Be thou my vision
Disclaimer: Alles gehört Tolkien, nichts mir!
WARNUNG: Heute ein erhöhter EKELFAKTOR.
Kapitel 15: Ankunft
„Spitzohr, komm her!" Kommandierte der Mann. Erestor schloss die Augen, er wollte nicht wissen, was jetzt auf ihn zukommen würde.
Mit schnellen Schritten durchmaß der Kerl den Kerker, packte Erestor brutal am Arm und zerrte ihn hoch. Hilfesuchend blickte dieser zu Kalogrenant, der ihn in ansah, dann aber die Augen abwendete. Nein, er würde Erestor nicht helfen können.
Gewaltsam zog der Mann den ohnehin geschwächten Elben hinter sich her und zerrte ihn in den Festraum. Die Tafel war nun beladen mit Braten und Kohl und große Humpen mit Wein und Bier standen da.
„Kameraden!" rief der Mensch in die lautstark zechende Runde, „hier ist unser Goldschatz. Wir wären keine guten Gastgeber, wenn wir unser Juwel nicht an unserem bescheidenen Abendbrot teilhaben ließen!"
Begeistertes Johlen war die Antwort und mit offensichtlicher Freude trat der Kerl Erestor in die Kniekehlen, so dass dieser mit einem verzweifelten Wimmern zu Boden ging.
„Nun, Männer, was sagt ihr? Wollen wir das Mahl mit unserem Ehrengast beginnen?" Frenetische Rufe waren die Antwort. Mit hämischem Lachen beugte sich der Mann zu dem Elben hinunter, riss ihm mit brutaler Gewalt die Kleider vom Leib und warf die Fetzen achtlos in die Ecke.
Schamesröte stieg in Erestor auf und verzweifelt blickte er zu Boden, spürte er doch die gierigen Blicke der Männer auf seinem gertenschlanken weißen Körper.
Grob stieß der bullige Kerl den bleichen Berater nach vorne, sodass dieser mit Wucht zu Boden fiel.
„Los, steh schon auf!" kommandierte der Mann. „Auf zum Tisch! Auf deinen Knien!"
Mühsam rappelte Erestor sich auf. Nein, es hatte keinen Sinn, sich zu wehren! Er hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen, wollte er das hier überleben. Auf seinen Knien kroch er zum Tisch, immer noch beschämt und demütig zu Boden blickend. Was würde ihn erwarten?
Gierig stürzten sich die Männer auf das Essen und vertilgten es wie ein Rudel räudiger Hunde.
„Spitzohr!" Befahl der erste. „Spitzohr, komm her!"
Ängstlich verharrte Erestor auf seinem Platz, vielleicht, wenn er einfach ganz ruhig sitzen blieb und sich nicht rührte? Doch wie falsch dieser Gedanke war, begriff er, als der vor ihm sitzende Kerl erbost aufstand und ihn an seinen langen Haaren packend zu dem Mann schleifte, der nach ihm verlangt hatte.
Ein harter Schlag traf ihn ins Gesicht und Erestor spürte, wie ihm Blut aus der Nase lief. Dann waren da wieder grobe Hände, die in sein Haar packten. Kaltes Grausen überkam ihn, als er begriff, was der Mann von ihm wollte!
Genüsslich wischte sich dieser seine Hände an seinen seidigen schwarzen Haaren sauber, nur um ihn dann zu nächsten zu stoßen.
OoOoOoOoO
Diese Stille. Diese unheimliche Stille, die einen Sturm anzukündigen schien.
Beunruhigt blickte sich Glorfindel um. Für einen Wald war es hier viel zu leise, viel zu unheimlich. Kein Vogel sang, kein Reh huschte über den Weg, nur manchmal war ein leises Scharren an den Stämmen zu hören und obschon Glorfindel kein Waldläufer war, bestand für ihn kein Zweifel, dass es sich dabei nicht um ein possierliches Eichhörnchen handeln konnte.
Schon viel zu lange irrte er durch diesen Wald, der des Tages düster, des Nachts jedoch von einer nervenaufreibenden Schwärze war. Nein, er musste bald zu Thranduils Palast finden, sonst würde er in dieser schwarzen Stille wahnsinnig werden.
Erschöpft saß er ab und griff nach seinem Wasserschlauch. Viel enthielt er nicht mehr. Hastig trank er die letzten Schlucke und blickte entschuldigend zu Asfaloth. „Es tut mir leid mein Lieber," sagte er und strich seinem treuen Freund über die Nüstern, „Ich kann dir nichts geben, denn wir haben nichts mehr. Und aus den Bächen kann ich dich nicht trinken lassen, denn sie bringen Verderben. Komm, Asfaloth, trage mich rasch zu König Thranduil und du wirst Wasser, Hafer und Heu finden, soviel du begehrst!"
Aufmerksam blickte das Pferd seinen Herrn an. Wie konnte man in diesem Wald nur Wege und Pfade finden?
Da! Plötzlich! Ein Geräusch!
Mit einer wehenden Bewegung drehte sich Glorfindel um und zückte seine Waffe, bereit zu allem. Doch was immer er erwartet hatte, die riesige schwarze Spinne die sich nun auf ihn zu bewegte übertraf alle seine Befürchtungen.
Grimmig biss der Krieger seine Zähne zusammen und verstärkte den Griff um sein Schwert. Nein, er würde sich nicht ergeben, sich nicht besiegen lassen! Irgendwo da draußen war Thranduils Palast, war Erestor, der Elb den er liebte und an den er sich für immer binden wollte und diese Spinne würde ihn nicht davon abhalten!
