Disclaimer: Nichts gehört mir, alles Herrn Tolkien.
Be thou my vision
Bernadette: Klar schreib ich weiter, aber macht mir mal ein bisschen Werbung für diese Geschichte, ja?
blub: dein Wunsch ist mir Befehl
grally: Der alte Nasenbär wie immer!
elo: noch mal ein herzlicher Gruß in Anbetracht der lauen Nacht unter der Spüle. Wie sagte ich? „Ich heiße nicht Glorfindel und mein Motto ist nicht tot aber glücklich „ tja, wenn ich mir unser heutiges Kapitel durchlese muss ich sagen.. leider heiße ich nicht Glorfindel!
Kapitel 1
Düsterwald
Wieder einmal hatte es Streit gegeben, wieder einmal waren böse Worte gefallen und wieder einmal war es um das Buch gegangen. Erestor erschauerte. Er hatte nur einen kurzen Spaziergang machen wollen und war dabei seinem Vater begegnet. Würde sein Vater ihn jemals verstehen? Wahrscheinlich nicht. Er hatte keine Ahnung, wie sehr dies alles ihm, Erestor, weh tat, wie sehr er unter seiner Einsamkeit litt.
Schon lange war Erestor ausgezogen, in den Palast des Königs, wo er als Schreiber tätig war. Thranduil hatte ihn gerne aufgenommen, denn Erestor war freundlich, bescheiden und fleißig. Er machte seine Arbeit mehr als gut und als der junge Elb den Herrscher gebeten hatte, eine kleine Kammer im Palast beziehen zu dürfen, hatte dieser nicht nein gesagt, obschon Thranduil sich wunderte, warum Erestor nicht in der Hütte seiner Eltern wohnen bleiben wolle. Erestor aber hatte gute Gründe vorgelegt. Die Hütte sei zu klein für seine Eltern, seinen Bruder und ihn, außerdem sei es zu unsicher, im Dunkeln völlig alleine vom Palast nach Hause zu gehen und er müsse oft bis spät Nachts arbeiten. Da hatte Thranduil einen der Bediensteten gerufen und Erestor eine Kammer herrichten lassen, nichts großes, nur einen kleinen Raum in der Palasthöhle, ausgestattet mit einem Bett, einem Schrank und einem Tisch. Erestor hatte dankbar genickt und noch am selben Tag seine neue Wohnung bezogen, seine paar Kleidungsstücke in den Schrank gehängt und das Buch unter sein Kopfkissen gelegt.
Das Buch.....
Erestor hatte es zu seinem fünfzigsten Zeugungstag[1] bekommen, Thranduil selber hatte es ihm überreicht. Sein Vater hatte vorgesprochen, dem König allerlei feinstes Wildbret vorgelegt, und ihn gebeten, sein Sohn solle ein recht schönes Geschenk erhalten, einen besonders feinen Federhalter oder vielleicht gar ein Buch. Thranduil hatte gelächelt und war in die Bibliothek gegangen. Ein Buch, sicher, das würde seinem besten Schreiber eine große Freude machen! Mit sicherem Griff hatte er den gewünschten Band gefunden: ein kleines Werk mit den berühmtesten Ereignissen der elbischen Geschichte, kunstvoll in Leder gebunden.
Erestor hatte Tränen in den Augen gehabt. Wie sie an diesem Tag an ihn gedacht hatten! Und dieses Buch! Wenn es auch nur ein kleines Bändchen war, so war es nicht nur teuer, sondern auch unendlich kostbar und wertvoll in seinen Augen. Sofort nach Beendigung seiner Arbeit war er mit seinen Eltern nach Hause gegangen, hatte sich in sein Bett eingerollt und im Schein einer Kerze zu lesen begonnen. Behutsam hatte er in dem kostbaren Pergament geblättert und jede Zeile, jede Seite sorgsam in sich aufgenommen. Plötzlich wurde sein Auge von einer Zeichnung, wie sie sich hie und da zwischen den Abschnitten befanden, gefangen genommen.
