So, noch ein kleines Leckerli vor den Pfingstferien und danach guck ich, obs sich lohnt. Aber bis jetzt sahs ganz gut aus ;-).

RavannaVen: Hui, was für ein Lob! fühlt sich geehrt Hoffe, du bleibst auch jetzt noch dabei. Wenn dir auch das zweite Chapi gefallen hat, sei nicht knauserig mit der Review lol!

Nici: Noch jemand den ich noch nicht von den ersten beiden Teilen kenne! freu Na, dann wird ich mein bestes geben!

Elanor8: na, da ist ja ein bekannter Leser! Schön, dass du noch da bist grins... jap, mir wird halt doch langweilig mit der Zeit ;-). Dann muss ich ja mal zuschaun, dass ich deinen Erwartungen gerecht werde lol. Hoffentlich gefällts dir!

Manu: Jap, es ist sicher nicht unnützlich, wenn man schon mal die ersten beiden Teile gelesen hat, auch wenn ich immer ziemlich weit ausschweife und noch mal einiges revue passieren lasse. Dann bin ich ja mal gespannt, ob du mir erhalten bleibst lol. Bis denne!

Schlimme Schurken

William riss die Tür auf und stürmte in sein Haus. Wärme umfing ihn mit einem Mal und plötzlich wurde er sich gewahr, wie kalt doch seine nassen Kleider vom Regen waren. Das Haus war dunkel, was ihm schon von der Straße aus aufgefallen war. Der sonst wohlige Schein der fünf Öllampen an den Wänden war ersetzt worden von der einzigen kleinen Flamme einer Kerze, die leise auf dem Esstisch in der Mitte des Raumes vor sich hinflackerte.

Der Waffenschmied hing die Weste an einen Kleiderhaken neben den alten Säbel und die Jacke fing an eine Pfütze auf dem Boden zu fertigen.

Lara Jade war ihm herein gefolgt. Normalerweise hätte William dieser Person den Einlass in sein Haus verwehrt – er würde keines Piraten Gastgeber sein. Jedoch war es ihm auch schmerzlich bewusst, wem er dieses Haus zu verdanken hatte und wer der frühere Eigentümer gewesen war.

Also blieb ihm nichts anderes übrig, als Jade zu dulden.

William rannte zum Treppengeländer, lehnte sich an und schrie hinauf.

„Elizabeth! Warum ist das Haus so dunkel? Alles in Ordnung?"

„Alles in Ordnung,"kam es irgendwo aus dem oberen Stockwerk.

William zögerte noch einen Augenblick und wandte sich dann den Öllampen zu. Aus dem Büffet an der Wand nahm er die Schachtel mit den langen Streichhölzern und zündete eines an der kleinen Kerze an.

„Lass es, du wirst kein Licht brauchen heute Nacht,"meinte Lara Jade nüchtern und sah sich im Hause um.

William Turner hatte es tatsächlich wieder hergerichtet. Seit dem letzten Jahr hatte sich hier einiges getan. Die Fensterläden waren repariert und der Türbalken war erneuert worden. Zudem war es hier recht ordentlich, wie sie bemerkte, jedoch schrieb sie dieses Geschick eher Elizabeth zu.

Obwohl sie aus einem guten Hause kommt, ist sie doch gut mit dem Alltag der einfachen Leute vertraut geworden dachte Jade nach und erlaubte sich ein kleines Lächeln, als sie an ihre gemeinsamen Abenteuer dachte.

Elizabeth Swan... Turner... war wirklich bewundernswert. Ohne zu zögern war sie bereit gewesen, nach ihrem Verlobten zu suchen, die Villa ihres Vaters zurück zu lassen, samt eines reichen Verlobten und war aufgebrochen in das größte Abenteuer ihres Lebens. Dabei hatte diese junge Frau gezeigt, dass mehr in ihr steckte, als nur ein braves Mädchen. Lara hätte schwören können: ein kleines bisschen Pirat steckte auch in ihr.

Will hatte ihre Aussage ignoriert und war gerade dabei das Glas der ersten Öllampe herab zu lassen und die Flamme höher zu drehen.

„Elizabeth! Wo bist du, verdammt! Wir haben Besuch!"

