A/N: Hallo, es geht mal wieder weiter. Ich danke euch für die zahlreichen Reviews und bin gespannt, ob ich diesmal die 100 Marke überschreite. Das wäre für mich Premiere.

YanisTamiem: Ja, damit hast du recht. Das scheint wirklich so.

Lizzie: Oh ja er wird leiden!!! Und du wirst hier auch herausfinden, wer die bekannte Unbekannte ist. Chasira, hm, für dich hatte ich noch gar nicht viel geplant, vielleicht ändere ich das noch :)

Fan-chan: Danke für das Review. Ich hoffe dir gefällt das nächste Kapitel auch so gut.

KaisAngel: Nur so zum Ausprobieren? Sosososo... du wirst lachen, dass hatte ich auch schon überlegt. Ich mag den Kerl eben. Am besten lass dich einfach überraschen :)

SSJSweety: Jaaaa, ich mach ja schooon.

Luinaldawen: Wie reintaps hast du auch die Schuhe abgeputzt?? gg Scherz! Danke danke für dein Review. Zu Taichis Kurzsichtigkeit: Also da ich selbst eine Brille trage, weiß ich auch noch wie das bei mir war. Ich habe zwar noch alles machen können. Auch im Sport, aber an der Tafel konnte ich irgendwann gar nichts mehr lesen. Als ich mich schließlich getraut hab zum Arzt zu gehen, hatte ich schon -2 Dioptrien. Also das ist schon ne ganze Menge und außer der Schule hat mich nichts gestört. Aber ich denke auf lange Sicht, wird Taichi die Vorzüge von Kontaktlinsen noch kennenlernen. Aber soooo klein ist das Tor ja nicht :).

isamiyu: Ich würde wirklich gerne den Aufforderungen schneller zu schreiben nachkommen. Aber ich finde das extrem schwierig, dann noch einen guten Stil aufrecht zu erhalten. Ich ändere Kapitel ständig und manchmal fällt einem absolut gaaar nichts ein. Deswegen ich versuchs, aber versprechen kann ich grundsätzlich nichts.

TrunksBabyGirl: Ich finde das ja schon interessant mit jemandem am Bein klammernd durch die Gegend zu laufen. Kein Wunder bin ich so faul geworden :). Aber nun geht es ja weiter.

shine21: Ja, die Wahrheit ist oft ein besserer Weg, aber Hauptfiguren sind grundsätzlich zu doof um zu wissen, was das beste für sie ist und machen genau das Falsche :)

Queran: Nenene, nich schmelzen, ist doch noch lange nicht zu Ende. Du musst doch noch ein wenig Mitleid für den armen Yama aufbringen. Der braucht das in dem Chap ganzganz nötig.

Soooo jetzt geht es aber los

Viel Spa

Alli

17. Kapitel

Wie konnte sein Vater ihm das antun?

Wie konnte ihm das Taichi antun? Hatten sie überhaupt keine Gefühle, dass sie so leicht auf seinen herumtrampeln konnten?

Yamatos Finger waren in sein Kissen gekrampft und die Tränen wollten kein Ende nehmen.

Warum musste immer alles so schief gehen? Sein Vater sollte keine neue Frau haben. Er hatte doch eine. Nur wegen diesem bescheuerten Wisch auf dem die Scheidung notiert war, konnte man doch eine Familie nicht einfach in den Wind schleudern. Sein Vater gehört zu Natsuko. Er liebte sie doch. Yamato hatte nie daran gezweifelt, dass ein winzigkleiner Teil im Herzen seines Vater sich immer noch nach seiner Mutter sehnte. Liebe ging doch nicht so einfach weg, nur weil man keinen Bock mehr drauf hatte!

Was wollte er denn mit einer neuen?

Neue Kinder zeugen? Noch mal heiraten? Eine ganz neue Familie. Mit der ersten hat es nicht geklappt. Drehen wir auf Null und fangen noch mal an und vergessen die Personen, die einem früher das Leben zu etwas Wundervollem gemacht hatten.

Was war dann mit ihm, wenn er tatsächlich diese Sumpfkuh zu seiner Freundin oder gar Frau machte? Würde er ihn dann einfach rausschmeißen, oder aus reiner Menschenfreundlichkeit warten bis Yamato volljährig war? Er wollte keine neue Familie, keine neue ‚Mum'. Sie würde ihn zwingen, sie als seine Mutter anzusehen. Wahrscheinlich durfte er dann irgendwann keinen Kontakt mehr zu Takeru und Natsuko haben.

