Na unsagbar langer Zeit hatte ich eine Vision! Und ja, ich habe das Kommende gesehen, das jetztige geschrieben und die Vergangenheit hab ich mir vor knapp einem halben Jahrhundert ausgedacht... ich weiß, hat lange gedauert, aber jetzt weiß ich endlich, wie´s weitergehen soll sich kirre freu
Kapitel 7: Na und…?
Wie immer war er erleichtert, als er die Tür zum Hauptflur durchquerte. Auch wenn seit zwei Tagen der Unterricht nicht mehr von seinem Vater gehalten wurde, hart war es immer noch.
Als Draco das Ausbildungszentrum verließ, herrschte ein reges Durcheinander auf dem großen Platz. Einigen der jüngeren Todesser war es gelungen, ein dutzend Hippogreifen zu „besorgen".
Bei deren Anblick beeilte sich Draco unbewusst, den Platz so schnell es ging zu verlassen.
Es war fast Nacht, was Draco an den schon fast erloschenen magischen Kugeln erkennen konnte, die alles erhellten.
So schnell und doch unauffällig wie möglich ging er die Straßen hinab zu seinem Wohnblock. Sein Magen rumorte schon kräftig und trotz seines Hungers wollte er sich lieber nicht vorstellen, was Morgana ihm wieder vorsetzten würde.
Als er nach einer schier endlos langen Zeit in der Gaststätte ankam, war sie fast leergefegt.
„Ach du bist es. Hast dir ja heute Zeit gelassen. Na ja, setz dich, ich komm gleich zu dir", rief die schrille Hexe hinter der Bar als sie Draco bemerkte und verschwand hinter einer Tür.
Draco schwieg einfach. Man musste hier keine Bestätigungen geben. Nachdem er sich umgesehen hatte, stellte er fest, dass sein Stammplatz an der Rückwand des Gebäudes frei war. Er schlängelte sich zwischen den eng beieinander stehenden Tischen durch und ließ sich innerlich seufzend auf einen Stuhl fallen.
Dort angekommen schloss er für einen kurzen Moment die Augen. Sofort tauchten Szenen aus dem heutigen Unterricht auf. Doch mit der Verarbeitung der Behandlung seiner sadistischen Lehrer konnte er sich auch später geschäftigen. Es war schließlich jeden Tag dasselbe. Und inzwischen war er abgestumpft gegenüber derartigen Vorfällen. Bisher war er ja auch immer verschont geblieben. Er sah nur zu, ohne eine Regung.
Etwas dagegen tun konnte er sowieso nicht. Er konnte nichts ändern.
Damit hatte er sich abgefunden.
Damit hatte er sich abfinden müssen.
„Hey, wie war der Unterricht? Nein warte, das soll ich dich ja gar nicht mehr fragen, verdammt. Ich und mein Gedächtnis! Tja, was also fragen…? Wie wärs mit: Hast du die Schwarzgekleidete Person gesehen, die am Tresen sitzt?"
Draco lehnte sich leicht nach vorne und stützte sein Kinn auf seiner Hand ab, die Finger so haltend, dass sie seinen Mund verdeckten.
„Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du mich hier nicht ansprechen sollst? Nachher denkt noch einer, ich führe Selbstgespräche. Hab ich dir nicht eigentlich befohlen ganz zu verschwinden, Nora?"
Die grade getadelte war nämlich urplötzlich während eines Blinzelns vor Draco auf einem Stuhl aufgetaucht.
„Aber es ist wichtig. Du warst ja zu sehr in Gedanken vertieft, um sie zu bemerken!", gab Nora ein bisschen eingeschnappt zurück.
Draco stutzte.
„Sie...?"
Doch nicht etwa… Nein, das konnte nicht sein… Oder doch?
„Na Evelyn! Das Mädchen, wegen dem du hier unten rumlungerst und dich mit diesen hirnverbrannten Idioten auseinander… Sag mal, hörst du mir eigentlich zu!"
Doch Draco überhörte sie. Nach dem ersten Teil hatte sein Gehirn ausgesetzt und sein Blick war starr auf die Person auf dem Barhocker keine sechs Meter vor ihm gerichtet.