Auch wenn es William nicht geheuer war, aber seine Frau schien besser mit diesen Leuten auszukommen. Es gefiel ihm nicht, dass es ihr nichts ausmachte, mit Piraten zu verkehren, aber er würde sich hüten, seiner Frau und Geliebten vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen hatte. Schließlich hatte sie so viel für ihn aufgegeben und lebte nun in seiner Armmut. Zudem hatte sie ein hartes Nudelholz und eine ebenso harte Sturheit.

„Was machst du da, Will?"hörte er Elizabeth hinter sich und drehte sich überrascht um.

Sogleich errötete er und wandte seinen Blick ab.

Elizabeth stand vor ihm noch auf der Treppe in äußerst engen Hosen und war gerade dabei ein weites helles Hemd zuzuschnüren.

„Aber... was?"

Elizabeth lächelte, als sie ihren Mann so sah, mit dieser leicht rosigen Verfärbung auf seinen Wangen und die schmalen Lippen fest aufeinander gepresst. Noch immer verhielt er sich nicht, wie ein Ehemann und nahm sie mit einer gewissen Gegebenheit hin. Noch immer verehrte er sie, wie am ersten Tag und traute sich weder, sie um etwas zu bitten, noch wollte er ihr irgendwelche Arbeit aufladen. Doch schon lange hatte sie ihm abgewöhnt, dass er sie ständig davon abhalten wollte, ihr zu verbieten den Haushalt zu führen. Sie konnten sich eben kein Hausmädchen leisten.

„Da seid ihr ja, ich hab schon gedacht, ihr wäret ohne mich los,"lachte Elizabeth.

Lara grinste.

„Das würde ich mich niemals wagen. Außerdem glaube ich nicht, dass William mir so ohne weiteres folgen wird."

Will zog eine Braue hoch und sah zum vernaschen süß aus, wie Elizabeth fand.

„Von was redet ihr? Elizabeth, warum bist du in Hosen? Wo ist dein Kleid?" fragte der Schmied so naiv, als dachte er, dass sie ihre Garderobe verloren haben könnte.

„Ein Kleid wäre mehr als unpraktisch für mein Vorhaben, Will."

William warf Lara einen feindseligen Blick voller Misstrauen zu und forderte eine Erklärung.

Ging zum Tisch, rückte sich einen Stuhl zur Seite, wie sie es vor zwei Stunden bereits getan hatte, als sie Elizabeth ins Bild gesetzt hatte, und setzte sich. Ihre offene Hand gebot Will, es ihr nachzutun.

Dieser zögerte, folgte jedoch ihrer Aufforderung und setzte sich... ihr gegenüber.

„Ich bin hier, weil etwas geschehen ist, was die gesamte Mannschaft der Black Pearl schockiert und ganz Tortuga in Aufregung versetzt hat,"begann die rothaarige Frau mit düsterer Stimme zu erzählen und ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht, als sie fort fuhr.

Will verdrehte die Augen. Was hatte er mit Tortuga und seinem Abschaum zu tun? Es kümmerte ihn nicht, was dort geschah.

„Die Black Pearl lag vor Anker und ein Grossteil der Mannschaft hatte Landgang und war in den diversen Kneipen unterwegs. Auch der Kapitän war von Bord gegangen und hatte – wie er sagte – eigene Geschäfte zu erledigen, welche Untaten dies auch immer gewesen sein mögen. Das letzte Mal ward er gesehen in der Kneipe „Zur heiligen Hure", als er hinauf auf eines der Zimmerchen ging. Er habe es gut bezahlt, wie der Wirt sagte und daher hatte der Mann ihm das Zimmer für einen weiteren Tag überlassen. Verlassen hat Jack es angeblich nicht mehr, allerdings war das Zimmer leer und unbenutzt, als wir am übernächsten Tag geglaubt hatten, ihn gefunden zu haben. Seitdem ist er verschwunden."

William stöhnte abwertend und wandte den Blick von der Schönheit vor sich ab.

Doch Lara ließ sich nicht beirren und fuhr mit fester Stimme fort.

„An diesem Abend war es auch, als wir seinen Hut auf dem Meer treiben sahen. Sofort blies der erste Maat die Suchaktion in Tortuga ab und stach in See, denn eines war klar: die Ungewissheit wuchs, dass Jack Sparrow noch in Tortuga war."

