Kapitel 4

Irgendwie war sein Sweatshirt auf einem Computerbildschirm in der Nähe gelandet, sein linker Schuh lag unter einem Schreibtisch und der rechte etwas weiter weg neben der Kaffeemaschine. Heero küßte seinen Mund, sein Kinn, die weiche Haut seiner Kehle, und er verursachte bei Duo dadurch eine Menge Gänsehaut. Sicherlich nicht von der kalten Luft; Duo war es alles andere als kalt. Ihm war SEHR warm, fast ZU warm, und er zog und zerrte an Heeros Kleidung um endlich dessen nackte Brust an seiner spüren zu können.

‚Du hast keine Zeit für sowas.'

‚Halt die Klappe, Innere Stimme.'

„Verdammte, winzige Knöpfe!" fluchte Duo und zerrte weiter ungeduldig an Heeros Hemd. „Kannst du nicht wie jeder normale Mensch einfach ein T-Shirt tragen?"

„Ach sei still und küss mich."

„Ok, aber danach darf ich DICH herum kommandieren."

Heero lachte in seinen Mund. Duo wölbte seine Zunge um ihrem Gegenüber zu begegnen; Heero schmeckte nach Martinis und roch nach Zuckerwatte. Er konnte spüren, wie dessen Hände die Haut seines Bauches streichelten und dann weiter nach unten glitten und sich am Verschluß seiner Hose zu schaffen machten.

Endlich schaffte Duo es, Heeros Hemd zu öffnen, und endlich konnte er nackte Haut an nackter Haut spüren. Heero beugte sich vor und fing eine von Duos Brustwarzen mit seinem Mund ein. Er saugte erst kräftig daran, dann leckte er beruhigend darüber. Seine Zunge fuhr rauh über das empfindliche Fleisch, bis Duo dachte, er müsse schreien.

Er ergriff zwei Handvoll von Heeros dickem, ungebändigtem Haar, zwang sich dann selbst dazu den Griff zu lockern und fuhr nur noch leicht mit seinen Fingern durch die seidigen Strähnen.

„Woran denkst du?" fragte Heero, immer noch mit Duos Nippel beschäftigt.

„Das ich noch niemals mit einem Anzugträger auf dem Boden eines Büros geknutscht hab."

„Und?"

„Es ist ganz sicher eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde," lachte Duo. Dann keuchte er auf, als Heero sich seiner anderen Brustwarze zuwandte. „Oh Goooooott, das ist WIRKLICH gut!"

„Hmmm. Ich hab gerade so ziemlich das selbe gedacht. Oh gut – Jeans. Leicht auszuziehen."

Duo konnte Heeros Hände an sich spüren und hob seine Hüfte, um sich einfacher ausziehen zu lassen. Ein paar Sekunden später hingen seine Hosen ebenfalls über dem Computer.

Vor zwei Tagen war er noch Sicherheitschef von Anodyne gewesen. Gestern war er plötzlich arbeitslos und auf der Flucht gewesen. Diesen Nachmittag hatte er Sex mit dem Kerl, der ihn geschnappt hatte.

Es war Wahnsinn, aber es schien, so seltsam es auch klang, eine angemessene Reaktion auf das Chaos der letzten 48 Stunden zu sein. Und er war es so, so leid davonzulaufen... und Heero fühlte sich so gut an... und hielt ihn so liebevoll... und sein Mund... sein Mund...

Duo griff nach unten, öffnete Heeros Hose und schob seine Hand langsam hinein. Er fühlte etwas sündhaft weiches – seidene Boxershorts? – und dann umfasste er Heeros große, heiße Länge. Nichts weiches dort... aber dennoch sündhaft, oh ja.

Heero erstarrte und seine Augen rollten nach oben. „Was für ein Glück das ich sowieso schon am Boden liege," schaffte er zu sagen, „weil ich glaube, das meine Beine gerade weggeknickt sind."

‚Das ist verrückt, verrückt, verrückt. Du kennst den Kerl noch nicht einmal seit zwei Stunden!'

‚Halt die Klappe, Innere –'

‚Na ich hab doch recht!'

„Schnell," stöhnte Duo als er fühlte, wie Heero einen Finger unter das elastische Band seiner Boxershorts schob, „Erzähl mir etwas zutiefst persönliches."

„Äh – ich bin ein Steinbock?"

