Kapitel fünfundzwanzig: Sie werden erwachsen

Der nächste Tag war wunderbar klar und es wehte nur eine leichte Brise. Der Frühling lag in der Luft und die Blüten der Bäume und Blumen dufteten. Abgesehen von dem Sirius-Doppelgänger und den Prüfungen war der Tag perfekt.

Sobald Harry, Hermine und Lavender sah als er mit Ron die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter kam wusste er, dass sie miteinander geredet hatten. Hermine lächelte, zog ihn zu sich und gab ihm einen Guten Morgen Kuss. Ron zog Lavender ebenfalls in sein Arme , konnte aber fühlen dass irgend etwas nicht in Ordnung war.

„In Ordnung, was ist los?" fragte er zögernd.

Lavender lächelte ihn an und küsste ihn schnell. „Darüber reden wir heute Mittag nach den Prüfungen. Lass uns jetzt lieber Frühstücken." Das waren magische Worte, zumindest soweit es Ron betraf. Er rief nach Harry und Hermine und zusammen machten sie sich auf den Weg um zu Frühstücken.

Lavender war den ganzen Tag ein einziges Nervenbündel, sie schaffte es aber trotzdem sich halbwegs auf die Prüfungen zu konzentrieren. Heute war Verwandlung dran, und sie wussten dass sie sich anstrengen mussten da Professor McGonagall bei Prüfungen immer besonders streng war. Während der ganzen Prüfung stahl sie immer wieder Blicke zu Ron. Jedes mal wenn sie ihn ansah fing ihr Herz an zu Klopfen, auch wenn er es einige Male gar nicht bemerkte da er damit beschäftigt war sich an die Antworten für die Prüfungsfragen zu erinnern. Ron legte seine Feder an seine Schläfe und kräuselte die Stirn. Als ihm die Antwort endlich einfiel weiteten sich seine Augen und er begann sie eiligst niederzuschreiben. Lavender seufzte und schaute zu Harry und Hermine. Hermine war damit beschäftigt ihre Antworten aufzuschreiben, aber Harry schaute auf, lächelte und hielt seine Daumen nach oben, wie um ihr zu sagen dass alles in Ordnung kommen würde. Sie brachte ein gequältes Lächeln zustande, fühlte sich dennoch ein bisschen besser. Schließlich schaute sie wieder ihren Prüfungsbogen an und beschloss, sich mehr darauf zu konzentrieren.

Nach der Prüfung räumten sie ihre Sachen weg und suchten sich die Aufschriebe um für den Zaubertranktest am nächsten Tag zu lernen. Die Vier gingen gemeinsam zum Mittagessen, sprachen aber kein Wort über das was Lavender Ron nachher sagen würde. Harry konnte ihre Nervosität spüren und beschloss, ihre Gefühle auszublenden. Er wollte sich nicht noch zusätzlich ablenken lassen, wo er sich doch auch Sorgen um die Prüfungen und das zusammentreffen mit ‚Sirius' machte.

„Wieso geht ihr nicht schon mal in unser Zimmer?" fragte Lavender. „Ron und ich gehen erst einmal in unser Zimmer." Harry und Hermine nickten und entfernten sich.

„In Ordnung Liebling. Jetzt machst du mir Angst. Was ist los?"

„Erst wenn wir in unserem Zimmer sind, Ron." Ron zucke mit den Schultern und folge ihr aus der Großen Halle.

Als sie in ihrem Zimmer ankamen wurde Lavender noch nervöser. ‚Vielleicht wäre es doch besser wenn Harry und Hermine in der nähe wären' dachte sie sich. ‚Ach hör schön auf' schalte sie sich. ‚Das ist immer noch Ron. Er liebt dich, egal was du ihm erzählst.' Ihre gedanklichen Selbstgespräche halfen ihr ein bisschen, sie wünschte sich nur dass sie ihrer inneren Stimme glauben könne.

„So Lav, jetzt aber raus damit."

