Und weiter geht's! Danke Manu 2211 für deine Reviews!! Das mit den Absätzen werde ich versuchen zu ändern, mal sehen ob die Technik mitmacht... ;-)

„Commodore?"

Die Stimme des Mannes klang untertänig.

Norrington blickte von seinen Unterlagen auf und sah Lt. Gillette fragend an, doch dieser schien auch nicht zu wissen, wer vor der Tür stand. Norrington richtete sich auf und stellte sich gerade hin. Er überprüfte sorgfältig seine Kleidung auf eventuelle Falten und richtete seine Perücke. Dann schob er noch sein Schwert an die richtige Stelle und nickte Gillette in einer förmlichen Geste zu, damit dieser dem Besucher Einlass gewähren konnte. Der Mann ging mit steifen Schritten zur Tür und öffnete sie um davor Mullroy und Murtogg zu erblicken, die mit ihren Gewähren über der Schulter nervös vor der Tür standen. Murtogg blickte in das kleine Zimmer indem Commodore Norrington stets Besprechungen hielt und Dokumente studierte. Zwei Gläser Wein standen auf dem Tisch und das Licht im Zimmer war schummrig von nur einer Kerze, die den Raum erhellte.

„Was verschafft mir die Ehre, Gentelmen", fragte Norrington höflich, nachdem sich die beiden Wachen vorschriftsmäßig verneigt hatten.

„Nun, Sir... Wir müssen euch etwas mitteilen". Murtogg und Mullroy überschlugen sich fast mit diesem Satz.

„Ich denke es ist angebracht, dass nur einer das Wort hat, erzählen sie", lächelte Norrington und deutete auf Murtogg. Dabei achtete er seht darauf, dass sein Lächeln nicht zu fröhlich wirkte, es war ein zurückhaltendes Lächeln und sollte anständig und nicht freundschaftlich wirken. Mullroy warf Murtogg einen säuerlichen Blick zu, weil dieser das Wort erhielt.

„Also Commodore... Es geht um die Piraten", begann Murtogg.

„Die Piraten? Welche Piraten, die letzten die ich gesehen habe, hängen mit ihren Hälsen in den Schlingen vor der Stadt und schrecken dort jeden anderen Piraten ab, der es wagt Port Royal zu betreten", sagte Norrington ernst. Seine Hände hatte er ordentlich hinter den Rücken getan und seine Brust rausgestreckt. Er blickte Gillette an, der zustimmend nickte.

„Nun... Um diese geht es, Sir. Sie sehen noch genauso aus wie an dem Tag, als wir sie gehängt haben! Dabei sind sie seit fast drei Monaten tot! Wir sind heute mit einem Ruderboot vor die Stadt gefahren um verloren gegangene Ware eines Handelsschiffes aufzulesen, die dieses dort verloren hatte. Doch als wir an den Piraten...", fuhr Mutogg fort.

„Was soll das? Ist das wieder eine dieser Geistergeschichten?"

„Verzeiht, Sir. Aber... Ihr habt selber gesehen, was mit ihnen war! Habt ihr das vergessen", schaltete sich Mullroy in das Gespräch mit ein.

„Nein Mister Mullroy, ich vergesse nie etwas...", antwortete Norrington streng. „Aber ich weiß auch, dass der Fluch aufgehoben wurde. Und von daher ist es unmöglich..."

„Commodore... Wir haben nicht gesagt, dass das etwas heißen muss. Wir wollten lediglich berichten, dass uns dies merkwürdig vorkam", unterbrach ihn Murtogg und erntete von Norrington ein überlegendes Lächeln. Danach zog er leicht amüsiert den Mundwinkel hoch. „Ich danke euch, ich rechne euch eure Aufmerksamkeit hoch an. Aber ich denke nicht, dass Port Royal irgendeine Gefahr von nicht verwesenden Leichen droht und meine Aufgabe ist es in erster Linie Port Royal zu schützen", erklärte er auf beeindruckende Art und weise und streckte seine Brust noch etwas weiter vor. „Ich versichere euch, kein Pirat wird unsere Stadt je wieder betreten und was die Leichen angeht, lasst sie hängen!"

„Aber..", setzte Mullroy an, „wir haben beobachtet dass die Möwen sich den Leichen nicht nähern! Und das ist seltsam!"

„Mein lieber Mister Mullroy... Kann man es denn den Möwen verübeln? Auch ich würde mich nicht an dem Fleisch dieser stinkenden Männer gütlich tun wollen, selbst wenn es das letzte wäre, was es auf dieser Welt zu essen gibt!"

Murtogg verzog sein Gesicht bei dem Gedanken Menschenfleisch zu essen und fand Norringtons Vergleich irgendwie unpassend. Doch er war ihm untergeben und der Commodore schien sich durch ihren Bericht nicht genötigt zu fühlen etwas zu tun...

Norrington machte ein paar Schritte auf die beiden Wachen zu und musterte sie kurz. „Ihr seid gute Männer, aber verschwendet nicht eure Gedanken an die toten Piraten. Ich entsende euch eine gute Nacht". Mit diesen Worten warf er die Beiden in einer sehr höflichen Geste hinaus. Die Beiden traten etwas verdattert den Rückzug auf ihren Posten an und Norrington lockerte seine förmliche Haltung wieder etwas.