Lara warf ein Stück Papier auf den Tisch, auf dem fünf Namen geschrieben standen. William warf nur einen kurzen Blick darauf und gab sich nicht die Mühe, zu lesen, was darauf stand.

„Nur sechs Schiffe haben in diesen drei Tagen Tortuga verlassen. Eines ist auszuschließen. Auf einem der anderen muss Jack gewesen sein, auch wenn unklar ist, warum auch nur einer dieser Piraten ihn entführt hat, sollte es sich hier überhaupt um so etwas handeln. Die meisten Kapitäne sind in der Stadt wohl bekannt und ich würde keinem zutrauen, sich mit Jack anzulegen. Zwei Schiffe waren relativ unbekannt, jedoch auch schon zwei drei Mal gesehen. Es ist nicht abzuschätzen, was geschehen ist."

„Und jetzt soll ich mit dir losziehen und nach eurem Kapitän suchen? Warum kommst du zu mir?"

Jades Mundwinkel zuckte einen Moment lang und ihre smaragdgrünen Augen bohrten sich tief in Wills braune.

„Weil ich glaube, dass sich diese „Geschäfte"auch um dich drehten."

„Was kümmere ich Jack? Was kümmert er mich?"

Die Frau vor ihm wurde wütend.

„Anscheinend kümmert sich deine Frau!"schrie sie aus und ihre gerade noch so ruhige Stimme überschlug sich in ihrem Zorn und als sie aufsprang und den Stuhl unter ihr umwarf, loderten ihre Haare in der Bewegung und ihre Augen funkelten gefährlich.

Will sah zu Elizabeth und verstand nun, warum sie in so seltsamen Gewanden dastand.

„Geh hinauf, Frau! Zieh dich um. Wir werden bleiben."

Aber diese jugendliche Schönheit, die Elizabeth darstellte, machte keine Anstalten und hielt seinem Blick stand. Auch wenn es ihr wehtat, wie William zu ihr sprach, so überlegen, so befehlend, hatte sie dennoch mit einer noch schlimmeren Reaktion ihres Mannes gerechnet, die hätte böse ausgehen können. Wenn sie nur zwei Jahre zurück dachte, hätte sie mit solch einer Anmaßung ihr eigenes Todesurteil unterschrieben, denn unter dem Einfluss seines Vaters war William hart und unbarmherzig selbst gegen seine Freunde geworden.

Nun hatte er wieder diesen Ausdruck in den Augen, dessen Bedeutung er sich wohl selbst nicht gewahr war. Aber Elizabeth wusste, dass William sie liebte und ihr kein Haar krümmen würde.

„Geh!"schrie er und wies mit der Hand zur Treppe.

„Nein! Schrei mich nicht an!"rief Elizabeth zurück und William zuckte merklich zusammen, als er seine Geliebte so in Rage erlebte. „Du hast Jack mehr zu verdanken, als du dir vorstellen kannst! Du hast Lara viel mehr zu verdanken, als du dir vorstellen kannst! Nichts von den Ereignissen der vergangenen zwei Jahre interessiert dich! So viel verdankst du ihnen! Nicht zuletzt dein Leben!"ihre Stimme wurde ruhiger. „Nicht zuletzt meines."

William atmete schwer und konnte nicht fassen, was sie ihm vorwarf. Er liebte sie so sehr. Ihre Argumentation schien ihm unfair und unwirklich. Er erinnerte sich an nichts davon, kannte nur die Wenigkeiten, die er von seiner Frau wusste.

„Wenn du nicht gehst, ich werde es tun. Ich gehe mit Lara, ob du mitkommst oder nicht, denn auch ich stehe in ihrer Schuld."

Sie küsste Will auf die Wange zum Zeichen ihrer Achtung und Liebe zu ihm und ging zur Tür, wo sie sich einen Weiten Umhang umwarf und auf Lara wartete. Die Piratin sah William starr an.

„Die Pearl liegt vier Meilen östlich, wenn du es dir anders überlegst."

Dann ging sie zu der Gouvernorstochter. Elizabeth drehte sich nicht mehr um, als sie zu ihm sprach.

„Solltest du doch noch kommen: Oben in meiner alten Truhe ist etwas für dich."

