Kapitel 9 Entschuldigungsversuche

Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis Legolas endlich den Fuß des Berges erreichte. Er konnte nur hoffen, dass er mit seiner Vermutung recht hatte, sonst musste er im Dunklen weiter suchen.
Es ging bergauf und er merkte wie sein Pferd sich plagte. Legolas stieg ab um seinen Freund zu entlasten. Gleich würde er oben ankommen, hoffentlich war sie da! Doch was sollte er sagen? Wie konnte er sich ausreichend entschuldigen?

Celebnîn war verzweifelt. Wem konnte sie noch trauen, wenn nicht dem Prinzen? Was sollte sie nun tun, sie hatte niemanden mehr hier. Dabei hatte sie Legolas gern gehabt, sie hatte begonnen ihn wirklich zu mögen und war ihm dankbar für das was er für sie getan hatte, aber das war nun zerstört.

Endlich kam Legolas oben an. Die Sonne war nun schon vor einer Weile untergegangen und es wurde immer dunkler.
Legolas sah über den See, und tatsächlich, da saß sie neben ihrem Pferd. Sie saß zusammengekauert mit dem Rücken zu ihm und sah über den Wald. Legolas ging langsam und vorsichtig zu ihr.
"Celebnîn?" Sie schrak kurz zusammen und drehte sich dann langsam zu ihm. Über ihre Wangen liefen Tränen. Sie sah ihn kurz an und kehrte ihm dann wieder den Rücken zu. Legolas begann sich selbst zu hassen für das was er ihr angetan hatte.
"Ich will Euch nicht sehen, Legolas." Was hatte er auch anderes erwartet, als diese Reaktion? "Ich möchte Euch sagen, dass es mir unendlich Leid tut." Sie drehte sich nicht zu ihm, aber in ihrer Stimme konnte er großen Schmerz vernehmen. "Ich habe Euch vertraut." "Es tut mir so Leid, ich weiß nicht was in mich gefahren ist, ich würde soetwas sonst nie tun!" "Geht! Bitte geht! Ich möchte alleine sein." "Bitte, Celebnîn, verzeiht mir. Ich tue alles was Ihr wollt, doch bitte verzeiht mir!" Sie flüsterte etwas ganz leise in sich hinein, aber er konnte es genau hören. "Man kann Adeligen nicht trauen, alle haben mir das gesagt, aber ich wollte ja nicht hören." "Das stimmt nicht, bitte verliert Euer Vertrauen in uns Adelige nicht nur weil ich einen dummen Fehler begangen habe."
Sie sah ihn jetzt an. Ihr Blick zeigte wie traurig sie war. Sie hatte ihm vertraut und er hatte ihr Vertrauen missbraucht! Er hatte große Schuldgefühle. "Ich bereue so sehr was ich getan habe, es tut mir so Leid. Bitte vergebt mir, ich würde mir nie verzeihen, wenn ihr jetzt wieder in Eure Trauer und Einsamkeit zurückfallt."
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Ist schon gut, es ist ja nicht so als hättet Ihr nicht ein wenig Recht, ich bin wohl wirklich etwas eigenartig." Legolas sah sie völlig verwundert an. "Was redet Ihr denn da? Ihr seid die wundervollste, wunderschönste Frau, die ich je gesehen habe!" Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, er hatte sie nicht ganz verloren. "Ich war ein Idiot! Denkt nicht soetwas von Euch, es ist nicht wahr!" Sie sah ihn an. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
Sie stand auf. "Wir gehen wohl besser, es ist schon dunkel." "Elrond erwartet Euch Celebnîn, darf ich euch zu ihm begleiten?" Sie nickte, obwohl sie verwundert zu sein schien.

Auf dem Ritt zum Schloss dachte Celebnîn über alles nach. Sie hatte übertrieben. Wie oft hatte sie als sie ein Kind war anderen Kindern Wörter gesagt, die sie nicht so meinte.
´Wenn man wütend ist kann man auch nicht immer kontrollieren was man sagt. Und wie oft habe ich über andere Mädchen gelästert, hatte sie aber trotzdem gerne? Sie hatte wirklich überreagiert.

Es war sehr spät als sie endlich im Schloss ankamen. Elrond war hoch erfreut Celebnîn zu sehen und strafte Legolas mit vernichtenden Blicken als er ihre etwas verweinten Augen sah.

Er geleitete sie zu einem Stuhl und bot ihr etwas zu trinken an.
"Es ist schön Euch wieder zu sehen, Celebnîn." Sie sah etwas erschöpft aus. "Danke, ich freue mich auch Euch zu sehen Herr Elrond." "Ich denke Ihr seid sehr müde, legt Euch schlafen, morgen möchte ich mit Euch sprechen, einverstanden?" Sie nickte. "Selbstverständlich schlaft Ihr hier.", sagte Thranduil mit einem warmen Lächeln, "Ein Zimmer ist schon für Euch bereit gemacht." "Danke" Sie stand auf und ging hinaus.

