Be thou my vision

All: Sorry, dass es so lange gedauert hat. Das lag zum einen an der elenden Lernerei, zum anderen an vielen Terminen. Hoffe, ich finde nun ein bisschen mehr Zeit.

GRUSS: Gruß geht an meinen lieben A. ich hoffe er liest hier mal rein und bleibt mir treu.. also, meinen Geschichten..., ach du verstehst mich, gelle?

Luthien Arcamenel: Danke für dein Lob. Der Urlaub war bei weitem nicht so windig, wie er hätte sein müssen, um die Stechmücken zu verwehen. Und dich hab SCHON WIEDER einen neuen Leser an Land gezogen!

Necronomica: Gut erkannt: der Tod ist sinnlos. .besonders an dieser Stelle.

Siva Elv: Ja, kaum sehen die Menschen einen Elben. Eine harte, traurige Welt. Ob ich sie für Erestor noch etwas härter machen werde?

Disclaimer: Alles gehört Herrn Tolkien, nichts mir.

Kapitel 4: Ein neuer Anfang

„Glorfindel?"Elrond blickte besorgt zu seinem Freund. Vor ihm stand sein Teller, doch der sonst so quirlige Krieger schien keinen Bissen herunterbekommen zu können, satt dessen stocherte er lustlos darauf herum. Er schien völlig abwesend zu sein und starrte auf einen nicht vorhandenen Punkt auf der Tischdecke. Vorsichtig legte der Elbenlord dem Freund die Hand auf die Schulter, den diese Berührung erschreckt zusammen fahren ließ.

„Glorfindel? Kann ich dir helfen?"

Mit traurigen Augen blickte der Krieger auf, Augen in den Fragen lagen, Fragen und Verwirrung.

„Dieser Elb, den ich gefunden hatte... ich verstehe es nicht!" Elrond begriff. Begütigend legte er seine Hand auf Glorfindels Unterarm. „Später, mein Freund. Nicht hier."

Nein, die Tafel war nicht der richtige Ort, um solche Dinge zu besprechen. Die Mahlzeit verlief weiter ruhig, um Elrond herum schweigend, denn ein jeder hatte die Bedrückung wahrgenommne, am anderen Ende des Langen Tisches aber war die Stimmung heiter und ausgelassen, ein Umstand, der den Elbenlord erfreute. Nicht jeder musste wissen, dass Kummer nach Imladris gekommen war.

Als Elrond später an die Tür zu Glorfindels Gemächern klopfte ertönte kein „Herein!", doch wusste der Lord, dass er eintreten durfte. Der Krieger erwartete ihn schon. Glorfindel saß auf dem Balkon, laue Strahlen der Herbstsonne illuminierten die fallenden Blätter und das Haar der Schönheit war fließendes Gold. Er kaute auf seiner Unterlippe und blickte seinen Herrn an mit Augen wie ein verwirrtes Kind. Elrond nahte sich ihm und nahm neben ihm Platz.

„Du hattest ihn gefunden."Es war keine Frage, nur eine bloße Feststellung und sie veranlasste Glorfindel noch verwirrter auszusehen.

„Wer tut so etwas?"

Elrond seufzte. Das war die Frage, die auch ihn als Oberhaupt des Hauses ebenso interessierte wie als Heiler. Wer war der Fremde? Woher kam er? Und was er ihm widerfahren?

„Du hattest ihn gefunden... welchen Eindruck hattest du?"Er hatte längst gemerkt, das Glorfindel einfach über das Erlebte sprechen musste. Er hatte Gondolin fallen gesehen und viele Schlachten gekämpft, doch besaß er auch noch die den Elben eigene Unschuld und konnte willkürliche Gewalt einfach nicht verstehen. Und das der fremde Elb nicht freiwillig in diese Situation geraten war, hatte man eindeutig sehen können. Halb erfroren war er gewesen und fast verdurstet. Behutsam hatte Glorfindel ihn aufgehoben und ihm den feuchten Mantel abgenommen, nur um ihm seinen eigenen trockenen anzulegen. Vorsichtig hatte er versucht, der blassen Gestalt etwas Miruvor einzuflössen. Sicher, etwas Wasser wäre wichtiger gewesen, doch hoffte er auf die heilenden Kräfte des elbischen Getränkes. Dann nahm er den schwarzhaarigen Elben auf sein Pferd und brachte ihn so schnell er konnte nach Bruchtal, in die sorgende Obhut von Elrond Peredhel, dem Heiler.

