A/N: Hallooo ihr lieben und noch mehr lieben. Es geht weiter, jaja...

Dieses Kapitel mag ich irgendwie. Man sieht Taichi mal von einer ganz anderen Seite. Das gefällt mir. Allerdings wird es nicht viel Humor geben. Es ist eher sehr bedrückend. Ich hoffe ihr mögt es trotzdem gern und reviewt fleißig :)

@KaisAngel: Wieso bin ich gemein :)?? Naja, fast wie in der Werbung. *lach* Ich hoffe die Auflösung ist nicht zu flach grins. SO du willst also dass sie zusammen kommen, ja??? Na, ich weiß nich...

@Bishou: Ja, ich kläre es auf :). Die TV-Sendung hieß übrigens: Dalli Dalli. Ist ewig alt und wurde von Hans Rosenthal moderiert, der schon viele Jahre nicht mehr unter uns weilt (seit 87 oder so). So alte Menschen wie ich :), haben das tatsächlich noch erlebt. Aber viel kann ich mich da auch nich erinnern. Fernsehen war damals nicht wichtig genug. Da war ich gerade mal 8...

@Queran: Ja, du hast es erfasst. Taichi ist Telepath und vom Planeten Vulkan. Bestimmt haben dich die spitzen Ohren darauf gebracht *hehe* ... naja lies einfach mal, vielleicht gibt es ja doch noch ne einfachere Erklärung...

@Deedo: Ich glaube es ist normal, dass wir  hin und wieder mit Chaos auf FF.net rechnen müssen. Tja, ... Schön dass dir meine Geschichte gefällt und die Lösung des Problems hast du schon erfasst :)

@TrunksBabyGirl: WOW, soviel Lob. Das spornt doch an, noch mindestens 20 Kapitel zu schreiben hihihihihi.... Die Frage wird, wie ich nun schon mehrmals geschrieben habe, sofort beantwortet. Aber ich konnte mir den Cliffhanger einfach nicht nehmen lassen. UND LASS MEIN BEIN LOS!!!! :))))

@SSJSweety: Der arme Taichi... ja so könnte man es ausdrücken. Was meinst du mit ich werde dich nicht mehr los, wenn die Geschichte fertig ist... dann muss ich ja noch ne zweite schreiben... ich hab doch noch gar keine Idee. Na, vielleicht fällt mir was ein... nächstes Jahr oder so :p.

@YanisTaniem: Danke, danke. Ich bemühe mich ständig ein paar Sätze zu schreiben, aber meistens dauert es doch etwas länger. Dafür hab ich ein schön langes Kapitel geschrieben :)

@aderishia: Ich bin schon ne Einstiegsdroge??? Jetzt mache ich mir echt Gedanken *hihi* schön das du wieder da bist :)

@shine21: Ich versuche immer originelle Ideen hereinzubringen, ob mir das immer gelingt ist eine andere Sache, aber schön dass du das so empfindest.

Soooooo viele Reviews, ich weiß gar nicht was ich sagen soll... ich bin ja sooooo gerührt :) *flenn*

Ich hoffe, die Sache mit dem Update funktioniert. Aber ich vertraue darauf, dass ihr diese Geschichte wiederfindet.

Die Story ist übrigens auch auf Hebi und Ryus Seite: www.nekokami.de zu finden und wenn ihr mal Lust habt, schaut doch dort einmal vorbei. Ich bin sicher die beiden freuen sich tierisch.

So nun halte ich EEENDLICH die Klappe. Hier geht es weiter mit Chap 13

Alli

13. Kapitel

Yamato erstarrte.

Nicht lesen?

Wie meinte Taichi das?

Er konnte nicht lesen? Taichi sah ihn verzweifelt an und Yamato hatte immer noch Probleme zu begreifen, was er da gerade gehört hatte.

//Hast du Legasthenie?// Das war seine erste Vermutung, aber in dem Moment, in der er sie aufgeschrieben hatte und Tai den Zettel zuschob, sah er schon, dass dies wohl Blödsinn gewesen war. Taichi hätte ihn sonst unmöglich verstehen können. Sie unterhielten sich seit Wochen nur mit Notizzetteln.

Taichi runzelte ungläubig die Stirn.

„Weißt du wie sinnlos es ist, einem Legastheniker, der noch nichts gegen seine Schwäche unternommen hat und der gerade offen erklärt hat, dass er nicht lesen kann, schriftlich zu fragen, ob er daran leidet?"

Yamato nickte. Ja, schlau wurde man immer wenn man sich lächerlich gemacht hatte.

