Drei Monate zuvor...

Barbossa richtete mit entschlossenem Blick die Pistole auf Elizabeth, die augenblicklich in ihren Lauf stoppte und erschreckt auf den alten Piratencaptain blickte. Plötzlich zerschnitt ein lauter Schuss die Ruhe, die nur für einen Augenblick eingekehrt war, als Jack und Barbossa aufgehört hatten zu kämpfen. Erschreckt durch den Schuss blickte Elizabeth unsicher zu den beiden verfeindeten Piraten hinüber und sah, wie Jack Sparrow seine Pistole, die nur eine Kugel enthalten hatte, rauchend in der Hand hielt. Ihr Lauf war auf Barbossa gerichtet wesen und hatte sein Herz durchschossen. Verwundert und mit einem überraschten Gesichtsausdruck sah Barbossa auf Jack, der mit einer entschlossenen Miene die Waffe sinken ließ. „Zehn Jahre trägst du diese Pistole und jetzt vergeudest du deinen Schuss", fragte Barbossa und über sein Gesicht huschte ein Lächeln. Jack lockerte seinen entschlossenen Ausdruck im Gesicht nicht, doch ehe er antworten konnte, ergriff Will das Wort. „Er hat ihn nicht vergeudet!" Blitzschnell drehte Barbossa wieder seinen Kopf und starrte auf Will, der seine Hand zur Faust geballt hatte und sie über die Truhe mit dem verfluchten Aztekengold hielt. In seiner anderen Hand hielt Will ein Messer, an dessen Klinge ein wenig Blut klebte. Ohne ein weiteres Wort öffnete der junge Mann seine zur Faust geballte Hand und ließ zwei blutige Medaillons begleitet von einem Klirren in die Truhe fallen. Barbossas Augen weiteten sich, als er verstand, was gerade geschehen war. Jack hatte sich die Hand angeritzt und sein Medaillon mit seinem Blut benetzt. Danach hatte er es Will zugeworfen und dieser hatte das selbe mit seinem verfluchten Gold Medaillon getan. Der Fluch war gebrochen. Unsicher ließ Barbossa seinen Säbel fallen und öffnete seine Jacke. Er richtete seinen Blick auf das Einschussloch an seinem Herzen und sah, wie Blut hervorquoll, immer mehr wurde und sein weißes Leinenhemd durchtränkte. Im selben Augenblick erkannte er, dass er seit Jahren wieder Gefühle hatte, er war kein Untoter mehr. Beinahe huschte ein Lächeln über sein Gesicht, bei dieser Wendung des Schicksals. Er hatte es geschafft den Fluch von sich zu bekommen, doch nun hatte ihn eine Kugel tödlich getroffen. Abgefeuert hatte sie der Mann, der sie schon seit Jahren für ihn aufgehoben hatte. Barbossas Gesicht versteinerte und richtete seinen bereits verschwimmenden Blick auf Jack, der die Pistole immer noch in der Hand hielt. „Ich fühle die Kälte."Die Worte kamen nur langsam aus seinem Mund und kaum hatte er sie ausgesprochen fiel der alte Pirat mit dem Rücken auf den Boden. Seine gelblichen Augen stierten, den Tod wiederspiegelnd, ins Nirgendwo und der Apfel, den er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, viel aus ihr heraus zu Boden und auf das viele Gold, das nun Barbossas Grab war. Als Elizabeth, Will und Jack die Höhle verließen ließen sie den alten Piraten dort zurück, in dem festen Glauben ihn nie mehr wieder zu sehen. Einzig Barbossas kleines Äffchen blieb bei seinem toten Herrn und fand nur kurze Zeit später ein großes Interesse an der Truhe mit dem verfluchten Gold, welche Will nicht wieder geschlossen hatte. Das gierige Tier nahm sich wieder eins der Medaillons und schon im selben Augenblick wurde es wieder von dem grausamen Fluch ergriffen und verwandelte sich im Licht des Vollmondes, welches zaghaft in die Höhle schien, in einen Untoten.

