Titel: Under Cover - Sweet Strangers
Autor: Zanna
Disclaimer: siehe Kapitel 1
Betadank: wie immer Laren

Kommentar: Sorry für das diesmal doch etwas kurze Kapitel, aber ich fand die Stelle einfach so schön um aufzuhören kicher. Jajajaja, ich weiß, ihr alle HASST Cliffhanger, aber ich liebe sie nun mal (hah, wer von euch wusste das
noch nicht? g) und versuche sie so oft wie möglich einzubauen. Trotzdem viel Spaß!

PS: Diese Story gibt es ebenfalls hier und auf yaoi . de


Kapitel 11

„Shit!"

„Du sagst das wirklich oft," kommentierte Duo.

„Eigentlich nicht. Nur heute schätze ich. Welche Sorte von Firmenchef lässt seinen persönlichen Fahrstuhl nicht reparieren?"

„Die geizige Sorte."

Heero drehte sich von der Tür weg und lief hinter J's Schreibtisch. Er stemmte sich dagegen und fing an ihn über den Teppich zu schieben. Duo war beeindruckt; das Ding war aus Mahagoni und wog mindestens so viel wie ein Volkswagen. Er trat einen Schritt zur Seite um Heero Platz zu machen, als dieser den Schreibtisch genau in dem Moment vor die Tür schob als diese anfing in ihrem Rahm zu erzittern.

„Mach auf, du Mistkerl!" schrie Dr. Jekell.

„Komm schon Duo, gib endlich auf," rief Barton.

„Es ist wirklich toll bei allen so beliebt zu sein," kommentierte Duo.

„Arschlöcher," murmelte Heero. Er lief in einem engen Kreis herum und Duo bemerkte, wie dessen Blick von einem Punkt zum anderen sprang – Tür, Aufzugtür, Fenster, Badezimmertür, Ego-Wand, Bilderrahmen, Fenster. Mögliche Ziele und Fluchtwege abschätzen. Es war irgendwie sexy, auch wenn es auf die Nerven ging. Duo war sich ziemlich sicher dass Heero das nicht getan hatte, als sie beide im Konferenzraum den Horizontaltango getanzt hatten, aber es gab leider keine Möglichkeit das zu –

„Was für ein Glück das du mir heute über den Weg gelaufen bist."

„Oh, das ist GENAU das was ich auch gerade gedacht habe," sagte Duo sarkastisch. Er zuckte zusammen als die Tür erneut in ihrem Rahmen erzitterte. J war vielleicht klein aber gebaut wie ein Wasserhydrant – und auch ungefähr so dickschädelig. Duo hatte keine Zweifel das J die Tür in den nächsten Minuten aufkriegen würde, vor allem mit Trowa Bartons Hilfe. „Lass uns endlich hier verschwinden, ok?"

„Ich arbeite daran," murmelte Heero.

Duo durchquerte das Zimmer, zog die Jalousien hoch und zeigte nach draußen. „Siehst du dieses Gebäude da unten? Es ist das Wächterhäuschen."

Heero eilte an seine Seite und sah hinunter auf das kleine, quadratische Gebäude direkt unter ihnen. „Wie hoch ist das, etwa vier Meter?"

„Yeah. Von dort können wir auf den Boden gelangen und zum Auto stürmen. Es wird garantiert wehtun, aber wir werden uns höchstwahrscheinlich nichts brechen." Er schob das Fenster hoch, aber es ließ sich nur etwa 15 Zentimeter weit öffnen.

„Duo, LASS UNS SOFORT REIN, DU VERDAMMTER HURENSOHN!"

Duo zuckte zusammen. Er konnte es nicht verhindern. In seinem ganzen Leben hatte niemals jemand mit einem derart giftigen, Hasserfüllten Tonfall mit ihm gesprochen. Auf jeden Fall niemand, für den er gearbeitet hatte.

Heero sah ihn leicht besorgt an und Duo zwang sich zu lächeln und einen Witz zu reißen. „Klingt fast so wie mein Großvater kurz bevor wir ihn ins Heim gesteckt haben."

„Uh-huh. Geh zurück." Heero hob den Schreibtischsessel hoch und als Duo zurücktrat schwang er ihn gegen das Fenster, das mit einem befriedigenden Splittern zerbrach. Dann zog er seine Anzugjacke aus, was seine falsch geknöpfte Kleidung und sein zerzaustes Haar nur noch offensichtlicher machte, und legte die Jacke dann über das Fensterbrett. „Kletter darüber, ich lass dich dann auf das Dach hinab."

Der Schreibtisch begann von der Tür wegzurutschen und Duo konnte hören wie Trowa und J keuchten als sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür stemmten und schoben. Duo kletterte durch das Fenster, ruckelte ein wenig umher, drehte sich um und ließ sich vom Fensterbrett herabhängen. Heero griff nach seinen Handgelenken und ließ ihn so weit runter wie er konnte, bevor er ihn losließ.