//Aber wie meintest du es dann?//

„Ich kann die Schrift an der Tafel nicht lesen, oder auch vom benachbarten Blatt."

Yamato dämmerte es. Das ging aber schnell, Yama.

Wenn Taichi schrieb, hatte er dabei fast die Nase auf dem Papier. Warum hatte er nicht daran gedacht?

//Du bist kurzsichtig?//

Tai nickte.

//Und?//
„Was und?"

//Na, warum trägst du dann nicht einfach ne Brille?//
„Weils scheiße aussieht."

//Es gibt Kontaktlinsen.//

„Hm..." Tais Antwort war nicht wirklich aufschlussreich.

//Ich verstehe dein Problem nicht.// gab Yamato zu. Tai führte sich auf, als würde die gesamte Welt untergehen. Wieviele Millionen oder gar Milliarden Menschen brauchten eine Brille? Nun, es war vielleicht ein wenig umständlicher als ohne, aber solange er kein Pilot werden wollte, würde er doch keine Probleme in Zukunft bekommen. Und für den Fußball gab es schließlich Kontaktlinsen. Seine Mutter trug die auch und sie schien super damit zurecht zu kommen.

„Ne, natürlich verstehst du das nicht. Du bist ja auch nicht blind!"

//Aber stumm.//

Tai warf ihm einen verzweifelten Blick zu. „Lass mich einfach, okay?"

//Nein, nicht wirklich.//

„Man, Yama, was willst du denn hören?"

//Warum dich das so belastet? Ganz ehrlich, Taichi, so oberflächlich habe ich dich nicht gehalten, als dass du solche Panik davor hast, in der Schule mit einer Brille aufzutauchen. Deine Sehschwäche scheint auch nicht so stark zu sein, dass du sie immer tragen musst. Es wird dich keiner auslachen oder für ein Weichei halten, wenn du im Unterricht ein Brillengestell trägst. Wer weiß, vielleicht finden einige Mädchen dass sogar cool. Heutzutage braucht man nicht mehr mit einer altmodischen Hornbrille herumlaufen. Eine Brille gilt als modisches Accessoire.//

Yamato hatte so schnell geschrieben, dass ihm fast die Hand weh tat. Er wollte jetzt unbedingt wissen, was für ein Problem Taichi hatte. Eigentlich fand er, dass Tai ein Gesicht hatte, dass mit einer schicken Brille ziemlich klasse aussehen könnte. So wie er immer klasse aussah. Taichi hatte ja hin und wieder auch eine Sonnenbrille auf, die sein natürliches gutes Aussehen noch unterstrich. Er würde jedenfalls kein Problem damit haben. Dummerweise wollte Taichi aber nicht Yamato beeindrucken.

„Na super!" War die missmutige Antwort die Yamato bekam.

Mit Angriff kam er also nicht weiter. Also versuchte es der Blonde auf die einfühlsame Tour.

//Gehen wir in den Park?//

„Ich dachte, du wolltest zum Unterricht."

//Zwischen „wollen" und „sollen" besteht immer ein großer Unterschied.//

Tai schaute seinen besten Freund an und nickte leicht. „Okay, lass uns in den Park gehen. Tut mir leid, dass ich so aggressiv bin."

//Ich habe keinen einzigen blauen Fleck.// grinste der Blonde.

„Nein, ich meinte, es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe und so. Ich weiß, dass du mir nur helfen willst, aber du kannst mir nicht helfen."

//Wieso?//

Taichi seufzte.

Lange schwieg er und Yamato ahnte, dass sein sonst so fröhlicher Wuschelkopf einige Zeit brauchte, um seine Gedanken zu ordnen und die geeigneten Worte zu finden. Wie schwer es war, die Wahrheit zu sagen, konnte Yamato nachvollziehen. Er selbst fand nicht mal im Ansatz den Mut Tai von seinen Gefühlen zu erzählen.

Schließlich setzten sie sich auf ein großen Stein. Der Park war in Abschnitte unterteilt. In einigen waren Hunde erlaubt und viele Büsche und Bäume gepflanzt, andere waren mit Kinderspielplätzen versehen. Yamato bevorzugte seitdem er hierher gezogen war, einen kleinen Abschnitt, der nur von Büschen eingegrenzt war und einen größeren Teich beinhaltete. Riesige Steine, die einfach ungeordnet auf dem gepflegten Rasen lagen, gaben dem Fleckchen Erde eine besondere Note von Unberührtheit. Kaum jemand verirrte sich hierher. Die Spazierwege machten einen Bogen um diesen Bereich.

„Ich habe Angst, Yamato."

