Kapitel 2

Ein verhängnisvoller Brief?

Zwei Tage später war das Erste das Ron sah die Geschenke am Ende seines Bettes. „Harry, wach auf!", rief er und sah in dem Bett neben sich rege Bewegungen. „Fröhliche Weihnachten", fügte er hinzu. „Fröicheweihachn", kam von Harry, den Ron unter dessen Bettdecke hindurch nicht richtig verstehen konnte. Er war so glücklich. Er wusste selbst nicht richtig warum, aber es war so. Ron nahm sein Kissen und warf es auf Harry. Keine Reaktion. Ron versuchte es noch einmal: „Es ist Weihnachten du Nuss! Jetzt wach endlich auf!" Er sah sich nach etwas um, dass er noch auf Harry werfen konnte, aber es war nichts da. Also gab Ron es auf und nahm sich seiner Geschenke an. Von seinen Eltern der übliche Pulli in rot und gelb („Damit es zu deinem Abzeichen passt", hatte seine Mutter in einem beiliegenden Brief geschrieben). Ron rollte mit den Augen. Diese Vertauensschüler - Sache ging ihm allmählich auf die Nerven. Von Harry bekam er einen Besenkompass, von Fred und George eine Packung Nasenblut Nugat.

Ein letztes kleines, flaches Päckchen lag dort auf seinem Bett. Er nahm es in die Hand und erkannte Hermines Handschrift darauf. Ron wickelte es sorgfältig aus und zum Vorschein kam… „Ein Buch. Wie untypisch!", sagte Ron leise mit ironischem Unterton. Es stand kein Titel darauf. Ron schlug es in der Mitte auf, um dann festzustellen, dass in dem Buch nur leere Seiten waren. Er blätterte auf die erste Seite. Dort hatte Hermine etwas hinein geschrieben: „Ein Buch für deine Gedanken, damit du mir Draußen nicht erfrierst -) !" Er wunderte sich doch schon sehr, dass Hermine ihm so etwas schenkte, aber Ron lächelte. „Damit du mir nicht erfrierst", hatte sie geschrieben. Das musste heißen, dass sie sich um ihn sorgte- wenn auch nur ein wenig. Ron stand auf, zog sich seinen Pulli an und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum, nicht ohne Harry vorher noch die Decke weg zu ziehen. „Du bist echt ein toller Freund!", schrie Harry Ron nach, der jedoch nur darüber lachte. Er setzte sich in einen Sessel vorm Kamin und machte es sich gemütlich.

Er saß noch nicht ganz eine Minute, da hörte er eine Männerstimme sagen: „Fröhliche Weihnachten, Ron!" Er schreckte hoch. „Hier unten, im Feuer!" Ron sah zum Kamin und stellte beruhigt und zugleich doch besorgt fest, dass es Sirius war. „Was machst du denn hier? Ich meine- Fröhliche Weihnachten. Ich meine- was wenn sie dich erwischen?", sagte Ron vollkommen verwirrt. Sirius lachte. „Remus hat einen Zauber gefunden, der für eine halbe Stunde das Flohnetzwerküberwachungssystem lahm legt. Gut was?", fügte er hinzu, als Ron ein beeindrucktes Gesicht machte. „Na dann- Harry ist oben. Er wird in ein paar Minuten runter kommen, denk ich. Er war zwar noch nicht so gut drauf, aber ich hab ihm etwas auf die Beine geholfen", grinste Ron. „Ich kann ihn aber auch holen", meinte er und erhob sich um in den Schlafsaal zu gehen. „Nein, nein, lass gut sein. Wenn er doch eh gleich kommt", meinte Sirius, vorauf hin Ron sich wieder in den Sessel fallen ließ. „Fröhliche Weih- Sirius!", keuchte Hermine, die gerade herein gekommen war. „Schon gut, die olle Umbridge kann ihm nichts! Ich erklär's dir später. Fröhliche Weihnachten", sagte Ron, während sein Herz ein klein wenig schneller zu schlagen begann.