„Zuerst möchte ich dass du weißt dass ich dich liebe." Ron bemerkte ein Angstgefühl tief in sich. ‚Jetzt ist es soweit, sie wird sich von mir trennen.' Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ron, schau mich an." Lavender legte ihre Hand an sein Gesicht und zog ihn zu sich. „Ich liebe dich."

„Ich dich auch Lav. Was verheimlichst du mir?"

„Oh Ron. Ich habe befürchtet dass etwas passieren wird nachdem wir das erste Mal miteinander geschlafen haben."

„Bereust du es?" fragte er ungläubig.

„Nein, auf keinen Fall. Ich wünschte nur dass wir die ganze Nacht zusammen verbringen hätten können, aber das wäre zu auffällig gewesen." Ron nickte beistimmend.

„Aber?"

„Da ist kein aber. Ich mache mir nur große Sorgen, ich bin überfällig."

(Ü/N Im Englischen „late". Aufgrund der Übersetzung passt das folgende Sprachliche Missverständnis nicht mehr so gut.)

„Wie meinst du das ‚zu spät? Für den Unterricht?" Manchmal war er einfach schwer von Begriff, und das machte Lavender nur noch nervöser.

„Nein Ron, nicht das. Wir haben bis morgen Früh bei Snape keinen Unterricht mehr, erinnerst du dich?"

Plötzlich ging ihm ein Licht auf. „Du meinst…"

Lavender vermutete dass er endlich verstanden hatte was sie versuchte zu sagen und nickte. Nach kurzem Nachdenken fuhr Ron fort: „Wir bekommen ein Baby, nicht?" Lavender nickte wieder. „Meine Mutter wird mir den Kopf abreisen und ihn auf einem silbernen Tablett servieren."

„Ich bin noch nicht sicher. Ich bin nur überfällig und wollte es dir sagen." Er schaute sie liebevoll an und zog sie zu sich. Innerlich war er sehr besorgt, aber er wusste dass er an der Situation wachsen musste. Er hatte es sogar geschafft sein Temperament zu zügeln. Nach seinem Ausbruch als er von Ginny und Malfoy erfahren hatte, hatte er verstanden dass man mit schreien keine Probleme lösen konnte. Er wusste auch, dass Lavender sein Geschrei nicht helfen würde, und konnte sogar sehen wie besorgt sie war.

„Gut, wir bekommen das schon irgendwie hin. Gibt es keine Möglichkeit wie wir es herausfinden können?"

„Ich möchte nicht wirklich zu Madam Pomfrey gehen, ich habe Angst." Lavender war überrascht dass Ron das so ruhig nahm.

„Öhm, was ist mit Hermine? Sie ist schlau, sie kennt vielleicht einen Spruch um es heraus zu finden."

„Sie sagte dass es da einen gibt, aber nur ausgebildete Krankenschwestern sind in der Lage ihn richtig aus zu führen. Aber…"

„Aber was?"

„Sie sagte dass Harry uns vielleicht helfen könnte."

„Harry weiß bescheid? Wie hat er es vor mir erfahren?" Jetzt war seine Stimme etwas lauter.

„Ron, beruhig dich. Er hat es letzte Nacht herausgefunden. Er hat Hermines Gefühle gespürt und sie konnte ihn nicht anlügen. Du willst doch nicht das sie Geheimnisse voreinander haben."

„Wieso hat er es mir letzte Nacht nicht erzählt?"

„Ich habe Hermine gefragt ob er es dir sagen würde. Sie hat mich aber dann beruhigt und gesagt dass er wüsste dass ich es dir selber sagen sollte. Außerdem hast du schon geschlafen als er kam. Aber wenn du etwas gemerkt hättest und Harry danach gefragt hättest, hätte er es dir gesagt. Aber das hast du nicht. Sei lieber froh dass sie es wissen, ich löchere mich schon die ganze Zeit mit der Frage was ich tun sollte. Ich wollte es dir eigentlich erst sagen wenn ich sicher bin, aber Harry sagt dass er das, was auch immer er tun möchte, nur tun wird wenn wir beide einverstanden sin." Ron lächelte wieder. Harry war einfach ein großartiger Freund. Er wusste selber dass er Ron nicht mir einem ehrlichen Gesicht belügen konnte, abgesehen von dem einen Mal als es um Hermine ging, aber selbst da konnte er es nicht lange verheimlichen.