Der Blonde hatte seinen Notizblock in seine Hosentasche zurückgesteckt und wartete erst einen Moment bis er ihn wieder hervorholen wollte. Das war seine Form von Ausreden lassen.

„Es geht nicht darum, dass ich Angst habe, wie ich mit einer Brille aussehe. Ehrlich gesagt, ist mir das ziemlich scheiß egal. Und wenn ich wie ein Depp aussehe.  Ich weiß ja selbst, dass es besser wäre, zumindest annähernd gute Noten zu haben. Besonders weil ich mit dem Fußball weiter machen will. Ich würde gerne Sport studieren. Und für ein Studium muss ich die Hochschulreife haben und das kann ich nur machen, wenn ich in Mathe nicht durchfalle, aber so wie es jetzt aussieht... Man, du weißt doch wie wichtig mir das Spiel ist."

Yamato nickte. //Wenn du willst, helfe ich dir in Mathe. Das ist kein Problem. Das mache ich gern. Wir holen alles nach, was du nicht verstanden hast. Vielleicht kannst du in der nächsten Kontrolle deine Note aus dem Gröbsten wieder herausholen.// Nun hatte er doch wieder seinen Notizblock gezückt.

„Echt?"

//Na klar. Das schaffen wir schon. Aber damit ist das eigentliche Problem nicht gelöst. Früher oder später wirst du dieses Problem in allen Fächern haben, in denen du von der Tafel abschreiben musst. Ich kann dir zwar immer alles geben, aber das bringt es doch nicht.//

„Stimmt. Eigentlich wollte ich meinen Führerschein machen."

//Das kannst du auch tun.//

„Aber wie lange. Ich weiß nicht ob ich überhaupt jemals Auto fahren lerne, oder Profi-Fußballer werde. Vielleicht ist eh alles nutzlos."

//Warum?// Tais Augen glitzerten. Tränen bildeten sich in ihnen. Yamato kam nicht umhin, seinen Arm um dessen Schultern zu legen.

„Ich..." der Braunhaarige schluckte hart. „Ich werde vielleicht... bald nicht mehr sehen können. Also gar nicht mehr, nicht mehr nur schlecht."

//Was?//

„Ich werde blind, Yama." Tai brach nun endgültig in Tränen aus.

Yamato war geschockt. Er fing den Schluchzenden in seinen Armen auf und wiegte ihn leicht, ohne es selbst zu bemerken.

//Wieso? Warum denn? Was hast du?// Das Augenlicht verlieren war so ziemlich das Schlimmste, was sich Yamato vorstellen konnte. Den Tauben zu spielen hatte ihn mittlerweile zu der Erkenntnis gebracht, dass es gut möglich war, ohne Töne zu leben. Es ging vielleicht nicht perfekt, aber es ging. Auch wenn er die Musik sehr vermissen würde.

Doch ohne zu sehen. Die Vorstellung nie mehr in Tais Augen blicken zu können und langsam aber sicher, das schokoladenbraun zu vergessen, war eine wahre Horrorvorstellung für den Blonden.

„Also ich weiß es nicht sicher, aber ich habe das im Gefühl." gab der Wuschelkopf schließlich zu.

//Und was gibt dir dieses Gefühl?//

„Ich habe dir doch erzählt, mein Großvater wäre Nachtwächter gewesen."

Yamato nickte.

„Also das war er nur wenige Jahre gewesen. Mein Großvater ist eigentlich noch ziemlich jung. Für einen Großvater. Als meine Mum zur Welt kam war er gerade erst 17 Jahre alt gewesen und meine Mutter hat mich auch schon mit 19 bekommen. Er hat nur bis zu seinem 30. Lebensjahr arbeiten können. Am Anfang war es auch nur eine Sehschwäche gewesen und er trug eine Brille, doch als er 27 war, wurde es immer schlimmer. Innerhalb von fast drei Jahren ist er blind geworden."

//Das ist schrecklich.//

„Ja, und das schlimmste ist. Sein Großvater ist auch schon früh blind geworden, und dessen Bruder wurde sogar blind geboren. Der Bruder meiner Mutter sieht auf einem Auge nur noch 15% und auf dem anderen 40%. Und jetzt fängt es bei mir auch an. Sie sagen, dass es in unserer Familie genetisch bedingt ist. Fast alle männlichen Mitglieder waren erblindet oder hatten zumindest eine starke Sehschwäche. Yama, ich habe so Angst davor."

Die zitternde Gestalt in Yamatos Armen drängte sich an ihn und dem Blonden wurde heiß und kalt zugleich, während er sich ständig ermahnte, mit den Gedanken bei den Problemen seines Freundes zu bleiben. Tais Befürchtungen hatten Hand und Fuß. Kein Wunder war er so verzweifelt.

