A/N: Gugg mal da, ich hab noch ein Kapitel fertig *jipppiiiiehhh*
Zuerst natürlich die lieben lieben netten Reviewer: DANKE!!!!
@SSJSweety: Wer sagt dass ich aufhöre :). Ich höre erst auf, wenn am Ende -not to be continued- steht.
@emily: Gitarre spielen lesen... hm.. das ist ein Punkt, über den sich reden lässt. Ich werde es berücksichten :). Schön, dass du für Miyako Sympathie empfindest. Das wollte ich auch erreichen. Muss ja nicht jedes Mädchen in einer shonen ai - Story ne Niete sein, oder? Sie ist in meiner Vorstellung auch eine positive Figur, nur eben mit anderen Idealen.
@KaisAngel: Na Herz wieder in Ordnung? Tja, ich mag Johnny Depp auch gerne, aber dieser kleine Elb hat es mir nun mal angetan, aber um so besser, wenn du ihn nicht so magst, mehr für mich ;). Das Wort "Hingewurschtelt" kenne ich ... kommst du aus Hessen *lach*. Du schreibst jedenfalls ähnlich meiner Muttersprache. Ich hoffe dieses Chap... ist ein wenig, aber nur ein wenig rücksichtsvoller auf dein Herz... obwohl eigentlich nicht hähähähä :).
@Hebi: Danke für deine superliebe Mail und das Interesse :)
Sooo ich glaube, dies ist das Kapitel, in dem zum ersten Mal wirklich das Thema Homosexualität zur Sprache kommt.
Sollte dies jemanden stören, erscheint hier die Warnung.
WARNUNG: Diese Geschichte handelt von Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen
Partnern, d.h. nicht, dass es hier jetzt voll abgeht... Es geht nur um den
Gedanken daran.
Eigentlich finde ich es ziemlich schwachsinnig davor zu warnen. Bei einem Hetero-Pärchen schreit man ja auch nicht: ACHTUNG ROMANTIK!!!! Ist doch egal, was man liebt, ob Frau, Mann oder Duschkopf, so lange niemand gezwungen wird. (Ich entschuldige mich bei allen Verfechtern der jungfräulichen Duschkopfvereinigung.)
Also sollte es tatsächlich Leute geben (und die gibt es) die Homosexualität anstößig finden, kann ich nur sagen: Hallo, wir leben im 21. Jahrhundert! Und selbst wer in der Vergangenheit weilt, denkt an die alten Griechen, die hatten auch schon Spaß dran, wenn auch moralisch zweifelhaften.
Freundet euch endlich damit an! Wenn ihr deswegen jetzt aufhört zu lesen, empfehle ich 'ne Frischzellenkur für das Toleranzempfinden!
Für jene, die Liebe als das nehmen was sie ist, nämlich einfach nur schmerzhaft und schön, wünsche ich jetzt viel Spaß mit Chap 11.
Bye Alli, die heute den Gerechtigkeitsdrink heruntergespült hat.
*hier ist übrigens gerade ein riesiges Feuerwerk... Typisch Sachsen... die feiern immer ;)*
11. Kapitel
Völlig aufgelöst stürzte Yamato aus der Wohnung.
Er rannte nach Hause. Dabei hasste er rennen. Er konnte es nicht leiden außer Atem zu sein, doch diesmal musste es sein. Er musste so schnell von dieser Verrückten weg. Am besten ganz weit weg.
Was fiel dieser Frau eigentlich ein? Er war doch nicht schwul. Er mochte Tai natürlich, aber doch nicht so. Taichi war der Erste gewesen, der ihn nicht zurückwies, der einfach sah, dass Yamato eigentlich doch gerne einen Freund gehabt hätte. Er war einsam gewesen ohne Tai. Auch wenn er selbst gerne den Starken spielte, der unabhängig von allen ohne Freunde leben konnte, der eigentlich nur auf sich selbst angewiesen war, so war ihm seine Einsamkeit nach dem er Tai kennengelernt hatte, erst so richtig aufgefallen.
Nach nur einer Woche konnte sich Yamato ein Leben ohne den quasselnden Wirrkopf gar nicht mehr vorstellen. Das bedeutete aber doch noch keineswegs dass er in... Taichi... Nein, verdammt, er war nicht in Tai verknallt. Das konnte er nicht. Das durfte er nicht. Damit würde er doch alles zerstören!
