Aura wachte mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Ausgeschlafen räkelte sie sich. Sie bemerkte, dass sie noch immer die Sachen des Vorabends trug. Sie zuckte die Schultern und torkelte schlaftrunken ins Bad. Weder ihre Zimmergenossin noch deren Freundinnen waren auf, somit hatte sie den geräumigen Raum ganz für sich allein. Sie entschloss sich, erst mal eine Dusche zu nehmen.
Als sie fertig war und sich abgetrocknet hatte, ging sie wieder ins Zimmer um sich frische Kleidung zu holen. Morag schlief noch immer.
„Was für eine Langschläferin. Ich wecke sie besser nicht." In ein Handtuch gewickelt versuchte sie so leise wie möglich zu ihrer Truhe zu kommen. „Wenn ich mich angezogen habe, kann ich meine Kleidung ja in den Schrank räumen. Ich habe immerhin noch einige Zeit bis zum Frühstück."
Sie zog sich die bereits am gestrigen Abend für sie hingelegte Schuluniform über. „Mit dem Wappen von Slytherin. Eine Schlange, wie schön." Sanft fuhr sie mit ihrem Finger die Stickerei entlang. Dann machte sie sich ans Auspacken ihrer Sachen. Sorgfältig legte sie ihre Sachen in den massiven Kleiderschrank, ohne dabei Morags Sachen durcheinander zubringen oder „ihre Hälfte des Schrankes" in Anspruch zu nehmen. Als sie fertig war, hatte sie nur noch einige Habseligkeiten in ihrer Truhe, sowie ihre Schulbücher. Plötzlich durchwühlte sie ihre Sachen die noch in der Truhe waren. „Sie ist weg!", stieß sie hervor. „Weg! Ich habe sie ganz sicher mitgenommen!"
Sie rannte aus ihrem Zimmer und merkte dabei nicht einmal, dass sie die Tür offen ließ. Als sie im Gemeinschaftsraum ankam, sah sie jemandem im Sessel sitzen. Anscheinend waren noch nicht viele wach.
„Hey, du da!"
Der Slytherin sah von seinem Buch auf und sah sie fragend an. „Ich?"
„Wer sonst. Ich sehe hier keinen außer dir. Kannst du mir den Weg zum Schulleiter sagen?"
Er sah sie erstaunt an. „Was willst du denn da?"
„Das geht dich nichts an. Sag mir einfach den Weg."
„Ich glaub, ich führ dich lieber hin. Das mit den Treppen würdest du nicht schaffen." Jetzt war es an ihr, ihn fragend anzuschauen. Doch er legte sein Buch weg, stand auf und ging. Kurz vor dem Ausgang drehte er sich noch einmal zu ihr.
„Ach, übrigens. Ich heiße Blaise. Blaise Zabini, ich bin auch in deiner Klasse. Nett dich kennen zu lernen." Dann verschwand er durch das Portraitloch. Sie folgte ihm ohne Widerworte.
Schweigend liefen sie durch Gänge. Sie fragte ihn nichts, schließlich hatte sie ja auch nicht seine Frage beantwortet, was sie vom Direktor wollte. Doch das war ihr nur Recht. Als sie bei den Treppen ankamen, wusste sie, was er vorhin gemeint hatte, mit „du würdest eh nicht schaffen". Die Treppen drehten sich in alle Richtungen, selbst während man auf ihr stand. Wer sich nicht auskannte, der würde sich hier hoffnungslos verirren. Da konnte sie nur hoffen, bald die Wege zu wissen oder immer jemanden dabeizuhaben der wusste wo es hinging.
Als sie vor einem Gargoyle stehen blieben, sah Aura ihn an. „Und jetzt?"
„Jetzt brauchen wir das Passwort."
„Und das weißt du doch sicher." Sie sah ihn auffordernd an.
„Nein."
Sie sah ihn entgeistert an. „Im Klartext heißt das jetzt, wir stehen hier ohne Passwort, durch welches wir ins Büro kommen würden?"
„Du hast gesagt, du willst zum Büro; du hast nicht gesagt, dass du das Passwort nicht hast."
„Woher sollte ich wissen, dass ich ohne Passwort nicht rein komme? Welche Tür lässt sich denn nicht auch normal öffnen?"
„Zum Beispiel die Tür zu unserem Gemeinschaftsraum."
„Ja, aber das Büro des Direktors! Wie soll man ihn denn im Notfall erreichen?"
Doch Blaise, der das nicht länger mitanhören wollte, drehte sich einfach um und ging.
„Hey! Du kannst mich doch nicht hier stehen lassen! Ich weiß noch nicht mal den Weg zurück!" Doch Blaise war schon um die nächste Ecke gebogen.
„Na toll. Jetzt stehe ich hier und weiß nicht was ich machen soll. Klasse! Ich war froh, jemanden getroffen zu haben, der mich hier herführt, damit ich den Direktor sprechen kann, aber Pustekuchen! Man braucht ein Passwort, dass ich nicht kenne!" Aura drehte sich um, um ihre Wut an der Steinfigur auszulassen, als sie sie nicht mehr vor sich sah. Statt der Statue war nun eine Treppe zu sehen, die nach oben führte.