Sanft strich er über seinen Rücken.

Wie konnte er dem Braunhaarigen nun helfen? Er wusste es nicht. Natürlich würde er ihm helfen so gut er konnte. Yamato war fest davon überzeugt, dass sie auf ewig Freunde bleiben würden. Es war wie eine Seelenverwandtschaft. Das Vertrauen und die Freundschaft war so schnell entstanden, dass es nichts anderes sein konnte. Aus Yamatos Sicht war es natürlich noch viel mehr.

Aber soviele zerbrachen an einer Behinderung und Tai war jetzt schon am Boden zerstört, obwohl es noch zu keiner gekommen war. Yamato befürchtete fast, dass Tai eine Erblindung nicht würde ertragen können. Zumindest nicht alleine.

//Kann man das irgendwie herauskriegen?//

„Wie sicher das ist?" Yamato nickte.

„Möglicherweise, ja, wie die Chancen stehen."

//Hast du dich noch nicht untersuchen lassen?//

Beschämt sah Taichi nach unten. „Ich habe zuviel Angst davor, die Wahrheit jetzt schon zu erfahren, Yama. Ich hab es nicht mal geschafft meinen Eltern davon zu erzählen und auch nicht warum meine Noten so schlecht werden."

//Gerade das solltest du ihnen erzählen. Außerdem vielleicht können sie noch etwas tun, wenn du früh genug hingehst. Es gibt doch Laseroperationen und so etwas. Vielleicht können sie jetzt noch etwas tun, aber wenn in 10 Jahren deine Sehkraft soweit nachgelassen hat, dass du fast nichts mehr siehst, dann nicht mehr. Es heißt doch immer: Je früher, desto größer die Chancen.//

„Eine Laseroperation würde nichts bringen. Bei meinem Großvater liegt es am Sehnerv."

//Trotzdem solltest du jetzt zum Arzt gehen. Es wäre ohnehin besser, wenn du dir eine Brille anschaffen würdest. Natürlich nur für den Unterricht.//

„Du meinst, ich soll da einfach hingehen? Aber was ist, wenn der sagt, dass..."

//Wenn du irgendwann blind wirst, dann ist es doch besser, es vorher zu wissen und die sehenden Jahre zu nutzen, als irgendwann blind zu sein und sich dann Gedanken zu machen, was du noch alles hättest sehen wollen.//

„Du hast recht. Yama. Wie immer. Trotzdem fürchte ich mich."

//Soll ich mitgehen?//

„Zum Arzt oder zu meinen Eltern?"

//Wenn du willst beides.//

Taichi brachte wieder ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. „Danke!"

Yamato stand auf und klopfte Taichi aufmunternd auf die Schultern. //Am besten wir machen das gleich heute.//

„Was?? Nein, nicht heute... Ich meine, hat das nicht noch ein wenig Zeit?"

//Nein, hat es nicht. Komm der Unterricht ist gleich vorbei, wenn wir uns beeilen, kommen wir zur nächsten pünktlich.// Ein kurzer Tipp auf seine Armbanduhr machte dem anderen Jungen klar, was er mit den Händen gesagt hatte.

Tai hatte sich daran gewöhnt, manche Informationen zu erraten und nicht jeden Wortlaut genau zu verstehen.

Das machte es Yamato wesentlich einfacher.

Nach dem Unterricht stieg Taichis Nervosität stark an. Seine Bewegungen waren fahrig und er schaute Yamato ständig ins Gesicht, um sich zu vergewissern, dass dieser immer noch für ihn da war.

Schnell hatten sie sich von den anderen verabschiedet, bevor diese erste Fragen stellen konnten.

Das Erstaunlichste an ihrem gemeinsamen Heimgang war, dass Taichi kein einziges Wort mehr sprach. Es war ein ungewohntes Gefühl. Diese Stille zwischen ihnen war neu. Natürlich konnte Yamato verstehen, dass seinem Freund gerade nicht nach euphorischem Gequassel war. Und wie oft hatte der blonde Junge darum gebeten, dass Tai mal die Klappe hielt. Doch nun vermisste er es. Genauso wie er das ständige Lächeln vermisste, dass ihn wie gefangen hielt. Sobald er nur versuchte mies gelaunt zu sein, zwangen ihn diese Lippen, die ebenso wie die weiche Haut des Fußballers ein wenig gebräunt waren, die Mundwinkel in die Höhe zu heben. Ohne sich dessen bewusst zu sein, nahm er die Hand seines besten Freundes und drückte sie sanft.

