A/N: Hallo, hallo, hallo. Jetzt kommt erstmal die allkapitelische Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat. Also: Sorry! Dafür verspreche ich das nächste Kapitel auf Anfang Februar. Wie ihr bemerkt habt, schreibe ich auch jetzt öfters mal aus verschiedenen POVs, aber dass ist dann immer deutlich. Das wird sich auch bis zum Ende durchsetzen.

Ich habe einen Haufen Reviews bekommen und ich kann nur voller Ehrfurcht sagen: Danke Danke Danke. Das ist so lieb von Euch

SSJSweety: Jaja, Väter eben, aber ich mag Yamatos Vater trotzdem. Er ist irgendwie lieb.

YanisTamiem: Es scheint allgemein ein sadistisches Vergnügen zu geben, dass Leser und Autoren, die Charaktere leiden sehen wollen. Ist ja auch klar, nur fluffy ist eben langweilig.

KaisAngel: Kinomann, soso Taichi ist unsympathisch und Yamato lässt sich mit Kaigou ein... Kannst du Gedanken lesen? Naja vielleicht nur ein bisschen gg. Ich würde aber nicht drauf wetten, dass sich da nicht noch was ändert.

Fan-chan: Ohje, bis Tai endlich dahinter kommt... ich denke, dass dauert noch etwas.

Lizzie: Jaaaaaa, verzwickte Netze, das mag ich am liebsten... so lange herumzuraten bis am Ende doch was anderes rauskommt. Was wäre die Welt ohne Überraschungen :)?

TrunksBabyGirl: Kawai!!! Jaaa, manchmal lieb ich das auch und ich verspreche noch ein paar süße Kawaiis reinzunehmen. Könntest du mal das andere Bein nehmen?? Ich hinke glaube ich :)

isamiyu: Schön dass es dir Spaß macht, vielleicht war ich mit meiner Einstufung von Taito etwas voreilig. Irgendwie zieht sich das ganze in die Länge :)

Lea-chan: Sie wird nicht langweilig? PUH, dann bin ich aber froh. Ich mach mir nämlich schon Gedanken ob es nicht öde wird. Natürlich sind hin und wieder ein paar öde Szenen drin, aber nur Action ist glaube nicht ratsam.

Luinaldawen: Sie kriegen sich, sie kriegen sich nicht... Das weiß doch nicht mal ich! Hihihihi. Ja, ich kenne das mit der Kurzsichtigkeit, bin genauso blind. Aber man gewöhnt sich dran. Der Witz ist: Ohne Brille sehe ich echt scheisse aus :)

nie-chan: taschentuchreich Also jemanden zum Weinen bringen, wollte ich ja jetzt nicht. Oooooooooochhhh...! An meinen Schreibstil arbeite ich ständig. Irgendwie hab ich manchmal das Gefühl, dass ich mich zurückentwickle, aber dann finde ich einige Dinge doch recht gelungen... naja normaler Perfektionismus eben.

Queran: festhalt Hibbel net so rum, dass macht mich ja ganz nervös :), aber ob ich deine Fragen beantworten kann??? Wer weiß?

Tamara: Uffs, da hatte aber jemand ne Ausdauer. Irre! Also zu den anderen Seiten. Ja, im Grunde schon. Ich kam nur noch nich dazu, aber ich werde sie noch reinsetzen. Öhm, danke für deine Komplimente. Ich bin schon ganz verlegen. Sowas hört man natürlich gerne. Zu den ernsteren Themen: Natürlich muss mit ernsten Themen verantwortungsvoll umgegangen werden. Dennoch kann man in vielen auch die Normalität und den Humor sehen. Wieso sollte das Leben eines Behinderten nicht auf aufregend, skurril, chaotisch oder ganz normal sein. Ich will einfach rüberbringen, dass Autoren keine Berührungsängste vor Charakteren haben müssen, die nicht dem Idealtyp, der MarySue entsprechen. Im Gegenteil, je mehr Probleme sie haben, besonders im Alltag, desto mehr kann man schreiben :).

aderishia: Der emotionale Knoten. lach Das ist gut... Ich habe aber sehr festes Seil genommen. Sollen wir nicht noch ein wenig mehr zusammenziehen???