Die Gedanken des Blonden überschlugen sich vor Schmerz. Er wusste, dass es unsinnig war, dass ihm niemand jemals das Recht streitig machte, seine Mum und seinen Bruder zu besuchen, dennoch schnürte ihm die Panik davor die Kehle zu. Und über allem hing das Bild mit Taichi in den Armen dieses braunhaarigen Mädchen, die sich gegenseitig aufzufressen versuchten.

Jedesmal wenn Yamato das Gefühl hatte nun genug geweint zu haben, sah er erneut, wie leidenschaftlich sich sein Freund an diese.... Määp3? andrückte. Es würde ihn nicht wundern, wenn die beiden heute nacht noch im Bett landeten. Ihm wurde sofort speiübel, wenn er daran dachte, dass Taichi möglicherweise gerade mit ihr...

Dass seine Finger über ihren kurvigen Körper strichen, ihre nackte Haut... Seine Hände, seine so schönen weichen Hände... Und seine vollen Lippen, die eindeutig die falsche Person liebkosten!

Das Unwohlsein wurde stärker. Als Yamato es nicht mehr aushielt, rannte er aus dem Zimmer ins Bad und brachte die vier Gläser Cola wieder zum Vorschein.

Heiße Tränen rannen seine Wangen hinunter und er hielt sich kraftlos am Toilettensitz fest.

Schließlich stand sein Vater in der Tür.

Seit dem Yamato nach Hause gekommen war, waren eigentlich kaum zehn Minuten vergangen, doch für den Jungen dauerte sein Leid schon Ewigkeiten an.

Aus den Augenwinkel sah er wie Herr Ishida einen Waschlappen nahm und seinem Sohn den Mund abwischte, der immer noch tränenüberströmt am Boden saß.

Dann gab er ihm ein Glas Wasser, dass er sich den Mund ausspülen konnte, nahm Yamato auf den Arm und trug ihn in sein Zimmer zurück. Er hatte bisher nichts gesagt, aber Yamato war auch nicht versessen darauf irgendwelche Ausreden zu hören.

Doch um die Ansprache würde er nicht drum herum kommen.

Masaharu hielt Yamato ein Taschentuch hin, dann holte er eine weiße Packung, die Yamato nur zu gut kannte. Antidepressiva.

Das einzige Mittel, dass gegen die Panikattacken half. Da Yamato mit keinem der Therapeuten gearbeitet hatte, einfach nicht zuhören wollte, waren Medikamente das letzte verzweifelte Mittel zu dem sein Vater gegriffen hatte.

Doch diesmal war es nicht eine der üblichen Depressionen. Manchmal kamen sie einfach so, ohne das etwas passiert war.

Aber dieser Kuss und die Anwesenheit von Chasira hatte Yamato, der seit einiger Zeit vor größeren Zusammenbrüchen verschont worden war, wieder total aus der Bahn geworfen. Er hatte sich doch so wohl gefühlt. Er hatte die neue Wohnung und Schule akzeptiert. Er hatte Taichi gefunden und sowohl Masaharu als auch Yamato selbst mussten eingestehen, dass es hauptsächlich an der Freundschaft zu dem Wirbelwind gelegen hatte, dass Yamato diese Medikamente nicht mehr hatte nehmen müssen.

Doch jetzt war alles vorbei. Yamato wollte diese Mittel nicht nehmen, die ihn künstlich von seinen düsteren Gedanken fortlockten. Er wollte nicht mehr glücklich sein. Was hatte denn das Leben noch für eine Bedeutung, wenn man schon wieder alles verlor was man ... liebte.

Er weigerte sich die Tabletten in den Mund zu stecken und drehte sich von seinem Vater weg.

„Yamato, bitte."

#Verschwinde!# Er drückte seinen Vater von der Bettkante und schmiss sich wieder in sein Kissen.

„Nimm die Tabletten und lass uns reden."

#Leck mich am Arsch!#

„Nicht in diesem Ton!" Herr Ishida zog seinen Sohn in eine sitzende Position.

Er hielt die Tabletten unter seine Nase. Yamato presste die Lippen zusammen.

„Jetzt nimm sie schon. Es geht dir danach besser."

#Nein!#

Bittend sah ihn sein Vater an.

„Ich will doch nicht, dass deine Depressionen schlimmer werden, Junge!"

#Dann schmeiß diese Schlampe aus dem Wohnzimmer!#

„Nenne sie nicht so! Sie ist eine wundervolle Frau und ich mag sie gerne. Außerdem habe ich sie schon gebeten nach Hause zu gehen!"