Obwohl sich beide dessen bewusst waren, wie sie in der Öffentlichkeit wirkten, wobei es dem einen ziemlich gefiel, liefen sie Hand-in-Hand zu dem schönen Haus in dem Taichi wohnte.

Yamato war bisher nur einmal bei Taichi gewesen. Der Wuschelkopf wohnte in einem nicht besonders großen aber doch freundlich aussehendem Einfamilienhaus. Es war natürlich viel schöner ein ganzes Haus zu haben, als einen Wohnung in einer Plattenbausiedlung, aber mehr konnte sich Yamatos Vater einfach nicht leisten. Die Arztbesuche und Bestechungen haben viel Geld verschluckt und schlangen noch immer.

Sollte sich Yamato dafür schuldig fühlen?? Er fand das nicht. Schließlich hatte er um die Ausgaben nicht gebeten. Sein Vater hatte sie für nötig empfunden.

Wieder schaute sich Yamato das gelbgestrichene Haus an und trauerte um die Möglichkeit mit einer richtigen Familie zusammenzuleben. Tais Eltern waren glücklich verheiratet. Als er das Haus betreten hatte, war er von seiner Mutter so herzlich begrüßt worden. Sie machte beiden etwas zu essen, zwang Taichi den Müll runter zu bringen und schimpfte ihn für sein unordentliches Zimmer aus. In der Tat hauste Taichi in einem nahezu Messyzimmer und schämte sich nicht im Mindesten dafür. Yamato war das Chaos egal, aber er konnte sagen, dass er dagegen ein Ordnungsfanatiker war. 

Ein paar Stunden später war der Vater nach Hause gekommen, hatte seine Frau geküsst und die Jungs mit ein paar alten Anekdoten aus seiner Schulzeit gelangweilt. Taichi hatte sich ständig gegen den Kopf geschlagen, bis Frau Yagami sie gerettet hatte und ihrem Mann den Auftrag erteilte, den Abwasch zu machen.

Während er in der Wohnung war, bemerkte Yamato noch ein Zimmer, dass Tais Schwester gehörte wie dieser ihm daraufhin mitgeteilt hatte.

Diese Familie war so herrlich normal. Sie waren alle zusammen.

Doch heute hatte er erkennen müssen, dass auch die normalsten Familien Probleme hatten.

„Taichi, du bist schon da? Ich dachte, du hättest noch Fußballtraining."

„Hi Mum, das Fußballtraining ist... ausgefallen." Log der Braunhaarige und Yamato stumpte ihn leicht an, so das seine Mutter die Augenbrauen zusammenzog und die Arme verschränkte.

Aus der rechten Tür kam ein junges Mädchen, die ebenfalls neugierig schaute, warum Taichi so früh nach Hause kam. Yamato vermutete, dass sie die besagte Schwester sein musste. Sie musste ein wenig jünger sein. Sie war höchstens 12 oder 13.

„Na gut, ich hab es ausfallen lassen."

Nun war das Gesicht der Mutter besorgt.

„Das ist das erste Mal, dass du das Training ausfallen lässt. Ist etwas passiert?" fragte das braunhaarige Mädchen, die sich neben Frau Yagami gestellt hatte.

Diese schaute Yamato an. Er sah nicht minder ernst drein.

„Kommt erst einmal herein, Jungs. Und dann reden wir, okay?"

Taichi nickte. Sein Kopf war nach unten gerichtet und er inspizierte den Teppich.

Tais Mutter stellte beiden Jungen einen Eistee vor die Nase, den Yamato dankbar entgegennahm.

„Schatz, geh doch bitte in dein Zimmer." Bat die Frau Tais Schwester, aber dieser winkte ab. „Kari kann bleiben."

Seine Schwester hieß also Kari. Irgendwo hatte er diesen Namen in letzter Zeit schon mal gehört. Doch er schob die Neugierde zur Seite.

//Nun mach schon!// drängte er seinen Freund, der jetzt sein Interesse der Tischplatte widmete.

„Mum, ich... ich hab Mathe verhauen."

Yamato fand, dass dies der falsche Anfang war. Eigentlich hätte er eher auf die Tränendrüse gedrückt, anstatt mit den Nachrichten zu beginnen, die Ärger bedeuteten, aber nun gut, es war Tais Geständnis und nicht seines.

„Was? Aber darüber hatten wir doch gesprochen, Taichi. Ich sagte dir, dass du deine Noten verbessern musst, sonst werden wir dich in einen Nachhilfekurs schicken und da ist es mir egal, ob das Training zu dieser Zeit stattfindet."