Tai würde ihn hassen. Aber was machte er sich denn Sorgen? Es war doch gar nicht wahr, was Miyako gesagt hatte. Doch er hoffte inständig, dass sie ihr Versprechen hielt. Niemand, selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach, durfte davon erfahren. Taichi würde Yamato hassen, weil er durch in diesen Verdacht geraten war. Die Schule würde sich nicht nur über Yamato lustig machen. Das würde er noch ertragen können. Aber wenn sie über Taichi lachte, das könnte sich der Blonde nie verzeihen. Er hatte gesehen, wie sehr Taichi darunter gelitten hatte, dass man sich wohl schon einmal wegen seiner Exfreundin über ihn lustig gemacht hatte.
Das wollte Yamato ihm ersparen. Zumal dieser ja auch wütend auf ihn werden konnte und das wollte er am meisten verhindern.
Er rannte in die nächste Straße rein. Noch zwei Straßen, dann war er zu Hause. Dort wo er eigentlich schon seit Stunden sein wollte, ohne Miyako, Frauen oder Unterstellungen.
Doch als Yamato sein Haus von Weitem erkannte, blieb er stehen.
Was wenn er wirklich ...
Er wollte Miyako nicht haben. Er empfand gar nichts für sie. Aber schlimmer noch. Ihre Reize, die sie sehr deutlich ausgespielt hatte und die wohl jeden normalen Jungen gefügig machen konnten, schlugen bei ihm nicht an. Er war nervös gewesen, aber er hätte sich zwingen müssen, etwas bei ihren Berührungen zu empfinden. Kurzum, es hatte ihn einfach nicht so angemacht, wie er das selbst von sich erwartet hätte, oder besser gesagt, wie er glaubte, dass es hätte sein müssen.
Vielleicht stand er auf ganz andere Mädchen?... Oder gar keine.. Yamato war drauf und dran diese zweite Stimme in seinem Hinterkopf windelweich zu prügeln. Halt die Klappe, Halt die Klappe, Halt die Klappe!!!!
Schrie er sich selbst an. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Er wollte das nicht. Er wollte ganz einfach nicht. Er hatte nichts gegen Homosexuelle, aber er wollte auch keiner sein. Er hatte keinen Bock darauf, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, die dann auf ihn zu kommen würden. Die Lästereien, die seltsamen Blicke. Die Leute fanden ihn so schon komisch. Er war schon immer der Freak gewesen. Er würde zum Freak der Freaks werden. Zumindest in der Schule.
Was war mit seinem Vater? Würde er ihn denn dann noch ebenso lieb haben? Oder hasste er Schwule? Er hatte nie mit seinem Vater darüber gercdet? Vielleicht schmiss er ihn raus, wenn er das erfuhr. Und Takeru und Mama? Vielleicht mochte diese ihn dann auch nicht mehr. Yamato glaubte nicht, dass er es ertragen könnte, wenn er so seine Familie verlor. Das würde ihn umbringen. Er würde alles verlieren was ihm etwas bedeutete. Das durfte doch einfach nicht wahr sein.
Er wollte das nicht Nein, Nein, Nein, Nein, NEIN!!! Kleine Tränen kullerten die Wange herunter.
Aber du hast Tai gern. Du hast ihn sogar sehr gern. Lieber als jedes Mädchen...
Wieder verfluchte er diese innere Stimme, die ihm ganz genau sagte, dass er sich wohl oder übel dieser Sache stellen musste. Diese verdammte Stimme, die ihm sagte, dass er auf sein Herz hören musste. Die grausame und gnadenlose Realität, die schon zum zweiten Mal sein Leben zerstören wollte.
Warum konnten er und Tai nicht einfach nur ganz normale Freunde sein? Warum passierte das ausgerechnet ihm?? Yamato, der schluchzend an einer Hauswand hinabgesunken war, rappelte sich mit viel Mühe wieder auf.
Seine Beine trugen ihn fort von dem hohen Haus, in der er eine Wohnung mit seinem Vater teilte... Noch.... Ob er dort noch willkommen war, wenn sein Vater die ganze Sache erfuhr?