„Ihr wollt wirklich nichts tun, Sir", fragte Gillette, der sich bei der ganzen Unterhaltung dezent zurückgehalten hatte.

„Vielleicht später, Gillette. Ich habe im Moment andere Probleme..."

„Ist es wegen der jungen Miss Swann", fragte Gillette vorsichtig, als Norrington eine Weile lang nichts gesagt hatte und nur auf seine Unterlagen gestiert hatte.

„Ihr verlangt recht viel von mir Gillette... Mit dieser Frage zwingt ihr mich meine Gefühle kundzutun!"

„Verzeihung..."

Norrington stütze sich mit seinen Händen auf dem Tisch voller Unterlagen ab und seufzte einmal leise. „Nun.. Sie ist nicht das einzige, was mich in der letzten Zeit beschäftigt... Aber ich gebe zu, dass ihr ein großer Teil meiner Gedanken gehört!"

Gillette schwieg lieber als das er irgendetwas sagte.

„Ein Mann in meinem Alter sollte verheiratet sein, Gillette. Aber es sollte eine Frau mit.. gewissen Tugenden sein... Und Miss Swann ist diejenige die sie hat. Noch dazu ist sie ansehnlich und... Immer noch unverheiratet!"

Gillette machte einen entsetzen Gesichtsausdruck. „Commodore!"Er errötete leicht, als er in Norringtons Gesicht sah und dieser ihn vorwurfsvoll anblickte. „Sie ist Mr. Turner versprochen", fügte er etwas leiser hinzu.

„Denkt nicht, ich wüsste das nicht! Ich war es schließlich der sie freigegeben hat", sagte Norrington gereizt, fand aber sogleich seine gewohnte Fassung wieder. „Ich mache mir immer noch Hoffnung, Gillette. Ich weiß, das ist töricht, aber ich kann nichts dafür. Sie ist noch nicht verheiratet..."

„Sie hat Mister Turner nur noch nicht geheiratet, weil der ehrenwerte Governor Swann erkrankt ist und sie seine Genesung abwarten wollte", gab Gillette zu bedenken.

Norrington blickte Gillette lange an und schien sich seine eben gesagten Sätze noch einmal bewusst zu machen. Dann richtete er sich wieder auf. „Gillette, vergesst alles was ich eben gesagt habe. Das gehört sich nicht. Schweigt darüber, diese Worte sind nie gesagt worden!"

Gillette nickte verständnisvoll. „Kein Wort verlässt meine Lippen, Commodore!"

Sachte wurden die toten Körper in der Briese der Nacht hin und hergeschaukelt. Die Schlingen um ihren Hals hatten sich in das Fleisch gegraben und hatten ihnen die Luftröhre abgeschnürt. Ein quietschendes Geräusch ertönte als die Körper hin und herschwankten. Nur ihre dunklen Konturen waren zu erkennen. Das Licht des Vollmondes hatte sie noch nicht erfasst, doch er stieg immer weiter am Himmel empor und sandte seine Strahlen nach ihnen aus, wie als wollte er sie berühren. Das Rauschen der Wellen ertönte. Sie klatschten gegen den Felsen auf denen die Toten an ihren Schlingen hingen. Bis auf das Rauschen des Meeres herrschte völlige Stille. Der Mond stieg weiter empor und beschien die toten Körper über denen ein Schild hing, auf dem in deutlicher Schrift stand „Piraten seid gewarnt". Neben den toten Körpern hingen noch zwei ausgeblichene Skelette, doch ganz plötzlich verwandelten sich die toten Körper. Ihre Haut verschwand und gaben ihre Knochen frei, so dass sie sich kaum noch von den Skeletten neben ihnen unterschieden. In der Mitte hing ein Skelett auf dessen Schädel gräulich blonde Haare hingen und ein Auge deutlich größer aussah als das zweite. Das größere Auge löste sich plötzlich und fiel, begleitet von einem Platschen ins Wasser.

„Aaah.. Mein Auge...", rief Ragetti aufgebracht und zappelte in seiner Schlinge herum. Um ihn herum ertönte plötzlich ein Raunen und Keuchen. Die Untoten begannen sich zu bewegen und wanden sich alle in ihren Schlingen.

„Mein Auge... Mein Auge ist da runtergefallen", rief Ragetti immer weiter aufgebracht und haspelte so lange in seiner Schlinge herum bis sie oben, wo sie an die Felsen gebunden war, abriss. Ein lautes Platschen ertönte und Wasser spritzte auf, das Pintel und Bo'sun nass machte und den dunkelhäutigen Bo'sun böse knurren ließ. Ragetti paddelte hektisch mit seinen knochigen Armen und konnte sein Holzauge in einiger Entfernung wieder einsammeln. Dann ruderte er wieder zurück und krabbelte auf einen Felsen im Wasser auf dem sich bereits auch schon einige andere Piraten versammelt hatten. Ein wirres Gemurmel entstand, jeder fragte irgendetwas und alle raunten durcheinander oder gifteten sich an. Ragetti ging drei Mal zusammen mit Pintel und Grapple baden, weil sie immer wieder von den Felsen gestoßen wurden. Nach einer ganzen Weile ergriff Bo'sun donnernd das Wort. „Ruhe jetzt! Ich bin euer erster Maat und wer jetzt noch ein Wort sagt dem werfe ich den Haien zum Fraß vor und der wird tagelang damit beschäftigt sein, seine Arme und Beine wieder zu suchen!"

