Schicksalhafte Begegnung
von nici1807

Disclaimer: Nichts aus dem Harry Potter Universum, was ihr wieder erkennt, gehört mir, sondern JKR und Warner Bros. (und wer da sonst noch seine Hand aufhält). Ich verdiene kein Geld mit dieser Story und werde Alles nach Gebrauch wieder zurückgeben. Lediglich die Handlung und die erfundenen Figuren, Orte und Gegenstände gehören zu meinem geistigen Eigentum.

Ich möchte mich ganz herzlich bei meinen Betas Maria3261102 und CallistaEvans für die Hilfe und den letzten Schliff bedanken. Danken möchte ich auch allen Reviewern: Maria3261102, RoryElli, Gwin, McAbe, CallistaEvans und HexeLea! Ihr seid schuld daran, dass es doch noch weitergeht..

Der verwendete Song heißt „Love takes time" von Mariah Carey.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und würde mich über ein bisschen Feedback freuen.


Kapitel 5 – Love takes time

I had it all
But I let it slip away
Couldn't see that I treated you wrong
Now I wander around
Feeling down and cold
Trying to believe that you're gone
„Was machst du denn hier?", fragte Hermione Draco und funkelte ihn wütend an.
„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen", entgegnete Draco. An Hermiones Gesicht, das sich zusehends verfinsterte, bemerkte er, dass der Hauch Belustigung, den er in den Satz gelegt hatte, nicht angekommen war.
„Ach, ist das nicht der Weg in die Bibliothek? Da habe ich mich wohl vertan. Tut mir Leid! Als Streber sollte ich nicht hier sein. Entschuldige die Störung! Ich bin schon wieder weg", sagte Hermione giftig und drehte ihm den Rücken zu, um die Treppe wieder hinunter zu steigen. Doch Draco reagierte blitzschnell und packte sie an der Schulter. „Warte, Hermione!"
„Was willst du denn noch, Malfoy?", fauchte Hermione und fuhr herum. „Hast du vielleicht noch ein paar Sprüche, die du mir an den Kopf knallen willst? Oder machst du das nur hinter meinem Rücken, bei deinen Slytherinfreunden?"
Draco bemerkte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Er konnte nicht erkennen, ob es Tränen voll Wut oder voll Schmerz waren ... Egal, ihm taten sie weh.
„Hermione, ich … du hast das alles falsch verstanden!", sagte er und sah sie flehend an. Seine Hand hielt immer noch ihren Arm und hinderte sie so daran wegzulaufen.
„Was habe ich falsch verstanden? Dass du mich für einen Streber hältst? Oder dass ich dachte, da wären Gefühle – positive Gefühle – in dir?"
„Hermione, niemand hält dich für einen Streber!", sagte Draco leise. Hermione schnaubte. „Nun ja, es kann sein, dass da schon ein paar Leute sind, die so denken", lenkte er ein und fügte schnell hinzu: „Aber ich gehöre nicht dazu. Nicht mehr! Bitte glaube mir."
„Warum sollte ich dir glauben?"

