Kapitel 8 Schuldgefühle

Weinend lief Celebnîn zu Elen, die außerhalb des Marktplatzes auf sie wartete. Mit einem eleganten Sprung landete sie weich auf dem Rücken des Pferdes und ritt im schnellen Galopp los. Sie ritt durch den Wald. Durch ihre Tränen sah sie alles nur verschwommen.
Wie konnte Legolas ihr das nur antun? Wieso hatte er das über sie gesagt? Dabei hatte sie sich bei ihm immer so wohl gefühlt.
´Das ist deine eigene Schuld. Was lässt du dich auch mit einem Prinzen ein, selbst befreundet darfst du mit ihnen nicht sein! Legolas kann doch jedes Mädchen haben und da bildest du dir gerade ein, dass er gerade in dich verliebt sein könnte, dumme Gans!

Elens Hufe schlugen hart am weichem Erdboden auf. Celebnîn achtete nicht darauf wohin sie ritt, es war ihr egal sie wollte nur weg, weg vom Marktplatz, weg vom Schloss und weg von Legolas, wieder in die Einsamkeit. Das war jetzt das einzige was sie wollte, wieder alleine sein. Es war am Besten so, hier gab es niemanden mehr der sie verstand, niemanden den sie vertrauen konnte. Der einzige, der sie neben ihren Eltern jemals verstanden hatte, war Valandil. Er hätte sie niemals so verletzt, er war immer für sie da gewesen und hatte sich immer um sie gekümmert.

Wieso hatte sie Legolas nur vertraut? Wieso war sie nur so naiv gewesen? War es sein Blick? Sein Lächeln? Oder seine nette, bestechende Art? War das wirklich alles Schein? Was hatte sie sich nur dabei gedacht?! Wie dumm war sie nur gewesen. Viele hatten ihr früher von der Arroganz und Unverlässlichkeit der Adeligen erzählt, warum hatte sie nur nie auf diese Leute gehört? Warum glaubte sie ständig an das Gute in den Menschen, wieso begriff sie nicht, dass manche andere nur ausnutzten und verletzten?

Legolas stand noch eine ganze Weile hilflos am Marktplatz, dann ging er langsam zum Schloss. Er ging in sein Zimmer und setzte sich auf sein Bett. Seine Schuldgefühle quälten ihn sehr und er wusste nicht was er jetzt tun sollte. Er hasste Arod für das was er getan hatte, das würde er ihm nie verzeihen! Celebnîn hatte so gebrochen ausgesehen. Er hätte ihr gleich nachlaufen, und Arod einfach stehen lassen sollen. ´Jetzt ist es auch schon zu spät, nutze lieber die Zeit und reite ihr jetzt nach!

Er wollte gerade aufstehen und gehen als jemand an seine Tür klopfte. Es war ein Diener des Schlosses. "Verzeiht, mein Prinz, aber Euer Vater bittet euch in den Thronsaal." Legolas ging in Richtung Trohnsaal. Er wollte jetzt eigentlich so schnell wie möglich losreiten, aber es war sein Vater der nach ihm fragte.