„In Ordnung, dann lass uns zu Harry gehen. Hast du ihnen deshalb gesagt dass sie auf uns warten sollen?"

„Ja. Ich wollte es dir sagen bevor wir weiterlernen oder Harry mich testet."

„Dann lassen wir sie besser nicht warten. Ich liebe dich, egal was passiert."

Lavender fühlte sich als ob eine große Last von ihren Schultern genommen worden war. Ron war endlich erwachsen geworden.

Sie fanden Hermine auf Harrys Schoß, und die beiden küssten sich wild. „Ähm." sagten Ron und Lavender gleichzeitig. Hermine löste ihren Mund von Harry, lies aber ihre Arme um seinen Nacken liegen. „Hallo ihr Zwei." antwortete Hermine beiläufig was Ron und Lavender ein grinsen entlockte. Nie hätten sie gedacht dass sich die eher steife und korrekte Hermine Granger so vor anderen Personen verhalten würde. Sie hatte sich während dem Sommer stark verändert, und noch mehr seit sie mit Harry ausging. Es war ungewohnt die Beiden wie normale Teenager zu sehen, ohne die Sorgen der Welt auf ihren Schultern.

„Hermine, Harry, können wir ohne Gefahr reinkommen?" scherzte Ron. Er wusste genau dass Harry sich jetzt mit der Enge in seiner Hose unbequem fühlen musste.

„Ja." Antwortete Hermine und begann auf zu stehen, nur um von Harry wieder zurückgezogen zu werden. Ron lachte.

„Was ist so lustig Ron?" fragte Hermine verwirrt bis Harry ihr die Antwort ins Ohr flüsterte, was sie wiederum stark erröten lies.

„Komm Lav, wir geben ihnen noch ein paar Minuten." sie waren schon dabei weg zu gehen als Harry sagte dass sie ruhig bleiben konnten.

„Also, Ron und ich haben darüber geredet." begann Lavender. Harry und Hermine schauten sich an, überrascht darüber wie ruhig Ron war und wie schnell er die Situation akzeptiert hatte.

„Ach kommt schon Leute, so schlimm ist mein nun Temperament auch wieder nicht."

Harry und Hermine schauten sich wieder lächelnd und erfreut an. Ihr Freund war endlich erwachsen geworden. Lavender kicherte nervös. Sie wusste dass Harry und Hermine sie nicht so schnell erwartet hatten.

„Also, folgendes kann ich tun: Ich kann versuchen zu fühlen ob noch ein anderes Energiemuster von Lavender ausgeht das nicht zu ihr gehört."

„Das kannst du?" fragte Ron mit offensichtlicher Überraschung in seiner Stimme.

„Ich habe euch doch gesagt dass ich ein Empath bin, erinnerst du dich?"

„Ja, aber wie willst du den Unterschied feststellen?"

„Weil alles unterschiedliche Energien abstrahlt. Ich werde alles ausblenden bis auf Lavender und das Baby, falls da eines ist. Es ist praktisch die gleiche Methode die ich anwende wenn ich in die Große Halle gehe oder hier mit euch zusammen bin."

Ron war schlichtweg verblüfft. Er wusste nicht genau wie die neuen Fähigkeiten Harry beeinflussten, aber er wusste dass Harry einmalig war, und wenn er das nicht tun konnte, konnte es niemand.

Die Anderen nickten beistimmend. „Bereit?" fragte er Lavender, worauf diese wieder nickte. „In Ordnung, wieso legst du dich nicht hin und versuchst dich zu entspannen." Harry winkte mit seiner Hand und beschwor eine Matte für Lavender. Ron, Hermine und Lavender starrten ihn mit offenem Mund an.

