Disc.: Ich besitze keinerlei Rechte zu dieser großartigen Serie und verdiene mit meinem Geschreibsel auch kein Geld...

Begegnung

by Samusa

„Und ich warne dich. Reiß dich zusammen." Lucas rollte mit den Augen. Diesen Satz hatte er nun an diesem Tag bestimmt schon an die zwanzig Mal gehört und dennoch wurde sein Vater nicht müde, ihn immer und immer wieder zu predigen. Wenn er sich so viel Sorgen machte, sollte er ihn schlichtweg nicht auf dieses U-Boot schicken. Was hatte er hier schon verloren?

Die Schleuse zur seaQuest öffnete sich und Lawrence Wolenczak betrat zusammen mit seinem Sohn die seaQuest. Auch wenn Lucas es nicht zugeben wollte, aber dieses Schiff beeindruckte ihn doch sehr. Hier sollte er also die nächste Zeit leben. Das konnte ja was werden. Eigentlich würde er sich freuen und wäre aufgeregt, wenn es sich hierbei um einen kleinen Ausflug handeln würde. Dem war aber nicht so. Soweit er wusste, würden er und sein Vater nun von dem Commander der seaQuest höchstpersönlich herumgeführt werden und dann konnte er auch schon sein Zimmer beziehen. Nein, eigentlich wäre die korrekte Bezeichnung ja Kabine gewesen. Lucas konnte nur hoffen, sich hier an Bord schnell einzugewöhnen.

Keine zehn Schritte von der Schleuse entfernt wartete auch schon das Begrüßungskomitee in Form von Commander Jonathan Ford. Dieser reichte Lawrence die Hand und begrüßte ihn: „Es freut mich, Dr. Wolenczak." Dann sah er zu Lucas und gab auch ihm die Hand: „Dann musst du wohl Lucas sein. Es freut mich dich an Bord der seaQuest willkommen zu heißen."

Lucas schüttelte die Hand des Commanders, der bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht eine Miene verzogen hatte. Soviel war klar, allzu begeistert schien der Offizier nicht zu sein, hier einen Teenager an Bord zu lassen. „Glaub ich sofort." sagte Lucas leise und spürte sofort den strafenden Blick seines Vaters auf sich. Der Commander schien diese Bemerkung ebenfalls gehört zu haben. Seine Befürchtung schien sich zu bestätigen. Vorlaut und unhöflich. Wer kam bloß auf die Idee ein Kind als Crewmitglied zuzulassen? Es half nichts. Daran war jetzt auch nichts mehr zu rütteln, also sollte er lieber die Führung beginnen, umso schneller hatte er sie hinter sich.

Nach geraumer Zeit hatten Lucas, sein Vater und der Commander beinahe das gesamte Schiff durchforstet. Sowohl Jonathan Ford, als auch der Teenager schienen darüber eher erleichtert, da sie beide keine sonderlich große Lust auf diese Führung gehabt hatten. Commander Ford konnte sich nicht vorstellen, sich auch nur in 100 Jahren mit dem Gedanken anzufreunden, dass an Bord dieses U-Bootes ein Kind durch die Gänge laufen würde und Lucas...Lucas hätte unter anderen Umständen den Offizier sicher mit tausend Fragen gelöchert, aber wollte seinem Vater nicht noch das Gefühl geben, dass es ihm gefallen würde, von seinem Vater hier praktisch abgeliefert zu werden.

Lawrence schaute mehrere Male beunruhigt zu seinem Sohn, da es ihn schon wunderte, dass dieser sich anscheinend für nichts auf der seaQuest zu interessieren schien. Vielleicht verbrachte er weniger Zeit mit seinem Sohn, als er eigentlich sollte, aber er wusste sehr wohl um die Interessen des Teenagers Bescheid. Das konnte nur bedeuten, dass er immer noch sauer auf ihn war. Und was für ein Benehmen er mal wieder an den Tag legte. Gibt kein Wort von sich mit Ausnahme schnippischer Kommentare, dachte Dr. Wolenczak und schüttelte den Kopf. Wieder ein Beweis dafür, dass ihm der Aufenthalt hier an Bord gut tun würde. So ein bisschen Disziplin konnte doch niemandem schaden. Lucas würde schon merken, was für großartige Möglichkeiten ihm das alles doch bieten würde.

Wenig begeistert, aber seiner Pflicht nachgehend, führte Commander Ford sie nun noch zum Moonpool. Während der Offizier die eine oder andere Information preisgab, zog irgendetwas im Wasser Lucas' Aufmerksamkeit auf sich. Unbewusst bewegte sich das Computergenie auf den Rand des Beckens zu. Hatte er da eben etwa einen…

Ford unterbrach seine Erklärungen und schaute zu dem Teenager. Das hatte ja kommen müssen. Er bekam mittlerweile Angst, die seaQuest könnte sich in einen Spielplatz oder Streichelzoo verwandeln. Natürlich gingen da seine Gedanken mit ihm durch, aber die ganze Situation gefiel dem Commander ganz und gar nicht. Ein wenig genervt ging er auf Lucas zu.

Der Teenager hatte in der Zwischenzeit, sehr zu seiner Freude, Bekanntschaft mit einem Delphin gemacht. Lucas konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, die seaQuest hatte sogar doch mehr zu bieten, als er sich vorgestellt hatte. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie wirklich einen Delphin mit an Bord nehmen, auch wenn das Röhrensystem der seaQuest einst dafür konstr…" Lucas hielt inne…hatte er sich gerade verplappert? Währenddessen ließ sich der Delphin die Streicheleinheiten des Teenagers nur zu gern gefallen.

