Kapitel dreißig: Enthüllung
Harry wachte auf und entdeckte Hermine schlafend in einem Sessel neben seinem Bett. Er brauchte nicht lange um zu bemerken dass er sich in der Krankenstation befand. Schließlich war sie schon fast so was wie sein zweites Zuhause, so häufig wie er dort seine Zeit verbrachte. Er lächelte als er seine Freundin beobachtete und versuchte sich vor zu stellen was für einen Aufstand sie gemacht haben musste bis Madam Pomfrey sie bei ihm ließ.
Harry fühlte sich noch etwas geschwächt, aber sonst schien alles in Ordnung zu sein. Er schloss seine Augen und versuchte sich daran zu erinnern was beim Verbotenen Wald geschehen war. Er erinnerte sich, dass Hermine auf dem kalten Waldboden gelegen hatte und an seine Hilflosigkeit. Er erinnerte sich auch wieder an die Begegnung mit Voldemort, oder was auch immer das gewesen war. Dann dachte er an die zwei Sirius von denen einer Wurmschwanz gewesen war der sich einem Cruciatus Fluch entgegen geworfen hatte.
Harry fragte sich was geschehen war nachdem ihm schwarz vor Augen geworden war. Das Letzte an das er sich erinnerte war, dass er versucht hatte Hermine zu heilen. Hatte er es geschafft oder haben die Anderen sie rechtzeitig gefunden?"
Hermine räkelte sich in ihrem Sessel und bemerkte dass Harry mit zusammengezogenen Augenbrauen an die Decke starrte. Sie stand langsam auf und setzte sich auf die Bettkante. „Wie geht es dir?"
„Etwas schwach, aber keine Schmerzen. Ich war mir aber sicher dass irgendetwas mit meinem Bein war bevor ich ohnmächtig geworden bin. Ich bin froh dass du noch lebst und es dir gut geht."
„Alles dank dir. Ich hätte sonst verbluten können."
„Was meinst du?"
„Erinnerst du dich nicht daran dass du mich geheilt hast?"
„Ich weiß dass ich es versucht habe, aber dann wurde alles schwarz. Ich weiß nicht ob ich Erfolg hatte."
„Ich bin hier, siehst du?" lächelte sie. Dann küsste sie ihn leicht auf die Lippen. „Und das schulde ich alles dir. Ich war da draußen keine große Hilfe, tut mir leid."
„Nein. Ohne mich wärst du nicht dort draußen gewesen und verletzt worden. Ich sollte derjenige sein der sich entschuldigt. Es tut mir wirklich leid Hermine. Mein Ego hat dafür gesorgt dass du verletzt wurdest."
„Ach hör auf Harry. Ich wusste worauf ich mich eingelassen habe. Das haben wir alle. Ich möchte dir helfen. Ich möchte an deiner Seite kämpfen, egal wie es ausgeht. Ich möchte nicht dass du alleine kämpfst."
Harry streckte eine Hand nach ihrem Gesicht aus. „Ich verdiene niemanden wie dich."
„Wir verdienen einander Harry. Ich liebe dich, und wage es nicht mich von irgendetwas auszuschließen nur weil du mich beschützen möchtest. Ich bin alt genug und weiß was ich tue. Und alles was ich jetzt möchte ist, von dir in den Arm genommen zu werden."
Er zog sie zu sich. Er verdiente sie wirklich nicht, aber er wusste wie dickköpfig sie war und dass er sie liebte. Er würde keine Entscheidungen für sie treffen.
„Willst du mir erzählen was passiert ist?"
„Ich warte nur noch auf Professor Dumbledore."
„Ah, Miss Granger, ich bin schon da." sagte Dumbledore der plötzlich neben Harrys Bett stand.
„Hallo Professor." sagten Beide gleichzeitig.
„Hallo ihr Zwei. Harry, wie fühlst du dich?"
„Etwas geschwächt, aber es wird schon besser. Ich wüsste gerne was passiert ist nachdem es mich umgehauen hat."
„Nun Miss Granger, wieso erzählen nicht sie es?"
„Nachdem du das Bewusstsein verloren hat bin ich aufgewacht. Du lagst auf mir, ich habe mir gedacht dass du mich geheilt hast, aber meine Verletzungen so schlimm waren dass es deine Kräfte überstiegen hat. Dann kamen die Anderen auf mich zu. Für mich warst du etwas zu schwer, deswegen haben Ron und Malfoy dich herunterlevitiert. Wurmschwanz lag in der Nähe. Ich habe ihn von Ginny fesseln lassen. Dass er aber noch da war bedeutet dass sich Voldemort nicht dafür interessiert was mit ihm passiert. Die Todesser sind außerdem alle vor den Augen der Anderen verschwunden."