#Kann auch da bleiben, die dumme Kuh.#

„Hör auf damit! Ich will nicht, dass du über jemanden schlecht redest, den ich gerne mag. Wie würdest du es finden, wenn ich deine Freunde beleidige?"

#Tu's doch! Ist mir scheißegal! Ich habe keine Freunde!# Wieder flossen Tränen aus Yamatos Augen und er wischte sie beschämt weg. Warum konnte er nicht aufhören zu heulen?

„Das glaube ich dir nicht, Yamato. Was ist denn mit Taichi?"

#Ich hasse diesen widerlichen Mistkerl. Der braucht mir nicht mehr unter die Augen zu treten. Ich hasse ihn!# Yamatos Arme fuchtelten wild, so dass Masaharu Schwierigkeiten hatte, seinen Sohn zu verstehen.

„Hast du dich mit ihm gestritten? Bist du deswegen so in die Wohnung gestürmt?"

#Das geht dich nen Scheiß an!#

„Es geht gar nicht um Chasira, nicht wahr? Sie war nur der Tropfen, der es überlaufen ließ, oder?" Sein Vater stand wie immer zwischen Ärger und Sorge. Es war schwierig, nicht wütend zu werden, wenn Yamato in diesem Zustand war. Zumeist interessierte es ihn dann nicht, wie sehr er seine Umwelt verletzte. Er war zwar sonst auch nicht gerade die netteste Person, aber viele Kommentare konnte man den Blonden runterschlucken sehen, wenn er klar bei Verstand war. Das war er hier offensichtlich nicht. Yamato heulte nur, wenn er depressiv wurde und es war lange her gewesen, dass ihm seine Probleme so auf den Magen schlugen, dass er sich übergeben musste. Es war hier viel mehr am Werke, als nur die Angst, seine Familie zu verlieren.

#Lass dich bloss nicht mit ihr ein, oder du hast einen Sohn weniger.# Drohte der Blonde schließlich und wollte aus dem Zimmer rennen. Erschrocken hielt ihn sein Vater von hinten fest.

„Wo willst du hin?"

#Ich schmeiß mich aus dem nächsten Fenster!# Schnurstracks lief er auch schon auf das breite Fenster im Wohnzimmer zu.

„Spinnst du?" Herr Ishida wurde ein wenig blasser und schloss seinen völlig aufgelösten Sohn in seine Arme, so dass dieser sich nicht befreien konnte, obwohl er sich dagegen wehrte.

#Ja, das tue ich. Und damit du dich nicht mehr mit mir herumärgern muss, lass mich jetzt da runterspringen. Dann bist du mich endlich los und kannst diese Nutte heiraten und mit ihr normale Kinder zeugen und brauchst nie mehr an mich zu denken!#

Tränenbäche flossen auf das Hemd von Yamatos Vater und dieser zog seinen Jungen noch mehr in die Arme. Yamatos Knie gaben nach und sie rutschten langsam zu Boden. Yamatos Hände waren in die Schultern seines Vaters verkrampft und er schluchzte leise.

„Shh, shh, glaubst du wirklich, dass ich dich loswerden will? Niemals, Yamato. Ich liebe dich doch, Junge! Ich will keine anderen Kinder. Takeru und du, ihr seid doch das Beste was mir in meinem ganzen Leben passiert ist. Gegen nichts und niemanden würde ich euch eintauschen."

#Du willst mich aber nicht mehr. Du willst nur noch sie.#

„Das ist doch Quatsch, Yamato."

#Warum ist sie dann hier?#

„Ich habe sie doch einfach nur gern. Vielleicht wünsche ich mir auch etwas Liebe, kannst du das nicht verstehen?"

#Reicht dir nicht, dass ich dich liebe, Dad?#

„Oh Yamato." Er küsste seinen Jungen auf die Stirn. „Du bist mein Sohn und natürlich reicht es mir, wenn du mich liebst. Doch das ist eine ganz andere Liebe. Du bist doch alt genug, um das unterscheiden zu können. Ich will eine Frau, die an meiner Seite ist, ich will Zärtlichkeiten, Romantik und na ja natürlich auch Sex. Ich bin eben auch nur ein Mann."

#Aber was ist mit Mama?#

„Deine Mama und ich gehören nicht zusammen! Es funktioniert einfach nicht, Yamato. Wir haben es doch versucht und wir haben lange versucht unsere Ehe zu retten, doch letztendlich wären wir niemals glücklich geworden. Wir hätten uns nur gestritten."