Love takes time
to heal when you're hurting so much
couldn't see that I was blind
to let you go
I can't escape the pain
Inside
Love takes time
I don't wanna be here alone
„Weil -" Ja, warum eigentlich? Warum sollte sie ihm glauben? Es war genauso, wie er vermutet hatte. Sie hatte seinen Spruch auf sich bezogen und die falschen Schlüsse gezogen. Draco konnte es ihr nicht verübeln.
„Hermione, ich verlange nichts von dir ... als dass du mir zuhörst. Bitte gib mir eine Chance die Sache zu erklären! Bitte!", fügte er flehend hinzu. Hermione sah ihn stumm an. Dann entgegnete sie: „Du hast fünf Minuten."
Draco atmete auf. „Danke, Hermione. Sollen wir uns setzen?"
„Ich stehe lieber. Wenn du dich setzen willst – bitte!" Sie deutete auf die grauen Steinstufen, deren Anblick alleine schon die Kälte vermittelten, die sie wohl ausstrahlten, wenn man sich auf sie setzte.
Hermione sah Draco mit verschränkten Armen an, während dieser krampfhaft nach den richtigen Worten suchte. Die Erklärung im Kopf zu haben war schon etwas anderes als sie auch auszusprechen. Endlich fand er einen Anfang: „Hermione, dieses Gespräch, auf das du eben angespielt hast… es ist nicht … ok. Ich habe den Spruch mit den Strebern und der Bibliothek losgelassen, aber das war nicht so gemeint."
„Ach ja, wie war es dann gemeint?"
„Hermione, bitte. Lass es mich erklären!", flehte er. Sie nickte und deutete ihm an fortzufahren.
„Also, ich habe es gesagt, aber es war nicht auf dich bezogen. Ich meine … es sollte auf dich gemünzt sein – aber nur für die anderen, verstehst du?" Hermione schüttelte den Kopf. Nein, sie verstand anscheinend wirklich nicht. Wie auch?
„Also, das war so. Die Jungs haben mich wegen des Fotos von diesem Creevey geärgert. Na ja, du weißt ja wie das ist. Hier ein dummer Spruch, da eine blöde Bemerkung und so. Ich wollte ihnen einfach den Wind aus den Segeln nehmen. Sie sollten aufhören über dich, über uns herzuziehen."
Draco sah Hermione an. Ihr Blick war unverändert... abweisend. Es war klar gewesen, dass sie es nicht verstehen konnte, oder besser nicht wollte.
Er konnte es nachvollziehen…

Losing my mind
from this hollow in my heart
suddenly I'm so incomplete
„Hermione, ich – also, wenn du sauer bist oder so … ich kann das vollkommen verstehen", meinte er. „Aber bitte glaube mir! Es ist nicht so, wie es aussah!" Leise fügte er hinzu: „Ich möchte dich nicht verlieren, Hermione. Du bedeutest mir so viel!"
Draco blickte Hermione an. In ihren Augen war ein leichtes Glitzern zu erkennen. Ob es von der aufgehenden Sonne herrührte oder ob es etwas anderes war, konnte Draco nicht erkennen. Was er aber erkennen konnte, war die Veränderung in Hermiones Haltung. Sie war nicht mehr distanziert, abwehrend. Nein, sie stand einfach da; leicht nach vorne gebeugt, die Schultern hängen lassend. Ihre Haare glänzten im sanften Morgenlicht. Die eine Gesichtshälfte war halb im Schatten verborgen. Auf der anderen konnte Draco jede kleine Sommersprosse erkennen. Er wusste genau, wie viele Sommersprossen Hermiones Gesicht wo schmückten. Er hatte stundenlang dagesessen und sie beobachtet. Dabei hatte er sich jeden Millimeter von ihr eingeprägt.
Plötzlich überfiel ihn wieder dieses Gefühl des Verlierens. War er dabei, dieses Mädchen, das in seinen Augen so wunderschön war, zu verlieren? Würde er sie niemals wieder berühren? Niemals wieder einfach nur neben ihr sitzen und sie ansehen dürfen?
Eine ungekannte Leere breitete sich in ihm aus. Leichte Panik ergriff ihn. Wie sollte er so weiterleben? Weiterleben mit der Gewissheit, dass es jemanden in diesem Schloss, auf dieser Welt gab, der so war wie Hermione. Jemand, der seinem Leben einen Sinn gab ... Wie konnte er weiterleben mit der Gewissheit, dass dieser Jemand unerreichbar für ihn sein würde.