Tage waren vergangen. Das Äffchen saß, an dem Medaillon nagend, vor seinem toten Herrn. Es hatte begriffen, dass er nicht wieder erwachen würde. Barbossa hatte sich nicht mehr bewegt. Auch nicht als das Äffchen an seiner Kleidung gezerrt hatte und auf seiner Brust rumgesprungen war, in der Hoffnung dadurch würde sein Herr erwachen. Missmutig machte sich der Affe auf die Suche nach Futter und durchstreifte die Höhle nach etwas Essbarem. Er wusste zwar, dass sich das Futter, würde es denn welches finden, sofort zu Asche verwandeln würde, wenn es den Mund des Äffchens berührte, aber das gierige Tier wollte trotzdem etwas Futter finden. Das Medaillon hielt es in seiner kleinen Hand und wollte es nicht loslassen, auch wenn es um den Affen herum so viel mehr glänzendes Gold und funkelnden Schmuck gab. Er bestieg einen Berg aus Goldmünzen und bei jedem Fußtritt lösten sich einige Münzen und rollten den Berg hinab nach unten. Jedes Mal klimperte es, wenn der Affe einen Fuß auf den Schmuck setzte der unter ihm lag. Seine Suche führte ihn schließlich an einen steinernen Übergang, der weiter in die dunkle Höhle führte. Das Äffchen schaute sich um und setzte einen Fuß hinauf. Durch den Übergang musste es nicht durch das dunkle Wasser schwimmen. An der Gegenüberliegenden Seite, dort wo der Übergang weiter in die Höhle führte, lag ein mit Grünspan bewachsener Totenkopf, der das kleine Äffchen unheilvoll angrinste. Daneben lagen ein paar weitere Knochen, alle modrig und ebenfalls grün. Ein rostiges Schwert steckte zwischen den Gebeinen im Boden und neben ihm lief eine dunkle Krabbe im Seitwärtsgang über den weichen Boden. Das Äffchen legte den Kopf schief und ging ein paar Schritte weiter über den Übergang. Algen hatten ihn überwuchert und machten den Weg auf dem Übergang glitschig. Bei Flut war er immer vom Wasser bedeckt. Das Rauschen der Wellen, die durch die Strömung entstanden und an den Übergang schäumend klatschten drang an die Ohren des Äffchens. Vorsichtig setzte das Tier seinen Weg fort, das Medaillon immer noch fest umklammert. Den Geruch des Meeres nach Fisch und den modrigen Geruch der Höhle konnte das Äffchen nicht riechen. Ein Fuß vor den anderen setzte das Tier, bis er auf einen schleimigen Belag tapste und den Halt verlor. Kreischend fiel der Affe ins Wasser, wurde kurzzeitig von der Strömung runtergedrückt und tauchte dann wieder auf. Eisern hielt er das Medaillon in der Hand und paddelte mit einem Arm zu dem steinernen Übergang, von dem er etwas abgetrieben war. Das Äffchen konnte jedoch mit einer Hand keinen Halt auf den glitschigen Steinen fassen und rutschte immer wieder ab. Nach schier endlos langer Zeit löste der Affe seinen eisernen Griff um das Medaillon und langsam sank es auf den Grund zu, der zwar nicht allzu tief war, aber für den Affen unerreichbar. Zu erst sah das Tier das Amulett mit dem Totenkopf drauf noch golden schillern, doch schließlich sank es in die Dunkelheit hinab und fiel auf den mit Algen bedeckten Grund, wo es liegen blieb und durch de Strömung hin und her geschoben wurde, bis sich schließlich einige umherschwebende Wasserpflanzen darauf legten. Jetzt erst griff der kleine Affe nach den Steinen, die den Übergang bildeten und zog sich langsam daran hoch, bis er triefend nass wieder auf dem glitschigen Untergrund saß und sich schüttelte, dass die Wassertropfen nur so aus seinem Fell flogen. Mit schief gelegtem Kopf blickte das Äffchen ins Wasser und versuchte das Amulett wiederzufinden, doch alles was er sah, war das dunkle Wasser. Ein lauter Schrei entführ dem Affen, doch dann setzte er seinen Weg fort, den Übergang hinüber. Der Weg mit beiden Armen