Stille. Nur das Quietschen von Ragettis Holzauge ertönte, als er darin herumrieb. Die Piraten hatten Mühe sich auf dem Felsen zu halten als Bo'sun die Diskussion aufnahm. Auch sie stellten fest, dass sie nicht mehr verflucht waren, doch konnten sie sich keinen Reim darauf machen. Ragetti jammerte die ganze Zeit über, wie sehr er sich in der Schlinge gequält hatte, bis er gestorben war und Twigg regte sich die ganze Zeit über nahezu alles auf.

„Als erstes werden wir nach Port Royal gehen und uns auf die Suche nach einem Schiff begeben", entschied Bo'sun.

„Werden sie uns denn da eins geben", wollte Ragetti kleinlaut wissen und Bo'sun verdrehte die Augen.

Pintel stieß ihn an. „Wir sind Piraten!"

„Ach ja..."

„Aber vorher werden wir sehen wer alles hier ist", sagte Bo'sun und blickte in die Runde.

„Ich bin da", tat Ragetti sogleich kund und wurde von Bo'sun zur Ordnung gerufen. „Noch ein Wort und du bist es nicht mehr!"

Ragetti streckte seine Hasenzähne beleidigt vor und schwieg.

Bo'sun begann der Reihe nach die Männer aufzurufen. Am Ende stellte sich heraus, dass Pintel, Ragetti, Twigg, Grapple, Mallot, Ketchun, Maximo, Monk, Clubba, Scarus und Nipperkin anwesend waren, obwohl Nipperkin auf seine Anwesenheit erst selber aufmerksam machen musste, denn Bo'sun hatte ihn beim Aufzählen vergessen.

„Dann fehlen... Weatherby, Simbakka, Jacoby, Hawksmoor, Katracho und Dog Ear", stellte Bo'sun fest. „Und natürlich der Captain...."

„Und Koehler und Scratch", bemerkte Twigg.

„Ach ja... Die auch."

„Und was machen wir jetzt", wollte Ragetti vorsichtig wissen.

Eine heiße Diskussion entbrannte, bis Bo'sun wieder eingriff. „Ich sage, wir holen ein Schiff und segeln zur Isla de Muerta! Dort suchen wir den Captain, er war in der Höhle, als der Fluch uns verließ und wir hierher geschleppt wurden!"

„Was willst du mit dem Captain", fragte Maximo, ein ziemlich großer, schwerer Pirat.

„Er ist der einzige, der diesen Sauhaufen hier zurechtweisen kann", raunte er Maximo zu. „Außerdem weiß er vielleicht eine Lösung für unser Problem dass wir schon wieder verflucht sind und hat vielleicht Antworten auf unsere Fragen und weiß wo der Rest der Crew ist!"

Nachdem wieder einiges Gemurmel ertönte, denn einige waren für diesen Vorschlag und andere dagegen, siegte letztendlich Bo'suns Entscheidung. Also machten sich die Piraten auf dem Weg durchs Meer nach Port Royal zu marschieren, denn die kleine Hafenstadt lag unmittelbar in ihrer Nähe.

„Moment.... Moment noch", raunte Ragetti und zog Pintel zu sich heran. Dieser half ihm nach oben zu klettern, dort wo das Schild mit der Aufschrift „Piraten seid gewarnt"hing.

„Was hat er jetzt wieder vor", wollte Nipperkin wissen und Pintel zuckte mit den Schultern. Zu erst schnitt Ragetti die beiden Skelette ab mit den Worten „Ihr seid zwar nicht untot, aber ihr dürft jetzt trotzdem gehen."Sie zerfielen in ihre Einzelzeile, landeten im Wasser und verschwanden in der Dunkelheit des Meeres. Mit Dreck den er fand strich Ragetti das „gewarnt"durch und ließ sich anschließend von den anderen buchstabieren, wie man „willkommen"schreibt.

„Hehe, seht mal", juchzte Ragetti nach gemachter Arbeit. Über dem Schild hatte Ragetti nun eine kleine Piratenflagge gehängt, die er vorher um seinen Arm gehabt hatte. Darunter war das Schild mit der Aufschrift „Piraten seid willkommen".

Ein tosendes Gelächter entbrannte und die Piraten gingen, einer nach dem anderen hinein in die tosende See, um auf dem Meeresgrund das Stückchen bis nach Port Royal hineinzugehen.