Lord I'm needing you now
Tell me how to stop the rain
Tears are falling down endlessly
Nein! Er durfte das nicht geschehen lassen. Er wollte es nicht. Er wollte alles in seiner Macht stehende tun, um das zu verhindern. Vorsichtig streckte er die Hand aus, um Hermiones zu berühren. Er zögerte, um ihr die Gelegenheit zu geben, die Hand zurückzuziehen. Sie tat es nicht.
Er nahm ihre Hand, drückte sie leicht und fuhr mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie erwiderte den Druck kurz, fast unmerklich. Aber Draco gab dieser kurze Moment den Mut, fortzufahren.
„Hermione", begann er, „ich liebe dich! Ich liebe dich mehr als je einen Menschen zuvor. Ich möchte dich einfach nicht verlieren. Bitte sag mir, was ich tun kann, und ich werde es tun." Er sah ihr fest in die Augen. Sie erwiderte den Blick.
„Aber sag mir bitte nicht, dass alles vorbei ist. Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt. Es kann noch nicht vorbei sein! Bitte! Ich glaube, ich kann ohne dich nicht mehr leben!" Er senkte den Blick, damit sie die Tränen nicht sehen konnte, die in seine Augen traten. „Und ich möchte es auch nicht!", fügte er leise hinzu.
„Draco?", fragte Hermione, legte eine Hand unter sein Kinn und zwang ihn so, sie anzusehen. Er schaute sie traurig an. „Ich denke, ich muss über die Sache nachdenken. Gibst du mir ein bisschen Zeit?"
Draco schluckte. Dann nickte er. „Ich gebe dir alle Zeit der Welt. Alle Zeit, die du brauchst. Solange du uns nicht aufgibst."
Hermione umarmte ihn und flüsterte ein „Danke" in sein Ohr. Dann wandte sie sich schnell ab und rannte die Treppe hinunter.
Draco ließ sich auf eine Stufe sinken. Die Kälte, die sich sofort in seinem Körper ausbreitete, ignorierte er.
Wenigstens hat sie nicht ‚nein' gesagt. Und sie hat mich wieder ‚Draco' genannt…

Love takes time
to heal when you're hurting so much
couldn't see that I was blind
to let you go
I can't escape the pain
inside
Hermione rannte mit Tränen in den Augen durch die Gänge.
Dracos Worte hatten sie doch mehr getroffen, als sie geglaubt hatte.
Er sagte wirklich die Wahrheit. Es tat ihm tatsächlich Leid. Sie hatte in seinen Augen gesehen, dass er die Wahrheit sprach. Aber sie konnte ihm nicht sagen, dass sie ihm verzeihen würde – schon verziehen hatte. Sie hatte ihm schon lange verziehen.
Aber sie wollte es ihm nicht sagen.
Nicht sofort.
Ihr Herz hatte sie die ganze Zeit gedrängt, ihn in den Arm zu nehmen, auf ihn zuzugehen, während er sprach, während er sie verzweifelt angefleht hatte.
Aber die Vernunft hatte gesiegt. Sie wollte die Sache nicht einfach abhaken. Nein, er sollte merken, dass er ihr durch sein Verhalten wehgetan hatte. Auch wenn er es nicht so gemeint hatte, hatte es sie dennoch verletzt. Aber sie wollte auch nicht mehr alles in sich hineinfressen – nicht so wie damals…
Die Anfangszeit hier in Hogwarts, als sie von allen als Streber angesehen wurde, war schlimm genug für sie gewesen. Wären nicht Harry und Ron gewesen, die sie vor dem Troll gerettet hatten, dann wäre sie früher oder später sicher zu Dumbledore gegangen und hätte ihn gebeten, sie nach Hause zurückzuschicken. Zurück dahin, wo sie hergekommen war. Zurück in die Muggelwelt.
Hermione blieb stehen und blickte sich um. Sie war gelaufen ohne auf den Weg zu achten und stand jetzt genau vor der Mädchenklo, in dem die Maulenden Myrthe lebte. Auf deren Gesellschaft legte sie im Moment eigentlich keinen allzu großen Wert. Aber wohin sollte sie sonst gehen? Zurück in den Gemeinschaftsraum wollte sie nicht. Für die Bibliothek war es noch zu früh…
Hermione schlang sich ihren Umhang fester um den Körper. So früh am Morgen war es doch noch ganz schön kalt im Schloss. Ein heißes Bad würde jetzt gut tun, dachte sie und ging in Richtung des Vertrauensschülerbades.

Love takes time
I don't wanna be here alone
Das warme Nass tat gut. Hermione ließ sich ins Wasser gleiten und genoss die Wärme. Sie schloss seufzend die Augen. Dann schlummerte sie ein.
Als sie ruckartig wieder erwachte, zeigte ihre Uhr, die sie an den Rand der Wanne gelegt hatte, schon kurz nach Neun. Hermione griff nach ihrem Zauberstab und rief: „Accio Handtuch!" Sie wickelte sich in den weichen Stoff ein und dachte über den Traum nach, den sie gehabt hatte.

