WOLFSMOND


Discl.: Siehe Chap01.

Halli hallo,

ich hoffe ihr habt viel Spaß beim Lesen, bzw. betalesen.

Gruß Naz


Chap. 12

Wie grausame Tiere

Entsetzt starrte Inikri seine „Besucher" an. Furcht spiegelte sich in seinen Augen, als Alucard ihn am Kragen seines Kittels packte und ihn auf Augenhöhe emporhob.

Elessar trat um Alucard herum.

„Ich wusste, dass du kommst," sagte Inikri. Seine Stimme zitterte vor Furcht, Elessar hörte es deutlich heraus.

„Wo ist Aris? Wo ist der schwarze Werwolf?" fragte der junge Werwolf, ohne auf die Worte des Behavioristen einzugehen.

Inikri zog eine verängstigte Grimasse.

„Er müsste noch im unteren Teil des Komplexes sein," meinte der Arzt.

„Es sei denn, er hat es geschafft, die Sicherheitstüren zu öffnen!"

„Aris ist frei," meinte Alucard dann. Elessar blickte den Vampir an. „Ich spüre es, sie ist nicht weit von hier!"

Elessar nickte und schnaufte.

„Der Werwolf darf nicht ins Freie gelangen. Er ist nicht zu stoppen!" meinte Inikri, doch Alucard schüttelte den alten Mann so kräftig, dass sein Kopf in den Nacken flog.

„Wahrlich ist er das nicht und wem haben wir das zu verdanken?" fragte der Vampir zornig. „Dafür sollte ich dir die Haut in Streifen abziehen!"

Der Arzt wusste, dass der Vampir es genau so meinte, wie er es sagte. Er kannte die Geschichten, die sich um diesen Nosferatu rankten, aus jedem Jahrhundert. Doch dieses Mädchen, dieser Werwolf, das bei ihm war, war fremd für die Geschichte. Nicht für ihn und seine schlimmsten Alpträume, aber fremd für den Rest der Welt.

„Hör auf, Alucard, wir müssen rausbekommen, wo Aris ist und sie stoppen. Egal was es kostet, wir müssen sie retten! Der Vollmond ist da, ich spüre seine Macht und ihre Stärke!" meinte Elessar leise und wandte sich ab.

„Sie stoppen?" Inikri kreischte die Worte fast heraus.

„Ja, sie hatte Frieden, doch nun hast du sie zum Leben verdammt. Zum ewigen Dasein des Werwolfs! Aris ist gefangen im Körper des Tieres und ist seinem Willen komplett ausgeliefert, nur wegen dir!" knurrte Alucard den Arzt an und ließ ihn zu Boden fallen.

Verächtlich wandte er dem Mann den Rücken zu, der zitterte und um sein Leben fürchtete, das auf Messers Schneide lag. Denn der Vampir spielte durchgehend mit den Gedanken diesem erbärmlichen Geschöpf die Lichter auszupusten.

„Töten wir ihn," sagte Alucard schließlich und zog seine Casull aus der Innentasche seines Mantels. Elessar hatte ihnen ihren Rücken zugewandt und die Arme nachsinnend vor der Brust verschränkt. Sie nickte leicht, doch das genügte, um Alucard herumwirbeln zu lassen und die Waffe mit der Gravur „JESUS CHRIST is in HEAVEN NOW" auf den Arzt zu richten.
„Es gibt ein Gegenmittel!" schrie der Arzt und hob schützend die alten, fleckigen Hände vor das Gesicht.

Elessar wandte sich ihm nun zu. „Und das bewirkt?"

„Es nimmt das injizierte Leben aus dem Körper des Werwolfes, nur wie wir es injizieren ist die andere Frage," sagte der Arzt.

Elessar blickte Alucard an und wollte gerade etwas sagen, als ein durchdringendes Heulen durch die Gänge erklang und alle Anwesenden im Zimmer zusammenzucken ließ.

„Ich schätze, wir haben keine Zeit mehr," meinte der Vampir und sein Grinsen wurde breiter.

Elessar nickte grimmig. „Nein, in der Tat, sieh her!"

Der Körper des Werwolfes brach durch den des Menschen. Die Qual, die damit verbunden war, ließ sich von Alucard nur erahnen. Das Reißen der Haut und Sehnen, das Brechen der Knochen. All diese Geräusche, die signalisierten, dass das Tier in Elessar nun frei war.

Und wieder fiel Alucard auf, dass dieser Werwolf gewachsen war, denn nun überragte das Tier den Vampir in Größe und Breite um einiges. Und auch Elessar war nun schwarz wie die Nacht, genau wie Aris. Der einzige Unterschied war die weiße Blässe auf Elessars Schnauze und Stirn.

„Such das Gegenmittel, ich stoppe Aris und versuche sie zurückzudrängen! Beeil dich, die Sommernächte sind kurz!"

Mit einem einzigen Prankenhieb schlug der Werwolf die Tür auf und sprang auf den Gang hinaus.
Wieder erklang das laute klagende Heulen von Aris und Alucard hörte, wie Elessar darauf antwortete.

