Schicksalhafte Begegnung
von nici1807

Disclaimer: Nichts aus dem Harry Potter Universum, was ihr wieder erkennt, gehört mir, sondern JKR und Warner Bros. (und wer da sonst noch seine Hand aufhält). Ich verdiene kein Geld mit dieser Story und werde Alles nach Gebrauch wieder zurückgeben. Lediglich die Handlung und die erfundenen Figuren, Orte und Gegenstände gehören zu meinem geistigen Eigentum.
Ich möchte mich ganz herzlich bei meinen (unfreiwilligen) Betas Maria3261102 und CallistaEvans für die Hilfe und den letzten Schliff bedanken. Danken möchte ich auch allen Reviewern. Ihr seid „schuld" daran, dass es noch dieses zweite Kapitel gibt. Ein drittes wird es wohl zu 99,9 Prozent nicht geben. Aber vielleicht schreibe ich ja mal eine andere Draco/Hermione Geschichte…Obwohl... ;-)
Der verwendete Song heißt „Ich gehör nur mir" aus dem Musical Elisabeth.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und würde mich über ein bisschen Feedback freuen. Das Kapitel ist ein bisschen fluffig / romantisch. Wen das stört, der sollte lieber nicht weiter lesen…


Kapitel 2

Hermione saß am Fenster von Ginnys Zimmer und blickte hinaus. Draußen hatte leichter Schneefall eingesetzt; doch Hermione sah ihn nicht. Sie sah nur Dracos Gesicht. Seinen traurigen Blick, als sie sich vor einer Woche am Bahnsteig endgültig verabschiedet hatten. Seine blauen Augen, so voll Sehnsucht und Wärme…
Eine Träne lief einsam über Hermiones Wange, blieb kurz in ihrem Mundwinkel hängen und tropfte dann auf das Stück Pergament, welches das braunhaarige Mädchen in der Hand hielt. Sie kannte den Inhalt des Briefes in- und auswendig. Hatte ihn immer- und immer wieder gelesen.

Liebe Hermione,

ich kann es kaum glauben, dass ich Dir diesen Brief schreibe. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass einmal eine Zeit kommen würde, wo ich nur noch an Dich denken könnte. Ich kann mich nicht dagegen wehren. Meine Gedanken drehen sich nur um Dich, meine Schöne. Der erste Gedanke, wenn ich morgens aufwache, gilt Dir. Das letzte Bild vor meinen Augen, wenn ich abends alleine im Bett liege, ist dein wunderschönes Gesicht. Deine wundervollen braunen Augen. Deine süße Stupsnase. Der aufregende Mund mit den sinnlichen Lippen, deren Geschmack ich immer noch schmecken kann.
Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist. Ich denke seit Monaten nur noch an Dich. Stelle mir vor, wie es wäre, Dich zu berühren, zu umarmen, zu küssen. Und dann, vor ein paar Tagen, wird alles Wirklichkeit. Alles, was ich mir in den letzten Monaten in meinen Träumen ausgemalt hatte, ist auf einmal Realität. Ich glaube manchmal, es ist alles ein Traum, aus dem ich jeden Moment aufwache. Ein Gedanke, der mir Angst macht. Mein Arm ist schon grün und blau, so oft habe ich mich selbst gekniffen. Aber ich bin nicht aufgewacht. Ich habe nicht geträumt. Es ist alles wahr.
Meine liebe Hermione, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr Du mir fehlst. Ich sehne mich so nach Dir. Nach Deiner Umarmung. Nach Deinen Küssen. Ich sehne den Tag herbei, an dem ich Dich endlich wieder sehen kann.
Bitte verzeih mir, wenn ich Dich so mit meinen Gefühlen überfalle. Ich kann einfach nicht anders.

