Kapitel 6 Ein Lächeln, das die Nacht erhellt

Es war Nachmittag des nächsten Tages. Legolas war gerade auf den Weg zu Celebnîn. Es war ein warmer Tag und die Sonne zeigte sich in ihrer vollen Pracht.

Als er vor Celebnîns Haus kam stutzte er. Ein kastanienbraunes Pferd stand davor. War etwa Arod hier?! Da kam Celebnîn aus dem Haus. "Guten Tag, Legolas." "Hallo Celebnîn. Ist jemand zu Besuch?" "Nein, das ist Valandils Pferd, Gwador. Ich habe ihn ein wenig durch den Wald streifen lassen. Er ist sehr traurig, jetzt da..." Sie stockte kurz. "...Da Valandil fort ist." Sie strich dem Pferd über den Hals und ging dann in den Stall. Legolas hatte den Hengst nicht gleich erkannt, aber jetzt merkte er, dass er das Pferd im Stall von der Stürmischen Nacht war. Gwador folgte Celebnîn und auch Legolas stieg ab und führte sein Pferd in eine der vier Boxen. "Aber vorhin hatte ich Besuch." "Ja?" Er konnte sich denken wer ihr Besuch gewesen war. "Ja, Euer Freund Arod war hier." Wut stieg in Legolas auf, warum konnte Arod es nicht lassen ihn zu ärgern? "Was wollte er?" Celebnîn gab den Pferden gerade etwas Heu. "Sich mit mir unterhalten." "Und was habt ihr geredet?" Celebnîn drehte sich um und sah ihn zweifelnd an. "Wieso wollt Ihr das wissen?" Legolas wurde rot. "Es tut mir Leid, ich..." Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. "Ist schon gut. Er wollte wissen wie es mir geht und hat mir sein Beileid ausgesprochen, mehr nicht." Sie ging zu Elen in die Box und streichelte das Pferd. "Ihr hättet Euer Pferd nicht in die Box bringen müssen. Wir reiten jetzt aus." Legolas war verwirrt so freiwillig war sie noch nie mit ihm ausgeritten und wenn musste er sie immer dazu einladen. "Wie meint Ihr das?" "Ihr habt bis jetzt immer bestimmt was wir tun, jetzt bin ich einmal an der Reihe. Wann wollt ihr wieder im Palast sein?" War das eine Einbildung, oder konnte Legolas Celebnîn einmal richtig lächeln sehen? "Das ist egal." "Gut, dann kommt."

Celebnîn war amüsiert über Legolas´ Verwunderung. Was war dabei wenn sie einmal bestimmte was sie machten?

Sie ritten jetzt schon eine ganze Weile, ohne das Legolas wusste wohin. Aber es war ihm egal, Celebnîn lächelte jetzt schon die ganze Zeit. Zwar war es ein leichtes Lächeln aber er konnte die Augen deshalb nicht mehr von ihr lassen, noch nie hatte er sie so gesehen. Durch das Lächeln wirkte sie noch schöner, als zuvor.

Celebnîn merkte, dass Legolas sie die ganze Zeit ansehen musste und es amüsierte sie. Ja, es war ein Lächeln, was er hier sah. Sie hatte es noch nicht ganz verlernt und jetzt fand sie das es an der Zeit war es wieder ein wenig zu zeigen. Darauf hast du wohl schon lange gewartet und wer lange wartet wird auch belohnt Aber ihr Lächeln bedeutete nicht, dass sie Valandil vergessen hatte, ganz im Gegenteil sie dachte die ganze Zeit an ihn. Aber jetzt erst merkte sie, dass er sie gar nicht gerne so traurig gesehen hätte. Also erfüllte sie nicht nur Legolas einen kleinen Wunsch sondern auch Valandil. Er hatte ihr Lächeln so gerne gesehen, als sie sich kennen gelernt hatten hatte er gesagt ihr Lächeln sei das schönste, dass er je gesehen hatte, natürlich hatte er übertrieben...
Es ging jetzt bergauf. Celebnîn wusste, dass es heiß war und hatte deshalb ein leichtes Kleid angezogen. Legolas schien unter der Sonne des Nachmittags etwas zu leiden. ´Jetzt sieht er einmal wie es ist wenn man ständig irgendwo hin mitgeschleppt wird Aber dann tat er ihr doch Leid. "Keine Sorge Legolas, es ist nicht mehr weit. Vielleicht steigen wir ab, die Pferde sind auch schon etwas müde." Sie stiegen ab und gingen nebeneinander den Berg hoch.