Ein paar Minuten später erreichte Yamato das Fußballfeld, an dem Taichi so gerne außerhalb der Schule seine Bälle kickte.
Alles roch hier förmlich nach Taichi. Der sandige Boden. Das Leder des fliegende Balles, der wie ein Geschoss aus einem Gewehr auf das Tor zu raste. Taichi in seinen kurzen Hosen und dem blauen T-Shirt, dass er gerne trug. Seine Entschlossenheit dieses runde Ding zwischen die zwei Pfosten zu kicken auf dem Gesicht. Diese muskulösen, sehnigen Beine, die in einen durchtrainierten Körper übergingen, den man nur zu gut unter dem T-Shirt erahnen konnte.
Wie gerne wollte Yamato mal über seine Brust streichen, diese Muskeln spüren, die weiche gebräunte Haut liebkosen.
Oh Gott... sie hat recht...Verdammte Scheiße!!!!!!!!!!! Er knickte ein, landete unsanft mit seinen Knien auf dem sandigen Boden und hämmerte mit seinen Fäusten Löcher hinein, bis die letzten Tränen versiegt waren.
Schnell wischte er sich die Augen trocken. Man durfte ihn nicht heulen sehen. Das würde dem Ganzen noch die Krone aufsetzen. Obwohl... Die Krone hatte er schon. Er würde sie noch zusätzlich mit Edelsteinen verzieren.
Ein paar Minuten später war er froh darüber, dass er sich die Augen getrocknet hatte. Sie waren noch ein wenig rot, aber man konnte nicht mehr wirklich feststellen, dass er geweint hatte.
Ein paar leichte Schritte waren hinter ihm zu hören. Im ersten Moment glaubte er, dass ihm Miyako gefolgt war, doch dann beugten sich braune, wuschelige Haare zu ihm herunter.
"Hey, Yama. Was machst du denn hier?" fragte der grinsende Junge vor ihm. Doch sobald er den Gesichtsausdruck des Blonden gesehen hatte, verblasste das Lächeln.
"Ist alles klar? Du siehst irgendwie betrübt aus."
Yamato blickte ihn an und schmolz augenblicklich in diesen schokoladenfarbenen Braun.
Bevor er seinen Notizblock hervorholte, oder sonst irgendwie eine Antwort gab, umschlangen seine Arme den völlig perplexen Jungen und drückten ihn an sich.
Taichi versteifte sich einen Augenblick, drückte den blonden Jungen aber nicht von sich.
"Yama, also... ähm... es wird alles wieder... egal was passiert ist..."
Eine halbe Minute später, die Yamato wie eine Ewigkeit vorgekommen war, ließ er schweren Herzens den anderen Jungen los. Doch nicht, bevor er nicht tief den Geruch seiner Haut und Haare eingeatmet hatte. Erschrocken stellte er fest, wie sehr seine Sinne durch die Anwesenheit von Taichi Yagami vernebelt wurden. Er brauchte ein paar Sekunden, bevor er wieder klaren Gedankens in das Gesicht seines Gegenübers blicken konnte, obwohl ihn dort gleich der nächste Schock erwartete. Tai war besorgt.
Die schönen Augen brannten sich tief in seine.
"Was ist denn los?" fragte er behutsam.
//Nichts, aber danke das du da bist.// Yamato lächelte leicht.
"Willst du mir nicht erzählen, was geschehen ist? Wolltest du nicht gleich nach Hause gehen? Ich habe nämlich schon bei dir geklingelt, aber du warst nicht da."
Oh nein, er hatte Taichi versetzt?? War es denn schon so spät? Ein Blick auf Yamatos Armbanduhr sprach etwas von fast 19 Uhr. Wie konnte die Zeit so schnell herumgehen?
"Wo warst du denn heute mittag?"
//Nicht so wichtig.// Wie sollte er das Taichi erklären?
"Nun sprich schon..."
Yamato runzelte die Stirn.
"Oh, Verzeihung, also... Nun schreib schon!" Tai grinste verlegen. Der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen brachte Yamatos Herz zum Purzelbäumeschlagen.
//Ich war Essen mit Miyako.// antwortete er ehrlich.
Tai zog die Augenbrauen hoch. "Und das war so schlimm?"
Yamato schüttelte den Kopf.