Regungslos blickte er auf das Bild.
Ein Elb mit wehendem Harr, stehend auf einem schmalen Bergpfad. Wie in einem Traum begann er, die Geschichte dazu zu lesen, erst einmal, dann noch einmal und immer wieder, nur gelegentlich gönnte er seinen Augen Ruhe, indem er sie wieder und wieder auf das Bild wandte und an dieser Stelle dann minutenlang verharrte.
Erst als die Sonne langsam aufging, schreckte er zusammen. Die Kerze war bis auf einen Stummel hinunter gebrannt und er hatte nicht eine Minute geruht! Statt dessen schien er in dieser Nacht seine Kräfte verzehrt zu haben, er fühlte sich vollkommen erschöpft und kalter Schweiß klebte auf seinem Körper. Wortlos lies er das Buch offen liegen, nahm seine Kleider und schritt zur Tür, um sich an der Quelle bei der Hütte zu waschen. Seine Blicke ließ er aber so lange wie möglich auf das geöffnete Buch geheftet, während er mit unsicheren Schritten das Zimmer verließ.
In den nächsten Monaten und Jahren begann er sich zu verändern. Erst langsam, dann immer deutlicher wurde es bemerkbar. Erestor ähnelte immer mehr einem sterbenden Novembertag, blass und dünn wurde er, fast verhärmt saß er über seiner Arbeit, gönnte sich kaum eine Pause, aß nur mehr wenig und verbrachte seine gesamte freie Zeit mit dem Buche. Nachts, wenn er denn einmal schlief, lag es unter seinem Kissen, Tags bewahrte er es entweder an einem sicheren Platze auf oder trug es bei sich.
Am Anfang hatten seine Eltern sich noch gefürchtet, geglaubt er sei krank und ihn gefragt, was denn geschehen sei. „Ich habe meine Liebe gefunden."Hatte Erestor mit nüchternem und fast traurigen Ton gesagt. Der Vater hatte es nicht verstanden, wohl geglaubt, sein Sohn spreche über die Liebe zu den Büchern, zu seiner Arbeit als Schreiber und sei nun einmal erwachsen und ernst geworden. Bald aber wurde den Eltern klar, dass dies kein vorübergehender Zustand war und es wohl tatsächlich etwas mit diesem Buch zu tun haben musste.
Als erstes hatte Wilwarin, sein Bruder, die Wahrheit entdeckt.
Es war in einer eisigen Winternacht, als der Wind die schweren Vorhänge des Fensters zur Seite geweht hatte. Kalte Luft drang darauf in die Kammer von Erestor und Wailwarin und mit sich brachte sie kleine Schneeflocken, die sich wirbelnd ihren Weg auf den Fußboden suchten, wo sie in Windeseile zu kleinen dunklen Punkten zerschmolzen. Schlaftrunken erhob Wilwarin sich aus dem warmen Bett um das Fenster wieder zu verschließen, als er plötzlich eine Stimme hörte. Die Stimme gehörte Erestor.
Wiwarin fand seinen Bruder fest schlafend, eingerollt in seine Decke, das Kissen war fast zu Boden gefallen. Unruhig wandte sich Erestor in seinem Bett herum, Schweiß glänzte auf seiner Stirn und sein Atem ging schwer. „Glorfindel!"Murmelte er mit rauer Stimme. Wie versteinert blickte Wilwarin auf Erestor und wusste einen Moment lang nicht, was er sagen oder tun sollte. Dies hier war eine Situation, in welcher er seinen Bruder niemals hatte überraschen wollen. Nicht nur, dass er von jemandem träumte und ihn dies sichtlich erregte, nein, es war auch noch ein männlicher Elb.. und noch dazu einer, der seit langen Zeiten tot und vergangen war! Erschauend wandte sich Wilwarin ab, schloss das Fenster und konnte lange nicht mehr einschlafen.