Krieger des Wahnsinns: genial... nun ja, so weit würde ich nicht gehen, aber göttlich ggg ne Scherz. Danke für das Review.

sweet-chan: danke für das nette Review. Schon dreimal??? Kannst du das nächste Mal die Rechtschreibfehler markieren lach

Sakura-the real: Ja. sie wird fortgesetzt. Ich bin nur ne faule Socke. Aber ich verspreche hoch und heilig, dass sie beendet wird.

sarah: nocheintaschentuchraushol ohohjeeee Mädels. Nun heult doch nicht!! Sonst heul ich mit!!! Aber verreckt bist du hoffentlich noch nich?? Grüße an deine Sis

Naoki-san: Wie definierst du Happy-End? Sorry wegen der Vorzeichen. macht es mir nicht einfach.

Yuumi: taschentücherkaufenmuss Vielleicht schreib ich zu intensiv? Ich mach mir ernsthaft Sorgen um eure Gesundheit. g

me-chan: Also Mega-Fan, dann hoffe ich doch, dass du noch weiterliest :)

Yu: Netter kurzer Nick, schreibt sich schnell, als manch andere. Hehe. Danke für dein nettes Review.

Leley: Vielen Dank. Ich bin voll gerührt.

Ihr seid alle so lieb. kussi

Jetzt laber ich aber nicht weiter. Ihr platzt ja sonst noch.

Viel Spaß

Alli


18. Kapitel

Den nächsten Tag verbrachte Yamato im Bett. Zumindest den Anfang. Er war früh aufgewacht. Im ersten Moment wollte er einfach aufstehen und sich fertig für die Schule machen, als die Erinnerung ihn mit einem Hammer erschlug. Taichi hatte sich verliebt, in ein Mädchen, in Reika. Er hatte zu lange gewartet. Er hätte ihm die Wahrheit sagen müssen, ihm zeigen müssen, wie wichtig er ihm war, so dass sich der andere Junge nicht zu diesem Mädchen hingezogen fühlte. Aber wie wären die Chancen gewesen, dass Taichi auch nur im Entferntesten die Gefühle von Yamato erwidert hätte. Diese errechnete sich Yamato gegen Null.

Seufzend hatte er sich in sein Bett zurückgelegt. Sein Vater würde ihn heute nicht zur Schule schicken. Das war nur von Vorteil. Yamato glaubte auch nicht, dass er seinen „besten" Freund in die Augen blicken konnte. Er hatte geheult und sich so dämlich benommen. Wie sollte er das alles erklären? Das Schlimme an der Sache war, dass Taichi nicht locker lassen würde.

Er würde ihn ausfragen, bis ins kleinste Detail, warum Yamato gestern abend so verzweifelt gewesen war. Und wie konnte er das verhindern??? Den ersten Gedanken sich einfach die Hand zu brechen, so dass er nicht mehr schreiben konnte, verdrängte er.

Was würde er ihm erzählen? Das Gleiche wie seinem Vater? Das war wohl das Beste. Jetzt fühlte sich Yamato noch weniger in der Lage mit der Wahrheit auf den Tisch zu kommen, als vorher. Zudem je länger er darüber nachdachte, desto irrsinniger kam es ihm vor. Er hatte sich in seinen besten Freund verliebt... Tss... Welcher normale Mensch mit Verstand tut so etwas absolut Blödes?!? Und dazu noch gleichgeschlechtlich! Hieß es nicht immer, Homosexuelle wären eine Minderheit? Na super! Er war ein Psycho, stumm und dazu noch ne Minderheit!!!

Ein Junge, wie Tai, der gerade mal das Problem hatte, nicht die Torpfosten scharf zu sehen, würde doch jeden haben können. Jeden!! Und Jede! Wie Reika.

Ohhh, verdammt, warum ausgerechnet Reika?? Sie war so freundlich und nett gewesen und auch wenn Yamato ihr gerade die Pest an den Hals wünschte, war sie ja wirklich ein normales, akzeptables Mädchen. Jemand, mit dem man ernsthaft etwas anfangen konnte.

Sie waren 16. Es gab ne Menge Jugendlicher, die mit 16 ihre erste langjährige Beziehung begannen. Bei jeder dummen Zicke hätte Yamato noch die Chance gesehen, dass Taichi sie nach eins bis zwei Monaten abservierte. Dann wäre es Befriedigung von sexuellen Bedürfnissen gewesen. Damit hätte Yamato sogar leben können. Schließlich waren sie in der Pubertät. Der Höhepunkt der Libido, wie sein Vater ihm in einem recht peinlichen Gespräch erklärte und dass es nichts Schlimmes wäre, sich selbst anzufassen. Wer hatte Eltern eigentlich erlaubt, solche Dinge auszusprechen?

