A/N: Hi, hier kommt das zweite Kapitel.

Ich danke meinen beiden Reviewern. Hab mich ganz doll gefreut. Das ist übrigens mein erster Versuch in Digimon. Ich hab die Serie nur hin und wieder gesehen. Sie kam nun mal genau dann wenn ich von der Arbeit kam und ich mir ein paar Minuten Ruhe gönnte. Ich weiß ein wenig über die Geschichte der Kinder, aber habe keine Ahnung von digitalen Monstern. Wenn ich mich anstrenge krieg ich vielleicht sogar ein paar Namen noch hin, aber das wars dann auch. Da ich LoveStories mit computergenerierten Minimonstern irgendwie doof finde... für mich sind allerhöchstens Kuscheltiere... hab ich das ganze Thema außen vorgelassen.

Im Internet hab ich ein bissel Taito gelesen und fand es niedlich. Und dann kam ich auf diese Idee. Ich gebe zu, ich kann weder die Gebärdensprache noch habe ich einen Gehörlosen im Bekanntenkreis, und abgesehen von einem schwerhörigen Jungen der in meiner Kindergruppe in den Ferien war, hab ich keine Erfahrung damit. Ich schreibe einfach wie ich denke wie Menschen auf einen Gehörlosen reagieren. Abgesehen davon, ist Yamato ja gar nicht taub, wie schon aufgefallen sein dürfte. Hoffe ich doch...

Zu dieser Story hat mich ein Fernsehbericht bewegt, in dem es um ein Kind geht, dass aufgrund persönlicher Ereignisse aufgehört hatte zu sprechen. Ich fand das sehr traurig, aber hat mich daran erinnert, dass ich selbst auch manchmal gerne stumm geworden wäre. (Manche sagen, dass wäre auch besser gewesen, aber das lassen wir beiseite *ggg*)

So nun wünsche ich viel Spaß mit dem zweiten Kapitel

Eure Alinija

Teil 2

In der Pause beeilte er sich aus dem Raum zu kommen, um eventuellen Übergriffen oder Fragen aus dem Weg zu gehen. Am besten, wenn er sich ein wenig im Freien aufhielt. Die frische Luft brachte ihn meistens von seinem Ärger wieder runter. Wer weiß, vielleicht war das Leben als Taubstummer gar nicht so schlecht. Und da sein Vater eigentlich nie auf Elternabende ging, geschweige denn gerne mit Lehrkörpern redete, würde diese Show auch nicht unbedingt so schnell auffliegen. Aber ein Experiment wäre es schon wert.

„Yamato?" Eine Hand tippte ihn von hinten wieder an. Unwillig drehte er sich zu einem braunen Wuschelkopf um.

„Hi... äh....!" Taichi schien nicht so ganz zu wissen, was er dem Neuen in der Klasse sagen sollte. Yamato konnte es nachvollziehen. Die meisten wussten nicht wie sie mit Behinderten umzugehen hatten. Vielleicht konnte er hier wirklich interessante Erfahrungen machen.

Yamato hatte einmal eine Fernsehsendung darüber gesehen und sich gefragt, wovor die Menschen eigentlich Angst hatten. Man konnte doch mit gehandicapten Personen genauso reden, wenn man das wollte, wie mit anderen auch.

Viele der „normalen" Menschen waren ohne Gehirn geboren, dass war doch auch eine Behinderung. Und ca. 50% der Weltbevölkerung fielen darunter.

„Ich würde dir gerne die Schule zeigen, wenn du nichts dagegen hast!" Der braunhaarige schien schon fast schüchtern. Nun eigentlich hatte Yamato nichts dagegen. Und Taichi wirkte nicht so, als hätte er vor ihn an der Nase herumzuführen.

Naja, für die Schule nicht schlecht, wenn man jemanden hat, der einem ein paar Insiderinfos geben kann. Ich muss ja nicht mit ihm Freundschaft schließen.