ging wesentlich schneller und bald hatte er den Totenkopf am anderen Ufer erreicht. Neugierig musterte er ihn, doch fand daran nichts interessantes. Das Tier ließ seinen Blick in die weitere Höhle hineinschweifen, doch dort war es finster und unwegsam. Der Weg dort war mit Felsen und Steinen übersäht, die alle einen grünlichen Bewuchs hatten und auf denen kleine Krebse ihren Weg suchten. Der Affe blickte wieder zurück, wo das Mondlicht auf den Schmuck traf und dieser es hell zurückstrahlte. Missmutig suchte der Affe den mit Seepflanzen bewachsenen Boden unter sich ab und fand ein paar kleine Tiere, die dort Schutz gesucht hatten, und die er sich nun gierig in den Mund steckte. Er kaute jedoch nicht auf ihnen herum und wartete so darauf, dass sie zu Asche wurden, er verschlang sie im Ganzen und machte sich dann, begleitet von quiekenden Geräuschen, wieder auf den Rückweg. Bald hatte er die andere Seite wieder erreicht und kletterte auf den vom Mondlicht gefluteten Schmuckhaufen. Kaum berührte ihn das Licht des Mondes, verschwand die Haut des Äffchens fast vollständig von den Knochen des Tieres und gaben den Blick auf den blanken Brustkorb frei. Zwischen den Rippen kletterten die kleinen Tiere hervor, die der Affe gierig im Ganzen verschlungen hatte und suchten sich ihren Weg zurück ins Wasser oder verbargen sich in neuen Verstecke unter den Goldmünzen. Der Affe huschte zu Barbossas totem Körper zurück und setzte sich glucksend neben ihn. Dort wartete er. Worauf wusste er nicht. Sein Herr erwachte nicht mehr, die Höhle war menschenleer und sterben konnte er auch nicht. Drei Monate wartete er neben seinem Herrn, die Zeit schien für den Affen still zu stehen. Sie schien eigentlich nicht nur so, sie stand wirklich still für ihn. Aber für noch jemanden schien sie nicht zu vergehen. Barbossas Körper verfiel nicht. Drei Monate lang war der Piratencaptain nun tot, doch sah er immer noch so aus, als hätte die Kugel ihn erst gerade getroffen. In der Höhle war es nicht unbedingt kühl und normalerweise hätte sein Körper schon längst den Zahn der Zeit spüren müssen und anfangen müssen zu verwesen, doch das geschah nicht. Abgesehen von den stumpfen, leblosen Augen, die immer noch ins Nichts starrten, konnte man noch fast glauben der Piratencaptain sei lebendig. Seltsam war außerdem, dass kein Tier sich dem Körper nährte, obwohl die Höhle voll war von Krabbeltieren, wie Krebse, Wasserkäfern und Spinnen. Nicht alle Tiere hatten Interesse an Aas, aber alle hielten einen beträchtlichen Abstand von Barbossa und schienen sich beinahe zu fürchten, wenn sie in seine Nähe kamen. Sie flüchteten in ihre Verstecke oder suchten ihr Heil in der Flucht. Das Äffchen rührte sich nicht von Barbossas Seite, es hatte keine Ahnung, wo es sonst hingehen sollte. Da der Affe nicht auf die Schulter seines Herrn kam setzte er sich nun immer auf dessen Brust und starrte auf den bereits schwarzen Blutfleck, den die Schusswunde hinterlassen hatte. So saß er auch diesen Abend da. Die Dunkelheit drang langsam in die Höhle ein und der Vollmond spendete alles Licht, was da war. Der kleine Affe, der nun wieder vollständig ein Gerippe war, rollte sich schläfrig auf Barbossas Brust zusammen und schloss die Augen. Eine Weile lag er so, bis sein Bein plötzlich in einen Hohlraum rutschte, der sich ganz plötzlich gebildet hatte. Der Affe kreischte erschreckt und hielt sich an der ledernden Haut fest, die ihm zwischen die Finger kam. Verwundert starrte das Tier auf die Hand seines Herrn. Sie bewegte sich! Das Mondlicht beschien den Piraten beinahe überall, nur sein Kopf und die Hälfte seiner linken Seite lagen noch in der Dunkelheit.