„Elizabeth... Hältst du es in der Tat für angebracht dich um diese Uhrzeit noch mit dem jungen Mr. Turner herumzutreiben?"Governor Weatherby Swann musterte seine Tochter mit kritischen Blick. Elizabeth war gerade von der Dienerin Estrella eingelassen worden und hatte sich mit einem verliebten Blick von Will verabschiedet, der nun wieder den Rückweg in seine Schmiede antrat. Er war sehr darauf bedacht gewesen Elizabeth bis zu Tür zu begleiten und zu warten, dass sie eingelassen wurde. Zu so später Abendstunde durfte eine Frau nicht ohne die wachsamen Augen eines Mannes draußen sein, wie er fand, obwohl Elizabeth durchaus glaubte sich wehren zu können, würde es denn notwendig sein. Immerhin hatte sie vor drei Monaten in der Höhle auf der Isla de Muerta zusammen mit Will gegen Barbossas furchterregende Piraten gekämpft!

„Guten Abend Vater, wie geht deinem Husten", fragte Elizabeth ohne auf die Frage ihres Vaters zu reagieren. Ihr prachtvolles Kleid hing auf dem Boden und sie hob es etwas hoch als sie auf ihren Vater zuging, der gerade die Treppe hinunterkam. „Er wird besser, bald wird er gänzlich verschwunden sein". Governor Swann ließ seinen Blick über seine Tochter schweifen. „Elizabeth", rief er erschreckt aus, woraufhin seine Tochter an sich hinuntersah.

„Deine Kleidung ist voller Sand! Du hast am Strand gelegen...", sagte Governor Swann entrüstet.

„Ja, mit Will...", antwortete Elizabeth unbekümmert und fröhlich.

„Mit..."... Governor Swann schluckte das Wort herunter... „Elizabeth... Das ist... Du bist eine Frau und er... So etwas gehört sich nicht!"

„Vater, er ist mein Verlobter...", gab Elizabeth zu bedenken und lächelte.

„Ja aber verheiratet seid ihr noch nicht! Erst danach dürft ihr... Nun...", Elizabeth grinste unschuldig und ihr Vater geriet ins Stammeln... „du weißt was ich meine, Kind!"

Elizabeth lachte und umarmte ihren Vater. „Will würde nie etwas tun, was nicht anständig ist! Wir haben nur am Strand gelegen und uns unterhalten...".

„Ich hätte nichts anderes von meiner Tochter erwartet", sagte Governos Swann stolz.

„Und außerdem sind wir nur noch nicht verheiratet, weil du krank warst", sagte Elizabeth während sie sich wieder von ihm löste.

„Ja und deshalb solltet ihr bald eure Hochzeit feiern, ich fühl mich ganz schlecht, wenn ich euch zwei so sehe! Aber so lange...", begann Governor Swann, doch Elizabeth fiel ihm ins Wort, „werde sowohl ich als auch Will uns anständig verhalten."Elizabeth seufzte. „Glaub mir Vater, wenn du Will besser kennen würdest hättest du keine Sorgen mehr, er hat sogar ein schlechtes Gewissen, wenn er mich nur küsst."

„Ein anständiger junger Mann", sagte der Governor hochachtungsvoll. Elizabeth nickte. „Natürlich Vater, aus diesem Grund heirate ich ihn auch", entgegnete sie verschmitzt.

„Ja... Aber nun... Geh ins Bett, es ist schon spät! Estrella hat bereits dein Bett gerichtet und das Wasser erwärmt". Governor Swann blickte seine Tochter fürsorglich an und Elizabeth machte sich daran, den Saum ihres Kleides hochhaltend, die Treppe zu ihrem Gemach emporzusteigen. „Eine gute Nacht Vater", wünschte sie dem Governor auf halber Höhe, was dieser erwiderte.

Will schlenderte eine kleine dunkle Straße entlang. Er grüßte höflich einen Kutscher, der ihm entgegen kam, indem er die Hand an seine Hutkrempe legte und ihm zunickte. Dieser erwiderte das Nicken. Die Straße auf der Will entlangging war uneben und aus einem kleinen Fenster schüttete eine Frau schmutziges Wasser auf die Straße. Will lugte nach oben, wo ein Fenster quietschend aufging und eine Frau sich schnell daran machte zu verschwinden, als sie ihn unten auf der Straße sah. Weiter vorne konnte Will einen Wachmann sehen, der seinen Rundgang machte und ein Bettler saß in zerzausten Lumpen an der Straße und murmelte unverständliche Worte und wie jedes Mal, wenn Will ihn passierte, legte er ihm etwas Geld vor die Füße. Nachdem er eine weitere Querstraße entlang gegangen war, kam er bei der Schmiede an in der er arbeitete. Mr. Brown, sein Vorgesetzter, hatte sich längst in sein kleines Häuschen, zwei Straßen weiter, zurückgezogen. Will war es recht, er störte ihn ohnehin mehr, als dass er half. Und so konnte er wenigstens die Nacht damit verbringen die Bestellung fertig zu machen, die er eigentlich bereits am Tag hatte machen wollen. Doch er hatte seine Zeit lieber mit Elizabeth verbracht, als das Schwert für einen der Offiziere zu schmieden. Er schloss die Tür zur Schmiede auf und entzündete das Feuer im Kamin und die Kerzen. Dann zog er seine Jacke aus und legte sie ordentlich, zusammen mit seinem Hut auf den Tisch. Will krempelte die Ärmel seines Hemdes nach oben und band sich seine schulterlangen Haare nach hinten zusammen. Danach legte er sich ordentlich seine Werkzeuge alle zurecht in eine Reihe und nahm sich das angefangene Schwert zur Hand. Er legte es ins Feuer und wartete dann bis es sich genug erhitzte um das Material bearbeiten und verformen zu können.

