Kapitel 10 Ein stiller Abschied

Legolas war traurig und verstört. Er hätte Celebnîn nicht so mit seinem Liebesgeständnis überfallen sollen, aber es waren nunmal seine Empfindungen, er konnte sie nicht verleugnen, nicht mehr. Er spürte es immer deutlicher.

Würde Celebnîn jetzt fortgehen? Würde sie den Düsterwald wirklich verlassen? Vielleicht sogar für immer? Das könnte er nicht ertragen! Aber was sollte er tun?

Sie konnte sich noch nicht verlieben, die Trauer war ihr wohl noch zu nah, aber wollte sie ab jetzt für immer in Einsamkeit leben?

Wieso musste ich sie auch so damit überrumpeln?´

Legolas Gedanken machten ihn noch trauriger, schon morgen wollte Celebnîn abreisen und er konnte nichts dagegen tun. Sie würde einfach aus seinen Leben verschwinden.

Celebnîn saß in ihrem Zimmer. Tänen liefen ihr wie so oft über die Wangen

Das kann nicht sein, ich hatte also doch Recht, er hat sich in mich verliebt...´

Was sollte sie jetzt tun? Sie wollte ihn nicht verletzen, aber sie konnte sich noch nicht neu verlieben. Erst vor Kurzem hatte sie sich geschworen, sich nie wieder zu verlieben, sie konnte das doch nicht einfach vergessen. Außerdem wusste sie ja überhaupt nicht ob sie in ihn verliebt war und wenn man das nicht wusste dann war es wohl eher nicht so.

Er darf sich sowieso nicht so einfach in eine bürgerliche Frau verlieben.´

Es war so weit. Legolas konnte hören wie die Diener die Pferde beluden und wie Celebnîn sich von Thranduil und Elrond verabschiedete.

Er wünschte er könnte sich wenigstens persönlich von ihr verabschieden, aber das würde ihm zu viel Schmerz bereiten. Er ging auf seinen Balkon, von dem aus er sie sehen konnte.

Celebnîn stand neben Elen. Arod saß bereits auf seinem Pferd.

Wehmütig sah Legolas zu wie Celebnîn sich in den Sattel schwang. Sie sah zu ihm hoch, ihre Augen schienen sich mit Tränen zu füllen, doch dass ihr eine Träne entglitt ließ sie nicht zu.

Sie flüsterte ihm ein kaum hörbares Leb wohl, Legolas´ zu, dann ritten sie los.

Celebnîn hatte sich so gewünscht sich von Legolas richtig verabschieden zu können, aber er betrachtete ihre Abreise nur von seinem Balkon, vielleicht war das auch besser so, Abschiede waren immer schwer. Sie flüsterte ihm ein Leb wohl´ zu und stieg auf Elen.

Wieso war ihr Herz plötzlich so schwer, wieso war sie so unglaublich traurig? Er war doch nur ein guter Freund...

Legolas ging zurück in sein Zimmer, jetzt war er es, dem fast eine Träne entglitt. Wieso ging sie? Er hätte ihr nicht noch einmal gesagt, dass er sie liebte, wenn sie es nicht wollte, er wünschte sich nur, dass sie jetzt hier wäre, wünschte sich er könnte wenigstens mit ihr reden und weiterhin Ausritte mit ihr machen, sie weiterhin besuchen...

Er hatte noch nie so einen Schmerz empfunden. Es war als würde ein Teil von ihm sterben, dabei kannte er sie noch nichteinmal richtig...

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Celebnîn bereitete Arods Anwesenheit Unbehagen. Seit sie aus der Stadt waren war er irgendwie verändert. Sie wäre am Liebsten alleine geritten, aber das hätte Herr Elrond nicht zugelassen.

Arod sprach kaum mit ihr, aber sein Blick machte ihr ein wenig Angst. Was denke ich mir denn da? Er ist ein König, und er ist Legolas´ Freund.´

Aber auch wenn sie sich das einredete, Arod kam ihr wie ausgewechselt vor.

Die Zeit verging. Legolas kam jeder Tag vor wie eine Ewigkeit. Der Schmerz wurde nur von Tag zu Tag schlimmer. Er verkroch sich ständig in sein Zimmer. Nur manchmal machte er Ausritte zu dem Bergsee an dem er mit Celebnîn gewesen war und schwelgte in Erinnerungen.

Sein Vater machte sich große Sorgen um ihn, er kam jeden Tag zu Legolas ins Zimmer und fragte ob er ihm helfen könnte, doch er konnte es nicht, niemand konnte ihm helfen, nur Celebnîn, aber sie war schon seit zwei Wochen fort.