Der Affe sprang neben den alten Piraten und machte laut kreischend ein paar wilde Überschläge. Er krallte sich in Barbossas Überrest vom Hemd und zog hastig daran. Wie von Geisterhand erhielten Barbossas Augen wieder ihren Glanz zurück und hatten dann wieder ein Ziel das sie anblickten. Der Pirat blinzelte und gab ein stöhnendes Geräusch von sich. Das Äffchen wollte sich gar nicht beruhigen und kreischte immer weiter aufgeregt. Barbossa richtete sich auf, so dass er gänzlich im Mondlicht saß und blickte auf das Äffchen. „Hallo Jack", begrüßte er ihn. Der Affe legte den Kopf schief und griff seinem Herrn in den kargen Bart, wie als ob er feststellen wollte ob es wirklich wahr war, dass er dort saß. Dann wich der kleine Affe zurück und sprang wie selbstverständlich auf Barbossas Schulter. Der Piratencaptain brauchte einen Augenblick bis er sich umgesehen hatte und all seine Gedanken geordnet hatte. Er blickte an sich hinunter und stellte fest, dass er ein Untoter war, doch er erinnerte sich auch, dass der Fluch aufgehoben worden war. Seine Knochen knackten, als er aufstand und einen Schritt in die Dunkelheit machte. Er und sein Affe erhielten sofort ihre lebendigere Gestalt zurück und hatten wieder Haut auf den Knochen. Barbossa griff sich an die Brust und besah sich den getrockneten Blutfleck, der nun ebenfalls wieder da war. „Guter Schuss, Jack. Verdammt guter Schuss..." Als er sein Hemd zurückzog sah er ein tiefes Loch in seiner Brust, das die Kugel geschlagen hatte. Wieder huschte ein Grinsen über Barbossas Gesicht. Jack hatte ihn getötet! Getötet... Wie war es möglich, dass er jetzt wieder hier war? Der Pirat schloss die Augen und schärfte seine Sinne. Er fühlte nichts! Er war wieder ein Untoter. Aber wie konnte das sein? Sie hatten den Fluch aufgehoben, er hatte es selber gespürt. Und kein Amulett konnte wieder entwendet worden sein... Und selbst wenn... Barbossa hatte den Tod selber gefühlt, wie war es möglich dass er jetzt von ihm auferstanden war? Und das ganz ohne Amulett? Der Fluch schien von selber wieder zurückgekommen zu sein, nur wieso? Und was war überhaupt geschehen? Er war ganz alleine, nur sein Affe war hier... Barbossa sah sich um und machte dabei einige Münzen locker, die klirrend zu Boden rollten. Sein Blick fiel auf die Truhe in der das verfluchte Aztekengold war. Mit seinem Affen auf der Schulter trat er wieder ins Mondlicht und ging als Skelett weiter zu Truhe. Er ließ seine klauenartigen Finger über die Amulette gleiten und versuchte sich einen Reim auf seine Auferstehung zu machen. Es konnte gut möglich sein, dass in der Kiste ein oder mehrere Amulette fehlten, nur würde das nicht erklären warum ER verflucht war, selbst wenn es so war... Für Barbossa gab es nur eine logische Erklärung: Ein weiteres Mal war es das falsche Blut gewesen oder besser gesagt nicht ganz das richtige, welches gezahlt wurde um die Blutschuld zu begleichen... Das Blut des jungen Turner war nicht richtig gewesen! Er war nur ein halber Turner, vielleicht hatte es den Fluch nur vorübergehend aufgehoben... Oder es hatte ihn nie vollständig aufgehoben... Barbossa war sich sicher dass es so war! Es gab keine andere Erklärung. Seine Gedanken wurden unterbrochen als sein Affe lauthals warnend zu schreien begann. Barbossa sah auf und hörte ein Plätschern, dass von einem leisen Stimmgewirr begleitet wurde. Ohne seine Ruhe zu verlieren ging er ein paar Schritte nach vorne und versuchte die Dunkelheit mit seinen gelblichen Augen zu durchdringen. Drei Gestalten näherten sich, wie er bald erkennen konnte und nur kurze Zeit später war er sich auch ziemlich sicher, wer sich ihm dort näherte. Ein kleiner, stämmiger Pirat erschien, dicht gefolgt von zwei weiteren. Barbossa grinste und streichelte seinen Affen, der immer noch auf seiner Schulter saß. Die drei Piraten stutzten kurz als sie Barbossa sahen, gingen jedoch dann weiter auf ihn zu. „Welch eine Überraschung! Und woher kommt ihr", wollte er wissen und sah den kleinen Piraten