Verwirrt besah sich Aura die Stiege. Doch ihr Entschluss stand fest. Sie war hierher gekommen um mit dem Schulleiter zu sprechen und endlich war der Weg frei, da konnte sie doch nicht wieder zurückgehen. Entschlossen nahm sie den Weg aufwärts. Doch während des Aufstiegs hatte sie trotzdem ein mulmiges Gefühl.
Oben angekommen zögerte sie. Dann nahm sie ihren Mut zusammen, klopfte höflich gegen die Tür und trat ein, als sie ein freundliches „Herein!" hörte. Der Raum war geräumig und sehr gemütlich. An den Wänden hingen viele Bilder verschiedener Personen. `Sie sehen aus, als würden sie mich beobachten. Aber das bilde ich mir sicher nur ein.` Hinter dem Schreibtisch sah sie einen alten Mann mit langem weißen Bart, der sie hinter seiner Halbmondbrille freundlich anlächelte.
„Was kann ich für Sie tun, Ms Nemain? Ein Zitronenbonbon? Oder wollen Sie vielleicht eine Tasse Tee?" Aura setzte sich vor den Schreibtisch und saß ihm nun gegenüber. Ihr Blick, der vorhin noch an den Bilder hing, wandte sich nun ihrem Schulleiter zu.
„Danke, nichts. Ich denke Sie wissen, warum ich hier bin." Nun trübte ein Schatten die Augen des Alten. Er erhob sich, schritt zu einem Regal, holte eine Axt hervor und legte sie auf seinen Schreibtisch. Aura widerstand dem Drang, die Waffe sofort an sich zu nehmen.
„Ich denke es geht um diese... Waffe." Aura nickte ihm ungeduldig zu. Sie wollte ihre Axt wieder in den Händen halten. „Nun, ich habe nicht vor, diese Waffe wieder an Sie auszuhändigen."
„Wieso nicht? Ich habe mir die Schulregeln durchgelesen und nirgends steht, dass man keine Waffe besitzen darf. Außerdem kann ein Zauberstab eine genauso gefährliche Waffe sein."
„Jedoch kann man mit einem Zauberstab keinen anderen töten, ohne dafür hinter Schloss und Riegel zu kommen."
„Ach nein? Was ist mit ihrem bösen Zauberer der immer noch frei herumläuft? Genügend Beweise gegen ihn gibt es, jedoch kann ihn keiner fassen. Warum?"
„Dies ist jedoch kein Argument eine Waffe in der Schule zu haben. Selbst wenn Sie es nicht beabsichtigen, könnten Sie jemanden aus Versehen verletzen. Dies ist eine verzauberte Waffe, mit der man nicht leichtsinnig umgehen sollte."
„Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Axt leichtsinnig umgehe. Ich habe sie nun schon seit fast vier Jahren und ich habe sie noch nie im Zorn verwendet. Dass diese Waffe verzaubert ist, weiß ich. Es ist eine magische Waffe. Jedoch sollte Ihnen bewusst sein, dass es sich dabei um Schutzzauber handelt. Der Besitzer dieser Waffe kann nicht durch sie sterben und kann sie niemals leichtsinnig verwenden."
„Es stimmt, dass es Schutzzauber sind, jedoch liegt noch ein anderer, weitaus magischerer Zauber auf dieser Waffe. Ich kann diesen Zauber nicht richtig zuordnen, es ist keine normale Magie, die ihn geschaffen hat. Es könnte ein Fluch sein, der auf ihr lastet." Er sah sie besorgt an.
Aura schaute ihn ebenfalls an. „Eine große Magie wohnt dieser Waffe inne, damit haben Sie Recht. Es ist Naturmagie, nicht von Zauberern eingesetzt. Sie stärkt denjenigen, den sie erwählt. Solche, die es nicht würdig sind, sie zu führen, werden von ihr geschwächt. Man kann ihre Magie nicht beherrschen. Man muss aufpassen, sonst wird man von ihr beherrscht."
Der Schulleiter sah sie an. „Und weil ich Sie nicht diesem Risiko aussetzen kann, werde ich diese Waffe konfiszieren müssen. Ich denke, es wäre für Sie an der Zeit zu gehen, das Frühstück hat schon begonnen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen." Zornig sah sie ihn an. Für sie war dieses Gespräch noch nicht beendet, doch was sollte sie gegen ihren Schulleiter ausrichten können? Er hatte ihr höflich aber bestimmt angedeutet, dass es Zeit war für sie zu gehen.
„Wiedersehen werden wir uns ganz bestimmt, verlassen Sie sich drauf. Früher als Ihnen lieb ist." Damit ging Aura wütend aus dem Büro und setzte ihren Weg innerlich fluchend zur großen Halle fort.
*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
Vielen lieben Dank an meine Reviewer! *knuddel*
Ein ganz besonderer Dank geht an meine lieben Freundinnen die mich unterstützen und meine Betaleserin Lara.
Frohe Ostern!
tbc nin-chan
