Mit Leib und Seele

Langsam setzte Kon einen Fuß vor den anderen. Er sah, dass Orihime verletzt war; die beiden anderen schienen sich nicht in unmittelbarer Gefahr zu befinden, solange sie dem Hollow nicht in die Quere kamen. Soweit, so gut. Doch was wollte der Hollow von Kon?

„Lass sie los!", verlangte Kon und deutete mit ausgestreckter Pfote auf Orihime. „Dann können wir reden."

Der Hollow grinste breit, wobei er eine Reihe spitzer und ganz offensichtlich scharfer Zähne enthüllte. „Ist unsere Mod-Soul also doch ein kleiner Held, ja?"

Kon versuchte so gut er konnte sein Zittern zu unterdrücken., Verdammt, er war ein Kämpfer und wenn er den drei anderen nicht half, würde der Hollow wahrscheinlich nicht viel von ihnen übrig lassen.

"Zunächst einmal", erklärte Kon möglichst ruhig, „ist mein Name nicht Mod-Soul, sondern Kon. Das ist die Kurzform von Kaizou Konpaku, wen du weißt, was das heißt."

„Sicher!", spottete der Hollow. „Doch egal in welcher Sprach ich dich modifizierte Seele nenne, es wird doch immer deinen Status kennzeichnen. Nebenbei hätte ich an deiner Stelle mich ja eher für Kai entschieden."

„Das war nicht meine Entscheidung.", begehrte Kon auf. „Ich.. ich…"

„Ja?", fragte der Hollow lauernd. „Du hast dir noch nicht einmal deinen Namen aussuchen können? Das ist wirklich erbärmlich, wenn du mich fragst."

„Was weißt du denn schon?", maulte Kon und kickte einen unsichtbaren Stein mit dem Fuß ins Nirgendwo. Dann wurde er sich bewusst, mit wemer hier eigentlich sprach.

„Aber jetzt gib endlich Inoue-san frei!", beeilte er sich hinzuzufügen. „Und verzieh dich dahin, wo du hergekommen bist."

„Was für große Worte…", feixte der Hollow weiter. „Was war deine Modifizierung? Intelligenz kann es nicht gewesen sein, denn sonst hättest du vielleicht bemerkt, dass du im Moment nicht in der Position bist, Forderungen zu stellen. Aber so wie du gerannt, bist, sind es wahrscheinlich deine Beine, stimmt´s? "

Kon ging diesmal nicht auf die Provokation ein, sondern überlegte stattdessen fieberhaft, was er jetzt tun sollte. Allerdings wollte ihm absolut nichts einfallen, was er hätte gegen den Hollow unternehmen können. Das Einzige, was er tun konnte, war Zeit schinden und hoffen, dass wenigstens irgendeinShinigami in der nächsten Zeit mal die Liebenswürdigkeit hätte vorbeizukommen.

„Was willst du also?", fragte er daher und versuchte sich dabei unauffällig näher an den Hollow heranzuschieben.

Der regierte mit einer warnenden Handbewegung und wies in der gleichen Bewegung auf Orihime, die anscheinend für einen kurzen Augenblick das Bewusstsein verloren hatte. „Ich würde mir das an deiner Stelle überlegen, Kon. Aber du hast Recht, wir haben genug Small Talk betrieben. Kommen wir zu unserem Vorschlag. Ich bin an dir und deinen speziellen Fähigkeiten interessiert. Oder sagen wir mal, an denen, die du als Mod-Soul innehast."

„Was?", fragte Kon verwirrt. „Was sollen das für Fähigkeiten sein? Du hast doch eben noch behauptet…"

„Bah, du redest entschieden zuviel.", unterbrach der Hollow ihn und für einen kurzen Moment schien seine Form zu flackern. „Wir sind es leid immer nur die Brocken zu vertilgen, die wir den Shinigami abtrotzen können. Mit deiner Hilfe, könnten wir unsere Ausbeute wesentlich erhöhen. Es lohnt sich für uns nicht, die normalen Sterblichen zu töten, weil sie durch die Verbindung, die sie an ihrem Körper festhält viel zu viel der kostbaren Energie verlieren, die wir so dringend benötigen. Je unnatürlicher ihr Tod ist, desto mehr Energie verwenden sie darauf, die Kette zu ihrem Körper zu schmieden. Völlig unverdaubar, diese Seelenkette… Das Risiko für die lächerlich kleine Beute, die nach ihrer Entfernung noch übrigbleibt, von einem Shinigami getötet zu werden ist also viel zu groß. Doch wenn du uns helfen würdest…"

Der Hollow ließ seine Worte in der Nachtluft verklingen und sah Kon herausfordernd an. Der überlegte und versuchte möglichst so auszusehen, als hätte er verstanden, was der Hollow wollte. Die Hollows fraßen also keine schwachen Seelen, weil diese ihre Energie in ihrer Seelenkette verloren. Aber der einzige Weg, das zu verhindern, wäre, die Seelen mit Gikongan aus ihrem Körper… Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag und es lief ihm kalt den Rücken hinunter. Der Hollow wollte, dass er, Kon, die Seelen aus ihren Körpern holte, damit die Hollows sie fressen konnten. Vor Schreck taumelte er einige Schritte zurück und seine Augen weiteten sich. Wie konnte er nur? Dieses…

„Du.. du… du Vieh!", stieß Kon hervor und legte alle Abscheu die ihm zur Verfügung stand in dieses eine Wort. „Ich würde niemals einem Menschen etwas zuleide tun. Ich…"

„Aber ist es nicht das, wofür wir geschaffen wurden?", warf der Hollow ein. „Wir wurden gemacht, um menschliche Körper zu besetzen. Zu dumm, dass die Shinigami nicht daran gedacht haben, uns mal zu fragen, wie wir das finden."

Kon starrte den Hollow nur an. Dessen Gestalt schien nun immer mehr zu flackern und die Ausstrahlung seiner Aura wurde langsam stärker. Offensichtlich war er nicht in der Lage seine Tarnung aufrechtzuerhalten, wenn er wütend wurde. Wenn es Kon gelingen würde, den Hollow noch weiter zu reizen, würde vielleicht endlich mal jemand kommen, um ihm zu helfen. Aber es gab da noch etwas, dass er nicht verstand.

„Warum redest du von uns?", wollte Kon wissen. „Ich sehe keine großen Parallelen zwischen mir und dir."

„Ach nein?", geackerte der Hollow. „Armer, unerfahrener, kleiner Kon. Was meinst du denn, was mit den Mod-Souls passiert ist, die im Kampf gegen einen Hollow verloren haben? Meinst du nicht, dass auch die zur Beute geworden sind? Aber die Shinigamis haben nicht damit gerechnet, dass eine Verbindung aus einem Hollow und einer modifizierten Seele ein so großes Risiko sein könnte. Anders als andere Hollows können wir uns unauffällig in der Welt der Menschen bewegen ohne aufzufallen. Solange wir unsere Kräfte nicht einsetzen sind wir quasi unsichtbar. Sobald sie das entdeckten, wurde das Programm sofort eingestellt- wahrscheinlich unter irgendeinem wahnsinnig moralischen Vorwand. Und dann wurde die Jagd auf uns eröffnet. Schnell hatten sie eine Möglichkeit gefunden, uns trotz unserer Tarnung ausfindig zu machen und so wurden wir einer nach dem anderen erlöst. Ich bin einer der letzten, die noch übrig sind."

Kon konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. Sollte das tatsächlich der Grund gewesen sein, warum er und seine Kameraden vernichtete werden sollten. Weil sie eine Gefahr für die Menschen darstellten? Er hatte sich nie große Gedanken darüber gemacht, warum sie ihn hatten liquidieren wollen.

Der Hollow knurrte unwillig. „Hah, ich scheiß auf deren Erlösung. Ich bin jetzt stark. Ich bin nicht von irgendeinem dummen Shinigami abhängig, der mir sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Arrogante, selbsternannte Götter, die sie sind. Sie sehen sich selbst als Beschützer und sehen gleichzeitig auf die herab, die sie beschützen. In mir jedoch lebt eine Seele weiter und wird für immer und ewig ein Teil von mir sein."

Ein irres Lachen schüttelte den Hollow und für einen Moment schien seine Tarnung ganz in sich zusammenzufallen. Kon konnte zwischen den spitzen Zähnen eine schwarze, gespaltene Zunge erkennen und der schwarze Mantel schien einen Moment lang eher einem Schwanz zu gleichen als einem menschlichen Kleidungsstück.

Doch Kon konnte noch etwas sehen. Im Rücken des Hollows hatten sich Tasuki und Sado inzwischen hochgerappelt und sahen unschlüssig zwischen Orihime und Kon hin und her. Wenn sie sich jetzt auf den Hollow zubewegten, würde der sie wahrscheinlich diesmal nicht verschonen. Andererseits hatte der Hollow ihm unabsichtlich verraten, dass er nicht kämpfen konnte, ohne von den Shinigami entdeckt zu werden. Alles, was Kon also zu tun hatte, war, den Hollow so lange zu reizen, bis er angriff.

„Weißt du", meinte er in einem möglichst gelangweilten Ton. „Ich glaube, du bist gar nicht so toll, wie du tust. Ich meine, schließlich hast du dir die Schwächste von allen ausgesucht, um dich an ihr zu vergreifen. Warum nimmst du nicht jemanden, der es mit dir aufnehmen kann."

„Ach, meinst du?", grinste der Hollow. „Nun ja, vielleicht hast du Recht. Anscheinend habe ich dich falsch eingeschätzt. Ich hatte gedacht, du wärst klüger. Nun ja, was will man von einem Under-Pod schon erwarten. Wenn du also weiter der Speichellecker dieser verdammten Shinigamis bleiben willst, bringen wir es hinter uns."

Damit hob der Hollow die wimmernde Orihime hoch, so dass diese jetzt ein paar Zentimeter über dem Boden in der Luft baumelte. Er holte mit seiner freien Hand aus und diese verwandelte sich in eine Klaue mit langen, scharfen Krallen. Der Hollow stieß ein triumphierendes Brüllen aus und ließ seine schreckliche Pranke vorschnellen, um Orihime damit die Kehle aufzuschlitzen.

Kon überlegte nicht lange. Er nahm die Beine in die Hand und sprang direkt auf den Hollow zu, um so Orihime vor dem sicheren Tod zu bewahren. Dummerweise hatten Sado und Tatsuki ebenfalls ausgerechnet diesen Moment ausgesucht, um ebenfalls auf Orihime zuzulaufen, um sie aus der unsichtbaren Gefahr zu befreien.

Kon sah den Zusammenstoß kommen und kniff vor Schreck einfach die Augen fest zu. Er fühlte, wie er auf einem weichen Körper landete und krallte sich instinktiv fest. Dann bohrten sich die messerscharfen Krallen des Hollows in seinen Rücken. Kon spürte, wie sie seinen Körper auseinanderfetzten und der Schmerz ließ ihn laut aufschreien. Die Klauen bohrten sich tiefer in ihn hinein, trafen auf die kleine Schutzhülle im Inneren seines Kopfes und Kon wurde in Sekundenbruchteilen in sie hineingezogen. Die Pille wurde aus dem offenen Mund des Plüschkörpers gestoßen und flog einen winzigen Moment lang durch die Luft.

Dann landete Kon auf einem warmen, feuchten Untergrund und sein letzter Gedanke war lediglich: „Nicht schlucken. Alles nur das nicht …"

-o0o-

Das helle Piepsen ließ Ichigo und Rukia gleichermaßen alarmiert auf Rukias Handy starren. Eigentlich hatten die beiden eben den Weg nach hause antreten wollen, doch jetzt war daran nicht mehr zu denken.

Ichigo warf Rukia einen finsteren Blick zu. „Wenn der sich jetzt nicht bald mal entscheidet, werde ich noch wahnsinnig. Das ist doch wieder der von vorhin, oder?"

Rukia nickte. „Das gefällt mir nicht. Sei vorsichtig, wenn wir uns diesem Hollow nähern. Womöglich hat er doch noch ein paar Dinge in petto, mit denen wir nicht rechnen."

Ichigo grinste, „Bin ich nicht immer vorsichtig?"

„Nein.", gab Rukia trocken zurück. Du bist alles andere als vorsichtig. Aber wenigstens bist du effektiv." Damit drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zu ihrem – hoffentlich letzten - Einsatz in dieser Nacht.

Während sie liefen hallten ihre Worte in seinem Kopf wieder. Du bist alles andere als vorsichtig. Aber war es nicht das Wichtigste, dass er die Hollows vernichtete? War es nicht seine Aufgabe? War es nicht genau das, was sie von Anfang an von ihm gewollt hatte? Dass er seine Aufgabe erfüllte?

Er hatte ihr einmal vorgeworfen, dass sich bei ihr alles nur um die Hollows drehen würde. Doch inzwischen hatte er verstanden, dass dahinter noch etwas anderes sein musste. Ebenso wie er, hatte auch sie einen Grund, diese Kreaturen zu verfolgen. Er wusste nicht, was es war, und er würde sie auch nicht danach fragen. Aber so oder so, sie bildeten ein gutes Team, wenn es darum ging, diese Dinger zur Strecke zu bringen. Normalerweise zumindestens…

„Ist es noch da?", rief er ihr im Laufen zu.

„Ja, und es wird stärker.", informierte Rukia ihn. „Anscheinend war es doch nur eine kleine Batterieschwäche. Ich werde bald wieder neue besorgen müssen."

„Frauen und Technik…", murmelte Ichigo leise.

Kurz darauf war er damit beschäftigt, sich beim Laufen auch noch die schmerzende Seite zu reiben.

„Ich habe immer noch gute Ohren.", knurrte Rukia vor ihm und blieb dann mit einem Mal wie angewurzelt stehen. Ichigo, der sich nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte, rannte mit voller Wucht in sie hinein und konnte nur mit Mühe verhindern, dass sie beide zu Boden fielen.

„Was soll das?", fauchte er ärgerlich und brachte schnell wieder einen angemessenen Abstand zwischen sich und Rukia.

„Spürt du das?", wisperte sie und richtete den Blick in den dunklen Nachthimmel.

Ichigo folgte ihrem Blick und schloss für einen Moment die Augen. Er fühlte zunächst nur den kühlen Nachtwind, der über seine Wange strich. Dann fing er an seine Wahrnehmung zu erweitern. Unzählige Seelenbänder schienen die Nacht mit ihrem weichen, weißen Licht zu erhellen. Doch dann drängte sich eine höchstbekannte Ausstrahlung geradezu in Ichigos Gespür. Er verzog das Gesicht zu einer ärgerlichen Grimasse und öffnete die Augen.

„Oh Mann", presste er zwischen den Zähnen hervor, „Kon ist sogar in dieser Form noch unerträglich laut."

Rukia sah ihn an und ihre Mundwinkel zuckten. „Anscheinend hattest du recht mit deiner Vermutung. Er scheint in Schwierigkeiten zu sein."

Ichigo seufzte schicksalsergeben. „Warum kann ich in so einem Fall nicht einfach mal Unrecht haben?"

Orihime spürte, wie sich der Griff um ihren Hals lockerte und wollte schon aufatmen, als sie den Grund dafür auch schon aus den Augenwinkeln auf sich zurasen sah. Noch bevor sie auf irgendeine Weise reagieren konnte, schob sich jedoch ein Hindernis zwischen sie und die dolchartigen Krallen des Hollows. Der Schrei ihrer Freundin gellte in ihren Ohren.

„Tatsuki-chan!", rief Orihime noch, doch dann war es auch schon zu spät. Tatsuki wurde mit voller Wucht von dem schrecklichen Hieb getroffen und prallte schwer gegen Orihime. Diese konnte diese sich nicht mehr halten und ging mit ihrer Freundin zusammen zu Boden. Der Hollow brüllte und wollte sich so eben auf die beiden Mädchen stürzen, als eine schwere Faust, gegen seinen weißen Schädel krachte und ihn aus dem Gleichgewicht brachte.

Sado warf Orihime einen fragenden Blick zu und sie wies in die Richtung, in der der Hollow jetzt stand. Er nickte und setzte dem Wesen nach. Orihimes Blick fiel auf Tatsuki, die vor ihr auf dem Boden kauerte. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in Orihime breit; etwas, das mit Tatsuki zu tun hatte.

„Ta-Tatsuki-chan?", fragte sie vorsichtig und lehnte den Kopf ihrer Freundin so zurück, dass sie ihr in das blasse, Gesicht sehen konnte. Auf ihrer Brust befand sich eine kleine Wunde, die allerdings nicht stark blutete. Im Gesicht hatte sie ein paar kleinere Kratzer. Vorsichtig strich Orihime ihr über die Wange. „Ist alles in Ordnung? Tatsuki-chan, so antworte doch."

Ein leichtes Zittern lief durch den schmalen Körper. Mit einem Mal sprang Tatsuki auf. Sie keuchte und hustete und schien irgendetwas in ihrem Hals stecken zu haben. Dann blieb sie plötzlich wie angewurzelt stehen. Orihime sah verwirrt in ihren Schoß, auf dem ebenfalls immer noch Tatsuki zu ruhen schien. Allerdings war sie merkwürdig durchsichtig und zu ihren Füßen lag der völlig zerfetzte, kleine Plüschlöwe.

Die andere Tatsuki blickte jetzt prüfend an sich herab, dann zu Orihime und danach wieder auf ihre eigenen Hände. „Oh, nein.", flüsterte sie. „Nein, bitte sag, dass das nicht wahr ist."

Hilfesuchend sah die stehend Tatsuki Orihime an. „D-Das wollte ich nicht.", stotterte sie. „Es war ein Versehen, ich wollte das nicht. Ich wollte doch nur helfen." In Tatsukis Blick lag etwas, dass Orihime seltsam bekannt vorkam. Etwas, das nicht zu Tatsuki gehört. Bevor Orihime jedoch noch weiter drüber nachdenken konnte, erklang die wütende Stimme des Hollows hinter ihrer Freundin.

„Ihr wagt es...? Ihr dummen Menschen habt ja keine Ahnung, ihr... Ich werde euch alle nacheinander umbringen und mit dir fange ich an."

Entsetzt musste Orihime zusehen, wie der Hollow, der mittlerweile mehr einer prähistorischen Echse auf zwei Beinen glich, erneut mit seiner klauenbewehrten Pranke ausholte und damit nach Sado hieb. Der hatte den Schlag offensichtlich nicht kommen sehen und versuchte immer noch den für ihn unsichtbaren Gegner auszumachen. Im nächsten Moment würden die messerscharfen Krallen seine Brust in Fetzen reißen.

"Nicht wenn ich es verhindern kann.", knurrte die vor Orihime stehende Tatsuki. Schneller als Orihime es für möglich gehalten hatte, sprintete sie los und sprang. Ihr Körper schnellte in die Luft, schlug einen Salto über Sados Kopf und landete mit vollem Gewicht, die Füße zuerst, auf der Schädelplatte des Hollows. Der jaulte auf und torkelte einige Schritte rückwärts, bevor er sich fing und Tatsuki böse anfunkelte.

„Sieh an, es hat also funktioniert.", grollte er und ließ ein trockenes Lachen hören. „Die kleine Mod-Soul hat sich doch tatsächlich einen Körper besorgt, um mit mir zu kämpfen. Wo ist denn dein schlechtes Gewissen hin?"

„Das hatte sich heute eigentlich frei genommen.", ertönte eine Stimme hinter Orihime. „Aber weil du es bist, machen wir mal eine Ausnahme."

-o0o-

Ichigo stürmte mit fliegender Robe an der auf dem Boden kauernden Orihime vorbei und stürzte sich auf den Hollow.

"Chado", brüllte er noch im Laufen, während er bereits seinen Soulcutter zog. „Geh mir aus dem Weg."

Tatsächlich trat der große Junge zur Seite und gab den Blick auf ein weiteres Hindernis zwischen Ichigo und dem Hollow frei. Tatsuki stand kampfbereit vor dem Echsenwesen und war offensichtlich drauf und dran, sich mal wieder in Sachen einzumischen, die sie überhaupt nichts angingen. Wie üblich!

„Tatsuki, halt dich da raus.", schnauzte Ichigo das Mädchen an. „Das hier ist nicht die Art Kampf, die du sonst kämpfst." Er wollte schon an ihr vorbeistürmen, als sie sich umdrehte. Irgendetwas stimmte da nicht. Mit Mühe konnte er seinen Schwung abbremsen und kam kurz vor ihr zum Stehen.

„Pass auf!", schrie sie plötzlich. „Da ist der andere!" Damit machte sie einen Satz auf Ichigo zu und versetzte dem so eben neben seinem Kopf erschienenen Hollow einen derart heftigen Tritt, dass Ichigo dessen Knochenmaske knacken hörte. Aufheulend zog er sich daraufhin wieder in die Schattenwelt zurück, aus der er gekommen war. So einen Trit hätte er selbst Tatsuki nicht zugetraut, es sei denn…

„Kon?", fragte Ichigo verdattert.

Tatsuki oder viel mehr Kon grinste schief und rieb sich nervös mit der rechten Hand den Nacken. „Ja weißt du..."

Das war zuviel für Ichigo.

„SAG MAL SPINNST DU JETZT VOLLKOMMEN?", brüllte er Kon an, griff nach seinem Kragen und schüttelte ihn kräftig. Als er sah, dass Sado die Situation anscheinend falsch einschätzte und sich drohend auf ihn zu bewegte, ließ er Kon jedoch wieder los und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, um nicht Opfer von Sados Fäusten zu werden.

„Schon gut, ich tu ihm... ihr...ach zum Teufel, wem auch immer ja nichts.", fauchte Ichigo und beschränkte sich darauf, Kon einen tödlichen Blick zuzuwerfen.

Sado hatte Ihn offensichtlich gehört. „Ichigo?", fragte er verwirrt und sah zu Kon hinüber. „Hast du das auch gehört."

„Ja ja", schmollte der und richtete sein ramponiertes Äußeres wieder etwas her. „Ichigo, dein Freund und Helfer. Warum bist du nicht früher gekommen, Herr Shinigami? Ich hätte hier Hilfe gebrauchen können."

„Ach ja?", brauste Ichigo auf. „Und deshalb besorgst du dir mal eben einen anderen Körper, oder wie? Du tickst wohl nicht mehr ganz richtig."

„Meinst du vielleicht, mir macht das Spaß?", schnappte Kon jetzt zurück. „Selbst wenn ich das könnte, was sich in einem Plüschkörper entschieden schwierig gestaltet, hätte ich mir bestimmt nicht diesen hier ausgesucht."

Kon wies anklagend an sich herab und seine Stimme nahm eine weinerliche Tonlage an. „Sieh mich doch nur an! Ich bin ein Mädchen! Weißt du, was das heißt? Ich werde nie wieder mit irgendeinem weiblichen Wesen dieser Welt auch nur etwas Ähnliches wie körperlichen Kontakt haben."

Er stockte kurz und verzog dann das Gesicht. „Naja, wenn man mal von solchen wie dieser Ziege Chizuru Honshou absieht. Die wäre vielleicht froh darüber.", überlegte er laut. „Außerdem werde ich wahrscheinlich täglich den Annäherungsversuchen dieses dämlichen Keigo ausgesetzt sein. Wobei der ja eher auf Inoue steht, was wiederum für seinen Geschmack spricht. Vielleicht...

„KON!", unterbrach Ichigo den überschäumenden Redefluss und fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. „Du bist das reinste Waschweib. Wir machen jetzt erst diesen Hollow platt und dann kommst du postwendend wieder zurück in deinen alten Körper. PUNKT!"

Hinter ihm brach der Hollow in schadenfrohes Gekicher aus. „Das wird aber nicht so einfach gehen. Wie du vielleicht bemerkt hast, hat die Seele nämlich keinerlei Verbindung mehr zu ihrem Körper. Sie ist so gut wie tot. Ihr könnt eure kleine Freundin genauso gut mir überlassen."

Zornentbrannt fuhr Ichigo zu dem Hollow herum. Der hatte unterdessen eine halbmenschliche Form angenommen und grinste breit. „Und außerdem habe ich da noch eine kleine Überraschung für dich, Shinigami."

Damit stieß er einen trillernden Ruf aus und die Wirklichkeit bekam Risse. Aus einem von ihnen schoss ein weiterer Hollow hervor und ging sofort zum Angriff über. Noch bevor Ichigo reagieren konnte, war der Hollow bereits herangekommen und schnappte hungrig nach seinem Arm, in dessen Hand er seinen Soulcutter hielt. Erst im letzten Augenblick konnte Ichigo das Schwert hochreißen und die Kiefer des Drachen-Hollows mit der Klinge blockieren. Die Zähne des Hollows krachten gegen die Schneide und ein markerschütterndes Brüllen erfüllte die Luft. Die mitleidlosen Augen der Kreatur richteten sich auf Ichigo.

Töten! Zerreißen! Zermalmen!", schienen sie zu sagen. „Wir sind dein Tod, deine Vernichtung, das Ende deiner jämmerlichen Existenz auf diesem Planeten. Wir werden dich in Stücke reißen und wir werden deinen Tod genießen."

Ichigo fühlte heiße Wut in sich hochkochen. Er spürte nicht mehr, wie der zweite Hollow ausholte und ihn an der Schulter verletzte. Das Einzige, was sein Denken noch beherrschte, war der Wunsch, den Hass und die Gier in den roten Augen auszulöschen und ihn mit Furcht zu ersetzen; mit Furcht vor seiner Rache. Ichigo packte den Soulcutter fester und stieß einen kehligen Schrei aus, bevor er sich wie eine Naturgewalt auf den Hollow stürzte.

Er schlug, trat und metzelte alles nieder, was ihm vor die Klinge kam. Das hier hatte nichts mehr mit einem normalen Kampf zu tun. Sie hatten einen Menschen getötet und dafür sollten sie büßen. Sie sollten leiden, so wie er gelitten hatte, wie alle litten, denen sie einen geliebten Menschen entrissen. Er wollte sie auslöschen und für immer vom Angesicht der Welt tilgen.

Schwer atmend kam er Minuten später endlich wieder zur Besinnung. Um ihn herum lösten sich die Überreste des Hollows in Rauch auf und wurden in alle Winde zerstreut, bis nichts mehr übrig war. Doch es war noch nicht vorbei. Der zweite Hollow war immer noch da und hatte den Kampf beobachtete. Langsam zog er sich von dem Kampfplatz zurück.

„Ich hoffe du hast gesehen, was ich mit dir vorhabe.", knurrte Ichigo gefährlich leise in seine Richtung. „Weil nämlich jedes Mal, wenn einer von euch Hollows aus seinem Loch kriecht, werde ich da zu sein, um ihn um seinen hässlichen Kopf kürzer zu machen. Ihr werdet keiner Seele etwas zuleide tun, solange ich es verhindern kann."

Der Hollow zischte ärgerlich und seine Tarnung begann wieder zu flackern. „Die Schlacht magst du gewonnen haben, Shinigami, aber der Krieg ist noch nicht vorbei. Ich werde wiederkommen."

Mit diesen Worten öffnete er einen Weg in die Welt der Hollows und war kurz darauf nicht mehr, als eine böse Erinnerung.

„Hah!", rief Ichigo laut. „Nicht einmal originelle Texte können sie sich einfallen lassen."

Dann brach er über seinem Schwert zusammen.