in der Mitte an. „Captain, dieser Welpe hat uns in die Luft gesprengt! Nicht fair...", erklärte Jacoby. „So so der junge Mister Turner...", sagte Barbossa mit tiefer stimme, aber das Grinsen auf seinem Gesicht verlor er nicht. „Dann ward ihr auch tot und seit jetzt erst erwacht?" Ein einstimmiges Nicken war die Antwort. „Erwacht ist gar kein Ausdruck! Meine Arme haben meinen Oberkörper gesucht und mein Kopf musste sich erst zusammensetzen um auf meinem Hals Platz zu finden, der nebenbei auch irgendwo hingeflogen ist... Und dann habe ich eben mein linkes Bein gesucht, bis ich festgestellt habe, dass er hier...", Jacoby deutete auf den Piraten neben sich, „... es die ganze Zeit für sein Bein gehalten hat und sich gewundert hat, dass es nicht rangeht bei ihm..." Barbossa verdrehte die Augen. „Man sollte wissen welche Körperteile zu einem gehören". „Ja aber...". Der Pirat der von Jacoby und Barbossa interessiert gemustert wurde wollte etwas sagen, schien jedoch im selben Augenblick wieder vergessen zu haben was er eigentlich sagen wollte. Stattdessen kratzte er sich am Kopf und trat ins Mondlicht. „Kommt nicht wieder vor Captain", nuschelte er und er klang als hätte er irgendetwas im Mund, was ihn behindern würde beim Reden. Barbossa streichelte demonstrativ seinen Affen. „Der Affe hier ist schlauer als du Scratch..." „Ja Captain", war alles was der schmierige Pirat zu sagen hatte und es klang als würde er sich über diese Tatsache freuen, was Barbossa wieder dezent mit den Augen rollen ließ. „War der Fluch gebrochen", wollte Dog Ear, der andere Pirat wissen, der wesentlich klüger als Scratch klang. Diesmal nickte Barbossa. „Was ist passiert Captain", fragte Jacoby. „Nun... So wie es scheint wurde der Fluch aufgehoben, aber anscheinend war das Blut des jungen Mister Turner nicht richtig. Denn obwohl wir alle tot waren, sind wir nun wieder verflucht..."Jack der Affe kreischte zustimmend. „Ich war von Anfang an dafür ihm die Kehle durchzuschneiden und alles zu vergießen", bemerkte Jacoby. „Ja... Aber selbst wenn das dazu geführt hätte, dass der Fluch endgültig gebrochen worden wäre, was ich nicht glaube, dann wären wir jetzt alle wirklich tot..." „Wieso sind wir überhaupt gestorben wenn das Blut nicht richtig war?" „Ich denke, dass der Fluch nur für eine Weile aufgehoben war... Er kehrt zurück", erklärte Barbossa und jetzt wo er seine Gedanken aussprach kamen sie ihm beinahe noch logischer vor. Für Scratch hörten sich diese Worte wie irgendwelches Kauderwelsch an und so beobachtete er eine Krabbe die im Wasser verschwand und schien sich prächtig dabei zu amüsieren. Der Pirat war kein Denker, nicht im Geringsten, Barbossa hatte ihn nur in seiner Crew weil er ohne zu fragen den Säbel zog und kurzen Prozess machte. Ansonsten war Scratch eher störend, er war der einzige gewesen, der sich noch Monate nachdem die Piraten zum ersten Mal verflucht wurden gefragt hatte, wieso er seine Knochen im Mondlicht sah. Irgendwann hatte er aufgehört zu fragen, aber Barbossa war der festen Überzeugung, dass er es bis heute noch nicht verstand was geschehen war. „Und nun? Wo ist der Rest der Mannschaft? Wie werden wir den Fluch nun los", fragte Dog Ear und Jacoby nickte, weil er die Frage durchaus interessant fand. Barbossa überlegte eine Weile. „Ich vermute mal, sie sind so tot wie wir es waren und zu ihnen kehrt der Fluch genauso zurück wie zu uns. Aber wer von euch will den Fluch jetzt noch los werden? Ich glaube unser Ziel sollte es sein ihn zu halten". Jacoby starrte ihn an und schien an seinem Verstand zu zweifeln. „Captain... Wir haben jahrelang versucht ihn los zu werden...", gab er zu bedenken. „Ja.. Aber mit einem Unterschied... Wir haben damals alle gelebt! Was denkst du würde passieren wenn wir den Fluch jetzt los werden? In meinem Herz steckt Jack Sparrows Kugel und ihr wurdet in alle Einzelteile zerfetzt! Denkst du so lebt es sich wenn wir den Fluch los werden?" In der Tat klangen Barbossas Worte logisch. Nachdem einige Minuten