Harry nickte. Er erinnerte sich daran wie Bellatrix verschwunden war, bevor er sie verhexen konnte.
„Ginny und Neville haben Wurmschwanz transportiert, und so sind wir zum Schloss gekommen. Nach der Hälfte des Weges haben wir Professor Dumbledore getroffen.
„Ja, es tut mir leid, aber ich kam etwas zu spät um euch zu helfen."
„Sie wussten nicht davon und wir haben es geheim gehalten."
„Das macht nichts. Du weißt doch dass ich meine Möglichkeiten habe etwas herauszufinden. Du musst sehr mächtig sein wenn es dir gelingt deine Gedanken vor mir zu verbergen. Ich wusste von alledem nichts bis ich Panik in der Nähe des Waldes spürte, aber ich wusste nicht von wem es kam. Fahren Sie fort, Miss Granger."
„Nun, Professor Dumbledore hat uns geholfen dich in den Krankenflügel zu bekommen. Die anderen wurde wegen ihren Schnitten und Prellungen behandelt. Madam Pomfrey hat mich dann untersucht und nicht gefunden. Sie meinte ich wäre am besten von allen weggekommen. Ich habe ihr aber nicht erzählt dass du mich geheilt hast. Es wäre aber sowieso egal gewesen, denn als sie versuchte dich zu heilen nachdem die Anderen gegangen waren hast du etwas Erstaunliches getan."
„Was?"
„Madam Pomfrey ist zuerst erschrocken, aber Professor Dumbledore hat sie beruhigt und ihr erklärt dass du Heilkräfte hast, aber niemand davon wissen darf. Sie hat dann die Türe verschlossen und lässt niemanden außer Ron, Lavender, Ginny und mich zu dir."
„Aber was habe ich getan um sie zu erschrecken? Ich war doch ohnmächtig, oder?" Dumbledore lächelt als er an Poppy dachte. Glücklicherweise war Professor McGonagall nicht da gewesen, sonst wären zwei hysterische Frauen durch den Krankenflügel gerannt.
„Nun Harry, als wir dich hingelegt hatten begannen deine Verletzungen zu heilen. Madam Pomfrey wollte dein Bein verbinden nachdem sie die Reste des Holzstückes entfernt hatte. aber deine Wunde schloss sich von alleine. Ebenso wie alle deine Kratzer."
Harry starrte sie an. „Ich verstehe nicht."
„Nun mein Junge. Du hast Heilkräfte, es ist nur natürlich dass du dich selber heilst. Du musst dich nur entspannen und ruhen um deine Heilkräfte ihre Arbeit tun zu lassen. Ich glaube nachdem du Hermine geheilt hast musstest du dich erst etwas ausruhen, deshalb hast du dich nicht sofort geheilt."
„Was denkt Madam Pomfrey von alledem?"
„Sie sagte, dass sie froh ist dass du dich jetzt selber heilen kannst, so müsste sie sich nicht mehr so oft um dich kümmern. Aber du bist immer willkommen um etwas Zeit im Krankenflügel zu verbringen wenn es nötig sein sollte."
Harry lächelte, aber er hatte noch nicht realisiert was das bedeuten würde. Jede Wunde die ihm in Zukunft zugefügt werden würde, würde von selbst heilen.
„Professor, ich hätte noch eine Frage wegen Voldemorts Anwesenheit."
„Ah, ja. Er ist verschwunden als Wurmschwanz ohnmächtig geworden ist, oder?"
„Ja Sir."
„Nun, hat jemand von euch schon mal etwas von Astralprojektionen gehört?"
„Oh, bedeutet das nicht, dass die Seele den Körper verlässt und an jeden beliebigen Ort reist?"
„Richtig, Miss Granger."
„Aber was hat das mit Voldemort zu tun?"
„Nun, für eine Astralprojektion benötigt man einen Zielpunkt, eine Verbindung zu jemandem. Als Wurmschwanz ohnmächtig wurde hat Voldemort seinen Bezugspunkt verloren. Ihr seht also, damit jemand anderes seinen Kopf als Bezugspunkt nutzen kann, muss die Zielperson entweder zustimmen oder einen sehr schwachen Willen haben. Die anderen Todesser hätten mit ihrem Geist gegen den Eindringling angekämpft und so die Verbindung unterbunden. Wurmschwanz war schwächer, und hat überhaupt nicht gekämpft."
