Kapitel 4

Tränen im Schnee

Ron kam in den Gemeinschaftsraum, in dem Hermine und Krum saßen. „Hi!", sagte er und war ziemlich höflich dabei. „Hi!", gab Hermine zurück und Krum nickte stumm. „Na alles klar?", sagte Ron und setzte sich in einen Sessel. „Em… ja." Hermine schien überrascht. „Und bei dir?" „Kann mich nicht beklagen", antwortete Ron. „Ich werd dann mal zum Frühstück gehen. Man sieht sich!" Ron stand auf und trat durch das Porträtloch. Vor dem Gemälde ließ er sich an eine Wand fallen und rutsche daran hinunter. Er raufte sich das Haar. Es war so verdammt schwer gut gelaunt zu tun, wenn einem hundeelend zumute war. „Alles in Ordnung mit dir, Kleiner?", fragte die fette Dame. „Nein, aber danke der Nachfrage", sagte Ron und trottete schweren Herzens in die große Halle. Er beeilte sich mit dem Frühstück, denn er wollte nicht Hermine und Krum begegnen. Nach dem Frühstück verließ er wieder das Schloss um zu seiner Lieblingsstelle zu gehen, ungestört nachzudenken und Trübsal blasen zu können.

Ron wusste nicht, wie lange er dort saß, ganz alleine im Schnee. Er sah nur auf den See, der etwas Beruhigendes hatte. Manchmal kamen ihm Bilder von dem Ausflug mit Hermine in den Sinn, die er schleunigst wieder verdrängte. Manchmal hatte er Tränen in den Augen. Er wollte es nicht, er hatte an gar nichts gedacht, doch sie waren einfach da. Dann wischte Ron sie sich energisch weg und stierte weiter auf den See. Und als es allmählich dunkel wurde, ging er ins Schloss zurück und aß mit den anderen zu Abend. Dann verzog er sich ohne weitere Worte in den Schlafsaal, wo er wieder seine Gedanken in das kleine Buch schrieb. ‚Das ist das einzige, was ich von ihr habe', dachte Ron dann, als er es in eine Schublade in seinem Nachtschrank legte. So ging es jeden Tag. Ron frühstückte, ging an den See, dachte nach, ging zum Abendessen und dann hoch in den Schlafsaal. „Ist wirklich alles mit dir in Ordnung?", fragte Harry in am dritten Tag. „Ja klar. Mir geht's blendend!", sagte Ron und legte sich schlafen.

Es war schon spät eines Abends, die Sterne waren schon zum Vorschein gekommen und der Mond leuchtete hell. Ron hatte ganz vergessen hoch ins Schloss zu gehen. Er hatte auch nicht wirkliche Lust dazu. Die Spiegelung des Mondes im Wasser betrachtend, hörte Ron plötzliche eine Stimme. „Hab ich mir doch gedacht, dass du hier bist." Ron sah auf. „Hermine! Wie kommst du denn hier her?", fragte Ron. Sie machte einen ziemlich ernsten Gesichtsausdruck. „Was ist?", wollte Ron wissen. „Ron, bitte sei mir nicht böse.", sagte sie ruhig. „Ich war vorhin auf der Suche nach dir…"

FLASH BACK

„Hast du Ron gesehen?", fragte Hermine ihre Freundin Ginny.

„Nein, er verkrümelt sich ja nach dem Essen immer sofort.", meinte diese.

„Man, ich mach mir ernsthafte Sorgen um ihn.", sagte Hermine.

„Wir sollten nach ihm suchen."

„Gute Idee. Ich geh in die Bibliothek, vielleicht versteckt er sich ja dort.", sagte Ginny und machte sich auch schon auf den Weg.