„Ja wünsch ich dir auch. Nun Sirius, wie geht es dir und Kreacher? Wird Professor Lupin mit dir feiern?", fragte Hermine an Sirius gewandt. „Mir geht es gut. Von Kreacher weiß ich es nicht. Ich bin froh, wenn ich ihm aus dem Weg gehen kann. Und ja, Remus und ich werden höchst wahrscheinlich gemeinsam feiern", beantwortete Sirius. Gerade wollte Hermine eine weitere Frage stellen, da hörten sie ein leises „Tock tock" am Fenster. Hermine und Ron drehten sich um, während Sirius versuchte seinen Hals zu recken. Eine Eule war vor dem Fenster mit einem kleinen Brief im Schnabel. Hermine ging hin und öffnete es, so dass die Eule herein fliegen konnte. Doch das Tier ließ nur schnell den Brief vor Hermines Füße fallen und flog dann davon. „Hmm… der ist an mich adressiert", sagte Hermine verwundert. „Na dann solltest du ihn aufmachen", sagte Ron und grinste. Sie öffnete den Umschlag und ihre Augen flogen hastig über die Zeilen. Mit jeder Sekunde lächelte sie mehr und mehr. „Was gibt's? warum strahlst du denn so?", wollte Ron wissen. „Rate mal!", sagte Hermine immer noch breit lächelnd. „Jemand außer dir macht bei BELFER mit?" „Ha ha sehr witzig Ron! Nein, Viktor kommt uns besuchen!" „Was?", sagte Ron ungläubig. „Ja! Ist das nicht toll?", grinste Hermine. „Ja… ganz – toll Hermine", sagte Ron und versuchte zu lächeln und überzeugend zu klingen, was ihm allerdings einiges an Mühe kostete. „Er kommt schon morgen! Oh ich freu mich ja so! Das muss ich sofort Ginny erzählen!" Und mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden.

Rons gute Laune war mit einem Schlag verschwunden. Viktor Krum würde hier auftauchen. Er würde hier auftauchen und sie ihm wieder einmal wegnehmen. Warum konnte er nicht bei seiner blöden Quidditchmannschaft bleiben, wo er hin gehörte? (A/N: Wenn Ron schlecht über Quidditch redet, muss es ja was heißen g) „Du magst sie, nicht wahr?", sagte Sirius und lächelte Ron leicht an. „Was? Ja klar- wir sind Freunde." „Ich meinte du magst sie anders." Ron sah Sirius an. Weitere peinliche Momente blieben ihm allerdings erspart, denn Harry kam gerade herunter. „Na du Deckenklauer?", sagte er und tat als ob er immer noch beleidigt sei, lächelte aber. Dann entdeckte er seinen Paten. „Sirius!", sagte Harry freudig. „Was machst du denn hier?" „Dir auch fröhliche Weihnachten. Habt ihr alle denn überhaupt keine Manieren mehr?" Sirius lachte. „Warum war Hermine denn eben so aus dem Häuschen? Die hat man ja bis oben gehört", meinte Harry. „Na weil Vicky morgen kommt", sagte Ron und wollte griesgrämig tun, doch es klang eher ein wenig traurig. „Oh", machte Harry und ging nicht weiter darauf ein sondern unterhielt sich mit Sirius.

Ron bekam davon nichts mehr mit. Er verfiel ins grübeln. Was fand Hermine nur so toll an diesem grantigen Mistkerl? Er sah nicht gut aus und hatte auch keinen Grips, wenn es nach Ron ging. ‚Aber es geht nicht nach dir', sagte eine kleine, hinterhältige Stimme in Rons Kopf. ‚Es geht nach Hermine und sie findet ihn toll, aus welchen Gründen auch immer. Das spielt keine Rolle'. Aber wenn ich ihr beweisen könnte, dass ich genauso gut sein kann wie er, oder noch besser… ‚Das würde wahrscheinlich auch nichts ändern', sagte die Stimme. „Na großartig, ich führe Selbstgespräche", nuschelte Ron. „Was?", fragte Harry. „Ach gar nichts. Vergiss es!" „Jungs, ich muss gehen. Remus gibt mir von hinten Zeichen, dass die Zeit gleich um ist. Wir sehen uns bestimmt bald. Ach und Ron-", sagte Sirius und drehte den Kopf in Richtung des Rotschopfes. „Vergiss nicht, andere Leute können gut sein. Du musst jedoch nicht versuchen sie zu übertrumpfen um jemandem zu gefallen, ja?" Ron sah verwirrt drein. Doch Sirius war schon verschwunden und er konnte ihn nicht mehr Fragen was dieser merkwürdige Ratschlag zu bedeuten hatte. „Äh… muss ich das verstehen?", fragte Harry, der genauso verwirrt war wie Ron selbst. „Wenn ich es nicht verstehe, musst du es auch nicht", sagte er. „Komm lass uns runter gehen und frühstücken. Mir hängt der Magen in den Kniekehlen." „Und was ist mit Hermine und Ginny?", fragte Harry. „Wenn die sich wieder eingekriegt haben, kommen die schon nach", sagte Ron und machte sich gemeinsam mit Harry auf den Weg in die Große Halle.