Das sollte Evelyn sein?
Wenn sein Herz beim Hören ihres Namens ausgesetzt hatte, schlug es jetzt mindestens doppelt so schnell wie normal.
„Hey du! Sie ist aufgestanden, warte, du willst doch nicht etwa… Hey! Kannst du mich nicht auch ausreden lassen! …Du hörst mir wirklich nicht zu, oder?"
Nora schwebte aufgebracht neben dem Evelyn folgendem Draco hinterher.
„An deiner Stelle würde ich ihr nicht folgen. Sie ist nicht die Evelyn, die du kennst. Egal was du von ihr erfährst, oder was dir durch sie widerfährt, es wird dir gefallen! Glaub mir bitte", flehte Nora Draco an. Der blieb stehen und sah ihr in die Augen.
Doch obwohl er erkannte, dass sie es ernst meinte, machte er eine abfällige Handbewegung in ihre Richtung und lief Evelyn hinterher, die grade in eine nur spärlich erleuchtete Gasse eingebogen war.
„Ach Draco…", flüsterte Nora traurig, doch dann schrie sie ihm zornig hinterher, „Du bist genauso stur wie dein Vater!"
Draco hörte das und drehte sich ruckartig um. Was sollte das nun wieder bedeuten? Doch dann fiel ihm wieder ein, warum er hier war.
So schnell es ging drehte er sich wieder um und sah grade noch, wie ein Umhang um sie nächste Ecke wehte.
Er musste sich beeilen, er konnte sie doch nicht schon wieder verlieren.
Also rannte er dem schwarzen Stoff hinterher.
Doch kaum war Draco um die Ecke gebogen, wurde er auch schon ruckartig gepackt und gegen eine kalte Wand gedrückt.
Einen Moment lang wurde im schwarz vor Augen, dann holte er tief Luft und öffnete die Augen.
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er in das Gesicht seiner besten Freundin sah.
„Was haben sie mit dir gemacht?", flüsterte Draco, seine Stimme versagte. Der unglaublich starke Drang, Evelyn in die Arme zu nehmen wechselte sich mit unbändiger Wut auf alle Todesser ab.
Erst als er feststellte, dass es Evelyn war die ihn gegen die Wand drückte und ihm auch in Messer bedrohlich nahe an seine Kehle hielt, erbleichte er.
„Was machst…"
„Du redest nur wenn ich Fragen stelle, ist das klar?", unterbrach in Evelyn forsch. Ihre Augen funkelten aggressiv und Draco merkte schnell, dass es ernst war, doch er erwiderte nichts. Er war einfach nur geschockt und fassungslos.
„Warum bist du mir gefolgt?"
„Weil…", er stockte. ...Weil ich wegen dir hier bin und nur zum Todesser wurde um eine Möglichkeit zu finden dich zu retten... fiel ihm ein.
„Wir hatten unser Gespräch noch nicht beendet", stammelte er dann wahrheitsgetreu.
„Und?", fauchte sie ihn an und das Messer kam noch ein Stückchen näher.
Draco schluckte. Und plötzlich richtete sich seine Wut auf eine ganz andere Person.
„Du hast gesagt, du hättest dich in mich verliebt", platze es aus ihm raus. Sein Atem ging unregelmäßig und sein Körper war verspannt.
„Na und?"
Draco starrte sie an. Das war nicht Evelyn. Nicht seine Evelyn. Er hätte sich doch nie so in ihr täuschen können… Oder?
„Du gehst mir auf die Nerven, abführen", rief Evelyn gelangweilt, und aus dem Nichts tauchten zwei schwarzgekleidete Personen auf, die ihn hart an den Armen packten und aus der Gasse schleiften.
Draco sagte die ganze Zeit über nicht ein einziges Wort. Er starrt die Person an, die er die ganze Zeit gesucht hatte. Die Person, die grade dafür sorgte, dass er eingesperrt wurde.
Evelyn blickte die ganze Zeit gelangweilt zurück. Sie zeigte keinerlei Gefühle, nicht die kleinste Regung.
War das wirklich Evelyn…?