„ZUTIEFST persönliches, du Esel!"

„Müssen wir diese Konversation wirklich führen, während wir unsere Hände in der Unterwäsche des jeweils anderen haben?"

Duo erstickte ein Kichern. „Kannst du dir einen besseren Zeitpunkt vorstellen?"

„Äh – ich wurde in St. Paul geboren. Ging gleich nach der High School zur Air Force. Hab die – oh Gott, das ist gut, hör bloß nicht auf das zu tun – hab mit – ähm – mit deren Hilfe – äh – um... Worüber hab ich gerade geredet?"

„Mit Hilfe der Air Force das College bezahlt," antwortete Duo, entzückt über die Art und Weise in der Heero über ihm zitterte. Er streichelte dessen samtige Länge, fuhr mit seinen Fingern auf und ab und rieb ab und zu die jetzt feuchte Spitze mit seinem Daumen. Es schien den gewünschten Effekt zu haben, wenn Heeros rauhes Atmen als Anzeige gewertet werden konnte. „Und dann?"

„Dann bin ich gestorben und im Himmel gelandet."

Duo drückte und Heero stöhnte. „Nein, im ernst."

„Äh... die Air Force zahlte außerdem für meinen Abschluß in Kriminalrecht. Dann hat mich die NSA rekrutiert. Dann hatte ich die NSA satt. Dann hast du mich im Aufzug geküßt und ich wurde dein Sklave."

Heeros Finger liebkosten die Innenseite von Duos Oberschenkel, knapp außerhalb seiner Boxershorts, und sein Daumen zog kleine Kreise auf Duos empfindlicher Haut. Er wand sich und öffnete die Beine noch weiter, um Heero besseren Zugriff zu geben. Heero beugte sich vor und knabberte zart an Duos Unterlippe, dann saugte er sie in seinen Mund. Sie atmeten im Gleichtakt, doch es war nicht annähernd genug.

„Wieviel länger willst du mich noch warten lassen?" Duo winselte fast. Er drückte noch einmal zu, fester.

„Ah! Lass das! Obwohl, macht nichts, hör ja nicht auf damit. Das nächste Mal fester. Was?"

„Was?"

„Was hast du gesagt?"

„Kann mich nicht erinnern. Es wäre für dich sehr viel einfacher mit mir zu schlafen," sagte Duo hilfreich, „wenn du die Hose und die Boxershorts loswerden würdest."

„Danke für den Tip," sagte Heero, so trocken das Duo lachen mußte. „Aber das ist genau das, wovor ich mich fürchte. Ich – ähm – nehme auf Geschäftsreisen für gewöhnlich keine Kondome mit."

„Was, willst du mich verarschen?"

„Nein."

‚Shit.' Duo seufzte und warf einen Arm über seine Augen. ‚Shit, shit, shit.'

„Dann solltest du lieber deine Hände aus meiner Unterwäsche nehmen."

„Na ja, ich hab gedacht –"

Duo setzte sich auf und schob Heero von sich runter. „Nein, nein, nein. Du hast recht. Das war eine dumme Idee. Äußerst, äußerst, äußerst dumm."

„Vielleicht könnten wir improvisieren."

„Was, Frischhaltefolie und ein Haargummi? Passe."

Duo starrte auf Heeros nackte Brust. Er hatte das Hemd wohl ein bißchen zu heftig aufgerissen; er konnte mindestens zwei Knöpfe auf dem Teppich sehen. Heero hatte die absolut schönste Brust. Leicht getönte Haut, mit leckeren pfenniggroßen Nippeln und erstaunlich ausgeprägten Muskeln. Er war wirklich unglaublich –

„ – sonst können wir tun?"

Heero klang so traurig, das Duo ein Lächeln unterdrücken musste. „Das hier war schon verrückt genug, ohne meine Gesundheit – oder mein Leben – zu riskieren. Soweit ich weiß könntest du mit Krankheiten durchsetzt sein."

Heero schnaubte.

„Ich weiß, ich weiß, aber wir sind schließlich keine hormongesteuerten, geilen Teenager mit null Kontrolle."

„Komisch," murmelte Heero, setzte sich auf und knöpfte sein Hemd zu. „Noch vor fünf Minuten hab ich mich wie einer gefühlt. Himmel, wie viele meiner Knöpfe hast du gegessen?"