Und das würde er auch nicht.

„Und du kannst nicht hören, ja?"

Yamato hielt einen Moment die Luft an. Bis her war alles noch ein unaufgeklärtes Missverständnis gewesen, aber jetzt würde er zu einer Lüge greifen müssen, wenn er nicht alles auffliegen lassen wollte.

Jedoch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, nickte er auch schon und bestätigte damit die Lüge, die ihn wahrscheinlich viel Ärger einbringen könnte.

Taichi schaute ein wenig mitleidig.

Erste Reaktion: Unsicherheit, zweite Reaktion: Mitleid. Kein Wunder, dass viele ausrasten, wenn sie ständig diese falsche Fürsorge ertragen mussten.

„Kannst du mich eigentlich verstehen, wenn ich so normal mit dir rede?"

Wieder nickte Yamato. Es war ja auch nicht wirklich schwer, ihn zu überhören.

„Ich muss sagen, ich habe noch nie jemanden wie dich kennen gelernt. Ist das nicht scheiße, wenn man keine Musik hören kann und nur die Hälfte vom Film mitbekommt? Oder wenn man nicht jemanden belauschen kann, oder..."

Yamato musste schmunzeln. Eigentlich hatte er ja vor, seine Abneigung gegen Menschen auch an diesem Taichi auszuspielen, aber irgendwie fiel ihm das schwer. Er war so schön naiv. Gut, er log den Jungen gerade von vorne bis hinten an, aber er war irgendwie lustig.

„Du kannst ja lächeln? Ich dachte, vorhin im Unterricht, du wolltest mich töten mit deinen blauen Augen. Aber wahrscheinlich wolltest du dem Stoff folgen. Es muss für dich ja unglaublich schwierig sein, ihr zu folgen, nicht wahr?"

Der ist ja ne richtige Quasselstrippe.

„Also wie ist das nun? Kannst du auch ins Kino gehen? Lohnt sich das überhaupt? Auf Konzerte langweilst du dich sicherlich nur, oder?"

Sollte ich ihm erzählen, dass ich seit 8 Jahren Gitarre spielte?

„Obwohl den Bass kannst du bestimmt spüren. Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Ich meine, man kann ja auch viele Sachen machen, in denen man kein Gehör braucht. Sport und Lesen und so was. Nur beim Fußball wird es schwer, wenn man den Abpfiff nicht hört. Hihi, aber das wäre lustig, wenn man dem verdutzten Torwart noch eins reinwürgt, weil man nicht weiß, dass es zu Ende ist... haha. Aber man könnte dir ja auch Handzeichen geben oder Lichtsignale. Sehen kannst du ja... Das wäre möglich. Hast du eigentlich schon mal Fußball gespielt? Möchtest du nicht mit mir in der Mannschaft spielen? Vielleicht bist du ja recht gut? Wir könnten noch einen Torjäger gebrauchen. Ich bin irgendwie der Einzige der in der Lage ist ein Tor zu schießen. Ich weiß, dass klingt jetzt angeberhaft. Soll es aber nicht. Ich meinte, damit nur, dass wir seit dem letzten Sommer unterbesetzt sind. Wir haben zwar das letzte Spiel gewonnen, aber das war knapper als sonst..."

Taichi plapperte und plapperte. Yamato wünschte sich wirklich nichts zu hören. Aber Taichi achtete peinlich genau darauf, immer in seine Richtung zu sprechen, so dass er eigentlich keine andere Wahl hatte.

Irgendwann hielt Yamato es nicht mehr aus. Die Pause war schon fast zu Ende und wenn er wollte, dass es nicht noch die gesamte nächste Stunde so weiterging, dann sollte er jetzt eingreifen.

Yamato hob die Hände und machte ein paar Zeichen.

