Und wieder einmal gibt es einen neuen Chappi!
Ich widme das Chappi mal der Franzi die mir per Mail regelmäßig in den Hintern tritt, damit ich endlich mal weiterschreibe. Ich danke dir dafür!
Mega und die Leute, die auf dem Boot waren sind immer noch nicht meine, Senya und die anderen Leute aus der neuen Stadt hingegen schon.
Wer will kann sie sich gerne borgen, aber sagt bitte vorher Bescheid!
Und weiter geht's:
Kapitel 5Es wurde langsam dunkel draußen. Leya rieb sich die Augen. Sie hatte lange bei Josh gesessen, doch der war noch immer nicht erwacht. Gelegentlich hatte er sich unruhig gedreht und im Schlaf gesprochen, aber sie hatte es nicht verstehen können.
Jetzt stand sie langsam auf und ging zum Fenster. Draußen sah sie einige Leute über die Straßen hasten, einige Kinder spielen.
Sie hatte ihre Aufgaben schändlich vernachlässigt. Es gab so viel, was getan werden musste: Normale Anführeraufgaben, aber vor allem musste sie sich darum kümmern, was mit den anderen auf dem Boot geschehen war.
Sie drehte sich wieder zu Josh um, der reglos im Bett lag. Sie ging zu seinem Bett, strich mit der Hand über seine Stirn, wisperte ein ‚Gute Nacht, Josh' und ging dann aus dem Zimmer.
Draußen auf dem Gang begegnete ihr wieder die Ärztin. Als diese Leyas besorgten Gesichtsausdruck sah, legte sie ihr die Hand auf die Schulter.
„Wir tun alles, was wir können."
Leya lächelte: „Das weiß ich."
Sie schenkte der Ärztin noch einen warmen Blick und verlies dann das Krankenhaus, um zum Hafen zu gehen.
Am Lagerfeuer war es beinahe gemütlich. Es war noch nicht besonders kalt, auch wenn es fast ganz dunkel war. Erstaunlicherweise hatte es kaum geregnet, doch der Himmel war weiterhin dicht bewölkt. Die Flammen des Feuers prasselten behaglich, doch nur wenige saßen wirklich am Feuer.
Sie meisten standen am Strand und sahen zu dem Floß, dass sich ihnen kontinuierlich, aber unendlich langsam näherte. Noch war es zu weit entfernt, als das die Mallrats den beiden Jungs und den immer noch auf den Planken liegenden Mädchen hätten helfen können.
Amber und Ebony standen Schulter an Schulter und sahen hinüber. Die eine mit Sorge, die andere mit Misstrauen im Blick. Jack stand neben Ellie. Er hatte schon mehrere Vorschläge gebracht, wie man den anderen helfen könnte, die jedoch an der Durchführbarkeit gescheitert waren. Jetzt hatte er den Arm um seine Freundin gelegt, die sich an ihn lehnte. Ellie war todmüde, aber sich jetzt schlafen zu legen, wäre ihr wie Verrat vorgekommen.
Salene und May saßen am Feuer, starrten aber ununterbrochen aufs Wasser und das Floß. Lex, Darryl und Ram hockten ebenfalls im Sand, das Feuer in ihrem Rücken. Den beiden ersteren war das Feuer zu verdanken gewesen, und die beiden hatten sich alle Mühe gegeben, soviel Dankbarkeit und Respekt wie möglich zu bekommen.
Gel saß ebenfalls am Feuer, in Sammys Jacke eingehüllt und an seine Schulter gelehnt. Sie schien zu schlafen, oder zumindest zu dösen. Sammy wachte mit Argusaugen über ihren Schlaf und schickte jeden, der ihn auch nur ansprechen wollte mit einem bösen Blick zurück.
Trudy saß in der Nähe der Beiden. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, auf die Kinder aufzupassen, die trotz der ganzen Aufregung der letzten Stunden friedlich schliefen.
