Kapitel 4 Ein erfrischendes Bad
Der Tag begann wie jeder andere in letzter Zeit. Celebnîn machte nicht viel. Sie saß die meiste Zeit vor dem großen Kamin und sah betrübt und deprimiert dem Tanzen der Flammen zu. Sie erinnerte sich daran, wie sie früher mit Valandil hier gesessen hatte. Er hatte die Arme immer um sie geschlungen und gemeinsam waren sie still im Schein des Feuers gesessen. Celebnîn durchlief ein kalter Schauer der Traurigkeit. Warum musste ihr das passieren, warum musste gerade Valandil sterben? Sie hielt ihre Tränen zurück, in den letzten Tagen hatte sie so viel geweint, dass sie sich jetzt ganz ausgetrocknet fühlte. Und doch schaffte es eine winzige Träne ans Tageslicht. Sie ertrug das nicht mehr, sie fühlte sich so alleine und so verletzt. Nie wieder würde sie ihr Herz verschenken. Es gehörte Valandil. Sie würde ihn in Ehren halten.
Am späten Nachmittag hörte sie einen Reiter
kommen. Natürlich musste das Legolas sein, wer sonst sollte in
diese einsame Gegend kommen? Sie ärgerte sich sehr darüber,
dass er kam um nach dem Rechten zu sehen. Schließlich war sie
eine erwachsene Elbin und konnte gut alleine auf sich aufpassen.
Wieso können mich die Leute nicht in Ruhe lassen?´ Er
wusste genau, dass sie alleine sein wollte, aber er kam trotzdem.
Warum tat er das? Er kannte sie doch gar nicht. Er klopfte an der Tür
und mit einem Verdrehen der Augen stand auf Celebnîn und
öffnete ihm.
Legolas wurde die Tür geöffnet und
Celebnîn stand vor ihm. Sie hatte sich wieder ein schwarzes
Kleid angezogen, aber wenigstens war dieses mit goldenen Stickereien
verziert. In ihren Augen konnte er sehen, dass er nicht unbedingt
erwünscht war und das versetzte ihm einen kleinen Stich in sein
Herz. "Wie geht es Euch, Celebnîn?" "Ich lebe."
Er schmunzelte, war das etwa ein kleines Anzeichen von Sarkasmus?
"Ich dachte ich lade Euch zu einem Spaziergang ein, es ist so
schön draußen." Er warf einen kurzen Blick in das
Wohnzimmer, in dem alle Vorhänge vorgezogen waren um die Sonne
fern zu halten. "Ihr habt das wohl noch nicht bemerkt."
Celebnîn sah ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter
sich, um weitere Blicke abzuwenden. Was ging ihn das an? Wenn sie in
Dunkelheit sein wollte und die Sonne aussperren wollte, so war das
ihre Sache. "Gehen wir." Um so eher sie gingen, umso eher
wäre sie wieder zurück, es brachte ja doch nichts eine
Ausrede zu suchen.
Sie gingen durch den Wald. Die Luft war
frisch und die Vögel sangen, aber Celebnîn interessierte
das nur wenig. Sie schien von einem Schatten der Vergangenheit und
Trauer verfolgt zu werden und sie machte keine Versuche ihn los zu
werden. Sie fühlte sich träge und müde. Und die
Schwüle machte ihr zu schaffen. Wie konnte es nur so unangenehm
heiß sein? Um dieser Jahreszeit war es normalerweise eher
frisch. Das schwarze, schwere Kleid machte es ihr da nicht
leichter.
Legolas merkte, dass Celebnîn sich etwas plagte.
Sie kamen an den Fluss und er beschloss, dass sie eine Pause
brauchte. Sie saß im Schatten der Bäume, während er
dem langsamen Fliesen des Flusses zusah.
Irgendwann verlor er sich in seinen Gedanken und stand eine ganze Weile vor dem Fluss. Celebnîn schien so abweisend zu ihm, andererseits wäre er das nicht auch zu jedem in Zeiten der Trauer? Aber er wollte ihr doch nur helfen, er wollte nicht, dass sie sich aufgab. Warum lässt du mich dir nicht helfen Celebnîn?´
Als er sich
nach einer Weile umdrehte um Celebnîn zum weitergehen zu
bewegen war sie nicht da. War ihr seine Anwesenheit denn so
unangenehm? Warum wollte sie denn nicht etwas mit ihm unternehmen,
sie wusste dass er ihr helfen wollte, sie hatte doch schon genug in
diesem stickigen Haus getrauert. Er wollte sie doch nicht von ihrer
Trauer abhalten, er wollte ihr nur helfen schneller über den Tod
ihres Verlobten hinweg zu kommen und sie aus ihrem Schneckenhaus, in
das sie sich verkroch wieder heraus locken.