Dein Draco

P.S. Ich hoffe, es geht Dir gut…

Ich hoffe, es geht Dir gut… Ging es ihr gut? Hermione dachte an die Ereignisse der letzten Tage. An die Zugfahrt. An Draco. An seine Küsse, seine Umarmungen. Ja, da ging es ihr gut. So gut wie schon lange nicht mehr.
Aber was danach gekommen war, war alles andere als schön gewesen…

Ich will nicht gehorsam, gezähmt und gezogen sein.
Ich will nicht bescheiden, beliebt und betrogen sein.
Ich bin nicht das Eigentum von dir;
Denn ich gehör nur mir.
Nur widerwillig lösten sich der blonde Slytherin und die braunhaarige Gryffindor aus ihrer Umarmung. Entgegen aller Absprachen hatten sie es nicht geschafft, ihre Gefühle vor den anderen zu verbergen. Zu groß war die Sehnsucht nach der plötzlichen Geborgenheit, die sie im anderen fanden.
„Draco? Wir müssen jetzt los!" Narzissa Malfoy griff den Arm ihres Sohnes. Sie war von den plötzlichen, stürmischen Gefühlsregungen ihres Sohnes und denen des fremden Mädchens genauso überrascht worden wie die anderen Schüler und Eltern, die in unmittelbarer Nähe des Pärchens standen und die Szene ungläubig beobachteten.
Draco löste sich aus Hermiones Umarmung und sah seine Mutter an. Er hatte sie und den Rest der Umwelt völlig vergessen. Es hatte für einen Moment nur ihn und Hermione gegeben. Plötzlich wurden ihm die neugierigen Blicke und ausgestreckten Zeigefinger der anderen – vornehmlich Slytherinschüler – bewusst.
„Was ist denn?", knurrte er seine Mutter an. Mit einer einzigen Geste, einem einzigen Wort hatte sie seine Seifenblase zerstört. Zerstört, was ihm wichtig war. Wie schon immer. Eine Spezialität von ihr - genau wie von seinem Vater.
„Möchtest du mir deine kleine Freundin nicht vorstellen?" Narzissa lächelte ihn an.
„Nein!", entgegnete Draco barsch und zog Hermione ein Stück von seiner Mutter weg. Er wusste, ihnen blieben nur noch wenige Augenblicke Zeit.
„Glotzt nicht so blöd!", zischte er einer Gruppe Hauskameraden entgegen, die hinter vorgehaltener Hand tuschelten und kicherten.
„Hermione, ich muss jetzt gehen", sagte Draco leise und sah Hermione dabei fest in die Augen. Die Worte kamen ihm alles andere als leicht über die Lippen. Hermione nickte stumm und senkte den Blick. Draco legte ihr eine Hand unter das Kinn und zwang sie so ihn anzusehen. „Ich schreibe Dir jeden Tag, ok?" Er lächelte sie aufmunternd an, obwohl ihm alles andere als nach Fröhlichkeit der Sinn stand. Nach einem flüchtigen letzten Kuss auf ihre Wange rannte er ohne sich noch einmal umzuschauen zurück zu seiner Mutter.
Hermione sah Draco nach, wie er mit wehendem Umhang zu seiner Mutter eilte, sich seinen Koffer schnappte und in Richtung Ausgang ging. Dracos Mutter schien ihren Sohn mit Fragen zu bombardieren, was dieser aber offenkundig ignorierte.