Der Vampir drehte sich um und blickte den Arzt mit seinen blutroten Augen an.

Wie ein schwarzer Schatten raste der Junge Werwolf durch die Gänge.

Lauschend und Schnüffelnd. Er roch Aris ganz deutlich und noch etwas anderes. Frisches Blut und Leben. Es mussten noch Menschen in diesem Komplex sein.

Die Gänge waren verwirrend und dennoch meisterte Elessar sie in wenigen Augenblicken dank eines äußerst guten Orientierungssinns.

Die Fährte führte sie immer tiefer hinab ins Erdreich, was ihr komisch vorkam, denn sie konnte sich denken, dass Aris darauf aus war ans Tageslicht zu gelangen.

Aber irgendwie schien der junge Werwolf damit falsch zu liegen.

Der Blutgeruch verstärkte sich und ganz unwillkürlich lief Elessar Speichel im Maul zusammen, der auf den Boden tropfen.
Angewidert schüttelte sie sich. Was war bloß los? So hatte sie noch nie reagiert. Besonders nicht auf Menschenblut.

Sie beruhigte sich damit, dass es wohl nur ein Zufall war und folgte weiterhin dem Geruch bis sie am Ende des tiefer führenden Ganges an eine Glasscheibe gelangte.

Sie spähte durch diese und erblickte ein wahres Schlachtfeld unter sich.
Der Raum unter ihr lag gut 10 Meter tief und war mit dicken Wänden ausgestattet. Doch diese waren eingedellt und mit Blut von Menschen bespritzt, die in ihre Einzelteile zerlegt im Raum verteilt lagen.

Die Gittertür des Raumes war aus ihren Angeln gerissen worden und Elessar dämmerte, dass ihr Begleiter Recht gehabt hatte. Aris war frei im Komplex.

Elessar geriet in Bedrängnis. Sie musste Aris finden und daran hindern den riesigen Laborkomplex zu verlassen oder sie zumindest so lange aufhalten, bis Alucard das Gegenmittel hatte.

Elessar stieß ein schrilles Heulen aus, in der Hoffnung, dass Aris ihr antwortete.

Doch der Komplex blieb totenstill und ihr Ruf unbeantwortet.

Elessar schüttelte sich und stieß das Heulen erneut aus, und es schien ohne Erfolg zu sein, doch als Elessar sich wieder in Bewegung setzte, ertönte das Heulen des anderen Werwolfs und es schien sehr nah zu sein.

Elessar rannte los und antwortete dem Heulen, um wieder eine Antwort zu erhalten.

Sie folgte dem Klang und war mehr als bereit auf den schwarzen Werwolf, ihren Schöpfer, zu treffen.


Nervös hob Inikri den Kopf, als das Heulen der Werwölfe zunahm.

Auch Alucard, der hinter dem Arzt lief, hörte der Konversation gespannt zu.

Das Heulen der beiden klang suchend. Elessar schien Aris ablenken zu wollen. Sehr gut! Elessar wusste was sie tat.

Der Nosferatu trieb den Arzt vor sich her, der zögernd den Gang entlang schlappte und eine Tür nach der anderen mit einer Sicherheitskarte öffnete und immer weiter in den östlichen Teil des Komplexes vordrang. Dieser war Menschen leer. Keine weiteren Kittelträger oder Sicherheitspersonal.

„Wie kommt es eigentlich, dass hier so wenig Menschen sind? Der Komplex ist ziemlich groß," meinte Alucard.

„Ja, das ist er," meinte wiederum der Arzt. „Groß und Tief. Die meisten Mitarbeiter starben, als das Untier ausbrach und der Priester durchdrehte!"
„Priester?" fragte der Vampir und der Arzt nickte ohne anzuhalten oder sich umzudrehen.

„Ja, aber er wurde in der Kapelle in Stücke gerissen. Wir fanden ihn, als wir fliehen wollten. Aber ich kam noch mal zurück, in der Hoffnung an das Gegenmittel zu gelangen," meinte der Mann und Alucard nickte.

„Mutig," meinte der Vampir und grinste breit vor sich hin.

„Verrückt," entgegnete der Arzt und stieg in einen Aufzug.

Ja, das bist du tatsächlich!" dachte sich der Vampir. Der Arzt war ihm nicht geheuer und nach einem kurzen Abstecher in dessen Gedanken wusste der Nosferatu, dass dieses Miststück von Mensch einen Plan hatte, ihm, dem NO LIFE KING, zu entkommen.

Alucards Grinsen wurde breiter. Er wusste, es würde nicht gelingen.

Erneut erklang das Heulen der Werwölfe fast Syncron.

Alucard und der Arzt kamen im untersten Stockwerk des Komplexes an. Ein eiskalter Bereich und Alucard wusste, nach wenigen Augenblicken würde eine sterbliche Kreatur erfrieren.

„Diese Spritze dort," meinte der Arzt und deutete auf eine gläserne Spritze die in einer Art Eisfach lag.

Alucard ging los, um das Instrument zu holen und der Arzt verriegelte wie gewusst den Fahrstuhl und fuhr wieder nach oben.
Grinsend nahm der Vampir die Spritze an sich und folgte dem Arzt in seiner eigenen Weise.


