Be thou my vision
DISCLAIMER: Nichts gehört mir, alles Herrn Tolkien
luthien arcamenel: Cool, wenigstens EINER liest meine story! Aber du darfst jetzt gerne mit dem Hüpfen aufhören! Beschnuppern? Du willst Action? Du bekommst Action!!
Und danke für das Bild... es war mir eine Quelle der Inspiration!
Kapitel 5 : Ein Verhängnisvolles Fest
Erestor saß auf seinem Bett. Sein Zimmer war kalt, er hatte kein Licht angemacht, von unten drangen laute Feierlaute durch die Gänge. Alles war zuende. Das beste wäre, morgen für immer zu gehen. Erestor wollte weinen, aber er konnte nicht. Glorfindel war auf einem Patrouillenritt und würde morgen wieder im Hause sein. Was sollte er dann nur tun?
Glorfindel.
Es war nicht allzu schlimm für Erestor, dass sein Ruf auf allezeit verloren war, selbst Elrond mochte damit umgehen können, einen solchen Schreiber zu haben, wenn dieser nur tüchtig war. Aber Glorfindel von Gondolin, der Balrogtöter... ihm würde er nie wieder unter die Augen treten können.
Ich muss doch weinen können! Dachte er bei sich. War er schon so kalt und abgestumpft? Er blickte auf seine schmalen blassen Hände, die in seinem Schoß lagen und zitterten.
Erst einige Monate war er nun im Hause des Elrond Peredhel und alle waren gut und freundlich zu ihm gewesen.
Es war ein schwerer Schock gewesen festzustellen, dass Glorfindel nicht mehr in den Hallen von Mandos weilte, sondern in diesem Hause. Es hatte sein Leben erschüttert dem wunderschönen Krieger, den er schon so lange aus der Ferne der Vergangenheit geliebt hatte, gegenüber zu stehen. Er hatte sich beherrscht, so wie er es gelernt hatte, war kühl und vernünftig geblieben, denn erhoffte, dass er sich so Glorfindel irgendwie nahen konnte, ohne dass sich dieser bedrängt fühlte.
Für heute nun war ein Fest angesetzt gewesen. Dies war keine Seltenheit und die Ankunft einiger Händler aus dem Norden und die damit verbundenen erfolgreichen Abschlüsse gaben einen Anlass dazu. Alle hatten sich herausgeputzt, es wurde gelacht und getanzt und besonders die anwesenden Menschen machten reichlichen gebrauch vom Alkohol. Erestor hielt sich im Schatten. Außer Glorfindel hatte er hier noch fast niemanden kennen gelernt. Elrond sprach er fast nur in Angelegenheiten, die seine Arbeit betrafen. Erestor hatte das Gefühl, dass man ihm nicht direkt misstraute, aber es schien den meisten schwer zu fallen, ihn einzuschätzen. Fast aus dem Nichts war er aufgetaucht und Glorfindel hatte ihn ins Haus getragen, mit nichts bekleidet als dem Mantel des Balrogtöters. Auf Fragen nach seiner Herkunft hatte er nie geantwortet, zu groß war seine Angst, dass man ihn wieder zu Thranduil zurück schicken könnte. Der König wäre sicher mehr als erbost über seine Flucht und würde ihn hart bestrafen, und seine eigene Familie würde ihn sicher nicht mehr aufnehmen wollen. Größer aber als die Angst, wie die anderen Elben in Düsterwald reagieren würden, war die Angst, die Nähe zu Glorfindel zu verlieren. Nein, das durfte nicht passieren! Er musste nun alles versuchen, um dies zu verhindern.
Dieser Abend aber hatte alles zerstört. Morgen würde Glorfindel wieder da sein und Erestor war sich sicher, dass er innerhalb weniger Augenblicke die ganze Geschichte kennen würde, zumindest das, was die anderen Elben Bruchtals für die Wahrheit hielten.
Es geschah im Gang. Erestor fühlte sich erhitzt und wollte sich ein wenig erfrischen. Er genoss die kühle der Nacht und den Wind, der durch die Fenster hinein wehte. Leise raschelte der Efeu und der Mond tauschte alles in silbriges Licht.
Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und Atem streifte sein Gesicht. Der Atem war heiß, feucht und roch widerlich nach Alkohol. Erestor drehte sich erschrocken um. Es war ein Mann, einer der Händler, groß, bullig, unrasiert , verschwitzt und betrunken.
„Ich kenne dich!"Grunzte der Mann. Du kommst von den Düsterwaldelben... bist einer um den König.... unsere Leute kennen den König!"Der Mann hielt Erestor nun mit schmerzhaftem Griff am Oberarm fest. Der Schreiber hielt erschrocken den Atem an. Was wollte der Kerl von ihm? Ängstlich sah er sich um. Kam denn niemand den Gang entlang? Nein, nur ganz am hintersten Ende standen zwei Elben die tuschelten, nun aber auch schon wieder verschwanden.
„Komisch, wo ist denn dein König?"Lallte der Mann. „Hab ihn hier noch gar nicht gesehen... ist doch merkwürdig, oder?" Aufmerksam musterte der Kerl Erestor, der sich inzwischen wirklich ängstlich umblickte. „Du bist doch wohl nicht etwa das Spitzohr, dass so plötzlich verschwunden ist? Haben überall nach dir gesucht, auch in Esgaroth. Haben rumgefragt, ob dich einer gesehen hat. Dachten alle, du seiest von den Wölfen gefressen worden, oder von den Spinnen, und nun steht das Spitzohr hier im Hause Elronds und macht auf feinen Herrn."der Kerl lachte. „Scheint dir wohl wichtig zu sein, dass niemand weiß, wo du bist, äh? Wie wichtig ist es dir wohl?"
„Bitte, verratet mich nicht!"Flehte Erestor. Würde Thranduil erst wissen, wo er war, so würde er seine Rückkehr fordern und Elrond würde gewiss auch darauf bestehen. Zurück nach Düsterwald? Fort von Glorfindel? Nein, das durfte nicht sein, alles nur das nicht!
Der Händler schien des Elben Angst zu bemerken und ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Nun? Was ist dir denn unser kleines Geheimnis wert? Ich würde sagen, wir sollten so etwas doch nicht auf dem Gang besprechen!" Mit diesen Worten zog er Erestor mit sich, sich vorsichtig nach anderen Elben umblickend und zerrte ihn grob hinunter in den Keller.
Der Keller war eisig kalt und dunkel, nur eine einsame Fackel spendete Licht. Erestor zitterte, doch schlimmer als die Kälte war seine Angst.
„Was wollt ihr, bitte, ich gebe euch alles, was ich habe, wenn ihr nur schweigt!"
„Alles?"Fragte der Mann und lachte. „Alles? Du kannst alles behalten, nur eins will ich von dir und es wird dich nicht mal etwas kosten!"
Erestor verstand nicht, wovon dieser Mann redete.
„Bitte, was wollt ihr? Ich habe doch nichts, kein Geld, keinen Schmuck, aber was ich habe, will ich euch geben!"
„Zieh dich aus."
So kurz war der Befehl und Erestor glaubte, nicht recht zu hören.
„Los schon, zieh sich aus. Ich möchte das Fest nicht verpassen."
Immer noch blickte Erestor ungläubig. Dieser Kerl konnte nicht meinen, was er zu fordern schien!
„Verstehst du mich nicht? Bist du taub geworden? Hör zu mein Süßer, du wirst dich jetzt ausziehen und mir zeigen, nun ja, das es dir wirklich wichtig ist, dass ich schweige. Und wenn du dich nicht allzu ungeschickt anstellst, dann wird kein Wort über dich über meine Lippen kommen. Also mach schon, ich habe schließlich nicht die ganze Nacht zeit!"
Erestor wusste nicht, was er tun sollte. Bilder von der Bande im Wald kamen in ihm hoch, Angst und Ekel durchströmten ihn, aber auch die brennende Liebe zu Glorfindel. Es schien ihm nichts anderes übrig zu belieb als dem Mann seinen Willen zu geben, wenn er dafür nur bei Glorfindel bleiben konnte.