Teenager. Nein, sie waren keine Teenager. Weit davon entfernt. Aber das gab Duo eine wirklich köstliche Idee. Unvermittelt setzte er sich breitbeinig auf Heeros Schoß und schubste ihn zurück, bis er auf dem Teppich lag.

„Was jetzt?" beschwerte sich Heero, aber in seinen Augen glomm ein Funke, der Duo wirklich gefiel.

„Nun... wir sind ziemlich aufgeladen... und wir haben beschlossen, das wir NICHT leichtsinnig sein werden..." Er rutschte ein Stück hinab und begann sich gegen Heeros Hüften zu reiben. „Aber das bedeutet nicht, dass wir völlig frustriert auseinander gehen müssen."

Heero begriff sofort und legte seine Hände auf Duos Hintern, um ihn näher zu ziehen. Duo trug nur noch seine Boxershorts und seine Socken, sonst nichts. Heeros Hemd war offen und er hatte keine Schuhe an, aber ansonsten war er voll bekleidet. Als er Duo an sich presste und begann sich gegen ihn zu winden, war die Reibung absolut aufreizend.

„Sowas hab ich schon seit dem College nicht mehr gemacht," kicherte Duo und rieb sich an Heero.

„Hör auf zu reden," knurrte Heero.

„Da müßtest du mich schon knebeln."

„Nächstes Mal," versprach Heero. Er zog Duo zu sich hinab, hielt seine Schultern mit Abdrücke hinterlassender Kraft und stieß seine Zunge an dessen Zähnen vorbei. Duo stöhnte in Heeros Mund.

Sie bewegten sich zusammen; die einzigen Geräusche im verlassenen Büro waren ihre erstickten Atemzüge und Stöhner. Duo fühlte wie Heeros Hände hinabglitten und wieder seinen Hintern umfassten, ihn kneteten und drückten, während er sich an ihm rieb, sein Becken hinaufstieß. Duo wirbelte davon, direkt in seinen Orgasmus, und klammerte sich währenddessen so fest an Heero, das dieser später blaue Flecken auf seinen Schultern haben würde.

Duo war völlig durchnässt, und das nicht nur von seinem Schweiß. Es störte ihn nicht das geringste. Das einzige was zählte war das unglaubliche Gefühl, wenn sich alles in seinem Inneren zusammenzog als die Wellen der Ekstase –

„Oh Heero, das ist so gut!"

– über ihm zusammenschlugen.

Heeros Griff verfestigte sich einen Moment später, fast schmerzhaft, und dann entspannte er sich. Seine Stirn war mit Schweiß überzogen und er keuchte leicht, als ob er einmal um den Block gejoggt wäre.

„Oh wow."

„Ganz genau."

„Das war unglaublich."

„Untertreibung des Jahrtausends."

Duo gähnte. „Ich brauch ein Nickerchen. Das waren wirklich ein paar sonderbare Tage."

„Ich muß meine Hosen wechseln."

Duo kicherte. „Krass."

„Ich bin krass? Dir geht es ja nicht anders. Und außerdem bist du derjenige, der mir das angetan hat." Heero zog Duo neben sich in eine liebevolle Umarmung. „Ich mußte meine Hosen nicht mehr mitten am Tag – äh – wechseln seit ich ein Teenager war."

„Ich wette alle Mädchen und Jungs waren verrückt nach dir."

„Nein, nicht wirklich. Ich war klein und dürr, und ich hab gestottert, wenn ich nervös war."

„Nicht dein ernst!"

„Ich schwör's."

„Hui." Duo kuschelte sich näher an Heero, machte es sich bequemer. „Ich hätte dich für den Obermacker-am-Campus Typ gehalten."

„Nicht bis zum letzten Collegejahr. Da bin ich endlich ungefähr zwanzig Zentimeter gewachsen und hab ca. fünfzehn Kilo Muskeln zugelegt."

„Und dann?" neckte Duo ihn.

„Ich hatte das eine oder andere Date," gab Heero zu. „Aber das ist jetzt wirklich genug über mich. Du hast wirklich die Gabe mich abzulenken, Duo, aber ich weiß immer noch nichts über dich, außer das du ein Bioterrorist bist."

„Du weißt, dass das völliger Blödsinn ist," sagte Duo, ein bißchen verletzt.

