Mein Gott! Ich hatte gestern ne super Idee für den Schluss und heute Morgen zwei Chapis geschrieben! freu So viel hab ich schon lange nimmer auf die Beine bekommen. stolz ist. Hoffentlich könnt ihr mir verzeihen, wenn ich hier mal net jeden anspreche, der so freundlich war, mir n rev zu schicken. Aber seid sicher, ich hab mich riesig gefreut und vernachlässige euch auch nur, weil ich schnell zur FH muss. Bitte net bös sein ;-)

Viel Spaß beim Lesen!

Erinnerung

Möwengekreische und rauschendes Wasser.

Davon geweckt zu werden war doch wahrlich nicht das Schlimmste. Aber als Will Turner versuchte, die Augen zu öffnen, zuckte ein heißer Schmerz durch seine Stirn und ermahnte ihn, weiter in der Dämmerung zwischen Wachen und Schlafen zu bleiben. Sein Hals fühlte sich rau und schmerzend an, als hätte er sich in der Nacht zu lange draußen aufgehalten und nun drohte eine Erkältung.

Aber da wurde ihm bewusst, dass es hier zu kühl war, um das kleine stickige Zimmer in dem Wirtshaus zu sein. Die kalte klare Luft schlug sich auf Haut und Haar nieder und hinterließ einen kühlen feuchten Film darauf. Will versuchte die Überwindung aufzutreiben, um die Augen dennoch zu öffnen. Sachte blinzelte er.

Das Licht schien ihm heller, als es eigentlich war, aber benommen vom Schlaf brauchte er eine Weile, bis er es erkannte. Er versuchte, nicht zu stöhnen, aber nichts desto trotz entrann ihm ein kleiner Seufzer, verursacht durch die hellen Strahlen, die sich in der Höhle sammelten und nun direkt in sein Hirn zu fallen schienen.

Höhle?

Will saß mit dem Rücken zum Inneren der Höhle und konnte hinaus sehen, direkt aufs Meer. Der Ausgang war keine hundert Meter weit und wölbte sich rund in der Küste. Das Wasser schwappte stet an den Rand der Höhle, drang aber nicht sehr weit ins ihr Innerstes vor.

Was ist heute Nacht nur passiert? versuchte Will angestrengt nachzudenken.

Aber die Erinnerung kam nicht zu ihm zurück. Wer weiß, vielleicht gab es da nicht viel zu erinnern? Wenn ihn jemand nieder geschlagen hatte?

„Mara!" brachte Will atemlos heraus, aber sein Nacken tat höllisch weh und so zog er es vor, sich nicht nach ihr um zu sehen.

Geträumt hatte er. Ja. Geträumt er würde fallen. Seltsam real war es gewesen.

Will sog tief die frische Morgenluft ein und hoffte, davon einen klaren Kopf zu bekommen. Er bewegte seine Eiskalten Hände etwas, um sie besser zu durchbluten. Das war der Moment, in dem er erst realisierte, dass er an einen Stuhl gebunden war. Aus dunklem Holz, mit zwei seitlichen Lehnen, die seine Hände mit einem dicken Seil hielten. Im Rücken fühlte er eine hohe Lehne, die auch seinen Kopf stützen könnte, wenn er in der Lage gewesen wäre, seinen Kopf zu bewegen.

„Bist du endlich wach?"

Williams Herz schlug schneller und er schrak auf. Es war ihm kaum möglich gewesen, diese Stimme wahr zu nehmen. Und dennoch…

Sie hörte sich an, wie ein altes Reibeisen, zerkratzt, verrostet. Aber trotz alledem, schwang diese leichte Arroganz mit.

Trotz schmerzendem Nacken, in den jedes Mal tausend Nadelstiche fuhren, wenn Will ihn bewegte, versuchte er ihn zu spannen, um sich in der Höhle umzusehen.

Auch wenn der Nacken gehorchte, so brachte es der Schmied noch nicht fertig, seinen Hals so weit zu drehen, dass er nach hinten schauen konnte, wo die Stimme her gekommen war. Er sah nur die schwarzen Steinwände. Aber es war auch nicht nötig, denn er kannte diese Stimme.