Bis sie in der Eingangshalle waren, sagten sie kein Wort. Ron war immer noch am überlegen. Was hatte dieser Satz zu bedeuten? Aber musste Ron sich das wirklich fragen? Eigentlich wusste er die Antwort, aber so wie Sirius ihm vorschlug vorzugehen, würde Ron nie an sein Ziel kommen. Er und Harry betraten gerade die Große Halle, als neben ihnen Ginny und Hermine auftauchten, vollkommen außer Atem. Wahrscheinlich waren sie gerannt. „Hattet ihr etwa vor ohne uns zu frühstücken?", fragte Ginny. „Es war Rons Idee", sagte Harry prompt. „Danke Mann, du bist 'nen echter Kumpel!", sagte Ron ironisch. Hermine und Ginny lachten. Sie gingen alle weiter hinein. Es waren nicht wie üblich die vier Haustische, sondern ein einzelner langer Tisch, an dem Lehrer wie auch Schüler saßen. „Weil so wenige Leute da sind, vermute ich", sagte Hermine und setzte sich neben Ginny.

Während des Frühstücks unterhielten sich Ginny und Hermione weiter darüber, wie der morgige Tag ablaufen würde. „Vicktor meinte, er würde um zehn Uhr hier ankommen, wenn alles nach Plan liefe. Er wollte in einen Ort nicht weit von hier Apparieren und von dort aus mit dem Besen herkommen.", strahlte Hermine und bestrich sich ihr Brötchen mit Butter. „Hoffentlich kann er das noch, wenn er so lange Quidditchausfall hat", höhnte Ron. Ihm war so danach zumute auf jemandem rumzuhacken, da kam Krum ihm gerade recht (vor allem, weil er sich über ihn aufregte). „Haha, sehr witzig Ron. Du bist doch nur neidisch, weil er in einer Nationalmannschaft mitspielt", fauchte Ginny zurück. „Oder bist du etwa-", setzte Ginny an, und grinste dabei zuckersüß, wie Umbridge es gerne tat, doch Ron fuhr ihr über den Mund. „Halt die Klappe, Ginny! Du hast doch überhaupt keine Ahnung von gar nichts!", sagte Ron wütend und spürte wieder einmal deutlich, wie seine Ohren rot anliefen. Nach dem Frühstück war alles ziemlich ruhig. Das Festessen am Abend war herrlich und alle hatten viel Spaß. Alle, außer Ron. Jedes Mal, wenn er aufsah und zufällig in Hermines Gesicht blickte, sah er Bilder vor seinen Augen, wie sie mit Krum zusammen war, mit ihm Hand in Hand durch Schloss Hogwarts gingen, oder wie sie sich küssten. Ron ging frühzeitig vom Essen, ohne Nachtisch. „Bist du krank?", fragte Harry seinen besten Freund. Ron hatte gerade wieder in Hermines Gesicht gesehen und diesmal sah er, wie sie und Krum sich innig umarmten. „Nein, mir ist nur schlecht!", antwortete Ron und rauschte aus der Großen Halle.

Er ging sofort zu Bett, lag aber noch lange wach. Als Harry herein kam und Rons Namen flüsterte um zu testen ob er noch wach war, schnarchte Ron laut und falsch. „Okay, ich weiß dass du noch wach bist. An deinem falschen Schnarchen musst du noch arbeiten", sagte Harry und ging zu Rons Bett. Ron setzte sich auf. „Was gibt's?", fragte er genervt. „Was war'n das gerade unten am Tisch?" „Ich hab doch gesagt, mir war schlecht." „Und das soll ich dir abkaufen?" „Ja solltest du!" „Und es hatte sicher nichts damit zu tun, dass Hermine so aus dem Häuschen ist, weil Krum morgen kommt?" „Nein!" „Ron, du musst nicht so tun, als ob dir das egal wäre", sagte Harry mitfühlend. „Es ist mir aber egal, bist du jetzt endlich zufrieden?", sagte Ron genervt. „Nein, nicht wirklich. Aber ich kann dich ja nicht zwingen." Harry ging zu seinem Bett herüber, zog sich seinen Pyjama an und legte sich in sein Bett. „Nacht, Ron!" „Nacht, Harry." (A/N: Gute Nacht John Boy lol) ‚Morgen ist ER hier. Und dann ist alles anders. So wie es letztes Jahr war. Außerdem hat sie es nicht getragen.' Ron hatte keine anderen Gedanken mehr. Er lag noch ziemlich lange wach, bis ihm dann nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam, die Augen zuklappten.