Immer öfter gab es Streit. Zuerst hatte ihn sein Bruder nur geneckt, dann war die Geschichte zum Vater vorgedrungen, der seinen Sohn schlichtweg toll nannte. „Das ist der größte Unfug, den ich je gehört habe!"Hatte er sich ereifert und mit der Faust auf den Tisch geschlagen. „Dir hat die stickige Luft der Schreibstube wohl den Kopf verdreht, was? Liebe? Pah! Verliebt in einen Mythos, eine Legende! Und selbst wenn es wahr ist, dein so wundervoller Glorfindel ist tot, verstehst du, tot, begraben und verwest! Den holt keiner mehr hierher! Du magst eine Heldentat bewundern, aber sprich mir nicht von Liebe, sonst bist du der größte Narr, der mir je untergekommen ist."
Erestor hatte geschwiegen und war weiter seiner Arbeit nachgegangen, still, gewissenhaft und fleißig wie immer. Aber so wenig sich in diesem Punkte änderte, so wenig ließ er sich davon abbringen Glorfindel von Gondolin zu lieben und als die Auseinandersetzungen in der Hütte seiner Eltern nicht abnahmen, da sprach er beim König vor und bat darum, im Palast wohnen zu dürfen.
Es heißt, dass die Zeit alle Wunden heile, aber Erestor spürte nichts davon. Er wusste, dass die anderen Schreiber ihn für verschroben hielten, er ahnte auch selber, dass sie vielleicht recht haben mochten. Anfangs versuchte er noch Anschluss zu finden, ging zu jedem Fest im Palast, trank und versuchte sich zu amüsieren. Ein paar mal saß er mit einer hübschen Elbin zusammen, doch spürte er, dass er sie nicht im Arm halten oder küssen konnte, es war, als würde er Glorfindel untreu werden, ein Versprechen brechen, dass er ihm vor langer Zeit gegeben hatte.
Nein, er war nicht glücklich. Er war einsam und es tat weh. Er hatte sich in eine Illusion verliebt und konnte nur noch an diese denken. Kein Elb hatte so goldenes Haar wie Glorfindel in seinen Träumen es hatte, kein Elb war so tapfer, so licht, so weise und gütig wie er. Erestor aber wusste, dass dieses Sehnen hoffnungslos war, und ebenso wusste er auch, dass kein Elb jemals diesem Vergleich standhalten konnte. Wen er auch heimlich betrachtete, ob es einer von Thranduils tapferen Kriegern war oder einer seiner Gelehrten, alle erschienen ihm blass und farblos gegenüber der gestalt des wunderschönen jugendlichen Helden in seinen Träumen. Und so würde er wohl immer alleine bleiben wenn er nicht...
Es war an einem frühen Abend im Spätherbst, die Farbe des Himmels wandelte sich langsam von schwefelgelb zu dunkelblau, als Erestor seine Tasche packte. Wenig war es, was darin Platz fand, ein wenig Wäsche, etwas zu essen und eine Flasche Wasser. Zuletzt nahm er das Büchlein und ging mit langsamen Schritten in die Bibliothek. Beim letzten Regal angekommen nahm er es hervor, küsste ein letztes mal den Einband und stellte es endgültig in die unterste Reihe, wo es niemand suchen würde.
Auf seinem letzten Weg durch den Palast legte er einen Abschiedsbrief an Thranduil auf seinem Platz in welchem er dem König noch einmal von Herzen für alles Gute dankte, dann ging er fort in die sinkende Nacht, ein junger Elb, mager, blass, in einem abgewetzten schwarzen Mantel aber frei.
So ihr Lieben, das ist doch mal was, oder? Möchtet ihr das nächste Kapitel recht bald haben? Dann benutzt fleißig den berühmten Review-knopf!