Ich möchte vom Drahtseil herabsehen auf diese Welt.
Ich möchte aufs Eis gehen und selbst sehn, wie lang ´s mich hält.
Was geht es dich an, was ich riskier.
Denn ich gehör nur mir.
„Hermione!" Die aufgeregten Stimmen von Ron und Harry drangen an ihr Ohr. Die beiden Freunde sahen sie vorwurfsvoll an.
„Womit hat er dich verhext? Sag es mir, und ich mache Hackfleisch aus dem Mistkerl!", tobte Ron und zückte voller Tatendrang seinen Zauberstab. „Dieser Mistkerl! Wenn er dich noch einmal anfasst, dann hat er zum letzten Mal etwas berührt. Ich -"
„Hör auf, Ron", sagte Hermione leise, aber bestimmt und versuchte, Rons Redeschwall zu stoppen. Dieser verstummte und sah sie eindringlich an. „Ist es der Imperius?", fragte er und wandte sich dann an Harry. „Es muss der Imperius sein! Sieh doch nur ihren glasigen Blick, Harry! Dieser – dieser - ich mache den Kerl fertig!"
Hermione blickte von Ron zu Harry und wieder zu Ron. Sie hätte es wissen müssen. Es war klar, dass ihre beiden besten Freunde so reagieren würden. Zum Glück war Draco schon weg, sonst hätte es mit Sicherheit ein paar unschöne Szenen gegeben.
„Es ist ok, Ron!", sagte Hermione nun etwas lauter und versuchte, Ron den Zauberstab wegzunehmen. „Er hat mich nicht verhext. Ich … ich habe es … freiwillig gemacht." Die letzten Worte flüsterte sie nur und blickte wieder schnell zuerst Harry, und dann Ron an. Beiden Jungen war die Kinnlade heruntergeklappt. Nach einem Moment fassungslosen Schweigens begannen beide auf sie einzureden:
„Was hast Du gesagt?"
„Freiwillig?"
„Hermione, das kann nicht dein Ernst sein!"
„Das ist Draco Malfoy!"
„Ein Slytherin!"
„Der Sohn eines Todessers."
„Haltet doch endlich mal den Mund!", unterbrach Hermione sie laut und erntete einige neugierige Blicke der umstehenden Personen. Sie achtete nicht weiter darauf. Es war ihr egal.
„Aber -"
„Kein aber, Harry! Ich weiß, dass es Draco war, den ich eben freiwillig umarmt und geküsst habe. Und ich weiß auch, dass er ein Slytherin ist." Harry öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Hermione schnitt ihm das Wort ab. „Und ich weiß auch, dass er nicht immer der Netteste war in der Vergangenheit." Das gemurmelte „Das kannst du laut sagen" von Ron überhörte sie und fuhr fort: „Aber er hat sich geändert. Er ist so … anders." Auf den ungläubigen Blick, den die beiden Jungs sich zuwarfen, fügte sich noch hinzu: „Wirklich! Und jetzt kommt!"

Willst du mich belehren,
dann zwingst du mich bloß,
zu flieh ´n vor der lästigen Pflicht.
Willst du mich bekehren,
dann reiß ich mich selber los
und flieh wie ein Vogel ins Licht.
Hermione ging energischen Schrittes zu den Weasleys zurück, die sie schon erwarteten. Der Bahnsteig war mittlerweile fast leer. Nur noch hier und da standen kleine Schülergruppen beieinander und redeten.
„Hermione? Alles in Ordnung? Was hat Draco mit dir gemacht? Hat er dir wehgetan", fragte Ginny. „Nein!", war die einzige Antwort, die sie von Hermione bekam. Ehe Ginny reagieren konnte, hatte Hermione sich Krummbeins Korb und den Gepäckwagen geschnappt und war ohne ein weiteres Wort durch die Mauer getreten, die auf dem Bahnstieg zwischen Gleis neun und zehn führte. Hermione hatte keine Lust auf weitere Diskussionen. Plötzlich bereute sie es, die nächsten drei Wochen im Fuchsbau verbringen zu müssen. Sie wäre jetzt viel lieber in der Schule. Dort würde sie Harry, Ron und Ginny aus dem Weg gehen können. Dort hätte sie ihre Bücher, ihren Schlafsaal und die Bibliothek, in die sie sich zurückziehen könnte. Aber im Haus der Weasleys würden sie sich drei Wochen lang auf der Pelle hocken. Dort würde sie kaum eine freie Minute für sich sein können.
Hermione war drauf und dran ein Taxi zu rufen, um in das leere Haus ihrer Eltern zu fahren. Dort würden ihr wenigstens keine Fragen gestellt werden.

