Kapitel 3

22. August, 1994

The First Kiss

In anderthalb Wochen würde ich wieder in Hogwarts sein.

Dann würde ich dich lange nicht sehen, für Monate.

Erst wieder in den Weihnachtsferien.

Ich hasse das!

Warum verschiedene Schulen?

Wahrscheinlich macht es Vater Spaß, uns zu quälen.

Ich gehe wütend die Treppen in den ersten Stock hoch, zu deinem Zimmer.

Du konntest dich früher wegschleichen als ich.

Wie ich Besuch von Verwandten hasse!

Diesmal ist es besonders schlimm.

Ich soll in den dunklen Kreis aufgenommen werden, in zwei Jahren.

Sie reden die ganze Zeit davon.

Ob ich will oder nicht, ist denen völlig egal.

Als Bellatrix meinen Vater gefragt hat, wann du denn aufgenommen wirst, wäre ich beinahe ausgerastet.

Du willst genauso wenig zu diesen kleinstirnigen Idioten gehören.

Aber wir müssen.

Solange er uns gegenseitig als Druckmittel einsetzt, können wir nichts machen.

Ich bin inzwischen in dem Flur, in dem dein Zimmer liegt.

Ich bin dir jetzt eigentlich nah genug, um dich zu spüren.

Doch ich merke nichts.

Ich weiß nicht, was du fühlst.

Eine Vorahnung und ein flaues Gefühl im Magen treiben mich zur Eile an.

Dann stehe ich vor deiner Tür, sie ist nur angelehnt.

Ich stoße sie auf und sehe mich um.

Wo bist du?

Hektisch sehe ich mich um.

Die Tür zum Badezimmer ist halb geöffnet.

Ich stürme in das Zimmer.

Es ist dämmrig, und ich braue einige Sekunden, bis ich mich zu Recht finde.

Es ist unglaublich heiß hier drin.

Normalerweise machst du immer ein Fenster auf, wenn du hier drin bist.

Ich entdecke dich in der Wanne.

Mit einem Schnipsen schalte ich dass Licht heller.

Mein Herz bleibt stehen.

Dein Kopf ist halb Unterwasser.

Es ist blutrot.

Auf dem Beckenrand liegt dass Klappmesser, dass ich dir geschenkt habe.

Panisch reiße ich mir den schweren Umhang vom Körper, steige ins Wasser und hebe dich vorsichtig auf den Rand.

Du hastest ein weißes Kleid an.

Es ist blutgetränkt.

Am Bauch ist es zerrissen.

Dort ist auch der Einschnitt.

Dein Kopf sackt zur Seite auf die Schulter.

Blut fließt aus deinem Mund.

Ich ziehe geistesgegenwärtig meinen Zauberstab und richte ihn auf deinen Bauch.

Verlass mich nicht!

Verdammt, warum?

Wie kannst du mir das antuen?

Mit ein paar gemurmelten Worten schließt sich die Wunde.

Du stöhnst leise.

Mit einem Keuchen beugst du dich nach vorne und ein Schwall Blut landet im Wasser.

Ich verzweifle langsam.

Was, wenn du in meinen Händen stirbst?

Kann ich dich überhaupt noch retten?

Immer wieder frage ich mich warum, doch ich versuche die Frage zu verdrängenm, dein Leben ist jetzt wichtiger.

Viel wichtiger.

Eigentlich ist es das wichtigste in meinem Leben.

Ich setzte mich neben dich auf den Rand und ziehe dich vorsichtig auf meinen Schoß.

Meine Kleidung ist total durchnässt, doch dass ist mir egal.

Vorsichtig lege ich meine Arme um dich.

Du siehst so zerbrechlich aus und zitterst.

Ich will dir nicht wehtun.

„Draco, lass mich", sagst du leise und öffnest die Augen.

„Warum willst du mich alleine lassen?", frage ich zurück.

Meine Stimme zittert.

Ich habe Angst.

Ich will nicht den einzigen Menschen in diesen beknackten Welt verlieren, den ich liebe…

Ich wische dir sanft die Blutspur vom Kinn.

„Damit du dein Leben selbst gestalten kannst... sie werden dich nicht in Ruhe lassen. Bitte, lass mich…", doch dann hast du nicht mehr genug Kraft, um weiter zu reden.

Dein Kopf sinkt an meine Schulter.

"Ohne dich ist dieses Lben aber nichts wert."

Deine Haare durchnässen mein Hemd.

Dein Atem wird ruhiger, langsamer.

Dein Körper erschlafft.

Mein Kopf pocht, meine Gedanken kreisen nur um dich.

Ich darf dich nicht verlieren, du darfst nicht gehen!

Ich sehe wieder auf dich hinab, will ein Lebenszeichen.

„Du hast ja immer noch Locken, wenn deine Haare nass sind", flüstere ich und beuge meinen Kopf zu dir runter.

Du schaust mich an, hebst deinen Arm und nimmst meinen Kopf in deine weiche, zitternde Hand.

Selbst jetzt hast du deinen Körper unter Kontrolle.

Ich hebe dein Kinn langsam hoch und mein Blick wandert von deinen Augen zu deinen leicht geöffneten Lippen.

Sie sind blau angelaufen, und doch so unglaublich voll.

Du schließt deine Augen und kommst noch ein Stück näher.

Auch ich schließe meine Augen.

Ich spüre deinen unregelmäßigen Atem auf meinem Gesicht.

Spüre, wie dein Körper sich von innen erhitz.

Mir wird heiß und schwindelig, ich fühle, wie ich gleich das Bewusstsein verlieren werde.

Fühle, wie deine Hand mich führt.

Plötzlich ein Ruck.

Dein Körper wird aus meinen Händen gerissen.

Eine Leere breitet sich in mir aus.

Etwas in mir fehlt.

Jemand zieht mich am Kragen hoch, schüttelt mich.

Ich höre jemanden hysterisch jammern, ich glaube es ist Mutter.

Ich sehe alles verschwommen, Vater hat mir eine geknallt.

Sie hält dich im Arm, redet auf dich ein.

Vater lässt mich los, schleudert mich in eine Ecke des Zimmers.

Ich spüre nur nach, wie du vorsichtig weggetragen wirst.

Weg von mir.

Dann wird mir schwarz vor Augen

Als ich aufwache, liege ich auf meinem Bett, in meinem Zimmer.

Allein.

Mein Kopf pocht, als würde er platzen.

Ich schlage die Decke zurück und gehe zum Fenster.

Dass die Tür verschlossen ist, weiß ich.

Ich werde wohl eine lange Zeit nicht mehr hier rauskommen.

Ob sie mich überhaupt wieder nach Hogwarts lassen?

Zum ersten Mal war ich froh, auf diese Schule zu gehen.

Ich wollte weg von meinen Eltern.

Weg von diesem Ort.