„Wie geht es ihm?"Fragte Glorfindel und knetete seine schönen Hände. Die ernsthafte Besorgnis war ihm anzusehen, und obgleich Elrond für gewöhnlich nicht über das Befinden seiner Patienten sprach, konnte er ihm die Antwort auf seine Frage nicht verwehren.

„Es geht ihm besser. Ich denke, er wird bald vom Krankenflügel in ein eigenes Zimmer wechseln können. Ich habe schon mit ihm gesprochen, er ist seiner Aussage nach Schreiber und du weißt ja selber, dass wir einen solchen dringend nötig haben!"

„Hat er schon irgendetwas gesagt, was ihm passiert ist?"fragte der blonde Krieger besorgt. „Ich meine, er war nackt... haben sie ihn....?"

Elrond seufzte. „Er hat mir nichts über diesen Umstand erzählen wollen, aber ich untersuchte ihn ja, als er bewusstlos war. Ich konnte keine Verletzungen dieser art an ihm feststellen. Das bedeutet aber nicht, dass sie ihn nicht in anderer Art und Weise intim berührt haben."

Für einige Zeit herrschte Schweigen. Nur das Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter im Garten war zu vernehmen. Fassungslosigkeit hatte die beiden alten Elben sprachlos gemacht und besonders Glorfindel fühlte sich hilflos.

„Elrond... was soll ich tun? Wie soll ich ihm begegnen?"

Der Halbelb seufzte. „Fin, ich denke, du solltest einfach natürlich und freundlich bleiben. Tu so, als sei nichts geschehen. Zwinge ihn nicht, darüber zu sprechen. Aber freunde dich mit ihm an, wenn du magst. Du hast ihn schließlich gefunden, gerettet. Vielleicht war das ein Wink der Valar."

Eine leichte Röte zeigte sich auf Elronds Wangen und zeugte von seiner aufkeimenden Begeisterung.

„Ja, ich denke, dass dies eine ganz hervorragende Idee ist. Vielleicht solltest du ihn gleich einmal besuchen. Vielleicht ist er sogar schon in der Verfassung, seine neuen Gemächer zu beziehen. Möchtest du nicht einfach mit mir kommen und nach ihm sehen?"

„Jetzt schon?"Fragte Glorfindel. „Meinst du?? Sollte er nicht noch eine Weile gepflegt werden?"

Elrond lächelte nachsichtig. „Fin, er war brauchte nur reichlich Wasser und Wärme. Er hatte sehr viel Glück und ich habe das Gefühl, dass er sich im Krankenflügel nicht wirklich wohl fühlt!"behände erhob sich der Lord. „Komm!"forderte er seine Freund auf und reichte ihm die Hand, in die Glorfindel willig einschlug.

Der schwarzhaarige Elb war wach und blickte die beiden Besucher an. Sein Gesicht war genau so weiß wie die leinenen Bettwäsche und sein Haar glänzte wie schwarze Tinte. Glorfindel spürte, wie seine Lippen trocken wurden und konnte nicht anders, als über sie zu lecken. Zwei obsidian schwarze Augen blickten ihn an und sofort nahm er innere Haltung an. Noch nie war er von einem Blick derartig durchbohrt worden. Elrond schien all dies nicht wahr zu nehmen und schritt freundlich zu der rätselhaften Gestalt.

„Nun, geht es Euch besser, Erestor?"

„Ja, mein Lord."Kam die nüchterne und ernste Antwort.

Immer noch waren die Augen auf Glorfindel gerichtet und nun wandte Elrond den Kopf. Was fesselte den Schwarzhaarigen so sehr?

„Vielleicht sollte ich euch vorstellen? Erestor, dies ist Glorfindel von Gondolin. Er wurde durch die Gnade der Valar wiedergeboren und diente uns in der Schlacht der letzten Allianz. Er ist einer meiner treuesten Freunde und gibt mir die Ehre, in meinem Haus zu leben. Und ich hoffe, ihr gebt mir diese Ehre auch, Erestor. Wir bräuchten hier dringend einen Schreiber."