Und will ich die Sterne,
dann finde ich selbst dorthin.
Ich wachse und lerne und bleibe doch wie ich bin
Ich wehr mich, bevor ich mich verlier.
Denn ich gehör nur mir.
Die Fahrt zum Fuchsbau war eine einzige Qual für Hermione. Mr. Weasley hatte einen Wagen von Ministerium ausgeliehen, in dem sie alle eingepfercht saßen und sich anschwiegen. Zumindest die Jugendlichen schwiegen. Mrs. Weasley versuchte immer wieder ein Gespräch zu starten, aber außer ihrem Mann wollte sich keiner beteiligen. Ron und Harry warfen Hermione nur ab und an feindselige Blicke zu. Ginny begnügte sich damit, ihre Freundin zu ignorieren und las ein Buch.
Auch die nächsten zwei Tage wurden nicht besser. Direkt am nächsten Morgen musste Hermione sich einen Vortrag von Ginny darüber anhören, was nur in sie gefahren sei, sich ausgerechnet mit Malfoy einzulassen. Im Prinzip hatte Ginny nichts dagegen, dass Hermione sich verliebte – im Gegenteil; aber dass es ausgerechnet ein Slytherin und dann auch noch Harrys größter Feind – neben Voldemort – war, dem sie ihr Herz schenkte, konnte und wollte Ginny nicht verstehen. Hermione versuchte ihre Freundin zu beruhigen. Sie versuchte, ihr zu erklären, dass sie niemandem ihr Herz geschenkt hatte. Sie hatte Draco nur geküsst, nicht mehr und nicht weniger. Da war nichts weiter dran… Aber Hermione war mittlerweile selber nicht mehr von der Richtigkeit dieser Worte überzeugt und schaffte es so auch nicht, Ginny davon zu überzeugen.
Bei Ron und Harry gelang es ihr noch weniger. Kaum hatte sie das Zimmer verlassen, wurde sie von den beiden Jungs überfallen, die ohne Punkt und Komma auf sie einredeten. Sie warfen sich gegenseitig die Bälle zu, dass Hermione beinahe lachen musste, als sie erkannte, dass die beiden dieses Gespräch sehr genau geplant hatten. Aber nach Lachen war ihr nicht zumute.
„Warum könnt mir mich nicht einfach in Ruhe lassen? Warum lasst ihr mich nicht mein eigenes Leben führen? Warum muss ich euch über alles Rechenschaft ablegen? Könnt ihr mir das mal bitte erklären?", fauchte Hermione Ron und Harry an. Dann drängte sie sich zwischen den beiden durch und rannte die Treppe hinunter. Den verwunderten Blick, den Molly Weasley ihr zuwarf, als sie dieser auf halben Weg im Flur begegnete, sah sie nur noch durch einen Tränenschleier.

Ich will nicht mit Fragen und Wünschen belästigt sein.
Vom Saum bis zum Kragen von Blicken betastet sein.
Ich flieh wenn ich fremde Augen spür.
Denn ich gehör nur mir.
Hermione wollte alleine sein. Keine Fragen beantworten. Keine Rechenschaft ablegen. Sie rannte und rannte, bis sie am Fuß des kleinen Hügels ankam, den sie damals auf dem Weg zur Quidditch Weltmeisterschaft bestiegen hatte. Erst dort stoppte sie und ihr wurde die klirrende Kälte bewusst, die sie umgab. In ihrem Zorn hatte sie vollkommen vergessen, dass sie außer einem dünnen Pullover nichts anhatte. Sie hatte weder eine Jacke noch ihren Zauberstab dabei. Zornestränen stiegen in ihr auf. Vor lauter Wut trat sie gegen den nächsten Baumstamm, was sie aber sogleich wieder bereute, als ihr Zeh, der von der Kälte sowieso schon schmerzte, schier zu explodieren schien.
„Scheiße! Scheiße! Scheiße!"
„Der arme Baum hat dir doch nichts getan!", hörte sie plötzliche eine vertraute Stimme hinter sich. Hermione wirbelte herum und blickte in das freundlich lachende Gesicht von Tonks. Die Aurorin kam auf sie zu. Tonks hatte heute glatte, blonde Haare, die ihr bis knapp über die Schulter fielen. Ihr Gesicht war leicht gerötet, was wohl mit der Kälte und der Geschwindigkeit, mit der sie sich näherte, zusammenhing.
„Du legst ja ein ganz schönes Tempo vor", keuchte Tonks, als sie Hermione erreicht hatte. „Was ist denn los?"
Hermione antwortete nicht. Sie wollte alleine sein. Alleine mit sich und ihrem Schmerz.
„Komm, sag schon!", versuchte es Tonks wieder und lächelte ihr aufmunternd zu.
„Es ist nichts!", antwortete Hermione leise.
„Für dieses ‚Nichts' bist du aber verdammt schnell gerannt. Und außerdem zitterst du. Komm her!", meinte Tonks und zückte ihren Zauberstab. Sie verwandelte einen Ast in eine dicke Jacke und legte sie Hermione um die Schultern. Die Jacke war so groß wie ein Mantel für Riesen und zog Hermione fast zu Boden. Aber die Wärme war angenehm.
„Danke", murmelte sie und wickelte den wärmenden Stoff enger um sich. Tonks beobachtete sie schweigend. Sie stellte keine Fragen, machte keine Bemerkungen. Sie stand einfach nur da und wartete. Nach einer Weile platzte es aus Hermione heraus. „Warum ist das Leben nur so ungerecht?", fragte sie und sah Tonks hilflos an. Diese zog sie mit sich und sie gingen ein Stück in den Wald hinein. Mittlerweile hatte leichter Schneefall eingesetzt. Die Bäume spendeten außerdem ein bisschen Schutz vor dem eisigen Wind. Tonks verwandelte einen Laubhaufen in ein mit weichen Decken ausgepolstertes Lager. Die beiden Frauen setzten sich.