„Beweis es. Erzähl mir von deiner Woche. Ich will alles hören. Lass uns zurück in mein Hotel gehen, dort können wir duschen, uns umziehen –"

„Das sind die einzigen Klamotten die ich hab."

„Ich kauf dir neue im Hotel-Shop."

„Das mußt du nicht tun."

„Verdammt, meinetwegen kannst du auch nackt herumsitzen. Genauer gesagt, das wäre sogar äußerst wünschenswert. Und dann kannst du mir alles erzählen."

„Und warum sollte ich das tun?" fragte Duo, als ob er nicht sowieso genau das am liebsten tun und Heero all seine Probleme lösen lassen wollte. Das war so völlig untypisch für ihn! Aber andererseits, diese Woche war auch nicht gerade typisch. Warum sich nicht mal wie jemand benehmen, der beschützt werden musste, nur einmal in seinem Leben?

„Ich passe schon eine ganze Weile auf mich selbst auf. Also warum sollte ich all meine Probleme auf deinen zugegebenermaßen breiten Schultern abladen?"

„Weil ich dir helfen will," sagte Heero einfach. „Und ich kann es auch."

„Oh, ist das etwa eine Tatsache?"

„Wirst du schon sehen. Bis spätestens Montag hast du dein altes Leben zurück."

Das klang unglaublich wundervoll. Genauer gesagt, es klang zu gut, um wahr zu sein. Duo dachte zurück zum letzten Montag – vor sechs Tagen. Dahin zurückkehren zu können...

„Und alles was ich dafür tun muß ist mit dir zurück zum Hotel zu gehen und auszupacken?"

„Ich hoffe doch, du machst mehr als nur das," antwortete Heero. „Au! Nicht kneifen!"

„Was ist wenn noch mehr Schlägertypen von Anodyne auftauchen?"

Heero grinste ihn an. „Wir können jederzeit deinen Aufzugtrick nochmal probieren."


Sie schafften es ohne Zwischenfall zurück in Heeros Suite, wofür Duo wirklich zutiefst dankbar war. Er glaubte nicht heute noch mehr Konfrontationen bewältigen zu können.

Das erste was Duo machte war den Zimmerservice anzurufen – er hatte immerhin seine Mahlzeit von vorhin nicht beenden können. Dann, mit Heeros Einverständnis, rief er unten im Hotel-Shop an und bestellte Boxershorts, ein T-Shirt und eine Jeans in seiner Größe.

„Sag ihnen sie sollen noch eine Packung Kondome einpacken," rief Heero aus dem Badezimmer.

„Vergiß es!" rief Duo zurück. Das war im Moment wirklich das letzte womit sie – schon wieder – beschäftigt sein sollten, und es spielte auch keine Rolle, das Duo sehr versucht war einen ganzen verdammten Karton von den Dingern zu bestellen.

„Spielverderber." Heero spazierte in den Wohnbereich, nur mit einem Handtuch um seine Hüften gewickelt und die Haare noch feucht von der Dusche. Duo versuchte nicht zu starren. Er schaffte es nicht.

‚Ach zur Hölle. Er ist wirklich umwerfend.'

‚Uh-oh, seine Lippen bewegen sich. Er spricht höchstwahrscheinlich grade mit mir.'

„Was?"

„Ich hab gefragt, willst du zuerst duschen oder auspacken?"

„Auspacken," sagte Duo, „immer davon ausgehend, dass das nicht irgendein sonderbarer sexueller Euphemismus ist, der bei der NSA benutzt wird." Duo konnte sich nicht zurückhalten, er durchquerte den Raum und presste einen Kuß auf Heeros Mund. Heeros griff sofort fest zu, das Handtuch begann zu rutschen und Duo zog sich widerstrebend zurück und setzte sich auf eine Couch, die mehr wert war als sein gesamtes Wohnzimmer.

Er holte tief Luft. Warum war das nur so schwierig? Er hatte überhaupt keine Probleme damit gehabt, mit dem Kerl Petting zu machen, aber er konnte ihm nicht erzählen wie er von einem rechtschaffenen Bürger zum arbeitslosen Dieb geworden war.

„Duo?" Heero befestigte das Handtuch, unter dem sich eine wirklich interessante Beule abzeichnete, wieder um seine Hüfte. „Alles in Ordnung?"

„Klar. Es ist nur ne ziemlich lange Geschichte. Die Sache ist – nun, laß mich erzählen, wie es war..."