Jedenfalls war Reika nicht einfach irgendeine aufgetakelte Tussi. Es war ein sportinteressiertes, freundliches Mädchen.

Eigentlich hätte Yamato sie sogar als Idealtyp für Taichi bezeichnet. Dieser schnelle Flirt konnte zu einer ernsten Beziehung werden.

Frustriert suchte er in seinem Kopfkissen nach Federkielen, an denen er die Federn aus dem Kissen herausziehen konnte. Sein Vater kam erst ins Zimmer, als schon einige weiße Flusen auf dem Boden verstreut waren.

Er beachtete die Federn nicht und setzte sich zu seinem Sohn auf die Kante seines Bettes.

Yamato schaute ihn unter geschwollenen Augen an. Das viele Weinen hatte sich auf seinem Gesicht bemerkbar gemacht. Masahito strich seinem Jungen die blonden Strähnen nach hinten. Yamatos betrübter Blick hinterließ einen Schatten in der Miene seines Vaters.

„Fühlst du dich besser?" fragte er, obwohl er die Antwort schon wissen musste. Yamato nickte kurz, besann sich eines Besseren und schüttelte den Kopf. Dieses Bild, der beiden Küssenden hatte sich in seinem Gedächtnis eingebrannt und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

„Soll ich hierbleiben? Ich rufe beim Sender an und melde mich krank."

Wieder schüttelte Yamato den Kopf. #Du kannst nicht immer wegen mir nicht zur Arbeit gehen. Irgendwann spielt dein Chef nicht mehr mit.#

„Junge, mein Chef ist mir egal. Ich bin dein Vater und ich liebe dich. Kein Chef der Welt, kann mich davon abhalten für dich da zu sein."

Yamato lächelte. Er drückte sich an seinen Vater, der ihn liebevoll über den Rücken streichelte. Er hatte doch eigentlich viel Glück so einen Dad zu haben. Die Sache mir Chasira erschien ihm weit weniger schlimm, als am gestrigen Abend. Und doch hatte er es im Gefühl, dass er die Frau nicht würde leiden können.

#Geh zur Arbeit, ich komme zurecht.#

Masahito zog prüfend die Augen zusammen. Das tat er sehr ungern. Yamato konnte das sehen, aber er wollte jetzt wirklich ein wenig allein sein.

„Ich werde anrufen, und du versprichst mir, keinen Unsinn anzustellen."

#Versprochen.#

„Na gut. Dann gehe ich jetzt. Draußen steht Frühstück, du brauchst dich nur noch zu bedienen."

Er verabschiedete sich, nicht ohne noch mal die Situation abzuwägen, ob er seinen Jungen alleine lassen sollte. Aber dieser schien sich soweit gefangen zu haben.


Yamato verbrachte noch zwei Stunden im Bett, bevor er sich mit einem stark an Schokoladenmilch konzentrierten Müsli vor den Fernseher warf und die dämlichsten Sendungen schaute, die das Programm am Vormittag zu bieten hatte.

Je niedriger das Niveau, desto weniger musste er nachdenken. Seinen Kopf anzustrengen bedeutete, dass ihm auch wieder Taichi und Reika einfiel.

Dennoch konnte er die beiden nicht wirklich aus seinem Kopf verbannen. Immer wieder traten sie hervor und quälten ihn.

Sein Vater hatte schon dreimal angerufen, ob alles in Ordnung war, als es plötzlich an der Tür schellte. Wer konnte das sein? Die Schule war noch längst nicht zu Ende, sonst hätte er Taichi vermutet, aber dieser war auch bereit ein paar Stunden zu schwänzen, wenn er es für nötig hielt.

Es schellte erneut. Yamato ergab sich in sein Schicksal. Irgendwann musste er sich Tai stellen. Dann konnte er das auch jetzt tun.

Zu seiner Überraschung trat aber nicht der Strubbelkopf aus dem Aufzug.

Es war ein Mädchen. Die rosafarbene Haarpracht ließ sich schnell als Miyako identifizieren.

Mi machte ein betrübtes Gesicht.