Und willst du mich finden,
dann halt mich nicht fest.
Ich geb meine Freiheit nicht her.
Und willst du mich binden,
verlass ich dein Nest
und tauch wie ein Vogel ins Meer.
„Möchtest du reden?", fragte Tonks vorsichtig. Hermione nickte und begann zu reden.
Sie erzählte von ihrer Begegnung mit Draco. Von dem Zusammenstoß, dem unerwarteten Kuss und von der Reaktion ihrer Freunde.
„Ich möchte doch einfach nur mein Leben leben. Niemandem Rechenschaft für mein Handeln ablegen. Verstehst du das?", fragte Hermione und sah Tonks verzweifelt an. Diese nickte.
„Und was empfindest du für Draco?", fragte Tonks, nachdem beide eine Weile geschwiegen und ihren Gedanken nachgehangen hatten.
Das war eine gute Frage. Was empfand sie für Draco? Sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Vermisste ihn. Auch dieses Kribbeln im Bauch, welches sie verspürte, wenn sie an den blonden Slytherin dachte, konnte sie nicht unterdrücken. Sie mochte Draco. Vielleicht auch mehr als das. Aber wie konnte das alles passieren? Sie kannte Draco nun schon so viele Jahre. Er hatte ihr mehr als einmal das Leben zur Hölle gemacht. Hatte ihr oft auf übelste Weise mitgespielt. Und jetzt? Jetzt sollte sich alles von jetzt auf gleich geändert haben? War so etwas möglich? Ihr Verstand bezweifelte es, aber ihr Herz sagte etwas anderes. Ihr Herz schrie: „Ja!". Ihr Herz wollte Draco so schnell wie möglich wieder sehen, auch wenn – oder gerade weil – ihr Verstand sie zur Vernunft aufrief und ihr die Ereignisse der vergangenen Jahre vor Augen führte. Da war aber auch dieser Kuss, diese Wärme und Geborgenheit. Die Sicherheit, die er ihr gegeben hatte.
Hermione konnte nicht anders, als Tonks mit leuchtenden Augen angrinsen. Tonks lächelte zurück und zog Hermione in ihre Arme. „Dann sag es ihm, Hermione! Lebe deine Gefühle aus. Sei glücklich!"
„Aber was ist mit Harry, Ron und Ginny?", fragte Hermione zweifelnd. „Sie würden es nicht verstehen!"
Tonks sah sie durchdringend an. „Sie werden es verstehen, Süße! Glaube mir. Vielleicht nicht heute. Nicht morgen. Aber irgendwann. Es wird nicht leicht werden, da mache ich dir nichts vor. Aber vertrau mir! Wenn sie sehen, dass es dir gut geht, dass du glücklich bist, dann werden sie es verstehen!"
„Meinst du?"
Tonks nickte. Dann erhob sie sich und zog Hermione auf die Beine. „Komm, lass und zurückgehen. Es wird schon langsam dunkel. Molly macht sich sicher Sorgen."
Auf dem Weg zurück zum Fuchsbau erzählte Tonks, dass Remus und sie, kurz nachdem Hermione aus dem Haus gestürmt war, per Flohpulver angekommen waren. „Molly war sehr in Sorge, weil du ohne ein Wort davongerannt bist. Sie hat euren Streit mitbekommen und Ron und Harry zusammengestaucht." Tonks lachte, als sie sich an die Szene erinnerte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie kleinlaut die beiden auf einmal waren. Harry wollte dir sofort hinterherlaufen. Aber das habe ich ihm ausgeredet", fuhr sie fort. „Ich hatte ja keine Ahnung, wie schnell du bist und wie weit du schon gekommen warst, bis ich dich eingeholt hatte, sonst hätte ich es mir vielleicht anders überlegt", meinte sie immer nach lachend. Hermione boxte ihr freundschaftlich in die Seite.
Dann erzählte Tonks von ihren letzten Einsätzen als Aurorin und von Remus, der ihr zu Weihnachten einen Verlobungsring schenken würde. „Er hat es mir nicht verraten. Aber er hat auch nicht meine Neugier bedacht und den Ring einfach in seiner Jackentasche versteckt. Ich habe ihn gestern gefunden." Tonks geriet ins Schwärmen und steckte Hermione mit ihrer Freude an.
Der folgende Weihnachtsabend war eigentlich richtig gemütlich. Hermiones Freunde schienen stillschweigend beschlossen zu haben, das Thema Draco nicht anzusprechen. Sie redeten wieder mit Hermione – wenn auch sehr gezwungen und reserviert. Die Lage war nicht normal, aber doch entspannt. Als Remus Tonks einen Heiratsantrag machte und diese gerührt „ja" sagte, klatschte Hermione begeistert mit. Aber das war dann auch der Moment, wo sie wieder diese Leere überfiel. Sie musste erneut an Draco denken. Sie fragte sich, was er wohl gerade machte. Ob er wohl an sich dachte? Sie vermisste?