#Aber jetzt bin ich unglücklich. War euch das egal?#

„Nein, sicherlich nicht. Wir hatten gehofft, dass ihr Kinder es besser verkraftet. Yamato, du wärst genauso unglücklich, wenn es nur Streit zu Hause gegeben hätte."

#Weiß nicht.#

„Oh doch, ganz bestimmt."

Masaharu brachte den blonden Jungen wieder in sein Zimmer. Diesmal nahm Yamato brav die Tabletten und schluckte sie mit Wasser hinunter.

„Willst du mir jetzt nicht erzählen, was mit Taichi passiert ist?"

Yamato schüttelte den Kopf.

„Nun komm schon. Wenn ihr euch gestritten habt, dann kriegt ihr das doch bestimmt wieder auf die Reihe!"

#Haben uns nicht gestritten.# Wieder sah Yamato die beiden Küssenden vor sich und der Schmerz bäumte sich wieder auf. Sein Vater sah wie sich der Blonde zusammenkrümmte, als wäre ihm wieder schlecht.

„Was ist passiert?"

#Er.../

„Sag schon!"

#Er hat ein Mädchen geküsst.# Antwortete der Blonde ziemlich hastig und vergrub sich wieder im Hemd seines Vaters, der verdutzt die Stirn runzelte.

„Ähm, na das ist doch schön, oder nicht?"

#Nein, das ist widerlich!#

Ein leichtes Schmunzeln legte sich um die Lippen von Masaharu.

„Da kann ich dir leider nicht recht geben. Aber du willst nicht, dass er das Mädchen küsst?"

Yamato nickte.

„Gefällt sie dir etwa auch? Hat Taichi sie dir vor der Nase weggeschnappt?"

Liebeskummer war bekannterweise schon für stabile Charaktere ein Grund Depressionen zu bekommen. Was konnte es bei Yamato anrichten?

Doch zur Überraschung des Vaters schüttelte der Blonde den Kopf.

#Nein.#

„Was dann?"

#Er ist jetzt wohl schon mit ihr zusammen und sie knutschen und haben Sex und Taichi interessiert sich nur noch für sie.# brachte Yamato hervor, ohne darauf einzugehen, dass er vielleicht gerne an der Stelle des Mädchens gewesen wäre. Es tat weh einen seiner sehnlichsten, aber auch geheimsten Träume so zerplatzen zu sehen. Die Bilder des Kusses brannten tief in seiner Seele und quälten ihn. Yamato glaubte, sie nie wieder vergessen zu können.

„Und du glaubst, er hat dann keine Zeit mehr für dich?"

Yamato nickte.

„Ach Junge, das ist doch albern. Nur weil er jetzt ein Mädchen hat, wird er doch immer noch dein Freund sein und Zeit für dich finden. Und wenn er das vergisst, dann solltest du ihm zeigen, dass er dich damit verletzt."

#Er will mich bestimmt nicht mehr haben.# Dieser Satz hatte so schrecklich viele Bedeutungen. Und Vater und Sohn sahen auch eine ganz andere Aussage darin.

„Natürlich will er das."

Yamato schüttelte energisch den Kopf.

Herr Ishida seufzte.

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass es nicht so schlimm ist, wie du dir das vorstellst."

#Doch, ist es.# Die heißen Tränen wollten nicht enden.

Gerade als Herr Ishida erneut zu einer tröstenden Geste greifen wollte, klingelte es an der Tür.

„Ruh dich aus, Junge. Am besten du schläfst jetzt. Morgen sieht es besser aus, da bin ich mir sicher."

Yamato krallte sich ein Kissen und hielt sich verkrampft daran fest.

Herr Ishida ging zu Türe.

Sobald der Lift aufging, kam auch schon der braune Strubbelkopf von Taichi Yagami zum Vorschein. Über dem linken Arm hatte er Yamatos Jacke hängen und er sah ein wenig verwirrt aus.

„Oh, hallo Taichi."

„Hallo, Herr Ishida. Ist Yamato da? Wir waren in der Disco und dann ist er plötzlich verschwunden und hat seine Jacke hängen lassen. Ich wusste nicht, wo ich zuerst suchen sollte..."

„Keine Sorge, Taichi, er ist hier."

Erleichtert atmete der Braunhaarige aus.

Wenn Yamato wirklich so schnell ohne jemanden zu benachrichtigen verschwunden war, hatte Taichi bestimmt Ängste ausgestanden, was seinem Freund zugestoßen sein könnte. Normalerweise verschwindet man nicht ohne einen Ton zu sagen.