Eigentlich schaute sie genauso, wie er sich fühlte.

„Darf ich reinkommen?"

Yamato nickte.

Sie trat über die Schwelle und schaute sich interessiert um. Yamato erinnerte sich, dass sie noch nie hier gewesen war.

#Was ist mit Schule?# fragte er sie, als sie es sich auf der Wohnzimmercouch bequem gemacht hatte.

„Mir ist die Lust dran vergangen. Ich habe Tai heute morgen gesehen. Mit..."

#Ich weiß!# Er nickte betrübt.

„Dachte ich mir bereits, dass du deswegen nicht aufgetaucht bist. Taichi sagte, du seist krank, aber Tai ist ein ganz schlechter Lügner."

#Er war gestern abend noch hier gewesen. Aber ich konnte es ihm nicht sagen.#

Miyako rückte sich auf dem Polster zurecht. „Ich war ziemlich entsetzt, ihn mit Reika zu sehen. Es war schon sehr eindeutig. Am liebsten hätte ich ihm 'ne Ohrfeige verpasst, dass er dich nicht betrügen soll." Sie lachte bitter auf. Yamato musterte sie. „Ehrlich? Irgendwie war in meiner Vorstellung das Pärchen schon komplett. Aber natürlich kann man Tai nichts vorwerfen."

Yamato nickte betrübt. Das war ja das Schlimme.

„Ich hätte euch gerne zusammen gesehen." Nun war sie es, die mit seinen blonden Strähnen spielte. Anscheinend übten seine Haare ein unglaubliche Anziehung aus. „Deine Augen sind so trüb, Yamato. Das sehe ich nicht gern. Normalerweise kann man den Ozean darin sehen. Jetzt ist es ein veralgter Fischweiher."

#Danke.# Yamato verzog das Gesicht.

Seine Hände waren unruhig und er verknotete die Finger. Immer wenn er mit etwas nicht klarkam, wirkte sich das in erster Linie auf seine Hände aus. Als wüsste sie schon um dieses Zeichen, legte sie ihre darüber und zwang sie zur Ruhe.

„Es tut mir so leid." Flüsterte sie.

#Da muss ich durch.#

„Was hast du Tai denn erzählt?"

Yamato schluckte. #Er glaubt, ich wäre verzweifelt, weil ich ihn als Freund verliere.#

„Und das hat er geglaubt?"

#Mein Vater glaubt das auch!#

„Wieso?"

#Ich möchte nicht darüber reden.#

Die braunen Augen musterten ihn. Dann nickte sie. Es gab auch Dinge, die sie nicht wissen musste. Er war wirklich ein erbärmlicher Feigling. Gab es denn einen Menschen, zu dem er absolut ehrlich war?

#Vielleicht später.# Ein vertröstendes Lächeln erschien und sie nickte wieder.

„Soll ich dich ablenken?"

Yamato nickte.

Das wäre keine schlechte Idee.


„Guten Tag." Masahito staunte nicht schlecht, als er das hübsche Mädchen sah, das auf seiner Couch saß. Sie hatte nur ein pinkes Top und eine lange, weiße Hose an. In Anbetracht dessen, dass es draußen nun doch langsam kühl wurde, war es vielleicht etwas zu freizügig. Ihre Augen waren ebenso farbig geschminkt, wie die rosafarbenen welligen Haare, die auf ihre freien Schultern fielen. Sie lächelte aufreizend und Masahito schluckte. Er war sich sicher, dass sie im Alter seines Sohnes war, aber die jungen Mädchen hatten verdammt gute Tricks wie 20 auszusehen.

Freundlich grüßte er zurück. „Guten Tag."

„Ich bin Miyako Inoue. Ihr Sohn und ich sind befreundet." Stellte sich das Mädchen vor. Befreundet, soso. Masahito fragte sich, ob sein Sohn wirklich nur mit ihr befreundet war. Er hätte in seiner Jugend sehr große Probleme damit gehabt, mit einer solchen Schönheit befreundet zu sein. Hätte Yamato am gestrigen Abend nicht einen solch starken Zusammenbruch gehabt, hätte er tatsächlich vermutet, vor einer Flamme seines Sohnes zu stehen.