Duo fiel etwa zwei Meter hinab auf das Dach des Wachhäuschens und rollte sofort zur Seite, um Heero Platz zu machen, der ungefähr drei Sekunden später ankam.

„Habe ich eigentlich schonmal erwähnt, wie sehr ich diese dreimal verfluchten Höhen hasse?" fragte Heero durch zusammengebissene Zähne und half Duo auf die Füße.

„Nein. Wirklich? Du haßt Höhen? Aber heute bist du –"

„Dir durch jedes verdammte Fenster auf diesem Planeten gefolgt, weiß Gott." Heero sah hinauf zum Fenster aus dem sie gerade geklettert waren und erschauerte. „Zumindest war es nicht ganz so hoch wie heute Nachmittag, als wir auf den Skyway gesprungen sind."

„Yeah, yeah. Komm schon, lass uns runter gehen. Ich bezweifle das die beiden uns folgen werden, aber..."

„KOMM ZURÜCK DU HURENSOHN!"

„Gott, was würde ich dafür geben wenn ich diesem Kerl meine Knarre in den Mund stopfen könnte, um ihn zum Schweigen zu bringen," murmelte Heero.

„Wo IST deine Knarre überhaupt?"

„Ich habe für diesen Staat keine Erlaubnis eine Waffe zu tragen," gab Heero verlegen zu.

Duo lachte; er konnte es nicht ändern. „Nicht besonders heldenhaft."

„Was, Waffengesetze zu befolgen? Au contraire." (1)

Es war eine wunderbar ruhige Nacht, nicht ein Windhauch, und so konnte Duo sehr klar hören wie J die Worte äußerte, die sein Blut zum Gefrieren brachten: „Erschieß sie, du Idiot."

„Kletter runter," murmelte Heero. „Schnell." Er stand beschützend vor Duo während dieser zum Rand des Daches eilte.

Bartons Stimme klang uncharakteristisch empört. „Ich schieße nicht auf unbewaffnete Menschen, egal was für ein Ärgernis sie waren!"

„Gib her!" J klang sehr viel entschlossener.

Duo ging in die Knie, rollte sich herum, legte sich auf den Bauch und ließ die Beine über den Rand baumeln. Erneut griff Heero nach seinen Handgelenken. „Du kennst ihn besser als ich," sagte er und ließ Duo langsam hinab. „Wird er schießen?"

Beide hörten das Heulen der Kugeln zur selben Zeit. Duo sah wie Heeros Hemdkragen von einem Streifschuß getroffen flattern und schrie auf.

„Schätze das beantwortet die Frage," sagte Heero leichthin.

Duo holte tief Atem und schluckte trocken. So nahe! Nur fünf Zentimeter weiter rechts und Heeros Blut würde jetzt auf sein Gesicht hinabregnen. „Für sechzig Millionen Dollar würde er seine Großmutter erschießen. Und jetzt mach und KOMM ENDLICH HIER RUNTER!"

Sie hörten die Geräusche eines Gerangels und Barton rufen. Dann ein anderer Schuß.

„Shit! Diesmal konnte ich sogar spüren wie sie an mir vorbeigepfiffen ist! Ab mit dir." Heero ließ los und für das zwanzigste Mal in sechs Stunden fiel Duo hinab. Sein Glück – oder eher Pech – holte ihn endlich ein; er fühlte den Schmerz von seinem Knöchel hinauf ins Knie rasen.

„Beeil dich!" schrie er und versuchte zu stehen, schaffte es aber nicht. „Komm hier runter!"

J schien äußerst daran interessiert zu sein, sein Magazin in einen von ihnen beiden zu leeren; glücklicherweise war er wie die meisten Schreibtischhengste ein wirklich mieser Schütze. Trotzdem, Duo hatte höllische Angst und würde sich erst entspannen, wenn Heero sicher neben ihm auf dem Boden stand. Duo dachte er wäre vorher schon verängstigt gewesen, aber das war gar nichts im Vergleich zu dem was er jetzt fühlte, als der Mann den er liebte Kugeln auswich.

Der Baum hinter Duo schüttelte sich, aber das war das einzige Zeichen dafür, das J irgendetwas tötete. Duo glaubte das diese verfehlten Treffer pures Glück waren – seines und Heeros Glück.

Heero landete mit einem „Uff!" neben ihm und griff seine Hand. Duo jaulte auf als Heero versuchte ihn auf die Beine zu ziehen. „Was ist los? Bist du getroffen?"

„Mein Knöchel. Bin falsch gelandet – kannst du das glauben? Geh – hey!" Heero bückte sich einfach und hob ihn wie ein Kind auf die Arme. „Heero, Herrgottnochmal, ich wiege eine Tonne. Du kannst mich nicht wie ein Kleinkind durch die Gegend tragen!"

„Und ob ich das kann!"

Heero machte zwei Schritte, und dann leuchtete ihnen ein Scheinwerfer in die Augen und er ließ Duo beinahe wieder fallen.

„Polizei! Bleiben Sie sofort stehen!"


(1) Französisch: Im Gegenteil.