„Sparrow," zischte Will und merkte, dass auch seine Stimme etwas angeschlagen war.

Nicht so sehr, wie die des Piratenkapitäns, aber der Dunst des Morgens hatte es fertig gebracht, sich schon nach kurzer Zeit auf seine Stimmbänder zu legen.

„Warum hast du so lange gebraucht?" kam es aus seinem Rücken und es schien, als müsste Jack jedes einzelne Wort herauspressen, damit es hörbar wurde.

Wahrscheinlich war er erkältet oder gar krank, dachte William, doch diese Vorstellung wollte ganz und gar nicht in seinen Kopf passen. Jack Sparrow war krank? Ein Pirat, der sich jeden Tag mit der Gischt der See herum schlug?

Aber es war mehr als einen Monat her, dass er nun vermisst war und wenn er die ganze Zeit hier in der Kälte der Höhle gesessen hatte… Selbst das stärkste Immunsystem konnte wohl so etwas nicht standhalten.

Will lachte bitter.

„Warum ich so lange gebraucht habe…" er schüttelte kaum merklich den Kopf, denn zu mehr hinderte ihn der Schmerz.

„Achso…"

War da Enttäuschung?

„Der bezaubernden Misses Turner habe ich es also zu verdanken, dass mich endlich jemand gefunden hat, was?"

„So ist es," gab Will nur knapp zurück.

Es gefiel ihm nicht, wie Jack Sparrow von Elizabeth sprach, nur leider konnte er im Moment nicht sehr viel unternehmen.

„So ein Pech für dich, Junge. Du gerätst aber auch immer in die verzwicktesten Situationen. Hättest du nicht wenigstens die Black Pearl Crew mitbringen können? Es ist nicht gerade ermunternd, dass mein edler Erretter an einen Stuhl gebunden ist."

Will stöhnte. Dieses Großmaul! Ihm war selbst bewusst, dass seine Lage nicht gerade gut war und das würde sich mit dem nahenden Tag und der wachsenden Wahrscheinlichkeit, dass derjenige zurück kam, der ihn hier an den Stuhl gefesselt hatte, nicht sehr zum Besseren wenden.

„Jack, wir müssen hier raus!"

„Wem sagst du das?" kam die gleichgültige Antwort.

Aber dann erhob sich die Stimme etwas und Will konnte schwören einen Hauch von Panik darin mitschwingen zu hören.

„Was denkst du, was ich seit… ist es Wochen her? Monate? Was denkst du, was ich immer versucht habe? Und jetzt!? Du bringst dich immer in noch schlimmere Situationen, als du sowieso schon bist und du hast ein außerordentliches Geschick, mein Junge, mich da mit hinein zu reißen!"

„Hey, jetzt mach aber mal n Punkt! Damals in Port Royal bist du einfach in mein Leben gedrängt, ich hab dich nicht gebeten!"

„Ach, ja? Ich wäre ja einfach wieder verschwunden, hättest du mich nicht zum Kampf gefordert!"

Ich ihn… William kramte in seiner Erinnerung.

„Und es war ja nicht so, als sei dir das genug gewesen. Du warst es doch schließlich, du, der die Piraten so verabscheut, der mich aus dem Knast geholt hat, im Tausch für Elizabeths Rettung!"

„Das ist was anderes," sagte Will und es war ihm, als kämen neblige Bilder zurück, die er irgendeinmal verloren hatte.

Zwei dunkle Augen, die ihn durch Gitterstäbe hindurch anstarrten, eine düstere Insel, Skelette, ein Messer an seinem Hals…

„Und dann dieses ich-kann-euch-nicht-töten-aber-mich-selbst-schon-Gehabe. Du warst unglaublich dumm, Junge. Ich kann es heute noch nicht fassen, dass ich es irgendwie geschafft habe, dich da noch einmal heraus zu bekommen. Dann bewahrst du mich auch noch vor dem Galgen, mit diesem törichten Plan, der auch noch funktionierte – unglaublich – und verpflichtest mich dadurch dazu, ein Auge auf dich zu haben, was ja nicht gut gehen konnte."

„Ein Pirat kann Verpflichtung haben? Das ist ja was ganz neues," spottete Will. „Ich hab dich nicht gebeten, mir nach zu kommen!"