„Harry?" stammelte Hermine. „Weißt du was du gerade getan hast?"

„Ja Hermine, ich habe eine Matte beschworen damit sich Lavender hinlegen kann." Beschwörungen fielen allen inzwischen leichter, aber niemand konnte etwas Ähnliches wie eine ganze Matte beschwören, erst recht nicht ohne Zauberstab. Die anderen übten noch an einem Becher heißer Schokolade. Ron konnte einen

Becher ohne Schokolade beschwören, Lavender die Tasse mit geschmacksloser Flüssigkeit und Hermine war noch dabei den Geschmack der heißen Schokolade zu perfektionieren.

„Kumpel. weißt du dass du das ohne Zauberstab getan hast?"

Jetzt hatten sie Harry ertappt. Er hatte versucht das so lange wie möglich geheim zu halten. Er wollte nicht dass ihn seine Freunde als etwas Besonderes ansahen. Wenn sie wussten dass er Magie ohne Zauberstab wirken konnte würden sie ihm viele Fragen stellen oder ihn so seltsam anschauen wie im Moment gerade.

„Tut mir leid, ich wollte nicht dass ihr es auf diese Weise herausfindet."

„Wie lange kannst du das schon?" fragte Hermine, verletzte darüber dass er sich ihr nicht anvertraut hatte. Harry konnte all ihre Emotionen fühlen und schämte sich dafür dass er ihnen nicht genug vertraut hatte um ihnen von seinen Fähigkeiten zu erzählen.

„Erst ein paar Wochen." gestand er ihnen die Wahrheit. „Ich wusste nur nicht wie ich es euch sagen sollte. Und ich wusste nicht wie ihr es aufnehmen würdet." Er konnte Rons leichte Eifersucht fühlen, Lavenders Erstaunen und Hermines Ärger darüber dass er es ihr nicht gesagt hatte. „Schaut, ich war der Meinung dass je weniger ihr wisst, desto geringer ist die Gefahr für euch. Wenn ihr nichts darüber wisst was ich alles tun kann würdet ihr nicht gefoltert oder entführt werden um Voldemort oder seinen Anhängern Informationen über mich zu geben."

„Harry, ist es dir jemals in den Sinn gekommen, dass egal was wir über deine Fähigkeiten wissen wir in der selben Gefahr sind, weil wir deine Freunde sind?" fragte Hermine sachlich und Ron und Lavender nickten beistimmend.

„Tut mir leid, daran habe ich nie gedacht." Er spürte wie Hermines Ärger verflog und Rons Eifersucht verschwand. Er hatte inzwischen gelernt mit Harrys Berühmtheit und Schicksal klar zu kommen. Er wusste, dass er mit allem was Harry seit seinem ersten Schuljahr durchmachen musste nie klar gekommen wäre. Er war sehr erstaunt darüber dass Harry es schaffte, parallel zu all den Sachen die jeder Jugendliche schaffen musste.

„Schon in Ordnung Kumpel. Aber das nächste Mal erzähl es uns bevor du so etwas tust. Ich hab mir fast in die Hose gemacht als du die Matte beschworen hast." scherzte Ron um die Stimmung zu heben.

Harry dreht sich zu Hermine. Er machte sich Sorgen darüber, dass sie ihm nicht so schnell vergeben würde, aber sie kam auf ihn zu und küsste ihn. Dann flüsterte sie ihm ins Ohr. „Keine weiteren Überraschungen, okay?"

„In Ordnung." antwortete er. Er hatte sich entschlossen mit ihr über die anderen Sachen zu reden die er lernte, von denen er aber noch nicht erzählt hatte. Er wusste, dass wenn er es Hermine erzählte, es dasselbe wäre wie wenn er es sich selber erzählen würde. Sie war zu sehr ein Teil von ihm.

„Lavender bist du bereit?"

Ü/N: So, heute keine Reviewantworten da ich absolut keine Zeit dazu habe. Ihr dürft Enigma alle zum 18. Geburtstag gratulieren!