Ich warte auf Freunde
und suche Geborgenheit.
Ich teile die Freude,
ich teile die Traurigkeit.
Doch verlang nicht mein Leben,
das kann ich dir nicht geben.
Denn ich gehör nur mir.
Hermione nahm Dracos Brief und las ihn noch einmal durch, obwohl sie den Inhalt schon auswendig kannte. Seine Worte zu lesen. Zwischen den Zeilen seine Gefühle für sie, seine Sehnsucht nach ihr zu erkennen, ließ sie für einen Moment der Realität entfliehen.
Noch zwei Wochen, dann würden sie wieder nach London und zurück nach Hogwarts fahren. In zwei Wochen würde sie Draco wieder sehen. Hermione freute sich auf diesen Tag. Aber sie hatte auch ein wenig Angst. Angst vor seine Reaktion. Von Gefühlen zu schreiben war etwas anderes, als die Gefühle auch zu zeigen. Vielleicht dachte er mittlerweile, dass er sich geirrt hatte. Vielleicht bereute er mittlerweile schon wieder, dass er sie geküsst hatte. Dass er ihr geschrieben hatte. Was, wenn er es sich anders überlegt hatte? Was, wenn er sie nur auf den Arm genommen hatte und es nicht ernst meinte? Aber dafür waren seine Reaktionen auf ihre Umarmung, ihren Kuss zu intensiv gewesen. Aber warum hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet? Der Brief war schon ein paar Tage alt. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört…
Es klopfte an der Tür und Hermione blickte auf. „Ja?", fragte sie laut. Seit wann klopften die Weasleys denn an?
Die Tür öffnete sich langsam und ein blonder Haarschopf erschien. Hermiones Herz machte einen Satz nach oben. „Hallo, Hermione!", begrüßte Draco sie schüchtern, als er ins Zimmer getreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Unsicher sah er sie an.
Hermione sprang von der Fensterbank und ging zu ihm hinüber. War er es wirklich? Aber wieso? Wie kam er hier hin?
„Draco?", fragte sie vorsichtig. „Was … was machst du hier?"
„Ich kann wieder gehen. Ich meine … wenn du mich nicht sehen willst. Das ist … kein Problem. Tonks wartet unten auf mich. Sie kann mich zurückbringen. Kein Problem." Er machte Anstalten zu gehen, doch Hermione hielt ihn zurück. Plötzlich fiel ihr ein, dass er und Tonks Cousin und Cousine waren. Ihre Mütter waren Schwestern. Harry hatte ihr das damals erzählt. Also steckte Tonks hinter der Sache. „Sie hat dich hergebracht?", fragte sie. Draco nickte. „Ja, sie ist heute Morgen bei uns aufgetaucht und meinte, dass es dir nicht gut geht. Stimmt das?", fragte er vorsichtig. Als Antwort zog Hermione Draco in eine stürmische Umarmung.