Einen kurzen Augenblick herrschte Stille. Nur Wills schnelle Atmung war zu hören. Der Schmied war aus der Fassung geraten und es schien, als hallte seine Stimme noch immer durch die Höhle.

„Ach nein?"

„Nein!" schrie Will.

Am liebsten hätte er dem verdammten Piraten eins übergebraten, so zornig war er in diesem Augenblick. Seine Hände zitterten und er biss die Zähne hart zusammen.

Jack sah seinen Freund 50 Meter vor sich, wenn auch nur verschleiert. Als sie in der Nacht gekommen war, um ihn aus der Dunkelheit fort zu bringen hier her in einen weiter vorne gelegenen Teil der Höhle, war das erste mal seit langem wieder Licht in seine Augen gefallen. Zuerst nur das milchige Mondlicht und mit dem herannahenden Tag auch die ersten Sonnenstrahlen. Aber seine Sehfähigkeit musste gelitten haben, hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt und nun sah er alles wie durch einen dichten Nebel.

Lydia. Er hatte sie nicht gesehen, doch ihr schweres Parfum war selbst in der zugigen Höhle hängen geblieben. Es wunderte ihn nicht, dass auch Will ihrer Hinterlist zum Opfer gefallen war. Nun saß er dort, ihm den Rücken zuwendend und voller Zorn auf ihn. Jack überlegte, wie weit er gehen sollte. Was brachte es, William noch weiter zu reizen? Was brachte es?

„Ich wette, du hattest Angst," Jack spottete nicht.

Es war mehr eine Überlegung, die er laut aussprach. Er rief sich die verwüstete Schmiede ins Gedächtnis, das verlassene Haus in Port Royal, das Will und Elizabeth nur so kurz bewohnt hatten. Der zerbrochene Schmiedeofen.

Will schwieg.

-.-.-.

Alles in allem war Port Royal so friedlich und wohlbehütet, wie immer... hätte sich nicht dieser riesige Schatten von der Buchtöffnung her genähert. Niemand nahm Anstoß daran, niemand bemerkte den dunklen Fleck, der das vom Mondlicht besprenkelte Meer besudelte.

In der Schmiede, so spät und bei der Dunkelheit, arbeitete William Turner, der Waffenschmied. Mit beachtlich präzisen Schlägen ließ er seinen Hammer wieder und wieder herabfahren, so dass er das Eisen mit jedem Schlag verformte und genau nach seinem Willen bog.

Schweiß rann Stirn und die nackten Arme herab. Seine Hemdärmel hatte er bis ganz nach oben hochgekrämpelt und nun kamen seine schwellenden Muskeln hervor. Dabei maß er sich gar nicht, wie ein besonders starker Mann aus, was aber ein falsches Bild widerspiegelte. Will Turner war groß gewachsen, hatte aber eher eine schlanke und zarte Statur. Seine feinen Gesichtszüge hatten nichts von der Sorge eines Bauern oder normalen Arbeiters. Mag es an den Genen gelegen haben, an seiner naiven und schüchternen Art oder an seinem neues Leben mit der wunderschönsten Frau auf der ganzen Welt, die er schon seit dem liebte, als sie sich das erste mal begegnet waren.

Elizabeth Swan war sein Goldstück, sein Ein und Alles. Er würde ihr überall hin folgen und sogar sein Leben für sie geben, damit es ihr nur gut ginge. Und genau dies hatte er noch vor einem Monat unter Beweis gestellt. Zu dieser Zeit war sein wohl bisher größtes Abenteuer zu Ende gegangen.

Der Schmied griff in seine Westentasche und holte ein goldenes Medallion heraus, welches er geschmiedet hatte gleich nach Jack Sparrows Flucht aus Port Royal.

Will sah an die Wand, wo sein Schwert hing. Seit dieser Zeit hatte er es nicht mehr gebraucht. Damals hatte die Waffe Jack das Leben gerettet, als es ihm Stand unter den Füßen gegeben hatte. Und seitdem...