Bald drang ein Hämmern aus der Schmiede und heiße Luft zog durch ein geöffnetes Fenster nach draußen. Will bearbeitete das Schwert nach seinen Vorstellungen und bemerke die Schritte des Mannes nicht, der sich in den Schatten des Hauses stellte und durch das geöffnete Fenster spähte. Will wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Die heiße Luft, die ihm entgegenstieg brannte in seinen Augen, zusammen mit dem Schweiß, der ihm von der Stirn hinab in die Augen lief. Es zischte wenn er das heiße Schwert zum Abkühlen in einen Eimer Wasser steckte. Will musterte die Waffe genau und prüfte sorgfältig ob die Klinge gerade war. Immer wieder verbesserte er kleine Fehler bis sie am Ende perfekt war. Zwei ozeanblaue Augen musterten lange seine genaue Arbeitsweise neugierig. Erst als Will seine Arbeit mitten in der Nach beendete, bewegte sich der Mann vor dem Fenster wieder und trat zu der kleinen Tür, die in die Schmiedewerkstatt führte. Ohne groß zu zögern öffnete er sie und trat rasch ein. Will fuhr herum als er die schnelle Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnahm und zog im selben Augenblick ein Schwert aus der Halterung an der Wand. Zielgenau richtete er die Klinge gegen den Mann, der eingetreten war und blickte rasch an ihm auf und ab. Doch er konnte ihn nicht genau erkennen, er stand in einer dunklen Ecke des Raumes.

„Hallo William", begrüßte ihn der Mann und schien nicht im geringsten beeindruckt von dem Schwert in Wills Hand. Seine Stimme klang rau wie die See, in ihr schwang aber durchaus ein gütiger Ton mit. „Du bist also Schmied... Man hat mir gesagt, dass du hier arbeitest!"

„Wer seid ihr? Und woher kennt ihr meinen Namen", fragte Will barsch. Auch er ließ sich von dem Eindringling nicht einschüchtern.

„Kannst du dich nicht mehr an mich erinnern?"

Will bemerkte erst jetzt, dass ihm die Stimme irgendwo bekannt vorkam, aber er konnte sie nicht zuordnen. Der Mann ließ seine Hände sinken, die er vorher vor der Brust gehabt hatte und Will erkannte auf dem linken Handrücken eine Tätowierung. Ein Totenkopf war mit schwarzer Farbe in den Handrücken geritzt und ein Schwert hielt er zwischen den Zähnen. Will ließ seinen Blick genauer über den Mann schweifen und erkannte ein rotes Kopftuch.

„Ihr seid ein Pirat", raunte er finster.

„Ja. Das stimmt", bestätigte der Mann und wollte einen Schritt nach vorne machen, doch Will machte einen hastigen Schritt zur Seite. „Keine Bewegung. Ich misstraue Piraten und ich zögere nicht ihren Leib mit meinem Schwert zu durchbohren!"Will klang zu allem entschlossen.

„Will... Wirst du mich töten, noch bevor du überhaupt weißt wer ich bin?"

Will nickte entschlossen. Die Begegnung mit Jack Sparrow hatte ihm zwar gezeigt, dass es gute Piraten gab und er mochte Jack sehr, aber er kannte so viele andere Piraten die hinterlistig waren und die den Tod verdienten.

Der Pirat schien Will zu mustern und trat dann einen Schritt nach vorne, doch was Will jetzt sah, ließ ihn einen Schritt zurückweichen und brachte ihn dazu das Schwert sinken zu lassen, denn er wusste, dass es ohnehin unnütz war.

„Erkennst du mich nicht", wollte der Pirat wissen.

„Ihr seid verflucht... Und die Verfluchten sehen beinahe alle gleich aus im Licht des Mondes, wie sollte ich euch kennen", antwortete Will energisch. Er wusste weder wer es war der vor ihm stand, noch hatte er eine Ahnung warum dieser jemand verflucht war. Aber er hatte schon genug Piraten von Barbossas Crew gesehen, so dass er sich sicher war, dass der Mann verflucht war. Immerhin stand ein verfallendes Skelett vor ihm.