Mit diesen Worten wandten sich die Frauen zum gehen und verschwanden in der Türe, im grauen Regen, der die Straße unter Wasser setzte.

Will war im Schockzustand. Elizabeth war einfach so gegangen. So schnell, so einfach. Er hob einen Arm und griff hinaus, als könnte er sie dadurch ergreifen. Doch nichts geschah. Sie kehrte nicht wieder. Die Tür stieß heftig gegen den Stuhl an der Garderobe und der Regen wehte salzige Feuchtigkeit herein. Will roch das Salz und das Meer, von dem die Luft erfüllt war. Gänsehaut bildete sich überall auf seinem Körper.

Ein Schiff kam ihm in den Sinn so dunkel, so düster, als wäre es der Hölle selbst entstiegen, sein Baumeister Luzifer. So beeindruckend, so ehrfurchtserregend.

Eine dunkelhäutige Frau stand vor ihm, mit schwarzen Augen und schwarzem Haar. Ihre vollen Lippen bewegten sich, doch er konnte sie nicht verstehen. Sie schüttelte den Kopf und der große zerfledderte Hut wippte leicht. Um sich herum war ein Taumel aus Farben und Gerüchen. Männer tranken, schwenkten ihre Bierkrüge und wanken zu einer für Will nicht hörbaren Musik. Alte Balken, Fetzen, Täue... William schwindelte.

Er schüttelte den Kopf und fand sich wieder.

Noch immer stand er mit offenem Mund und ausgestreckter Hand im Esszimmer seines Hauses und starrte zur Tür hinaus. Der Geruch und das Wasser auf der Haut machten ihn irr.

Will rannte zur Tür und warf sie mit einem lauten Krachen zu.

„Nein! Wie kannst du mir das antun! Wenn du das reiche Leben mir vorgezogen hättest, damit könnte ich leben! Ich könnte damit leben, dich glücklich und in feiner Gesellschaft zu sehen! Aber doch nicht die Piraterie!"

Mit Tränen in den Augen rannte Will hinauf in ihr Schlafzimmer und knallte auch dort die Türe. Warum konnten sie nicht einfach glücklich sein, ihr Leben leben, ohne diesen Sparrow.

Enttäuscht und wütend warf er sich auf ihr Ehebett, in dem sie schon so viele Stunden der Wärme und Zuneigung verbracht hatten und durchwühlte weinend die Bettlaken, umarmte Elizabeth Kissen und sog ihren Duft, der daran hing tief ein.

Es war so weich, so duftend und sauber. Er liebte diese Frau über alles und konnte ihr doch nichts bieten, als sich selbst. Und selbst damit machte er sie nicht glücklich.

Will warf das Kissen gegen die Tür und mit einem dumpfen Geräusch fiel es zu Boden. Der Regen prasselte gegen das Fenster und der Wind pfiff durch alle Spalten des alten Hauses. Will zog die schwere Bettdecke eng um sich.

Ich kann nicht bleiben!

Er kauerte sich zusammen, wie ein Kind, und zog die Decke über den Kopf.

Ich kann sie nicht allein gehen lassen, das ist zu gefährlich!

Will schlug im Dunkeln die Hände vors Gesicht, als könnte er damit von hier fliehen und sich vor allem drücken.

Ich liebe sie zu sehr!

Die Decke flog im hohen Bogen vom Bett und der Schmied raffte sich mit einem Ruck auf und wankte vom Bett.

Ganz gleich, was ihn erwartete, auch wenn er Piraten verabscheute, so konnte er nicht gegen sein Herz ankommen, so wollte er Elizabeth doch nicht alleine gehen lassen. Denn wie sehr sie auch in den letzten Jahren erstarkt war, so war sie dennoch zart und zerbrechlich. Eine zarte Blume in seinen starken Händen, die nur den schweren Hammer gewohnt waren.

Er wandte den Kopf. Die Truhe.

Was meinte Elizabeth nur damit?

Er ging durch den Raum und kniete letztendlich vor dem uralten Möbelstück. Seine rauen Hände strichen über das mit winzigen Löchern übersähte Eichenholz. Die alten Scharniere waren von tüchtiger Hand hergestellt, denn trotz des hohen Alters, das sie innehaben mussten, taten sie noch ihren Dienst.