In der Tat war er froh, dass nun wieder friedlicher Alltag sein Leben übernahm, auch wenn er manchmal sehnsüchtig hinaussah auf das Meer und sich fragte, was Jack in genau diesem Moment wohl tat. Ein Lächeln schlich sich auf Wills Gesicht, als er an den Piraten dachte und er betrachtete sich das kleine Goldstück in seiner Hand, welches genau so aussah, wie eines derer aus dem Schatz des Cortez. Der Totankopf jagte Will noch immer einen Schauer über den Rücken und ließ ihn zusammenzucken.

Das alles war jedoch vorbei und Will wußte: eines Tages würde Jack wiederkehren, um ihn und seine Frau zu besuchen, ihren Vorrat an Alkoholischem zu plündern und dann ohne Zögern weiter ziehen und seinen Kurs setzen in ein weiteres Abenteuer.

Elizabeth erwies sich als sehr verständnisvolle Frau und trug ihm seine Sehnsucht nach dem Meer nicht nach. Statt dessen grinste sie nur und gesellte sich hin und wieder zu ihm, wenn er hinaus aufs Meer starrte und den Möwen zusah, wie sie dahin glitten.

Ihr Vater der Gouvernor erkannte ihn allmählich als Schwiegersohn an und selbst Norrington versöhnte sich mit dem Gedanken, dass seine einstige Verlobte nun in den Armen eines einfachen Schmiedes lag, der einst sogar Piraterie getrieben hatte. Aber der Commodore war ein anständiger und korrekter Mann und grüßte noch immer höflich, wenn er an Will vorbei ritt, oder wechselte einige Worte mit ihm, wenn er und Elizabeth bei ihrem Vater zu Besuch waren.

Der Gouvernor hatte ihnen angeboten, in der Villa zu wohnen, jedoch hatten Will und Elizabeth es vorgezogen zunächst in einem kleinen Häuschen zu leben. Natürlich mit einer Hausdame, die zugleich Anstandswauwau war, denn noch waren Will Turner und Elizabeth Swann nicht verheiratet. Jedoch sollte auch dies nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Will lächelte zufrieden und steckte das Schmuckstück wieder zurück in die Westentasche. Er musste mit der Bestellung fertig werden. Noch einmal legte er das Schwert – wenn es denn eines war – in das glühende Feuer seines Ofens und wartete, bis es richtig heiß und durchgeglüht war.

Nun würde sich zeigen, ob seine Arbeit auch gut war. Noch nie hatte er etwas derartiges angefertigt, noch nie hatte jemand so etwas in Auftrag gegeben. Vor allem kein Fremder. William hatte den Mann nicht gekannt, der vor drei Wochen vor seiner Türe gestanden und ihm eine horrende Summe für ein Schwert geboten hatte, das so außergewöhnlich sein sollte, dass William daran zweifelte, es herstellen zu können.

Ein langer, leichter Schaft. Die Klinge aus gefaltetem Stahl, zwanzigfach! Zudem sollte es viel länger als ein normales Schwert sein und viel schmaler. Beinahe kam es William wie ein Degen vor, jedoch war das Gewicht viel zu schwer dafür und der Schmied fragte sich, wer denn mit dieser Waffe kämpfen wollte. Der Auftraggeber sicherlich nicht, denn er schien zu schmal und schwach, fast kränklich. Oder irrte sich Will da? Die Gangart hatte einen geschmeidigen Körper offenbart und auch sonst schien er nicht ungepflegt. Was ihn stutzig gemacht hatte, waren diese eisigen blauen Augen, welche ihn durchbohrten, wie kalter Stahl aus seiner eigenen Schmiede.

Zuerst hatte Will gezögert, den Auftrag anzunehmen, jedoch war der Mann bereit, ihm einen hohen Betrag zu zahlen und die Hälfte hatte er sogar zur Hand, als Beweis, dass es sein Ernst war und der Auftrag in jedem Falle abgeholt werden würde. Er war in der tat fremd, denn noch nie hatte ihn jemand in Port Royal gesehen. Auch der Commodore, den er gefragt hatte, wusste nichts, von einem Neuankömmling oder einem fremden Schiff in der Stadt. Zudem war der Fremde seitdem nicht wieder gesehen, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Ein Landstreicher war er nicht, seine Kleidung war zu edel gewesen. Ein Pirat auf keinen Fall...