Sie und Draco waren an einem schönen Strand gewesen. Sie hatten ihr Badetuch ausgebreitet und es sich in der Sonne gemütlich gemacht. Der Strand war einsam und verlassen. Es herrschte eine himmlische Ruhe, die nur vom Geschrei der Möwen und vom Klang der Wellen, die regelmäßig gegen einen Felsen in der Nähe prallten, unterbrochen wurde. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss die Streicheleinheiten von Draco. Seine Hände wanderten sanft über ihren Rücken, massierten ihre Schultern und schoben ihr Haar beiseite. Dann spürte sie seinen Atem hinter ihrem Ohr. „Du bist wunderschön, Hermione!", flüsterte er. Jetzt nahm er ihr Ohrläppchen und knabberte zärtlich daran. Sie seufzte leise auf. „Ich bleibe immer bei dir – egal, was kommt. Du musst es nur wollen!"
„Darüber muss ich nachdenken", meinte sie lächelnd und gab sich wieder seinen Liebkosungen hin. „Überleg aber nicht zulange!" Das waren die letzten Worte, die sie von ihm hörte, bevor sich die Idylle veränderte und alles ganz schnell ging: Sie spürte einen kühlen Luftzug und etwas Feuchtes kroch ihre Beine hoch. Dann war Dracos wärmender Körper weg. Sie öffnete die Augen, setzte sich schnell auf und sah nur noch, wie Draco von einer riesigen Hand ins Meer gezogen wurde. Er streckte ihr die Arme entgegen und rief: „Lass mich nicht alleine, Hermione! Hilf mir! Ohne dich ertrinke ich." Hermione sprang auf und wollte Draco hinterherlaufen, doch sie prallte an etwas ab. Etwas, das aussah wie ihr eigener Schatten, hatte sich vor ihr aufgebaut und hielt sie davon ab, zu Draco zu gelangen. Sie machte einen Schritt nach rechts, aber der Schatten folgte ihr. „Du kommst hier nicht vorbei", flüsterte der Wind. Sie geriet in Panik. Draco war kaum noch zu sehen. Nur seine blonden Haare waren noch zu erkennen…

Dann war sie aufgewacht.
Obschon der Traum im Nachhinein ziemlich verrückt und verwirrend für sie war, hatte Hermione doch das Gefühl, dass er etwas zu bedeuten hatte. Ihr Unterbewusstsein hatte ihr eine Nachricht geschickt!
Spring über deinen Schatten!
Schnell zog Hermione sich ihre Sachen an. Sie wollte über ihren Schatten springen, doch vorher musste sie noch herausfinden, ob Draco wirklich zu ihr stand. Sie hatte auch schon einen Plan, wie sie dies herausfinden konnte…