Immer noch blickte Erestor wie gebannt auf den blonden Krieger. Tonlos antwortete er „Sicher... es wäre mir eine große Ehre, Lord Elrond."

„Nun, ich würde vorschlagen, da es Euch so weit besser geht, solltet ihr ein eigenes Zimmer beziehen. Da ich aber noch dringende Angelegenheiten zu erledigen habe, wird Euch Lord Glorfindel bei Eurem Umzug helfen. Ich hoffe, alles wird zu Eurer Zufriedenheit sein."

Und zu Glorfindel gewandt warf er ein „Fin? Ich habe für ihn das Zimmer im dritten Stock, am Ende des Ganges vorgesehen."

Mit diesen Worten erhob sich Elrond und begab sich aus dem Krankenzimmer.

Urplötzlich war sie da, diese unsägliche Spannung.

Erestor starrte noch eine Weile auf Glorfindel, dann an die Decke und schien mit dieser zu sprechen als er das Wort erhob. „Es wäre sehr freundlich, wenn Ihr mir mein Zimmer zeigen könntet, Lord Glorfindel. Ich würde mich gerne umziehen. Würde es euch etwas ausmachen, vor der Tür zu warten?"

Der Krieger zuckte mit den Schultern. „Sicher, warum nicht...bis gleich also."Verwirrt verließ er den Raum. Komisch... alles war so ganz anders gelaufen, als er erwartet hatte. Warum hatte Erestor ihn nur so angesehen? Dieser Elb schien sich so sehr von dem Wesen zu unterscheiden, welches er im Wald gefunden hatte. Da war nichts hilfloses oder schwaches mehr an ihm, statt dessen wirkte er wie die Verkörperung von Tüchtigkeit und Beherrschtheit. Glorfindel war sich sicher: dieser Elb würde einen hervorragenden Schreiber abgeben.

Kurz darauf öffnete sich die Türe und Erestor trat in den Flur. Glorfindel fragte sich, wer ihm seine Kleider herausgelegt hatte. Er trug ein paar weite Hosen in dunkelbraun und dazu eine dunkelblaue Tunika, die ebenso lose um seinen Körper saß. Sein Haar war streng zurückgenommen und mit einem schwarzen Band zu einem tiefen Pferdeschwanz gebunden. Glorfindel blickte interessiert auf ihn. Selbst so nachlässig zurecht gemacht war dieser Fremde von einer atemberaubenden Schönheit...

Schweigend gingen die beiden durch das Haus, Glorfindel wusste nicht, was er sagen sollte und Erestor schien kein Interesse an irgendeiner Form von einem Gespräch zu haben. Am Ende des Ganges angekommen öffnete Glorfindel die Tür. Erestor warf einen Blick in den Raum und trat zögernd ein. Glorfindel folgte ihm und erschauerte. Das ganze sah eher aus wie eine Abstellkammer und es war sicher noch sehr viel Mühe nötig, bis es hierin wohnlich werden würde. Der schwarzhaarige Elb hingegen nickte ernst und sagte leise „Ja... mit etwas Mühe wird es hier sehr gut werden."

„Braucht Ihr noch Hilfe?"fragte Glorfindel und versuchte das unangenehme Schweigen zu brechen. „Nein, danke Lord Glorfindel." Sagte Erestor ernst. „Ich danke Euch für Euren Geleit und werde ich beim Abendessen sehen."

Glorfindel begriff diese Worte als das, was sie waren, nämlich eine höfliche aber direkte Aufforderung zu gehen und wandte sich nach einem kurzen Gruß ab. Leise schloss er die Tür hinter sich... er konnte sich nicht helfen, irgendetwas stimmte ihn nachdenklich. Was hatte der Elb erlebt? Woher war er gekommen? Und warum war Erestor ihm gegenüber nur so kühl?

Grübelnd wanderte er durch den Gang und das einzige Geräusch, das zu hören war, waren seine Schritte und das Rascheln der Blätter im Garten.

TBC