Bekanntschaften

Zwei Tage später:

Rae packte ihre Karate Sachen, ihre Prüfung stand vor der Tür.

"Na, nervös", fragte ihr Bruder, der an der Treppe Richtung Keller stand.

"Nö, sollte ich? Ich kann doch alles"

"Na, dann. Toi, toi. Du zeigst es ihnen."

"Man kann nur miteinander besser werden, nicht gegeneinander. Das solltest selbst du Gelbgurt wissen."

"Ay."

Rae grinste, hob ihr Fahrrad die Kellertreppe hoch und aus dem Haus hinaus, winkte ihrem Bruder zu und verschwand.

An der Haustür klingelte es. Mama Guevara ging öffnen und begrüßte die drei Gäste, die draußen standen.

"Guten Abend. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass wir unseren Sohn mitgebracht haben?"

"Nein, ganz und gar nicht", beruhigte Ricarda. "Kommen Sie herein."

Sie machte eine einladende Handbewegung. Josh kam die Treppe herunter gesprungen. Sein Blick fiel auf den Sohn der Gäste und er erlitt einen Lachanfall.

"Spock! Mensch, was machst du denn hier"

"Josh?" Jetzt sah Spock doch etwas verwirrt drein.

"In voller Größe" Josh hatte das Lachen soweit unter Kontrolle bekommen, dass er Spocks Eltern begrüßen konnte.

"Woher kennt ihr euch denn", fragte Spocks Mutter.

"Meine Schwester und ich sind mit Spock in einer Klasse", kam die prompte Antwort.

Die Hintertür klapperte. "Wenn man vom Teufel spricht", witzelte Josh. "Hey, Rae?"

"Ay..."

"Schon gut, wollte nur wissen, ob du es bist."

"Wer denn sonst" Rae hob ihr Fahrrad die Kellertreppe nach unten. Schließlich kam sie wieder nach oben und rieb sich die eiskalten Finger und brennenden Ohren.

"Hey, Mom. Da bin ich wieder."

"Das sehe ich", kam die belustigte Antwort. "Begrüßt du jetzt erst einmal unsere Gäste"

"Na klar. Einen Augenblick noch." Sie brachte ihren Rucksack in ihr Zimmer und ging dann über den Flur ins Wohnzimmer und begrüßte die Gäste ihrer Mutter. Anschließend öffnete sie die Küchentür und holte sich etwas zu trinken.

Blödheit, dachte sie während sie ins Glas starrte, da vergesse ich doch echt meine Flasche. Und das zur Karateprüfung... Sie schüttelte den Kopf und betrat wieder das Wohnzimmer.

"He, Josh. Hast du... Was machst du denn hier, Spock?"

"Meine Eltern", sagte er und deutete zu den auf der Couch sitzenden Erwachsenden herüber.

"Aha...", wunderte sich Rae und runzelte die Stirn. "Zufälle gibt's, die gibt's gar nicht"

Josh gickste bloß aufgedreht und fragte"Wie war die Prüfung? Bestanden"

"Na klar doch, ich mach ja keine halben Sachen."

"Oh nein. Also Grüngurt. Jetzt hab ich wohl nichts mehr zu lachen, was?"

"Genau", lachte seine Schwester ihn an.

"So ein Mist" Josh schob schmollend seine Unterlippe vor.

"Du tust mir ja so leid, J", spottete seine Schwester gutmütig.

"Du bist so nett, Rae"

"Ich weiß! So bin ich eben" Sie zwinkerte Spock verschwörerisch zu.

Nachdenklich sah Spocks Mutter von Rae zu Spock und wieder zurück. Dann grinste sie verhalten.

"Essen. Zu Tisch", meldete Ricarda an. Minuten später saßen alle am Tisch.

"Hey, Josh. Schöne Grüße übrigens von Joe. Er sagte, wenn du noch mal eine Gürtelprüfung sausen lassen würdest ohne dich abzumelden, könntest du deine Knochen einsammeln und dir nen neuen Verein suchen gehen."

"Oookay. Der scheint sauer gewesen zu sein..."

"Na, du bist gut. Sauer ist gar kein Ausdruck. Gekocht hat er", kommentierte Rae die Laune ihres Trainers.

"Oh je, ich kann mich dann wohl auf was gefasst machen", murmelte Josh plötzlich kleinlaut.

"Ach was, du kennst ihn doch. Bis dahin hat der das längst wieder vergessen." "Na hoffentlich."

Später saßen alle in Rae's Zimmer auf dem Boden und waren in irgendein mehr oder weniger tiefgründiges Gesprächsthema vertieft.

"Und?", frage Josh plötzlich.

"Und was?", fragte Spock unschuldig.

Josh grinste. "Wie ist es so, mit meiner Schwester zusammen zu sein?"

Rae und Spock warfen ihm einen entnervten Blick zu.

"Dazu sage ich nichts", kam die Antwort von Spock.

"Jaja, du denkst jetzt, sag bloß nix falsches, oder", zog Josh ihn auf.

"Joshy, du fliegst gleich achtkant aus dem Raum", warnte Rae.

"Oh... Jetzt hab ich aber Angst..."

"Solltest du auch haben. Nach Teisho-Uchi oder Ura-Mawashi-Geri sagst du bestimmt nix mehr."

"Jaah, gut möglich. Die Techniken kenn ich zwar nicht, aber ich glaube, ich sollte dich jetzt nicht herausfordern..."

"Sehr gut", freute sich Rae und lehnte sich gegen Spock. Spocks Mutter sah in das Zimmer.

"Spock? Es ist spät, wir wollen zurück." "Gut", antwortete Spock und stand sofort auf. "Bis morgen, Rae. Ciao Josh."

"Bis morgen, Spock", erwiderte Rae.