Der Pirat sah scheinbar überrascht an sich hinunter, verdrehte die Augen in den Höhlen und ließ dann seinen Blick sogleich zur Seite wandern, wo er ein Fenster sah, durch das das Mondlicht schien und ihn anstrahlte. „Verdammt, warum muss ich immer so ein Pech haben", raunte er und trat zur Seite, wo das Mondlicht nicht hinfiel und nur der Schein des Feuers war. „Jetzt ist es besser", stellte er zufrieden fest und stemmte die Hände in die Hüften. Will verengte die Augen und sah den Piraten an, der vor ihm stand und wieder sehr lebendig wirkte. Groß und schlank war er, er war vielleicht ein Stück größer als er selber. Seine Haare waren dunkel und länger als Wills Haare es waren. Sie lugten zottig unter dem Kopftuch hervor und umrahmten sein Gesicht. Will sah unwillkürlich zwei mal hin. Der Mann vor ihm hatte genau dieselben Gesichtszüge, beinahe glaubte Will in einen Spiegel zu blicken. Etwas älter war der Pirat als er selber, sein Bart war etwas fülliger als der von Will und an seiner rechten Wange hatte er eine lange Narbe. Außerdem waren seine Augen strahlend blau und nicht dunkel wie Will seine. Aber ansonsten sah er wie sein Ebenbild aus. In Will kroch ein unbehagliches Gefühl herauf. Will wusste nichts zu sagen. Er beäugte die schäbige Kleidung und die Muschelkette, die der Mann um den Hals trug. Für eine ganze Weile war nur das Knistern des Feuers im Raum zu hören. Will gab seine Unsicherheit nur bedingt preis. Er ahnte wer vor ihm stand, doch er wollte nicht fragen, ob er richtig vermutete und wenn es so war hatte er auch keine Ahnung was er dann sagen sollte.

„Deine Mutter... Lebt sie noch", unterbrach der Pirat das Schweigen.

„Nein...", antwortete Will knapp. Die Frage gab ihm die letzte Sicherheit, die seine Vermutung bestätigte. Er legte das Schwert schweigend hinter sich auf den Tisch und wendete den Blick von dem Mann vor ihm ab, der auf Wills antwort hin verstehend nickte.

„Sie war eine gute Frau... Eigentlich hatte sie einen Seeräuber wie mich nicht verdient", sagte der Pirat leise und beobachtete Will.

„William Turner nehme ich an. Oder besser bekannt als Stiefelriemen Bill", zischte Will.

„So ist es", antwortete der Pirat. „Ich verlange nicht, dass du mich Vater nennst".

„Gut. Also was führt dich zu mir... Nach all den Jahren", fragte Will mit strenger Miene. Er konnte seine Gefühle nicht ordnen. Er war überrascht, neugierig, erfreut, enttäuscht und ärgerlich zugleich.

„Also erst mal muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich hier mitten in der Nacht auftauche, aber es ist schwer dich alleine zu treffen. Ich sehe du hast eine Frau gefunden... Und bist viel mit ihr zusammen", sagte Stiefelriemen und grinste wissend, „und wenn du tagsüber in der Werkstatt bist, ist Mister Brown immer bei dir", erklärte er weiter.

„Ich sehe, du hast dich bestens über mich informiert. Aber, du hättest trotz Mister Browns Anwesenheit hierher kommen können. Er bekommt es nicht einmal mit, wenn vor seiner Tür der Krieg ausbrechen würde...", sagte Will ironisch, doch gleichzeitig ärgerte es ihn, dass er scheinbar nicht mal bemerkt hatte, dass er von seinem Vater beobachtet worden war.

„Mmh...", war alles was Stiefelriemen darauf antwortete. Der Mann machte ein paar Schritte durch die Werkstatt und deutete dann auf einen Stuhl. „Darf ich mich setzen?"

Will zuckte mit den Schultern. „Ich dachte du wärst tot."

„Nun ja... Bin ich auch. Jedenfalls wenn das Mondlicht auf mich fällt", antwortete Stiefelriemen und setzte sich. Wie selbstverständlich legte er seine Füße auf den kleinen Tisch vor ihm, doch zog sie sofort zurück als Will sich einmal räusperte und ihn streng ansah.

„Verzeihung." Er machte eine Handbewegung, die Will an Jack denken ließ bevor er fortfuhr. „Ich weiß was du meinst. Du kennst Barbossa wie ich gehört habe... Und du weißt von dem Fluch..."

Will nickte und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an einen Schrank.

„Und weiß du auch wie sie sich meiner entledigt haben", fragte Stiefelriemen und klang auf einmal deutlich gereizter.

„Du hast mir das Medaillon geschickt, damit Barbossa und seine Crew niemals von dem Fluch befreit werden...", sagte Will und erinnerte sich an Pintels Erzählung, als Barbossa und seine Crew Stiefelriemen auf den Grund des Meeresboden geschickt hatten. Es war die Strafe dafür, dass Stiefelriemen den Fluch hatte halten wollen.

„Ja... Ich fand damals sie sollten für die Ewigkeit verflucht sein. Barbossa, dieser meuternde Hund. Er hat kein Gewissen, er ist so kalt wie Stein. Und er hat Jack Sparrow seines Schiffes beraubt und ihn zum Sterben auf dieser Insel zurückgelassen. Obwohl Jack damals auf seiner Seite war... Barbossa hat vor seiner eigenen Mannschaft keinen Halt gemacht, wie man auch an mir unschwer erkennen kann." Stiefelriemen machte plötzlich ein ernstes Gesicht und beugte sich in Wills Richtung nach vorne. „Hast du eine Ahnung, wie es ist jahrelang auf dem Meeresboden zu liegen und nicht sterben zu können? Es war so tief dort, dass zum Glück die Haie nicht zu mir runter kamen. Aber kein Licht erreichte diesen verdammten Grund! Ich dachte der Wahnsinn würde mich bald gänzlich beherrschen. Jahrelang sahen meine Augen keine Sonne, keine Sterne, kein Schiff und keine Frau. Nur das schwarze Wasser um mich herum. Ich konnte nichts hören, denn es gab nichts, dass ich hätte hören können. Ich weiß jetzt was es heißt in der Hölle zu sein... Diese Jahre auf dem Meeresboden... Es gibt nichts was schlimmer ist! Sie machen selbst einem Untoten Angst... " Stiefelriemens Augen streiften durch den Raum als würden sie etwas suchen. Doch Will sahen sie nicht an. Er hatte seine Hände während des Zuhörens sinken lassen und die Fassungslosigkeit war ihm ins Gesicht geschrieben. Wieder entstand eine Pause und alle beide ordneten ihre Gedanken erneut.