Die Reise dauerte ziemlich lange, da Celebnîn einige Pausen brauchte. Sie war lange Reisen zwar gewöhnt, aber ihr Körper hatte unter ihrer Trauer mitgelitten. Langsam machte Arod ihr Angst er redete kaum mit ihr, betrachtete sie dafür aber ständig, was ihr Unbehagen einflößte. Was war bloß mit ihm los?

Erst nach zwei Wochen kamen sie zu der Weggabelung die Bruchtal schon ganz nahe war. Links ging es bergauf, dieser Weg führte nach Bruchtal, aber Arod ritt nach rechts! „Arod, verzeiht, aber ich denke der Linke Weg führt nach Bruchtal." Arod lächelte sie auf eine seltsame Weise an. „Ich kenne eine Abkürzung. Keine Angst ich führe Euch schon nicht nach Mordor." Er ritt weiter. Celebnîn hatte ein schlechtes Gefühl dabei, aber trotzdem folgte sie Arod.

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Irgendwann konnte Legolas es nicht mehr ertragen. Er musste ständig daran denken, dass Arod vielleicht gerade bei Celebnîn war, vielleicht umgarnte er sie wie er es früher mit Lána getan hatte. Vielleicht tat er das um Legolas Leid zu zufügen.

Legolas wurde das zu viel, er beschloß Celebnîn zu folgen, er würde nach Bruchtal reiten!

Schon am nächsten Tag, noch bevor die Sonne aufgegangen war machte er sich auf den Weg.

Er wollte gerade losreiten als sein Vater aus dem Schloß kam. „Legolas, wo willst du hin?" Legolas erschrak etwas, er hatte vor gehabt ungesehen abzureisen. „Nach Bruchtal, Vater." „Und aus welchem Grund?" Legolas seufzte, er musste es wohl sagen, sein Vater würde es merken wenn er lügen würde. „Ich liebe Celebnîn." Zu seiner Verwunderung sah Legolas ein Lächeln auf den Lippen seines Vaters. „Ich hatte mir soetwas schon gedacht. Aber das ist doch kein Grund zu gehen ohne dich bei mir zu verabschieden, oder?" „Nein, es tut mir Leid Vater." Er stieg ab und umarmte seinen Vater.

Als er wieder aufstieg rief ihm sein Vater noch etwas zu. „Denk daran, du darfst nichts überstürtzen. Lass es ruhig angehen, mein Sohn." Legolas lächelte, diese Lebensweisheiten von seinem Vater kannte er zu gut. „Ja, Vater." Dann ritt er los.

Der Ritt war lang und beschwerlich, die Zeit schien überhaupt nicht zu gehen. Nach Bruchtal ritt man ungefähr eine Woche, Legolas hatte erst drei Tage hinter sich und es kam ihm so vor als würde jeder Tag eine Ewigkeit dauern.

Die Nächte verbrachte Legolas damit an Celebnîn zu denken. Ständig schien er ihr Gesicht vor sich zu sehen. Ihr Lächeln schien ihn zu verfolgen und damit wurde seine Sehnsucht nach ihr nur noch schlimmer. Doch würde sie sich über seinen Besuch freuen? Würde sie ihn überhaupt wiedersehen wollen?

Mit jedem Meter, den er näher an Celebnîn herankam schwirrten ihm mehr Gedanken durch den Kopf und die lange Reise wurde langsam unerträglich. Legolas begann sein Pferd immer mehr zu fordern.

Endlich, nach sechs Tagen, sah er die wie sich Bauten von Imlardis zwischen den glitzernden Wasserfällen emporhoben. Dahinter ging die Sonne unter.

Ungeduldig ritt er darauf zu, ständig an Celebnîn denkend.

Als er endlich im großen Hof angekommen war sprang er von seinem Pferd und lief auf einen sehr verwunderten Elben zu. „Wo bitte finde ich Alatáriel?" Der Elb wies ihn zu einem mittelgroßen Haus das ein wenig abgelegen von den anderen lag.

Legolas klopfte aufgeregt. Er hörte Schritte und hoffte Celebnîn würde ihm öffnen, doch es kam anders.

Eine Elbin die in etwa in Elronds Alter zu sein schien öffnete ihm, sie sah ihn verwundert an. „Verzeiht die frühe Störung. Mein Name ist Legolas und ich komme aus dem Düsterwald." „Ich kenne Euch, Prinz Legolas. Was ist Euer Anliegen?" „Ich möchte bitte Eure Nichte Celebnîn sehen." Sie schien jetzt noch verwunderter. „Celebnîn? Sie ist nicht hier, sie war seit zwei Jahren nicht mehr hier."

Jetzt war es Legolas der geschockt war, was sollte das heißen? Wo war Celebnîn? Da schoss es ihm durch den Kopf, sie war in Calentawar bei Arod...