„Hat er gesagt, warum er so schnell weg ist? Ich habe gar nicht mitbekommen, wie er gegangen ist. Ich verstehe das nicht. Na gut, er hatte nicht viel Lust auf diesen Abend, aber er hätte doch wenigstens Bescheid sagen können."

„Komm erst einmal herein. Ich erkläre es dir."

Taichi sah den Mann dankbar an und ging ins Wohnzimmer.

„Ist er in seinem Zimmer?"

Herr Ishida nickte, bat aber Taichi sich vorerst noch einmal zu ihm zu setzen.

Fragend schaute ihn der Freund seines Sohnes an.

„Yamato hat mir erzählt, dass du ein Mädchen in der Disco getroffen hättest, dass dir sehr gefallen hat." Begann er ohne Umschweife.

Taichi wurde rot im Gesicht.

„Na ja, schon." Er grinste leicht. Die roten Bäckchen verrieten, dass sich der Fußballer ordentlich verknallt hatte.

Ein wenig traurig fand es Masaharu, dass er seinen eigenen Sohn noch nie in diesem Zustand gesehen hatte.

„Ich nehme an, sie ist ein nettes, hübsches Mädchen."

Taichi nickte. „Ja, ist sie."

„Weißt du, Taichi. Ich finde es sehr schön, wenn es da jemanden in deinem Leben gibt, den du gerne magst, auch wenn es jetzt noch ganz frisch ist. Doch Yamato ist da ein wenig anderer Meinung."

Der Junge runzelte irritiert die Stirn. „Meinen sie, er gönnt mir keine Freundin? Oder ist es, weil er keine hat? Yamato hatte heute bestimmt 'ne Menge Chancen gehabt, aber er hat die Mädchen so heftig abblitzen lassen, dass sie ab sofort einen riesigen Bogen um ihn machen werden. Er war ehrlich gesagt ihnen gegenüber schon ziemlich beleidigend. Ich meine, ich fand das nicht gut, aber na ja, ich weiß ja, dass er gerne die Leute von sich weist, wenn er sie nicht kennt. Aber so kann er sich wirklich nicht beschweren, dass er keine Freundin hat."

„Nein, das ist es nicht. Ich finde es auch nicht gut, dass er andere Leute beleidigt, aber das ist jetzt erst mal unwichtig."

Herr Ishida suchte nach Worten, um Taichi die Gefühle seines Sohnes am besten zu erklären, ohne dass dieser von Yamato enttäuscht war.

„Weißt du, Taichi. Yamato hat eine große Angst, die ihm das Leben immer wieder sehr schwer macht. Er hat Angst, jemanden zu verlieren, den er sehr gerne mag. Ich fürchte, seine Mutter und ich waren dabei nicht ganz unschuldig. Als wir uns haben scheiden lassen hat alles angefangen. Er wurde von seiner Mutter und seinem Bruder getrennt und hat uns damit mit seiner Stummheit bestraft."

Erstaunt öffnete Taichi den Mund. Anscheinend hatte ihm Yamato noch nicht erzählt, warum er nicht der Sprache mächtig war.

„Wie du sicherlich weißt, kann er sehr stur sein..."

Taichi grinste und nickte leicht.

„... na also er hat dieses Vorhaben durchgehalten. Bis heute hat er kein einziges Wort mehr gesprochen. Ich habe vieles versucht, um ihn wieder zum sprechen zu bewegen, aber nichts hat geholfen. Heute habe ich es akzeptiert. Durch die Gebärdensprache verstehen wir uns gut und ich werde ihn nicht mehr zwingen Worte von sich zu geben."

„Ich glaube, Yamato mag auch nicht, wenn man ihn dazu auffordert zu sprechen, oder?"

„Nein, nicht wirklich. Die Person, die es versucht, bestraft er mit Beleidigungen, tödlichen Blicken und absoluter Nichtachtung."

„Abgesehen von seiner Weigerung zu sprechen, hat sich noch etwas anderes in seinem Kopf festgesetzt. Er fühlte sich ungeliebt, abgeschoben. Er sah die Trennung der Familie als einen Verlust derselben an. Obwohl er Natsuko und Takeru sehen kann, so oft er will, hat er die Scheidung nie überwunden. Seit jeher versucht er seine Mutter und mich zu zwingen wieder zu heiraten. Es geht aber einfach nicht. Doch leider kann er das nicht verstehen."

„Sie lieben ihre Frau nicht mehr."