Will schüttelte den Kopf und hob das rotglühende Schwert hoch, um es endlich dem letzten Schritt seiner Fertigung zuzuführen. Wenn seine Arbeit gut war, so würde es in dem Wasser abkühlen, dicke Dampfwolken hervorjagen und später einmal schärfer als ein Rasiermesser sein.

In den ganzen drei Wochen, seit der Bestellung, hatte William keine anderen Aufträge annehmen können, so sorgfältig war er vorgegangen, was ja auch dem Preis des Stückes entsprach, denn es würde ihn und seine Frau für eine ganze Zeit satt machen.

„Bringen sie eine persönliche Note von ihnen ein... etwas besonderes, das ihrem Geschick entspricht," hatte der Fremde ihm aufgetragen und William hatte sich die ganze Nacht darüber Gedanken gemacht und neben seiner Frau gegrübelt, wie er dies bewerkstelligen sollte.

Kurz vor dem Morgengrauen war es ihm eingefallen und er wusste, was er dem Schwert hinzufügen wollte. Der Mond, der sich glitzernd in den Spinnweben, draußen im Gras wieder spiegelte hatte ihn darauf gebracht. Noch am selbigen Tage war er los gegangen und hatte das feinste Silber gekauft, das er finden konnte. Das hatte sich natürlich überall in der Hafenstadt herum gesprochen und Norrington selbst hatte ihm einen Besuch abgestattet.

Jedoch wollte Will niemandem seine Arbeit zeigen, bis sie fertig war. Und dies war nun bald.

Er tauchte das Schwert in den Wassereimer und Wolken schwelenden Dampfes drängten sich ihm entgegen, so dass er etwas zurückwich. Das Wasser schlug sich überall nieder und seine Kleidung legte sich klebend an den muskulösen, schlanken Körper des Schmiedes, so dass seine Gestalt schön zu sehen war.

Will holte das Schwert heraus... und es war heil. Die prächtigste Waffe, die er jemals gearbeitet hatte, war vollendet und sollte nun zu seinem ganzen Stolz werden, jedem der sie sah beweisen, welch hervorragende Arbeit zu leisten er im Stande war. Elizabeth sollte sie zuerst sehen, wenn der Morgen anbrach und sie herab zum Frühstück kam.

Endlich würde er wieder Zeit finden, sich voll und ganz ihr zu widmen!

Er erhob die Klinge und besah sie sich. Voller Rus war die Schneide, aber der Griff strahlte silbern im Licht des Mondes und den Flammen des Ofens. Das Silber bildete einen starken Kontrast zu dem Schwarz, welches den langen, Schmalen Griff umfing. Kunstvoll verschlungen ging er in die Klinge über und einen Augenblick bedauerte William, diese Waffe weggeben zu müssen, für einen anderen gefertigt zu haben.

Jedoch schüttelte er den Kopf, so dass sich einige Locken von seiner schweißbedeckten Stirne lösten und sein Gesicht zart umspielten. Solch ein Schwert würde er sich selbst niemals leisten können.

Der Schmied griff zu einem Tuch und setzte sich hin. Sorgfältig fing er an, die Klinge zu polieren, denn er konnte ja kein schmutziges Schwert an den Auftraggeber morgen mittag aushändigen. Der Stahl kam strahlend zum Vorschein. Jedoch wurde er hier und da von einem Material durchbrochen, welches das Licht ganz anders reflektierte.

Will drehte sich um. Er saß mitten in der Scheune, wo es angenehmer war, als direkt am Schmiedeofen.

War da etwas?

Er sah sich um und zog eine Braue hoch. Er hätte schwören können, dass jemand hinter ihm gestanden hatte.

„Verdammte Ratten!" fluchte der junge Turner und widmete sich wieder dem Schwert.

Diese Viecher waren auch überall!

Wenn morgen dieses Schwert seine Hände verlassen würde, würde er auch ein Stück von sich selbst weggeben. So etwas hatte er noch nie bei einer Arbeit gefühlt. Er hatte so viel Liebe in dieses Stück investiert, so viel Schweiß! Aber der Preis würde ihn entlohnen, sogar mehr als genug. Die Materialkosten waren bei weitem abgedeckt und die Zeitkosten sogar noch besser. Ja der Fremde, wenn er denn morgen auftauchen würde, zahlte gut.