„Ich hab... Die ganze Zeit nur an deine Mutter gedacht. All die Jahre", der Pirat wischte sich mit seinen schmutzigen Händen durchs Gesicht und legte sie dann auf den Tisch vor sich. Dabei fiel das Mondlicht auf seine Hand und verwandelte sie sogleich. Stiefelriemen betrachtete sie sich. „Aber ich bin nicht gekommen um dir Schauermärchen vom Meeresboden zu erzählen", er machte eine Pause und sah Will an, „er ist wieder da... Der Fluch. Ich hab von deiner Geschichte gehört. Ich habe davon gehört wie du den Fluch gelöst hast."

„Woher", wollte Will wissen.

„Solche Geschichten verbreiten sich schnell..."

„Was ist passiert? Wie bist du vom Meeresboden entkommen und wieso bist du verflucht?"

Stiefelriemen lehnte sich wieder zurück und legte die Hände zusammen. „Die Kette... Sie haben sie um mein Bein geschlungen und die Kanone an der anderen Seite zog mich in die Tiefe, aber... Das Salzwasser hat mich befreit. Mit den Jahren ist die Kette gerostet und schließlich war sie so zersetzt, dass ich mich befreien konnte."

„Du hast jahrelang auf dem Grund des Meeres gelegen und darauf gewartet dass die Kette rostet", versicherte Will sich noch einmal.

Stiefelriemen Bill nickte. „Was blieb mir anderes übrig? Als ich endlich Land unter meinen Füssen hatte brauchte ich erst mal ein paar Wochen bis ich mich wieder an das Landleben gewöhnt hatte. Du glaubst gar nicht was das bedeutet, wenn du jahrelang nichts gesehen und nichts gehört hast und dann wieder gehen, sehen und hören kannst! Jedenfalls habe ich dann nach dir gesucht, denn eigentlich wollte ich mir das Medaillon wiederholen, denn ich fürchtete Barbossa könnte es bei dir finden. Ich wollte es verstecken, so dass er es nie finden würde. Dieser Hund sollte nie wieder etwas schmecken oder fühlen können... Ewig sollte er unter diesem Fluch leiden! Am liebsten hätte ich ihn auch für Jahre auf dem Grund des Meeres versenkt! Aber es dauerte bis ich irgendeinen Hinweis auf dich hatte und plötzlich – war der Fluch nicht mehr da. Vor ungefähr einem Monat habe ich dann erfahren dass du hier arbeitest und jetzt bin ich hier."

Will setzte sich neben seinen Vater und sah in lange an. „Wenn der Fluch nicht mehr da war... Wieso ist er es jetzt wieder?"

„Das ist die Frage", raunte Stiefelriemen und zeigte mit dem Finger auf Will. „Deinetwegen. Barbossa ist der größte Narr den es gibt, wenn er denkt, dass dein Blut den Fluch für ewig aufhebt."

„Sie hielten dich für tot..."

„Wie denn? Ich war genauso ein verdammter Untoter wie sie! Wenn Barbossa wirklich gedacht hat ich sei tot, dann ist er entweder noch dämlicher als ich dachte oder er wusste, dass ich nicht tot sein kann und hat einfach nach einer bequemeren Lösung gesucht. Wahrscheinlich war es einfacher für ihn mein Kind aufzuspüren, als den finsteren Meeresboden nach mir abzusuchen!"

Will runzelte die Stirn. „Kennst du eigentlich die ganze Geschichte richtig, oder hat dir nur irgend einer die halbe Wahrheit erzählt und mehr Seemannsgarn dazugesponnen, als die Tatsachen zu berichten?" Will dachte dabei an Mr Gibbs und seine doch recht eigentümliche Geschichte wie Jack das erste Mal von dieser Insel geflohen war, wo man ihn ausgesetzt hatte.

„Erzähl, Junge", sagte Stiefelriemen sogleich und setzte sich entspannt auf den Stuhl, als hätte er nur auf die Gelegenheit gewartet, dass ihm jemand eine spannende Geschichte erzählt.

Das machte Will etwas unsicher, aber schließlich fing er an alles von Anfang an zu berichten. Er begann damit, wie er damals als kleiner Junge gerettet wurde, wie Elizabeth von den Piraten gefangen genommen wurde, weil man sie fälschlicherweise für das Kind hielt, durch dessen Blut das von William Turner floss und er erzählte von Jack und letzten Endes auch dem Sieg über Barbossa. Es war bereits frühe Morgenstunde als Will geendigt hatte und er sah schon etwas mitgenommen aus von den vielen Stunden, die er nicht geschlafen hatte.