„Ich freue mich, dass du hier bist, Draco! Ich habe dich vermisst. Und ich hatte … Angst. Du hast nicht mehr geschrieben und ich … ich dachte ... ach, das ist nicht wichtig", flüsterte sie ihm ins Ohr.
„Du dachtest, dass ich dich vergessen hätte?" Hermione nickte und er fuhr fort: „Dass ich es nicht ernst meinte?" Hermione nickte wieder.
„Aber warum?", fragte Draco ungläubig. „Ich denke Tag und Nacht an dich. Nur an dich. Du … du bist das Wichtigste in meinem Leben, Hermione!"
Er schob sie ein Stück von sich weg und sah sie fest an. „Ich … ich liebe dich, Hermione. Ich weiß, dass ich das nicht sagen sollte. Es ist zu früh. Ich überfalle dich mit meinen Gefühlen. Das ist ungerecht. Du kannst dich nicht dagegen wehren. Ich weiß, dass du meine Gefühle nicht erwiderst. Aber ich kann nicht anders. Das, was du mit mir gemacht hast, das ist einfach … so überwältigend. Überwältigend und neu. Es hat mir teilweise schon ein bisschen Angst gemacht. Angst, ob es richtig ist. Angst, dich mit meinen Gefühlen zu überrumpeln und dich damit zu verlieren. Dich verlieren, bevor es überhaupt angefangen hat. Und …ach, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, aber es ist einfach so. Es tut mir Leid!"
Jetzt sah er sie fast flehend an. „Meinst du … meinst du, wir … ich meine, meinst du, dass wir uns ab und zu treffen können? Damit wir uns besser kennen lernen können. Vielleicht Freunde werden. – Natürlich nur, wenn du das möchtest!", fügte er schnell hinzu.
Hermione sah ihn an. Mit einem Liebesgeständnis hatte sie nicht gerechnet. Ihr wurde ganz schwindelig. Sein plötzliches Auftauchen, sein Geständnis. Das alles kam sehr überraschend für sie. Aber sie freute sich, dass er da war. Sie freute sich, ihn endlich wieder in den Arm nehmen zu können. Die Chance zu haben, ihm von ihren Gefühlen zu erzählen. Ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
„Draco?"
„Ja?"
„Du hast mir gefehlt. Ich habe Tag und Nacht nur an dich gedacht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe." Sie schlang die Arme um ihn und zog in fest an sich heran. Sie wusste, dass es dieses Mal auch wieder einen Abschied geben würde. Sie wusste, dass sie nicht viel Zeit hatten. Aber diese wollte sie nutzen.
Sie vergrub eine Hand in seinem weichen, blonden Haar. Ihr Mund suchte seinen und sie verschmolzen in einem niemals enden wollenden Kuss.


Ende

Hat es Euch gefallen? Dann freue mich über Eure Reviews!!

Wenn Ihr noch mehr Hermione/Draco - gepaart mit Ginny/Severus- lesen möchtet, dann schaut doch mal bei meiner Muse Maria3261102 vorbei. Ihr SongFic"Zukunft" kann ich nur weiterempfehlen!!