Taichi wurde abrupt unterbrochen und starrte ihn verwirrt an. Langsam wiederholte Yamato die Zeichen und versuchte die Geste //Bitte nicht soviel reden// dem Jungen deutlich zu machen. Kurz vor dem Pausengong hatte der Braunhaarige so langsam begriffen, was Yamato von ihm wollte und er errötete ein wenig. Wahrscheinlich war es ihm selbst peinlich so eine elende Quasselstrippe zu sein.

Yamato war erleichtert, dass er nun ein wenig Ruhe gab. Er wollte bestimmt nicht seine Lebensgeschichte am ersten Tag hören, was sollte ihm der Braunhaarige die nächsten Wochen sonst noch erzählen, dachte er ironisch. So ein Glück, dass mich Papa vor 6 Jahren gezwungen hatte, die Gebärdensprache zu erlernen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie mal brauchen könnte.

Das war eine Art Zugeständnis gewesen, die Yamato seinem Vater gemacht hatte. Nach dem er aufgehört hatte zu reden, war die Beziehung zwischen ihnen ein Tanz auf dem Drahtseil, sowie eine Herumraterei gewesen. Yamato wusste, dass er seiner Familie damit großen Kummer bereitet hatte, aber sie hatten ihn nicht minder verletzt und das wollte er sie spüren lassen. Und er war nicht bereit wieder auch nur ein Wort zu sprechen, bevor er nicht seine Familie zurück bekam. Er war einsam ohne Mama und Takeru und der Umzug vergrößerte die Distanz zwischen ihnen um so mehr.

Zugegeben es war ziemlich kindisch mit 16 Jahren kein Wort zu sprechen, weil man traurig war. Wie ein verletztes kleines Kind. Aber damals war er noch ein kleines Kind gewesen und man hatte ihn sehr verletzt. Yamato erinnerte sich noch genau daran.

Er saß im Gerichtssaal. Neben ihm spielte Takeru mit einem Spielzeugauto auf der Bank und brabbelte etwas vor sich hin.

Er warf seinem Bruder liebevolle Blicke zu, doch war ihm trotz seiner jungen Jahre ziemlich klar gewesen, weshalb er hier saß und was als nächstes passieren würde. Doch er wollte es einfach nicht wahr haben. Es war ihm einfach unbegreiflich, weshalb sich Papa und Mama nicht mehr liebten. Sie waren doch immer so glücklich gewesen. Yamato hatte nicht bemerkt, dass die Streitereien zwischen beiden so groß gewesen war und plötzlich sagten sie ihm, dass sie sich trennen würden. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen und dann saß er da, bei Oma im Arm und war kurz davor vor Kummer loszubrüllen. Sollte doch nun vor Gericht geklärt werden, was mit den beiden Brüdern geschah.

Als der Richter nach der Aufnahme der Sachverhalte wieder anfangen wollte zu sprechen, hatte er es nicht mehr ausgehalten. Er fing an zu schreien und zu treten. Sein Vater wollte ihn beruhigen, aber er ließ es nicht zu. Er brüllte weiter. „Wenn ihr euch trennt, werde ich nie wieder mit euch reden. Niemals wieder!!!" hatte er ihnen angedroht.

Sie hörten nicht auf ihn und als der Richter sagte, dass die Kinder getrennt würden, hatte er seine Drohung in die Tat umgesetzt. Aber er setzte noch einen drauf. Nachdem er erfahren hatte, dass er nicht mal mehr mit seinem Bruder zusammenleben durfte, dass man ihm seine Mutter und Takeru nahm, hatte er beschlossen gar nicht mehr zu reden. Mit keinem Menschen auf dieser Welt, nicht mal heimlich mit sich selbst.

Er schaute seinen Bruder traurig an. Der sah die Tränen des Älteren und nahm ihn in den Arm, da Yamato doch traurig war. „Hörst du Takeru, du darfst jetzt auch nicht mehr reden. Dann kommen sie vielleicht wieder zusammen. Wir müssen sie dazu bringen, wieder zu heiraten. Sie dürfen uns doch nicht trennen. Ich hab dich lieb, Takeru."

