für einige Minuten grasen, doch wir hatten kein Wasser. Es wurden die längsten Tage meines Lebens. Am nächsten Abend fiel mir, obwohl ich eine Elbe bin, jeder Schritt schwer. Elben sind ausdauernd, doch ohne Nahrung und Wasser?

In dieser Nacht rasteten wir für einige Stunden. Der Himmel war wieder klar geworden und tausende von Sternen funkelten vom Himmeldach. Ich hoffte, am nächsten Tag die weiße Stadt zu erreichen und es wurde höchste Zeit. Am Anfang hatte ich mir ja, wie ich zugeben muss, Sorgen um meinen Stolz gemacht., doch inzwischen war es mir egal, was die Leute und vor allem Hiril Arwen sagen würden, wenn ich nach einer Woche verletzt, mit zerrissenen Kleidern und ausgehungert in die Stadt zurück schleichen würde.

Tatsächlich erreichten wir die Stadt am Abend. Einige Wächter am Tor erkannten uns. Mein Pferd wurde in den Stall gebracht und versorgt und mich brachte man in die Häuser der Heilung, obwohl ich protestierte und sagte, ich wäre nicht verletzt.

Zu Tode erschöpft sank ich in die weichen Kissen, in der verzweifelten Hoffnung, dass der Morgen besser werden würde als der Abend.

Ich wachte spät auf und die Sonne schien bereits hell ins Zimmer. Neben meinem Bett standen Obst, Brot, Honig und warmer Tee und ich griff dankbar zu. Nachdem ich mich gestärkt hatte erlaubte man mir aufzustehen und ich verlangte, nach Nailan zu sehen. Die Schwester senkte den Kopf und fing stockend an zu sprechen. Bald wandte ich mich ab und sank stöhnend zurück in die Kissen, die bald nass waren von meinen bitteren Tränen: meine Befürchtungen hatten ich bewahrheitet und der schwarze Pfeil war vergiftet gewesen: Nailan war in der Nacht gestorben.

Der Tag verging ohne dass ich etwas tat. Ich gab mir selbst die Schuld für den Tod des Pferdes.

„Oh Nailan, hätte ich den Pfeil gezogen, wärest du wohl ängstlich weggerannt und ich hätte dich ebenfalls verloren… doch du würdest leben!" Das sagte ich mir immer und immer wieder.

Am Abend kam Liane vorbei um mich zu begrüßen und sagte mir, dass die Herrin Arwen mich zu sich gerufen hätte. Sie blieb eine Weile und spendete mir Trost, doch nach zwei Stunden musste sie zurück. Ich versprach, am nächsten Morgen zu kommen.

Ich hielt dieses Versprechen. Man brachte mir Kleidung und ich zog mich schnell an. Um zur Zitadelle zu gelangen musste ich am Stall vorbeigehen. Ich versucht krampfhaft, keinen Blick dorthin zu werfen und Tränen stiegen mir in die Augen.

Ich betrat den Palast durch einen kleinen Hintergang, wanderte schnell durch die vertrauten schönen Flure. Ich traf Liane, grüßte sie kurz und ging weiter. Ich wusste, dass ich gescheitert war und alle anderen wussten es auch. So erreichte ich schließlich wieder die Tür zu den Gemächern der Königin. Ich klopfte wieder, so wie vor kaum einer Woche. Wieder kam keine Antwort, doch dieses mal zögerte ich nicht. Ich wollte ihr nur sagen, dass ich gescheitert war und dann wieder weggehen, irgendwo hin, wo mich niemand fand.

Sie saß auf demselben Stuhl wie damals, doch sie schien gealtert. Trotzdem lächelte sie mir entgegen.

„Miriel", begrüßte sie mich leise. „Man berichtete mir, du seiest vor zwei Tagen zurückgekehrt. Berichte mir, was geschehen ist…"

So erzählte ich stockend, was mir widerfahren war und als ich geendet hatte, nickte sie nur.

„Es ist mein Schuld, dass dein Pferd sterben musste.", sagte sie kummervoll. „Ich hätte wissen sollen, dass du es alleine nicht schaffen würdest. Verzeih mir."

Sie sah alt und schwach aus und blickte zu Boden. Ich nickte.

„La- lasst es mich noch einmal versuchen, Herrin. Einmal noch, mit einem Gefährten, der mir beistehen kann, sollte ich angegriffen werden. Ich- ich bitte euch…"

Wieso nur hatte ich das gesagt? War es mein Stolz? Oder war es die Liebe zu meiner Königin? Ich weiß es heute noch nicht.

Sie sah auf und mich aufmerksam an.

„Ja", antwortete sie dann. „Ja, tu das. Und ich wüsste schon, wen ich dir mit auf den Weg schicken könnte…"