"Hat sie dich angebaggert?"
Yamato wurde nun selber rot und auf Tais Gesicht legte sich ein Grinsen.
"Ja, glaub ich gern. Sie ist ziemlich scharf auf dich."
//Hab ich gemerkt.//
"Warum bist du dann so bedrückt??? Ich meine, sie ist süß... verdammt sexy..."
Yamato schluckte. Tai sah in ihr das, was er heute nachmittag hätte sehen sollen. Die Hoffnung, dass Tai seine neuentdeckten Gefühle erwiderten, sank von unmöglich herab bis zu absolut hoffnungslos.
"Habt ihr nur gegessen, oder habt ihr euch dann noch weiter getroffen?"
Tai schien Miyako schon sehr gut zu kennen, wenn er ihre Vorgehensweise kannte.
Yamato wurde immer röter im Gesicht und Tai grinste vor sich hin.
"Sie hat dich also erwischt, hä?"
//Mehr oder weniger...//
"Hast du mit ihr...?" Neugierig schaute ihn sein Freund an und Yamato riss die Augen auf.
//Also... Ich habe... Nein!//
"Nein?" Tai runzelte die Stirn. "Seid ihr gestört worden?"
//Nein...//
"Hast du... ähm... naja, ER... hat ER nicht so gewollt wie...?" Tai machte eindeutige Kopfbewegungen nach unten. "Also, wenn das wirklich nicht ging, mach dir darüber keine Gedanken. Das kann schon mal passieren, wenn man nervös ist. Deswegen brauchst du nicht so traurig sein. Beim nächsten Mal klappt es sicher ohne Probleme."
Yamato riss die Augen auf und starrte Tai erschüttert an.
"Hey, mach dir keine Sorgen, dass bedeutet nicht dass du nicht kannst oder so..." Der Braunhaarige legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes, der immer noch entsetzt war. Tai glaubte doch tatsächlich, dass er versagt hatte. Was konnte heute noch Schlimmeres geschehen?
"Du hattest vorher noch kein Mädchen, oder?" Tai schien sich wirklich darauf bedacht zu sein, Yamato Starthilfe in punkto Frauen zu geben.
Yamato schüttelte den Kopf.
"Na ja, eine Frau wie Miyako kann einen jungen Mann schon mal einschüchtern."
Was soll denn das heißen? Bist du so alt?
"Sie wollte sicherlich nur ein Abenteuer, oder?"
Yamato nickte.
"Du hast dich doch nicht in sie verknallt oder?" Taichi hielt seinen Freund fest, obwohl sie gerade erst losgelaufen waren, mussten sie wieder anhalten.
//Nein!!!!// wehrte er entschieden ab. Nicht in sie...
"Du meine Güte, ich dachte schon. So niedlich Miyako ist, wenn sich ein Junge in sie verknallt, hat er gelitten. Sie hält nichts von Beziehungen. Das hätte ich wirklich nicht für dich gewollt. Du bist mein Freund, ich will nicht dass du bei deiner ersten Freundin so leidest, wie andere."
Tai lächelte gequält. Yamato konnte nicht anders, als seine Hand zu nehmen und sie in Freundschaft zu drücken.
"Weißt du, es hat echt wehgetan. Ich war auch sehr nervös gewesen beim ersten Mal und es hat eigentlich nicht so geklappt, wie man sich das vorher so vorstellt. Ich meine, es ist schon klasse und so, aber um ein guter Liebhaber zu sein, braucht man wirklich ein wenig Erfahrung. Das holt so manchen selbstüberzeugten Macho ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück."
//Warst du denn ein Macho?//
"Na, vielleicht ein bisschen. Ich habe mir eingebildet jedes Mädchen kriegen zu können. Und das ich auch jede glücklich machen könnte. Und sowieso wäre ich ein achsotoller Supertyp. Eigentlich bin ich ja auch ein Supertyp," Tai grinste verschmitzt, "aber dennoch ist es besser, wenn man merkt, dass man nicht der Mittelpunkt der Welt ist."
//Das kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen!// meinte Yamato träumend.