Yamato kam gerade ins Wohnzimmer und starrte seinen Vater entsetzt an. Sein Vater schmunzelte. Tja, er war früher nach Hause gekommen. Die Sorge um den blonden Jungen hatte ihn nicht lange beim Sender gehalten. Die Kollegen kannten ihn und die Probleme, die er mit seinem Sohn hatte schon lange und hatten Verständnis. Zumal er alle verpassten Arbeitsstunden auch in der Nacht oder zu Hause abarbeitete. Die Nachtschicht war nicht gerade die beliebteste.

Yamato war es wohl peinlich, dass er ein Mädchen zu Besuch hatte. Aber der Junge war nicht mehr so blass. Er hatte sich angezogen, sah frisch gewaschen aus. Keine verheulten Augen, keine wirren Strähnen im Gesicht und keine ausgeleierte Jogginghose, die er alle 3 Sekunden hochziehen musste, weil sie viel zu groß war.

Masahito war überrascht, dass es ihm schon wieder viel besser ging.

„Ja, ich dachte mir, ich leiste ihm ein wenig Gesellschaft."

„Das ist sehr nett von dir. Aber wie ich sehe, geht es Yamato schon viel besser. Er wird sicherlich morgen wieder zur Schule kommen." Masahito nickte seinen Sohn zu, der unbehaglich von einem Bein auf dem anderen tanzte. Egal, wie schwer es ihm fiel, Yamato musste sich der Situation stellen und Taichi hatte versprochen, ihn nicht zu vernachlässigen. Und wer wusste schon, ob diese Liebe von Dauer war. Das kann auch eine Sache von ein paar Tagen oder Wochen sein.

„Yamato, hast du unserem Gast denn nichts angeboten?"

Der Junge druckste ein wenig herum, bevor er unsicher umherblickte. Masahito beschloss, auch wenn es etwas spät war, seinem Sohn noch ein paar Verhaltensregeln beizubringen, wie man Gäste behandelt. Er brachte nur selten jemanden mit, eigentlich nie. Und Taichi hatte es sich angewöhnt sich selbst zu bedienen.

„Möchtest du etwas trinken, Miyako?"

„Ja gerne. Ein Wasser bitte."

Mit einem Kopfnicken schickte er Yamato in die Küche, der sich auch sofort davon machte.

„Und du bist in Yamatos Klasse?"

„Parallelklasse. Ich gehöre zu Tais Freundeskreis. So haben wir uns kennengelernt."

Yamato kam sehr schnell zurück. Masahito schmunzelte. Anscheinend war es Yamato wirklich peinlich, dass er sich mit Miyako unterhielt. Insgeheim hoffte er ja, dass es doch mehr als eine Freundin war. Er suchte im Gesicht seines Sohnes nach heimlichen Blicken. Zwar konnte er diese nicht finden, aber die Röte in seinem Gesicht ließ den Mann hoffen. Es war doch noch nicht alles verloren.

Da auch er einmal jung gewesen war, sah er schließlich ein, dass er störte.

„Ich habe noch ein wenig zu arbeiten. Also macht es euch gemütlich. Habt ihr gerade ferngesehen?"

„Nein, wir haben uns unterhalten." Antwortete das Mädchen mit einem Wink auf Yamatos Notizblock. Masahito erinnerte sich an die Zeit, in der er auch immer darauf schauen musste, um seinen Sohn zu verstehen. Das war ganz schön mühselig gewesen. Besonders, da Yamato gerade erst schreiben gelernt hatte.

„Ich werde euch jetzt jedenfalls nicht länger stören. Yamato?" sprach er seinen Sohn an.

Dieser reagierte er nicht.

„Yamato?" wiederholte etwas lauter. Erst wand sich der blonde Junge. War es ihm wirklich so peinlich? Schließlich bekam er doch noch die Aufmerksamkeit. „Du kommst nachher nochmal zu mir."

#Es ist alles in Ordnung. Ich komm schon klar.#

#Ich will trotzdem mit dir reden.#

#Jaja.# Yamato schaute Miyako an und zeigte auf sein Zimmer. Sie nickte und begab sich mit einem abschließenden Lächeln zur Tür von Yamatos Raum.

Dieser folgte ihr. Irgendwie benahm er sich komisch. Sein Bewegungen waren unsicher und fahrig und ständig schien er sich gegen etwas abzusichern.

Dann fiel ihm ein paar CDs auf, die Yamato im Wohnzimmer hatte liegen lassen. Bevor die Tür sich schloss, rief er hinterher.