Unterdessen kämpften sich Jay und Slade weiter zum Ufer vor. Das Floß war zu groß, als dass man es schnell hätte bewegen können, außerdem waren die Ruder viel zu klein. Eines war bereits abgebrochen, doch es langen genug andere Holzstücke herum. Langsam begann auch die Anstrengung ihren Tribut zu fordern. Ihre Arme schmerzten und immer öfter hatten sie das Gefühl, einfach nicht mehr weitermachen zu können.
Ruby und Lottie hatten sich einigermaßen erholt und überflüssigen Ballast über Bord geworfen. Dann hatten sie eine Weile beim Rudern geholfen, doch Lottie hatte sowieso nicht so viel Kraft und Ruby war immer noch von dem langen Schwimmen erschöpft. Lottie lag mittlerweile zusammengerollt in der Mitte des Floßes unter einem Stapel Säcken und schien zu schlafen oder sich zumindest auszuruhen.
Ruby hockte auf der selben Seite wie Slade und ruderte mit. Doch ihre Bewegungen waren müde und erzwungen. Lange würde auch sie nicht mehr durchhalten. Anfangs hatte sie beobachtet, wie das Ufer näher kam, doch jetzt sah sie auf ihre Knie herab, denn sie hatte den Eindruck, dass sie nicht vorankamen.
Unendlich langsam näherte sich das Boot dem Strand. Ebony, Amber, Lex, Ram, Jack und Darryl kamen ihnen entgegengewatet.
Kaum waren sie in Reichweite ergriffen sie das Floß und zogen es an Land. Ruby stand langsam auf und hatte für einen Moment Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Unsichereren Schrittes ging sie zu Salene und May ans Feuer, wo sie sich erst setzte, sich doch gleich darauf hinlegte und auf der Stelle einschlief. Lex und Ram, die von denen, die am Strand gewartet hatten die kräftigsten waren, hoben Lottie hoch und trugen sie an den Strand. Lottie war tatsächlich eingeschlafen und bekam nichts davon mit. Die beiden legten sie neben Ruby ab und setzten sich dann ans Feuer. Ebony und Amber hatten Slade und Jay gestützt, als sie ans Ufer kamen. Auch sie setzten sich ans Feuer.
Gesprochen wurde nicht mehr viel. Alle waren froh, dass die vier wieder gesund bei ihnen waren.
Nur wenig später waren außer Darryl, der sich bereit erklärt hatte, Wache zu halten, alle eingeschlafen.
Es war schon fast völlig dunkel als Senya am Hafen ankam. Trotzdem waren die meisten Bootsbesitzer noch da. Sie ging zu den beiden, denen das Schnellboot gehörte.
„Habt ihr etwas gefunden?"
Eigentlich war die Frage unsinnig, denn wenn sie etwas gefunden hätten, dann wären die Mallrats jetzt hier.
Wie erwartet schüttelte der Kleinere der Beiden den Kopf.
„Wir sind bis dahin zurück gefahren, wo wir sie getroffen haben. Wir haben die gesamte Strecke abgesucht... Vielleicht konnten sie in eine der Buchten einlaufen. Doch das konnten wir heute nicht mehr überprüfen. Wir legen gleich morgen früh wieder ab."
Senya nickte ihm dankbar zu. Es bestand also offenbar noch Hoffnung, so gering sie auch war.
Sie wünschte den Bootsbesitzern eine gute Nacht und ging dann langsam zurück zum Hauptquartier.
Es war dunkel. Die Dunkelheit, die ihn gefangengehalten hatte, war zumindest vorerst zurückgewichen. Doch noch immer konnte er kaum etwas sehen. Er schien sich in einem Raum zu befinden. Offenbar lag er in einem Bett. Links von ihm, schien ein Fenster zu sein. Es schien Nacht zu sein, denn er konnte den Mond erahnen, der allerdings nicht direkt ins Zimmer schien. Auf der anderen Seite war irgendein Apparat, der piepende Töne von sich gab. Er hob den Kopf, lies sich jedoch sofort wieder ins Kissen zurücksinken, da die Bewegung stechende Kopfschmerzen verursachte.