"Oh doch, ich war naiv, arrogant und hatte ein Selbstbewusstsein, dass den Mond am Arsch lecken konnte. Ich bin ganz schön auf die Schnauze gefallen. Das hat sehr weh getan, aber ich denke, ich habe daraus gelernt. Jetzt wünsch ich mir manchmal, ich hätte wieder ein wenig mehr Selbstvertrauen, besonders in Bezug auf Mädchen."
//Oh...!!// Ein trauriger Schimmer überschattete das Gesicht des Blonden. Träume zerplatzten.
Tai lächelte ihn immer noch an. "Hey, das nächste Mal klappt es bestimmt."
//Hm...//
"Weißt du, ich habe noch nie so einfach darüber geredet. Normalerweise hasse ich es, darüber zu reden. Aber mit dir ist das ganz einfach. Ich meine, okay, du unterbrichst mich nicht..." Taichi lachte und auch Yamato grinste breit.
Mittlerweile waren sie bei Yamato zu Hause angelangt. Der Blonde schloss auf und sie betraten den Aufzug.
"Ich hatte noch nie einen Freund wie dich, Yamato."
Klopf, Klopf, Klopf... Aussetzer... Klopf, Klopf.
Erstaunt drehte er sich um.
"Ich habe eine Menge Freunde, aber die sind nicht so wie du, so als würdest du ganz alleine mir gehören..."
Ich gehöre dir. Jedes einzelne Haar ist heute nachmittag in deinen Besitz übergegangen. Oh Schreck was denk ich denn da. So schlimm kann es doch nicht sein...
Die Aufzugtür öffnete sich.
Sie starrten sich einander an.
Die Aufzugtür schloss sich.
"Ich habe das Gefühl, dass ich mich vor dir nicht zu verstecken brauche. Ich brauche mich nicht schämen. Du wirst nicht schlecht von mir denken. Du nimmst mich als besten Freund so wie ich bin. Egal wieviel ich rede." Tai grinste schwach.
"Das bist du doch oder? Yamato? Bist du mein bester Freund?"
Yamato nickte.
"Ich vertraue dir einfach so und weiß nicht warum. Wir haben einfach einen Draht zueinander, oder?"
//Das haben wir. Sogar ein Stahlseil.//
"Ja!"
Tai nahm ihn noch mal in seinen Arm. Das zweite Mal an diesem Tag. Für Yamato war es der Himmel auf Erden, Tai schien ein wenig versteift. Umarmungen zwischen Männer waren im Aufzug vielleicht weniger peinlich, aber wohl genauso ungewohnt wie auf einem Schulhof.
Als sie endlich in Yamatos Zimmer saßen, beobachtete der Braunhaarige seinen Freund, wie er seine Schulsachen verstaute, die Ecke unter der Heizung machte sich besonders gut, und eine CD in die Anlage legte.
"Erzählst du mir jetzt, was genau passiert ist?"
Yamato holte tief Luft, nahm seinen Notizblock und schrieb.
//Ich wollte nicht.//
Taichi las den Text länger als nötig gewesen wäre.
"Du wolltest nicht? Also hättest du gekonnt?"
//Ob ich gekonnt hätte, weiß ich nicht, weil es nicht so weit kam. Und es ist auch unwichtig, ob ich gekonnt hätte. Sie ist nicht mein Typ.//
"Sie ist jedermanns Typ, Yama!"
//Nun, meiner eben nicht.//
"Du hast Miyako Inoue von der Bettkante gestoßen?" Fassungslos starrte ihn der Strubbelkopf an.
//Eigentlich bin ich eher aufgestanden.//
"Das glaub ich nicht. Ich meine, wir reden hier von Mi! Die Frau, die wirklich noch jeden rumgekriegt hat, auf den sie es abgesehen hat."
//Es wurde Zeit, dass sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde.// Yamato lächelte leicht. Doch sein Freund erwiderte dieses Lächeln nicht. Dazu war er zu geschockt.
"Ich meine, woran lag es wirklich??? Hattest du Angst oder wie?"
//Das auch.// gab er zu, um Tai nicht gänzlich zu desillusionieren.
"Und woran noch?"
//Es war mir zu schnell.//
"Willst du dich etwa aufheben??" fragte Tai ungläubig.
//Was wäre so schlimm dran?// erwiderte der Blonde aufbrausend.
"Gar nichts, es ist nur... Man, die wird ganz schön sauer sein."