„Und räum deine CDs weg."


Yamato blieb das Herz stehen. Lös dich in Luft auf. Lös dich auf!!!! schrie seine kleine Stimme wieder, die so gerne ihre Meinung kund tat.

Miyako lächelte unbeeindruckt. Hatte es sie es nicht gehört? Oder war einfach der Groschen noch nicht gefallen?

„Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?" fragte das Mädchen kokett. Unsicher zuckte der Blonde mit den Schultern. „Weißt du, Yamato. Es gibt nur eine Methode sich von Liebeskummer zu befreien."

#Und wie?#

„Etwas unternehmen, Spaß haben und hemmungslos flirten."

Flirten? Das fehlte ihm gerade noch. Mit wem denn? Yamato war versucht den Kopf zu schütteln, aber Mi hatte den Nachmittag geistig schon verplant.

Sie grinste breit, während ihre Finger mit den Federn spielten, die noch immer verstreut herumlagen.

#Und wo willst du das tun? Fürs Eiscafe ist es schon zu kalt.# erwiderte der Blonde. Hunger für eine Pizza hatte er auch nicht gerade. Im Übrigen war sein Taschengeld merklich geschrumpft. Die Cola, erinnerte er sich. Er hätte nicht soviel Trinkgeld geben sollen.

„Eiscafe? Auch keine schlechte Idee. Das wäre die klassische Flirtatmosphäre." Sie schnurrte verführerisch. „Uh, schon der Gedanke, dich Eis essen zu sehen, macht mich an, Yamato."

Errötet seufzte Yamato. Wenn er nur wüsste, wann Miyako einen Scherz machte und wann seine Jungfräulichkeit wirklich in Gefahr war?

„Nein, ich habe da eine andere Idee. Hast du ein Fahrrad?"

Er nickte.

„Gut, dann kommen wir schneller voran. Und ich habe keine Lust auf Busfahren. Zieh dir was Warmes an, wir bleiben draußen. Ich geh jetzt nachschminken." Ihre Hand kramte in der kleinen Handtasche, natürlich rosa farben, dann verschwand Miyako aus dem Zimmer.

Sie hat mich nicht angesehen. schoss es Yamato durch den Kopf. Sie weiß es! Sie musste es irgendwie herausbekommen haben, auch wenn sie sich nicht an der Lüge zu stören schien. Yamato beschloss sie auf die Probe zu stellen.

Er öffnete seinen Kleiderschrank. Mit der alten ausgebeulten Cordhose ließ sich nicht flirten. Ein Blick auf den Boden verriet ihm, dass seine erste Wahl auch nicht ratsam wäre. Die neue Jeans war schlammbespritzt. Er war gestern durch die nassen Straßen gerannt. Und dann hatte er sie einfach auf den Boden geschmissen. Auch nicht wirklich eine erfolgreiche Trockenmethode.

Die helle Sommerhose war ihm zu kalt. Das Thermometer hatte die 10°C nicht überschritten. Der Winter kam dieses Jahr so schnell, wie der Sommer lang gewesen war. Herbstwetter hatten sie kaum gehabt.

Im Augenwinkel sah er die schwarze, samtige Hose, die ihm seine Mutter zum Geburtstag geschenkt hatte. Für Weihnachten, hatte sie gesagt. Er fand, sie sah ziemlich schwul an ihm aus. Sie schimmerte leicht, wirkte dadurch natürlich edel, aber war gleichzeitig so mädchenhaft und überhaupt. Das war einfach nicht sein Stil.

Noch bevor er die letzte annehmbare Möglichkeit, seine dunkelbraune Jeans, herausgekramt hatte, die natürlich irgendwo in die Ecke geknäult lag, war Miyako wieder da. Erschrocken hielt er sich die Jogginghose, die zufällig auch noch da rum lag, vor den Körper.

Ich dachte, Mädchen bräuchten solange im Bad.

„Junge, stell dich nicht an. Ich habe schon mehr Männer in Unterhosen gesehen." Das glaubte er unbewiesen, was ihn aber nicht davon abhielt, sich weiter zu bedecken.

„Die Schwarze sieht ja super aus. Yamato, wow, du hast ja richtig coole Klamotten." Er verdrehte die Augen. Frauen! „Zieh die an, ich will dich darin sehen!" Sie hatte sich entschlossen, sich in seine Kleiderwahl einzumischen.