----------------------- [1] Elben werden mit 50 volljährig
Be thou my vision
Bernadette: Klar schreib ich weiter, aber macht mir mal ein bisschen Werbung für diese Geschichte, ja?
blub: dein Wunsch ist mir Befehl
grally: Der alte Nasenbär wie immer!
elo: noch mal ein herzlicher Gruß in Anbetracht der lauen Nacht unter der Spüle. Wie sagte ich? „Ich heiße nicht Glorfindel und mein Motto ist nicht tot aber glücklich „ tja, wenn ich mir unser heutiges Kapitel durchlese muss ich sagen.. leider heiße ich nicht Glorfindel!
Kapitel 1
Düsterwald
Wieder einmal hatte es Streit gegeben, wieder einmal waren böse Worte gefallen und wieder einmal war es um das Buch gegangen. Erestor erschauerte. Er hatte nur einen kurzen Spaziergang machen wollen und war dabei seinem Vater begegnet. Würde sein Vater ihn jemals verstehen? Wahrscheinlich nicht. Er hatte keine Ahnung, wie sehr dies alles ihm, Erestor, weh tat, wie sehr er unter seiner Einsamkeit litt.
Schon lange war Erestor ausgezogen, in den Palast des Königs, wo er als Schreiber tätig war. Thranduil hatte ihn gerne aufgenommen, denn Erestor war freundlich, bescheiden und fleißig. Er machte seine Arbeit mehr als gut und als der junge Elb den Herrscher gebeten hatte, eine kleine Kammer im Palast beziehen zu dürfen, hatte dieser nicht nein gesagt, obschon Thranduil sich wunderte, warum Erestor nicht in der Hütte seiner Eltern wohnen bleiben wolle. Erestor aber hatte gute Gründe vorgelegt. Die Hütte sei zu klein für seine Eltern, seinen Bruder und ihn, außerdem sei es zu unsicher, im Dunkeln völlig alleine vom Palast nach Hause zu gehen und er müsse oft bis spät Nachts arbeiten. Da hatte Thranduil einen der Bediensteten gerufen und Erestor eine Kammer herrichten lassen, nichts großes, nur einen kleinen Raum in der Palasthöhle, ausgestattet mit einem Bett, einem Schrank und einem Tisch. Erestor hatte dankbar genickt und noch am selben Tag seine neue Wohnung bezogen, seine paar Kleidungsstücke in den Schrank gehängt und das Buch unter sein Kopfkissen gelegt.
Das Buch.....
Erestor hatte es zu seinem fünfzigsten Zeugungstag[1] bekommen, Thranduil selber hatte es ihm überreicht. Sein Vater hatte vorgesprochen, dem König allerlei feinstes Wildbret vorgelegt, und ihn gebeten, sein Sohn solle ein recht schönes Geschenk erhalten, einen besonders feinen Federhalter oder vielleicht gar ein Buch. Thranduil hatte gelächelt und war in die Bibliothek gegangen. Ein Buch, sicher, das würde seinem besten Schreiber eine große Freude machen! Mit sicherem Griff hatte er den gewünschten Band gefunden: ein kleines Werk mit den berühmtesten Ereignissen der elbischen Geschichte, kunstvoll in Leder gebunden.
Erestor hatte Tränen in den Augen gehabt. Wie sie an diesem Tag an ihn gedacht hatten! Und dieses Buch! Wenn es auch nur ein kleines Bändchen war, so war es nicht nur teuer, sondern auch unendlich kostbar und wertvoll in seinen Augen. Sofort nach Beendigung seiner Arbeit war er mit seinen Eltern nach Hause gegangen, hatte sich in sein Bett eingerollt und im Schein einer Kerze zu lesen begonnen. Behutsam hatte er in dem kostbaren Pergament geblättert und jede Zeile, jede Seite sorgsam in sich aufgenommen. Plötzlich wurde sein Auge von einer Zeichnung, wie sie sich hie und da zwischen den Abschnitten befanden, gefangen genommen.
Regungslos blickte er auf das Bild.
Ein Elb mit wehendem Harr, stehend auf einem schmalen Bergpfad. Wie in einem Traum begann er, die Geschichte dazu zu lesen, erst einmal, dann noch einmal und immer wieder, nur gelegentlich gönnte er seinen Augen Ruhe, indem er sie wieder und wieder auf das Bild wandte und an dieser Stelle dann minutenlang verharrte.
Erst als die Sonne langsam aufging, schreckte er zusammen. Die Kerze war bis auf einen Stummel hinunter gebrannt und er hatte nicht eine Minute geruht! Statt dessen schien er in dieser Nacht seine Kräfte verzehrt zu haben, er fühlte sich vollkommen erschöpft und kalter Schweiß klebte auf seinem Körper. Wortlos lies er das Buch offen liegen, nahm seine Kleider und schritt zur Tür, um sich an der Quelle bei der Hütte zu waschen. Seine Blicke ließ er aber so lange wie möglich auf das geöffnete Buch geheftet, während er mit unsicheren Schritten das Zimmer verließ.
In den nächsten Monaten und Jahren begann er sich zu verändern. Erst langsam, dann immer deutlicher wurde es bemerkbar. Erestor ähnelte immer mehr einem sterbenden Novembertag, blass und dünn wurde er, fast verhärmt saß er über seiner Arbeit, gönnte sich kaum eine Pause, aß nur mehr wenig und verbrachte seine gesamte freie Zeit mit dem Buche. Nachts, wenn er denn einmal schlief, lag es unter seinem Kissen, Tags bewahrte er es entweder an einem sicheren Platze auf oder trug es bei sich.
Am Anfang hatten seine Eltern sich noch gefürchtet, geglaubt er sei krank und ihn gefragt, was denn geschehen sei. „Ich habe meine Liebe gefunden."Hatte Erestor mit nüchternem und fast traurigen Ton gesagt. Der Vater hatte es nicht verstanden, wohl geglaubt, sein Sohn spreche über die Liebe zu den Büchern, zu seiner Arbeit als Schreiber und sei nun einmal erwachsen und ernst geworden. Bald aber wurde den Eltern klar, dass dies kein vorübergehender Zustand war und es wohl tatsächlich etwas mit diesem Buch zu tun haben musste.
Als erstes hatte Wilwarin, sein Bruder, die Wahrheit entdeckt.
Es war in einer eisigen Winternacht, als der Wind die schweren Vorhänge des Fensters zur Seite geweht hatte. Kalte Luft drang darauf in die Kammer von Erestor und Wailwarin und mit sich brachte sie kleine Schneeflocken, die sich wirbelnd ihren Weg auf den Fußboden suchten, wo sie in Windeseile zu kleinen dunklen Punkten zerschmolzen. Schlaftrunken erhob Wilwarin sich aus dem warmen Bett um das Fenster wieder zu verschließen, als er plötzlich eine Stimme hörte. Die Stimme gehörte Erestor.
Wiwarin fand seinen Bruder fest schlafend, eingerollt in seine Decke, das Kissen war fast zu Boden gefallen. Unruhig wandte sich Erestor in seinem Bett herum, Schweiß glänzte auf seiner Stirn und sein Atem ging schwer. „Glorfindel!"Murmelte er mit rauer Stimme. Wie versteinert blickte Wilwarin auf Erestor und wusste einen Moment lang nicht, was er sagen oder tun sollte. Dies hier war eine Situation, in welcher er seinen Bruder niemals hatte überraschen wollen. Nicht nur, dass er von jemandem träumte und ihn dies sichtlich erregte, nein, es war auch noch ein männlicher Elb.. und noch dazu einer, der seit langen Zeiten tot und vergangen war! Erschauend wandte sich Wilwarin ab, schloss das Fenster und konnte lange nicht mehr einschlafen.