Also blieb er zunächst liegen. Seltsamerweise konnte er alles nur verschwommen erkennen. Er starrte an die Decke und fragte sich, wo er eigentlich war. Er war doch vor kurzem noch in seinem Quartier gewesen, oder? Es war ein langer Tag gewesen. Ram hatte ununterbrochen von der Bevorstehenden Abreise gesprochen und darauf bestanden, dass alles perfekt vorbereitet war.
Der Abflug sollte im Morgengrauen erfolgen. Urplötzlich fiel ihm ein, dass er seine Sachen noch packen musste. Ruckartig richtete er sich auf. Das Gerät gab ein warnendes Pfeifen von sich. Sein Kopf drohte zu zerplatzen, doch er war entschlossen, den Schmerz diesmal nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Von draußen konnte er Schritte hören, die sich der Tür näherten. Er wollte sich auf die Bettkante setzen, doch als er sich zum Fenster drehte, spürte er ein starkes Stechen im rechten Arm. Verwundert sah er auf den Arm und bemerkte, dass dort einige Nadeln in seine Haut gestochen worden waren, an welchen Kabel befestigt waren, die zu der Maschine führten. Was sollte das werden? Er war doch vollkommen gesund. Ram hatte ihn für tauglich für die Reise befunden. Was sollten jetzt die Nadeln. Er hob die linke Hand zu seinem Arm, um die Nadeln aus der Haut zu reißen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
Er sah auf und wurde vom grellen Licht auf dem Flur geblendet. Zwei Frauen stürzten zur Tür herein. Sie waren in weiß gekleidet, erinnerten an Ärzte. Warum trugen sie keine Techno-uniformen? Er sah an sich herab und bemerkte, dass auch er weiße Kleidung trug.
Die beiden Frauen redeten auf ihn ein und drückten ihn auf das Bett zurück. Er konnte ihre Stimmen hören, doch verstehen konnte er nichts. Er spürte, wie die Dunkelheit ihre Klauen nach ihm ausstreckte und hatte nicht mehr die Kraft, sich dagegen zu wehren.
Bewusstlos sank er in die Kissen zurück.
Ebony erwachte plötzlich. Sie schlug die Augen auf und sah sich um. Sie wusste nicht, was sie geweckt hatte, doch sie konnte sich auf ihr Gefühl verlassen. Irgendetwas hatte sie geweckt. Sie nahm Slades Arm von sich herunter und versuchte, ihn nicht zu wecken, als sie aufstand. Sie sah sich um. Das Lagerfeuer war ausgegangen und Darryl lag daneben und schlief. Normalerweise wäre Ebony über einen solchen Mangel an Vorsicht wütend gewesen, doch sie musste einsehen, dass es für alle Beteiligten ein harter Tag gewesen war. Sie entfernte sich ein paar Schritte von den anderen. Je weiter sie ging, desto mehr hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie sah sich unruhig um, konnte aber niemanden entdecken. Entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, näherte sie sich dem Waldrand. Noch immer war nichts zu hören oder zu sehen.
Sie betrat den Wald. Ein Käuzchen schrie durch die Nacht. Ebony fuhr herum, entspannte sich aber wieder, als sie hörte, dass es nur der Vogel gewesen war. Sie schalt sich selbst einen Angsthasen.
Sie ging noch ein paar Schritte weiter und sah sich nochmals um. Sie fühlte sich noch immer beobachtet, aber es war nichts zu sehen. Vielleicht wurde sie einfach nur paranoid.