#Gehst du bitte?# bedeutete er ihr, in dem er auf die Tür zeigte.

Nun war sie es die die Augen verdrehte. Doch anstatt das Zimmer zu verlassen, drehte sie sich um. „Männer!" konnte man sie flüstern hören. Obwohl er es für die falsche Wahl betrachtete, zog er die Hose an. Sie passte perfekt. Seine Mutter kannte ihren Sohn gut.

„Zum Anknabbern!" flüsterte Miyako hinter ihm. Er drehte sich vorwurfsvoll zu ihr um.

„Schau nicht so. Du siehst echt super damit aus. Sexy." Grinste sie.

#Ich sehe damit schwul aus!# schrieb er auf den Notizblock, während sie nur allzu deutlich seinem Hintern hinterherschaute.

„Yamato, du bist schwul!" Sie lachte laut auf. „Du solltest darauf stolz sein. Viele Homosexuelle sehen sehr hübsch aus und haben einen tollen Modegeschmack. Egal, wie klischeehaft das klingt. Es wird immer wieder bewiesen."

Yamato besah sich im Spiegel. Naja, die Hose saß wirklich gut. Und er wirkte nicht schlaksig oder mager. Eigentlich betonte sie die richtigen Stellen. Mit dem dunkelroten Hemd, dass ihm Mi nun in die Hand drückte, schien seine Figur hochgewachsen und lässig. Obwohl es dem Anlass etwas overdressed war, gefiel ihm das Outfit. Miyako war beliebt und lief meist zwar freizügig, aber immer noch geschmackvoll herum. Vielleicht hatte sie recht.

Mit geschickten Händen hatte sie aus ihrer Handtasche eine Tube Haargel herausgezaubert und zupfte die untersten Spitzen seiner blonden Haare zurecht.

Bisher hatte er nie auf Gel zurückgegriffen, da er nicht wie ein Lackaffe aussehen wollte. Auf die Idee, nur die Spitzen zu unterstützen war er noch gar nicht gekommen. Die gezupften Haare standen ein wenig ab, waren nicht so bübchenhaft, wie das Gesicht, das ihn sonst anblickte. Allerdings erinnerte es ihn an jemand, an den er heute gar nicht mehr denken wollte. Strubbelhaare.

Sofort schüttelte er den Kopf und sah in ihren mitfühlenden Augen.

„Am besten gehen wir gleich. Es wird dir guttun. Das verspreche ich dir, Yamato."

Er lächelte leicht. Wahrscheinlich war es besser so. Je schneller er seine Hoffnungen auf Taichi aufgab, desto besser. Und vielleicht gab es doch noch jemanden da draußen, der ihm so wie der braunhaarige Strubbelkopf gefiel.


Fast eine halbe Stunde verbrachten sie auf dem Fahrrad. Yamato wunderte sich immer noch wohin sie fuhren. Aber selbst die Fahrt brachte Klarheit in seinen Kopf. Sein Vater hatte dies ebenso gesehen. Denn bevor sie losgefahren waren, hatte er sich noch mit ihm unterhalten müssen. Natürlich hatte sein Vater die üblichen Fragen gestellt.

„Blablabla, wie gehts dir? Sei ehrlich zu mir. Ich mach mir Sorgen. Gestern war sehr schlimm. Nimm das Handy mit. Ruf an, wenn es dir schlecht geht. Hier, ein Vorschuss aufs Taschengeld, wenn du schon mal mit einem Mädchen weggehst, soll man sich ja nicht blamieren. Hast du was mit dieser Miyako?"

Yamato hatte nur verneint und versichert, dass er sich wieder gefangen hatte. Er war sich bewusst, dass er gestern einfach nur übertrieben reagiert hatte.

Ob Masahito das nun geglaubt hatte, oder nicht, er ließ Yamato mit einem misstrauischen Blick gehen, besonders da sich der blonde Sohn herausgeputzt hatte, als würde er zumindest einen Schulball besuchen.

„Viel Spaß, Yamato." Hörte er hinter sich her rufen. Den wollte er heute auch haben.

Entschlossen radelte er weiter. Die Kapuze über die frischgestylten Haare gezogen und neben ihm, die tollste Frau der Schule. Wem konnte es denn da schlecht gehen?