Will erlaubte sich einen Seufzer. Aber irgendwie graute ihm auch vor der Waffe. Er stellte sich vor, wie diese lange Klinge mit Leichtigkeit in einen Mann fuhr und sein Herz zerschnitt, wie das Leben aus ihm floh und zwei große entsetzte Augen die Furcht noch mit in den Tod nahmen.

Was auch immer jemand mit diesem Schwert vorhatte, es war eine Waffe, eine ausgezeichnete Waffe.

William lief ein Schauer über den Rücken, aber diesmal nicht von dieser Vorstellung, sondern weil ein kalter Luftzug herein geweht war. Wieder drehte sich Will um, aber die Türe war verschlossen. Er schüttelte den Kopf und lachte über sich selbst. War er denn so gezeichnet von seinem Abenteuer auf der Pearl?

„Wir sind schlimme Schurken," flüsterte er zu sich selbst und besah sich die blanke Klinge.

Als er sie dazu erhob, kam das Abbild eines Mannes darauf zum Vorschein! William schrak auf, sprang von seinem Hocker und drehte sich um. Da war niemand. Sein Atem ging schnell und Adrenalin schoss durch seine Adern. Niemand.

Bilde ich mir das nur ein?

Er schüttelte den Kopf, aber wagte nicht, den Blick von der Türe zu lassen.

„Das sind wir in der Tat," fauchte eine kalte, bekannte Stimme von hinten und abermals schrak Will herum.

„Ihr seid es!" Will versuchte seinen Atem zu beruhigen und seinen Puls herunter zu bekommen.

Vor ihm stand nun der Fremde, groß und dünn. Ein schwarzer Umhang verhüllte seinen Körper und ließ ihn wie ein Schatten wirken.

William schluckte und beruhigte sich langsam wieder.

„Leon! Ich habe Euch nicht vor morgen Mittag erwartet, verzeiht, wenn ich Euer Klopfen nicht gehört hatte."

Der Fremde verzog keine Mine und starrte Will nur an. Sein kurzes dunkles Haar schien etwas feucht von der frühmorgendlichen Luft.

„Ist es das?" er nickte zu der Waffe hin.

Will erhob sie ein wenig.

„Das ist sie. Gerade fertig geworden und poliert."

Er setzte die Klinge am Schaft auf seinen Zeigefinger und balancierte das Schwert, geschickt darauf.

„Perfekt ausbalanciert. Die Klinge ist, wie ihr sie haben wolltet, allerdings wiegt diese Waffe einiges mehr, als ein normales Schwert."

Der Fremde nickte kurz und knapp, was Will die Befürchtung einbrachte, dass es nicht zu seiner Zufriedenheit war.

„Vielleicht wollt ihr es ausprobieren?" bot er an und hielt dem Auftraggeber den Griff hin.

Dieser wies ihn ab.

„Führt es mir vor."

„Aber es ist zu schwer für mich. Meine Bewegungen sähen plump und beschwerlich aus."

„Das ist einerlei. Tut, was ich sage!"

Will zog eine Braue hoch und kniff dabei die schwarzen Augen zusammen. Warum versuchte er die Waffe nicht selbst? Schließlich war es seine Bestellung.

Aber er ließ sich nicht beirren und griff seine Arbeit fest. Dann vollführte er einige Schläge in der Luft und attackierte einen imaginären Gegner. Sehr graziös bewegte sich der Schmied, fast wie eine Katze. Der Fremde beobachtete den jungen Mann ganz genau bei jedem Schritt, den er tat. Will machte zwei Umdrehungen und beendete die Vorführung mit einem Schlag, der ein Stück dickes Holz mit Leichtigkeit zu spalten schien.

Er stand vor dem Ofen und wies mit etwas Schweiß auf der Stirn zu dem Stück Holz.

„Das Schwert eignet sich sogar zum Feuerholz machen," grinste er den Fremden an, der nicht zurück lächelte.

„In der Tat, welch eine Klinge, mein guter Mr Turner."

Der Mann ließ Will nicht aus den Augen und dem Beobachteten wurde es langsam unheimlich, diesem Blick stand halten zu müssen.