Das war hart, aber irgendwie konnte Yamato auch Frau Yagami verstehen. Es war bestimmt nicht einfach Kinder zu erziehen.

„Ich weiß, Mum, es tut mir leid."

Frau Yagami seufzte.

„Was soll ich nur mit dir machen?"

Tai zuckte mit den Schultern.

Yamato starrte seinen Freund an. Wieder schubste er seine Schultern an. Taichi warf ihm einen ängstlichen Blick zu.

//Na los!//

„Da ist noch mehr, fürchte ich?" fragte die Mutter nach.

„Ja, weißt du... also... ich... Yama... hilf mir..." flüsterte er feige. Yamato seufzte ebenso und nickte leicht.

Er nahm seinen Notizblock und schrieb.

//Es gibt einen Grund für Tais schlechte Noten. Er kann nichts dafür. Nicht richtig jedenfalls. Er hat sich nur dessen schuldig gemacht, dass er etwas verschweigt, was er schon seit langem hätte sagen sollen.//

Nun war Frau Yagami wirklich besorgt.

„Tai, was immer es ist. Du kannst mir alles sagen. Das weißt du doch. Junge, ich frage mich ständig was ich machen kann, damit du in der Schule nicht versagst. Ich will dir doch gar nicht den Fußball wegnehmen. Aber mir bleibt doch nichts anderes übrig, wenn du mir nicht dabei hilfst. Was ist los, mein Junge?"

Nun begannen sich wieder Tränen in den Augen des Wuschelkopfes zu bilden.

Yamato hätte nie gedacht, dass Tai so sensibel sein konnte. Er wirkte nicht so, wenn man ihn nicht näher kannte. Und bestimmt war es etwas ganz besonderes, dass er, sein bester Freund, an dieser Offenbarung von Schwäche anwesend sein durfte. Das war ein Vertrauensbeweis, den Yamato noch nicht geschafft hatte zu bringen.

„Mum, ich... ich befürchte... ebenso... wie Opa... und ich hab Angst... ich will nicht... dass... verstehst du...?"

„Wie Opa?"

Kari zog neben der Mutter die Luft ein und presste sich die Hand auf die Lippen. Sie hatte begriffen.

„Ja, er kann doch nicht mehr sehen und ich... ich kann in der Ferne kaum noch was erkennen und... ich will nicht blind werden, Mum!" Verzweiflung brach in der Stimme von Taichi aus.

Frau Yagami fasste die Hand ihres Sohnes und zog ihn in eine feste Umarmung.

„Ich hätte ahnen müssen, dass das irgendwann geschieht." Flüsterte sie.

„Weißt du, ich konnte nichts mehr an der Tafel erkennen, aber ich wollte nichts sagen und ich dachte, wenn es niemand merkt, dann muss ich nicht zum Arzt und dann erfahr ich nicht..." Taichi begann erneut zu schluchzen an.

Ein wenig hilflos stand Yamato daneben und wusste nicht, wie er seinen Freund beruhigen konnte.

„Aber gerade damit das nicht geschieht, müssen wir den Arzt aufsuchen. Mit was quälst du dich seit Monaten herum? Tai, es ist doch nicht gesagt, dass du dein Augenlicht verlierst. Heute hat man viel mehr Möglichkeiten als noch vor 20 Jahren. Und ich verspreche dir, dass wir jede davon versuchen werden, wenn die Gefahr besteht. Doch je früher wir etwas unternehmen, desto besser. Verstehst du das?"

„Ja, aber ich wollte... mich dem nicht stellen. Ich bin ein erbärmlicher Feigling."

„Oh Tai..." flüsterte Kari und auch sie nahm ihren großen Bruder in den Arm. „Du bist kein Feigling." Versicherte sie.

Tais Schwester schien ziemlich nett und verständnisvoll zu sein.

„Doch... Yama musste mich erst überreden..."

Frau Yagami warf dem Blonden einen dankbaren Blick zu und er nickte kurz.

„Dann hast du einen tollen Freund gefunden, Taichi."

Ein wenig wurde Yamato rot im Gesicht.

„Ja..." murmelte Taichi und lächelte leicht, so dass es Yamato schon wieder warm ums Herz wurde.

„Wir machen gleich einen Termin beim Augenarzt. Wer weiß, vielleicht können wir heute noch vorbeikommen."

Taichi zitterte leicht.

„Ich bin sicher, Yamato wird mitkommen und dir beistehen. Du musst zuversichtlich sein. Es wird alles gut." Munterte Frau Yagami ihren Sohn auf, der sich gerade zu beruhigen begann. Er sah ein, dass jede Verzögerung keinen Zweck hatte.