Vielleicht war es gut, dass Glorfindel so gar nicht nachdachte, denn sonst hätten sein scharfer Verstand und seine Erfahrung als Krieger ihm gewiss eingegeben, wie gering seine Chancen gegen das Untier waren. So aber hieb er mit seiner ganzen entfesselten Wut auf die Bestie ein, spürte ihr klebriges Blut, dass an seinen Armen hinab lief und hörte ihr verzweifeltes Zischen. Zuletzt aber unterlag das Monster dem Vanya und dieser sank erschöpft auf seine Knie.
Eine ganze Weile rang er nach Atem, dann aber zwang er sich mit letzter Kraft aufzustehen und sich zu seinem Pferde zu schleppen. Vollkommen erschöpft hievte er sich auf dessen Rücken. „Reite zu, Asfaloth!" hauchte er in die Ohren seines treuen Kameraden, bevor er bewusstlos wurde.
OoOoOoOo
Als Glorfindel die Augen wieder öffnete, lag er in einem weichen Bett unter einer steinernen Decke. Langsam kam ihm die Erinnerungen. „Ich muss in Thranduils Palast sein!" Dachte er bei sich und versuchte langsam den Kopf zu wenden.
Neben seinem Bett stand eine hübsche Elbin, die ihn freundlich anlächelte.
„Ihr seid erwacht, endlich! Seid uns willkommen in König Thranduils reich!"
„Thranduil" murmelte Glorfindel. Wieder blickte er an die Decke, musste seine Gedanken erst sammeln.
„Hört, ich muss mit Erestor sprechen, es ist sehr wichtig!"
„Erestor?" Erwiderte die Elbin erstaunt. „Erestor ging vor Jahren von uns und niemand weiß, was aus ihm geworden ist. Wir fürchten, er wurde ein Opfer der Spinnen und Orks."
„Nein, nein, er war ihn Bruchtal!" Begehrte Glorfindel auf und versuchte sich zu setzten. Heftige Schmerzen durchfuhren seinen Kopf, doch zog er sich in eine aufrechte Position um der Elbin ins Gesicht schauen zu können.
„Bruchtal?" fragte sie verwundert, zu unglaublich schien ihr dieser Gedanke zu sein.
„Ja, Bruchtal!" versicherte Glorfindel. „Und nun holt König Thranduil, oder lasst mich zumindest zu ihm, ich muss dringend mit ihm sprechen!"
Bedächtig nickte die Elbin. „Es ist gut, ich werde für Euch vorsprechen. Wie ist euer Name, fremder Krieger?"
„Glorfindel von Bruchtal!" Gab dieser zur Antwort, seine Stärke langsam wiederfindend.
Wieder nickte sie. „So sei es, Glorfindel von Bruchtal, ich werde Euer Begehren ausrichten."
OoOoOoOo
Viel hatte Glorfindel über Thranduil gehört, doch nun stand er zum ersten mal selber vor dem König und war in der Lage, sich selber ein Bild von ihm zu machen.
Er war jugendlich und schön, mit goldenem Haar und einer Grünen Robe, welche mit Kupferbraunen Blättern bestickt war. Er war ganz anders als Elrond, fast noch ein wenig ernster und es schien, als würde die Bürde der Reiches schwer auf seinen Schultern liegen. Trotzdem gingen Wärme und Güte von ihm aus und Glorfindel war sich sicher, ihm vertrauen zu können und so hatte er ihm seine Geschichte geschildert, von seiner Auffindung Erestors bis zu seiner Flucht. Zwar ließ er die meisten Einzelheiten aus, doch machte er keinen Hehl daraus dem jungen Schreiber übel Unrecht getan zu haben. Mit vor Reue bewegter Stimme sprach er zu dem Regenten und bekannte zuletzt seine aufrichtige Liebe und seinen Plan um des Schreibers Hand anzuhalten.
Tränen der Rührung traten in des Königs Augen, denn schon immer hatte er eine warme Regung seinem aufstrebendem Schreiber gegenüber empfunden. Nun aber stand er auf und ging zu einem wunderschön poliertem Schrank. Vorsichtig öffnete er eine Lade, der er ein entzückende geschnitztes Etui entnahm, welches er behutsam öffnete.
Etwas Kleines entnahm er dem Kästchen und blickte lange nachdenklich darauf, dann aber wandte er sich an den blonden Krieger.
„Dieser Ring ist aus Mithril und trägt Smaragde. Silbrig und grün, die Farben die ich liebe. Die Farben meines Reiches und meiner Elben. Und somit auch Erestors Farben. Wenn ihr ihn gefunden habt, steckt ihm diesen Ring an seinen Finger, um ihm zu zeigen, dass ich ihm vergeben habe und ihn immer noch als einen treuen Sohn meines Volkes ansehe. Wenn ihr aber den Bund mit ihm eingeht, schenkt ihm einen Ring in euren Farben, als Zeichen, dass er dann ganz Euch gehört."
Gerührt nahm Glorfindel den ring entgegen. Nie hätte er geglaubt, dass der König, über dessen Strenge er schon so viel gehört hatte auch so gütig sein könnte.
„Und nun" hub der Regent an „Geht. Lasst Euch den besten Proviant, Heilende Kräuter und warme Kleider geben! Die Schreiber sollen Euch mit Karten ausrüsten und die Schmiede mit Waffen. Unser aller Gebete und Gedanken aber sind bei Euch!"
Von seinen Gefühlen übermannt griff Glorfindel nach der Hand des Königs und drückte diese.
„Ich danke Euch, Majestät, ich danke Euch von Herzen!"
TBC