Legolas wollte Celebnîn begleiten, doch sein Vater gab ihm zu verstehen, dass er bleiben sollte. "So und nun zu dir, mein Sohn. Was hast du dir nur dabei gedacht Celebnîn so zu verletzen?" Natürlich würde er nicht ungestraft davon kommen, was hatte er sich dabei gedacht erleichtert auf sein Zimmer gehen zu wollen. "Vater, bitte glaub mir ich war selbst geschockt über das was ich sagte." Elrond sah ihn mit strenger Miene in die Augen. "Habt Ihr Euch entschuldigt?" "Ja" "Und hat Celebnîn euch verziehen." "Ja, ich denke schon." "Dann lassen wir dies auf sich beruhen, wir sind alle müde." Elrond stand auf. "Gute Nacht, König Thranduil und Prinz Legolas." "Gute Nacht, Herr Elrond."

Legolas konnte lange nicht einschlafen und musste viel an den vergangenen Tag denken. Noch immer machte er sich Vorwürfe. Aber dann schlief er endlich ein.

Celebnîn hatte sich gerade fertig angezogen als jemand an ihre Tür klopfte. Sie vermutete Legolas, der sich höchstwahrscheinlich noch einmal entschuldigen wollte.
Sie öffnete die Tür, aber vor ihr stand nicht Legolas, sondern Herr Elrond. "Darf ich hereinkommen?" Sie nickte und schloss die Tür hinter ihm.
"Ich muss mit Euch über Eure Eltern sprechen." Er setzte sich und gab ihr zu verstehen, dass sie sich neben ihn setzen sollte.
Was war mit ihren Eltern? War ihnen etwas zugestoßen? Sie könnte nicht ertragen jetzt auch noch ihre Eltern zu verlieren.
Als könnte er ihre Gedanken lesen beruhigte Elrond sie. "Keine Sorge, ihnen geht es gut, aber sie müssen leider für längere Zeit in den Süden." Soetwas kannte sie bereits, ihre Eltern waren so etwas wie Botschafter und mussten oft vereisen, aber meistens nur für ein paar Wochen.
"Wie lange werden sie fort sein?" "Das kann ich Euch leider nicht genau sagen, aber es werden wohl mehr als 10 Jahre werden."
10 Jahre? So lange? Celebnîn war geschockt sie hatte eigentlich vor gehabt ihre Eltern bald zu besuchen. 10 Jahre, so lange hatte sie sie noch nicht vermissen müssen, sie hatte sie auch mindestens ein mal in zwei Jahren in Bruchtal besucht.
Elrond schien ihre Verzweiflung zu sehen. "Vielleicht solltet Ihr nach Bruchtal kommen, Eure Tante lebt doch dort, ihr könnt zu ihr ziehen, sie würde sich sehr darüber freuen. Dort würdet ihr auch nicht so einsam sein wie hier."
Einsam war sie hier zwar nicht, denn sie hatte ja Prinz Legolas, der sich um sie kümmerte, aber er hatte auch anderes zu tun als sie nur immer zu trösten und abzulenken und ihre Tante wollte sie auch einmal wieder sehen.

Am Morgen, nach dem Frühstück begegnete Legolas Celebnîn, vor ihrer Zimmertür. Sie war nicht beim Frühstück gewesen, Elrond meinte sie müsste etwas alleine sein. Sie sah blass aus.
"Celebnîn, ist alles in Ordnung?" Sie blickte zu Boden. "Herr Elrond hat mir von der langen Reise meiner Eltern berichtet. Ich hatte eigentlich vor gehabt sie in Imlardis zu besuchen." "Das tut mir Leid." "Danke. Herr Elrond meint ich sollte nach Bruchtal zurückkehren. Ich denke ich werde mit Arod zurück reisen, Herr Elrond muss noch nach Lothlórien."

Legolas war geschockt, sie wollte fort? Und das auch noch mit Arod?! "Ihr wollt wirklich fort..." Sie sah ihn in die Augen. "Es ist wohl das Beste so. In Bruchtal ist meine Tante Alatáriel, ich werde bei ihr leben, dann bin ich nicht mehr so alleine." "Aber ihr seid doch nicht alleine, Ihr habt doch mich."
Sie sah ihn verwundert an, dann lächelte sie leicht. "Ich kann Eure Zeit nicht weiter so lange in Anspruch nehmen, mein Prinz." "Aber ich möchte, dass Ihr das tut, ich möchte bei Euch sein. Bitte geht nicht! Ich möchte es nicht." "Weshalb nicht?" "Weil ich dich liebe!"
Jetzt war es ans Licht gekommen. Er hatte nicht vor gehabt diese Worte auszusprechen, sie waren aus ihm herausgeplatzt.
Celebnîn sah ihn verzweifelt an. "Nein, nein das geht nicht, ich ... Ihr könnt nicht in mich verliebt sein!" "Doch, ich bin es." "Aber, ... ich habe doch erst meinen Verlobten verloren!" "Ich weiß, und ich weiß es ist nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich liebe dich wirklich." "Legolas, ich kann nicht... Ihr versteht das doch... Es tut mir Leid."

Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür.