Kapitel vierzehn: Der Moment der Wahrheit
Sein Animagustraining und sein Quidditchtraining ließen Harry wenig Zeit davor Angst zu haben, alleine mit Hermine zu sein. Er genoss ihre Gesellschaft mit Ron und Lavender und bemerkte wie dumm er war, weil er auf ihre Gesellschaft verzichtet hatte aus Angst davor hatte dass er ihre Freundschaft zerstören könnte. Er war jetzt einige Male mit ihr alleine gewesen und sie hatten über ihre Fortschritte bei der Animagusverwandlung gesprochen, Quidditch und darüber was Hermine mit ihrem freien Zugriff auf die Bücherei alles machen konnte. Natürlich wurde diese Freizeit auch von ihren Vertrauensschülerpflichten belegt, aber keinen der Beiden störte dies sonderlich. Sie fühlten sich wieder miteinander verbunden, was auch daran lag dass Harry keinerlei weitere Beziehungen mehr hatte, zumindest bis zu jener schicksalhaften Nacht in der die Unannehmlichkeiten wieder begannen.
Harry kam später als alle anderen vom Quidditchtraining zurück. Es war bereits Zeit für die Ausgangspeere und er sollte eigentlich nicht mehr draußen unterwegs sein, aber er wollte noch für das kommende Quidditch Spiel gegen Slytherin trainieren. Er wollte Malfoy nicht die Genugtuung eines gewonnenen Spieles gönnen. Als er dreckbedeckt im Gemeinschaftsraum auftauchte waren immer noch ein paar Nachzügler im Gemeinschaftsraum die noch Hausaufgaben zu erledigen hatten oder sich nur ausruhten, aber kein Ron, Hermine, Lavender oder Ginny. Ginny war in letzter Zeit sehr mit ihren Freunden beschäftigt gewesen. Er vermutete dass sie unterwegs war um ihren geheimnisvollen Freund zu treffen, vermutlich stammte er aus einem anderen Haus. Ron und Lav waren vermutlich in ihrem privaten Raum und Hermine schlief entweder schon oder las noch etwas in der Bücherei.
Harry entschied ein Bad im Badezimmer der Vertrauensschüler zu nehmen. Er war inzwischen so müde dass er nur schwer seine Augen offen halten konnte, aber er war fest entschlossen sich noch zu säubern. Als er den Waschraum erreichte sah er, dass von außen ein Schild mit ‚Außer Betrieb' angebracht war. Harry fluchte, aber es war zwecklos. Das einzige Badezimmer das sonst außer betrieb war, war das der Maulenden Myrte, aber nur deshalb weil alle Leute versuchten einer Begegnung mit der empfindlichen Myrte zu vermeiden. Er entschied sich das Badezimmer der Mädchen zu nutzen. Harry hatte keine Lust den ganzen weg zu dem anderen Waschraum der Jungen zu laufen, und da er das Passwort zu dem Vertrauensschülerbad der Mädchen kannte war das kein Problem.
Hermine befand sich in ihrer Traumwelt als sie in der riesigen Badewanne des Vertrauensschülerbades lag. Sie hatte nicht bemerkt dass Harry gerade herein gekommen war und begann sich auszuziehen bis sie ein leises Geräusch hörte als die Knöpfe seines Hemdes auf dem Boden aufschlugen. Sie schaute auf und blickte direkt auf Harrys Brust. Der Anblick seines eindeutig muskulösen Körpers verzauberte sie. Ihr wurde warm und sie konnte das Wasser um sich herum nahezu kochen fühlen. Hermine wollte wegschauen, bemerkte aber wie schwer es ihr viel ihre Augen von ihm zu nehmen. Sie musste etwas sagen, aber ihr Mund weigerte sich.
„Harry!" schrie sie schon fast als er seine Hose ausziehen wollte.
Harry erstarrte. Er schaute zu Hermine und konnte ihre Brust knapp über dem Wasser sehen und die verschwommenen Linien ihre nackten Körpers unter dem Wasser bis er sich schließlich umdrehte. Er war angespannt und erregt als er erfolglos versuchte, sich das Bild einer nackten Hermine aus seinem Kopf zu schlagen. ‚Verdammt.'
„Entschuldige, Mine. Ich habe nicht erwartet dass jemand hier sein würde."
Nachdem Harry sich umgedreht hatte stieg Hermine aus der Badewanne und wickelte sich schnell in ein Badetuch während sie das Wasser aus der Wanne ließ. Hermine hatte immer noch einen roten Kopf und wusste dass sie schnell hier raus musste bevor sie etwas Dummes tat wie zum Beispiel sich Harry an den Hals zu werfen.
„Was machst du hier?"versuchte sie ruhig zu fragen.
„Das andere Vertrauensschülerbad ist außer Betrieb, ich habe nicht erwartet dass hier noch jemand ist und war zu müde um bis zu dem anderen Badezimmer zu laufen."antwortet er und kämpfte dagegen an sich umzudrehen und sie wieder anzuschauen.
„Oh. Na dann. Ich war sowieso fertig. Ich verschwinde dann dass du dich waschen kannst, du siehst aus wie ein Schlammloch."
„Danke."
Hermine zog sich schnell an während sie ihre Augen weiterhin auf Harry ruhen ließ. Sie wusste dass er sich nicht umdrehen würde um sie zu beobachten, aber sie konnte ihre Augen einfach nicht von seinem nackten Rücken nehmen. ‚Sogar sein Rücken sieht sexy aus' dachte sie. ‚Merlin, mich hat es wirklich schwer erwischt.'
„Gute Nacht"sagte Hermine zu Harry und verließ das Bad. Sie vertraute sich selbst nicht genug um ihn jetzt zu umarmen oder ihm sogar einen Kuss auf die Backe zu geben.
„Gute Nacht, Mine."flüsterte er fast als er ihr hinterher blickte. Er war froh dass sie ihn nicht umarmt oder ihm einen Kuss gegeben hatte. Harry war sich sicher dass er verrückt geworden wäre und sie leidenschaftlich geküsst hätte.
Dieses Ereignis strapazierte ihre Freundschaft noch mehr. Die folgenden Wochen waren sehr hart für Harry. Immer wenn er seine Augen schloss sah er wieder Hermine in der Badewanne, was seinen sowieso schon verwirrten Gefühlen nicht gerade half. Er fauchte jeden an der ihm zu nahe kam und auch Ron konnte nicht herausfinde was mit ihm los war. Er wollte nicht darüber reden und er mied Hermine als ob sie die Pest hätte.
Das Animagustraining der Drei war zurzeit unterbrochen da Professor McGonagall beschäftigt und Sirius auf einer Mission für Dumbledore war. Die meiste Zeit war Harry froh darüber, aber das ließ ihm auch mehr Zeit für seine Tagträume, auch nachdem er aus Versehen einen einsamen Raum gefunden hatte.
Er hatte den Raum entdeckt nachdem er sich seinen Zeh in der Nähe des Vertrauensschüleraufenthaltsraums angeschlagen hatte. Harry hatte laut geflucht (Verdammter Mist) was das Portrait veranlasste sich zu bewegen und einen versteckten Raum zu offenbaren. Gegenüber dem Eingang gab es eine Feuerstelle zum Heizen und eine kleine, rot-goldene Couch in der Mitte des Raumes. Dieses Zimmer war sein Zufluchtsort genau wie sein Übungsplatz für die Animagusverwandlung oder andere Fähigkeiten die er erlernen wollte. Was ihn verblüffte war, dass das Zimmer nicht auf der Karte der Rumtreiber eingezeichnet war.
Hermine bemerkte Harrys Verhalten. Jedes Mal wenn sie ihn etwas fragen wollte fand er einen Weg um eine Unterhaltung mit ihr zu vermeiden. Jedes Mal wenn sie ihn ansah schlug er seine Augen nieder. So langsam wurde sie es leid. Sie hatte sogar Ron gefragt, aber er war nicht wirklich eine Hilfe. Hermine entschloss sich Harrys seltsamen Verhalten auf den Grund zu gehen. Eine Möglichkeit bot sich einige Tage bevor die Ferien begannen.
„Arghs!" schrie Hermine als sie in den Gryffinor Gemeinschaftsraum herein kam, und wischte sich ihre Lippen gründlich ab.
„Was?" fragte ein verwirrter Ron der mit Lavender auf der Couch saß und versuchte ein paar seiner Hausaufgaben zu erledigen.
„Justin!" sagte sie, als ob das alles erklären würde.
„Hermine, das sagt uns nichts. Diese Antwort musst du erklären."
„Er hat mich geküsst."
Harry hörte ihren letzten Satz von der Treppe aus, und für ihn klang sie lediglich aufgeregt. Er sah nur noch rot und war wütend. Er wollte nur noch Justin finden und ihn zu Brei schlagen. Da er seinen Besen gerade in der Hand hatte lief er gerade auf das Portrait zu und rannte auf dem Weg dort hin fast Hermine um.
„Harry!" schrie Ron ihm hinter her. „Komm zurück und entschuldige dich."
„Ist schon Ok, Ron."versuchte Hermine ihn zu beruhigen.
„Was hat er denn nur für ein Problem?"fragte Lavender.
„Ich weiß es nicht, aber das ist jetzt lange genug so. Ich werde es herausfinden."Damit hatte sie das ärgerliche Erlebnis mit Justin vergessen.
„Möchtest du dass wir mitkommen?"
„Nein, du und Ron, ihr bleibt hier für den Fall dass er zurück kommt bevor ich ihn gefunden habe."
Harry flog auf seinem Feuerblitz so schnell wie er nur konnte um das Quidditchfeld und kümmerte sich noch nicht einmal um den Schnatz den er freigelassen hatte bevor er sich in die Luft erhob. Er konnte nicht glauben dass sich Justin und Hermine geküsst hatten. Harry war immer noch wütend, aber seine Wut verschwand je länger er flog. Dafür machte sich Depression in ihm breit. Er hatte seine Chance bei Hermine vertan, und es war allein seine Schuld.
Er entdeckte den Schnatz und entschied ihn zu fangen. Inzwischen war er seine Frustration und seinen Ärger fast ganz losgeworden. Harry freute sich dass es Freitag war, da er diesen Abend mit seinem Team noch trainieren würde. Er war bereit dazu, die Slytherins bei dem Spiel nächste Woche zu schlagen. Er würde Malfoy schlagen! Jetzt hatte er wieder etwas auf das er sich freuen konnte.
Harry hatte bemerkt dass Malfoy zu allen inzwischen viel freundlicher war. Er hatte seinen Verdacht was die Veränderung verursacht haben könnte, aber Harry wollte nichts von der Möglichkeit wissen die in seinem Kopf entstanden war. Zumindest jetzt noch nicht. Nicht bevor er nicht gesehen hätte dass sich sein Verdacht bestätigt hatte.
Nach dieser tiefgründigen Unterbrechung wanderten seine Gedanken zurück zu Hermine. Harry war inzwischen wieder auf dem Boden und saß in der Mitte des Quidditchfeldes, die Arme um seine Knie gewunden. Er fragte sich wie jemand so großen Einfluss auf seine Gedanken haben konnte, er bekam Hermine einfach nicht heraus, egal wie stark er es versuchte. Dabei half auch nicht dass er sie nahezu nackt im Badezimmer gesehen hatte. Vollständig in seinen Gedanken versunken hörte Harry nicht wie sich Hermine nährte.
„Harry?" begann sie zögernd. Harry versuchte auf zu stehen und wegzulaufen. „Wage es nicht dich zu bewegen!"Er konnte die Warnung sehr gut in ihrer Stimme erkennen. „Wenn du auch nur einen Muskel bewegst werde ich dich verfluchen!"
Sie trat vor ihn und kniete sich so hin dass sie ihm in die Augen schauen konnte. Sie sah im tief in seine grünen Augen bevor er seinen Blick auf seine Füße richtete. Hermine konnte viele Emotionen erkennen – Verletzung, Verwirrung, Leidenschaft und Wut. Sie fragte sich was all dies im gleichen Moment hervorrufen konnte und legte eine Hand auf seinen Arm.
„Harry, wieso erzählst du mir nicht was los ist?"
Harry traute seiner Stimme nicht, deshalb blieb er still.
„Wieso meidest du mich? Bitte erzähl mir was dich beschäftigt."
Harry schaute schließlich auf und sah wie sich Tränen aus ihren Augen lösten. Er fühlte sich schlecht. Er hatte diese Tränen verursacht. Er wollte sie nur in seine Arme nehmen und ihr sagen dass alles wieder gut werde. Aber das konnte er nicht, er schaute sie nur weiterhin an.
„Bedeutet dir unsere Freundschaft so wenig?"
„Nicht. Hör auf mir die Schuld zuzuschieben."
„Dann hör auf so dickköpfig zu sein und sage mir was los ist. Du weißt dass du es mir erzählen kannst."
„Willst du es wirklich wissen?"
Hermine unterdrückte eine Antwort und nickte. Sie konnte plötzlich Angst in seiner Stimme erkennen und bezweifelte dass sie ihre Stimme ruhig halten konnte.
„Zuerst musst du mir eine Frage beantworten."
„In Ordnung."
„Hast du dich von Justin küssen lassen?"
„Oh Merlin, jetzt fang nicht damit an."
„Ich brauche diese Antwort bevor ich dir deine Frage beantworten kann."
„Na gut. Er hat mich überrascht und ich habe ihm eine runtergehauen. Es war ein großes Missverständnis von ihm aus. Er dachte ich würde ihn dazu ermuntern. So, du bist dran."