You might say that it's over
you might say that you don't care
you might say you don't miss me
you don't need me
But I know that you do and I feel that you do
Inside
Nachdem Hermione gegangen war, saß Draco noch lange in Gedanken versunken auf den Stufen. Erst als er Schritte hörte, blickte er auf. Zunächst dachte er, es wäre Hermione, die zurückkam. Aber es war nur die hässliche Visage von Filch, dem Hausmeister, die sich in sein Blickfeld schob. Draco hörte, dass Filch irgendetwas murmelte. Sein gesenkter Blick dabei signalisierte, dass er seine Katze dabei hatte. Draco, der keine Lust auf irgendwelche Diskussionen am frühen Morgen darüber hatte, warum er hier und nicht im Gemeinschaftsraum war, stand auf und trat Filch in der Würde eines Vertrauensschülers, der seine Pflichten sehr ernst nahm, entgegen. „Hier ist niemand, Mr. Filch. Ich habe schon alles kontrolliert." Filch warf ihm einen prüfenden Blick zu, zögerte einen Moment, stieg dann aber doch wieder die Treppe hinab. „Dann sollten Sie auch nicht hier sein, Mr. Malfoy", knurrte Filch ihm noch entgegen. Draco schluckte einen Kommentar hinunter und ging dann hinter Filch her. Zweimal wäre er fast auf den Schwanz der blöden Katze getreten, weil er in Gedanken schon wieder ganz woanders war.
Er dachte wieder an Hermione und das Gespräch. Es war nicht ganz so gelaufen, wie er es sich erhofft hatte. Er hatte gehofft, dass Hermione ihm sofort glauben, ihm sofort verzeihen würde. So, dass alles wieder in Ordnung war. Aber sie hatte anders reagiert. Sie hatte so reagiert, wie er es vermutet hatte. Er kannte Hermione schon ziemlich gut und wusste, dass sie ein Mensch war, der sich nicht von Gefühlen leiten ließ – jedenfalls nicht immer, nicht bedingungslos. Hermione war ein Mensch, der viel nachdachte, sich Gedanken machte, den Kopf einsetzte, um ein Problem zu lösen. Er konnte nicht sagen, dass Hermione kopfgesteuert war. Nein, sie hatte Gefühle. Und sie ließ sich auch von ihren Gefühlen leiten; aber nur dann, wenn sie sich sicher war und keine Zweifel mehr hatte.
Und vorhin hatte Hermione Zweifel gehabt. Er hatte es in ihren Augen gesehen. Sie war unsicher gewesen, hatte nicht gewusst, was sie tun sollte. Er hatte es gesehen und es akzeptiert. Deshalb hatte er auch keine Sekunde gezögert, ihrer Bitte nach mehr Zeit nachzukommen. Und was immer sie auch sagen würde, wie immer sie sich entscheiden würde, Draco wusste, wie es in ihr aussah.
Er hatte es erkannt.
In ihren wunderschönen braunen Augen hatte er die Liebe gesehen.
Liebe, Vertrauen, Sehnsucht.
Sie war nicht gut darin, ihre Gefühle zu verstecken. Sie war so leicht zu durchschauen – für ihn. Viele andere konnte sie vielleicht mit ihrem Verhalten, ihrem Tun blenden. Oberflächliche Menschen wie Potter oder Weasley würden niemals sehen, was er gesehen hat. Er, Draco, kannte die wirkliche Hermione. Er wusste, dass sie sich oft hinter ihren Büchern, hinter ihrem Wissen versteckte. Sie versteckte ihre Unsicherheit im Inneren, indem sie Sicherheit nach außen ausstrahlte.
Auch vorhin war sie unsicher gewesen. Unsicher, wie sie in der Situation reagieren sollte, wie sie damit umgehen sollte.
Wie immer sie sich entscheiden würde, was immer sie sagen würde, wenn sie ihn das nächste Mal traf, Draco wusste, was sie wirklich dachte. Tief in ihrem Inneren.
Von diesem Wissen gestärkt, trat Draco in die Große Halle, in der es schon lebhaft zuging. So, wie er es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, ließ er den Blick über die Schüler schweifen und suchte den brauen Lockenkopf von Hermione. Doch sie war nicht da. Am Gryffindortisch saßen Potter und sein Fanclub, aber von Hermione war nichts zu sehen. Er wusste nicht, ob das ein gutes Zeichen war oder nicht. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, wurde er auch schon von ein paar Slytherins eingeholt, die ihn in ihre Mitte nahmen und mit zu ihrem Haustisch schleppten.