Sie beschloss, wieder zu den anderen zu gehen. Plötzlich hörte sie hinter sich Schritte, doch noch bevor sie sich umdrehen konnte wurde sie gepackt. Eine Hand presste sich auf ihren Mund und ein starker Arm hielt sie fest. Ebony zappelte und versuchte, zu schreien, aber es half nichts. Ihr Gegner wusste offenbar, mit wem er es zu tun hatte und hatte nicht den Fehler gemacht, sie zu unterschätzen. Sie drehte den Kopf, um zu erkennen, wer sie angegriffen hatte, doch da wurde sie auch schon gegen einen Baum gepresst. Eine dunkle Gestalt ragte vor ihr auf. Nach einer Weile, in der sie die Gestalt einfach nur ansah konnte sie erkennen, dass es sich um den Cäptn handelte. Sie alle hatten geglaubt, dass er mit seinem Schiff untergegangen war, aber es hatte auch niemanden wirklich interessiert. Jeder war nur mit sich selbst beschäftigt gewesen und so hatten sie den Cäptn vergessen.
Sein Gesicht näherte sich ihrem.
„Erinnerst du dich an mich?", fragte er sie mit leiser, gefährlicher Stimme.
Ebony schluckte und versuchte, zu nicken. Sie kam nicht umhin, vor dieser düsteren Gestalt Angst zu haben. Viele hielten sie für furchtlos, doch das stimmte nicht. Sie war sicher skrupellos und risikobereit, aber sie hielt ebenso am Leben fest, wie jeder andere auch. Vielleicht sogar mehr.
Der Cäptn grinste sie humorlos an. In der Dunkelheit leuchteten nur seine Zähne und sein Gesicht wirkte noch unwirklicher und unheimlicher. Der Vergleich mit einem grinsenden Totenschädel drängte sich Ebony auf, die versuchte, sich so nah wie möglich an den Stamm zu pressen, um die größtmögliche Entfernung zu ihm zu bewahren.
„Ihr habt mein Schiff zerstört", fuhr er fort, „und jetzt werdet ihr bezahlen. Alle miteinander"
Im Lager erwachte Darryl. Er erschrak, als er bemerkte, dass das Feuer fast ausgegangen war. Immerhin war das seine Aufgabe gewesen. Er hätte jetzt aufstehen und Holz holen müssen, aber es war kalt und dunkel und Darryl beschloss, dass das Feuer auch noch eine Stunde aushalten würde. Er sah sich verschlafen um. Alle lagen in ihren Decken eingemummelt. Beim genaueren Hinsehen bemerkte er jedoch, dass Ebony fehlte. Darryl zuckte die Schultern. Sie hatte sicherlich nicht schlafen können und beschlossen, ein wenig herumzulaufen. Sie würde sicher bald zurückkehren.
Er legte sich wieder hin und nahm sich vor, nicht wieder einzuschlafen. Doch kaum hatte sein Kopf den Boden berührt, schlief er bereits wieder.
Das Feuer gab noch ein letztes Knistern von sich, bevor es endgültig erlosch.
Leya lag in ihrem Bett und starrte den Mond an, der zum Fenster hereinschien. Sie konnte einfach nicht schlafen, auch wenn es schon weit nach Mitternacht war. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Da war zum einen die Sorge um Josh. Sie hatte großes Vertrauen in ihre Ärzte, aber niemand wusste, wie es wirklich um ihn stand. Sie hoffte, dass er bald aufwachen würde.
Zum anderen dachte sie über die restlichen Mallrats nach. Sie hoffte, dass sie noch am Leben waren. Jay und Ram, ihre ehemaligen Techno-Vorgesetzten, hatte sie zwar nicht wiedersehen wollen, aber dennoch wünschte sie auch ihnen nicht den Tod.