Er begann nach ihr zu
suchen, weit konnte sie ja nicht gekommen sein, aber dann suchte er
schon eine halbe Stunde und überlegte, ob er nicht einfach zu
ihrem Haus zurückgehen sollte, wahrscheinlich hatte sie sich
sowieso wieder dort hinein verkrochen. Aber dann hörte er hinter
einigen Büschen ein Platschen. Womöglich war es nur der
Fluss und einige Fische, die hoch sprangen, aber er sah trotzdem
nach. Als er im Schutz der Büsche den Fluss sah staunte er. Am
Ufer lag Celebnîns Kleid und sie planschte im Wasser! Sie war
völlig nackt. Legolas ertappte sich dabei wie er ihren Körper
betrachtete. Er war makellos. Ihre Rundungen ihre zarte Haut, die sie
sonst immer hinter schweren Stoffen versteckt hielt und ihre
dunkelbraunen, langen Haare, die jetzt nass an ihr klebten. Ein
leichtes, zufriedenes Lächeln erhellte ihr Gesicht. Sie strahlte
etwas aus, dass Legolas sofort in seinen Bann zog, sie hatte etwas
ganz besonderes an sich. Celebnîn sah ein wenig aus wie Arwen,
die jetzt neben Aragorn als Königin von Gondor regierte.
Das Wasser stand Celebnîn bis zum Bauchnabel und es war erfrischend kühl. Sie kniete sich nieder um ihren ganzen Körper von dem kühlen Nass umfließen zu lassen. Das tat ihr unendlich gut. Durch das schwere und auch noch schwarze Kleid war ihr sehr heiß geworden und sie hatte beschlossen sich ein wenig abzukühlen. Sie versank völlig in ihren Gedanken. Früher hatte sie oft im großen See nicht weit von ihrem Haus mit Valandil gebadet. Am liebsten waren sie in warmen Sommernächten in das dunkle Wasser getaucht. Die Sterne über ihnen und vom kühlen Wasser umgeben blieben sie früher oft Stunden im Wasser. Wie sehr wünschte sie sich, dass Valandil jetzt bei ihr wäre...
Celebnîn stand wieder auf. Plötzlich hörte sie ein rascheln im Gebüsch. Erschrocken drehte sie sich um. Da stand Legolas und betrachtete sie! Was fällt ihm ein?!´ "Legolas!"
Legolas sah wie sie sofort versuchte sich mit ihren Armen zu bedecken und sich ins Wasser kniete. "Schämt Ihr Euch nicht?!" Er schreckte hoch. "Verzeiht, ...aber ich habe Euch gesucht." Sie sah ihn genervt an. "Gebt mir mein Kleid herüber." Er trat aus dem Gebüsch nahm ihr Kleid und reichte es ihr. Sie ging aus dem Wasser und nahm es. Während sie sich anzog drehte er sich um. Er musste sicher vor Scham ganz rot im Gesicht sein. Er musste ja ausgesehen haben wie ein Spanner! "Ihr könnt Euch wieder umdrehen." Langsam drehte er sich wieder zu ihr. Sie sah ihn schüchtern aber trotzdem genervt an. "Warum habt Ihr mich denn gesucht? Ich habe Euch doch gesagt, ich werde weiter hinten im Fluss ein Bad nehmen." "Wirklich?" Er musste das überhört haben. "Ja, Ihr wart wohl in Gedanken, habt aber genickt." "Tut mir Leid." Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen. Es schien ihr zu gefallen, dass sie ihn in Verlegenheit gebracht hatte. "Ist schon gut, lasst uns jetzt gehen." Sie ging und er betrachtete sie von hinten. Ihr Haar war noch sehr nass und das Wasser tropfte auf ihr Kleid. Wenigstens schien er ein wenig mit dem Spaziergang erreicht zu haben, sie hatte sichtlich Freude an dem Bad gehabt.