„Ich habe Natsuko einmal sehr geliebt, sonst hätten wir nicht geheiratet. Und Yamato und Takeru sind beide absolute Wunschkinder, aber es wurde alles so schwierig. Es gab nur noch Streit. Es war einfach keine Ehe mehr. Und heute... Nun, ich kann nicht sagen, dass mir Natsuko egal ist, aber mit einer distanzierten und vorsichtigen Freundschaft sind wir beide sehr zufrieden. Yamato ist leider heute der Einzige, der unter der Trennung noch wirklich leidet. Takeru hat sich längst damit abgefunden. Er war ja auch noch viel kleiner. Ich bedaure sagen zu müssen, dass unsere Scheidung auf Kosten von Yamatos seelischem Gleichgewicht ging."

„Aber er ist doch nicht verrückt, oder?"

„Nein, das nicht. Nur leider labil. Er hat schwere Depressionen, Taichi, schon seit vielen Jahren. Mit Medikamenten bekommen wir das in den Griff, aber es schmerzt jedes Mal, wenn er behauptet, dass er nichts wert ist und keiner ihn haben will. Dass jeder ihn verlassen will und er sich am liebsten aus dem Fenster stürzen möchte."

Erschrocken zog Taichi die Luft ein. „Aber das will er doch nicht wirklich tun, oder?"

„Normalerweise nicht. Glaub mir, Yamato hasst diese Depressionen selbst. Wenn er normal ist, kann er sich gar nicht mehr vorstellen, dass er das tun wollte, aber leider sind diese, ich nenne sie mal Anfälle, eine wirkliche Gefahr für ihn."

„Und jetzt ist er in seinem Zimmer alleine. Glauben sie nicht..."

„Ruhig Taichi." Herr Ishida hielt den entsetzten Jungen davon ab, in das Zimmer seines Sohnes zu stürmen um ihn vor einem möglichen Selbstmord zu bewahren.

„Er hat seine Tabletten genommen. Er wird jetzt vielleicht ein wenig in sein Kissen weinen, aber er wird nichts mehr versuchen."

„Sicher?" Taichi sah ganz verstört aus, als würde er sich nicht vorstellen können, dass sein bester Freund in seinem Zimmer lag und weinte. Yamato war sehr erfolgreich anderen zu zeigen, dass er stark genug war um Rückschläge wegzustecken.

„Sicher! Ich habe das Ganze schon sehr sehr oft erlebt, Taichi. Ich kenne ihn und weiß wie ich mit ihm umzugehen habe. Lass mich weitererzählen!"

Der Braunhaarige nickte.

„Jetzt habe ich dir erklärt, warum Yamato diese Angst hat, jemanden zu verlieren. Jetzt hat er dich mit diesem Mädchen gesehen und..."

„Glaubt er, dass er mich durch sie verliert? Aber ich bin doch sein Freund, warum sollte ich ihn jetzt nicht mehr wollen? So etwas würde ich nie tun."

„Das ist mir klar und jeder andere würde sich wohl einfach nur für dich freuen. Ich bin mir sicher, dass Yamato sich auch darüber freut, dass du jemanden gefunden hast. Er hat einfach nur Angst, dass er dich jetzt verliert. Dass es wie damals ist, als er seine Mutter und seinen Bruder ‚verloren' hat."

„Aber..."

„Taichi, du musst dir darüber im Klaren sein, dass du der einzige Freund bist, den Yamato jemals hatte. Abgesehen von seinem Bruder natürlich."

„Dder... Einzige?" Der Braunhaarige wurde ein wenig blass um die Nase. In seinem Kopf schien es zu arbeiten. Herr Ishida war sich sicher, dass dieser nun an alle Erlebnisse mit Yamato zurückdachte, sich an Ereignisse erinnerte, an denen ihm schon längst aufgefallen war, dass Yamato keine Freundschaften in seiner alten Schule hatte und er auch in der neuen sich sehr schwer tat Menschen an sich heran zu lassen. Mi hatte sich noch mit Yamato angefreundet. Aber von ihr wusste der Vater wahrscheinlich nichts.

„Dabei ist er doch voll in Ordnung, wenn man ihn näher kennt." Flüsterte Taichi leise.

„Ja, schade nicht?"

Taichi nickte.

„Kannst du ihn jetzt verstehen?"

Noch ein Nicken. Selten war der Wuschelkopf zum Schweigen zu bringen, aber die Nachdenklichkeit über die neuesten Informationen, die er gewonnen hatte, schafften es.