Zu seiner Überraschung hielten sie vor einem hohen Gebäude, der nach Reichtum nur so stank. War das ein Club oder ein Hotel? Die weißen Steine waren schlicht gegen die in Gold gefasste Glastüre. Ein roter Teppich mit schwarzem Absatz führte in das Innere des Gebäudes, aus dem Lichter funkelten. Über der Türe war das Wort JINX in eine goldene große Platte graviert. Dennoch wirkte diese zum Rest des Gebäudes winzig und bescheiden.

Vielleicht hätte er sich doch einen Frack kaufen sollen. Von wegen: overdressed. Und sie standen mit Fahrrädern vor diesen Edelschuppen. Wie konnte man sich nur so lächerlich machen?

„Hey, keine Sorge, du siehst super aus. Du wirst gar nicht auffallen da drin. Oder vielleicht doch... als der heißeste Junge im ganzen Saal."

Sie hatte seine Befürchtungen erraten und er lächelte halbherzig. Yamato wurde mulmig als sie auf den Eingang zusteuerten. Noch mulmiger wurde es, als tatsächlich ein in roter Uniform gekleideter „Page?" ihnen die Fahrräder abnahm und sie durch einen Seiteneingang schob.

Der wirkliche Schrecken kam erst, als er den Türsteher sah. Auch dieser Herr war nobel gekleidet und sein teurer Anzug schränkte seinen gewaltigen Eindruck nicht ein.

Yamato sah sich schon im hohen Bogen auf die Straße fliegen, als er in das düstere Gesicht des schwarzhaarigen Hünen blickte. Dieser musterte ihn auch noch von oben bis unten. Miyako schien sich überhaupt keiner Prüfung unterziehen zu müssen. Sie war anscheinend öfters hier. Mit einem knappen Nicken begrüßte er Miyako, die ihr reizendes Lächeln zeigte. Sie drückte dem Mann ein paar Geldscheine in die Hand und er öffnete die Tür.

Wo in aller Welt bin ich hier?

Sie gingen durch den Eingang und waren sofort in einer weiteren Zurschaustellung von Reichtum gefangen. Roter Samt behängte die Wände der Eintrittshalle. Überall waren goldene Bordüren und Treppenabsätze aus Marmor. Nicht zu vergessen die italienischen Statuen auf den Marmorgeländer und dem Brunnen auf der linken Seite. Wie in einer alten Oper. Sie wollte doch nicht mit ihm in die Oper gehen oder?? Yamato fand diese Musik ziemlich schrecklich. Besonders das Gekreische der Sopranistin, die vor sich herjodelte. Den Text konnte man eh nicht verstehen, wenn man nicht zufällig italienisch konnte. Und selbst diese durften ihre Mühe mit dem Verstehen des Gejaules haben.

Innerlich versuchte er sich zu beruhigen. Sie wollten Spaß haben. Miyako war nicht der Typ, der am Rumsitzen Spaß hatte und außerdem waren die Flirtchancen in einem Opernsaal ziemlich niederschmetternd.

Bei der Garderobe gaben sie ihre Jacken ab.

#Deine Eltern müssen reicher sein, als ich angenommen hatte.#

„Quatsch, gehobene Mittelklasse."

#Aber das sieht hier aus wie in einem Luxushotel.#

„Das ist das Gebäude einer kleinen Oper."

Hatte er also doch recht gehabt.

„Die Leitung hat vor Jahren pleite gemacht. Irgendein Typ hat es dann gekauft und einen Club draus gemacht."

Es war also doch ein Club. „Ja, zwischen 15 – 22 Uhr ist es ein MusikClub nur für Jugendliche und junge Erwachsene bis ... hm... ich würde die Ältesten auf 25 schätzen. Diese kommen ebenso die Nächte her. Ich finde es klasse gemacht, denn man hat einen Superservice und es sieht alles so edel aus. Aber wirklich teuer sind nur die Getränke."

Dann hatte sie ihm also den Eintritt bezahlt. Wie nett von ihr. Er beschloss, das nicht auf sich sitzen zu lassen und ihr bei Gelegenheit eine Cola auszugeben.

Dann versicherte sich Yamato, dass er den Notizblock unsichtbar in der Hose verstaut hatte. Er folgte Mi zu einer der goldenen Türen auf der hinteren Seite der Eingangshalle.

-to be continued-