„Was ist? Warum schaut ihr mich so an?" fragte Will mit fester Stimme.

Nun erschien ein eisiges Lächeln auf dem Gesicht dieses Mannes, der nicht viel älter sein konnte, als er selbst.

„Ihr bewegt Euch sehr gut und flüssig, als hättet ihr es im Blut. Euer Stil, hervorragend, selbst mit dieser Waffe. Sicher und präzise, ich bin beeindruckt."

Etwas sagte William, auf der Hut zu sein. Trotz des Ofens in seinem Rücken war ihm kalt.

„Vielleicht wollt Ihr mir mehr von Eurer Kampfkunst zeigen."

Leon warf den Mantel über seine Schulter und entblößte sein eigenes Schwert, welches er langsam aus dem Gürtel zog.

Williams Puls ging schon wieder hoch. Er verabscheute es, gegen Menschen zu kämpfen. Sein letztes Abenteuer hatte ihn noch um einiges sensibler in dieser Sache gemacht, denn nun war er nicht einmal mehr auf den Kampf mit einem Piraten aus.

„Das widerstrebt mir. Ich möchte nicht gegen Euch kämpfen."

Der Fremde hob die Klinge. Seine Augen funkelten gefährlich.

„Tut mir den Gefallen. Ich werde Euch kein Haar krümmen," zischte er.

William schluckte anhand dieser Selbstsicherheit des Mannes, denn er hatte vielmehr Angst ihn zu Schaden zu bringen. Langsam wurde er nervös.

„Bitte erspart mir das. Ich habe mir Friedfertigkeit zum Prinzip gemacht."

„Es ist doch nur zur Demonstration," meinte Leon und fing an nach links zu gehen.

Und ehe sich Will versah, folgte er seinen Schritten und befand sich schon in der Umlauerung mit einem Gegner. Sicher setzte er einen Fuß neben den anderen, damit er dem Fremden nicht die Gelegenheit ließ, in seinen Rücken zu kommen.

„Wir sollten das lassen, ich könnte Euch verletzten," versuchte Will verzweifelt den anderen von seinem Vorhaben abzubekommen.

„Wohl kaum," grinste dieser und machte eine Scheinattacke.

Will sprang einen Schritt zurück.

„Hört auf!" rief er.

Doch Leon war nicht mehr aufzuhalten. Er machte einen Satz und schlug seine Waffe hernieder auf den Schmied. Will zog seine eigene Waffe hoch und wehrte den Schlag ab. Er sprang zur Seite und erfasste seinen Gegner mit scharfen Augen.

Leon ging langsam und gefährlich um ihn herum. Sie befanden sich mitten in der Schmiede.

„Ich habe gehört, ihr seid ganz versessen darauf, mit einem Piraten zu kämpfen," zischte er und breitete seine Arme weit aus, lud den Schmied ein, ihn anzugreifen.

Aber Will ließ sich nicht darauf ein und versuchte die Richtung zu bestimmen, in die sie sich bewegen sollten. Dort an der Wand hing sein Schwert, über dieses hatte er mehr Gewalt. Es passte perfekt zu ihm und lag leicht in seiner Hand. Das hiesige war schwer und zu lang. Will kam sich plump und langsam vor und etwas sagte ihm, dass seine Schnelligkeit vielleicht erforderlich sein würde.

Der Auftraggeber kam ihm nicht geheuer vor. Dieses Grinsen, diese Augen! Warum wollte er unbedingt einen Kampf mit ihm, auch wenn es nur ein „Probekampf" sein sollte?

Der Fremde machte noch eine Scheinattacke und Will wich zurück.

„So schreckhaft? Früher sollt Ihr mal mutiger gegenüber Piraten gewesen sein!"

„Ihr seid kein Pirat! Ich habe diese Leute selbst erlebt und Euer Gebaren ist nicht dasselbe!"

Wieder dieses grausame Lächeln.

„Dann tu, was du willst, aber ich würde dir raten, dich zu wehren, Kleiner!"