„Wirst du, Yama?" fragte Taichi nervös nach.

//Aber sicher doch!// antwortete Yamato mit den Händen, das aber eindeutig als Ja erkennbar war und Tai beruhigte.

„Du bist Yamato Ishida!" rief nun Kari erstaunt.

Bin ich so berühmt?? Wenn ja, für was??

Er nickte in ihre Richtung.

„Klar, du redest mit den Händen, heißt Yamato und gehst auf die Schule von Taichi. Warum ist mir das nicht schon vorher aufgefallen?"

//Woher kennst du mich?// Fragte der Blonde nun interessiert und auch die beiden anderen Personen beobachteten das braunhaarigen Mädchen, die sich nun gerade nervös schluckend, das Haarband aus den schulterlangen Haaren zog.

„Äh... also... ich kenn deinen Bruder T.K." murmelte sie verlegen und ihr Gesicht errötete.

Ja, logisch, T.K's Flamme. schoss es ihm durch den Sinn. Also das war das wundervolle Wesen, dass soviel Glanz in eine Basketballmannschaft brachte, dass es die Hormone seines kleinen Bruders durcheinanderwirbelte.

Er lächelte wissend.

Sie war noch immer errötet und das nahm Taichi sofort zur Kenntnis und vergaß seine eigenen Probleme augenblicklich.

„Achjaaaa, du kennst also Yamas Bruder, so so... Wie isser denn so, dein kleiner Bruder, Yama?"

//Och, er ist nett und freundlich. Unheimlich gutaussehend und kommt direkt nach seinem großen Bruder. Nur das er etwas lauter spricht.// verriet ihm Yama grinsend.

„Achja... Den muss ich mir mal ansehen, damit ich weiß ob er auch der Richtige für meine Schwester ist."

„TAI!!" rief Kari empört und ihr Gesicht färbte sich in allen möglichen Rottönen. Frau Yagami sah ihre junge Tochter musternd an. Wahrscheinlich hatte sie davon auch noch nichts gewusst.

Für Yamato klärte sich aber nun endlich die Frage, ob die Gefühle von TK auch erwidert wurden. Es war ziemlich deutlich, dass TK ebenso viel Eindruck gemacht hatte. Yamato war versucht, dass als süß zu empfinden. Jedoch unterdrückte er das Gefühl, da er es zu „girlish" fand.

Kari jedenfalls bereute es, Yamato erkannt zu haben und verzog sich unter dem prüfenden Blick in ihr Zimmer.

Während Frau Yagami sich um einen Termin bemühte, wandte sich Taichi wieder an Yamato.

„Danke, Yama. Egal wie es ausgeht, ich bin froh, dass du da bist. Ich hätte nie gedacht, was für ein Weichei ich bin."

//Ich mag Weicheier.// grinste Yamato anzüglich. Tai verstand es nicht, aber das musste er auch nicht.

Ein wenig nervös saßen sie auf Taichis Bett, bis Frau Yagami ihnen mitteilte, dass sie für den Nachmittag noch einen Termin bekommen hatte und sie in einer Stunde losmussten.

Ab da, war Taichis Nervösität nicht mehr auszuhalten. Er tigerte durchs Zimmer, sammelte hier und dort ein paar herumliegende Klamotten ein und stopfte sie in den Schrank. Ebenso wurden CDs sortiert. Tai merkte gar nicht, wie sich das Chaos seines Zimmers lichtete.

Seine Hände zitterten und er ließ hin und wieder etwas fallen. Dann setzte er sich auf das Bett, stand wieder auf, nahm etwas neues auf und legte es an einen anderen Platz.

Yamato konnte sich das nicht lange anschauen.

Er nahm seinen Freund bei der Hand und setzte ihn wieder aufs Bett.

Den verwirrten Blick Taichis ignorierte er. Dann ging er zu seiner Schultasche und holte die Mundharmonika hervor, die er hin und wieder in seine Tasche steckte. Den Grund wusste er selbst nicht, aber heute war es ein Glück, dass er sie dabei hatte. Bevor Taichi irgendetwas sagen konnte, begann der Blonde zu spielen.

Leise Töne entsprangen dem Instrument. Wenn Yamato die Augen schloss konnte er die Töne sogar sehen, wie sie sich in verschiedenen Farben den Weg durch den Raum bahnten. Höhe Töne waren geld und orange und je tiefer sie wurden, desto mehr färbte sich seine Vorstellung grün- oder bläulicher.

Von Taichi war kein Wort zu hören.