„Du kennst doch bestimmt Murphys Gesetz, oder Taichi?"

„Wenn etwas schief gehen kann, wird es noch schlimmer?"

„Ja, zu allem Überfluss, dass er dich mit dem Mädchen gesehen hat, kam noch hinzu dass ich heute Abend Besuch von einer Freundin hatte, die ich nun ja, ebenfalls sehr gerne habe. Eigentlich hatte ich mir sogar vorgestellt, dass mehr aus uns werden könnte."

„Das ist schön! Sie sind bestimmt auch sehr alleine, oder?"

„Ja, ohne Yamato wäre ich die letzten Jahre vereinsamt. Er hat mich nicht wirklich eine neue Beziehung führen lassen und jede Freundin vergrault. Ich habe mir aber in den Kopf gesetzt, dass er das diesmal nicht wieder schafft. Nun, Yamato war ohnehin schon aufgelöst, als er herein kam und dann kam noch hinzu, dass er befürchtete mich an Chasira zu verlieren. Das war wirklich zuviel für ihn gewesen. Ich habe ihn lange nicht mehr so verzweifelt gesehen." Die Stimme des Mannes war leiser und nachdenklicher geworden.

Taichi legte eine Hand auf den Arm von Masaharu. „Ich würde ihnen gerne helfen, damit es Yamato besser geht."

„Ja, ich glaube das kannst du sogar. Denn ganz ehrlich, seit dem du mit ihm befreundet bist, ist er wie ausgewechselt. Es ging ihm so viel besser. Ich wollte die Tabletten schon ins Klo befördern. Du tust ihm sehr sehr gut, Taichi. Und ich muss dir dafür danken, dass du meinen Sohn aus der Einsamkeit holst. Ich bin sehr froh, dass du die Hartnäckigkeit besitzt, seinen beißenden Hohn zu ignorieren. Ich kann meinen Sohn stützen und ihn auffangen, aber nur du kannst ihm helfen, dass es ihm besser geht."

Taichi schluckte leicht. „Ich hätte nie gedacht, dass ich soviel Einfluss habe."

„Oh doch, Junge. Ich glaube sogar, dass ich nicht übertreibe, wenn ich sage, dass du sein Herz und seine Seele in den Händen hältst. Ich hoffe, dass diese Freundschaft weiter bestehen wird und dass du mir hilfst, Yamato von diesem schrecklichen Ängsten zu befreien."

„Natürlich werde ich das. Sie wissen gar nicht wie stolz ich bin, wie sehr mich das berührt, dass Yamato mich so sehr braucht. Ich werde alles tun, um ihn glücklich zu machen."

Taichi stand entschlossen auf und Herr Ishida musste eine Träne verkneifen. Dieser Junge war wirklich etwas Besonderes.

„Kann ich zu ihm gehen?"

„Natürlich."

Taichi öffnete die Tür zu Yamatos Zimmer.

Der Blonde lag auf dem Bauch, das Gesicht in die Kissen gedrückt und Taichi glaubte leise Schluchzer zu hören.

„Yama?"

Die Schluchzer hörten sofort auf.

„Yama, ich bins, Tai."

Die blassen Hände verkrampften sich in das Laken, so dass die weißen Knöchel hervortraten.

„Ich weiß, dass du nicht schläfst. Kannst du mich nicht angucken, wenn wir reden?"

Yamato schüttelte den Kopf.

Taichi seufzte leicht und setzte sich neben ihm aufs Bett. Yamato zog neben ihm die Luft ein.

„Du bist einfach so abgehauen. Ich habe mir echt Sorgen gemacht, wo du stecken könntest. Ach ja deine Jacke liegt noch im Wohnzimmer. Die habe ich mitgenommen."

Der Blonde rührte sich nicht.

„Bist du böse, weil ich Reika geküsst habe?"

Yamato erstarrte. Reika? Jetzt wusste er auch, warum sie ihm so bekannt vorgekommen war. Sie war das Mädchen aus dem Bus. Eigentlich war sie ja ganz nett gewesen. Aber sie hatte sich seinen Tai geschnappt und ihm ihre Zunge in den Hals geschoben und sich an ihn gepresst. An seinen schönen, durchtrainierten Körper. Diese fiese Schlange! Warum hat er sich so von ihr einwickeln lassen?

„Weißt du, ich habe sie echt gerne. Wir haben uns so super gut verstanden und ich glaube, ich bin in sie verliebt. Das geht etwas schnell, ich weiß, aber es war wohl Liebe auf den ersten Blick oder so etwas..."