Das war das letzte Mal gewesen, dass Yamato seine eigene Stimme gehört hatte. Die helle Stimme eines 6jährigen. Wie sie sich wohl nun anhörte? Er hatte aber nie das Verlangen gehabt, sie wieder zu verwenden. Über die Jahre hatte er sich so daran gewöhnt, dass er nicht glaubte, dass er überhaupt noch sprechen konnte. Seine Stimmbänder waren bestimmt total zurückentwickelt und verkümmert. Aber das interessierte ihn nicht. Er wollte ohnehin nicht mehr sprechen.

Sein Vater hatte viel versucht, um seinen Jungen wieder zum Sprechen zu bekommen. Jahrelange Therapien und Ärzte. Psychologen, mit denen er mehr Zeit verbracht hatte, als mit seinen Erziehungsberechtigten und die wohl mehr Geld gekostet hatten, als einen schicken Sportwagen, den er gerne in zwei Jahren gehabt hätte, wenn die Kohle nicht im Rachen der Ärzte gelandet wäre.

Jedenfalls waren die total überflüssig gewesen. Meistens hatte er dumm in der Gegend herumgeschaut, gespielt oder geschlafen. Nicht einer kam an das Innere des Jungen heran. Er hatte doch keinen Dachschaden. Er war wütend und entschlossen. Das war etwas total anderes und eben das verstanden sie einfach nicht. Wenn sein Vater nicht damit zurecht kam, sein Pech.

Takeru hatten sie schnell wieder dazu bewegen können fröhlich zu quasseln. Erst war Yamato ziemlich enttäuscht gewesen, aber ein dreijähriger konnte den Ernst der Lage nicht wirklich begreifen und hielt das alles für ein Spiel, dass er aber dennoch einen ganzen Tag durchgehalten hatte. Heute war Yamato froh, dass Takeru nicht so wie er geworden war. Er trauerte zwar auch der Familie hinterher, aber seine Mutter war oft zu Hause und er gewöhnte sich sehr schnell an die Trennung der Eltern. Zumal er sich heute fast nicht mehr daran erinnerte, wie es vorher gewesen war.

Takeru war lebenslustig und hatte viele Freunde. Er lachte viel und das gefiel Yamato sehr. Er glaubte, wenn sein Bruder ebenso in sich gekehrt geworden wäre, wie er selbst, hätte er sich große Sorgen gemacht. Aber so war doch alles in Ordnung. Yamato konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass man sich um ihn ebenso solche Sorgen machte, wie um Takeru.

„Du schaust dir doch heute Nachmittag mein Spiel an, oder?" Taichi sah bettelnd zu seinem Sitznachbarn gegenüber. Die Schulglocke hatte gerade den Unterricht beendet und Yamato war froh den Tag halbwegs ohne Nervenzusammenbrüche überlebt zu haben.

Was ihn eigentlich überraschte, denn er reagierte sehr schnell über und nahm sich zuweilen alles zu Herzen. Das traf sowohl auf Wutausbrüche wie Anfälle von Traurigkeit zu. Auch wenn er es vermied seine Gefühle zu zeigen, sprudelte sein Temperament hin und wieder sogar zur Gewalttätigkeit. Nur Tränen zeigte er niemals in der Öffentlichkeit, statt dessen bekam man immer die kalte Maske zu Gesicht mit Augen, die töten konnten. 

Trotzdem konnte er es nicht verhindern, dass die Tränenbäche flossen, wenn er unbeobachtet und alleine in seinem Zimmer saß.