Leya klammerte sich an der Hoffnung fest, dass sie eine Bucht gefunden hatten. Doch damit verband sich auch die Frage, wie es weitergehen sollte. Was würde geschehen, wenn die Mallrats in der Stadt ankamen? Sie konnte sie schlecht wieder wegeschicken, aber sie in den Tribe aufzunehmen erschien ihr auch nicht richtig. Sie überlegte hin und her, wie das Problem wohl zu lösen sei. Die meisten Mallrats würden sicher keine Probleme mit der Bevölkerung der Stadt haben, aber besonders für Ram, Jay und Josh würde es nicht leicht werden. Leya hatte die Technos gestürzt, kaum dass Ram mit seiner Truppe die Stadt verlassen hatte. Das war zwar schon wieder eine ganze Weile her, aber die Meisten hatten sicher noch nicht vergessen, was ihnen die Technos angetan hatten. Sie würden es nicht einfach akzeptieren, wenn sie Ram aufnehmen würde. Der Ruf nach Rache an den Technos, der damals in der Stadt eine wesentliche Antriebskraft gewesen war, war nur bedingt erhört worden. Leya hatte ihren Mitstreitern nur einige Techno-Generäle präsentieren können und auch die waren nicht so bestraft worden, wie es das Volk gefordert hatte. Leya hatte sie aus der Stadt ausgewiesen und für den Fall, dass sie jemals wieder die Stadt betraten, waren sie vogelfrei. Aber die Generäle kannten natürlich den Zorn der „Virts" und hatten sich lange nicht sehen lassen. Gelegentlich kamen ein paar neue Techno-anhänger in die Stadt und machten Ärger, aber es war sinnlos, etwas dagegen zu unternehmen. Zum einen, weil die Gruppen ebenso schnell, wie sie auftauchten auch wieder verschwanden und zum anderen, weil sie für die Stadt keine Gefahr darstellten.
Ein Ram in der Stadt würde also nur unerfüllte Rachegelüste wecken. Leya drehte sich noch einmal herum, gab dann aber den Versuch, schlafen zu wollen endgültig auf.
Sie stand auf und zog sich wieder an. Dann ging sie in die Zentrale. Der Zentralrechner gab ein monotones Surren von sich, doch das war das einzige Geräusch hier. Auch auf dem Weg hierher war sie niemanden begegnet, was aber mitten in der Nacht auch kein Wunder war.
Nicht einmal vor der Zentrale war eine Wache gewesen. Aber das war eigentlich auch nicht nötig. Kameras registrierten jede verdächtige Bewegung und gaben automatisch Alarm. Die Tür zur Zentrale war automatisch, konnte aber im Notfall auch von Hand bedient werden. Hinein kam man nur mit einer ID-Card in Verbindung mit einem Netzhautscan. Dieses System war, wie das meiste hier, ihre eigene Entwicklung gewesen und hatte sich bisher bewährt.
Die Zentrale selbst war ein nahezu runder Raum. An den Wänden an beiden Seiten waren Computer. Die Monitore waren Flachbildschirme und direkt in die Wand eingebaut, die mit Metall verkleidet war. Die Computer selbst waren nicht zu sehen und verrieten sich nur durch das CD-Rom Laufwerk an der Seite. Die Tastatur stand auf einem kleinen Vorsprung, die Maus befand sich daneben.
Im
hinteren Teil des Raumes war ein Podest. Auf beiden Seiten führten
drei Stufen hinauf. Auf jeder der breiten Stufen war noch ein
weiterer Arbeitsplatz. Ganz oben in der Mitte befand sich Leyas
eigener Arbeitsplatz, ein Computer mit direktem Zugriff auf den
Zentralrechner, der aber auch über spezielle
Sicherheitsvorkehrungen verfügte. Hochfahren konnte man diesen
Rechner nur mit der ID-Card von ihr selbst und der Start erforderte
ein Passwort, dass nur sie kannte und wöchentlich geändert
wurde.
Es hatte einige Versuche gegeben, Informationen aus dem
Zentralrechner zu stehlen, doch bisher war es noch niemandem richtig
gelungen. Einige Dateien waren einmal entwendet worden, doch es waren
belanglose Daten gewesen und diese Aktion hatte die Installation
eines neuen Sicherheitssystems nach sich gezogen.
