Be thou my vision
Disclaimer: Komisch.... Immer noch gehört alles Herrn Tolkien und nichts mir.
all lieben Dank für die Reviews, ich liebe euch!!!!
Shelley: Naja in allen englischen Geschichten wir Erestor mit Tor abgekürzt, da ist diese Abkürzung ja auch unverfänglich. Ein deutscher Autor nannte ihn mal Res und ich hab die ganze Zeit nachgedacht, wer das bitte sein soll!
Kapitel 8
Die nächste Zeit ließ sich gut an. Erestor bemühte sich noch mehr als sonst, war noch gewissenhafter, noch fleißiger, noch ordentlicher. Sein Haar war noch strenger nach hinten frisiert und er wirkte noch blasser als sonst. Wohlwollend wurde dies von den Elben des Hauses wahrgenommen. Vielleicht hatte Lord Elrond recht gehabt, als er sich für seinen Schreiber einsetzte?
Auch Glorfindel gab sich alle nur erdenkliche Mühe, doch merkte er, dass ihm dies nicht so leicht fiel, wie er gehofft hatte. Wenn Erestor bei den Ratssitzungen als Schreiber anwesend war sah er ihn, doch ergab sich nur selten eine Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Doch noch etwas anderes nagte an dem Balrogtöter. Zwar war er kein Zeuge der Geschehnisse im Keller gewesen, doch immer wieder erschuf seine Phantasie die wildesten Bilder. In seinem Geiste sah er Erestor nackt, wie er sich vor einem fetten schmierigen Kerl räkelte, sich ihm anbot. Er glaubte ihre Küsse zu sehen und den widerlichen Geruch, der den Menschen umgab wahrzunehmen. Immer wieder erschauerte er bei diesen Gedanken und es dauerte seine Zeit, bis seine Liebe zu dem blassen, strengen Schreiber wieder die Oberhand gewann und diese Bilder langsam begannen zu verblassen.
Die Zeit flog dahin wie die Vögel am Himmel und bald wurde der Sommer zum Herbst und der Herbst zum Winter. Das Korn war eingefahren und die Äpfel waren geerntet worden. Die Tiere hatten sich schon längst ihre Vorräte gesichert und der erste Schnee hatte das dunkle Laub mit einem lichten Schleier bedeckt.
Zu dieser Zeit war es, dass die Elben Bruchtals beschlossen, sich auf einen Ausflug zu begeben.
Sie hatten Körbe mit Köstlichkeiten gefüllt und sich in warme Roben gewandet, die Pferde gesattelt und waren hinausgeritten in die herrliche Winterlandschaft an einem schillernden Tag.
Elrond hatte am frühen Morgen kritisch auf seinem Balkon gestanden.
Das Wetter würde umschlagen, das war sicher, Nebel kündigte sich an. Würde man diesen Ausflug wagen können? Er schüttelte den Kopf. Viel zu ernst war er geworden. Was sollte schon passieren? Sie waren zu mehreren und die Grenzen gut bewacht. So hatte er nicht nur seine Zustimmung gegeben, sondern hatte sich zuvorderst auf sein Pferd gesetzt um die Spitze des Zuges zu bilden.
Nur wenige waren in Bruchtal geblieben um das Haus zu versorgen, Mägde, welche die Feuer in Gang hielten und Soldaten zum Schutz des Hauses. Zurückgelassen wurde aber auch Erestor. Er hatte sich entschuldigt, er wolle noch einige Schriftwechsel erledigen, es sei ihm auch zu ungastlich im Schnee und außerdem sei er nun mal kein guter Reiter. Niemanden gab es der ihn dabei vermisst hätte, außer Glorfindel.
Erestor, dachte Glorfindel. Wie wunderschön er in der Weiße des Schnees ausgesehen hätte! Wie schön er überhaupt war, musste sich der Krieger immer und immer wieder eingestehen. Tatsächlich fehlte ihm entschieden etwas, wenn er Erestor nicht in seiner Nähe wusste. Welch herrliche Gelegenheit wäre dieser Ausflug gewesen, mit ihm zu plaudern! Sollte er vielleicht einen Grund erfinden um zu Hause zu beleiben? Doch welchen Grund könnte es für ihn geben? Nein, es war einfach unmöglich. Er würde diesen tag mit Elrond und den anderen verbringen und an seinen Schreiber denken. Und mit jeder Minute, die er ihm ferne war, würde sein Herz immer mehr und mehr nach ihm schlagen, bis er ihn am Abend endlich wiedersähe.