Die Türen des Trohnsaals öffneten sich und er sah seinen Vater und Elrond am großen Tisch sitzen. "Guten Tag, Herr Elrond. Was führt Euch in den Düsterwald?" Er hoffte nur, dass er ein schnelles Anliegen hatte, jede Sekunde war kostbar, er musste zu Celebnîn.
"Seid gegrüßt, Prinz Legolas. Ich bin aus geschäftlichen Gründen hier, aber der zweite Grund ist, dass Celebnîns Eltern mich gebeten haben nach ihrer Tochter zu sehen, deren Verlobter kürzlich verstorben ist. Wie ich gehört habe seid Ihr gut mit Celebnîn befreundet, könnt Ihr mich zu ihr bringen?"
Das war wieder sein Glück, im ungünstigsten Augenblick musste Elrond nach Celebnîn fragen. Was sollte er ihm jetzt nur sagen? Er musste ihm die Wahrheit sagen, zögerte aber kurz.
"Das würde ich gerne, aber ich weiß leider nicht wo sie im Moment ist." "Ist sie etwa ausgeritten?" "Nicht direkt." Legolas hielt verunsichert inne. Elrond sah ihn verwundert an. "Was ist mit ihr?"
Schweren Herzens begann Legolas Elrond alles zu erzählen, "Ich habe mich um sie gekümmert. Sie hatte sich völlig zurückgezogen. Ich habe es geschafft wieder etwas Lebensfreude in ihr zu wecken. Doch leider machte ich dann einen schweren Fehler. Ein Freund oder besser gesagt ein ehemaliger Freund war an ihr interessiert und nachdem ich ihn warnte sie in Ruhe zu lassen legte er mich rein und verleitete mich etwas Verletzendes über sie zu sagen. Sie hat das mit angehört und ist weggelaufen. Jetzt habe ich schwere Schuldgefühle und ich weiß nicht wo sie ist."
Stille trat ein. Sein Vater und Elrond sahen ihn geschockt an. Dann sah er die Enttäuschung und Scham in dem Gesicht seines Vaters und das traf ihn hart.
"Es tut mir wirklich Leid, ich bereue das sehr." Elrond stand so wütend und schnell auf, dass sein Stuhl umkippte. "Nun das ist mir klar, aber das hilft ihr wohl kaum. Ihr scheint nicht zu wissen, dass sie soetwas töten kann! Meine Güte, das Kind hat soeben ihren Verlobten verloren! Und ich muss ihr auch noch erklären, dass ihre Eltern in den Süden müssen und dort sehr lange verweilen werden! Aber wenn sie jetzt so sehr verletzt wurde kann ich das wohl nicht gleich tun. Ich will jetzt sofort zu ihr!" Legolas fühlte sich schrecklich. "Wie gesagt, Herr Elrond, es tut mir sehr Leid... ich empfinde viel für sie und ich wollte ihr das nicht antun... Ich wünschte ich wüsste wo sie ist, dann würde ich sofort zu ihr gehen und mich entschuldigen." "Habt Ihr es schon versucht?" "Nein." "Nun dann sucht sie! Und sobald Ihr sie gefunden habt, führt Ihr mich zu ihr!" "Ja." Legolas lief aus dem Saal in den Stall zu seinem Pferd.

Er trieb sein Pferd zu Höchstleistungen und preschte durch den Wald. Wo konnte sie sein? Zu Hause vielleicht? Er würde es dort zuerst versuchen. Er konnte nur hoffen, dass er sie nicht zu sehr verletzt hatte.

Es dauerte nicht lange bis er zu Celebnîns Haus kam, doch zu seiner Überraschung stand Arod davor. "Sie ist nicht hier, Legolas" Arod klang ein wenig besorgt. Legolas spürte wie die Wut in ihm aufstieg. Was hatte Arod hier zu suchen?! "Es tut mir Leid." "Das sollte es dir auch! Du weißt ja nicht was du da angerichtet hast! Ich hätte soetwas nie über sie gesagt, wärst du nicht gewesen und das weißt du auch!" "Legolas, ich sagte doch schon das es mir Leid tut! Aber du musst zugeben, dass ich dich nicht zu etwas bringen kann was du nicht willst." Legolas zitterte jetzt vor Wut. "Du hast nicht an sie gedacht! Du wolltest nur, dass sie mich hasst aber hast nicht beachtete wie sehr du ihr damit weh getan hast!" Er atmete schnell. "Ich wusste ja nicht, dass sie so empfindlich ist!" Legolas kam es allerdings so vor als wäre Arod das egal. "Ich habe keine Zeit mit dir zu diskutieren! Elrond will Celebnîn sehen, ich muss sie finden!" "Dann werde ich dir helfen." "Nein danke, du hast schon genug angerichtet!" Und ohne auf Arods Antwort zu warten ritt Legolas weiter.

Die Sonne ging langsam unter und Legolas hatte das Gefühl schon den ganzen Wald abgesucht zu haben. Langsam kroch die Müdigkeit an ihm hoch und seine Schuldgefühle wurden immer stärker. Er begann sich große Sorgen zu machen, wenn ihr nun etwas zugestoßen war? Wenn sie nun endgültig an ihrer Trauer zerbrochen war? Er würde sich das nie verzeihen.
Legolas trieb seinen Hengst an noch schneller zu laufen. Aber auch das Pferd war schon müde und brauchte bald eine Pause.
Wo konnte Celebnîn nur sein? Wo war er noch nicht? Da fiel es ihm endlich ein, der Bergsee! Wieso war er nicht früher darauf gekommen? Er verfluchte sich für die lange Zeit, die er für diesen Einfall gebraucht hatte. Er klopfte dem braven Hengst auf den Hals. "Keine Sorge, es ist nicht mehr weit." Und sie machten sich auf den Weg.

Nachwort: Wie íhr seht habe ich Narawains Rat befolgt und mehr Absätze gemacht. Ich wünsche euch frohe Weihnachten!