Ein Hollow kommt selten allein
Ein leises Geräusch unterbrach die Stille, die bereits kurze Zeit nach Verlöschen des Lichtes von dem Zimmer Besitz ergriffen hatte. Eine Tür wurde geöffnet und eine Gestalt trat an das Bett. Kurz schwebe ihre Hand noch über dem Schlafenden, doch dann fuhr sie wie die Faust eines wütenden Rachgottes auf ihn nieder.
„Aaaaah!", schrie Ichigo sich buchstäblich die Seele aus dem Leib und fuhr wütend zu Rukia herum. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich wecken sollst, bevor du das machst? Ich sterbe jedes Mal fast vor Schreck."
„Wohl kaum.", gab sie zurück und streifte den Handschuh ab, mit dessen Hilfe sie Ichigo so eben aus seinem Körper gezogen hatte. Dieser lag nun immer noch in Ichigos normaler Schlafhaltung –flach ausgestreckt auf dem Rücken- auf dem Bett. Es sah fast aus, als hätte man einen Toten aufgebahrt. Ichigo schüttelte den Kopf um diese Vision zu vertreiben.
„Was ist los?", fragte er etwas weniger ärgerlich.
„Ein Auftrag.", gab Rukia knapp zur Antwort. „Warum sonst sollte ich dich mitten in der Nacht wecken."
Einen ganz kurzen Augenblick schwiegen sie sich an, dann drehte sich Ichigo zum Fenster. „Wohin?", fragte er knapp und wartete auf das vertraute Gewicht von Rukia auf seinem Rücken- wie immer, wenn sie ihn bei seinen nächtlichen Einsätzen begleitete. Tagsüber war das zu gefährlich, aber nachts konnten sie sich so sehr viel schneller über die Dächer der Häuser fortbewegen ohne aufzufallen. Doch sie kam nicht.
Verwirrte drehte er sich zu ihr um. Sie stand immer noch in der Mitte des Zimmers und sah konzentriert auf das Display des Handys. Dann tippte sie einige Zahlen ein und verzog das Gesicht zu einer ärgerlichen Grimasse. „Es sind mehrere.", verkündete sie schließlich. „Und es wird keine Hilfe kommen. Wir müssen uns beeilen."
„Na worauf warten wir dann noch?", grinste er zurück. „Lass uns ein paar Hollows in den Arsch treten."
Ein mikroskopisch kleines Lächeln antwortete ihm. „Du hast Recht. Gehen wir.", antwortete Rukia und sie machten sich zu dem Standort des Hollows auf, der ihnen am nächsten war.
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An einer anderen Stelle der Stadt hatte Kon mit ganz andern Problemen zu kämpfen.
„Lass mich endlich los, du klotzköpfiger Riese und nimm deine Finger aus meinem Auge.", schimpfte er, während er erfolglos versuchte, mit seinen kleinen Pfoten an Sados Gesicht zu kommen. Der drehte ihn von rechts nach links und wieder zurück und brummte unwillig.
„Und ich sage euch", mischte sie Tatsuki aus dem Hintergrund ein, „das ist auch so ein Spielzeug mit Sprachchip. Die werden auch immer gerissener. Wahrscheinlich hat das auch keinen Abschalter." Wütend schüttelte sie die Puppe, die daraufhin wieder einmal den altbekannten „Ich bin Sailormoon..."-Spruch zum Besten gab.
„Ich weiß nicht.", überlegte Orihime und nahm Sado den kleinen Stofflöwen aus der Hand. „Irgendwie fühlt es sich anders an..."
Kon überlegte nicht lange und änderte seine Taktik. „Inoue-san", beschwor er seine jetzige Trägerin. „Du wirst mir doch glauben. Ihr seid in Gefahr. Lauft weg, ich werde versuchen den Hollow aufzuhalten." Leiser fügte er hinzu „Oder zusehen, dass dieser nichtsnutzige Shinigami endlich mal aus dem Bett kommt. Verdammter Ichigo."
Orihime sah ihn ernst an. „Und was bitte ist ein Hollow?", fragte sie schließlich.
„Oh bitte", stöhnte Tatsuki hinter ihr. „Du wirst doch wohl jetzt nicht wirklich mit diesem…"
Ein markerschütterndes Gebrüll unterbrach ihre Beschwerde. Sado und Orihime fuhren beide zusammen und sahen sich verwirrt um, während Tatsuki nur ein leichtes Stirnrunzeln zu entlocken war. Dieses Mädchen konnte den Hollow anscheinend wirklich nicht hören oder sie weigerte sich einfach, zu erkennen was hier passierte, weil es einfach nicht in ihr Weltbild passte. Ichigos Schwester Karin war da ähnlich, erinnerte Kon sich flüchtig.
Egal was es war, er musste die drei von hier wegbringen. Denn selbst wenn dieser große Idiot stark war wie ein Ochse, er war offensichtlich ebenfalls nicht in der Lage einen Hollow zu sehen, und so, wie Kon ihn einschätze, wäre er so wahrscheinlich wenig nützlich. Flehentlich sah er zu Orihime auf, die ihn inzwischen auf den Boden gesetzt hatte und ihn immer noch neugierig musterte.
„Lass mich hier und flieht, meine Prinzessin.", flüsterte er mit Tränen in den kleinen Knopfaugen. „Ich werde kämpfen bis zum letzten, um Euch zu retten. Ich würde mein Leben für Euch opfern, mein Herzblut..."
„Wie rührend", durchschnitt eine kalte Stimme die Nacht. „Sogar regelrecht beeindruckend für jemanden, dessen Blut aus Baumwolle besteht. Ich verneige mich vor so viel Ehrenmut."
Kon fuhr herum. Der Hollow war am anderen Ende der Straße erschienen. Sein schlanker, schlangenartiger Leib in einem giftigen Grün endete in einem mit tausenden von Stacheln besetzten, knöchernen Drachenkopf, der ihn mit unheimlich glühenden, roten Augen anstarrte. Der Hollow öffnete das Maul und ließ erneut ein Brüllen erschallen, das die Fensterscheiben der umliegenden Häuser zum Erzittern brachte. Schrittweise aber unaufhaltsam schob er den geschmeidigen Leib in die Realität und schnaubte angriffslustig. Die Klauen seiner vier Gliedmaßen gruben tiefe Furchen in den Asphalt und eine Straßenlaterne fiel einem ersten Schlag des mächtigen Schwanzes zum Opfer.
Mit allem Heldenmut, der ihm zur Verfügung stand, stürzte Kon nach vorne und baute sich drohend vor dem Drachen-Hollow auf. „Du wirst diesen Menschen nichts tun, hast du mich verstanden, du… du…"
„Hat es der kleinen Mod-Soul die Sprache verschlagen?", ertönte wieder die eisige Stimme des Hollows. „Du hast noch nicht häufig gegen einen von uns gekämpft, nicht wahr?"
Kons Augen wurden groß vor Erstaunen. Warum wusste dieser Hollow, dass er eine modifizierte Seele war. Und warum bewegte sich sein Maul nicht, wenn er sprach? War er etwas Gedankenleser? Konnten Hollows so etwas überhaupt?
Ein unmenschliches Kichern ließ Kons Nackenfell in alle Richtungen abstehen. „Da staunst du, nicht wahr?" frage die Stimme wieder. „Wir Hollows sind nicht ganz so dumm, wie diese Shinigami immer alle Leute glauben machen wollen. Sie unterschätzen uns nur zu leicht und das ist es, was sie immer wieder das Leben kostet."
Der weiße Drachenkopf schwebte nun fast über Kon und er meinte förmlich die Bosheit dieser seelenlosen Augen wie einen eisigen Hauch am ganzen Körper spüren zu können. Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück, stolperte über seine eigenen Füße und lag einen Augenblick lang hilflos auf dem Rücken. Dann aber rappelte er sich so schnell es ging wieder hoch, als die höhnische Stimme mit einem Mal hinter ihm erklang.
„Aber manchmal kommt da auch davon, dass sie einfach nur in die falsche Richtung schauen.", flüsterte sie ihm direkt ins Ohr und Kon folgte dem einzigen Impuls, der jetzt noch sein Denken beherrschte: Er rannte los.
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„Verdammtes Vieh, stirb endlich!", brüllte Ichigo und rammte dem Hollow den Soulcutter mitten zwischen die Augen. Erschöpft wischte er sich den Schweiß von der Stirn und stützte sich schwer auf die wuchtige Waffe. Sein Blick suchte Rukia und fand sie schließlich unter ein paar Bäumen in seiner unmittelbaren Nähe. Sie schaute immer noch konzentriert in ihr Handy und runzelte die Stirn.
„Hey", rief er zu ihr hinüber. „Der wievielte war das jetzt?"
„Der dritte." gab sie zur Auskunft. „Aber ich habe schon wieder einen neuen auf der Anzeige."
„Was ist heute?", schimpfte Ichigo, während er sein Schwert lustlos hinter sich herschleifte. „Hat irgendjemand den internationalen Tag des Hollows ausgerufen? Vor allem, weil die Viecher heute ein dermaßenen Zirkus machen. Den hier musste ich eine halbe Ewigkeit durch diesen gottverlassenen Park hetzen, bis ich ihm endlich nahe genug gekommen bin. Wenn der nächste auch so ist, kann er die Seele hinter der er her ist meinetwegen auffressen. Ich brauche auch meinen Schlaf."
Ein mahnender Blick von Rukia brachte ihn wieder zur Raison. Er murmelte ärgerlich einige Verwünschungen vor sich hin, während er zu ihr hinüber stapfte. Natürlich würde er diese Hollows jagen, aber die spielten heute Nacht ein wirklich eigenartiges Spiel. Ebenso wie bei dem letzten war anscheinend überhaupt keine Seele in diesem Park war, die es sich zu fressen lohnte. Aber vielleicht hatte sie sich auch versteckt.
Anscheinend hatte Rukia ähnliche Gedanken. Sie sah sich aufmerksam um. „Hast du eigentlich eine Seele entdecken können?"
„Nein.", brummte er und ließ sich neben ihr auf dem Boden nieder. Der letzte Hollow hatte die Form einer Gottesanbeterin gehabt und ihn mit einer seiner Fangscheren am Arm erwischt. Wortlos reichte Rukia ihm eine Art Mullbinde, die er sich um den blutenden Arm wand. Als der Verband festsaß, lehnte er sich kurz gegen den Baum hinter ihm und schloss die Augen. „Hältst du es für möglich, dass sie mit uns Katz und Maus spielen?", fragte er in einem möglichst beiläufigen Ton. Rukia sprach ungern über die Sachen, die eigentlich nur die Shinigami etwas angingen. Als hätte er jemanden gehabt, dem er von dieser ganzen verrückten Geschichte hätte erzählen können… oder wollen.
Rukias Antwort war niederschmetternd wage. „Ich weiß es nicht. Normalerweise hätte ich gesagt, dass das unmöglich ist. Hollows planen ihre Aktivitäten nicht. Das war noch nie so. Alle Shinigami lernen es von Anfang an, dass Hollows gefährliche aber geistarme Kreaturen sind, die von ihrer elenden Existenz erlöst werden müssen. Aber jetzt weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll."
Sie sah Ichigo ernst an und hob hielt ihm auffordernd das piepsende Handy entgegen. „Aber wie immer es auch ist, wir werden uns wohl darum kümmern müssen. Wie es aussieht: Keine Verstärkung."
Ichigo stöhnte, stand aber trotzdem auf und lief gehorsam hinter Rukia her, die sich bereits auf den Weg zum Ausgang gemacht hatte. „Und wie viele sind es noch?"
„Nochmal drei oder vier.", rief sie im Laufen über die Schulter zurück. „Ich bin mir auch da nicht ganz sicher. Das eine Signal schwankt ziemlich."
Ichigo seufzte innerlich und beschloss anhand der offensichtlich noch länger werdenden Nacht die erste Sunde am nächsten Tag zu schwänzen.
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Orihime sah entsetzt zu, wie der kleine Stofflöwe, der offensichtlich doch noch mehr war, als sein Äußeres vermuten ließ, auf der Straße hin und her sauste und dabei die ganze Zeit wie am Spieß brüllte. Hinter ihm explodierte immer wieder die Straße und große Stücke ihres Belags spritzen in alle Richtungen davon. Es sah fast so aus, als würde dem kleinen Kerl jemand oder etwas folgen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie so etwas schon einmal erlebt hatte. Und konnte sie dort nicht verschwommene Umrisse erkennen? Aber was war das?
„Tatsuki, Sado, seht ich auch, was ich sehe?", fragte Orihime nachdenklich. Sie war sich manchmal nicht sicher, ob das, was sie sah auch Wirklichkeit war. Doch als sie die Gesichter der beiden sah, wusste sie, dass zumindestens ein Teil davon wahr sein musste.
Tatsuki schien sich als Erste wieder zu fangen. „Ich denke, das werden irgendwelche undichten Leitungen sein.", meinte sie zögernd, als müsse sie sich selbst von der Wahrheit dieser Aussage überzeugen. "Wenn wir nicht warten wollen, bis uns alles um die Ohren fliegt sollten wir vielleicht…" während sie das sagte, war sie einige Schritte auf Orihime zugegangen. Jetzt jedoch blieb sie abrupt stehen und ein ungläubiger Ausdruck trat in ihr Gesicht und sie ging keuchend in die Knie. Es sah aus, als hätte sie ein heftiger Schlag direkt in den Magen getroffen.
In Sado kam mit einem Mal Bewegung. Er stürzte auf Tatsuki zu und schwang seine Faust in einem weit ausholenden Schlag über dem am Boden liegenden Mädchen durch die Luft. Wenn Orihime nicht ebenfalls den wagen Umriss neben ihrer Freundin gesehen hätte, hätte sie dieses Verhalten wahrscheinlich sehr merkwürdig gefunden. So jedoch konnte sie halbwegs erkennen, wie Sados unsichtbarere Gegner den Schlag abfing und den großen Jungen mit solcher Kraft von sich wegstieß, dass dieser sich zweimal überschlug, mit dem Kopf gegen eine Gartenmauer prallte und erst einmal reglos liegen blieb.
Orihime wich langsam vor der schemenhaften Kreatur zurück. Diese folgte ihr langsam und wie ein Raunen des Windes drangen leise Worte zu ihr vor. Es klang, als würde jemand in einem anderen, weit entfernten Raum zu ihr sprechen. Sie hörte die Worte, aber ihr Sinn blieb ihnen verborgen. Unmissverständlich war jedoch die Drohung, die in ihnen lag. Was konnte das nur sein? Instinktiv tat sie das einzig Richtige und schloss die Augen. So wurde sie nicht mehr von den visuellen Eindrücken abgelenkt und konnte sich auf das konzentrieren, was ihr ihre restlichen Sinne meldeten
Die Kreatur stand etwa einen halben Meter vor ihr… und sie kam allmählich näher. Orihime machte einen weiteren Schritt rückwärts und fühlte die raue Oberfläche einer Mauer an ihrem Rücken. Etwas griff nach ihrem Hals und machte ihr das Atmen schwer. Als sie versuchte, es zu entfernen, fühlte sie etwas wie eine klauenbesetzte Hand, die sie jetzt von der Mauer weg in Richtung der Explosionen zog. Orihime spürte, wie ihr verletzter Knöchel erneut umknickte und schrie vor Schmerz auf.
Eine Ohrfeige traf sie so hart, dass ihr Kopf zur Seite geschleudert wurde und ihre Lippe aufplatzte. Orihime schmeckte warmes Blut in ihrem Mund.
„Sei still, Mensch!", zischte die Stimme mit einem Mal deutlich. „sonst gebe ich dir wirklich einen Grund zum Schreien."
Als Orihime die Augen öffnete erblickte sie ein bleiches Gesicht, das sie aus bedrohlich glühenden Augen anstarrte. Sie erinnerte sich jetzt, wo sie solche Augen schon einmal gesehen hatte.
„Onii-san…", flüsterte sie, als die Erinnerungen mit einem Mal wieder in ihrem Kopf zurückkehrten. Ihr Bruder… er hatte mit Kurosaki-kun gekämpft, nachdem er sich in so ein Monster verwandelt hatte; ein Monster, das Hollow hieß.
„Ganz falsch", höhnte das Wesen. „Dein Bruder war schwach. Ich jedoch…" Ein grausames Lachen erklang, während der Hollow Orihime auf den zerstörten Teil der Straße zu schleifte.
Dort angekommen riss er Orihime brutal auf die Füße und rief: „Hey Mod-Soul, Ich glaube, wir sollten langsam mit der Spielerei aufhören. Ich denke, der Vorschlag, den wir dir zu machen haben, wird dich interessieren."
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Kon hörte die Stimme rufen. Offensichtlich handelte es sich dabei um einen zweiten Hollow. Er hatte allerdings noch mit dem ersten seine liebe Not. Immer wieder wich er im letzten Moment den riesigen Tatzen aus und konnte so zumindestens verhindern, dass sein jetziger Körper in tausend Fetzen gerissen wurde. Wehren konnte er sich so allerdings nicht. Sein erster Versuch hatte dem Hollow nicht einmal ein Grunzen abgerungen. Stattdessen war eine seiner Krallen abgebrochen und der Hollow hatte ihm das eine Ohr fast abgerissen. Daraufhin hatte er sein Heil in der Flucht gesucht. Seine einzige Hoffnung war bis jetzt gewesen, dass die anderen sich gerettet hatten, während er den Hollow ablenkte. Doch offensichtlich war er genau in die Falle getappt, die ihm gestellt worden war.
Wütend auf sich selbst, wütend auf die Hollows und vor allem wütend auf Ichigo, der sich immer noch nicht hatte blicken lassen, stürmte er jetzt blindlings auf die Stelle zu, aus der die Stimme gekommen war. Er konnte zwar wegen des umherschwirrenden Drecks nicht besonders viel sehen, aber er spürte inzwischen die Anwesenheit des zweiten Hollows vor sich. Warum war ihn das nicht gleich am Anfang aufgefallen?
Dann teilten sich die Staubwolken mit einem Mal und gaben den Blick auf den zweiten Hollow frei. Entsetzt prallte Kon zurück und vergaß völlig, dass er noch einen weiteren Gegner hinter sich hatte. Der Hollow vor ihm war klein, maximal etwas über zwei Meter, doch etwas unterschied ihn von allen, die Kon bis jetzt gesehen hatte. Sein Körper war nahezu vollständig menschlich, wenn man mal von diesen komischen Klauenpfoten absah. Und noch etwas differenzierte ihn deutlich von dem Hollow hinter Kon: Er trug Kleidung. Ein weiter, schwarzer Umhang umfloss seine Schultern und der restliche Körper steckte in einer kurzen, weiten Jacke und einer enganliegenden Hose von gleicher Farbe.
Kon wusste nicht, warum ihm ausgerechnet diese Tatsache ins Auge sprang, vor allem weil der Hollow hinter ihm in diesem Moment laut brüllte und offensichtlich zum entscheidenden Schlag ausholen wollte. Dann aber hob der Hollow vor Kon die Hand und die Attacke, die Kons Körper dieses Mal wahrscheinlich endgültig zerstört hätte, fuhr stattdessen lediglich auf die bereits völlig verwüstete Straße nieder. Kon schluckte, als er die messerscharfen Krallen der Drachenpfote zwei Zentimeter neben sich in den Boden gebohrt sah.
„Es ist genug.", sagte der Hollow vor Kon. „Ich rufe dich, wenn ich dich wieder brauche. Wir wollen doch keine unangenehmen Besuch auf uns aufmerksam machen." Dann machte er eine Geste mit der Hand und der Drachen-Hollow zog sich unwillig grollend zurück. Kurz darauf war er nicht mehr als eine gerade eben spürbare Bedrohung, die jedoch nur durch einen dünnen Vorhang von der wirklichen Welt getrennt war. Kon wusste instinktiv, dass er innerhalb von Sekunden wieder erscheinen würde, wenn sein „Herr" ihn rief.
Zitternd vor Wut und Enttäuschung sah Kon dem Hollow geradewegs in die finstere Fratze. Er fühlte sich so hilflos. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend wünschte er sich Rukia und Ichigo würden endlich kommen und ihm helfen. Er hatte doch überhaupt keine Chance in diesem Körper etwas gegen den Hollow auszurichten.
Der Hollow ihm gegenüber machte eine einladende Geste. „Und nun zu uns…", grinste er und Kon ahnte, dass das, was jetzt kam, ihm bestimmt nicht gefallen würde.