Hermine ging hoch in den Schlafsaal der Jungen. Sie klopfte an. Keiner antwortete. Sie betrat den Raum. Niemand dort. Hermine wollte gerade schon wieder gehen, als ihr das kleine Buch auffiel, das auf seinem Nachttisch lag. Sie schloss leise die Tür und ging auf Rons Bett zu, setzte sich darauf und nahm das Buch in die Hand. ‚Mach ich es, oder mach ich es nicht?', überlegte sie. Es waren immerhin Rons private Gedanken. Es wäre nicht fair, wenn sie darin lesen würde. Aber wenn Ron wirklich etwas betrübte könnte es wichtig sein, dass Hermine und die anderen es erfuhren. Wenn er sich was antun wollte müssten sie das verhindern. Also schlug sie das Buch auf und sah zuerst einmal ihre eigene Handschrift.

„Ein Buch für deine Gedanken, damit du mir Draußen nicht erfrierst -)!"

Hermine lächelte und blätterte um. Sie las sich die Seite genau durch.

„Hermine hat heute einen Brief von Krum bekommen und sich wahnsinnig darüber gefreut, dass er sie besuchen kommt. Ich versteh einfach nicht was sie an ihm findet."

Etwas weiter darunter stand eine Art Gedicht, wie Hermine beim lesen feststellte. Dort stand:

Wenn sie vorbeigeht dann scheint es wie ein Feuerwerk
vor einem Himmel ist es sie die ich bemerk'
ihrer Königlichkeit ist nur ein König wert

und ich bin wenig königlich
sie sieht mich einfach nicht

Wenn sie tanzt dann tanzt alles ihre Hüften und Arme
alles erhellt sich im Licht dieser Dame
sie hat die Anmut und die Reinheit die die anderen nicht haben

sie hat all das was ich nicht hab'
sie sieht mich einfach nicht

Je mehr ich mich ihr näher desto ungeschickter bin ich
mein Körper, meine Stimme, mein Gesicht
es gibt Grenzen die man trotz Millionen von Soldaten wegwischt
aber unsere überwindet man nicht

Er hat Stil, ist delikat, bedient sich Gesten so zart
das leichte Leben dieser Welt ist seine Art
er ist so sehr auch das, was er nicht zu sein vermag

Doch sie weiß einfach nicht
von diesen Dingen wenn er spricht

sie sieht mich einfach nicht

Man kann so vieles ändern wenn man zu kämpfen bereit
ist - aber nicht diese Ungerechtigkeit

Wenn sie vorbeigeht dann scheint es wie ein Feuerwerk
vor einem Himmel ist es sie die ich bemerk'
ihrer Königlichkeit ist nur ein König wert

Ein anderer als ich
ich bin wenig königlich
sie sieht mich einfach nicht"

(A/N: Jaha- Ron hat das Lied geschrieben, Xavier hat's nur gecovert fg) Hermines Augen wurden feucht. Dass Ron etwas so wunderschönes schreiben konnte, hatte sie nicht gewusst, aber gleichzeitig wurde ihr auch bewusst über wen er geschrieben hatte: Über sie.

Ron war offensichtlich in sie verliebt.

Hermine blätterte die Seite um.

Jetzt ist er da. Ich hasse ihn, wenn es das gibt, so wie ich sie so sehr lieb.

Sie mag ihn nur, weil er 'nen Besen hat du nicht wie ich ein Talent im Zauberschach.

Doch eines Tages werd ich mich rächen,

Ich werd die Herzen aller Mädchen brechen,

dann bin ich ein Star der in der Zeitung steht und dann tut es ihr Leid,

doch dann ist es zu spät."

So ging es einige Seiten lang. Und dann:

„Heute Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum. Er hat mir einiges klar gemacht."

Darunter war ein Wasserfleck auf dem Papier. Ron hatte geweint.

Sie blätterte wieder um.