Schließlich wollte er ja nicht als Weichei bezeichnet werden, aber es kam öfters vor, dass er in solch heftige Depressionen versank, dass sein Vater schon mal Babysitter engagieren musste, die auf den Jungen aufpassten, schließlich war sein Vater nie zu Hause. Zwar hatte Yamato niemals vorgehabt, sich umzubringen, aber wenn er depressiv wurde, war seine Zurechnungsfähigkeit stark getrübt und er glaubte schon, dass er mal aus Verzweiflung aus dem Fenster springen würde. Allerdings hatten sich die Aufpasser alle bei ihm in punkto Kontaktaufnahme und Unterhaltung die Zähne ausgebissen.

Gestern Abend war es fast wieder so weit gewesen. Die neue Wohnung, eine fremde Einsamkeit überkam ihn. Sie war noch bedrückender als die normale Einsamkeit, an die er seit Jahren schon gewöhnt war.

Er wurde noch weiter von seiner Mutter und Takeru weggeschafft und Yamato glaubte nicht, dass er das seinem Vater verzeihen konnte, denn das er nun mit dem Bus eine halbe Stunde fahren musste, um seinen kleinen Bruder zu sehen, schmerzte sehr. Früher hatte er sich nicht mal 5 Minuten aufs Rad setzen müssen.

Eigentlich hatte er gar nicht erwartet, dass er es so lange in der Schule aushielt. Innerlich war er schon heute morgen davon überzeugt gewesen, die Schulleitung darum zu bitten seinen Vater anzurufen, damit er ihn abholen konnte. Aber so schlimm wie er es vermutet hatte, war es gar nicht gewesen. Zumindest konnte er nicht sagen, dass er alleine in einer Ecke gehockt hätte, obwohl ihm das wohl am wenigsten aus gemacht hätte.

Aber Tai... Taichi ließ es sich nicht nehmen dem stummen neuen Klassenkameraden voll zu labern, bis Yamato genervt die Arme hochgehoben hatte. Trotzdem fühlte er sich in dessen Gegenwart gar nicht mal unwohl. Dabei war er doch so menschenfeindlich. Vielleicht habe ich heute auch nur einen guten Tag. überlegte sich schließlich gelassen.

Ihm ging es tatsächlich außerordentlich gut. Vielleicht sollte er doch... Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass sein Vater zu Hause auf ihn warten würde. Dieser arbeitete meist bis spät in die Nacht oder noch länger und das würde heute sicher nicht anders sein.

Taichi sah ihn immer noch erwartungsvoll an, bis Yamato merkte, dass er ihm ja noch nicht geantwortet hatte. Langsam nickte er dem Jungen zu. Yamato war selten bei einem Fußballspiel zugegen gewesen. Warum nicht? Anschauen konnte er es sich ja mal.

Taichi schnappte sich seinen Arm und zog den völlig verdutzten Jungen mit sich. Wo wollte der Kerl denn hin? Ich dachte, dass Fussballspiel beginnt erst in einer Stunde. Hatte er es nötig, sich eine Stunde vorher warm zu laufen?

Doch weit gefehlt. Taichis Ziel war nicht die Umkleide, noch der Sportplatz, sondern die Cafeteria, die Yamato doch eigentlich meiden wollte. Er hatte schon in seiner alten Schule erkennen müssen, dass die Nahrung die dort verkauft wurde, entweder ein Fall für die Umweltschutzbehörde, dem Jugendamt, oder die Vergiftungszentrale war.

Daran wollte er nun wirklich nicht sterben. Während er also zusah, wie sich Taichi einen giftigen Fraß nach dem anderen auf das Tablett schaufelte, setzte er sich an einen einsamen Tisch und stützte erschöpft den Kopf auf seine Hände. Das frühe Aufstehen bekam ihm wohl nicht.

„Isst du denn gar nichts?"

Eine neugierige Frage störte Yamato in seinem Müdigkeitsanfall.

Er schüttelte den Kopf.

„Das solltest du aber..." Taichi stopfte sich das erste Stückchen Gift in den Mund.

„Du bist viel zu dünn. Wenn man dich ansieht, könnte man meinen, es wäre eine Hungersnot ausgebrochen."

Und wenn man dich betrachtet, weiß man, du bist schuld daran.