„Aber Sir, wenn Voldemort nur in Form seiner Seele da war, wie konnte er dann zaubern?"
„Nun, die Magie wird nicht durch deinen Körper kontrolliert, sondern von deinem Geist und deiner Seele. Deshalb kann man seine Fähigkeiten bei Astralprojektionen ebenso nutzen. Der Nachteil ist, dass es den Körper schwächt wenn die Seele wieder zu ihm zurückkehrt."
„Wow.", seufzte Hermine. „Ich hätte nie gedacht, dass es möglich ist eine Astralprojektion zu erzeugen ohne dass man schläft."
„Jetzt wissen wir, dass es möglich ist."
„Danke Professor. Ich hätte noch eine Frage, wenn es Sie nicht stört."
„Was für eine, Harry? Ich habe noch ein wenig Zeit."
„Was ist mit Wurmschwanz passiert?"
„Ah ja, eine gute Nachricht nach dieser ganzen Tragödie. Er wurde an das Ministerium ausgeliefert und hat ein Geständnis abgelegt, das Sirius von allen Anklagepunkten befreit. Er hat seine Lektion gelernt. Auch wenn er wusste dass Voldemort vielleicht noch stärker werden würde, und eventuell auch wir ihm nichts mehr entgegen zu setzen haben, hatte er doch mehr Angst davor ihm noch länger zu dienen. Er hat dem Ministerium erzählt, dass er mehrmals versucht hat zu verschwinden, aber seine Pläne sind immer fehlgeschlagen. Die Möglichkeit für ihn bot sich dann, als er dir helfen konnte und so seine Schuld wegen dem Tod deiner Eltern zu mindern. Er sagte, er wüsste, dass es sie nicht zurückbringen würde, und auch dass es nicht genug sei um seine Schuld zu begleichen, aber es sei ein Anfang. Er wurde in ein verstecktes Gefängnis gebracht, nur für den Fall, dass Voldemort ihn sucht und umbringen möchte."
Harry hätte im Stillen das letzte bevorzugt, aber in seinem Herzen wusste er, dass seine Eltern nicht zurückkommen würden, wenn Wurmschwanz tot wäre. Auch würde es ihm nicht helfen Sirius zu finden, falls dieser in einer anderen Dimension festsaß.
„Danke Professor."
„Oh, und Harry, toll gemacht, ohne Zauberstab zu zaubern. Merlin wäre sehr stolz. Da war eine tolle Demonstration deiner Fähigkeiten, auch wenn Bellatrix glaubt, dass es etwas mit dem Galator zu tun hätte. Aber wir wissen es ja besser.", sagte er und lächelte wissend.
„Danke Sir.", sagte Harry stolz.
„Ich lasse euch Zwei dann alleine. Die anderen werden dich bald begrüßen kommen.", damit verließ Dumbledore den Krankenflügel.
Kurz darauf kam Madam Pomfrey herein, untersuchte Harry noch einmal und sagte ihm dann, dass er nachmittags gehen dürfte. Sie murmelte noch, dass das nicht ihr Verdienst sei, das es Harry schon wieder so gut ging, als Ron, Lavender, Ginny, Neville und Malfoy herein kamen.
„Hey Kumpel.", begrüßte Ron ihn fröhlich. „Du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt."
„Tut mir leid. Danke für eure Hilfe, ohne euch hätte ich es nicht geschafft. Das gilt auch für dich, Draco.", zum ersten Mal nannte ihn Harry nicht bei seinem Nachnamen. Er verstand langsam, wer Draco Malfoy wirklich war. Als Harry sah, dass Ginny und Draco sich an den Händen hielt hob er fragend eine Augenbraue.
„Wir haben uns entschlossen, es bekannt zu geben.", antwortete Ginny.
„Merlin sei Dank. Ich hatte schon befürchtet, dass ich deine Eltern während den Ferien anlügen muss." Ginny, Ron und Draco liefen rot an.
„Sagt mir nicht, dass sie es nicht wissen?"
Die Anderen schüttelten ihre Köpfe und Harry rollte mit seinen Augen. „Wann wollt ihr es ihnen sagen?"
„Nun, ich sage es meinen Eltern mit Sicherheit nicht.", antwortete Draco. „Ich möchte nicht, dass mein Vater auf Weasley-Jagd geht, nur weil ich mich in eine verliebt habe."
Ginny drückte seine Hand und Ron erschauderte als Draco so offen gestand, dass er sie liebte.