So verließ der Trupp Bruchtal.
Erestor hatte sich an seinen Schreibtisch in der Bibliothek begeben, sich eine Kerze entzündet und es sich bequem gemacht. Womit sollte er beginnen?
Unruhig blickte auf das Pergament vor sich. Diese Stille! Wie ruhig es war! So ruhig, dass er sich einfach nicht konzentrieren konnte. Vielleicht sollte er sich auch einen Feiertag gönnen und ein gutes Buch zur Hand nehmen? Leise und behutsam, wie es seine Art war, erhob er sich, doch das Knarren des Stuhles auf den Dielen erschien ihm erschreckend laut.
Noch leiser als sonst versuchte er sich zu den Regalen zu bewegen, um etwas zu lesen auszuwählen.
Rastlos streifte er durch die Gänge zwischen den Regalen in der Bibliothek. Was sollte er nur lesen? Mehr als einmal nahm ein Buch zur Hand, schlug es liebevoll auf, durchblätterte es mit gewandten Händen, doch keines mochte ihn zu fesseln. Was sollte er nur tun?
Erestor seufzte. Nein, er fand heute keine Ruhe! Wahrscheinlich wäre es besser, ein paar Schritte zu gehen, er war ja fast alleine im Haus und konnte lustwandeln, ohne Gefahr zu laufen, von einem Elben angesprochen zu werden. Also stellte er das zuletzt entnommene Buch wieder in das Regal und wandte sich der Türe zu.
Zuerst versuchte er seine Ruhe in der Halle des Feuers zu finden, doch war es hier so unheimlich still, dass es ihn nur noch unruhiger machte. Nichts war zu hören als das Prasseln des Feuers und sein Atem, sodass die Spannung war fast greifbar wurde.
Nein, in diesem düsteren Raum mit seinen getäfelten Wänden und schweren Polstern konnte er es nicht aushalten. Mit raschen Schritten verließ er den Raum.
Sein Weg führte ihn auf einen der breiten luftigen Gänge, von denen man aus einen herrlichen Blick in den Garten hatte. Ja, hier war es schön! Hier hatte er Licht, hier hatte er Luft und war doch im Schutz des Hauses. Nach einiger Zeit aber gab es keine großen Bogenfenster mehr, stattdessen schien das Gebäude hier einen Anbau zu haben, eine mit wildem Wein und Efeu bewachsene Wand bot sich seinen Blicken dar, als er aus einem der Fenster blickte und als er einige Schritte weiterging, war da eine Tür in der wand, die offensichtlich in ebendiesen Anbau führte.
Unglaubliche Neugierde ergriff von Erestor Besitz. Was befand sich hinter dieser Tür? Vorsichtig klopfte er an, als ihm klar wurde, dass gewiss niemand dahinter sein würde, schließlich hatten fast alle Elben das Haus verlassen.
Mit klopfendem Herzen öffnete er die Türe und spähte vorsichtig in den dahinterliegenden Raum.
Ein Wohnraum klein, Scheinbar ein Vorraum zu einem größeren Zimmer. Mit leisen Schritten durchquerte Erestor den dämmrigen Raum und öffnete die nächste Tür. Das dahinterliegende Zimmer war groß und lichtdurchflutet, ein großes Bett war da, wunderschöne zierliche Möbel und das Efeu lugte keck zu den Fenstern hinein. Wie schön es hier war. Begeistert blickte Erestor sich um, schritt hierhin und dorthin, betrachte dieses und jenes, ließ sich in einem der bezaubernden Sesseln nieder, die mit hellen Blumenstoffen bezogen waren und träumte davon, wie wundervoll es wäre, der Besitzer dieser Räume zu sein.
Es war kein Geheimnis für Erestor, wer der Bewohner dieses Zimmers war, denn alles in diesem Zimmer trug Glorfindels warmen Geruch, den der kühle Schreiber so sehr liebte.