Endlich kamen sie auf eine Wiese. Vor Legolas erstreckte sich ein großer, kristallklarer See. Neben einer Seite des Sees wuchs der Berg weiter hinauf und neben der anderen ging es steil abwärts. Er kannte die Gegend um den Düsterwald sehr gut, aber hier war er noch nie gewesen. Celebnîn ging zur Klippe und breitete auf der Wiese davor eine große, weiße Decke aus. Sie setzte sich darauf und gab Legolas zu verstehen, das er sich zu ihr setzen wollte. "Dieser Platz ist wunderschön, wie habt Ihr ihn gefunden?" "Valandil und ich sind oft hier gewesen, wir haben mehrere solche Plätze." Sie sahen über den Wald und über ganz Mittelerde, so kam es Legolas jedenfalls vor. Er konnte auch den Palast und die Stadt sehen. Es war wirklich schön hier und er genoss die wunderbare Aussicht. Er merkte überhaupt nicht wie schnell die Zeit verging.

Die Sonne war schon untergegangen und die ersten Sterne zeigten sich. Celebnîn und Legolas hatten sich über geheime Plätze unterhalten. "Legolas." Er sah ihr in die Augen. "Ich wollte Euch danken. Ohne Euch würde ich immer noch im dunklen Wohnzimmer sitzen und nicht hinaus wollen." Natürlich war ihr dieser Satz nicht leicht gefallen, die konnte wirklich stur sein, aber sie wusste, dass Legolas sich wirklich Mühe gab ihr zu helfen und er hatte auch keine schlechten Absichten.
Legolas lächelte. "Ich habe das gerne getan, Ihr braucht Euch nicht zu bedanken." Celebnîn lächelte und Legolas verspürte auf einmal ein wundervolles Gefühl in seinem Inneren, das er so noch nicht kannte.

Die Sterne waren über ihnen und Celebnîn und Legolas lagen nebeneinander auf der Decke und betrachteten sie. Legolas hörte wie sie gleichmäßig und leise Atmete. Ihr Duft stieg ihm in die Nase, sie roch nach Blumen, das war ihm bis jetzt noch nicht aufgefallen. "Eines Tages wird ein Stern für mich herab fallen und ich werde ihn an mich nehmen." Celebnîn lächelte. "Valandil hat das immer zu mir gesagt. Er war sich sicher ich würde einmal einen Stern in Händen halten." "Dann stimmt es auch." "Ihr glaubt wirklich ein Stern fällt herab?" "Für euch schon." Celebnîn lächelte und sah ihm in die Augen. Legolas erwiderte ihren Blick. Ihre Augen waren wunderschön, so tiefblau dass man sich in ihnen verlieren konnte. Eine Weile sahen sie sich an. Und Legolas überkam wieder dieses unbeschreibliche Gefühl. Aber dann sah Celebnîn wieder hinauf zu den Sternen und Legolas merkte zu seiner Überraschung, dass er darüber enttäuscht war.

Nach einer langen Zeit meinte Celebnîn sie sollten sich langsam wieder auf den Rückweg machen. Eigentlich hätten sie noch lange so liegen bleiben können, nichts drängte sie zu einer Rückkehr, aber Celebnîn hatte ein eigenartiges Gefühl. Als Legolas ihr in die Augen gesehen hatte, hatte sie dieses Gefühl zum ersten Mal verspürt. Er hatte doch nicht plötzlich irgendwelche Absichten, oder? ´Sei nicht dumm, er weiß genau, dass du dich nicht neu verlieben willst, er hat nur freundschaftliche Absichten Aber ganz sicher war sie sich darüber doch nicht.

Sie kamen erst mit der Morgendämmerung wieder zurück. Legolas stieg von seinem Pferd und nahm Celebnîns zarte Hand, um ihr von ihrem zu helfen. "Das war ein schöner Ausflug. Vielleicht könnten wir das wiederholen." "Gerne." Sie stand eine Weile da dann lächelte sie schüchtern. "Legolas..., ich hätte meine Hand gerne wieder." Legolas wurde rot. Er hatte ihre Hand die ganze Zeit geistesabwesend gehalten. Die Worte ´Tut mir Leid´ murmelnd lies er sie los. "Wann darf ich Euch wieder besuchen?" "Wann Ihr wollt." Celebnîn lächelte und ging mit Elen in den Stall. Legolas ritt nachdenklich nach Hause.

´Wenn du dich nicht neu verlieben willst warum hast du dumme Gans ihm gesagt, dass er wieder kommen kann? Celebnîn schloss die Tür hinter sich. ´Ich will mich doch nicht in ihn verlieben, aber ich glaube er verliebt sich gerade in mich... Was soll ich den jetzt bloß tun?

Gwador Verbündeter