Be thou my vision 17
Discalimer: Nichts gehört mir, alles Herrn Tolkien.
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Kapitel 16: Die Nacht des Grauens
Die Männer hatten Erestor wieder in die Zelle geworfen, wo er wimmernd auf dem Boden liegen blieb.
Kalogrenant kroch langsam näher, um ihn nicht noch mehr zu verschrecken. Sanft strich er über des Beraters Haar und flüsterte beruhigend. Er störte sich nicht an all dem Schmutz der ihn bedeckte sondern war einfach nur da und wartete. Als er den Eindruck hatte, dass sich Erestor wieder ein wenig beruhigt hatte, erhob sich Kalogrenant und suchte zusammen was er brauchte: Wasser, um den armen Elben zu waschen und eine lange Tunika um ihn zu bedecken.
Mit fast zärtlichen Gesten reinigte er Erestors Haar und summte dabei sanft vor sich hin.
Langsam begann der Schreiber, sich zu beruhigen und glücklicherweise versiegte sein Zittern ganz allmählich, ebenso wie sein Weinen.
Behutsam nahm sich Kalogrenant des bebenden Wesens an und trug ihn vorsichtig in die Ecke der Zelle, in welcher das meiste trockene Stroh lag. Dort bette er ihn sanft und flüsterte auf ihn ein. „Schhht... alles wird gut... keine Angst... ich bin bei dir..."
Der Elb wirkte vollkommen schockiert und murmelte scheinbar unzusammenhängende Worte. Kalogrenant versuchte diese zu verstehen, beugte sich tiefer zu Erestor hinab und streichelte ihn dabei unablässig.
„Und ich liebe ihn doch noch... ich liebe ihn doch immer noch ... mehr als mein Leben.." Murmelte Erestor fast unhörbar.
„Wer ist er?" flüsterte Kalogrenant. „Komm, erzähl es mir!" bat er, in der Hoffnung den armen Elben von seinen Qualen abzulenken.
Und Erestor begann zu erzählen. Er berichtete von seiner Jugend am Königshof, von seinem Aufbruch aus Liebe, von den Kerlen im Wald und seiner Hatz durch die Wildnis. Er erzählte von Glorfindel, wie er ihn traf und von seiner Schönheit. Auch ließ er kein Geschehnis in Bruchtal aus, er schilderte sein Erlebnis mit dem Händler im Keller, vom Diebstahl des Ringes, der lieblosen Liebesnacht mit seinem Glorfindel und davon, wie dieser ihn des Hauses verwies.
Stumm liefen Kalogrenant Tränen über sein Gesicht, Tränen des Mitleids mit Erestor, aber auch mit Glorfindel, der an der Liebe seines Lebens so achtlos vorbei ging.
„Er wird kommen," beruhigte er den zitternden Elben, „er wird kommen und dich retten, ganz bestimmt. Du musst nur auf ihn warten!"
War es richtig, dieses erbarmungswürdige Wesen so zu belügen? Der Mensch seufzte. Nur zu gut wusste er, was Erestor blühen würde, und gewiss würde er es nicht überleben. Warum sollte man seine letzten Tage oder gar Stunden nicht mit ein wenig Hoffnung füllen?
OoOoOoOoO
Glorfindel hatte schnell erkannt dass ihm alle Karten und Wege nichts nutzen würden. Nur eines konnte ihm jetzt noch Hilfe geben, und das war der Rat der Valar, welche sein Herz füllen und ihn in die richtige Richtung lenken würden.
Er ließ die Soldaten, welche ihm Thranduil zur Seite gestellt hatte, ein paar Schritte zurück, ging ein Stück in den Wald und fiel dort auf die Knie.
„Oh Elbereth!" betet er, „ich habe ihm so Unrecht getan...so entsetzliches Unrecht. Ich weiß nicht, wie ich es jemals wieder gut machen kann, ob ich es überhaupt je wieder gut machen kann... aber wenn es eine Chance gibt, gütige Elbereth, dann lass es mich erkennen. Lass ihn mich finden, und lass mich ihn um Vergebung bitten."
An dieser Stelle versagten ihm die Worte und es blieb ihm nichts außer seinen Tränen, die nun stumm über seine Wangen liefen.
Nach einer Weile erhob er sich und ging gemessenen Schrittes zu den Soldaten zurück. Schweigend saß er auf und schien zu lauschen, weniger in die friedliche Stille des Waldes als vielmehr in sich selber. Nach einer Weile gab er den Soldaten ein Zeichen, ihm zu folgen. Langsam trabte er durch den lichten Wald, oft abseits der Wege, doch immer seinem Herzen folgend und hoffend, dass Elbereth ihn treulich führen würde.
Immer wieder ließ er den Trupp anhalten, lauschte in das rauschen der Bäume und in das Rufen seines Herzens, ob er nicht Antwort erhalten würde.
Weiter und weiter zogen sie, sich immer weiter nach Osten haltend.
Es verging etliche Zeit und die Dämmerung brach über den Wipfeln herein, als plötzlich im Wald verfallene Mauern auftauchten.
OoOoOoOooo
Die Tür wurde aufgerissen.
„So, jetzt wollen wir doch mal zum spaßigen Teil übergehen! Ihr wisst ja, was man nach dem Essen tun soll, nicht wahr meine Süßen? Also," wandte er sich an Erestor, „komm schon mein Elbchen, bescher uns einen schönen Abend!"
Mit diesen Worten packte der grobschlächtige Kerl Erestor und zerrte ihn aus der Zelle. Kalogrenant blieb nichts anderes übrig, als hilflos zuzusehen.
Die Zeit verging.
Der junge Mensch wusste nicht was er sich wünschen sollte: Nichts zu hören, oder Erestors Schreie zu vernehmen, die ihm ein Zeichen seines Lebens geben würden.
Unruhig durchwanderte Kalogrenant die Zelle. Er hatte einen Fehler begangen, er hatte sich mit einem Mitgefangenen angefreundet, noch dazu mit einem Elben. Nun war sein Herz mit dem Erestors verbunden und er litt wahrhaftig mit ihm, grade jetzt, wo er in dieser Ungewissheit war.
Warum dauerte das so lange? Normalerweise wurde mit Elben recht kurzer Prozess gemacht und die meisten überlebten nicht einmal die Zeit, in der sich die Kerle an ihnen vergingen. Wie lang aber war Erestor nun schon mit ihnen fort?
Hatten sie seine Leiche etwa auf anderem Wege fortgeschafft?
Plötzlich öffnete sich die Tür.
TBC