Love takes time
to heal when you're hurting so much
couldn't see that I was blind
to let you go
I can't escape the pain
inside
Love takes time
I don't wanna be here alone
Hermione betrat die Große Halle, die um diese Uhrzeit noch gut gefüllt war. Es war schon fast zehn Uhr, aber an einem Samstagmorgen schliefen die meisten Schüler länger und gingen erst spät zum Frühstück. Hermione sah Ginny, Ron und Harry zusammen mit Luna und einem Jungen aus Hufflepuff am Gryffindortisch sitzen. Ginny winkte und deutete auf den freien Platz neben sich. Doch Hermione schüttelte den Kopf. Ihr Blick wanderte durch die Halle. An jedem Haustisch saß eine bunt gemischte Gruppe Schüler, die sich unterhielten und frühstückten. Neben Hufflepuffs saßen Gryffindors und Ravenclaws. Dumbledore hatte die strenge Sitzordnung im letzten Schuljahr aufgehoben, um den Zusammenhalt unter den Häusern zu stärken. Nur noch zu besonderen Gelegenheiten oder Festen wurden die Haustische als solche genutzt.
Am Slytherintisch saßen ausschließlich Slytherins. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, sträubten sich diese Schüler dagegen, etwas mit den anderen Häusern zu tun zu haben.
Hermiones Blick wanderten suchend über die Sitzreihe am Tisch. Dann fand sie den Blondschopf, den sie gesucht hatte. Zielstrebig ging sie auf ihn zu.
Draco saß mit hängendem Kopf da und löffelte sein Müsli. Der Platz neben ihm war frei. „Darf ich mich setzen?", fragte Hermione mit verstellter Stimme, als sie hinter Draco angekommen war. Dieses nickte nur. Hermione setzte sich. „Hallo Draco!", flüsterte sie ihm zu. Draco hob den Kopf und sah sie mit großen Augen an. Hermione lächelte. Dann lehnte sie sich ihm entgegen und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Als sie sich wieder von ihm lösen wollte, legte Draco blitzschnell eine Hand in ihren Nacken und zwang sie, den Kontakt zu halten.
Seine Zunge fuhr zärtlich über ihre Lippen. Sie öffnete ihren Mund leicht und gewährte ihm den gewünschten Einlass.
Eine Hand glitt streichelnd über ihren Rücken, während er mit der anderen Hand ihr Gesicht streichelte. Hermione stöhnte leise in seinen Mund. Sie war glücklich. Glücklich, seine Zärtlichkeiten zu spüren. Und glücklich darüber, dass er dies in der Öffentlichkeit tat.

Als sie sich voneinander lösten, sah Hermione Draco tief in die Augen und flüsterte: „Ich liebe dich, Draco!" Er lächelte sie an und umarmte sie. „Ich liebe dich auch, Hermione! Mehr als du dir vorstellen kannst."
„Pansy, kannst du mir bitte die Teekanne reichen?", fragte Hermione und schenkte dem Slytherinmädchen ein zuckersüßes Lächeln. Die Angesprochene starrte sie mit offenem Mund an und schien das eben Gesehene nur langsam zu verarbeiten. „Ach ja, vielleicht solltest du den Mund lieber zumachen, sonst kommen noch Fliegen rein", fügte Hermione hinzu und griff dann selber nach der Kanne. Draco brach in schallendes Gelächter aus. Die anderen stimmten nach und nach ein.

Nach einer Weile knuffte Draco Hermione zärtlich in die Seite. „Sag mal, warum bist du eigentlich nicht in Slytherin gelandet, Hermione?"
„Hätte es etwas geändert?", fragte Hermione ernst zurück.
Draco schüttelte den Kopf.
„Es ist nicht wichtig, woher man kommt. Es ist nur wichtig, wo man hin will!", sagte Hermione ernst. Draco nickte.
„Ich weiß ja nicht, wo du hin willst, aber ich würde gerne eine Runde um den See spazieren gehen. Hast du Lust?", fragte Draco und blickte zu der verzauberten Decke hoch. Sie zeigte einen strahlendblauen Himmel, der einen schönen Frühlingstag ankündigte.
„Lust hätte ich schon", meinte Hermione und blickte ebenfalls an die Decke, „aber eigentlich … Ach, die Hausaufgaben können warten. Holen wir unsere Jacken?"
Hermione stand auf und griff nach Dracos Hand. Gemeinsam verließen sie Hand in Hand die große Halle.
Als sie am Gryffindortisch vorbeikamen, hob Ginny beide Daumen und grinste. Und sogar auf Harrys und Rons Gesichtern glaubte Hermione den Anflug eines Lächelns zu sehen – wenn auch nur ein kleines…


-TBC oder Ende-

Bekomme ich noch ein kleines Review??
Die Story könnte hier zu Ende sein. Ich hätte da aber noch ein Kapitel. Dafür müsste ich das Rating aber auf R setzen… Soll ich???