Kapitel 7 Der Fehler

Als Legolas sich eine Weile in seinem Zimmer ausgeruht hatte ging er nach draußen spazieren. Er schlenderte durch den Garten des Schlosses. Die Blumen dufteten und die Vögel sangen ihre Lieder. Es war so entspannend hier zu spazieren, der Schlossgarten war nicht allen offen und deshalb konnte Legolas hier auch immer ungestört sein.

Legolas wollte es sich gerade auf einer Bank gemütlich machen, als er auf einmal Rufe hörte. "Legolas, warte!" Legolas drehte sich um. Arod kam angelaufen. "Warte bitte, ich möchte mit dir reden." Legolas blieb stehen. Arod kam ein klein wenig außer Atem zu ihm. "Ich möchte mich wegen Vorgestern entschuldigen. Ich will Celebnîn nicht verletzten." Legolas lächelte, er hatte doch gewusst, dass Arod sich entschuldigen würde, es war schon immer so gewesen. Arod war oft streitsüchtig, aber am Ende sah er immer ein, dass er falsch lag. "Ist schon gut, das weiß ich. Ich mache mir nur Sorgen um sie."

"Also ist sie deine Freundin?" Arod grinste schelmisch. Sie gingen nebeneinander auf dem Markt spazieren. Hier war es eher laut und die beiden mussten sich durch die Leute hindurch schlängeln, trotzdem mochte Legolas auch diese Atmosphäre, nur nicht zu oft. "Nein, nicht so wie du denkst." "Ach komm schon, ich kenne dich lange genug um zu wissen das du in sie verliebt bist." Verliebt? Sie hatte erst vor Kurzem ihren Verlobten verloren, da würde sie sich noch nicht neu verlieben. "Nein, sie trauert noch zu sehr um sich neu zu verlieben." "Aber das heißt doch nicht, dass du dich nicht in sie verlieben kannst." "Ach hör doch auf." "Komm schon, Legolas. Ich sehe es in deinen Augen, ich sah es als Celebnîn uns begegnet ist. Gib es zu!" Legolas lachte. "Ok, ok, ich habe gewisse Gefühle für sie, aber ob es Liebe ist steht noch nicht fest." Es stimmte wirklich, er hatte Gefühle für sie, schon als er sie das erste Mal sah hatte er etwas für sie empfunden, aber das war wohl eher Mitleid und das Gefühl helfen zu wollen. Wessen Beschützerinstinkt wäre damals nicht bei ihrem Anblick erwacht. Was er jetzt für sie empfand war aber mehr als das...

Die beiden blieben bei einem Brunnen stehen. Er war etwas abgeschiedener und sie konnten hier in Ruhe miteinander reden. Arod sah ihn mit einem seltsamen Blick an. "Aber eines musst du schon zugeben, sie ist eine etwas seltsame Träumerin." "Was?" Was sollte das wieder heißen? "Ich weiß, dass du auch so denkst. Ich war bei ihr und da habe ich die ganzen Gemälde gesehen, die in ihren Wohnzimmer hängen. Sie scheint vernarrt in die Sterne zu sein." Die Gemälde waren Legolas noch nicht aufgefallen, trotzdem machte es ihn wütend wie Arod über Celebnîn redete. "Arod, sprich nicht so über sie." "Legolas, sie ist eine Träumerin. Sie hat viele Gemälde von Sternen, trägt eine Kette mit einem Anhänger in Form eines Sternes und ihr Pferd heißt auch Stern." "Wirklich? Auch eine Kette?" Legolas wurde nachdenklich, das war schon seltsam. Kurz blickte Arod an ihm vorbei, aber das war nichts von Bedeutung. Arod lachte. "Nicht jede Frau ist perfekt. Auch Celebnîn nicht. Gib es schon zu! Sei nicht immer dieser arrogante Prinz, der über niemanden etwas Schlechtes sagt!" Legolas lachte spöttisch. "Du hast Recht, erst gestern hat sie mir gesagt, sie würde eines Tages einen Stern in Händen halten. Sie ist schon manchmal etwas eigenartig." Gleich, nachdem er diesen Satz ausgesprochen hatte war er schockiert über sich selbst. Soetwas würde er nie sagen! Das machte er nur in Gegenwart von Arod. Dieser Elb konnte einem zu allem bringen, so hatte er auch seinen Vater überredet in sein kleines Königreich zu investieren. Plötzlich grinste Arod ihn seltsam an und gab ihm zu verstehen, dass er sich umdrehen sollte. Als Legolas das machte blickte in die Augen Celebnîns! Sie standen sich kurz nur still gegenüber. "Celebnîn, ich..." Er konnte den Satz nicht beenden. Sie hatte alles mit angehört! Sie sah ihn in die Augen. Er wünschte sich sie würde ihn anschreien, und wütend werden, aber das tat sie nicht. Sie stand nur still da. Legolas war wie erstarrt, es war eine Qual für ihn sie so zu sehen. Endlich sagte sie etwas. "Ich hätte so etwas von jedem erwartet, Legolas, ... nur nicht von Euch." Eine Träne glitt ihr die Wange hinunter und sie drehte sich um und lief davon. Legolas wollte sich selbst ohrfeigen, wegen ihm hatte Celebnîn eine ihrer kostbaren Tränen vergossen. Er konnte es nicht ertragen, wegen ihm war sie wieder traurig, verschwand ihr Lächeln.

Wütend drehte er sich jetzt zu Arod um. Der grinste ihn immer noch an. "Tja, du hast es vermasselt, mein Freund, du hast verloren, ich gewinne, wie immer." Legolas musste sich zusammenreißen um Arod nicht an zu greifen. "Was?! Bist du dir im klarem, was du gerade getan hast?" "Ich? Du hast über sie gelacht. Ich hab nur nachgeholfen und sie hier her gebeten." Wie konnte er nur?! Das zeugte schon davon wie einfühlsam er war, er wusste wie sehr Celebnîn das verletzen würde und doch hatte er es getan! Legolas wollte Arod verprügeln, aber er hielt sich zurück. "Im übrigen, war das mit den Sternen nicht wahr. Sie hat keine Gemälde und die Kette stammt von ihrem Verlobten. Ich muss jetzt gehen." Legolas ballte die Fäuste. "Wo willst du hin?! Bleib gefälligst, du verwöhnter Idiot!" Arod lachte nur spöttisch. "Also Legolas, reiß dich bitte zusammen, hier in aller Öffentlichkeit. Ich muss zu Celebnîn, irgendjemand muss sie doch trösten, nach dem was du ihr angetan hast." "Arod, ich warne dich! Ich liebe sie!" "Ach ja? Darüber warst du vorhin noch nicht so sicher." Und mit einem Grinsen im Gesicht ging er. Legolas blieb zurück. Er machte sich große Vorwürfe. Er brachte nur ein Flüstern heraus. "Es tut mir Leid, Celebnîn."