Leya ging durch den Raum und über die Stufen auf der rechten Seite zu ihrem Rechner. Sie lies sich in ihren Stuhl fallen und startete den Computer. Während er hochfuhr sah sie sich noch einmal im Raum um, obwohl sie alles genau kannte. Hinter ihr verhinderte ein Geländer, dass jemand vom Podest fiel. Es war nicht besonders hoch, aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Die Wände waren alle mit Metallplatten verkleidet, Leya wusste, dass sich dahinter eine Wärme und Schallisolierung befand. Dahinter war noch ein weiterer Raum, in dem sich die gesamte Technik, die nicht in der Zentrale selbst stand befand. Von dort konnte man an die Rechner gelangen, die an den Seiten der Zentrale standen. Die Decke hatte ebenfalls eine Schallisolierung. Außerdem befanden sich die Lüftungsklappen der Klimaanlage dort. Der Boden war mit dunkelblauem Teppich ausgelegt, der die Schritte dämpfte.
Ein leises Geräusch sagte Leya, dass der Rechner hochgefahren war und auf die Passworteingabe wartete. Sie drehte sich wieder um und tippte schnell das Passwort ein. Am Anfang hatte sie Probleme gehabt, sich jede Woche ein neues Passwort merken zu müssen, doch mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt.
Der Rechner arbeitete weiter und zeigte dann die ihr vertraute Arbeitsoberfläche. Mit einer Tastenkombination startete sie ihr Programm, an dem sie seit einer Weile arbeitete. Es handelte sich um eine Art Firewall, die sie sowohl Netzwerk intern als auch nach außen nutzen wollte. Die verbliebenen Techno-Generäle stellten zwar keine Gefahr da, mit der die Bewohner der Stadt selbst zu kämpfen hatten, doch Leya und ihre Mitarbeiter hatten sich in letzter Zeit immer öfter Hackerangriffen erwehren müssen. Bisher war noch nichts passiert, aber man musste es ja nicht so weit kommen lassen.
Nachdem sie eine Weile geschrieben hatte, öffnete sich hinter ihr mit einem leisen Surren die Tür. Sie drehte sich um und sah einen der Commandanten hereinstürzen. Er schien nicht überrascht, sondern eher erleichtert zu sein, als er sie hier entdeckte.
Leya warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Der Junge im Krankenhaus... er ist aufgewacht...", meldete er keuchend.
Leya hatte Anweisung gegeben, dass sie in diesem Fall sofort zu benachrichtigen war und der arme Kerl hier, war offenbar durch das halbe Hauptquartier gerannt, um ihre Anweisung zu befolgen. Leya stand auf und bedankte sich. Der Commander nickte ihr zu und verschwand wieder aus dem Raum. Wahrscheinlich hatte er Wache und kehrte jetzt in den Überwachungsraum zurück. In diesem Raum wurden alle Kameras überwacht und alles Verdächtige wurde dort gemeldet.
Leya speicherte ihr Programm ab und fuhr den Rechner herunter. Dann verlies sie die Zentrale und verriegelte die Tür. Mit schnellen Schritten ging sie vom Hauptquartier zum Krankenhaus hinüber. Es war kälter als erwartet und sie bereute es, nicht noch mal in ihr Zimmer gegangen zu sein, um sich eine Jacke zu holen. Nach wenigen Minuten war sie am Krankenhaus angekommen und lies sich von der Nachtschwester berichten, was geschehen war. Dann ging sie zu Joshs Zimmer.
Leise öffnete sie die Tür. Die Schwester hatte gesagt, er würde schlafen, doch als sie neben sein Bett trat und ihn ansprach, öffnete er die Augen und sah sie an.
„Josh! Wie geht es dir?"
„Gut...", sagte er. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein Krächzen.
Leya lächelte erleichtert.
„Ist... ist Ram schon weg?", brachte Josh hervor und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, als wäre es weggewischt worden.
Warum fragte er sie nach RAM? Und was meinte er mit „Schon weg"?
Er bemerkte ihren fragenden Blick und sagte: „Sie wollten heute Nacht fliegen... Sind sie schon weg?"
Leya starrte ihn nur fassungslos an. Langsam, ganz langsam sickerte zu ihr durch, was er eben gesagt hatte. Sie hätte es für einen grausamen Scherz gehalten, doch Josh war nicht der Mensch, der Scherze machte. Sie wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie jemand eine Klippe hinabgestoßen.