Der blonde Junge auf dem Bett kniff die Augen zusammen. Seine Lippen pressten sich fest gegeneinander. Er glaubte fast, dass sie platzten, so fest presste er sie zusammen. Sein Körper begann zu zittern. Er spürte wie diese Worte sich fest in sein Bewusstsein schrieben. Liebe auf den ersten Blick? Wie konnte sie es wagen? Sie hat ihn mit ihren Reizen verrückt gemacht. Nein, das konnte doch nicht sein. Nicht Taichi, warum gerade ihn.

„Yama?" Besorgt legte Tai seine Hand auf die Schulter seines besten Freundes, als dieser angefangen hatte zu zittern, und wieder zu schluchzen.

„Yama, du... du brauchst keine Angst zu haben, weißt du? Ich meine, dass ändert doch nichts zwischen uns!"

Oh, doch, das ändert alles!

„Du bist mein bester Freund, und das bleibt auch so. Keine Frau wird daran etwas ändern. Das verspreche ich dir."

Langsam wurde es Yamato wieder zuviel. ... das bleibt auch so... keine Frau wird etwas ändern... Tai würde nie seine Gefühle erwidern. Nie… Niemals...

Das Zittern in seinem Körper wurde stärker. Die Medikamente schienen gar nicht mehr zu wirken. Dieses schreckliche Gefühl der Leblosigkeit hatte ihn wieder ergriffen.

„Yama, das meine ich echt ernst. Du bist mein bester Freund! Ich werde dich nicht verlassen. Niemals!"

Yamato sprang auf und schubste dabei versehentlich den Braunhaarigen von der Bettkante, der ganz geschockt hinter ihm her schaute.

Überstürzt rannte er wieder ins Badezimmer. Sein Vater war diesmal sofort hinter ihm.

„Yamato, ist dir wieder schlecht?"

Yamato nickte.

Er würgte, aber in seinem Magen war längst nichts mehr drinne. Die Tränen rannen wieder sein Gesicht entlang und Masaharu nahm ihn kopfschüttelnd in die Arme.

Das würde eine lange Nacht werden.

Alleine lassen konnte er ihn nicht mehr.

Völlig verstört stand Taichi im Flur. „Ich wollte das nicht..." murmelte er.

„Das ist doch nicht deine Schuld, Taichi." Versicherte ihm der Vater von Yamato.

„Ich will doch dass es ihm gut geht. Ich habe ihm gesagt, dass ich immer sein Freund sein werde."

„Keine Angst, er muss sich erst einmal beruhigen. Morgen geht es ihm dann bestimmt besser. Ich bin mir sicher, er weiß, dass du es ernst meinst."

Der blonde Junge schluchzte auf.

„Bbitte... Yama, verzeih mir doch..." bat der Junge mit den braunen Augen verzweifelt. „Ich will dir doch nicht weh tun."

„Taichi, es ist wohl doch besser, wenn du jetzt gehst." Herr Ishida brachte seinen Sohn zum dritten Mal an diesem Abend ins Bett.

„Aber..." Taichi war sichtlich erschüttert. Vor ein paar Minuten hatte er dem Jungen noch erzählt, dass er für Yamato gut wäre und nun wurde er eines Besseren belehrt. Dennoch war sich Herr Ishida sicher, dass Taichi sehr viel für Yamato tun konnte. Es war wohl an diesem Abend einfach zuviel. Wenn sich der Junge beruhigt hatte und wieder klar denken konnte, würde Taichis Worte besser angebracht sein. Yamatos Freund hatte keine Erfahrung wie man mit labilen Personen umging. Masaharu wollte Taichi nicht einfach wegschicken mit einem Gefühl es schlimmer gemacht zu haben. Dennoch sollten sie die Sache langsamer angehen lassen.

„Glaub mir, es ist nicht deine Schuld!" beruhigte er den Jungen.

„Ich kümmere mich um Yamato. Er wird morgen nicht mit zur Schule kommen, aber vielleicht könntest du ihn morgen Abend besuchen? Er freut sich dann sicherlich dich zu sehen. Gib ihm Zeit. Er hasst es, wenn ihn jemand weinen sieht, okay?"

Taichi nickte traurig.

Schleichend machte er sich auf den Weg. Ein leises „Bis morgen" war noch zu hören.

Ein betrübter Blick des Vaters fiel auf seinen Sohn, bevor er den noch immer weinenden Jungen in den Schlaf wiegte. Was war heute nur los? Irgendetwas stimmte doch an dieser Sache nicht.

-to be continued-