vergangen waren, schien auch Jacoby ihre Bedeutung verstanden zu haben. „Also was tun wir Captain?" „Wir werden vorsichtig sein. Der gute Stiefelriemen Bill ist auf dem Grund des Meeres, von daher wird es unmöglich sein den Fluch zu brechen! Das ist ein Vorteil für uns... Aber lasst mich überlegen... Wichtig ist, dass wir jetzt keinen Fehler machen. Der Fluch darf nicht gebrochen werden, wir müssen alles daransetzten, dass das nicht geschieht!" „Überlegen", wiederholte Scratch und lächelte als wäre er nicht ganz normal im Kopf. „Du lieber nicht, Sratch", raunte Barbossa. „Da würde ich eher den Affen überlegen lassen und ihm mein Leben in die Hand geben...". Scratch nickte zustimmend. Gefolgt von den Blicken der Piraten setzte Barbossa sich auf einen Schmuckhaufen, runzelte die Stirn und fuhr sich durch den Bart. Seine gelblichen Augen starrten ins Leere während er überlegte und er murmelte leise etwas vor sich hin. Jacoby und Scratch stellten sich irgendwann gegenüber und spielten Goldmünzen hin und herwerfen, während Dog Ear sich einen kleinen Dolch verschafft hatte und damit herumfuchtelte. „Hört ihr wohl mit dem Geklimper auf", herrschte Barbossa Scratch und Jacoby irgendwann an. Immer wenn der kleine Pirat Scratch die Münze zuwarf, ließ dieser sie klimpernd fallen. Sofort standen die beiden Piraten Kerzengerade und regungslos. Nach einer ganzen Weile wurde es ihnen jedoch wieder langweilig und da sie kein Geräusch machen wollten, nahm sich jeder eine Krabbe und machte ein Wettrennen mit ihr. Jacobys Krabbe gewann, weil Scratch seine in die falsche Richtung gescheucht hatte. „Also...", begann Barbossa nach einer Weile und wurde von seinen Männern aufmerksam gemustert. „Wir haben ein Problem... Wir sitzen auf dieser Insel und kommen nicht weg! Ich für meinen Teil werde nicht auf dem Meeresboden entlang wandern und mich mit den Haifischen rumärgern. Diese Viecher sind lästig, sie reißen dir einen Arm ab und schwimmen damit davon und dann stehen wir da unten auf dem Grund und... Sind blöd dran. Das bedeutet wir müssen hier auf der Insel warten, bis jemand kommt!" „Dann geht's uns ja genau wie Jack Sparrow", stellte Scratch fröhlich fest. Barbossa grinste ironisch. „Also.. Captain... Wir bleiben hier und...", begann Dog Ear und verzog fragend das Gesicht. „Warten und bewachen das verfluchte Gold", ergänzte Barbossa. „Warten? Worauf?" „Ich sag euch mal was....", begann Barbossa und stolzierte auf dem Schmuckhaufen umher, immerzu damit beschäftigt sein Äffchen zu streicheln. „Ich würde mein Leben drauf verwetten, würde ich es denn können, dass wir hier nicht lange warten müssen! Ich weiß nicht ob ich mich auf die restliche Crew verlassen kann...", Barbossa beäugte Scratch, der gerade seine Krabbe auf den Rücken gedreht hatte und mit Freude zusah, wie sie mit ihren Beinen in der Luft strampelte, „... Aber ich weiß dass ich mich auf Jack Sparrow verlassen kann!" Jacoby sah ihn an und schüttelte verwirrt den Kopf. Barbossa hob eine Münze vom Boden auf und betrachtete sie sich. „Wenn wir verflucht sind, ist er es auch! Er hat ebenfalls den Fluch auf sich genommen und es ist unmöglich, dass er nicht auch zu ihm zurückkehrt! Er wird kommen... Hierher... Denn er glaubt mit Sicherheit hier die Antwort zu finden! Wo sollte er sonst hingehen?" „Also ihr wollt warten bis dieser verlauste Pirat, der euch schon einmal...", Jacoby schluckte die Worte runter als er Barbossas grimmige Miene sah. „Ich meine ihr wollt warten bis er hier herkommt? Ihr wisst nicht, ob er kommt, ihr wisst nicht mal ob er verflucht ist, ihr wisst gar nichts!" „Ich dulde keine Kritik, Jacoby", donnerte Barbossa und funkelte den aufmüpfigen Piraten böse an. „Er ist verflucht... Genau wie wir es sind. Und ich kenne Jack... Wenn er den Rum nicht mehr schmecken kann, spätestens dann wird er kommen...", erklärte Barbossa etwas ruhiger und grinste schief. „Aye", raunten Jacoby und Dog Ear gleichzeitig, Scratch war noch zu sehr mit seiner Krabbe beschäftigt.