Commander Ford verschränkte die Arme. „Da weiß aber jemand sehr genau über die Pläne der seaQuest Bescheid." Er zog eine Augenbraue hoch, bewegte sonst aber keinen Gesichtsmuskel. „Ich nehme an von deinem Vater hast du diese Informationen nicht, denn dieser hat zwar einen Konstruktionsplan zugeschickt bekommen, allerdings wurde in diesem nichts von einem Delphin erwähnt."

Lawrence Wolenczak rieb sich eine seiner Schläfen. Wenn der Junge es noch schaffen sollte von Bord zu fliegen, bevor die erste Tour überhaupt begonnen hatte, würde er ernsthaft verzweifeln. „Es tut mir leid Commander, mein Sohn besitzt eine ausgeprägte Neugier und ist erfinderisch, wenn es darum geht an Informationen zu kommen. Es wird nicht wieder vorkommen." Lucas erntete einen strafenden Blick von seinem Vater.

Ob Lucas ihn wohl berichtigen sollte, um ihm zu erklären, dass er immer durch das Hacken an nötige Informationen herankam? Das hatte genauso genommen nichts mit „erfinderisch sein" zu tun. Aber es war wohl doch der falsche Augenblick, um das auszudiskutieren.

Mittlerweile wusste Commander Ford so gar nicht was er von seinem jüngsten Crewmitglied halten sollte. Erst war er völlig desinteressiert und dann sprudelte aus ihm plötzlich die Begeisterung und es schien, als würde er sich ernsthaft für die seaQuest interessieren. Andererseits wollte er nicht wirklich darüber nachdenken, wie Lucas an diese Informationen gekommen war. Nachdem, was er über ihn wusste, hatte es wohl etwas mit Computern zu tun, was ja auch die einzige „Entschuldigung" dafür war, dass er überhaupt an Bord durfte – Lucas Wolenczak war so eine Art Computerspezialist. Zumindest hatte man ihm das erzählt.

Ohne ein weiteres Wort über diese Angelegenheit zu verlieren, wollte Commander Ford fortfahren. „Ich schlage vor, ich zeige dir dann erst einmal deine Kabine."

Dr. Wolenczak atmete erleichtert auf, anscheinend war die Sache noch einmal gut gegangen. Hoffentlich würde sich sein Sohn endlich einmal zusammenreißen. „Dann komm, Lucas." Er wollte seinen Sohn zum weitergehen bringen. Doch der Teenager war immer noch mit dem Delphin beschäftigt.

„Wie heißt er?"

Jonathan Ford drehte sich leicht verwirrt zu dem Computergenie um. Er wusste zunächst gar nicht, wer gemeint war. Aber wie hätte es auch anders kommen sollen? Der Junge schien begeistert über den Delphin zu sein. „Ich weiß nicht, such dir doch einen Namen aus." Sagte er beiläufig.

Lucas wandte sich von dem Delphin ab und schaute ein wenig entsetzt zu dem Offizier. „Sie müssen doch einen Namen für ihn haben!"

„Lucas." Sagte sein Vater leicht gereizt.

„Was denn?" kam die Antwort ehrlich verwirrt.

„Hör zu, der Delphin ist weder ein Haustier, noch das Maskottchen der seaQuest. Soweit ich weiß reagiert er auf Handzeichen, die zur Zeit aber niemand an Bord zu nutzen weiß. Und wenn es nach mir geht, muss er auch nicht länger an Bord bleiben, da wir ihm wohl kaum wirklich erklären können, wie er uns zum Beispiel helfen könnte." Erklärte der Commander.

„Und warum ist er dann hier?" wollte Lucas wissen.

„Das kann ich dir so genau nicht beantworten. Wenn dich das so interessiert, solltest du den Admiral fragen. Auf deine herkömmliche Weise dürftest du jedenfalls kein Glück haben."

„Hm." Machte Lucas nachdenklich und begann erneut den Delphin zu streicheln, was wiederum seinen Vater ärgerte.

„Lucas, hör auf dich wie ein Kleinkind aufzuführen und komm endlich. Du hast noch genug Zeit dich mit dem Delphin zu beschäftigen." Lawrence wirkte noch gereizter.

Lucas blickte ihn böse an: „Ach richtig, du quartierst mich hier ja einfach ein, ohne mich vorher zu fragen. Hätt ich fast vergessen." Das konnte Lucas' Vater nicht länger ignorieren und strafte seinen Sohn mit einem flinken Klaps auf den Hinterkopf: „Benimm dich!"

Wütend lief Lucas in Richtung der nächsten Tür und verließ den Raum.

„Lucas." Sagte Dr. Wolenczak traurig, als wenn ihn sein Sohn noch hätte hören können. Dann wandte er sich zum Commander. „Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht mehr, was ich machen soll."

Jonathan musste sich ein wenig beherrschen, um nicht zu erwähnen, dass er verstehen konnte, warum der Junge so reagierte. Wer würde schon gerne von seinen Eltern auf einem Militär U-Boot untergebracht zu werden? „Schon gut, aber wir sollten vielleicht hinterher gehen."

Lawrence nickte und schon als sie um die Ecke bogen, wartete Lucas dort auf sie. Er hatte nicht gerade lange gebraucht, um festzustellen, dass er gar nicht so richtig wusste wohin. Seine Kabine hatte er noch nicht gesehen und auf der seaQuest verloren gehen wollte er auch nicht wirklich. Der Commander überblickte die Situation sofort und ging vorne weg. „Hier entlang."

Das Computergenie war dem Offizier beinahe dankbar dafür, dass er nicht weiter auf das eben Geschehene eingegangen war und Vater und Sohn folgten ihm ohne etwas zu sagen.