Das was der Junge alles in den nächsten zehn Minuten verdrückte, aß Yamato nicht mal in zwei Tagen. Und dabei schien kein Gramm Fett an seinem Körper zu haften. Wahrscheinlich durch den Sport.

„Hier, du kannst ein Reisbällchen von mir haben. Der Trainer wird dich im Team nicht nehmen, wenn du nichts isst. Wir haben ein paar ganz schöne Rowdies dabei, die dich wahrscheinlich umpusten würden."

Ha! Niemand pustet mich um. Na gut, ich bin nicht der Kräftigste, aber es soll nur einer wagen, mich als schmächtig zu bezeichnen. So mager bin ich nämlich gar nicht. Die sollen nur mal versuchen, mich anzufassen, dann setzt es aber was!

Yamato verweigerte das Essen immer noch.

„Och komm schon! Bitte!"

Warum nervt mich der Kerl so mit dem Essen?

„Tu es für mich!"

Yamato hätte laut aufgelacht, wenn er es gekonnt hätte. Er kannte diesen Strubbelkopf nun seit einigen Schulstunden und schon schien er sein bester Freund sein zu wollen. Yamato musste grinsen. Irgendwie war es ja schon süß.

Um Himmels Willen, was denk ich denn da. Der ist doch nicht süß. Mädchen sind süß auch wenn sich mich mal alle können.

Doch egal wie sehr sich Yamato gegen den Gedanken wehrte. Taichi sah ihn mit einer solchen unschuldigen bettelnden Miene an, dass Yamato nicht mehr wieder stehen konnte. Er öffnete den Mund und nahm das widerliche Reisbällchen von Taichis Stäbchen.

Erst dachte er es würde schrecklich schmecken. Es war matschig und einfach ungenießbar, aber Tais Miene ließen es doch irgendwie schmecken.

„Jetzt kannst du auch Fußballer werden!" lachte Tai laut auf. Yamato schüttelte entsetzt den Kopf. Nein, nein, dass wollte ich damit doch gar nicht ausdrücken. Verdammt war das wieder kompliziert, Tai seine Wünsche begreiflich zu machen. Noch ein Grund, warum Yamato nicht gerne mit anderen Menschen zu tun hatte. Sie verstanden ihn einfach nicht. Nach dem er mit seinem Vater die Gebärdensprache erlernt hatte, waren beide viel zufriedener gewesen. Sie konnten sich verständigen, ohne das Yamato seinen Entschluss brechen musste. Er musste sich selbst zugestehen, dass es seit dem viel einfacher geworden war. Denn diese Versuche sich jemandem verständlich zu machen, war ohne Zettel und Stift extrem kompliziert.

„Willst du das denn nicht?" Ein wenig Enttäuschung lag in seiner Stimme. Anscheinend war Fußball Taichis Lebensinhalt.

Diesmal verneinte er nur leicht. Er wollte Tai nicht kränken, da er selbst nicht so viel Spaß am Sport hatte.

„Hm,... aber du würdest doch ein paar Bälle mit mir schießen?"

Yamato sah sich schon wieder nicken.

Warum war er so verdammt zutraulich zu diesem Strubbeltypen mit den schönen braunen Augen? Yamato kannte sich so gar nicht.

Er fühlte sich seltsam wohl in der Nähe des Jungen. Vielleicht weil dieser nicht versuchte, ihn zum Reden zu bringen, wie das schon so viele versucht haben.

Doch was würde er tun, wenn er erfuhr, dass Yamato sehr wohl hörte, was um ihn herum gesprochen wurde.

So wie er sein Glück kannte, würde er ihn nicht mehr in Ruhe lassen, wie all die anderen. Also sollte er sich keine Hoffnung darauf machen, einem Menschen begegnet zu sein, zu dem er vielleicht sogar Freundschaft aufbauen wollte. Diese perfekte Person gab es ohnehin nicht.