//Da kann ich ihr nicht helfen.//
Tai beobachtete seinen Freund, wie dieser begann sein Zimmer aufzuräumen.
"Bist du vielleicht in eine andere verknallt?"
Yamato erstarrte. Sein Gesicht lief puterrot an.
Er schüttelte schnell den Kopf, vielleicht etwas zu schnell.
//Du?// konterte er bevor Tai misstrauisch die Augen zusammenziehen konnte.
Nun errötete dieser. Yamatos Hoffnung begann zu schwanken. Also ja? In wen? Vielleicht in ihn? Könnte das möglich sein??? Würde Tai ihm diesen Wunsch erfüllen?
Nein, das würde er sicherlich nicht. Es war bestimmt jemand anderes. Ein Mädchen, wunderschön und beliebt. Jemand, der zu Tai passte. Viel besser als er selbst. Dennoch schaute er den Strubbelkopf gespannt an. Warum antwortete er nicht?
"Ich...? Ob ich verliebt bin? Also... ähm..."
//JA?//
"Nein, eigentlich nicht."
//Oh...// Was war schlimmer? Zu wissen, dass Tai ihn nicht liebte, aber auch sonst niemanden, oder zu wissen dass Tai jemanden liebte, aber möglicherweise nicht ihn.
"Ich lasse mir noch ein wenig Zeit. Das richtige Mädchen taucht schon irgendwann auf. Wer weiß, ob das in drei Wochen, einem Jahr oder erst 5 Jahren geschieht. Ich lass mich überraschen."
Das richtige Mädchen... Irgendwer da oben kann mich absolut nicht ausstehen!
"Welchen Typ bevorzugst du dann eigentlich, wenn nicht Mi?"
//Braunhaarig, sportlich.// antwortete er ehrlich, aber dennoch gelassen genug, dass Tai keinen Verdacht schöpfte.
"Echt, du legst die Haarfarbe fest?"
//Ich lege sie nicht fest, ich bevorzuge sie.//
"Ach so, aber du würdest dich auch in ein Mädchen verlieben, dass nicht diesen Idealen entspricht?"
//Darüber habe noch nicht nachgedacht.//
"Ist wohl auch besser so. Offen für alles, sozusagen..." Tai lachte auf. Und Yamato musste unwillkürlich mitgrinsen. //Sozusagen...//
"Du sagst mir doch wenn du das Mädchen deiner Träume gefunden hast, oder?"
Yamato hielt einen Moment inne und starrte den Jungen auf seinem Bett an.
Auf deinem Bett... shit Yamato, lass diese Gedanken!!!
Schnell fasste er sich von seinem Schrecken wieder. Das Schlupfloch, das ihm Taichi gelassen hatte, rettete diese Situation.
//Klar, wenn ich das "Mädchen" meiner Träume gefunden habe, sage ich dir sofort Bescheid.//
Yamato würde sein Geheimnis nicht verraten müssen. Tai durfte nichts davon erfahren. Er redete immer nur von Mädchen. Wer wusste schon, ob er es verkraften konnte, von einem Mann geliebt zu werden.
Tai durfte nicht wissen, dass er das andere Geschlecht bevorzugte, so dass er auch nie auch nur auf die Idee kam, Yamatos Blicke richtig zu interpretieren.
Das durfte einfach nicht geschehen. Jetzt wo es wirklich wahr war, durfte er überhaupt niemals erfahren, was in Yamato vorging. Tai sagte, er vertraue ihm einfach so. Wenn er ihn jetzt so enttäuschte, dann wäre alles vorbei. Er würde Tai verlieren... Allein schon der Gedanke daran, drehte Yamato der Magen um.
Nein, Tai durfte nie... niemals erfahren, welche Anziehungskraft er auf den Blonden ausübte; welche warmen Gefühle, welche heißen Schauer ihn erfassten, wenn er ihn berührte; welche Sehnsucht sich in seinem Herzen ausbreitete, wenn er in diese wundervollen Augen sah. Yamato würde sein bester Freund und damit glücklich bleiben. Seine Gefühle schloss er ganz tief in sich ein. So grausam es auch im ersten Moment klang. Er würde sich damit begnügen, die Liebe einer Freundschaft zu genießen.
-to be continued-