Obwohl Yamato die Augen zu hatte, wusste er dass Taichi ihn beobachtete und seiner Musik lauschte. Er stand nicht mehr auf und die Anspannung wich innerer Ruhe.

Die langsame Melodie hatte immer eine besondere Wirkung auf den Blonden. Sie beruhigte ihn. Vielleicht stopfte er das Instrument deswegen in die Seitentasche des Rucksacks. Anfängliche Depressionen konnten damit bekämpft werden.

Und bei Taichi wirkte es ebenso gut.

Als die Stunde herum war, öffnete Taichis Mutter leise die Türe und bat die Jungs sich fertig zu machen.

Yamato legte die Mundharmonika zur Seite und öffnete die Augen. Tai hatte sich auf seinem Bett zurückgelegt und starrte die Decke an. Sein Gesicht war nachdenklich und besorgt, aber seine Hände zitterten nicht mehr.

„Das war wundervoll. Ich wusste gar nicht, dass du so spielen kannst. Aber du kennst dich in Musik ja auch so gut aus. Kein Wunder, wenn man aus so einem kleinen Ding so etwas schönes herausbringen kann. Und es beruhigt. Ich habe zwar noch immer Angst, aber die Panik ist verschwunden. Woher hast du das gewusst?"

//Es wirkt bei mir ebenso.//

Taichi nickte. „Mir war nie bewusst, wieviel Musik ausrichten kann. Normalerweise höre ich sie nur zum Spaß." Er stand auf und grinste unsicher.

„Also dann... Gehen wir." Mutig ging er aus dem Zimmer. Yamato hoffte innig, dass dieser Mut nicht zerstört wurde.

-to be continued-

A/N: Also bevor große Empörungen kommen... sollte ich noch etwas ergänzen. Natürlich weiß ich, dass von Legasthenie betroffene Menschen durchaus lesen und schreiben lernen können. Die Szene ganz am Anfang sagt nur aus, dass ein Mensch der sagt, er könne nicht lesen, unmöglich einen Zettel lesen kann. Logisch, oder?

Yamatos Vermutung war nur Legasthenie, weil die breite Öffentlichkeit erst seit kurzem mit dieser „Krankheit" (?? War das jetzt richtig???) umgehen muss. Mal ehrlich vor zehn Jahren sprach kaum einer darüber.

Ich hoffe nicht, dass ich mit diesem Text jemanden auf den Schlips getreten bin. Denn ganz ehrlich: Ich habe Hochachtung vor jenen, die sich mit viel Mühe und Fleiß gegen ihr Schicksal stellen und allen beweisen, dass sie es doch können.

Es ist schwer für jemanden wie mich, der ab dem 7. Lebensjahr nahezu fließend lesen konnte, nachzuvollziehen wie es ist, wenn die Wörter vor den Augen verschwimmen und andere Formen annehmen oder sonstwelche Probleme auftreten. Bitte nehmt mir meine Szene nicht übel, aber ich fand es wichtig, dass Yamato auch solche Gedanken hat und ich halte es für absolut falsch dieses Thema mit Samthandschuhen anzufassen oder es zu vermeiden.

Wie ihr schon seht, beschäftigt sich diese Story sehr mit Behinderungen, Körperlichen Unzulänglichkeiten, Benachteiligungen und von der Norm der Gesellschaft abweichenden Themen, sogenannte Randgruppen. (Die Norm ist hierbei nicht meine Norm, denn in meiner Norm gibt es keinen Unterschied zwischen Bi, hetero, homo, trans etc... Sexualität. [Obwohl ich da schon noch ein paar Ausnahmen im etc habe, die ich verwerflich finde] und Randgruppen ist ein so dämliches Wort. *nebenbeigesagt* )

Yamatos Stummsein, seine gespielte Taubheit, Taichis Angst vor der Erblindung sind alles Ängste die jeder von uns haben könnte. Für mich wäre es die Hölle, wenn ich nichts mehr hören könnte oder sprechen bzw. singen könnte. Ich trau mich zwar nicht in Gegenwart anderer zu singen, aber ich liebe es trotzdem. Und ich liebe Musik.

Ebenso möchte ich immer die Welt in der ich lebe sehen können. Ihre Details, ihre Makel, ihre Schönheiten und Besonderheiten und natürlich die knackigen Pos der Männer... ähm... grins.

Zwar habe ich auch wie wohl jeder Mensch meine Handicaps, aber dennoch bin ich froh, dass mir das Schicksal einer wirklichen Behinderung bisher erspart geblieben ist.

Bis zum nächsten Update

Eure Alinija