Mit einem kräftigen Hieb öffnete Will den schweren Deckel und was zum Vorschein kam entlockte ihm ein kleines Staunen. Darinnen lag pechschwarzer Stoff, der auf den ersten Blick sehr schwer zu sein schien. Als Will ihn jedoch berührte und seine seidige Oberfläche betrachtete, fiel ihm auf, dass er viel feiner und leichter war, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Vorsichtig hob er ihn heraus und sah, wie etwas Licht reflektiert wurde, der Stoff glänzte bläulich im schwachen Licht des Mondes.

Mit einem Ruck breitete William den Stoff aus und fand heraus, dass sich dahinter ein gar edler Mantel verborgen hatte, so schön, wie er noch kein Kleidungsstück je gehabt hatte. Mit Schwung zog er den Mantel über seine Schultern und beobachtete, wie der Stoff jeder Bewegung folgte, die er machte.

Wie wunderbar, dachte er. Ob Elizabeth mir diesen Mantel zum Geschenk machen wollte?

Oder hatte sie einen Augenblick wie diesen vorausgesehen, diesen Mantel dafür aufgehoben? Was auch immer der Fall sein sollte, so musste Will sich nun sputen.

Schnell zog er trockene Kleidung an, auch wenn dies zwecklos war, angesichts dieses Sturmes, legte den schönen schwarzen Mantel an, der sich seiner Form perfekt anpasste, und ging hinab.

Er nahm seinen Hut und den alten Säbel vom Haken und bewaffnete sich zusätzlich mit einem einfachen, aber scharfen Dolch, den er selbst geschmiedet hatte. Dann ging er zum Tisch und blies die Kerze darauf aus.

Im Hause Turner war es nun dunkel, für eine lange Zeit...

Will war kaum eine dreiviertel Stunde gelaufen, da sah er auch schon das stolze und düster anmutende Schiff, weit draußen auf See ankern. Wie ein Schatten lag es da, setzte sich kaum vom Hintergrund ab und schien völlig unbeeindruckt von den heftigen Wellen, die sich gegen es warfen. Schaum trieb rund herum und bettete es auf einem natürlichen Spitzenkissen.

„Die Black Pearl,"zischte Will und verengte die dunklen Augen, presste seine ohnehin schon blassen schmalen Lippen zusammen.

„Du bist gerade noch rechtzeitig, um dir einen Platz auf ihr zu sichern," begrüßte ihn eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund des an den Strand angrenzenden Waldes.

Lara Jade trat heraus und gab ihr Versteck preis, ihre Silouette war zunächst wieder verschwommen, wie auch wenige Stunden, bei ihrer ersten Begegnung. Doch je näher sie ihm kam, desto schärfer wurden auch ihre Umrisse und die von Elizabeth.

Die Gouvernorstochter rannte Will entgegen, fiel ihm mit einer Umarmung um den Hals und Küsste seine blassen Wangen.

„Ich bin so froh, dass du gekommen bist, Will! Ich fürchte keine Piraten, keine Verdammten, doch fürchte ich einen Weg ohne dich an meiner Seite!"

William erwiderte die Umarmung, ließ jedoch Jade nicht aus den Augen.

„Ich kann dich nicht alleine gehen lassen, Elizabeth. Du bist mein Herz, mein ein und alles. Mit dir gehe ich ans Ende der Welt, aus jeglichem Grunde."

Lara musterte William, oder vielmehr dessen „neues"Kleidungsstück und versuchte abzuschätzen, wie weit ihr ihre Gefühle bei diesem vertrauten Anblick entglitten. Es jagte ihr Schauer über den Rücken, den Schmied in diesen Schatten gehüllt zu sehen. Heiß und kalt wurde ihr zu Mute und ein leichtes Zucken ging durch ihre Hand, das sie sonst nur hatte, wenn Gefahr drohte. Ihre Fingerspitzen kribbelten und waren dazu bereit, ihren goldenen Säbel zu ziehen und in einen Kampf auszubrechen.

Aber auch Bewunderung kam in ihr hoch, als sie den jungen Turner so betrachtete. Schlank und schön, wie er da stand. Der Regen lief an seinem Mantel ab, und schützte den darunter liegenden Körper vor Nässe und Kälte.