Langsam und mit zitternden Händen knöpfte er seine lange Robe auf. Ebenso langsam schob er den schweren Stoff auseinander. Unter der Robe trug er ein weißes, dünnes Leinenhemd das fein gewebt war und einiges verhieß, sowie eine schwarze Hose.
„Mach sie auf!"Grunzte der Mann gierig.
Beschämt sah Erestor zu Boden und begann zögerlich die Verschnürung zu öffnen.
„Schneller!"herrschte ihn der Mann an. Behutsam streifte sich der Elb die Hose ab, bis sie um seine Knöchel lag. Er spürte, wie brennende Hitze sich über sein Gesicht legte. Erestor schloss die Augen und schluckte schwer. Angst schnürte ihm die Kehle zu.
Da! Plötzlich! Ein Geräusch!
Hastig drehte sich der Kerl um, griff sich Erestors Arm und zischte ihm zu: „Schweig! Wenn du auch nur ein Wort sagst, werde ich deinem König alles berichten, dann wirst du nichts mehr zu lachen haben!"
In diesem Moment kamen zwei Elben fröhlich schwatzend die Treppe herunter, offensichtlich auf der suche nach ein paar Flaschen neuen Weines. Am Fuße der Treppe blickte sie auf, um sich dem Regal zuzuwenden, da fiel ihr Blick auf Erestor und den Händler und eine eisige Fassungslosigkeit machte sich breit. Entsetzt wickelte Erestor sich die Robe um seinen Körper, die Hose lag immer noch zu seinen Füßen. Der Mann aber lachte und sprach die beiden Elben fröhlich an.
„Ein herrliches Fest, nicht wahr? Delikates Essen, köstlicher Wein! Der einzige Wermutstropfen sind die Preise dieses bezaubernden Wesens. Drei Goldstücke verlangt er von mir für eine Kleine Gefälligkeit und wollte mich dafür noch nicht einmal in sein Bett lassen! Da kann man doch nur hoffen, dass er sein Geld wert ist, nicht wahr? Hattet ihr auch schon das Vergnügen mit ihm und könnt ihn mir empfehlen?"
Erestor glaubte vor Scham zu vergehen. Etwas schrie in ihm „Glaubt ihm nicht, das sind alles Lügen, rettet mich doch!"aber zu groß war seine Angst, dass der Mann ihn doch noch verraten könnte.
Mit wütendem Ernst drehte sich der eine Elb zu dem anderen um und wies ihn an: „Nifred, bitte hole sofort Lord Elrond!"
Erestor zitterte, aber auch der Händler zeigte Anzeichen von Nervosität, der andere Elb aber hatte ein waches Auge auf die beiden, bis endlich der Elbenlord kam.
Mit strengem Blick schritt er die Kellertreppe hinab und ließ seinen Blick zwischen dem Mann und seinem Schreiber schweifen. Konnte er das, was Nifred ihm in aller Eile berichtet hatte, getan haben?
Wie konnte ein Elb sich nur zu so etwas herab lassen, noch dazu mit einem Menschen? Und doch: Schließlich kannte er ihn kaum. Er war ein vorzüglicher Schreiber, doch was wusste er sonst von ihm. Hatte er nicht immer alles verschwiegen, was seine Herkunft und sein Leben betraf?
„Bedecke dich, Erestor!"Befahl er streng. An den Mann gewandt aber sprach er: „Es ist wohl besser, wenn ihr nun geht."
Erestor versuchte sich anzuziehen, ohne dass jeder der Beteiligten ihn nackt sehen konnte, dann nahm Elrond seine Hand.
„Es ist wohl besser, wenn du auf dein Zimmer gehst. Ich denke, wir werden morgen darüber sprechen."
Unter diesen Worten begleitete der Elbenlord seinen Schreiber auf sein Zimmer, wo sich dieser auf sein Bett setzte. Er zitterte. Sicher wusste es schon jetzt das ganze Haus. Und morgen würde es auch Glorfindel wissen, dass er nur eine billige Hure sei.