„Hoho, er hat den Alten umgelegt, ich mag Jack. Ich mochte ihn schon immer...Und ich dachte schon, der alte Haudegen ist auf dieser Insel gestorben", tat Stiefelriemen laut und vergnüglich kund und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Das Ende der Geschichte kannte ich noch nicht! Und... Ich gebe zu, ein paar wichtige Details wurden mir verschwiegen, oder na ja etwas zu sehr ausgeschmückt."Er grinste einmal und entblößte einen Goldzahn, der Will sogleich auffiel.

„Ich sag dir was Will... Dein Blut ist nicht meins, deswegen bin ich jetzt wieder verflucht! Es ist närrisch zu denken mit dem Blut meines Kindes würde dieser Fluch gebrochen werden. Die alten Aztekengötter wussten was sie taten...", sagte Stiefelriemen Bill und grinste.

„Dann war das alles umsonst", fragte Will.

„Scheint so... Zumindest bei mir."

Will rieb sich die brennenden Augen. Die Müdigkeit übermannte ihn langsam.„Darf ich dich was fragen", raunte er müde.

„Nur zu..."

Will machte ein Pause und suchte nach den richtigen Worten. „Warum bist du ein Pirat", fragte er dann und versuchte durch die Betonung der Frage keine Gefühle zu zeigen.

„Warum bist du so ein strenger, junger Mann geworden? Du bist so...", Stiefelriemen Bill suchte nach den richtigen Worten, „korrekt, pingelig und so humorlos. Ich lag jahrelang auf dem Meeresgrund und hab mehr Humor als du".

Will fühlte sich von dieser Frage getroffen. Er hatte sich bemüht seinem Vater bei seiner Frage nicht preiszugeben was er darüber dachte, dass er ein Pirat geworden war, doch Stiefelriemen Bill hatte ihm sofort direkt ins Gesicht gesagt, dass er seine Art nicht gut fand.

„Ich habe ein paar wichtige Verhaltensweisen in den Jahren als Pirat und dann in denen auf dem Meeresgrund verlernt wie man sich benimmt. Tschuldigung, Will", sagte Stiefelriemen Bill, als er Wills Gesichtsausdruck bemerkt hatte. „Irgendwie hat sich das ergeben. Keine Ahnung. Als Pirat hast du Geld und... Unter dem richtigen Captain ist es gut...". Will musterte ihn und Stiefelriemen Bill verdrehte die Augen. „Na schön... Ich hab es einfach zu nichts anderes gebracht. Das Glück ist keiner meiner treuen Begleiter und irgendwie bin ich auf der Black Pearl gelandet und Jack war mein Captain."Stiefelriemen zuckte mit den Schultern. „Er issn netter Kerl. Er hat mir damals geholfen bei den Piraten aufgenommen zu werden, als ich nichts anderes hatte. Ich verdanke ihm zwar kein ehrwürdiges Leben, aber es war immerhin ein Leben. Und dann kam Barbossa. Ich wollte Jack verteidigen, ich war gegen die Meuterei. Wo ich gelandet bin weißt du. Barbossa hatte die Pearl und war neuer Captain, Jack war auf der Insel und ich auf dem Meeresgrund."

Will stand auf und versuchte die Müdigkeit von sich zu schütteln. Über sein Gesicht huschte ein Lächeln als er an Jack dachte.

„Eigentlich...", Stiefelriemen Bill erhob sich und stellte sich vor Will. Seine Erscheinung war jedoch wieder die eines Untoten, weil das Mondlicht ihn Berührte. „Eigentlich wollte ich dich nur mal sehen. Ich wollte nur wissen, welch ein Mann aus dir geworden ist nach all den Jahren."Er sah Will direkt in die Augen.

„Nach Mutters Tod hab ich nach dir gesucht, aber ich konnte dich nicht finden. Auf dem Meeresboden hab ich nicht nachgesehen."Will lächelte.

„Ah... Du hast ja doch Humor", sagte Stiefelriemen amüsiert und gab Will einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. „Du siehst müde aus... Ich werde wieder verschwinden. Ich habe ganz vergessen, dass du ja so was wie Schlaf brauchst! Bei mir ist das etwas anders..."

„Sehe ich dich wieder", wollte Will zum Abschied wissen.

Stiefelriemen lächelte ihn an und zeigte seinen Goldzahn. „Ich denke schon... Noch bleib ich hier in der Gegend."

Mit diesen Worten und mit erhobener Hand als Abschiedsgruß verschwand er aus der Tür und huschte durchs letzte Mondlicht der Nacht eilig davon. Will schüttelte den Kopf und wurde sich erst jetzt darüber bewusst wie überrascht er von dem Besuch seines Vaters gewesen war. Er erinnerte ihn wirklich etwas an Jack und Will merkte, dass er auch ihn genauso mochte, wenn er auch nicht unbedingt sagen konnte, dass er ihn liebte wie ein Sohn seinen Vater. Dafür kannte er ihn zu wenig. Will rieb sich wieder die Augen und löschte das Feuer und die Kerzen. Eine Handvoll Schlaf war jetzt das einzig richtige für ihn.