Als sie bemerkte, dass William sie beobachtete, wie sie ihn musterte, wandte sie schnell den Blick ab und etwas Beschämung erwärmte ihre Wangen.

„Dort am Strand liegt das Beiboot, ich habe es weit herauf gezogen. Allein werde ich es nicht schaffen, es wieder ins Wasser zu bekommen. Also lasst uns anfangen."

„Was hättest du getan, wenn wir nicht mitgekommen wären?"fragte Will.

Lara lächelte ihn kalt an.

„Diese Option bestand nicht, Will Turner."

Es war ein harter Kampf gegen die Flut gewesen, aber sie hatten ihn endlich gewonnen und machten das Boot jetzt am Schiff fest. Will half Elizabeth hinauf aufs Schiff und ging selbst als nächster. Zuletzt zog sich noch Lara hinauf. Das schwankende Schiff machte die Beine an Bord irr und die Natur drohte unnachgiebig.

Oben erwartete sie ein kleines Empfangskomitee von zwei Männern, die an der Reling standen und zuerst Elizabeth halfen und sich dann Will anboten, der es vorzog, alleine die Reling zu überwinden. Die Knochige, aber starke Hand wich zurück und ließ den jungen Mann gewähren.

„Poseidon sei dank!"rief der alte Mann.

Sein silbernes Haar klebte ihm am Gesicht und seine Kleidung war völlig durchnässt.

„Endlich seid ihr da! Wir müssen das Wetter nutzen, sonst kommt uns noch die Royal Navy auf den Hals!"

Der alte Mann, den William als Marley Jade erkannte, umarmte Lara inniglich und er gab ihr eine Anweisung, die im Heulen des Windes unterging.

Lara nickte kurz und nahm einen Posten auf dem Hauptmast ein, die Black Pearl würde nun das Hauptsegel setzten und dann den Anker lichten.

„Elizabeth! Wie wäre es, wenn ihr beiden hinab geht und euch aufwärmt?"

Die junge Frau wollte zuerst widersprechen, aber erkannte dann, dass es besser sein würde, ihre Segelkenntnisse dann aufzufrischen, wenn das Wetter besser bestellt war. Also zog sie Will mit sich, als sie unter Deck zur Kombüse ging.

Als sie eintraten, wurden sie mit grölendem Gejohle begrüßt und der Schiffskoch trat auf sie zu. Noch immer trug er das rote Kopftuch, genau wie damals. Die Männer in den Ecken der Kombüse, winkten den beiden zu, sich zu ihnen zu setzten.

Will sah sich eher misstrauisch um und wagte noch nicht, irgendjemanden zurück zu grüßen.

Doch Elizabeth war da nicht so zauderhaft.

„Fowle, wie stehts um deine Kochkünste? Hoffe, du hast etwas dazu gelernt!"

Der Koch fasste sich an die Brust und tat betroffen.

„Ich bin nicht würdig, euch Miss Swan – oder Misses Turner?"Elizabeth nickte. „Euch mein bescheidenes Mahl anzubieten."

Er griff mit der anderen Hand nach einem Kochlöffel.

„Also warum richten wir es nicht so ein, dass ihr euren Platz am Herd einnehmt und diese Aufgabe ab sofort als die Eure anseht?"

Elizabeth sah beleidigt drei und riss dem Mann, der zwei Kopf größer als sie war den Löffel aus der Hand und schlug ihm damit auf den Kopf.

„Wie sprichst du mit mir, Schurke?!"

„Schurke? JA!"schrie er zu den anderen, die sofort mitbrüllten. „So ist es! Wir sind schlimme Schurken!"

Fowle grinste breit und gab einen fehlenden Eckzahn preis, während die anderen anfingen das Lied zu singen, welches Elizabeth einst Jack beigebracht hatte.

Die junge Frau nahm eine Schüssel Eintopf entgegen und reichte einen weiteren ihrem Mann. Dann streichelte sie zärtlich seine Wange und versuchte seinen Misstrauischen Blick festzuhalten.

„Du wirst schon noch sehen, sie sind nicht so schlimm!"

Dann zog sie ihn mit sich und zusammen setzten sie sich mit Fowle zu den Piraten, aßen und hörten danach allerlei Geschichten über Meuterei, Überfälle und sogar griechische Helden. Zweifellos ein Einfluss von Marley.