„Was ist mit den anderen Schülern? Sie könnten es deinen Eltern sagen."
„Ich drohe ihnen."
„Wie willst du sicherstellen, dass sie deinen Eltern nicht ohne dein Wissen etwas mitteilen?"
„Hör zu Harry, mach dir darüber keine Sorgen. Ich wird darauf achten."
„In Ordnung. Lass es mich wissen wenn du Hilfe brauchst. Was ist mit euren Eltern?", fragte er Ginny und Ron.
„Nun, wir hatten gehofft dass wir es ihnen während der Ferien sagen können, wenn du da bist.", fügte Ron noch hinzu. „Wir dachten dass es besser ankommen könnte, wenn du ihnen sagen kannst was Draco für Ginny empfindet.
„Dann müssen wir nur noch abwarten ob Dumbledore mir erlaubt, euch während den Ferien zu besuchen. Ihr wisst doch, dass ich eine gewisse Zeit zu den Dursleys zurück muss." Sagte Harry.
Die anderen nickten.
„Es ist schön zu sehen, dass es dir wieder gut geht Harry.", sagte Neville. „Ich hoffe, dass du uns jetzt einiges erklären kannst. Zum Beispiel wie die Flüche von uns abgeprallt sind, wie du Hermine geholfen hast, und wieso du umgekippt bist."
„In Ordnung. Zuerst einmal: alles was ihr von mir erfahrt bleibt unter uns. Ich möchte nicht, dass andere davon erfahren. Ich vertraue euch damit Geheimnisse an die über kurz oder lang gegen mich verwendet werden können. Natürlich bringt euch das Wissen um diese Sachen auch in eine gewisse Gefahr. Bevor ich euch das jetzt alles erkläre müsst ihr euch das klarmachen."
Sie nickten, aber Harry fühlte ihre Besorgnis als er von den Gefahren sprach. Abgesehen von Hermine natürlich, und zu seiner Überraschung auch Neville. Er wartete und blickte ihnen währenddessen in die Augen, um in ihrer Seele nachzuforschen ob er ihnen seine Geheimnisse anvertrauen konnte. Er warte so lange bis er spürte, dass sie dazu bereit waren.
„Also, zur ersten Frage: Wieso ihr von den Flüchen nicht beeinflusst wurdet. Ich habe einen Schutzschild auf euch gelegt." Die Sechs keuchten überrascht auf. Sie wussten, dass Harry inzwischen stärker war, aber sie hatten noch nicht bemerkt, dass er so mächtig war. „Das funktioniert wie ein normaler Schildzauber, der einzige Unterschied ist, dass ich es kontrolliere und erst aufhört wenn ich es stoppe. Die Person in dem Schild kann andere verzaubern, aber nicht von anderen Flüchen getroffen werden. Unglücklicherweise ist der Schild nicht stark genug für die Unverzeihlichen, deshalb wurde Hermine verletzt."
„Wow.", war das einzige was die Anderen hervorbrachten.
„Zur nächsten Frage: Wieso es Hermine wieder besser ging. Die Meisten von euch wissen das bereits, also erkläre ich es nur noch für die Anderen. Ich möchte euch aber noch einmal auf die Gefahr hinweisen die dieses Wissen mit sich bringt", sagte Harry und die Anderen nickten. „Ich habe Heilkräfte. Abhängig davon wie schwer die Verletzungen sind bin ich nach einem Heilvorgang geschwächt. Hermines Verletzungen waren so schwerwiegend, dass ich fast meine ganze Kraft gebraucht habe und da ich verletzt und müde war, bin ich ohnmächtig geworden."
„Wow, Harry. Das ist eine sehr seltene Fähigkeit. Ich verspreche dir dass ich es niemandem sagen werde", sagte Neville.
„Draco, du musst lernen deine Gedanken zu leeren, wen du in der Nähe deines Vaters bist."
„Ich weiß. Ich habe schon die Grundzüge gelernt. Wie glaubst du, habe ich Ginny so lange geheim halten können? Aber ich muss noch mehr üben, um sicher zu gehen, dass das gerade Gesagte ein Geheimnis bleibt."
„Ich könnte auch deine Erinnerungen verändern oder einen Zauber auf dich legen der verhindert, dass man deine Gedanken während dem Schlaf liest."
„Ich werde es zuerst mit üben probieren, falls ich deine Hilfe benötige werde ich es dich."
„In Ordnung. Was haltet ihr davon wenn wir hier verschwinden?"