Harry kämpfte mit sich. Sollte er sie küssen oder zuerst erklären?
„Das ist mit mir los."begann er, dann packte er sie, zog sie zu sich und küsste sie.
Hermine war geschockt. Bedeutete das, dass er für sie ebenso fühlte wie sie für ihn? Sie verlor schnell den Sinn für die Realität, sein Kuss ließ sie ganz schwach werden. Hermine legte all die Gefühle die sie so lange zurückgehalten hatte in diesen Kuss aus Angst dass sie vielleicht nie wieder eine Gelegenheit dazu haben könnte. Sie öffnete ihren Mund, legte ihre Hand um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich.
Harry hätte nie Gedacht dass es wie im Himmel war Hermine zu küssen. Er verlor schnell alle Hemmungen und dann öffnete sie ihren Mund unter seinem. Sie schmeckte so süß. Harry konnte fühlen wie sie bei der ersten Berührung ihrer Zungen erschauderte. Er musste es jetzt beenden oder sie würden vollständig die Kontrolle verlieren.
„Das ist mit mir los."flüsterte er außer Atem.
„Harry."
„Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen."
„Nicht, wage es nicht dich bei mir wegen dem Kuss zu entschuldigen."
„Mine..."
„Nein, jetzt hörst du zu. Das war das wunderbarste was ich je erlebt habe. Sag bloß nicht dass es dir oder mir nichts bedeuten würde. Ich habe jetzt schon sehr lange darauf gewartet dass du das mit mir machst."Harry war sprachlos und ließ sie fortfahren. „Ich habe meine Gefühle so lange unterdrückt. Vielleicht ist es an der Zeit dass du es weißt."
Er ließ seine Hände an ihrer Hüfte liegen, genau wie sie ihre Arme an seinem Nacken ließ. Jetzt hörte er aufmerksam zu, er wollte nichts von dem verpassen was sie sagte. Ihre Reaktion auf den Kuss überwältigte ihn, aber er musste erst sicher wissen was es ihr bedeutete.
„Was soll ich wissen?"
„Dass meine Gefühle für dich schon seit einer Weile über Freundschaft hinaus gehen. Dass ich ununterbrochen an dich denke."
Harry lächelte und bewegte seine Hand zu ihrer Wange auf die eine einzelne Träne gefallen war. Er nahm ihr Gesicht sanft zwischen seine Hände und zog sie in einen sanften Kuss. Sie vertieften den Kuss fast sofort und legte danach ihre Stirn an seine.
„Ich denke du hast bemerkt dass ich dich ein wenig gemieden habe."Sie schnaubte. „In Ordnung, stark gemieden. Ich wusste nicht wie ich mit meinen Gefühlen für dich klarkommen sollte. An dem einen Tag waren wir beste Freunde, am nächsten habe ich dich ganz anders gesehen. Ich habe anders von dir gedacht, anders von dir geträumt. Offen gesagt habe ich mich zu Tode gefürchtet. Ich habe versucht dich zu vergessen, und jedes Mal wenn ich das versucht habe, habe ich versagt. Deshalb habe ich mich mit Schulsachen, Training und Quidditch beschäftigt. Und dann habe ich dich nackt gesehen."Sie errötete als sie sich an diese Nacht erinnerte.
„Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt?"
„Ich hatte Angst. Ich hatte Angst davor was mit unserer Freundschaft geschehen würde. Ich hatte Angst davor dass du nicht auch so fühlen würdest. Ich könnte dich eigentlich dasselbe fragen."
„Ich habe dir zum einen nichts davon gesagt weil du Ron mich nicht wie ein Mädchen behandelt habt. Ich wusste noch nicht einmal ob ihr bemerkt hattet dass ich ein Mädchen bin. Ich hatte ebenfalls Angst davor dich und Ron als Freunde zu verlieren. Ich weiß von Rons Schwärmerei für mich bevor er Lavender hatte und ich konnte nicht unsere Freundschaft gefährden."
„So lange magst du mich schon?"Hermine nickte nur. „Dann war ich entweder blind oder nur ein Idiot."
„Nur ein Idiot."kicherte sie.
„Hey!"
Sie küsste ihn.
„Mine, ich wusste dass du ein Mädchen bist."
„Oh?"
„Mhm. Schon immer, seit wir uns kennen wusste ich es."
Hermine musste ihn wieder küssen. Sie musste wieder seinen Lippen auf ihren fühlen, nur um sicher zu gehen dass es kein Traum war und er küsste sie sofort zurück.
Ü/N Heute hab ich leider keine Zeit für die reviewantworten...