Und da wusste Will, dass es sein Ernst gewesen war, denn nun griff der Mann ihn an und zwar mit solcher Wucht und Kraft, wie er sie noch nie erlebt hatte. Leon versuchte einen Stoß zu setzten, aber Will brachte die Klinge herauf und wehrte ab, drehte sich an dem Mann vorbei. Doch dieser warf sich herum, die Klinge weit ausgefahren und William hatte keine Chance etwas mehr Abstand zwischen sich und den Angreifer zu bringen.

Er warf sich zu Boden und entging damit einem heftigen Hieb, doch schon jetzt bereute er dies, denn auf dem Boden war er fast wehrlos. Sofort drehte er sich um und musste zu seinem Glück feststellen, dass der Schwung des Fremden ihn hatte in der Bewegung verharren lassen. So zog der Schmied seine Beine an und mit kräftigem Tritt erwischte er den Gegner und warf ihn gegen den heißen Schmiedeofen.

Leon versuchte sich aufzurichten und hielt sich am Ofen fest, was ihm einen Schrei entwand, denn er verbrannte sich beide Hände und ließ seine Waffe fallen.

William setzte sofort nach und hob seine Waffe weit über seinen Kopf. Das war sein Sieg! Leon hatte keine Waffe, der Kampf war vorüber!

Der Mann stand vor ihm und drehte sich um. Entsetzen war in seinen Augen, als er William auf sich zu kommen sah. Doch da griff er hinter sich und mit einem Mal hatte er den Langen Hammer in Händen.

Will führte seinen Schlag aus, doch das Eisen des Hammers parierte seinen Hieb und er rutschte ab. Leon drehte sich weg und holte mit dem gewaltigen Schmiedewerkzeug aus. Aber die Masse war zu heftig und Will nutzte die Zeit, die der Mann zum Schwung brauchte, um sich zur Seite zu wenden. Der Hammerschlag verfehlte ihn um Weiten und ging direkt auf den Ofen nieder, der dem Schlag knirschend nachgab und zerbrach.

Leons Hände konnten den schweren Hammer nicht halten und so rutschte er aus ihnen weg und ließ den Mann ohne Waffe zurück.

Will schaute auf. Das war seine Gelegenheit! Er versuchte seine Waffe zu heben. Seine Hände zitterten langsam unter dem Gewicht der Waffe. Er fühlte, wie seine Finger taub wurden und langsam locker ließen.

Das war genug Zeit gewesen für den Fremden. Leon ließ sich nach hinten fallen, überschlug sich und riss dabei seine Waffe wieder an sich. Mit Leichtigkeit kam er zum Stehen und parierte Wills Angriff, schickte den Schmied von sich.

Schnaufend drehte sich Will um und kam zum Stehen. Leon hatte ihm nicht nachgesetzt.

Sein Puls hämmerte ihm im Hals und der Schweiß auf seiner Stirn drohte ihm die Sicht zu nehmen, jedoch wagte er nicht, ihn weg zu wischen aus Furcht, sich damit eine Blöße zu geben.

„Wer seid ihr?" fragte er bitter. „Was wollt ihr wirklich."

„Ich bin Seth, die Rechte Hand des berüchtigten Piraten Bill Turner."

Will schüttelte den Kopf.

„Das kann nicht sein!"

„Ich bin nicht wegen dem Schwert hier. Man schickte mich, um dich zu holen, William Turner!"

Will erstarrte völlig und die Fratze ihm gegenüber grinste höhnisch. Der Schmied konnte keinen Muskel in seinem Körper rühren. Das war nicht möglich!

„Du lügst! Mein Vater ist tot!" brachte er leise heraus.

Aber der Mann sagte nichts.

William wich einen Schritt zurück.

„Das ist nicht wahr! Warum bist du hier?" schrie er fast hysterisch.

„Um dich mitzunehmen. Du wirst in die Fußstapfen deines Vaters treten, ob du willst oder nicht."

William wusste nicht, was dies zu bedeuten hatte, aber er wollte es lieber nicht herausfinden. Er ließ das Schwert in seiner Hand fallen und drehte sich um. An der Wand in seinem Rücken, hing seine Waffe. Er musste sich jetzt wirklich zur Wehr setzten. So schnell es ging rannte er seiner eigenen Klinge entgegen.

Doch mit Schrecken kam er zum Stehen.