Immer öfter gab es Streit. Zuerst hatte ihn sein Bruder nur geneckt, dann war die Geschichte zum Vater vorgedrungen, der seinen Sohn schlichtweg toll nannte. „Das ist der größte Unfug, den ich je gehört habe!"Hatte er sich ereifert und mit der Faust auf den Tisch geschlagen. „Dir hat die stickige Luft der Schreibstube wohl den Kopf verdreht, was? Liebe? Pah! Verliebt in einen Mythos, eine Legende! Und selbst wenn es wahr ist, dein so wundervoller Glorfindel ist tot, verstehst du, tot, begraben und verwest! Den holt keiner mehr hierher! Du magst eine Heldentat bewundern, aber sprich mir nicht von Liebe, sonst bist du der größte Narr, der mir je untergekommen ist."
Erestor hatte geschwiegen und war weiter seiner Arbeit nachgegangen, still, gewissenhaft und fleißig wie immer. Aber so wenig sich in diesem Punkte änderte, so wenig ließ er sich davon abbringen Glorfindel von Gondolin zu lieben und als die Auseinandersetzungen in der Hütte seiner Eltern nicht abnahmen, da sprach er beim König vor und bat darum, im Palast wohnen zu dürfen.
Es heißt, dass die Zeit alle Wunden heile, aber Erestor spürte nichts davon. Er wusste, dass die anderen Schreiber ihn für verschroben hielten, er ahnte auch selber, dass sie vielleicht recht haben mochten. Anfangs versuchte er noch Anschluss zu finden, ging zu jedem Fest im Palast, trank und versuchte sich zu amüsieren. Ein paar mal saß er mit einer hübschen Elbin zusammen, doch spürte er, dass er sie nicht im Arm halten oder küssen konnte, es war, als würde er Glorfindel untreu werden, ein Versprechen brechen, dass er ihm vor langer Zeit gegeben hatte.
Nein, er war nicht glücklich. Er war einsam und es tat weh. Er hatte sich in eine Illusion verliebt und konnte nur noch an diese denken. Kein Elb hatte so goldenes Haar wie Glorfindel in seinen Träumen es hatte, kein Elb war so tapfer, so licht, so weise und gütig wie er. Erestor aber wusste, dass dieses Sehnen hoffnungslos war, und ebenso wusste er auch, dass kein Elb jemals diesem Vergleich standhalten konnte. Wen er auch heimlich betrachtete, ob es einer von Thranduils tapferen Kriegern war oder einer seiner Gelehrten, alle erschienen ihm blass und farblos gegenüber der gestalt des wunderschönen jugendlichen Helden in seinen Träumen. Und so würde er wohl immer alleine bleiben wenn er nicht...
Es war an einem frühen Abend im Spätherbst, die Farbe des Himmels wandelte sich langsam von schwefelgelb zu dunkelblau, als Erestor seine Tasche packte. Wenig war es, was darin Platz fand, ein wenig Wäsche, etwas zu essen und eine Flasche Wasser. Zuletzt nahm er das Büchlein und ging mit langsamen Schritten in die Bibliothek. Beim letzten Regal angekommen nahm er es hervor, küsste ein letztes mal den Einband und stellte es endgültig in die unterste Reihe, wo es niemand suchen würde.
Auf seinem letzten Weg durch den Palast legte er einen Abschiedsbrief an Thranduil auf seinem Platz in welchem er dem König noch einmal von Herzen für alles Gute dankte, dann ging er fort in die sinkende Nacht, ein junger Elb, mager, blass, in einem abgewetzten schwarzen Mantel aber frei.
So ihr Lieben, das ist doch mal was, oder? Möchtet ihr das nächste Kapitel recht bald haben? Dann benutzt fleißig den berühmten Review-knopf!
----------------------- [1] Elben werden mit 50 volljährig