Während dieser Zeit hatte Elessar den Werwolf gefunden.

Als dieser Elessar erblickt hatte, wedelte er mit dem Schwanz und fiepte freundlich. Schnüffelnd kam er näher, roch an ihr und rieb die Nase durch das Fell des Jüngeren.

Innerlich atmete Elessar auf, dass es ihr gelang, Aris auf diese Weise aufzuhalten.

Sie hatte sie entdeckt, als sie gerade dabei war einem Wachmann die Eingeweide herauszureißen und zu fressen. Kaum war Elessar in Hörweite, hatte diese aufgehört und knurrend nach ihr Ausschau gehalten.

Elessar wusste nicht genau, ob Aris sie erkannte. In ihrer Menschenform war es jedoch nicht so gewesen, oder doch? Sie war sich nicht sicher.

Aris leckte ihr durch das Fell und rieb sich an ihrer Flanke. Zwischendurch knabberte sie ihr an den Ohren und leckte ihr über die Schnauze.

Elessar merkte, wie Aris sich ihren Geruch einprägte und ihr mit freundlichem Gemüt entgegen kam, doch leider wollte dieser Zustand nicht ewig währen.

Elessar vernahm schon eine geraume Weile eine Priese von menschlicher Angst. Und auch hörte sie sehr früh Schritte durch den Gang hallen, die eine kopflose Flucht signalisierten.

Elessar vernahm die Geräusche recht deutlich, doch der andere Werwolf, der mit ihrem Fell mehr beschäftigt war, begann erst aufmerksam zu werden, als die Geräusche verstummten und vor ihr standen.

Elessar hob den Kopf und blickte über den Rücken des schwarzen Werwolfes hinweg zu dem unwillkommenen Besucher.


Nachdem Inikri aus dem Fahrstuhl gesprungen war, machte er sich, so schnell ihn seine alten Beine trugen, auf den Weg zum Ausgang.

Doch er wich von seinem Weg ab, als er das hohle und sarkastische Lachen des Nosferatus vernahm, das sehr nah zu sein schien.
Alucard hatte beschlossen den Arzt dorthin zu scheuchen, wo ihn eine gerechte Strafe erwartete. Seinen vampirischen Sinnen war es zu verdanken, dass er schnell zwei enorm große Kraftquellen ausgemacht hatte.

Aus dem Schatten heraus scheuchte er den Arzt durch die langen Gänge, erschien des Öfteren neben dem verschreckten Arzt und labte sich an seiner Angst und Panik. Aus schierer, bestialischer Freude heraus ließ er den Arzt mehrere Male im Kreis laufen, ließ ihn schnaufend zusammenbrechen und jagte ihn dennoch unerbittlich weiter.

„Wie konntest du es wagen, mich, den Nosferatu, zum Narren halten zu wollen!" lachte der Vampir schallend aus den dichter werdenden Schatten heraus. Der alte Mann keuchte und rannte den Gang hinunter, tiefer, immer tiefer in die Erde.

Inikri hatte in seinem eigenen Komplex die Übersicht verloren und der bösartige Vampir hinter ihm quälte ihn mit Illusionen. Die Wände kamen näher, um ihn zu zerquetschen, die Decke wollte seinen Körper zertrümmern, Hände vom Boden drohten ihn zu greifen.

Alucard freute sich über das Elend des Arztes. Er war so euphorisch, dass er zu dem Takt des rasenden Herzens von Inikri hätte tanzen mögen.

Doch was war das?

Inikri hatte schlagartig angehalten. Der alte Körper versteifte sich und Alucard, der sich im Schatten verborgen hatte, sah entzückt dabei zu, wie sich der Arzt seiner Körperflüssigkeiten entledigte und diese sich als stinkende Pfütze zwischen seine Füßen zeigten.

Das Gelächter des Vampirs mischte sich mit dem Knurren der Werwölfe, die am Ende dieses Ganges nun warteten.

Aus der Dunkelheit starrten nun zwei giftgrüne Augenpaare den Arzt an und als Inikri sich umdrehte, um zu fliehen, sah er ein Augenpaar so rot wie frisches Blut. Und in jenem Moment, als sich der schwarze Werwolf von hinten auf ihn stürzte und ihn zwischen die massigen Kiefer nahm und schüttelte, begriff der Arzt, dass er seinen eigenen Untergang gezüchtet hatte und jetzt noch leben könnte, hätte er den Vampir nicht hereinlegen wollen. Reißender Schmerz und ein taubes Gefühl machten sich in seinen zerrissenen Körper breit, als er zu Boden geschleudert wurde.

Schwach nahm er wahr, dass das Hinterbein des Werwolfes ihn zu Boden drückte, die Krallen sich in seinen Rücken bohrte und die todbringenden Kiefer sich ein letztes Mal um seinen Kopf schlossen. „…Wie… grausame... Tiere," waren seine letzten Worte.


So, Chap 12 fertig.

Ich hoffe es hat euch gefallen.

Please Review.

Gruß

Naz