Zwar lieg ich nachts
stundenlang wach und denk an sie
Doch in Wirklichkeit lieb ich sie nicht
Zwar gibt es kein schöneres
Mädchen auf der ganzen Welt für mich
Doch in Wirklichkeit lieb ich sie nicht

Eigentlich ist sie mir egal
Eigentlich ist sie nicht mein Typ
Und auf jeden Fall bin ich gar nicht in sie verliebt

Sie ist nur Luft für mich
Ganz unwichtig, total banal ich
nehm' sie gar nicht wahr
Sie ist mir einfach
Phänomenal egal

Ich muss es mir gestehen
Auch wenn mein Herz daran zerbricht
In Wirklichkeit lieb ich sie nicht
Sie hast so schöne Augen
und ein noch schöneres Gesicht
In Wirklichkeit lieb ich sie nicht

Eigentlich ist sie mir egal
Eigentlich ist sie nicht mein Typ"

(A/N: Jaha, das hat er auch geschrieben lol) Hermine ran eine einsame Träne die Wange hinunter. Eine stumme Träne. Sie war entsetzt.

Sie war schockiert. Was hatte sie Ron nur angetan?

FLASH BACK END

„Du- du hast es gelesen?" (A/N: Nein sie hat's gegessen!) Ron saß fassungslos da. Er war entsetzt. Er war schockiert. Was hatte sie ihm nur angetan? Er stand auf. Hermine, die sich während sie erzählte zu ihm gesetzt hatte tat es ihm gleich. Ron hatte ihr den Rücken zugewandt. Er war so wütend auf sie. „Wie konntest du das tun?", sagte er und wurde mit jedem Wort, das er sprach, lauter. (A/N: Aufschlagen – reinschauen – lesen g Ich mach glaub ich die Stimmung kaputt… Ich halt meinen Sabbel!) „Wieso hast du das getan?" „Ron, wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Du verschwindest doch den ganzen Tag über und Harry sagst du nur, dass alles in Ordnung ist, was wir dir aber einfach nicht abnehmen können. Ich hätte das sonst nicht gemacht, ehrlich", sagte Hermine und Tränen kullerten aus ihren Augen und in den Schnee. „Ach jetzt auf einmal bin ich wichtig?", brüllte Ron und drehte sich zu Hermine um. „Ron, du bist immer wichtig. Du bist mein bester Freund!", sagte Hermine leise und noch mehr Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Ach ja? Und was ist Vicky dann?", brüllte er und ihm wurde bewusst, dass er die Antwort ja schon kannte. Er atmete tief ein und wandte sein Gesicht dem Boden zu.

„Ron?" Er beachtete sie nicht. Vielleicht würde sie dann ja verschwinden. Sie kam auf ihn zu. „Ron?", sagte sie noch einmal. „Was?", fragte er scharf. „Ron, du weißt schon, dass du mir wichtig bist, oder?" „Wenn es so wäre, dann würdest du es tragen!", sagte Ron immer noch aufgebracht und sehr laut. „Was tragen?", fragte Hermine unter Tränen und schien verwirrt. „Ach vergiss es.", sagte er und wollte an ihr vorbei gehen, doch sie hielt ihn am Handgelenk fest. Verdammt wütend sah er in Hermines Tränenverschmiertes Gesicht. Und da überkam es ihn wieder, dass Gefühl, dass er in letzter Zeit versucht hatte zu verdrängen. Und er küsste sie. Nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Es fühlte sich so schön an. Er hatte es sich genauso vorgestellt. Und dann plötzlich stieß sie ihn von sich, das warme Gefühl in Ron verschwand. Sie keuchte und legte ihre Fingerspitzen auf ihre Lippen, als ob sie nicht glauben könnte, was so eben geschehen war. Dann fing sie an zu laufen. Hoch zum Schloss. Ron konnte seine Gefühle nicht länger in sich behalten, er wäre sonst explodiert (A/N: Anspielung auf meinen Lieblingssatz aus Band 5 bemerkt? hehe). Er schrie. Schrie sich die Seele aus dem Leib, während auf seine Knie fiel. Und dann weinte er. Seine Tränen benetzten den mit Schnee bedeckten Boden, genau an der Stelle, wo vorher Hermine gestanden hatte.