Nach einer Weile erhob sich Erestor und schritt zu einer entzückenden kleinen Kommode aus poliertem Kirschholz und bewunderte eine kleines Kästchen, welches auf ihr stand. Neugierig nahm er sie in die Hände und bewunderte die reichen und kunstvollen Schnitzereien. Da, sie trug kein Schloss, nur ein kleiner Riegel hielt sie verschlossen. Sollte er es wagen?
Doch schon längst hatte er jegliche Vorsicht fallen gelassen, ganz sicher fühlte er sich. Behutsam öffnete er die kleine Truhe und erblickte in ihr ein samtenes Kissen, auf welchem ein Ring lag.
Staunend nahm Erestor den Ring aus dem Kästchen und hielt ihn ans Licht. Wie er funkelte, wie sich die Sonnenstrahlen in ihm brachen. Er betrachtete ihn genau und fand in seiner Innenseite eine Inschrift, doch auch ohne diese hätte er gewusst, was für ein Ring dies war.
Bislang hatte er es nur geahnt und nicht gewusst, dass Glorfindel in seinem früheren Leben mehr als nur Freundschaft mit Ecthelion verband. Hier hielt er nun in seiner schmalen Hand den unverbrüchlichen Beweis für diese Tatsache, denn es war der Bündnisring der beiden.
Viele Gefühle gleichzeitig durchströmten Erestor. Da war eine glühende Liebe zu dem blonden Elben, aber auch eine Eifersucht auf Ecthelion, dem es vergönnt war, Glorfindels Herz zu besitzen. Zum einen war er erleichtert, dass durch Glorfindels Tod der Bund der beiden aufgehoben war, zum anderen aber spürte er auch Besorgnis, denn wie sollte er eben dieses Herz jemals gewinnen?
Ach, wenn er doch ein anderer wäre, wenn er dem Hauptmann Gondolins gefallen könnte! Behutsam streifte er den Ring an seinen Finger. Erestor schloss die Augen. Dies war sein Ring, den ihm Glorfindel zu Füssen gelegt hatte! Und der Vanya trug den seinen!.
Der Schreiber blickte aus dem Fenster, der tag war noch jung und die Ausflügler würden erst am Abend wieder nach Hause kommen. Er aber wollte sich noch eine Weile in diesen herrlichen Tagträumen ergehen. Ja, wenn er Glorfindels Ehemann wäre, dann würde er sich voller Stolz vor den anderen zeigen, dann wäre er kein einfacher Schreiber mehr, auf den man herabsah. Er würde im garten spazieren und alle würden ihn ehrfurchtsvoll grüßen.
Ja, ein Spaziergang im Garten, das wäre das Köstlichste! Jedoch war der Ring Erestor viel zu groß und da er nicht in die Gefahr kommen wollte, ihn zu verlieren, steckte er ich sich an seinen Daumen. Wie gut er nun passte!
Gerade wollte er das Zimmer verlassen, als sein Blick auf eine lavendelfarbene Robe fiel, welche nachlässig über einen der Sessel gebreitet war.
„Wenn schon, denn schon!"Dachte er bei sich, legte seine eigene schwarze Robe ab und warf Glorfindels hellen Mantel um. Wie gut er duftete, es war, als würde ihn der Krieger selber umarmen!
Doch nun musste er sich sputen, nur ein paar Schritte wollte er in der hellen Wintersonne tun, dann würde er den Ring wieder in sein Kästchen legen und die Robe wieder über den Sessel breiten und niemals würde Glorfindel auch nur die leiseste Ahnung hegen.
Flink rannte Erestor die breiten Treppen hinunter, öffnete die Tür zum Garten, lugte vorsichtig nach links und rechts ob ihn auch niemand von den Soldaten oder Mägden sähe und trat beherzt auf den verschneiten Kiesweg. Eine ganze Weile schritt Erestor nun auf den Wegen, den Kopf erhoben, ein Lächeln auf seinem Gesicht und träumte, das Glorfindel ihn liebte. Nach einer weile aber wurde er des Standes der Sonne gewahr.
War es wirklich schon so spät? Er musste rasch den Ring zurückbringen! Eilig griff Erestor nach dem goldenen Reif und wollte ihn abstreifen, doch saß dieser so fest, als sei er um seinen Daumen geschmiedet worden.
Nein! Dachte der Schreiber bei sich und spürte Panik in ihm aufwallen. Was sollte er nur tun? Was, wenn...?
Mit immer mehr Kraft zog er an dem Ring, doch scheinbar schien sein Finger durch all diese Bemühungen nur noch mehr anzuschwellen.
Wasser! Das war die Lösung! Kaltes Wasser! Er wagte ein schwaches Lächeln. Es war doch gut, belesen zu sein! Wo aber konnte er möglichst rasch recht kaltes Wasser finden? Der Bruinen! Ja, er konnte ihn ja schon rauschen hören! Erestors Herz schlug schnell und mit Macht an seine Brust und er rannte so schnell er nur konnte zum Ufer des Flusses. Eine Wiese war dort, statt eines Flachen Ufers aber brach diese Wiese dort so weit er blicken konnte scharf ab und es ging fast senkrecht weit hinab zu dem schäumenden Gewässer.
Der Ring! Er musste ihn hinunter bekommen, koste es, was es wolle! Nein, er hatte keine Zeit mehr, nach einem besseren Ufer zu suchen, er musste den Abstieg wagen.
Seine Hände zitterten, als er sich an hervorstehenden Ästen, Wurzeln und Steinen festzuhalten versuchte, doch achtete er nicht darauf, er konnte an nichts anderes denken, als diesen Ring, der an seinem Finger wie Feuer brannte, wieder loszuwerden.
So kam Erestor nach nur wenigen Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen am Ufer des Flusses an. Nichts als Schlamm war hier und auch den Abstieg hatte er mehr rutschend als kletternd wahrgenommen. Ohne nachzudenken taumelte der Elb zum schäumenden eisigen Wasser, sank im Schlick auf die Knie und hielt seine zerschundene Hand ins Wasser.
Obgleich er vor Angst bebte harrte er doch einige Minuten aus, bevor er unter Wasser versuchte, den ring abzustreifen und wirklich wurde seine Geduld belohnt, sein Daumen war abgeschwollen und gab seine wertvolle Last frei.
Tief atmete der Schreiber auf. Nun musste er nur noch das Ufer hinaufklettern und den Ring zurückbringen, dann war alles in Ordnung. Gut, Glorfindels lavendelfarbene Robe war völlig durchweicht und schmutzig, aber vielleicht konnte er dieses unbemerkt richten? Beherzt griff er nach einer Wurzel und versuchte, hinauf zu klettern, doch fanden seine Füße an der schlammigen Felswand nicht den geringsten Halt.
Wieder versuchte er es, diesmal an einer anderen Stelle.
Und wieder.
Und wieder.
Aber es hatte keinen Sinn. Er war gefangen. Und in seiner Hand der Ring.
Erestor griff in die Taschen seiner Tunika. Er hatte sich nicht getäuscht, dort war ein Stück Pergament, wie er es immer bei sich führte. Vorsichtig wickelte er den kostbaren Ring in das Pergament und versuchte, ihn hinauf zu werfen.
Da! Es misslang und das kostbare Päckchen fiel in Wasser! Erestor hechtete hinterher und bekam es gerade noch zu fassen, bevor es in die tieferen Fluten geschwemmt werden konnte.
Wieder versuchte er es und diesmal gelang es.
Resigniert blickte Erestor nach oben. Es hatte keinen Sinn. Es war alles seine Schuld. ER hatte gestohlen. Er hatte Glorfindel gestohlen, gerade als dieser ihm scheinbar die Episode im Keller zu verzeihen begann. Er blickte sich genauer um. Dort, in der Wand war eine kleine Grotte, unsichtbar von oben und gewiss auch vom anderen Ufer nicht einzusehen, da dieses so bewachsen war, dass sich keine Seele dort hindurchzwängen konnte. Wieder blickte er in die Grotte. Er hatte keine Wahl. Schon jetzt spürte er die völlig durchweichten Kleider auf seiner Haut gefrieren. Er würde diesen Nacht nicht überleben.
Gleich einem verwundeten Tier zog er sich in die Höhle zurück und ergab sich seinem Schicksal.
